Botschafter des Heils in Christo 1885
Der Dienst der Versöhnung - Teil 2/4
Der Leser, welcher uns mit Aufmerksamkeit durch den ersten Teil unseres Kapitels gefolgt ist, wird etwas von dem Ernst und der Wichtigkeit des Gegenstandes verstehen, welcher jetzt vor uns liegt; dieser Gegenstand ist der Richterstuhl Christi. Wenn es wirklich wahr ist, dass der Gläubige das Werk Gottes und ein Glied Christi ist, dass er unauflöslich mit dem letzten Adam, dem auferstandenen und verherrlichten Menschen Christus Jesus, verbunden ist – und Gott erklärt uns in seinem Wort, dass es so ist – dann muss es einem jeden einsichtsvollen Leser einleuchtend sein, dass der Richterstuhl Christi unmöglich die Stellung des Christen antasten, noch sich ihm in irgendeiner Weise unfreundlich erzeigen kann. Ohne Zweifel ist es eine höchst ernste und feierliche Sache, in dem Licht dieses Richterstuhls offenbar zu werden, eine Sache, die von den wichtigsten Folgen für jeden Diener Christi begleitet und dazu angetan und bestimmt ist, einen heilsamen Einfluss auf jeden Menschen auszuüben. Aber sie wird dies nur in dem Verhältnis tun, als sie von dem richtigen Gesichtspunkt aus betrachtet wird. Unmöglich kann z. B. jemand die göttliche Segnung, welche mit der Betrachtung des Richterstuhls verbunden ist, empfangen, der ihn für den Ort hält, an welchem dereinst die große Frage seiner Errettung in Ordnung gebracht werden wird. Und doch wie viele Christen betrachten ihn von diesem Gesichtspunkt aus! Wie viele wahre Kinder Gottes gibt es, die – unbekannt mit der Wahrheit, welche in den Worten: „Der uns aber eben hierzu bereitet hat, ist Gott“, eingeschlossen ist – den Richterstuhl Christi als etwas betrachten, das sie schließlich noch verurteilen und verdammen kann.
Das ist tief zu beklagen, da es sowohl den Herrn verunehrt, als auch den Frieden und die Freimütigkeit der Seele gänzlich zerstört. Denn wie könnte jemand wahren Frieden genießen, solange es noch eine einzige Frage für ihn zu entscheiden gibt? Der Friede des Gläubigen beruht ja gerade auf der Tatsache, dass jede Frage in göttlicher Weise und für ewig geordnet ist. Der Herr Jesus sagt im Blick auf diesen wichtigen Gegenstand: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tod in das Leben hinübergegangen“ (Joh 5,24). Und diese Worte stehen in unmittelbarer Verbindung mit den vorhergehenden: „Der Vater richtet niemanden, sondern das ganze Gericht hat Er dem Sohn gegeben“; und mit den folgenden: „Denn gleich wie der Vater Leben hat in sich selbst, also hat Er auch dem Sohn gegeben, Leben zu haben in sich selbst; und Er hat Ihm Gewalt gegeben, auch Gericht zu halten, weil Er des Menschen Sohn ist.“ Der Eine also, dem alles Gericht übergeben ist, der allein Gewalt hat, Gericht auszuüben, versichert uns, dass ein jeder, der sein Wort hört und an den glaubt, der Ihn gesandt hat, nie ins Gericht kommen wird.
Dies muss das Herz völlig beruhigen. Es muss jede Wolke entfernen und jeden Zweifel verbannen. Wenn Er, dem alle Gewalt zur Ausübung des Gerichts übergeben ist, mir versichert, dass ich nie ins Gericht kommen werde, so bin ich vollkommen befriedigt. Ich glaube seinem Wort und ruhe in der seligen Gewissheit, dass der Richterstuhl Christi, was er auch anderen gegenüber sein mag, sich gegen mich niemals unfreundlich erzeigen kann. Ich weiß, dass das Wort des Herrn in Ewigkeit feststeht, und dieses Wort sagt mir, dass ich für ewig allem Gericht entronnen bin.
Doch vielleicht möchte es der eine oder andere Leser schwierig finden, diese völlige Befreiung von allem Gericht mit den Worten des Herrn in Einklang zu bringen: „Ich sage euch aber, doch von jedem unnützen Worte, das irgend die Menschen reden werden, sie von demselben Rechenschaft geben werden am Tag des Gerichts“ (Mt 12,36). Indes ist tatsächlich keine Schwierigkeit vorhanden. Wenn ein Mensch überhaupt dem Gericht begegnen muss, so ist es offenbar, dass er auch von jedem unnützen Worte Rechenschaft zu geben hat. Wie ernst ist der Gedanke! Es ist unmöglich, diesem allumfassenden, Herz und Nieren erforschenden Gericht zu entrinnen. Es würde eine Unehre für den Richterstuhl sein, wenn ein einziges unnützes Wort der Beachtung des Richters entgehen würde; ja, die Annahme, dass ein einziger Flecken dem durchdringenden Blick des Sohnes Gottes verborgen bleiben könnte, wäre geradezu eine Lästerung seines heiligen Namens. Das Gericht muss für einen jeden, den es trifft, ein vollkommenes sein.
Wir möchten diese ernste Tatsache der eingehenden Beachtung eines jeden unbekehrten Lesers dieser Zeilen empfehlen. Ein Tag nähert sich mit raschen Schritten, an welchem jedes unnütze Wort, jeder törichte Gedanke und jede sündige Tat ans Licht gebracht werden wird. Wenn Christus als Richter vor unsere Blicke gestellt wird, so begegnen wir Augen „gleich einer Feuerflamme“ und Füßen „gleich glänzendem Kupfer, als glühten sie im Ofen“ (Off 1,14–15). Nichts wird diesen Augen entgehen, nichts vor der Gewalt dieser Füße bestehen können. Er wird alle seine Feinde zertreten, wie Töpfergefäß sie zerschmettern. Vor dem „großen weißen Thron“ wird es keine Gnade mehr geben; nichts als ein ernstes, schonungsloses Gericht wird alle treffen, die vor diesem Thron stehen müssen. „Und ich sah die Toten, Kleine und Große, vor dem Thron stehen, und Bücher wurden aufgetan; und ein anderes Buch ward aufgetan, welches das des Lebens ist. Und die Toten wurden gerichtet aus dem, was in den Büchern geschrieben war, nach ihren Werken. Und das Meer gab die Toten, die in ihm waren, und der Tod und der Hades gaben die Toten, die in ihnen waren; und sie wurden gerichtet, ein jeder nach seinen Werken. Und der Tod und der Hades wurden geworfen in den Feuersee. Dies ist der zweite Tod, der Feuersee. Und wenn jemand nicht geschrieben gefunden ward in dem Buch des Lebens, so ward er geworfen in den Feuersee“ (Off 20,12–15).
Beachten wir hier den Unterschied zwischen „den Büchern“ und „dem Buch des Lebens.“ In dem ganzen Abschnitt wird uns das Gericht der „Toten“ vorgestellt, d. h. aller derer, die in ihren Sünden gestorben sind (alle, die im Glauben sterben, gehören der ersten Auferstehung, der Auferstehung des Lebens, an und werden nicht gerichtet). „Das Buch des Lebens“ wird geöffnet, doch für alle diejenigen, deren Namen durch die Hand der erlösenden Liebe in dasselbe eingetragen sind, gibt es kein Gericht. „Die Bücher“ werden aufgetan, jene schrecklichen Verzeichnisse der Sünden eines jeden Menschen, ob jung oder alt, von Anbeginn bis zum Ende der Zeitalter. Keiner wird sich in der großen Menge verlieren und dem Gericht entgehen können. Ein jeder wird persönlich vor dem Richterstuhl stehen müssen und gerichtet werden nach seinen Werken. In jenem feierlichen Augenblick wird der Blick eines jeden ans sich selbst und auf seine Vergangenheit gelenkt werden; alles wird in dem Licht des großen weißen Thrones bloß und aufgedeckt sein.
Der Ungläubige und Zweifler mag mancherlei Bedenken hiergegen erheben und allerlei Einwendungen machen. Er mag fragen: Wie ist das alles möglich? Wie können die Gestorbenen, deren Leiber seit Jahrtausenden zu Staub zerfallen und wieder zur Erde geworden sind, wieder auferweckt werden? Wie kann diese ungeheure Zahl vor dem Richterstuhl Gottes stehen usw.? Doch die Antwort des Glaubens ist sehr einfach. Allen diesen „Wie“ und „Aber“ des Unglaubens stellt er das einzige Wort: „Gott“ entgegen. Der Gott, der jene Menschen erschaffen hat, wird sie auch wieder ins Dasein rufen können, und Er wird für sie sowohl einen Platz vor dem Richterstuhl, als auch eine Stätte ewiger Qual bereiten. Gott hat „einen Tag gesetzt, an welchem er den Erdkreis richten wird in Gerechtigkeit durch den Mann, den er bestimmt hat, und hat allen den Beweis davon gegeben, da er ihn aus den Toten auferweckt hat“ (Apg 17,31). Wahrlich, ein erschreckender Gedanke für einen jeden, der noch auf dem breiten Wege der Sünde dahingeht!
Vergessen wir mich nicht, dass ein jeder nach seinen Werken gerichtet werden wird. Ein jeder hat seine eigenen Sünden begangen, und für diese wird er gerichtet und mit ewiger Strafe belegt werden. Wir wissen wohl, dass die Meinung sehr verbreitet ist, der Mensch gehe nur verloren wegen seines Unglaubens. Doch das ist ein verhängnisvoller Irrtum. Die Schrift lehrt gerade das Gegenteil. Sie erklärt einfach und bestimmt, dass der Mensch nach seinen Werken gerichtet werden wird. Was bedeuten sonst die „vielen“ und die „wenigen“ Schläge in Lukas 12? Was das Wort. „Dem Sodomer Land wird es erträglicher ergehen am Tag des Gerichts, als dir“, in Matthäus 11,24? Belehren uns diese Aussprüche des Herrn nicht deutlich, dass es einen Unterschied in der Schwere des Gerichts und der Strafe geben wird? Und sagt uns nicht der Apostel Paulus in Epheser 4 und Kolosser 3 ganz bestimmt, dass der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams kommt um gewisser Sünden willen, vor welchen er die Gläubigen ernstlich warnt?
Wohl ist es wahr, dass die Verwerfung des Evangeliums den Menschen auf dem Boden des Gerichts stehen lässt, gerade so wie der Gläubige durch die Annahme desselben von diesem Boden für immer entfernt wird. Aber das Gericht wird in jedem Fall nach den Werken eines Menschen sein. Wird wohl ein armer Wilder, der inmitten der finsteren Schatten des Heidentums gelebt hat und gestorben ist, in demselben „Buch“ gefunden, oder mit derselben Strenge bestraft werden, wie ein Mensch, der seine Tage inmitten der Christenheit zugebracht und unter dem Licht des Evangeliums gestanden hat? Sicherlich nicht. Beide, der Heide wie der getaufte Sünder, werden gerichtet werden nach ihren Werken, aber ohne alle Frage wird es dem Einen weit erträglicher ergehen, als dem Anderen. Gott weiß, wie er einen jeden zu behandeln hat, und Er wird es tun nach den Grundsätzen seiner vollkommenen Gerechtigkeit. Er erklärt uns in seinem Wort, dass Er einen Unterschied machen und einem jeden nach seinen Werken geben wird.
Denke hierüber mit allem Ernst nach, mein lieber Leser. Wenn du noch unbekehrt bist, so tue es um deiner selbst willen; bist du bekehrt, um anderer willen, wie der Apostel sagt: „Das Schrecken des Herrn kennend, überreden wir die Menschen.“ Es ist unmöglich, an die Tatsache zu denken, dass ein schreckliches Gericht herannaht, ohne sich angespornt zu fühlen, andere vor demselben zu warnen; und es ist von der allerhöchsten Wichtigkeit, die Menschen auf den Richterstuhl Christi hinzuweisen, damit ihre Gewissen aufwachen und sie den Ernst der Tatsache fühlen, dass sie es mit Gott als einem gerechten Richter zu tun haben werden, wenn sie die Zeit der Gnade versäumen. Jetzt noch offenbart sich Gott in dem Evangelium als ein Rechtfertiger, ja, als ein Rechtfertiger des gottlosesten Sünders, wenn er an Jesus gläubig wird. Dieser Umstand gibt den Dingen ein ganz anderes Aussehen für einen jeden, der des Glaubens an Jesus ist. Nicht dass der Gedanke an den Richterstuhl das Geringste von seinem Ernst einbüßte – er behält stets seine ganze Wichtigkeit und ernste Bedeutung – aber der Gläubige betrachtet ihn von einem ganz neuen Gesichtspunkt aus. Anstatt als ein schuldiges Glied des ersten Adam an den Richterstuhl zu denken, blickt er jetzt auf ihn als ein gerechtfertigtes und gereinigtes Glied des Zweiten. Anstatt seinen Blick auf ihn zu richten, als auf den Platz, wo die Frage seiner ewigen Errettung oder Verdammnis entschieden werden muss, betrachtet er ihn als ein Mensch, der da weiß, dass er Gottes Werk ist, und dass er nie ins Gericht kommen kann, da er von dem Boden der Schuld, des Todes und des Gerichts für immer hinweggenommen und durch den Tod und die Auferstehung Christi auf einen völlig neuen Boden versetzt ist, auf den Boden des Lebens, der Gerechtigkeit und der wolkenlosen Gunst Gottes.
Es ist nötig, über diese wichtige Grundwahrheit völlig klar zu sein. Sehr viele Kinder Gottes entbehren dieser Klarheit und sind daher stets besorgt und unruhig, wenn sie an den Richterstuhl denken. Sie kennen Gott nicht als den, der vollkommen rechtfertigt. Ihr Glaube hat Ihn in Wahrheit nicht als den erfasst, der Jesus aus den Toten auferweckt hat. Sie betrachten Christus als das Mittel, um Gott als Richter von sich fern zu halten, ähnlich wie die Israeliten auf das Blut an den Türpfosten blickten, als das Mittel, welches den Würgengel von ihren Häusern fernhalten sollte (2. Mo 14). Doch die Wahrheit, wie sie uns im Neuen Testament mitgeteilt wird, geht viel weiter. Gott wird nicht als ein Zerstörer und Richter von dem Gläubigen ferngehalten, sondern Er wird eingeführt als ein Heiland und als ein rechtfertigender Gott. Ein Israelit würde nichts mehr gefürchtet haben, als das Erscheinen Gottes in seinem Haus. Warum? Weil Gott als ein Zerstörer und Richter durch das Land ging. Der Christ dagegen findet seine höchste Freude darin, in der Gegenwart Gottes zu sein. Und warum? Weil Gott sich offenbart hat als der, welcher den Gottlosen rechtfertigt; und zwar hat Er dies getan, indem Er Jesus, unseren Herrn, aus den Toten auferweckte.
Der inspirierte Apostel gebraucht im 3. und 4. Kapitel des Römerbriefs drei verschiedene Ausdrücke, wenn er von dem Glauben redet, und wir sollten dieselben sorgfältig ihrer Bedeutung nachprüfen. In Römer 3,26 redet er von dem „Glauben an Jesus“, in Kapitel 4,5 von dem „Glauben an den, der den Gottlosen rechtfertigt“, und im 28. Vers desselben Kapitels von dem „Glauben an den, der Jesus, unseren Herrn, aus den Toten auferweckt hat.“ Wir brauchen nicht zu sagen, dass die Schrift nie ohne bestimmten Zweck und ohne eine tiefe Bedeutung verschiedene Ausdrücke gebraucht. Wenn nun nach dem Unterschied zwischen dem Glauben an Jesus und dem Glauben an den, der Jesus aus den Toten auferweckt hat, gefragt wird, so glauben wir, dass er in Folgendem besteht: Wir finden oft Seelen, die wirklich an Jesus glauben und doch in der Tiefe ihrer Herzen eine gewisse Furcht hegen bei dem Gedanken, Gott zu begegnen. Sie Zweifeln nicht daran, dass sie wirklich errettet sind, noch auch haben wir Grund, ihre Errettung in Frage zu stellen. Sie sind errettet, indem sie ihr Glaubensauge auf Christus gerichtet haben; und alle, die so auf Ihn blicken, sind der ewigen Errettung teilhaftig. Dennoch aber haben sie eine unbestimmte Furcht vor Gott und denken nur mit Zittern an den Tod. Sie wissen, dass Jesus sie liebt, weil Er sein Leben für sie gelassen hat; aber sie kennen Gott nicht als den, der sie schon vor Grundlegung der Welt auserwählt hat in Christus, und der Jesus, ihren Herrn, zu ihrer Rechtfertigung auferweckt hat aus den Toten. Deshalb sind sie in steter Ungewissheit und Besorgnis. Sie wissen nicht, wie es mit ihnen am Ende noch gehen könnte. Zu Zeiten sind sie glücklich, weil die neue Natur, deren sie teilhaftig geworden sind, mit Christus beschäftigt ist; aber dann sind sie wieder unglücklich und niedergeschlagen, weil sie auf sich selbst blicken und sich Gott stets als den gerechten Richter vorstellen, mit dem noch die eine oder andere Frage in Ordnung zu bringen bleibt. Sie haben das Gefühl, als ob das Auge Gottes noch auf der in ihnen wohnenden Sünde ruhe, und als ob sie über diesen Punkt noch in der einen oder anderen Weise mit Gott abzurechnen hätten.
So ist es mit Hunderten von wahren Gläubigen. Sie kennen Gott nicht als den, der die Sünde gerichtet hat und den gläubigen Sünder rechtfertigt. Sie blicken allein auf den gekreuzigten Christus als das Mittel, um sie vor einem heiligen und gerechten Richter zu schützen, anstatt Gott zu betrachten als den, der um ihrer Rechtfertigung willen Jesus aus den Toten auferweckt hat. Unser gepriesener Herr ist unserer Übertretungen wegen dahingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden. Unsere Sünden sind vergeben; die in uns wohnende Sünde, oder unsere böse Natur, ist gerichtet und beiseitegesetzt. Sie hat keine Existenz mehr vor Gott. Sie ist noch in uns, aber Gott sieht uns nicht mehr in ihr. Er sieht uns vielmehr in einem auferstandenen Christus, und wir sind berufen, uns für tot zu halten und, durch die Kraft des Heiligen Geistes, unsere Glieder zu töten, die böse Natur, welche noch in uns wohnt, zu verleugnen und in Unterwürfigkeit zu halten, diese Natur, welche in uns sein wird, bis wir unseren gegenwärtigen Zustand verlassen und für immer bei dem Herrn sein werden.
Dies macht alles so einfach und klar. Wir haben im Anfang unserer Betrachtung gesehen, dass die, welche „im Fleisch“ sind, Gott nicht gefallen können. Aber der Gläubige ist nicht im Fleisch, obwohl das Fleisch noch in ihm ist. Er ist noch im Leib und auf der Erde, aber weder im Fleisch, noch von der Welt. „Ihr aber seid nicht im Fleisch, sondern im Geist“ (Röm 8,8). „Sie sind nicht von der Welt, gleich wie ich nicht von der Welt bin“ (Joh 17,16).
Welch eine köstliche Ermunterung für ein Herz, das unter dem Gefühl der innewohnenden Sünde niedergebeugt ist und nicht weiß, was es mit derselben tun soll! Friede und Trost strömen in die Seele eines Gläubigen, wenn er erkennt, dass Gott die Sünde am Kreuz gerichtet hat und ihn selbst in einem auferstandenen Christus rechtfertigt. Wo sind seine Sünden? Sie sind ausgelöscht. Wo ist seine Sünde? Gerichtet und beseitigt. Wo ist er selbst? Gerechtfertigt und annehmlich gemacht in einem auferstandenen Christus. Er ist zu Gott gebracht, ohne dass ein einziger Schatten oder Zweifel zurückgeblieben wäre. Ich fürchte den nicht, der mich rechtfertigt; vielmehr liebe ich Ihn, vertraue Ihm und bete Ihn an. Ich freue mich in Gott, rühme mich in Hoffnung seiner Herrlichkeit und stimme von ganzem Herzen in die Worte des Apostels ein: „So sind wir nun allezeit gutes Mutes und wissen, dass, weil einheimisch in dem Leib, wir von dem Herrn ausheimisch sind; (denn wir wandeln durch Glauben, nicht durch Schauen;) wir sind aber gutes Mutes und möchten lieber ausheimisch von dem Leib und einheimisch bei dem Herrn sein. Deshalb beeifern wir uns auch, ob einheimisch oder ausheimisch, Ihm wohlgefällig zu sein“ (V 6–9). (Fortsetzung folgt)