Botschafter des Heils in Christo 1885
Ein Wort über Gebet und Gebetsversammlungen - Teil 1/2
In unseren Tagen, den Tagen „schwerer Zeiten“ für den Gläubigen und „einer kleinen Kraft“, haben wir besonders nötig, auf das Wort der Ermahnung zu achten: „Ihr aber, Geliebte, euch selbst erbauend auf euren allerheiligsten Glauben, betend in dem Heiligen Geist, erhaltet euch selbst in der Liebe Gottes, erwartend die Barmherzigkeit Jesu Christi zum ewigen Leben!“ (Jud 1,20–21) Das Wort Gottes – das, was Gott dem Glauben offenbart hat – und das Gebet im Heiligen Geist, diese beiden Dinge empfiehlt der Apostel Judas den Geliebten in den Tagen des Verfalls, von welchen sein kurzer, prophetischer Brief ein so ernstes Bild entwirft. In seinem Wort redet Gott mit uns, „der Gott des Ausharrens“, auf dass wir „durch das Ausharren und durch die Ermunterung der Schriften die Hoffnung haben“ (Röm 15,4). In dem Gebet hingegen reden wir mit Gott. Das wahre Gebet ist der Odem und die Sprache des neuen Lebens; es ist der Ausdruck der eignen Schwachheit und der Abhängigkeit von dem Gott, den die Seele kennt, welchem sie vertraut, als demjenigen, der seine Liebe gegen uns erwiesen hat, „als wir noch Sünder waren“, „der allen willig gibt und nichts vorwirft“ (Röm 5,8; Jak 1,5). Sobald Saul von Tarsus bekehrt war, sehen wir ihn im Gebet. „Siehe, er betet!“ sagt der Herr von ihm zu Hananias; das Vertrauen auf seine eigene Kraft und Tüchtigkeit war ihm genommen. Die ersten Christen waren ebenfalls viel im Gebet vor Gott, sowohl einzeln als gemeinschaftlich. Schon gleich nach der Himmelfahrt des Herrn Jesus finden wir sie zusammen „alle einmütig anhatten am Gebet“ (Apg 1,14). Auch als der Heilige Geist ausgegossen wurde, waren sie wieder „alle an einem Ort beisammen“; und nachdem sie durch Ihn zu einem Leib getauft waren, „verharrten sie in der Lehre der Apostel, in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten“ (Apg 2,1.42).
Wenn die Gläubigen aber in den Tagen der ersten Frische und Kraft so sehr ihre Abhängigkeit von Gott fühlten und dieser so reichlich Ausdruck gaben in vielem Gebet und Flehen, wie sollten wir dann umso mehr heute, in den Tagen großer Schwachheit, vieler Gefahren und eines allgemeinen Verfalls, allem und gemeinsam zu Gott unsere Zuflucht nehmen und im Gebet für uns und andere vor Ihm sein! Samuel, der in den Tagen des Niedergangs Israels lebte, war eben sosehr ein Mann des Gebets, wie Josua in den Tagen der Kraft des Volkes. Er sagte: „Fern sei es von mir, wider Jehova zu sündigen, dass ich ablassen sollte, für euch zu bitten!“ (1. Sam 12) Und wie beharrlich und viel waren Elia und Daniel für sich und das geliebte Volk im Gebet! Und der Eine lebte in den dunklen Tagen des götzendienerischen Ahab, und der Andere gar mit dem Volk in heidnischer Gefangenschaft. Wie oft traten auch Esra und Nehemia in schwerer Zeit des Volkes für dasselbe ernstlich stehend vor Gott! Ist es ähnlich bei uns, geliebter gläubiger Leser? Suchen wir in diesen ernsten Tagen treulich das Angesicht des Herrn für das geliebte Volk Gottes, für sein Werk, für die Ehre seines Namens und alles das, woran wir teilnehmen sollen? Oder sind wir nicht einmal für uns selbst vor Gott im Gebet und Flehen? Ach, die so vielfach versäumten und vielseitig vernachlässigten Gebetsversammlungen lassen schon traurige Rückschlüsse tun auf den Stand der Dinge im Gebetskämmerlein daheim. Und die zunehmende Weltförmigkeit und geistliche Trägheit und Gleichgültigkeit unter uns beweisen, wie wenig wir die Nähe Gottes schätzen und suchen, wie wenig wir hier verweilen und flehend und anbetend vor Ihm verharren. Wenn wir in der Nähe des Herrn wandeln in stetem Selbstgericht und Aufschauen zu Ihm, so gehen wir siegreich durch diese versuchungsreiche Welt, sind gesegnet und für andere von Segen. Der Herr belehrt uns darum, wie nötig es ist, dass „wir allezeit beten sollten“ (Lk 18,1). Er sagt: „Betet, dass ihr nicht in Versuchung hineinkommt“ (Lk 22,40). Der Apostel Petrus ermahnt im Hinblick auf das Gericht, welches über diese Welt kommen muss: „Es ist aber nahegekommen das Ende aller Dinge. Seid nun besonnen und seid nüchtern zum Gebet!“ (1. Pet 4,7) Und Paulus schreibt den Gläubigen in verschiedenen Briefen: „Verharrt im Gebet“; „haltet an am Gebet“; „betet unablässig“; „betet zu aller Zeit!“ (Kol 4,2; Röm 12,12; 1. Thes 5,17; Eph 6,18)
Sehen wir nun zu, um was und wie wir bitten sollen.
Wir finden im Wort Gottes Gebete und Ermunterungen zum Gebet für uns, für andere und für das Werk und die Sache des Herrn. Was uns nun zunächst selbst angeht, so ist es unser Vorrecht, mit allen Dingen zu Gott zu kommen, betreffe es zeitliche oder ewige Angelegenheiten. Köstlich ist es, zu sehen, wie der Herr uns so oft und viel ermuntert, alle Dinge Gott, unserem Vater, zu übergeben und ruhig und getrost voranzugehen. Er weist seine Jünger auf die Sperlinge und Lilien der Felder hin, die der himmlische Vater nährt und kleidet, und Er ermuntert sie, unbesorgt zu sein (Mt 6,25-34; Lk 12,22-32). Der Apostel Petrus sagt: „Alle eure Sorgen werft auf Ihn, denn Er sorgt für euch!“ (1. Pet 5,7) Ähnlich Paulus, der, im Anschluss an den Zuruf: „Freut euch in dem Herrn allezeit! Und wiederum will ich sagen: Freut euch!“ die Gläubigen bittet: „Seid um nichts besorgt, sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kund werden“ (Phil 4,4-6). Jakobus schreibt: „Leidet jemand unter euch? Er bete“; und: „Wenn jemandem von euch Weisheit mangelt, so bitte er von Gott, der allen willig gibt und nichts vorwirft, und sie wird ihm gegeben werden“ (Jak 5,13; 1,5). Hier haben wir sowohl ein Gebet in zeitlichen Schwierigkeiten, als auch eine Bitte um eine geistliche Gabe; im letzteren Fall ist die bestimmte Erhörung zugesagt. Aber auch im ersteren Fall lasst der Herr das auf Ihn wartende Herz nie ohne Antwort. Wir sehen dies bei dem Apostel Paulus. Ihm wurde „ein Dorn für das Fleisch gegeben, ein Engel Satans, der ihn mit Fäusten schlug.“ Er „flehte dreimal zum Herrn für dieses, dass er von ihm abstehen möge.“ Der Herr erhörte dieses Flehen zwar nicht, antwortete ihm aber: „Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht“ (2. Kor 12).
Das Herz, das sein Anliegen vertrauensvoll Gott im Gebet und Flehen übergeben hat, harrt auf Ihn und weiß: „Er wird es wohl machen.“ Ruhe und Stille kehren ein. So wird bei dem obigen Worte des Apostels Paulus den Philippern zwar keine Zusicherung der Erhörung ihrer Bitten gegeben, aber es heißt: „Und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Sinne bewahren in Christus Jesus“ (Phil 4,7). Gott, der über allen Verhältnissen, Umständen und Schwierigkeiten steht, wird seinen Frieden in das bange, bittende Herz seines Kindes senken und es ruhig und ergeben machen. Sollten wir aber je mit törichten, eitlen Wünschen unserem Gott und Vater nahen, so würden wir dieselben gewiss in seinem Licht als solche erkennen und sie darum willig aufgeben. Wohl dem, dessen Zuflucht Er allezeit ist! Glückselig das Herz, das in steter Abhängigkeit von Ihm vorangeht!
Der Gläubige, welcher mit Gott wandelt, denkt aber nicht nur an sich, er denkt auch an andere; sowohl helfend, als im Gebet, gedenkt er aller Menschen, am meisten aber der Hausgenossen des Glaubens. In der Nähe des Herrn ist das Herz weit und von seinen Gefühlen der Liebe und Gnade erfüllt. Wir sind ja berufen, „uns zu freuen mit den sich Freuenden und zu weinen mit den Weinenden“; wir sollen stets unsere Zusammengehörigkeit mit dem Volk Gottes fühlen und derselben Ausdruck geben. Was aber die Unbekehrten anbelangt, so ist es unser Vorrecht, für sie sowohl, als auch für die Mächte und Gewalten, welche sind, priesterlich vor Gott in Gebet und Fürbitte dazustehen. Paulus schreibt an Timotheus: „Ich ermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen getan werden für alle Menschen, für Könige und alle, die in Hoheit sind, auf dass wir ein ruhiges und stilles Leben fuhren mögen in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit. Denn dieses ist gut und angenehm vor unserem Heiland Gott, welcher will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1. Tim 2,1-4). Welch eine hohe und gesegnete Stellung wird uns hier angewiesen! Wir sollen Anteil nehmen am Wohlergehen aller, an der Aufrechterhaltung des Friedens und der Ordnung hienieden, an dem gottseligen und gesegneten Wandel und Leben des Volkes Gottes, an der Ausbreitung der Wahrheit, an der Errettung kostbarer unsterblicher Seelen usw.
Ehe wir aber über die Fürbitte für das Volk und das Werk des Herrn einiges sagen, möchten wir noch eines Gebets für andere in besonderen Fällen gedenken. Es betrifft die Bitte um Vergebung von Sünden, die ein Bruder begangen hat, und um die oft damit in Verbindung stehende Heilung oder Genesung von einer Krankheit. Johannes schreibt im Blick auf diesen Punkt: „Wenn jemand seinen Bruder sündigen sieht, eine Sünde nicht zum Tod, so wird er bitten, und er wird ihm das Leben, geben, denen, die nicht zum Tod sündigen. Es gibt Sünde zum Tod; nicht für diese sage ich, dass er bitten solle!“ (1. Joh 5,16) Wie wir in der Geschichte von Hananias und Saphira und in der Versammlung zu Korinth sehen (Apg 5; 1. Kor 11,30-32), kann der Herr in der Zucht mit den Seinen soweit gehen, dass Er ihre Sünden mit dem Tod ahndet; Er nimmt die Schuldigen strafend von dem Schauplatz des Zeugnisses hinweg. „Jede Ungerechtigkeit ist Sünde“, schreibt Johannes weiter, „und es gibt Sünde, die nicht zum Tod ist.“ Wann aber eine Sünde und somit auch die darauffolgende Krankheit zum Tod ist, wird das geistliche Herz erkennen. Die Freimütigkeit fehlt dann zum Gebet: der Geist leitet nicht zur Fürbitte. Jede Sünde kann, wie uns scheinen will, unter gewissen und erschwerenden Umständen, eine Sünde zum Tod sein. Im anderen Fall wird die Fürbitte und Verwendung des betenden Bruders zu Gott kommen, und Gott wird seine Züchtigende Hand von dem Leidenden wegnehmen, sobald Er seinen gesegneten Zweck bei demselben erreicht hat.
Bei Jakobus lesen wir: „Ist jemand krank unter euch, er rufe die Ältesten der Versammlung zu sich, und sie mögen über ihn beten und ihn mit Öl salben im Namen des Herrn. Und das Gebet des Glaubens wird den Kranken heilen, und der Herr wird ihn aufrichten, und wenn er Sünden getan, so wird es ihm vergeben werden“ (Jak 5,14-15). Das Leben wird dem Kranken wiedergeschenkt, dessen Krankheit entweder nur zur Zucht war, oder aber als eine Strafe, eine Züchtigung für bestimmte von ihm begangene Sünden, ihn getroffen hatte. In dem Brief des Jakobus steht die Kirche oder Versammlung äußerlich noch in Verbindung mit dem Volk Israel, zu welchem der Herr gesagt hat: „Ich bin Jehova, der dich heilt“ (2. Mo 15,26); gleich wie auch David sagt: „Preise Jehova, meine Seele, und vergiss nicht all seiner Wohltaten! Der da vergibt alle deine Ungerechtigkeiten, der da heilt alle deine Krankheiten!“ (Ps 103,2-3) So wird es in besonderem Sinn im Tausendjährigen Reiche sein; stets aber hatte Israel für diese Erde und das Leben hienieden besondere Segnungen. Im Teich Bethesda sehen wir noch einen Überrest solcher irdischer Segnungen aus dem jüdischen Haushalt in den Tagen des Herrn hienieden (Joh 5).
Der Kranke nun sollte sich in jenen Tagen an die Ältesten der Versammlung wenden, damit diese ihn vor Gott brächten, wo die Versammlung ihrer Stellung gemäß ihren Platz hat. In dem Hilferuf und dem Bekenntnis der Sünden offenbart sich das Selbstgericht und die Aufrichtigkeit des Leidenden. Der Glaube und die Liebe der Brüder aber ruft die Gnade an, welche sich dann in der Heilung des Heimgesuchten und in der Vergebung seiner Sünden offenbart. Nun liegt zwar die Kirche oder Versammlung äußerlich in Trümmern, auch ist das „Salben mit Öl“ ursprünglich eine rein jüdische Handlung (vgl. Mk 6,13); aber immer noch sucht der Herr in und unter den Seinen wirkliche Aufrichtigkeit im Innern des Herzens und Entfaltung der Liebe. Noch gilt das Wort, das Jakobus sagt: „Bekennt denn einander die Vergehungen und betet für einander, damit ihr geheilt werdet. Das inbrünstige Gebet des Gerechten vermag viel“ (Jak 5,16). Nicht biblisch aber ist eine Richtung in unseren Tagen, die jede Krankheit als eine Strafe, nicht aber als ein Zuchtmittel in der Hand Gottes ansieht und behauptet, dass ein Christ nicht krank sein dürfe, die Anstalten baut, in welchen die Kranken durch Bekenntnis ihrerseits und Gebet und Händeauflegen andererseits geheilt werden sollen. Eine Krankheit kann, wie bereits angedeutet, auch bloß ein Mittel zur Zucht und Unterweisung sein, wie wir dies im Wort Gottes in vielen Fällen sehen. So sandte Gott Hiob Leiden, um ihm sein Inneres aufzudecken und ihn zum Empfang größerer Segnungen zuzubereiten; und Paulus litt, damit er auch fernerhin in Demut und Abhängigkeit, vorangehen und vor jeder Überhebung bewahrt bleiben möchte (2. Kor 12,7). Hätte bei ihnen Gebet und Handauflegen das Leiden entfernen können? Sicherlich nicht, wie wir ja schon bei Paulus gesehen haben. Trotz seines anhaltenden Flehens wurde er nicht erhört. Auch Timotheus war leidend, und der Apostel Paulus ließ seinen Begleiter Trophimus in Milet krank zurück (vgl. 1.Tim, 5,28; 2. Tim 4,20). War bei beiden Männern ein böser Zustand vorhanden oder ein Bekenntnis abzulegen? Wir hören durchaus nichts davon.
Gott hat bei allen Leiden und Proben seine weisen, heiligen Absichten; dies lehrt uns sein Wort und auch die Erfahrung. Er sucht den eignen Willen zu brechen oder in der Abhängigkeit zu erhalten, unseren Glauben zu bewähren, sich uns mehr und mehr zu offenbaren in seiner Liebe und Heiligkeit und uns dieser letzteren immer mehr teilhaftig zu machen (vgl. z. B. Joh 15,1-2; Heb 12). Dass Krankheiten indessen Strafen sein können für bestimmte vorliegende Sünden, haben wir bereits gesagt. Wir möchten nur hinweisen auf das Ungesunde und Ausschreitende jener Richtung, die in mehreren Fällen leider schon zur Schwärmerei ausgeartet ist. Der Herr wird hierdurch betrübt, sein Name verunehrt, und der Zweck der Leiden, die Er gesandt hat, in vielen Fällen verkannt; ja, vielen Seelen wird hierdurch großer Schaden zugefügt.
Wenden wir uns nun zur Fürbitte für das Werk des Herrn. Der Herr, der in den Tagen seiner Niedrigkeit so viel im Gebet war, ja ganze Nächte im Gebet verharrte, hat gewiss nicht zum Geringsten für die Wohlfahrt der Seinen, für die Befestigung ihrer Herzen und ihre Bewahrung vor dem Bösen, wie auch für die Ausbreitung der Wahrheit und die Errettung von Sündern gefleht. Im Blick auf das große Arbeitsfeld sagt Er zu den Jüngern: „Die Ernte zwar ist groß, der Arbeiter aber sind wenige; bittet nun den Herrn der Ernte, dass Er Arbeiter aussende in seine Ernte“ (Mt 9,37-38). Paulus, der treue Knecht des Herrn, flehte gleichfalls viel für des Herrn Werk und Zeugnis (siehe Röm 1,9-10; Eph 1,16; 3,14; Phil 1,4; Kol 1,3.29; 1. Thes 1,2; 2. Tim 1,3; Phil 4). Vornehmlich muss der Arbeiter im Werk des Herrn und jeder, der in seinem Dienst sich bemüht, soll anders sein Tun gesegnet sein, viel mit Gott verkehren im Gebet und Flehen. Von den Aposteln hören wir, dass sie sagten: „Wir aber werden im Gebet und im Dienst des Wortes verharren.“ Das Gebet hatte bei ihnen den ersten Platz (Apg 6,4). Indes ist es das Vorrecht und die Pflicht aller Gläubigen, für das Werk des Herrn und für die seinigen im Gebet zu sein. Der Apostel Paulus schreibt an die Gläubigen in Ephesus: „Betet zu aller Zeit mit allem Gebet und Flehen in dem Geist und eben hierzu wacht in allem Anhalten und Flehen für alle Heiligen und für mich, auf dass mir die Rede verliehen werde im Auftun meines Mundes, um mit Freimütigkeit kund zu tun das Geheimnis des Evangeliums ... damit ich darin freimütig sei, so wie ich reden soll“ (Eph 6,18-20). Ähnlich schreibt er an die Versammlung in Kolossä: „Verharrt im Gebet und wacht in demselben mit Danksagung; und betet zugleich auch für uns, auf dass Gott uns eine Tür des Wortes auftue, um das Geheimnis des Christus zu reden ... auf dass ich es offenbare, wie ich reden soll“ (Kol 4,2-4). So empfiehlt der Apostel auch den Versammlungen in Rom (Röm 15,30-31), in Thessalonich (1. Thes 5,25 und 2. Thes 3,1), wie auch den Hebräern sich und das Werk des Herrn der Fürbitte (Heb 13,18), dass sein Wort laufe und verherrlicht werde. Epaphras, „der geliebte Mitknecht“ und spätere „Mitgefangene“ des Apostels (Kol 1,7; Phlm 23), übte das hohe Vorrecht, für die Versammlungen und für das Zeugnis des Herrn vor Gott zu stehen, in gesegneter Weise treulich aus. Es heißt von ihm: „Es grüßt euch Epaphras ... allezeit ringend für euch in den Gebeten, auf dass ihr steht vollkommen und völlig überzeugt in allem Willen Gottes. Denn ich gebe ihm Zeugnis, dass er viel arbeitet für euch und die zu Laodizea und die zu Hierapolis“ (Kol 4,12-13).
Wie schön ist dieses Zeugnis, das der Heilige Geist selbst Epaphras gibt, und wie gesegnet und nötig dieser verborgene Dienst! Auch die geliebten Philipper nahmen regen Anteil am Werk des Herrn, an der Bestätigung des Evangeliums (Phil 1,5.7). Es ist aber auch gewiss kein Zufall, dass der Apostel weder die Versammlung in Korinth, noch auch die der Galater zum Gebet und zur Fürbitte für sich und den Dienst des Herrn auffordert. So wie der, welcher sich der Fürbitte der Brüder empfiehlt, sich eines guten Gewissens bewusst sein sollte (vgl. Heb 13,18), so sollten auch diejenigen, deren Fürbitte wir wünschen, in guter Stellung sein und in Reinheit des Lebens und der Lehre wandeln (Schluss).