Botschafter des Heils in Christo 1884
Der Thron Gottes und seine Wirkungen
In den beiden oben angeführten Schriftabschnitten, Jesaja 6 und Offenbarung 20,11–15, finden wir den Thron Gottes, aber in Verbindung mit demselben völlig verschiedene begleitende Nebenumstände, und die Frage, welche ich an den Leser dieser Zeilen richten möchte, ist diese: Mit welchen der den Thron Gottes in beiden Fällen begleitenden Umstände glaubst du es zu tun zu haben? Ein jeder Mensch muss einmal vor diesem Thron erscheinen, er mag wollen oder nicht.
In Jesaja 6 wird die moralische Wirkung, welche der Thron Gottes auf die Seele des Menschen in der Gegenwart ausübt, vor unsere Augen gestellt, während es sich in Offenbarung 20 nicht um diese gegenwärtige, moralische Wirkung, sondern um die ewige Wirkung dieses Thrones in Gericht und Verdammnis handelt. Der Gegensatz zwischen beiden Schriftstellen könnte nicht auffallender sein. Zwar ist es in beiden Fällen derselbe Thron, und dieselbe Person sitzt auf dem Thron. Auch finden wir beide Male Feuer, und das Feuer ist, wie wir wissen, stets der Ausdruck des Gerichts; aber in Jesaja brennt das Feuer auf dem Altar, ein schönes Vorbild von dem Herrn Jesus auf dem Kreuz, während es in der Offenbarung keinen Altar gibt; vielmehr ist es hier der See, der mit Feuer und Schwefel brennt, der schreckliche Aufenthaltsort aller derer, die in ihrem unbußfertigen Zustand gestorben sind.
Wie schon gesagt, muss ein jeder Mensch einmal vor diesem Thron Gottes erscheinen, und zwar entweder in der Gegenwart, oder dereinst an dem großen Tage des letzten Gerichts. Entweder wird er jetzt durch die Heiligkeit, welche den Thron umgibt, zu dem Altar getrieben und findet dort, dass das Feuer bereits einen anderen, und zwar ein reines, fleckenloses Opfer, an seiner Statt verzehrt hat, oder er wird einst aus dem Mund dessen, der auf dem Thron sitzt, das niederschmetternde Urteil vernehmen müssen: „Gehe hin in das Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln“ – in die ewige Pein, „wo der Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt.“ Entweder nehme ich jetzt als ein schuldiger, bußfertiger Sünder zu dem Kreuz meine Zuflucht, oder ich werde dereinst als ein unbußfertiger Sünder meinen Platz finden in dem See, der mit Feuer und Schwefel brennt. In Jesaja 6 wird der Sünder durch die Heiligkeit Gottes dahin gebracht, zu erkennen, was er als ein Sünder jetzt ist, während er noch Heil und Rettung finden kann; in Offenbarung 20 wird ihm gezeigt, was er ist, wenn es zu spät ist, um durch das Blut Christi gerettet und durch den Arm Gottes vor allem Gericht in Sicherheit gebracht zu werden.
Offenbarung 20 ist gleichsam der dunkle Hintergrund von Jesaja 6 und so findet auch die frohe Botschaft von der Liebe und Gnade Gottes ihren dunklen Hintergrund in dem ewigen und gerechten Gericht Gottes. Kein Evangelist darf diesen ernsten Teil seiner Predigt auslassen. Wir wissen, wer den Thron in Jesaja 6 einnahm: es war der Herr Jesus selbst, wie uns Johannes 12,41 lehrt: „Dies sprach Jesaja, als er seine Herrlichkeit sah und von ihm redete.“ Und wer ist es, der auf Thron in Offenbarung 20 sitzt? Es ist ebenfalls der Herr Jesus. In dem letzteren Kapitel werden wir durch den Geist Gottes zu dem Ende der Zeiten, zu dem Augenblick geleitet, wo Gott endgültig das Los des Menschen entscheidet. Nur die gestorbenen Gottlosen stehen vor dem Thron. Die Gläubigen, das Volk des Herrn, sind aufgenommen in die Herrlichkeit, um für alle Zeit bei Christus zu sein. Von dem ersten Menschen an, welcher der göttlichen Errettung teilhaftig geworden ist, bis zu dem letzten, der vor dem großen Endgericht bekehrt werden wird, sind alle aufgenommen in die Herrlichkeit, um mit ihrem Herrn und Heiland in Ewigkeit zu leben. Das Gericht der Lebendigen finden wir in Matthäus 25,31–46 bei der Erscheinung des Sohnes des Menschen, um sein Reich auf dieser Erde in Herrlichkeit aufzurichten. Vor dem „großen, weißen Throne“ stehen nur die Toten, von Kain an bis zu dem letzten, der in seinen Sünden sterben wird.
Doch vielleicht wird einer oder der andere meiner Leser fragen: Ist es nicht Gott, der das Gericht ausführen wird? Allerdings, aber Jesus ist Gott. „Der Vater richtet niemanden, sondern das ganze Gericht hat Er dem Sohn gegeben“ (Joh 5,22). Der Mensch hat Christus verworfen und Ihm den niedrigsten Platz zwischen Räubern und Mördern gegeben; Gott hat Ihn hoch erhoben und Ihm einen Namen gegeben, der über jeden Namen ist. Der Mensch verachtet den Herrn Jesus; Gott hat Ihn mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt. Derselbe Jesus, den der Mensch gekreuzigt hat, ist „von Gott verordnet zum Richter der Lebendigen und der Toten“ (Phil 2; Heb 2; Apg 10). Die Gläubigen werden auf den mächtigen Ruf des Herrn ihre Gräber verlassen und hervorkommen zur „Auferstehung des Lebens“, die Ungläubigen werden auferweckt werden zur „Auferstehung des Gerichts“ (Joh 5,29). Wenn ein Gläubiger entschläft, so wird der Herr, wenn Er kommt, ihn auferwecken und ihn in die Wohnungen des Vaterhauses einführen; aber wenn du in deinen Sünden stirbst, so wirst du in deinem Grab zurückbleiben, bis die tausend Jahre irdischer Segnung und Herrlichkeit vorüber sind und der große, weihe Thron aufgerichtet wird; und dann wirst du dieselbe Stimme, welche du hienieden so oft gehört, aber immer wieder verworfen hast, hören müssen, und diese Stimme wird dich aus deinem Grab hervorrufen, und du wirst mit allen deinen Sünden stehen vor dem Gott, dessen Augen sind wie Feuerflammen, der Herzen und Nieren prüft. Dann wirst du Ihn ansehen und anhören müssen, denn du kannst nicht entfliehen; kein Zufluchtsort ist da, um dich zu verbergen vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt. Jetzt magst du vielleicht vor Ihm fliehen und deine Ohren vor seiner ernsten, warnenden Stimme verstopfen – dann wirst du gezwungen sein, Ihn anzuschauen und seine Worte zu hören. Und wenn dann die Bücher aufgetan werden und auch das Buch deiner Geschichte geöffnet wird, so wirst du alles das wiederfinden, was du so gern vergessen möchtest und auch vielleicht vergessen hast – alle die unzähligen dunklen Punkte in deinem Leben, die unnützen Worte, die unreinen Gedanken, die bösen Werke. Du möchtest nicht, dass heute dein ganzes Leben vor aller Augen bloß daliegen möchte, dann aber wird es bloß und aufgedeckt sein vor den Augen eines heiligen Gottes, angesichts der ernsten Wirklichkeiten der Ewigkeit.
Hervorgerufen aus dem Grab, in welchem du geschlummert hast, musst du Gott begegnen, als ein unbekehrter Sünder in deinen Sünden. Was könntest, was dürftest du Ihm sagen? Die Bücher werden aufgetan und die Toten gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben steht. Meinst du, Gott dann sagen zu können: „Ich hatte eine böse, verdorbene Natur; ich konnte den Versuchungen, die von Innen und Außen an mich herantraten, nicht widerstehen; ich hatte keine Zeit und Gelegenheit, mich zu dir zu wenden?“ O nein, mein Freund, du wirst nicht wagen, deinen Mund aufzutun; du wirst auf tausend nicht eins antworten können; jede Zunge wird dann verstummen, und du wirst dich allein anklagen müssen.
Das Buch des Lebens wird vergeblich nach deinem Namen durchsucht werden. Der Name des schwächsten Gläubigen ist in dieses Buch eingeschrieben; der Name eines jeden, der zu Christus gekommen ist, findet sich sorgfältig in dasselbe eingetragen, aber der deinige wird nicht darin gefunden werden, weil du nie zu Christus gekommen bist, nie in Wahrheit an Ihn geglaubt hast, nie zu Ihm deine Zuflucht genommen, noch vor dem Thron Gottes gezittert hast. Du bist vorangegangen in Unglauben und Sorglosigkeit, und deine Geschichte findet sich aufgezeichnet in den Büchern des Gerichts, die Geschichte eines sorglosen, gleichgültigen Sünders, der ohne Christus bis zu seinem Ende dahingegangen ist. Vielleicht reden die Bücher auch von augenblicklichen Eindrücken; doch von welchem Nutzen sind diese, wenn du nicht zu Christus deine Zuflucht genommen hast? Ach, was werden deine Gefühle sein, mein lieber unbekehrter Leser, wenn die Bücher geöffnet werden und es von dir heißen wird: „Gelebt für sich selbst und gestorben ohne Christus?“
In jenem Augenblick gibt das Meer die Toten wieder, die in ihm sind, und der Tod – der Zustand, in welchem sich dein Körper befand – sowie der Hades – der Zustand oder der Ort, wo dein von dem Körper getrennter Geist weilte – geben ihre Toten zurück, sie entleeren sich und bringen ihren Inhalt in die Gegenwart Gottes. Der Tod ist zunichtegemacht, indem alle die gottlosen Toten wieder ins Leben gerufen werden, um Gott zu begegnen.
Und jetzt frage ich dich: Möchtest du nicht lieber heute Gott begegnen, solange die Zeit der Gnade noch währt? Du weißt wohl, dass es keine Verbindung zwischen dir und Gott gibt, wenn es Ihm heute gefiele, deine Seele von dir zu fordern. Vielleicht hast du nicht schlechter gelebt, als viele andere, vielleicht ist dein Wandel ein äußerlich ehrbarer gewesen, aber noch nie haben dich deine Sünden wirklich beunruhigt, noch nie haben sie dich zu Christus getrieben. Und deshalb, wenn du so vorangehst, so wird das Ende sein, dass deine Sünden für ewig auf dir lasten und du mit denselben deinen Platz in dem Feuersee finden wirst. Zitterst du nicht bei dem Gedanken an die Möglichkeit, zu der Zahl derer zu gehören, welche vor dem großen, weißen Thron stehen werden? Bedenke wohl, dass es nicht nur eine Möglichkeit oder Wahrscheinlichkeit, sondern dass es eine unumstößliche Gewissheit ist, dass du dort stehen musst, wenn du dich nicht bekehrst und zu Gott kommst. Die Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes können nicht anders, als dich dahin senden, wo alle die Verächter seiner Gnade ihr Teil finden werden.
Doch Gott sei Dank! Wir sind noch nicht zu dem Augenblick gekommen, von welchem Offenbarung 20 redet. In Jesaja 6 finden wir, wenn ich so sagen darf, die Zeit der Gnade und des Evangeliums. Dieses Kapitel sagt uns, was Gott für eine bekümmerte Seele ist, für einen Menschen, der, in die Gegenwart Gottes gebracht, seinen verlorenen Zustand erkennt. Ein jeder wahre Gläubige weiß von einem Augenblick in seinem Leben zu erzählen, wo seine Augen gleichsam den Herrn gesehen haben. Weißt du von einem solchen Augenblick, mein Leser? Ich frage nicht, ob du von einem Augenblick weißt, wo du die frohe Botschaft von der Liebe Gottes gehört hast, oder wo dich seine Gnade gerührt und bewegt hat. Ohne Zweifel wirst du von einem, vielleicht auch von vielen solcher Augenblicke reden können; aber ich frage dich: Hat es einmal eine Zeit gegeben, wo du den Herrn und dich selbst in seiner heiligen Gegenwart gesehen hast?
Der Prophet Jesaja kam in die Gegenwart Gottes. O, möchtest du auch heute noch dahin kommen! Vielleicht sagst du: Ich erzittere bei dem Gedanken, vor einen gerechten und heiligen Gott hinzutreten. Du hast alle Ursache dazu, und doch wirst du nicht mehr zittern, wenn du kennen lernst, was diese Herrlichkeit und dieses Licht dir zu zeigen vermögen; denn bevor ich in die Gegenwart Gottes komme, weiß ich nicht, was der Altar in der Nähe des Thrones bedeutet und lehrt. Jesaja war gerade so unrein und verdorben, bevor er in die Gegenwart Gottes kam, als nachher, aber er erblickte sich selbst in dieser Gegenwart, er sah, was er war, zugleich aber auch, mit welch einem liebevollen und gnädigen Heiland er es zu tun hatte.
Die Serafim rufen: „Heilig! Heilig! Heilig!“ und bedecken ihre Angesichter, als wenn sie sagen wollten: Wir dürfen Gott nicht anschauen. Auch bedecken sie ihre Füße, wahrscheinlich um dadurch auszudrücken: Wir dürfen Ihn unseren Wandel nicht sehen lassen, so heilig ist Er. Sie lehren uns: Gott ist heilig, Er blickt bis in das Herz hinein und deckt das Innerste der Seele auf. Welch eine Sprache für einen unheiligen Sünder! Welch ein Augenblick der Verzweiflung für einen unreinen, sündenbedeckten Menschen, wenn er die Bedeutung der Worte jener wunderbaren, herrlichen Wesen verstehen lernt und sich in die Gegenwart des dreimal heiligen Gottes gestellt sieht! Nichts lässt sich mit diesem Augenblick vergleichen. Nur der kennt den Ernst desselben, welcher sich wirklich einmal in der Gegenwart Gottes gesehen und entdeckt hat, dass Gott heilig, er selbst aber unheilig, unrein, voll von Sünden und Übertretungen ist.
Welch eine Wirkung übte diese Gegenwart auf den Propheten, diesen treuen Mann Gottes, aus? „Wehe mir!“ ruft er aus, „denn ich vergehe.“ Das ist der einzig passende Ausruf für einen Sünder, der in das Licht Gottes kommt. Hast du auch schon einmal so gerufen, mein Leser? Du bist in der Tat heute so unpassend für die Gegenwart Gottes, als du es sein würdest, wenn du, was Gott verhüten wolle, dereinst vor dem großen, weißen Thron stehen müsstest. Was würdest du dort sein? Ein Sünder in seinen Sünden! Was bist du heute? Nichts anders als das: ein Sünder in seinen Münden! Der einzige Unterschied ist, dass dann jede Hoffnung verschwunden wäre, je etwas anders sein zu können, während du jetzt noch die Gelegenheit hast, zu Christus zu kommen und durch Ihn errettet zu werden. Ist je dieses Wort über deine Lippen gekommen: „Wehe mir!“? Ist es nicht weit besser zu sagen: „Wehe mir!“ als aus dem Mund des Herrn ein: „Wehe dir!“ zu vernehmen? Ist es nicht besser, das Wehe gleichsam aus dem Mund des Herrn wegzunehmen?
Doch was hören wir weiter in unserem Kapitel? Nachdem der Thron Gottes seine Wirkung auf die Seele des Propheten ausgeübt und er in der tiefsten Not ausgerufen hat: „Wehe mir, denn ich vergehe, denn ich bin ein Mann unreiner Lippen, und inmitten eines Volkes unreiner Lippen wohne ich!“ lesen wir: „Und einer der Serafim flog zu mir und hatte in seiner Hand eine glühende Kohle.“ Sobald der Prophet sich erkannt hat in dem Licht der Herrlichkeit Gottes, sind es gerade jene heiligen Wesen, deren Ruf ihn Zittern machte, die bemüht sind, ihm mit Eile die Gnade des Herrn zu Zeigen. Einer der Serafim fliegt zu ihm hin. Gott ist langsam zum Zorn, aber schnell bereit, zu erretten und seine Gnade zu beweisen. Sobald das Licht des Thrones seine Wirkung getan hat, lenkt Gott die Blicke des Propheten auf den Altar. Der Thron Gottes kann einen Sünder nur zittern machen, aber das Kreuz Jesu kann ihn erretten. Der Thron kann ihn nur beunruhigen, der Altar aber beruhigt ihn, denn er sagt ihm, dass ein Opfer gebracht ist, um den Forderungen der göttlichen Heiligkeit zu begegnen. Derselbe, der einst auf dem großen, weißen Thron sitzen wird, um ein gerechtes Gericht auszuüben, ist ein Opfer für mich geworden und ist am Stamm des Kreuzes für mich und für meine Sünden gestorben.
Ein Blick auf den Thron muss mich zittern machen, aber ein Blick auf das Kreuz gibt mir vollkommene, selige Ruhe. „Komme her zu mir!“ ruft der Heiland einem jeden zu, der unter der Last seiner Sünden seufzt, „ich will dir Ruhe geben.“ Glaubst du, dass noch etwas für dich zu tun übriggeblieben ist, nachdem der Herr selbst auf dem Kreuz ausgerufen hat: „Es ist vollbracht!“? Er hat das Gericht für unsere Sünden getragen, damit wir in und mit Ihm für ewig gesegnet sein sollten. Die gerechten Forderungen des Thrones Gottes sind von Christus auf dem Kreuz in vollkommener Gnade erfüllt worden, das Feuer auf dem Altar hat das Opfer verzehrt, und jetzt, nachdem die Frage meiner Sünde geordnet ist, empfange ich von Gott selbst die Versicherung, dass Er meiner Sünden und Übertretungen nie mehr gedenken will. „Und er berührte damit (mit der Kohle) meinen Mund und sprach: Siehe, diese hat deine Lippen berührt, also ist deine Ungerechtigkeit gewichen und deine Sünde versöhnt.“ So sprach der Seraph einst zu dem zitternden Propheten, und so sagt mir das Wort Gottes heute, dass durch den Tod und das Opfer eines anderen, durch das Versöhnungswerk meines gepriesenen Herrn und Heilands, meine Ungerechtigkeit gewichen und meine Sünde versöhnt ist.
Blicke deshalb, bekümmerte Seele, im Vertrauen zu Gott empor und schaue seinen Thron an. Du wirst auf demselben den Sohn des Menschen erblicken, der für den Sünder am Kreuz starb; und weil Er sich heute auf dem Thron befindet, so kannst du die Gewissheit erhalten, dass deine Sünden hinweggetan sind; und was ist das Resultat? Du bist freigemacht, hinzugehen und dem Herrn zu dienen. „Wen soll ich senden, und wer wird für uns hingehen?“ so fragt der Herr, und die Antwort des Propheten lautet: „Hier bin ich, sende mich.“
Welch eine schöne Zukunft erwartet den, der sich dem Herrn übergeben und Vergebung seiner Sünden empfangen hat. Seine Ungerechtigkeit ist getilgt und seine Sünde versöhnt durch das Blut Jesu, und jetzt antwortet sein Herz auf die Frage Gottes: „Wer wird für uns hingehen?“ mit Dankbarkeit und Freude: „Hier bin ich, sende mich!“ Von der Herrschaft der Sünde und der Macht Satans befreit, ist er imstande, in den Wegen des Herrn zu wandeln und seinen wohlgefälligen Willen zu tun. Er hat das große Vorrecht, seine Glieder, die er bis dahin im Dienst der Sünde gebraucht hat, Gott darzustellen zu Werkzeugen der Gerechtigkeit. Sein Ohr ist geöffnet, um die Stimme des Herrn zu vernehmen, und seine Junge ist fähig gemacht, die großen Taten des Herrn zu verkündigen und sein Lob zu besingen. Und nachdem er seinen Dienst hienieden erfüllt hat, kehrt er heim in das Haus des Vaters und geht ein in die Freude seines Herrn. Ja, er kann jeden Tag seinen geliebten Herrn aus den Himmeln erwarten; denn Er hat verheißen, wiederzukommen und alle die Seinen zu sich zu nehmen, damit sie für ewig da seien, wo Er ist, in der Herrlichkeit des Vaters. Er wird ihren Leib der Niedrigkeit umgestalten zu der Gleichförmigkeit des Leibes seiner Herrlichkeit, damit sie fähig seien, mit Ihm alles zu besitzen und zu genießen, was Er für sie erworben hat.
Nicht wahr, das ist eine gesegnete Zukunft? Möchtest du, wenn du noch nicht daran teilhast, nicht heute noch zu Jesu eilen? Der Thron Gottes ist dir heute mit seinen doppelten Wirkungen vorgestellt worden; entweder muss er dich jetzt zu Christus treiben zu deinem ewigen Heil und Frieden, oder er muss dich dereinst in den Feuersee senden zu ewiger Verdammnis und nie endender Pein. Welches von beiden: willst du erwählen? Wünschest du, dass das Erstere mit dir der Fall sein möge, so entscheide dich heute noch für Christus, gib dich Ihm in diesem Augenblick zu eigen und gehe hin und diene Ihm mit einem glücklichen, dankbaren Herzen, bis Er kommt!
Und du, mein lieber Leser, der du den Herrn schon kennst und seine errettende und erlösende Gnade an deinem Herzen erfahren hast, vergiss nie, welch große Dinge der Herr an dir getan hat! Möchtest auch du mit dem Apostel Paulus sagen können: „Das Leben für mich ist Christus!“ O, es ist der Mühe wert, hienieden gelassen zu sein, um die Tage, die uns der Herr gibt, in seinem Dienst und zur Verherrlichung seines Namens zu verbringen. Jeder Tag, für Ihn gelebt, ist für die Ewigkeit gewonnen; er wird sich droben wiederfinden und seinen Lohn nicht verlieren. Jede Stunde aber, im Dienst der Natur oder gar der Sünde verbracht, ist für ewig verloren und dient zur Verunehrung unseres geliebten Herrn und Heilands und zur Hinderung seines Werkes auf dieser Erde. Welch ein ernster Gedanke! Möchte der Heilige Geist ihn sowohl dem Leser, wie dem Schreiber dieser Zeilen tief ins Herz einprägen, damit wir die Zeit unseres Lebens hienieden mit aller Treue und allem Fleisch auskaufen! Der Herr gebe es in seiner reichen Gnade!