Botschafter des Heils in Christo 1884

Friede

Es gibt viele Christen, welche vor dem Gedanken, wissentlich die Wirksamkeit des Blutes Christi in Frage zu ziehen, zurückschrecken würden, die aber trotzdem keinen wahren, gegründeten Frieden haben. Solche Gläubige bekennen, über den Wert und die Allgenügsamkeit des Blutes und Opfers Christi völlig gewiss zu sein, wenn sie nur versichert wären, dass sie an diesem Werk das gebührende Interesse nähmen, oder mit anderen Worten, wenn sie nur die rechten Gefühle und den rechten Glauben hätten.

In diesem unglücklichen Zustand steter Niedergeschlagenheit befinden sich weit mehr Seelen, als man gewöhnlich denkt. Sie sind immer beschäftigt mit ihren Gefühlen, mit ihrer Liebe und Dankbarkeit, mit ihrem Interesse und ihrem Glauben, anstatt auf Christus und auf sein vergossenes Blut zu blicken und einfach dem Wort Gottes zu vertrauen. Mit einem Wort, sie blicken auf und in sich selbst, anstatt außer sich auf Christus. Doch das ist nicht Glaube, und infolge dessen haben solche Seelen auch nie wahren Frieden.

Wir sind so sehr geneigt, auf etwas, das in uns ist oder wenigstens mit uns in Verbindung steht, zu blicken, um uns daraus im Verein mit dem Blut Christi eine Grundlage für unseren Frieden zu bilden. Gerade im Blick auf diesen wichtigen Punkt, die Vollgültigkeit des Opfers Christi, herrscht unter den Christen unserer Tage ein beklagenswerter Mangel an Klarheit und Gesundheit der Lehre, und daherkommen auch die vielen Befürchtungen und Zweifel, von welchen so mancher Christ immer wieder angefochten wird. Anstatt das Werk Christi für uns zu betrachten, blickt man auf die Früchte des Geistes in uns als die Grundlage unseres Friedens. Doch nie wird der Heilige Geist in der Schrift als derjenige vor unsere Augen gestellt, auf welchem unser Friede ruht.

Der Heilige Geist hat nicht Frieden gemacht, sondern Christus. Der Heilige Geist wird nicht unser Friede genannt, sondern „Christus ist unser Friede“ (Eph 2). Gott lässt nicht Frieden verkündigen durch den Heiligen Geist, sondern durch Jesus Christus. Das Blut Christi gibt Frieden, teilt eine vollkommene Rechtfertigung und göttliche Gerechtigkeit mit, reinigt das Gewissen, bringt uns in das Allerheiligste, rechtfertigt Gott, wenn Er den Sünder in Gnaden aufnimmt, und gibt uns ein Anrecht ans alle die Segnungen, die Freude und die Herrlichkeit des Himmels.

Der Heilige Geist offenbart uns Christus und lehrt uns Ihn mehr und mehr erkennen und genießen; Er gibt Zeugnis von Ihm und nimmt von den Dingen Christi und verkündigt sie uns. Er ist die Kraft der Gemeinschaft, das Siegel, das Unterpfand des Erbes, die Salbung. Kurz, Er ist nach jeder Seite hin in der gesegnetsten und wirklichsten Weise tätig. Ohne Ihn könnten wir weder etwas von Christus kennen, noch hören, noch genießen, noch auch Christus in unserem Wandel darstellen. Alles das ist vollkommen wahr, aber trotzdem ist das Werk des Geistes nicht der Grund unseres Friedens. Er belehrt nie eine Seele, sich auf sein Werk zu stützen und auf seiner Wirksamkeit zu ruhen. Sein Amt ist, von Christus zu reden. Die Grundlage unseres Friedens ist Christus allein, und zwar ein Christus, der sich ein für alle Mal geopfert hat und mit seinem Blut in das Allerheiligste gegangen ist – ein Christus, der Gott vollkommen verherrlicht, die Ansprüche seiner Gerechtigkeit in Bezug auf uns vollkommen befriedigt und sich nach vollbrachtem Werk zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt hat – ein Christus endlich, der unaufhörlich für uns bittet und uns als „der Gerechte“ allezeit bei dem Vater vertritt. W.

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