Botschafter des Heils in Christo 1884
So wie ich bin
In demselben Augenblick, da ein Sünder seinen wahren Platz einnimmt als völlig verloren, schuldig und unpassend für die Gegenwart Gottes – als einer, der so schlecht ist, dass er unmöglich schlechter sein könnte – sobald er in aufrichtigem Bekenntnis seiner unzählbaren Schuld zu Gott eilt und sich als ein bußfertiger Sünder vor Ihm niederwirft, ist Freude im Himmel, Freude vor den Engeln, ja Freude im Vaterherzen Gottes selbst. Denn dann ist der Augenblick gekommen, wo die Liebe des Vaterherzens ungehemmt ausströmen und die Frage der Sünde zwischen Gott und dem Sünder für ewig geordnet werden kann. Die Gnade Gottes beschäftigt sich mit Sündern; und wenn ich erkannt habe, dass ich ein Sünder bin, so versichert mir das Wort, dass ich gerade zu denen gehöre, welche zu retten Jesus aus der Herrlichkeit des Vaters herniederkam. Je klarer mir jemand beweisen kann, dass ich ein Sünder bin, desto klarer stellt er mein Anrecht auf die Liebe Gottes und das Werk Christi fest. „Denn freilich hat Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, auf dass Er uns zu Gott führe“ (1. Pet 3,18). Bin ich ein „Ungerechter“, so bin ich einer von denen, für welche Christus gestorben ist, und an Ihn glaubend, habe ich ein Anrecht auf alle die gesegneten Folgen seines Todes. Dieser Tod war für mich; Christus starb, der Gerechte für die Ungerechten, also für mich. Ist Er aber für mich gestorben, so ist es mein glückseliges Vorrecht, in den unmittelbaren Genuss der Früchte seines Werkes einzutreten.
Nichts könnte einfacher und klarer sein. Von mir wird nichts gefordert, als die Umkehr von meinen bösen Wegen und der einfältige, kindliche Glaube an Jesus und an sein vollbrachtes Werk. Welch eine unaussprechliche Gnade! Ich werde nicht aufgefordert, mich zu besseren, nein, gerade so wie ich bin, darf ich kommen, mit allen meinen Sünden, in allen meinen Lumpen. Das lebendige, ewig bleibende Wort Gottes versichert mir, dass Christus für mich starb, gerade so wie ich bin; und wenn Er für mich starb, so bin ich jetzt so sicher vor allem Gericht, wie Christus selbst. Nichts ist mehr da, was gegen mich sein könnte. Christus ist allem begegnet. Er hat nicht nur gelitten für „meine Sünden“, sondern Er ist auch für mich zur „Sünde“ gemacht worden, zu dem, was ich bin. Er hat das ganze System, in welchem ich, als Kind des ersten Adam, stand, hinweggetan und mich, in Verbindung mit sich selbst, in eine ganz neue Stellung eingeführt, und dort stehe ich vor Gott, von aller Schuld und von jedem Gericht befreit.
Dieses alles besitze ich, wie gesagt, durch den einfältigen Glauben an Jesus Christus. Nichts anderes ist nötig; nichts anders fordert Gott. Aber auch nichts anders kann mich retten. Man erhält nicht selten, wenn man jemanden auf die Notwendigkeit des Glaubens zur Errettung seiner Seele aufmerksam macht, die Antwort: „Ja, ich glaube ja auch.“ Aber wenn man dann weiter fragt: „An was glauben Sie denn?“ so heißt es gewöhnlich: „Nun, ich glaube an die ganze Bibel.“ Gott aber sagt nicht, dass derjenige Errettung finden werde, welcher an die Bibel glaubt, sondern der da „glaubt an den Herrn Jesus Christus.“ Zuzugeben, dass die Bibel die Wahrheit ist, ist etwas ganz anderes, als sein völliges Vertrauen auf den Sohn Gottes zu setzen. Die Schrift weist immer wieder auf den eingeborenen Sohn hin, als den einzigen Gegenstand des Glaubens, ans Ihn, der für Sünder am Kreuz starb. Es ist nicht einmal gesagt, dass diejenigen, welche Ihn als den alleinigen Heiland anerkennen, errettet werden sollen, sondern diejenigen, welche „durch Ihn zu Gott kommen.“ Die wichtige Frage ist: Glaubst du an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes? Bist du als ein verdammungswürdiger Sünder zu Ihm gekommen, in dem Bewusstsein, dass nichts, gar nichts außer Ihm dich retten kann, und dass sein kostbares Blut allein von aller Sünde rein zu waschen vermag? Vertraust du einzig und allein auf Ihn, der einst für dich im Gericht gestanden hat und jetzt verherrlicht zur Rechten Gottes sitzt?
Täusche dich nicht, mein lieber Leser! Es genügt nicht zuzugeben, dass der Heilsweg Gottes der allein richtige ist, sondern du musst diesen Weg auch gehen. Es genügt nicht zu wissen, dass Christus für Sünder gestorben ist, sondern du musst zu Ihm gekommen sein, als zu deinem Heiland, du musst Frieden und Vergebung aller deiner Sünden gefunden haben in seinem kostbaren Blut. Hast du das Zeugnis Gottes über das vollendete Werk seines Sohnes angenommen? Hast du von Herzen geglaubt an die Liebe, die Gott zu uns hat? Bist du durch Jesus zu Gott gekommen, und kannst du Ihm jetzt danken für das Große, das Er an dir getan hat? – „Das ist das Wort des Glaubens, dass, wenn du mit deinem Mund Jesus Christus als Herrn bekennen und in deinem Herzen glauben wirst, dass Gott Ihn ans den Toten auferweckt hat, du errettet werden wirst. Denn mit dem Herzen wird geglaubt zur Gerechtigkeit, und mit dem Mund wird bekannt zum Heil“ (Röm 10,8–10).