Gekommen – um zu dienen
Kapitel 6
Ablehnung des Herrn durch die Bewohner von Nazareth
„Und er ging von dort weg und kommt in seine Vaterstadt, und seine Jünger folgen ihm. Und als es Sabbat geworden war, fing er an, in der Synagoge zu lehren; und viele, die zuhörten, erstaunten und sprachen: Woher hat dieser das alles, und was ist das für eine Weisheit, die diesem gegeben ist, und solche Wunderwerke geschehen durch seine Hände? Ist dieser nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und ein Bruder von Jakobus und Joses und Judas und Simon? Und sind nicht seine Schwestern hier bei uns? Und sie nahmen Anstoß an ihm. Und Jesus sprach zu ihnen: Ein Prophet ist nicht ohne Ehre, außer in seiner Vaterstadt und unter seinen Verwandten und in seinem Haus“ (6,1–4).
Das sechste Kapitel beginnt, wie so viele Abschnitte in diesem Evangelium, mit dem Wort „und“. Es gefällt dem Geist Gottes immer wieder, den unermüdlichen Diener Gottes vorzustellen. Er verlor keine Zeit und ging von einem Dienst zum anderen. Hier kommt Er von Kapernaum in seine Vaterstadt, das verachtete Nazareth, um auch dort wieder in Treue seinen Dienst auszuüben.
Was für ein Hinweis auf seine tiefe Erniedrigung ist diese Tatsache, dass die so verachtete Stadt Nazareth (Joh 1,46) seine Vaterstadt war, wo Er die ersten dreißig Jahre seines Lebens verbrachte.
Wie es seine Gewohnheit war (Lk 4,16), ging der Herr am Sabbat in die Synagoge, um zu lehren. Hier wird besonders deutlich, wie wichtig dem Herrn der Dienst als Prophet war. Er lehrte in der Synagoge und auch in den Dörfern.
Der Dienst in der Lehre ist so wichtig, da die Kenntnis der Lehre des Wortes Gottes das Fundament des praktischen Glaubenslebens bildet. Häufig wird im Neuen Testament der Wert der Lehre betont. Die Apostelgeschichte z. B. ist eingerahmt von der Erwähnung, dass der Herr lehrte (Apg 1,1) und dass der Apostel Paulus lehrte (Apg 28,31). Und auch Timotheus wurde mehrfach von dem Apostel Paulus auf den Wert der Lehre und der Predigt des Wortes hingewiesen (z. B. 1. Tim 4,13; 2. Tim 1,13; 2,24; 3,16; 4,2). Wie sollte uns das anspornen, die Lehre des Wortes kennen zu lernen und in Besitz zu nehmen, auch wenn das oft mit Mühe verbunden ist.
Ebenso sollten wir nach der Weisheit streben, die in dem Herrn hier offenbar wurde. Er war der Einzige, von dem gesagt wurde: „Das Kind aber wuchs und erstarkte, erfüllt mit Weisheit, und Gottes Gnade war auf ihm“ (Lk 2,40). Diese Weisheit „von oben“ (Jak 3,17) sollte auch uns kennzeichnen und wir können Gott darum bitten (Jak 1,5).
Die Bewohner von Nazareth waren über die Art und Weise, wie der Herr lehrte, erstaunt, lehrte Er doch „wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten“ (Kap. 1, 22; Mt 7,29). Aber wir erkennen, dass es ein widerwilliges Erstaunen war und dass sie von einer Haltung der Ablehnung Ihm gegenüber geprägt waren.
Ihre Fragen, die sie sich stellten, machen deutlich, wie inkonsequent menschliche Überlegungen sind, wenn der Glaube fehlt. Sie kannten die Angehörigen des Herrn und ihre eigene Umgebung und sahen daher doch, dass darin nicht die Ursache für die besondere Natur seines Dienstes gefunden werden konnte. Aber sie waren nicht bereit, einen göttlichen Ursprung dafür zu suchen. Stattdessen nahmen sie Anstoß an Ihm.
Immer wieder lässt sich erkennen, wie an der Person des Herrn Jesus die Herzen der Menschen offengelegt werden. Auf der einen Seite gab es solche, die im Glauben ihre Zuflucht zu Ihm nahmen, wie es die beiden vorhergehenden Begebenheiten gezeigt haben. Auf der anderen Seite waren da solche, die sich wie die Bewohner von Nazareth an Ihm ärgern und Ihn verachten. Der Herr war so inmitten des Volkes, wie es in Jesaja 8,14 vorausgesagt worden war: Er war „zum Heiligtum“ für die, die Ihn annahmen, aber „zum Stein des Anstoßes und zum Fels des Strauchelns“ für die, die Ihn ablehnten.
Die Bewohner seiner Vaterstadt, die den Herrn so gut kannten, lehnten Ihn ab und ärgerten sich an Ihm. Wie tragisch ist es, wenn man so nah in einer äußeren Verbindung mit dem Herrn Jesus ist und sich doch nicht für Ihn entscheidet. An der Person des Herrn Jesus entscheidet sich alles. Er ist Der, „in dem wir errettet werden müssen“ (Apg 4,12). Dies ist auch eine ernste Warnung für Angehörige von Gläubigen, die noch nicht zu Ihm gekommen sind und Buße getan haben.
Die feindliche Gesinnung, die dem Herrn hier von den Ihm äußerlich so nahestehenden Menschen entgegenschlug, finden wir schon in einigen alttestamentlichen Vorausbildern angedeutet:
Joseph wurde von seinen Brüdern wegen seiner Träume, die Gott ihm gab, gehasst (1. Mo 37,8.11).
David schlug der Zorn seiner Brüder entgegen, als er im Auftrag ihres Vaters zu ihnen in den Krieg kam (1. Sam 17,28). Sie waren nicht bereit, ihren jüngsten Bruder, der doch nur ein Hirte war, als den Gesalbten des Herrn anzuerkennen.
So wurde schon in diesen Vorausbildern auf den Herrn Jesus die Wahrheit seiner Worte hier in Markus 6,4 bestätigt, dass ein Prophet nicht ohne Ehre ist, „außer in seiner Vaterstadt und unter seinen Verwandten und in seinem Haus“.
Die Heilung einiger Schwacher
„Und er konnte dort kein Wunderwerk tun, außer dass er einigen Schwachen die Hände auflegte und sie heilte. Und er verwunderte sich über ihren Unglauben. Und er zog durch die Dörfer ringsum und lehrte“ (6,5.6).
Dies ist wieder eine Stelle, die den Herrn so besonders als den abhängigen Diener zeigt. Er, der doch Gott selbst ist, wie in Kapitel 1 gezeigt wurde, konnte hier kein Wunder tun. Er war als Mensch hier auf der Erde seinem Gott im Himmel unterworfen, und als der vollkommene Diener handelte Er nur dort, wo Gott offene Türen gab.
Wo sich solcher Unglaube zeigte, konnte der Herr nicht ungehindert wirken. Und der Segen, der von Ihm ausging, konnte nur sehr begrenzt fließen. Er heilte nur einige Schwache, die die Meinung ihrer Volksgenossen nicht teilten, sondern für die Gnade und Hilfe des Herrn empfänglich waren.
Über den Unglauben der restlichen Bewohner seiner Vaterstadt konnte Er sich nur verwundern. Wie ganz anders war es in Matthäus 8,10, wo der Herr sich über den großen Glauben des römischen Hauptmanns verwunderte.
Die Aussendung der zwölf Apostel
„Und er ruft die Zwölf herzu; und er fing an, sie zu zwei und zwei auszusenden, und gab ihnen Gewalt über die unreinen Geister. Und er gebot ihnen, nichts mitzunehmen auf den Weg als nur einen Stab; kein Brot, keine Tasche, kein Geld in den Gürtel, sondern Sandalen untergebunden; und zieht nicht zwei Unterkleider an. Und er sprach zu ihnen: Wo irgend ihr in ein Haus eintretet, dort bleibt, bis ihr von dort weggeht. Und welcher Ort irgend euch nicht aufnimmt und wo sie euch nicht hören, von dort geht hinaus und schüttelt den Staub ab, der unter euren Füßen ist, ihnen zum Zeugnis. Und sie gingen aus und predigten, dass sie Buße tun sollten; und sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Schwache mit Öl und heilten sie“ (6,7–13).
In Vers 6 hätte der Gedanke aufkommen können, dass es dem Herrn selbst an Kraft fehlte. Aber es scheint, dass der Heilige Geist durch die Anordnung der einzelnen Begebenheiten diesem entgegenwirken will, indem direkt im Anschluss berichtet wird, wie der Herr die Jünger zum Dienst aussendet. Er, der als der demütige Diener in Nazareth aufgrund des Unglaubens der Menschen nicht viel tun konnte, ist Derselbe, der die zwölf Jünger aussenden und ihnen Gewalt über die unreinen Geister geben kann. Er, der in Nazareth als der Zimmermann aufwuchs und arbeitete, ist zugleich auch der Sohn Gottes, der Autorität und Macht hat, die Jünger auszusenden.
Die Aussendung der Jünger ist die dritte Stufe von dem, was in Kapitel 3,13.14 gesagt wurde. Nachdem Er sie in seine Nachfolge gerufen hatte und sie bei Ihm gewesen waren und vieles lernen konnten, ruft Er sie jetzt, um sie auszusenden.
Wenn der Herr ruft, ist das immer ein persönlicher Ruf – sei es der Ruf in die Nachfolge, in die Gemeinschaft mit Ihm oder der Ruf zum Dienst. So ist es auch in den Briefen, wenn von Berufung gesprochen wird. Es ist zunächst eine persönliche Sache zwischen dem Rufenden und dem Gerufenen. Aber wenn Er uns zum Dienst ruft, lässt Er uns nicht allein stehen. Die Jünger sendet Er hier „zu zwei und zwei“ aus. Des Öfteren finden wir im Neuen Testament zwei Diener in einem Dienst besonders miteinander verbunden. „Zwei sind besser daran als einer“ heißt es in Prediger 4,9 – und wie ermunternd dies ist, erfahren auch heute noch viele Diener des Herrn. Aber jeder Diener ist dem Herrn gegenüber persönlich verantwortlich. Die Aussendung der Jünger trägt einen ganz besonderen Charakter, den wir beachten müssen, um keine falschen Schlüsse für die heutige Zeit und Praxis zu ziehen. Hier sendet der Herr als lebender und verachteter Mensch auf der Erde aus, heute tut Er dies als verherrlichter Mensch vom Himmel her. Daher lassen sich nicht alle Punkte direkt auf uns übertragen. Es kommt hinzu, dass der Herr die hier gegebenen Anordnungen in Lukas 22,35.36 wieder aufhob, als Er im Begriff stand, diese Erde zu verlassen.
Aber bei allen Unterschieden werden doch wichtige Prinzipien in Verbindung mit dem Dienst gezeigt, die sehr wohl auch heute noch gelten:
- Im Dienst geht alles vom Herrn aus; Er sendet aus und gebietet (V. 7.8).
- Wenn der Herr zu einem Dienst ruft, dann gibt Er auch die Kraft dazu (V. 7).
- Der Diener soll dem Herrn und nicht menschlichen Hilfsmitteln vertrauen; dieser sorgt für ihn (V. 8.9).
- Der Diener soll dem Herrn ähnlich sein; man soll ihn als Abgesandten des verachteten und in äußerer Armut seinen Weg gehenden Herrn erkennen (V. 8.9).
- Der Diener soll seinen Dienst ganz, konzentriert und von Herzen tun und mit Ausdauer im Dienst anhalten, bis der Herr weiter ruft (V. 10).
- Die Predigt des Wortes soll so erfolgen, dass die Zuhörer erkennen, dass die Botschaft verbindlich ist und dass deren Ablehnung ernste Folgen hat (V. 11).
In Vers 12 und 13 sehen wir, wie die Jünger dem Ruf des Herrn gehorsam folgten und so handelten, wie es auch ihr Herr tat.
„Sie gingen aus“ – tun wir das auch, wenn der Herr uns einen Auftrag gibt? Oder denken wir nicht oft, dass unser Bruder oder unsere Schwester diese Aufgabe doch viel besser ausführen könnte? Das Beispiel der Jünger hier sollte uns motivieren, ebenso zu gehorchen, wenn der Herr uns ruft.
In ihrer Predigt wiesen die Jünger auf die Notwendigkeit der Buße hin; ein Element, das in keiner Evangeliumsverkündigung fehlen darf. Ist die Buße doch eine Voraussetzung zum Empfang des Heils.
Die Wunderwerke, von denen wir hier und auch in Matthäus 10,8 lesen, erleben wir heute so nicht mehr. Es waren Begleiterscheinungen des Reiches, dessen Evangelium verkündigt wurde. Es handelte sich bei diesen Heilungen um letzte Dinge der „Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters“ (Heb 6,5), die wir heute so nicht mehr haben und die erst im 1000-jährigen Reich wieder gefunden werden.
In Vers 13 wird deutlich, dass die Juden damals Öl als Heilmittel gebrauchten. Darauf nimmt Jakobus Bezug, wenn er in Kapitel 5,14 seines Briefes von dem Salben eines Kranken mit Öl spricht – eine Stelle, die manchmal falsch verstanden wird. Wir verstehen sie besser, wenn wir bedenken, dass der Jakobusbrief einer der ersten Briefe ist, der in der Übergangszeit vom Judentum zum Christentum geschrieben wurde. Ein Brief, der sich an die zwölf Stämme Israels richtet – und nicht an eine örtliche Versammlung. So erwähnt Jakobus diesen jüdischen Brauch, aber es geht ihm nicht um das Öl an sich, sondern um das Gebet des Glaubens, durch den der Kranke geheilt wird.
Der Tod Johannes’ des Täufers
„Und der König Herodes hörte von ihm. (Denn sein Name war bekannt geworden; und sie sagten: Johannes der Täufer ist aus den Toten auferstanden, und darum wirken solche Kräfte in ihm. Andere aber sagten: Es ist Elia. Andere aber sagten: Ein Prophet wie sonst einer der Propheten.) Als aber Herodes es hörte, sagte er: Johannes, den ich enthauptet habe, dieser ist auferstanden.
Er, Herodes, hatte nämlich hingesandt und Johannes greifen und ihn im Gefängnis binden lassen wegen Herodias, der Frau seines Bruders Philippus, weil er sie geheiratet hatte. Denn Johannes hatte Herodes gesagt: Es ist dir nicht erlaubt, die Frau deines Bruders zu haben. Herodias aber trug es ihm nach und wollte ihn töten, und sie konnte nicht; denn Herodes fürchtete Johannes, da er wusste, dass er ein gerechter und heiliger Mann war, und er verwahrte ihn; und wenn er ihn gehört hatte, so tat er vieles, und er hörte ihn gern.
Und als ein geeigneter Tag kam, als Herodes an seinem Geburtstag seinen Großen und den Obersten und den Vornehmsten von Galiläa ein Gastmahl gab und ihre, der Herodias, Tochter hereinkam und tanzte, gefiel sie Herodes und denen, die mit zu Tisch lagen. Der König sprach zu dem Mädchen: Erbitte von mir, was irgend du willst, und ich werde es dir geben. Und er schwor ihr: Was irgend du von mir erbittest, werde ich dir geben, bis zur Hälfte meines Reiches. Und sie ging hinaus und sagte ihrer Mutter: Um was soll ich bitten? Diese aber sprach: Um das Haupt Johannes’ des Täufers. Und sie ging sogleich mit Eile zu dem König hinein und bat und sagte: Ich will, dass du mir sofort auf einer Schale das Haupt Johannes’ des Täufers gibst. Und der König wurde sehr betrübt; doch um der Eide und um derer willen, die mit zu Tisch lagen, wollte er sie nicht zurückweisen. Und sogleich schickte der König einen Leibwächter und befahl, sein Haupt zu bringen. Und der ging hin und enthauptete ihn im Gefängnis. Und er brachte sein Haupt auf einer Schale und gab es dem Mädchen, und das Mädchen gab es seiner Mutter. Und als seine Jünger es hörten, kamen sie und hoben seinen Leichnam auf und legten ihn in eine Gruft“ (6,14–29).
Die Verse 14–29 bilden einen Einschub, der den Bericht über die Aussendung und den Dienst der Jünger unterbricht. In diesem Einschub wird von der Enthauptung des Johannes durch den König Herodes berichtet – ein Ereignis, das zu diesem Zeitpunkt bereits in der Vergangenheit lag. Wir können uns fragen, warum der Heilige Geist diese Begebenheit an dieser Stelle berichten lässt. Eine Antwort liegt sicher darin, dass der Heilige Geist eine Macht vorstellen will, die immer den Dienst zu durchkreuzen sucht. Wenn die Jünger ausgesandt werden, zeigt der Geist ihnen hier sofort, womit sie es zu tun bekommen würden: mit der Macht der Welt, in der der Teufel mit großer Gewalt herrscht. Diese Macht tritt noch heute jedem Diener des Herrn entgegen. Daher ist es wichtig, sie zu kennen, um ihr in der rechten Weise mit der Hilfe des Herrn begegnen zu können.
Zu Beginn von Vers 14 sehen wir den König Herodes. Die Herodianer waren Idumäer – ein griechischer Ausdruck für die Nachkommen Edoms. Sie wurden von den römischen Besatzungsmächten als Herrscher und Verwalter in Judäa und Galiläa eingesetzt. Die Regierung dieser Herodianer war ein Beweis für den niedrigen Zustand der Juden in den Tagen der Evangelien. Sie waren nicht nur unter der Herrschaft der Römer, sondern es regierten auch Söhne Esaus über sie. Diese Herodianer waren dem Herrn Jesus und seinen Jüngern in der Regel feindlich gesinnt.
Aus Lukas 9,9 und 23,8 wird deutlich, dass dieser Herodes den Herrn Jesus noch nicht kannte. Aber er hörte von Ihm. Denn das war das herrliche Ergebnis des Dienstes der Jünger, dass sein Name bekannt wurde. Das sollte auch heute das Ergebnis jedes Dienstes sein, dass der Herr gesehen wird und nicht der Diener im Vordergrund steht.
Herodes hatte bezüglich der Ermordung des Johannes ein schlechtes Gewissen. Als er nun von dem Herrn Jesus hörte, dachte er sofort an Johannes den Täufer, den er ermordet hatte. Doch angesichts der Wunder, die gewirkt wurden, entstand die Frage, wie dieses erklärt werden konnte, denn das Zeugnis und der Dienst von Johannes waren nicht von Wundern begleitet, wie es an einer Stelle gesagt wird (Joh 10,41). Aber Herodes hatte für diese Frage eine Erklärung: Für ihn musste Johannes aus den Toten auferstanden sein, um in übernatürlicher Kraft solche Wunder tun zu können. Aber obwohl Herodes sich dies vorstellte, war er doch nicht bereit, angesichts einer solch außergewöhnlichen und bis dahin unbekannten Sache Buße zu tun. Damit ist er ein ernstes Beispiel für die Wahrheit der Worte, die der Herr in dem Bericht über Lazarus in Lukas 16,31 ausspricht: „Wenn sie nicht auf Mose und die Propheten hören, werden sie auch nicht überzeugt werden, wenn jemand aus den Toten aufersteht.“
Die Reaktion des Herodes auf die Nachricht von dem Wirken des Herrn und seiner Jünger zeigt auch deutlich, dass eine nicht geordnete Sünde nie ganz unterdrückt werden kann. Das Gewissen kommt nie wirklich zur Ruhe, bis die Sünde bekannt wird. So war es bei den Brüdern Josephs in 1. Mose 42,21 und auch bei David nach seiner Sünde mit Bathseba. In Psalm 51,5 muss er bekennen, dass seine Sünde beständig vor ihm stand. Aber er tat Gott gemäß Buße, als sein Gewissen durch das Wort Gottes getroffen wurde. Nicht so Herodes. Er verhärtete sein Herz, obwohl seine Sünde auch beständig vor ihm stand, was in seinen Erinnerungen an den Tod des Johannes deutlich wird.
Ab Vers 17 wird davon berichtet, welche Umstände dazu geführt hatten, dass Herodes Johannes ermorden ließ. Die Stimme Johannes’ war bis zum Hof des Herodes durchgedrungen. Als ein treuer Zeuge hatte er dem mächtigen Herodes klar und deutlich seine Sünde vor Augen gestellt. Dies tat er ungeachtet der Konsequenzen, die das für ihn hatte. Er fragte nicht: „Was bringt mir das?“, wie wir es so oft tun. Und er tat es auch nicht als ein alter Mann, sondern in einem Alter von gut dreißig Jahren! Wie viel können wir von dem mutigen und treuen Zeugnis des Johannes lernen.
Herodes wurde durch das Zeugnis des Johannes in seinem Gewissen getroffen, aber er war nicht bereit, von seiner Sünde zu lassen. Daher bekannte er sie nicht, sondern nahm Johannes gefangen.
Daran erkennen wir, dass Herodes ein sehr unsteter und wankelmütiger Mann war und sich in starker Abhängigkeit von den ihn umgebenden Menschen befand. Zeitweilig hörte er Johannes gerne und tat einiges, wie um einen Kompromiss mit der Wahrheit zu schließen; dann wieder verhärtete er sein Herz und hatte nicht den Mut, sein übereiltes Versprechen gegenüber der Tochter der Herodias zu brechen. Ähnlich verhielt es sich bei der Verurteilung des Herrn Jesus in Lukas 23,12, als er sich plötzlich von einem Feind in einen Freund von Pilatus verwandelte. Solche wankelmütigen Menschen gibt es auch heute. Manchmal werden sie durch ein Wort Gottes getroffen und unruhig, machen aber doch nicht ernst und verhärten ihr Herz dann wieder. Doch auch als Gläubige ähneln wir manchmal dem Verhalten von Herodes, wenn wir nicht wirklich bereit sind, von Sünden zu lassen. Dann fassen wir vielleicht gute Vorsätze, führen sie aber nie aus.
Im Gegensatz zu Herodes war Johannes ein gerechter und heiliger Mann. Sein Leben und Wirken war von diesen zwei Kennzeichen geprägt, die auch die Merkmale des neuen Menschen sind (Eph 4,24). Als ein solcher war er bekannt und von Herodes sogar gefürchtet. Doch trotz allem hielt er ihn gefangen und ließ ihn dann sogar töten. So wurde Johannes auch in dieser Hinsicht ein Vorläufer des Herrn Jesus, von dem es in Apostelgeschichte 3,14.15 heißt: „Ihr aber habt den Heiligen und Gerechten verleugnet …; den Urheber des Lebens aber habt ihr getötet.“
Die Verse 21–29 sind voller Tragik und werden mit den Worten eingeleitet: „Und als ein geeigneter Tag kam“. Auf solch einen Augenblick wartet der Teufel immer und so ein Tag kommt schnell, wenn Sünde in den Herzen und Gedanken ist. Der Teufel weiß genau, wann er einen Menschen zur Sünde verführen kann.
Doch bei aller Tragik passen diese Verse in unsere heutige Zeit. Wenn wir die Brutalität und Kälte betrachten, die in diesem Abschnitt vor uns tritt, können wir mit dem Prediger sagen: „Es gibt gar nichts Neues unter der Sonne“ (Pred 1,9). In der Geburtstagsfeier können wir etwas von unserer so genannten „Spaßgesellschaft“ erkennen. Die Kälte dieser beiden Frauen lässt uns an die Herzenskälte der Menschen heute denken, und auch die Feindschaft gegen das, was von Gott kommt, ist in unseren Tagen nicht unbekannt. So können wir aus diesem ernsten Bericht Anwendungen für uns machen, damit wir vor Dingen gewarnt werden, die in unserer Gesellschaft normal sind.
Dieser Abschnitt zeigt etwas davon, wie das Wort Gottes ein „Beurteiler der Gedanken und Überlegungen des Herzens“ (Heb 4,12) ist, und wir müssen uns daran erinnern, dass es nichts Böses gibt, was ein Gläubiger nach seiner Bekehrung nicht noch tun kann.
Gott benutzt z. T. solche extremen Situationen, um uns typische Dinge und Grundsätze zu zeigen. So werden uns hier zwei besondere Gefahren für Männer und Frauen gezeigt:
Die Gefahr für Männer liegt besonders in der Anreizung der Gedankenwelt durch Dinge, die wir über die Augen aufnehmen. Was für Gedanken bewegten wohl die Gesellschaft der versammelten Männer, als das junge Mädchen eintrat und vor ihnen tanzte. Vor diesen sündigen Gedanken sind auch wir nicht gefeit. Daher sollten wir uns vor solchen Situationen hüten und wie Hiob einen Bund mit unseren Augen schließen, um nicht auf eine Jungfrau zu blicken (Hiob 31,1). Das einzige Bewahrungsmittel in solchen Lagen ist die Flucht, die auch Joseph ergriff, als die Sünde in Gestalt der Frau Potiphars an ihn herantrat (1. Mo 39,7–12). Anders können wir solchen Situationen nicht begegnen, ohne der Sünde zu erliegen (Spr 6,27–29; 7,21.22).
Die Gefahr für Frauen liegt mehr im Nicht-vergeben-und-vergessen-Wollen und in tiefsitzenden Rachegedanken, wie sie hier bei Herodias gezeigt werden. In Vers 19 wird berichtet, dass sie dem Johannes seine deutlichen Worte nachtrug, und in Vers 24 braucht sie gar nicht zu überlegen, was sie ihrer Tochter raten soll. Ein ähnliches Verhalten findet sich bei verschiedenen Frauen im Alten Testament. An die Frau Potiphars in 1. Mose 39 haben wir uns schon erinnert. Isebel war eine ähnlich böse und rachsüchtige Frau, die Elia töten wollte (1. Kön 19,1) und auch Nabot töten ließ (1. Kön 21,5–15). Das Bewahrungsmittel vor dieser Gefahr ist eine vergebungsbereite Haltung und das Abweisen aller nachtragenden Gedanken.
Herodias war bereit, auf die Hälfte des Königreiches zu verzichten; solch einen Wert hatte der Tod des Johannes für sie bzw. für ihre Mutter. Wie ganz anders handelte die Königin Esther in Esther 7,2–4, als ihr ein solches Angebot gemacht wurde wie hier der Tochter der Herodias. Und das Angebot, das Esther bekam, war sehr viel größer als das Angebot des Herodes, der doch nur über ein Viertel des Landes Israel herrschte.
Satan wendet bei Herodes in diesem Abschnitt die drei Taktiken aus 1. Johannes 2,16 an, mit der er auch Eva im Garten Eden zur Sünde verleitete. Zu der „Lust des Fleisches“, die wir in Vers 17 finden, kam die „Lust der Augen“ in Vers 22, und in Vers 23 und 26 finden wir den „Hochmut des Lebens“. All dies und die Umstände der Geburtstagsfeier, bei der sicherlich auch reichlich Alkohol floss, führte zu der Sünde in Vers 28, die Herodes so vermutlich nicht geplant hatte. Darin bestätigt sich die Wahrheit von Hosea 4,11: „Hurerei, Wein und Most nehmen den Verstand weg.“ Denn anders lässt sich das unsinnige Versprechen des Königs in Vers 23 diesem jungen Mädchen gegenüber nicht erklären.
Die Verse 24 und 25 sind von großer Hektik und Eile geprägt. Herodias hat, ohne groß zu überlegen, direkt eine Antwort auf die Frage ihrer Tochter, und diese geht dann sogleich und mit Eile zum König und bittet ihn, ihr sofort das Haupt des Johannes zu bringen. So eine unermüdliche Betriebsamkeit ruft der Teufel gerne hervor, um die Menschen zur Sünde zu verleiten. Er will ihnen keine Zeit lassen, nachzudenken.
„Ich will … sofort“ – ist das nicht auch ein Charakterzug unserer Gesellschaft, dass man alles sofort und ohne zu warten haben will?
Es scheint, als ob die Jünger des Johannes während seiner Gefangenschaft die Möglichkeit hatten, mit ihm in Kontakt zu bleiben. Daher konnte Johannes in Matthäus 11,2.3 auch seine Jünger mit einer Frage zum Herrn senden. Auch hier scheinen sie nahe genug am Ort des schrecklichen Geschehens gewesen zu sein, um schnell von dem Tod ihres Meisters zu hören. Voller Mut gingen sie hin, um seinen Leichnam zu begraben. So konnten sie ihm den letzten Liebesdienst erweisen. Aus Matthäus 14,12 erfahren wir, dass sie in ihrer Trauer anschließend zu dem Herrn Jesus kamen und Ihm davon berichteten.
Die Rückkehr der Jünger nach ihrem Dienst
„Und die Apostel versammeln sich bei Jesus; und sie berichteten ihm alles, was sie getan und was sie gelehrt hatten. Und er spricht zu ihnen: Kommt ihr selbst her an einen öden Ort für euch allein und ruht ein wenig aus. Denn es waren viele, die kamen und gingen, und sie fanden nicht einmal Zeit, um zu essen.
Und sie fuhren mit dem Schiff weg an einen öden Ort für sich allein“ (6,30–32).
Dieser Abschnitt führt uns wieder zu der Aussendung der Jünger in den Versen 7–13 unseres Kapitels zurück. Sie hatten ihren Auftrag ausgeführt und „versammelten sich bei Jesus“. Wir lesen nichts davon, dass der Herr ihnen das geboten hätte. Es war für sie selbstverständlich. Zu wem sonst hätten sie auch gehen sollen? So ist es auch heute für jeden Diener des Herrn wichtig, nach einem Dienst in die Stille zu gehen, um die Gegenwart des Herrn aufzusuchen. Dort allein können wir Ihm das berichten, was wir getan und gelehrt haben. Denn in seiner Gegenwart besteht keine Gefahr, dass wir uns wichtig vorkommen und hoch von uns denken. Dort lernen wir, wie gering wir sind, welche Schwächen und Mängel wir haben und dass wir aus uns selbst nichts können. Zugleich erhalten wir dort neue Kraft und Unterweisung, um in Demut einen gesegneten Dienst für Ihn ausüben zu können.
Wenn wir einerseits sehen, dass die Jünger von selbst zu dem Herrn Jesus kamen, finden wir andererseits auch, dass Er sie an einen öden Ort führte, wo sie „für sich allein“ sein konnten.
Der Dienst der Jünger hatte großes Aufsehen erregt und bestimmt waren sie ganz erfüllt davon. Damit ihnen das nicht zu einem Fallstrick wurde (1. Tim 3,6), nimmt der Herr sie in seiner Fürsorge und Weisheit beiseite, um ihnen Ruhe zu geben. Es ist von größter Wichtigkeit, dass wir über dem Dienst des Herrn den Herrn des Dienstes nicht vergessen. Er, der zum Dienst aussendet, weiß auch genau, wann seine Diener der Ruhe bedürfen. Denn wenn der Diener des Herrn keine Zeit hat, geistlich zu essen, fehlt seinem Dienst bald die Kraft und Frische. Er gleicht einem Akku, der immer schwächer wird und rechtzeitig wieder aufgeladen werden muss. Der Diener braucht Speise für sich selbst, um Speise an andere weitergeben zu können.
Diese Zeit in der Stille bei Ihm ist so wichtig, dass wir uns auch in aller Hektik des Alltags und des Dienstes durch nichts davon abhalten lassen sollten. Denn gerade weil diese Momente der Stille bei Ihm so wichtig sind, setzt der Feind alles daran, uns diese Zeit durch Unruhe und Stress zu rauben. Dies finden wir hier angedeutet in den „vielen, die da kamen und gingen“. Lassen wir uns diese Momente der Ruhe beim Herrn nicht durch die Hektik unserer Zeit rauben. Denn nur in der Abgeschiedenheit bei Ihm wird das göttliche Leben in uns genährt und für kommende Dienste gestärkt. Ohne diese Zeiten der Ruhe und des verborgenen geistlichen Wachstums wird jeder Dienst unreif und kraftlos sein.
Die Speisung der Fünftausend
„Und viele sahen sie abfahren und erkannten sie und liefen zu Fuß aus allen Städten dorthin zusammen und kamen ihnen zuvor.
Und als er ausstieg, sah er eine große Volksmenge, und er wurde innerlich bewegt über sie, weil sie wie Schafe waren, die keinen Hirten haben. Und er fing an, sie vieles zu lehren. Und als es schon spät geworden war, traten seine Jünger zu ihm und sagten: Der Ort ist öde, und es ist schon spät; entlass sie, damit sie hingehen aufs Land und in die Dörfer ringsum und sich etwas zu essen kaufen. Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Gebt ihr ihnen zu essen. Und sie sagen zu ihm: Sollen wir hingehen und für zweihundert Denare Brote kaufen und ihnen zu essen geben? Er aber spricht zu ihnen: Wie viele Brote habt ihr? Geht hin, seht nach. Und als sie es erfahren hatten, sagen sie: Fünf, und zwei Fische.
Und er befahl ihnen, dass sie alle sich in Gruppen lagern ließen, auf dem grünen Gras. Und sie lagerten sich in Abteilungen zu je hundert und je fünfzig. Und er nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte auf zum Himmel, segnete und brach die Brote und gab sie seinen Jüngern, damit sie sie ihnen vorlegten; und die zwei Fische verteilte er unter alle. Und sie aßen alle und wurden gesättigt. Und sie hoben an Brocken zwölf Handkörbe voll auf, und von den Fischen. Und die, welche die Brote gegessen hatten, waren fünftausend Männer“ (6,33–44).
Als der Herr die große Volksmenge sah, die keine Anstrengung scheute, zu Ihm zu kommen, und zu Fuß aus allen Städten zusammenlief, wurde Er innerlich bewegt. Er, der sich schon mehrfach in mächtigen Zeichen und Wundern und in der Gewalt über die unreinen Geister erwiesen hatte, offenbart hier sein vollkommenes Mitgefühl und seine Zuneigung. Es rührt den Herrn, diese Schafe seines Volkes zu sehen, „die keinen Hirten haben“. Wo waren die Hirten Israels? Sie verwarfen den Herrn und wollten Ihn an das Kreuz bringen und konnten die Bedürfnisse des Volkes nicht stillen. Nicht so der Herr. Er allein wusste um die wahren Bedürfnisse der Herzen und entsprach ihnen in vollkommener Weise: zuerst den geistlichen Bedürfnissen, indem Er sie lehrte; dann den körperlichen Bedürfnissen, indem Er ihnen zu essen gab. Er sah seine erste Aufgabe darin, zunächst ihre geistlichen Bedürfnisse zu stillen. So sollten auch bei uns die geistlichen Dinge den Vorrang haben. Doch im weiteren Verlauf sehen wir den Herrn wieder als den guten Hirten (Jes 40,11; Hes 34), der auch für die leiblichen Bedürfnisse sorgt.
Angesichts des herannahenden Abends und der großen Volksmenge beginnen die Jünger beunruhigt zu werden und stellen dem Herrn ihre Überlegungen vor. Die Art und Weise ihres Vorgehens liefert uns ein Bild von unserem oft ähnlichen Verhalten in solchen Situationen. Sie machen dem Herrn Handlungsvorschläge, anstatt Ihn um Rat zu fragen. Dabei gehen sie von der Beurteilung der Umstände aus („der Ort ist öde, es ist spät, nichts zu essen“) und dementsprechend ziehen sie Schlussfolgerungen, die der menschlichen Logik entsprechen. Ihr Vorschlag „Entlass sie, damit sie hingehen“ widersprach ganz den Absichten des Herrn. Mit diesen Worten trieben sie – vielleicht unbewusst – einen Keil zwischen den Herrn und die Volksmenge, ähnlich wie es die Boten in Kapitel 5,35 bei Jairus tun wollten. Anstatt die Menschen wegzuschicken, sollten sie die Menschen doch zu Ihm führen und alles von Ihm erwarten. Wie ist es bei uns? Haben wir ein Auge für die Menschen um uns herum und erkennen wir, dass Magerkeit in ihren Seelen ist (vgl. Ps 106,15)? Können wir ihnen etwas für ihre Herzen geben oder gehen wir achtlos an ihnen vorüber und schicken sie weg?
Aber der Herr lässt es nicht zu, dass die Volksmenge entlassen wird. In Matthäus 14,16 sagt Er: „Sie haben nicht nötig wegzugehen.“ Er hatte etwas ganz anderes vor und wollte auch diese Gelegenheit benutzen, um die Jünger weiter zu belehren. Aus Johannes 6,5.6 wird deutlich, dass der Herr sie mit diesem Wunder – dem einzigen, das in allen vier Evangelien berichtet wird – in der Erkenntnis seiner Person weiterführen wollte. Sie hatten schon vieles mit Ihm erlebt und auch selbst schon große Dinge getan, aber jetzt „fragte“ Er sie und damit auch uns: „Wie weit vertraut ihr mir, auch in ausweglosen Lagen und im Bewusstsein eures Unvermögens?“
Der Herr nimmt daher den Vorschlag der Jünger nicht an, tadelt sie deshalb aber auch nicht. Stattdessen fordert Er sie zum Handeln auf. Dies war die Gelegenheit für die Jünger, sich an das zu erinnern, was sie bereits alles mit dem Herrn gemeinsam erlebt hatten, oder auch, was in den Schriften des Alten Testamentes berichtet war. So hätten sie sich an das Handeln Gottes in 2. Könige 4,42–44 erinnern können, als die Brote des Mannes aus Baal-Schalischa vermehrt wurden, so dass hundert Männer davon gesättigt wurden. Oder auch an die wunderbare Fürsorge Gottes für sein irdisches Volk in der Wüste, als Er ihnen Fleisch und Brot vom Himmel sandte. Aber sie fragen Ihn nicht um Hilfe, sondern denken rein natürlich und menschlich.
„Gebt ihr ihnen zu essen“ – das ist eine Aufforderung, die auch heute uns allen gilt, besonders aber den Männern in den Familien oder auch in den Zusammenkünften.
Die Frage, die der Herr den Jüngern dann in Vers 38 stellt, ist sehr bewegend und inhaltsreich. Er ließ kein Brot vom Himmel kommen, sondern fragte nach dem, was vorhanden war. So handelte Er auch bei der Hochzeit zu Kana in Johannes 2, als Er aus Wasser guten Wein machte. Hier waren nur fünf (Gersten-)Brote und zwei Fische vorhanden. Aber daran zeigte Er, wie Gott sich trotz der Unfähigkeit und Unzulänglichkeit des Menschen verherrlichen kann und alle Bedürfnisse befriedigt. Darin liegt eine wichtige Belehrung, die von bleibender Gültigkeit ist: Wenn es um die Frage von Nützlichkeit geht, sieht Gott auf das, was vorhanden ist, was wir haben, und nicht auf das, was wir nicht haben.
Es ist die Weise des Herrn, das zu benutzen, was wir haben, wenn bei uns die Bereitwilligkeit da ist, uns gebrauchen zu lassen. So fragte der Herr seinen Diener Mose in 2. Mose 4,2: „Was ist das in deiner Hand?“, und benutzte den Stab in der Hand Moses, um damit große Zeichen zu tun. David hatte nur eine Schleuder in der Hand und einen Stein, den er aus seiner Tasche nahm. Und unter der Führung Gottes wurde der geschleuderte Stein so gelenkt, dass er den Riesen Goliath sofort zu Fall brachte (1. Sam 17,48–50).
So fragt der Herr auch uns heute vor jedem Dienst nach dem, was in unserer Hand ist, und knüpft dann an das an, das wir geistlich haben. Daher ist es so wichtig, dass wir uns viel mit Ihm und seinem Wort beschäftigen, damit etwas da ist, das Er benutzen kann. Und wenn der Herr uns so fragt, müssen wir Ihm ehrlich antworten und das Wenige, das wir haben, Ihm zur Verfügung stellen. Dann dürfen wir staunend zusehen, wie gnädig der Herr mit unserem Unvermögen umgeht und was Er aus dem macht, was wir Ihm geben.
In Kapitel 6,7–11 haben wir schon einige Grundsätze und Prinzipien in Verbindung mit dem Dienst für den Herrn gesehen. In den Versen 39–44 werden nun noch weitere Prinzipien gezeigt:
- Der Herr knüpft immer an das an, was bei dem Diener vorhanden ist, wie in Vers 38 deutlich wurde.
- Der Diener kann nur das an andere weitergeben, was er selbst vom Herrn empfangen hat. Die Jünger konnten die Brote und Fische nicht vermehren, aber unter dem Auge des Herrn konnten sie das austeilen, was der Herr ihnen gab. So dienten sie, wie auch später, als „Mitarbeiter Gottes“ (1. Kor 3,9). Wie mit der physischen Speise, so ist es auch mit der geistlichen Speise.
- Der Diener, der geistliche Nahrung austeilt, soll den Dienst in Abhängigkeit vom Herrn tun und die Blicke auf Gott lenken, damit Er verherrlicht wird und nicht der Diener. Der Herr dankte für die Brote und Fische und lenkte damit die Blicke auf Gott im Himmel und drückte seine Abhängigkeit von Ihm aus. So muss auch heute jeder Dienst in Abhängigkeit geschehen und das Gesagte als „Aussprüche Gottes“ geredet werden, damit die Blicke auf Gott gelenkt werden und „in allem Gott verherrlicht werde“ (1. Pet 4,11).
- Ein Diener, der sich auf seinen Herrn und Meister und auf das Wort Gottes stützt, wird nie ohne Vorrat dastehen. So blieb auch hier viel mehr übrig als das, womit begonnen worden war.
Neben diesen Prinzipien enthält das Handeln des Herrn in diesen Versen noch viele weitere lehrreiche Hinweise sowohl für unser persönliches Leben als auch für unsere gemeinsamen Zusammenkünfte zu seinem Namen hin.
Zunächst sehen wir, dass der Herr die Volksmengen auffordert, sich in Gruppen auf dem grünen Gras zu lagern. Er sorgt für eine Atmosphäre der Ordnung und Ruhe, bevor Er die Nahrung verteilt.
So ist es auch in unserem Leben wichtig, dass wir uns Zeit nehmen und zur Ruhe kommen, bevor wir zu Ihm gehen, um von Ihm Nahrung zu empfangen – sei es persönlich oder gemeinsam in den Zusammenkünften. Wenn wir mit ruhigen und geöffneten Herzen zu Ihm kommen, werden wir erfahren, dass Er auch uns auf grünen Auen lagert, uns zu stillen Wassern führt und unsere Seele erquickt (Ps 23,2.3).
Die äußere Ordnung war eine Voraussetzung dafür, dass jeder aus der großen Menge etwas empfangen konnte. Auch in der Versammlung muss eine gewisse Ordnung herrschen (1. Tim 3,15), damit jeder das empfangen kann, was er braucht, und niemand übersehen wird.
Wie können wir es schaffen, wirklich zur Ruhe zu kommen, bevor wir in die Gegenwart des Herrn gehen? Es ist eine große Hilfe, wenn wir vor jeder Zusammenkunft auf die Knie gehen und den Herrn um seinen Segen für uns persönlich und gemeinsam bitten. Wenn wir das tun, gehen wir automatisch mit einer Erwartungshaltung in die Zusammenkunft und werden die Erfahrung machen, dass wir genau das empfangen, was wir benötigen. Und so, wie in dieser Begebenheit alle gesättigt wurden, kann jeder in den Zusammenkünften etwas vom Herrn empfangen, da Er alle im Blick hat, keinen übersieht und möchte, dass alle bei Ihm satt werden. An uns liegt es nur, das zu tun, was auch die Volksmengen hier selbst tun mussten – uns zu lagern und zu essen, d. h. geöffnete Herzen für das zu haben, was der Herr geben will.
Dann werden auch wir die Erfahrung machen, dass „zwölf Handkörbe voll“ übrig bleiben, dass der Herr immer mehr gibt, als wir verarbeiten können.
Weiter haben wir schon bemerkt, dass der Herr das wenige, was vorhanden war, nahm und zum Himmel aufblickte und die Speise segnete, bevor Er sie seinen Jüngern gab. Darin offenbarte Er sich wieder einmal als der vollkommene und abhängige Mensch. Er zeigte, dass jeder Segen nur von oben kommen kann, und brachte die irdische Nahrung in Verbindung mit dem Himmel.
Es ist ein großer Segen, wenn wir die Dinge dieser Erde in Verbindung mit dem Reichtum des Himmels bringen. Dann erfahren wir, dass das wenige, was in unserer Hand ist, unter der Führung des Herrn zu einem Segen – auch für andere – werden kann.
Darüber hinaus ist das Beispiel des Herrn auch ein Hinweis für uns, doch vor jeder Mahlzeit unserem himmlischen Vater für seine Fürsorge und Liebe zu uns – auch in den praktischen Dingen – ganz bewusst im Gebet zu danken. Wir finden es wiederholt, dass der Herr vor dem Essen „dankte“ (z. B. Lk 24,30; Mk 14,22.23). Und wenn Er das tat, wie viel mehr Grund haben wir dann dazu.
Auch der Apostel Paulus „dankte Gott vor allen“, bevor er zu essen begann (Apg 27,35). Ein Beispiel, das uns ermuntert, auch in der Gegenwart von anderen, z. B. Arbeitskollegen oder Schulkameraden, vor dem Essen zu danken. Neben diesen Beispielen finden wir noch weitere Stellen, die uns die enge Verbindung zwischen Essen und Danksagen zeigen (z. B. 1. Tim 4,3.4; Röm 14,6; 1. Kor 10,30.31).
Der Herr kommt über das Wasser zu den Jüngern auf dem See
„Und sogleich nötigte er seine Jünger, in das Schiff zu steigen und an das jenseitige Ufer nach Bethsaida vorauszufahren, während er die Volksmenge entlässt. Und als er sie verabschiedet hatte, ging er hin auf den Berg, um zu beten. Und als es Abend geworden war, war das Schiff mitten auf dem See und er allein auf dem Land. Und als er sie beim Rudern Not leiden sah – denn der Wind war ihnen entgegen –, kommt er um die vierte Nachtwache zu ihnen, wandelnd auf dem See; und er wollte an ihnen vorübergehen. Als sie ihn aber auf dem See wandeln sahen, meinten sie, es sei ein Gespenst, und schrien auf; denn alle sahen ihn und wurden bestürzt. Er aber redete sogleich mit ihnen und spricht zu ihnen: Seid guten Mutes, ich bin es; fürchtet euch nicht! Und er stieg zu ihnen in das Schiff, und der Wind legte sich. Und sie erstaunten sehr über die Maßen bei sich selbst und verwunderten sich; denn sie waren durch die Brote nicht verständig geworden, sondern ihr Herz war verhärtet“ (6,45–52).
Nach den großen Ereignissen in den vorhergegangenen Versen entlässt der Herr die Volksmengen und nötigt seine Jünger, in das Schiff zu steigen. Er schickt sie auf den See, weil Er sie eine weitere Lektion lehren will.
Er selbst geht zunächst wieder auf den Berg in die Stille, um mit seinem Gott allein zu sein. Dies ist das zweite Mal in diesem Evangelium, dass wir den Herrn im Gebet finden. Zuerst sahen wir Ihn in Kapitel 1,35 zu Beginn seines öffentlichen Dienstes beten. Hier war nun schon eine Zeit seines öffentlichen Dienstes verflossen. Es begann die Zeit, in der der Widerstand und die Ablehnung von seinem Volk immer deutlicher und stärker hervortreten würden. Ob Er sich in dem Bewusstsein, dass sich die Prophezeiung aus Jesaja 49,4: „Umsonst habe ich mich abgemüht, vergeblich und für nichts meine Kraft verzehrt“, für Ihn erfüllen sollte, im Gebet seinem Gott nahte?
Darüber hinaus können wir annehmen, dass der Herr auf dem Berg auch für seine Jünger auf dem See betete. Er, der später zu Simon Petrus sagte: „Simon, Simon! Siehe, der Satan hat begehrt, euch zu sichten wie den Weizen. Ich aber habe für dich gebetet, damit dein Glaube nicht aufhöre“ (Lk 22,31.32), dachte sicher an die Seinen, die in Bedrängnis waren. Und so kennen auch wir Ihn heute. In seiner Abwesenheit verwendet Er sich als unser Hoherpriester für uns beim Vater.
Während Er auf dem Berg betete, kämpften seine Jünger auf dem See gegen den starken Wind. Hier wird besonders berichtet, dass sie ruderten und dabei Not litten. Dies war harte Arbeit und eine lang andauernde Prüfung, denn es wird berichtet, dass die Jünger bis zur vierten Nachtwache ruderten, ohne Fortschritte zu erzielen. Dieses vergebliche Bemühen scheint hier ein wichtiger Gedanke zu sein. So, wie Er sich umsonst abmühte, sollten auch die Jünger lernen, dass Zeiten kommen würden, in denen sie im Dienst für Ihn nicht fischen konnten oder in denen sie keine Segel setzen konnten, um angenehm vorwärtszukommen. Nein, es würde auch Zeiten geben, in denen jeder Muskel angespannt werden müsste, um das Boot auf Kurs zu halten, und in denen kein Fortkommen zu sehen sein würde. So lernten die Apostel in einer für sie angepassten Weise das, was auch dem Herrn begegnete. In Kapitel 4,35–41 war der Herr bei ihnen im Schiff, hier mussten sie dieser großen Not ganz allein begegnen. Das war eine weitere Lektion für die Jünger. Sie sollten lernen, dem Herrn mehr und völlig zu vertrauen.
In Vers 48 finden wir die wunderbaren Worte: „Und als er sie beim Rudern Not leiden sah“. Wie kann dieser Gedanke Trost geben, wenn wir in Nöten und Schwierigkeiten sind. Und diese Nöte gibt es nicht nur auf einem Weg des Ungehorsams, sondern oft auch auf dem Weg des Gehorsams und in der Nachfolge hinter Ihm her.
Manchmal muss uns der Herr in Schwierigkeiten bringen, damit wir auf einem verkehrten Weg stillhalten oder aus einem Zustand der Lauheit und Gleichgültigkeit aufwachen und Ihn neu erkennen. Aber hier war es anders. Die Jünger waren auf dem See, weil sie den Worten des Herrn gehorcht hatten. Und trotzdem erlitten sie diese Not. Doch der Herr lässt solche Stürme zu, weil Er damit etwas in uns bewirken und unseren Glauben stärken und für dessen Bewährung sorgen will. Dabei kann es auch sein, dass die Not lange andauert, ja, bis zur vierten Nachtwache währt, da Er möchte, dass das Ausharren ein vollkommenes Werk habe (Jak 1,4). Doch welch ein Vertrauen gibt das Bewusstsein, dass Er uns sieht, dass alles zu unserem Guten mitwirken soll (Röm 8,28) und dass Er uns zu seiner Zeit zur Hilfe kommt.
So kommt der Herr auch hier zu seiner Zeit in die Umstände der Jünger. Und das tut Er auf eine beeindruckende Art und Weise: Er geht über das Wasser! So ein Wunder hatte es bis dahin noch nicht gegeben. Daher können wir die Jünger etwas verstehen, wenn sie in all ihrer Aufregung meinten, „es sei ein Gespenst“. Doch sie hatten Ihn trotz allem, was sie bereits mit Ihm erlebt hatten, noch nicht richtig erkannt. Sie hatten nicht erkannt, dass sein Weg im Meer ist und seine Pfade in großen Wassern (Ps 77,20) und dass Er es war, der einst auch zu den drei Freunden Daniels durch das Feuer in den Ofen gekommen war (Dan 3,25).
Aber der Herr gibt seine gnädige Hilfe immer in dem notwendigen Maß und zur notwendigen Zeit. Die Jünger baten Ihn nicht direkt um Hilfe, aber ihr Schreien rührte Ihn und veranlasste Ihn, ihre Furcht durch einige wenige Worte zu stillen. In Kapitel 4 hatte Er zuerst den Wellen geboten, hier wandte Er sich zuerst an seine Jünger, da ihre Furcht und Bestürzung schlimmer war als ihre unmittelbare körperliche Gefahr. Es scheint, als ob in Kapitel 4 die äußere Not und Bedrängnis im Vordergrund standen, während hier die innere Not und Aufregung der Herzen vordergründig waren. So sehen wir, wie der Herr jedem Bedürfnis in vollkommen angepasster Weise begegnet. Er stieg zu ihnen in das Schiff und die Wellen legten sich (s. a. Ps 107,28–31). Eine ähnliche Erfahrung machte Paulus in Apostelgeschichte 27, als der Herr ihm in der so ausweglosen Lage begegnete.
Auch wir erfahren, dass der Herr in unsere Umstände kommt, um uns Ruhe und Frieden zu geben. Denn das ist sein Ziel in allen Prüfungen, die Er uns schickt, dass wir nahe zu Ihm kommen und in seiner Nähe Ruhe und Frieden finden (Heb 12,11). Uns ist nicht die Erhörung aller Gebete garantiert, aber wir haben die Verheißung, dass sein Friede unsere Herzen bewahren will (Phil 4,7).
Doch angesichts dieses gewaltigen Geschehens waren die Jünger nur sehr erstaunt und verwunderten sich über die Maßen, da ihr Herz verhärtet war. Sie zeigten nicht das Maß an Glauben und Vertrauen in ihren Meister, das man von ihnen in ihrer bevorrechtigten Position als Augenzeugen seines Dienstes hätte erwarten können. Sie glichen dem Volk Israel im Alten Testament, das immer wieder die Taten und Wunderwerke des Herrn vergaß, die Er sie hatte schauen lassen (Ps 78,11). Das ist von jeher die Neigung des menschlichen Herzens gewesen. Und wir erkennen uns selbst in den Jüngern. Wir sind schnell bereit, die Größe unserer Bedränger und Schwierigkeiten anzuerkennen, aber oft sind wir sehr langsam in der Erkenntnis unseres mächtigen Heilands und Erretters.
Statt verhärteter Herzen sucht der Herr Herzen, die Er prägen kann. Diese Begebenheit beinhaltet auch eine prophetische Bedeutung im Blick auf das Volk Israel. Der Herr entließ die Volksmengen. Darin können wir das Volk in seiner Gesamtheit sehen. Seine Jünger litten Not auf dem See. Sie liefern ein Bild des treuen Überrestes, der in die große Drangsalszeit kommt. In dieser Zeit werden die treuen Zeugen bis aufs Äußerste bedrängt werden (Mk 13,19). Diese Zeitperiode wird in Lukas 21,25 bezeichnenderweise mit tosendem Meer und Wasserwogen verglichen. Aber wenn die Not am größten ist (die vierte Nachtwache, kurz vor Anbruch des Morgens), wird der Herr in aller Macht (dargestellt in seinem wunderbaren Wandeln auf dem See) kommen und die Gläubigen des Überrestes in die Ruhe des 1000-jährigen Reiches einführen.
Die segensreiche Gegenwart des Herrn
„Und als sie ans Land hinübergefahren waren, kamen sie nach Genezareth und legten an. Und als sie aus dem Schiff gestiegen waren, erkannten sie ihn sogleich und liefen in jener ganzen Gegend umher und fingen an, die Leidenden auf den Betten umherzutragen, wo sie hörten, dass er sei. Und wo irgend er eintrat in Dörfer oder in Städte oder in Gehöfte, legten sie die Kranken auf den Märkten hin und baten ihn, dass sie nur die Quaste seines Gewandes anrühren dürften; und so viele irgend ihn anrührten, wurden geheilt“ (6,53–56).
Diese Verse bilden eine kurze Zusammenfassung des Dienstes des Herrn, der in dem Zeitraum nach den Ereignissen auf dem See geschah. Dabei fällt auf, dass so wie auf dem See, auch hier die bloße Gegenwart des Herrn reicht, um Segen hervorzubringen. Es wird hier nicht berichtet, dass der Herr zu den Kranken redete oder sie anrührte, ebenso wie Er auch auf dem See nicht dem Wind und den Wellen gebot. Es genügte, dass Er ins Boot stieg und dass die Kranken Ihn oder die Quaste seines Kleides anrührten.
In der prophetischen Bedeutung weisen diese Verse auf die Zeit des 1000-jährigen Reiches hin. Dann wird der Herr auf dieser Erde – da, wo Er einst verworfen wurde (Mk 5,17) – angenommen werden. Und Er wird nicht nur für Israel, sondern für alle Nationen der „Baum des Lebens“ sein, dessen „Blätter … zur Heilung der Nationen sind“ (Off 22,2). Seine Gegenwart wird zu einer Quelle des Segens für die Menschen und besonders für sein Volk sein.