Botschafter des Heils in Christo 1885
Der Kreis der Zuneigungen der Braut
In diesen Worten begegnen wir dem ganzen Kreis der Zuneigungen der Braut. Welches sind die ersten Gefühle, die in ihrem Herzen wach werden, wenn der Herr sich als der glänzende Morgenstern vor ihre Augen stellt? Es sind die Gefühle der innigsten Zuneigung zu ihrem Bräutigam und der Sehnsucht, Ihn zu sehen. Sie ruft: „Komm!“ Wenn der Geist in dem Herzen eines Gläubigen wirkt, so ist der erste Gegenstand seiner Liebe und Zuneigung stets die gesegnete Person des Herrn selbst. Zu Ihm wenden sich Geist und Braut und sagen: „Komm!“
Der zweite Gegenstand sind diejenigen, die dem Herzen des Herrn so teuer sind: alle die Seinen. Deshalb wendet sich die Braut sogleich zu ihnen und fordert alle, welche hören, auf, ebenfalls zu rufen: Komm! Für ein Herz, das von Christus gehört und an Ihn geglaubt hat, kann es nichts Köstlicheres geben, als zu vernehmen, dass Er nahe ist. Selbst wenn ein solches Herz noch nicht in den völligen Genuss seiner Stellung in dem Geliebten eingegangen ist, noch den ganzen Umfang und alle die gesegneten Folgen des Werkes Christi erkannt hat, so fühlt es doch, welch ein Glück es sein muss, Ihn zu schauen, wie Er ist.
So richten sich die Zuneigungen der Braut zunächst gegen Christus selbst; aber sie wünscht auch, dass alle Gläubigen an diesen Zuneigungen und an dem Wunsch teilnehmen möchten, den Bräutigam zu besitzen. Aber bleibt sie bei denen stehen, welche die Stimme des Herrn Jesus bereits gehört haben? O nein; die erste Folge der Tätigkeit des Geistes in uns, um unsere Augen auf Christus zu lenken, ist die Erweckung des Wunsches, dass Er kommen möchte; die Zweite, dass wir begehren, dass alle, die seine Stimme hören, denselben Wunsch hegen und laut werden lassen möchten; und die Dritte, dass wir uns zu denen um uns her wenden, die vielleicht noch nach dem Heil in Christus dürsten, und sie bitten, zu Jesu zu kommen. „Und wen da dürstet, der komme; wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst.“ Der Gläubige, welcher geschmeckt hat, wie köstlich es ist, von dem lebendigen Wasser zu trinken, welches Christus gibt, begehrt, dass auch andere davon trinken möchten, und in dem Bewusstsein der Gnade und Bereitwilligkeit des Herrn, einen jeden aufzunehmen, der zu Ihm kommt, ladet er alle ein, zu kommen und von diesem Wasser des Lebens umsonst zu trinken. „Wen da dürstet“, und: „wer da will“, so lautet die gesegnete Einladung der Braut.
Geliebte Brüder! Ist die Erwartung der Ankunft des Herrn, „Ihn zu sehen, wie Er ist“, lebendig in unseren Herzen? Rufen wir mit Sehnsucht: „Komm!“? Fordern wir unsere Mitpilger auf, in diesen Ruf einzustimmen und laden wir alle, die wir erreichen können, ein, zu Jesu zu eilen, ehe es zu spät ist? Die Nacht ist bald vorüber, das Erscheinen des glänzenden Morgensterns steht nahe bevor. „Der dieses bezeugt, spricht: Ja, ich komme bald.“ Möchten wir alle bereit sein, mit glücklichem Herzen zu antworten: „Amen! komm, Herr Jesu!“