Botschafter des Heils in Christo 1883
Das Gebot des HERRN und die Einwürfe Satans - Teil 2/2
Es ist merkwürdig und doch auch wieder nicht merkwürdig, zu sehen, wie hartnäckig Satan jeden Zollbreit Boden verteidigt, wenn es sich um die Befreiung Israels aus dem Land Ägypten handelt. Er war bereit, ihnen zu erlauben, in dem Land oder doch wenigstens in der Nähe des Landes ihren Gottesdienst auszuüben; aber ihrer absoluten und völligen Befreiung von dem Land widersetzt er sich mit aller Kraft. Er lässt kein Mittel unversucht, um diese zu hintertreiben.
Doch Jehova, gepriesen sei sein herrlicher Name! steht über dem großen Feind des Volkes Gottes; Er will sein Volk befreit sehen, und Er führt seinen Vorsatz aus trotz der vereinten Macht Satans und des Menschen. Die Forderungen Gottes können nie um ein Haarbreit vermindert werden. „Lass mein Volk Ziehen, dass sie mir ein Fest halten in der Wüste!“ So lautete das Gebot Jehovas, und es musste erfüllt werden, wenn auch der Feind Zehntausend Einwürfe machen mochte. Die göttliche Herrlichkeit stand in inniger Verbindung mit der völligen Trennung Israels von Ägypten, sowie von allen Völkern des Erdbodens. Israel sollte allein wohnen und nicht unter die Völker der Erde gerechnet werden. Dem widersetzte sich der Feind, und er wandte seine ganze Macht und List an, um es zu verhindern. Zwei seiner Einwendungen haben wir schon betrachtet; wir kommen jetzt zu der Dritten.
3. „Und Mose und Aaron wurden wieder zu Pharao gebracht, und er sprach zu ihnen: Zieht hin, dient Jehova, eurem Gott! Welche sind es, die ziehen sollen? Und Mose sprach: Mit unseren Jungen und mit unseren Alten wollen wir ziehen, mit unseren Söhnen und mit unseren Töchtern, mit unseren Schafen und mit unseren Rindern wollen wir ziehen, denn wir haben ein Fest Jehovas. Und er sprach: Jehova sei so mit euch, wie ich euch und eure Kindlein ziehen lasse! Seht, dass ihr Böses vorhabt! Nicht also! Zieht doch hin, ihr Männer, und dient Jehova, denn dieses habt ihr begehrt. Und man trieb sie hinaus von Pharao“ (2. Mo 10,8–11).
Diese Worte enthalten eine sehr ernste Unterweisung für die Herzen aller christlichen Eltern und enthüllen zugleich die listige Absicht Satans. Wenn er die Wem nicht in Ägypten zurückhalten kann, so sucht er wenigstens die Kinder zurückzuhalten, um auf diese Weise das Zeugnis für die Wahrheit Gottes zu schwächen, seine Verherrlichung in seinem Volk zu verhindern und dem Volk selbst seine Segnung zu rauben. Die Eltern in der Wüste und ihre Kinder in Ägypten – welch ein Widerspruch! Es ist den Gedanken Gottes völlig entgegengesetzt und macht seine Verherrlichung in dem Wandel seines Volkes unmöglich.
Wie befremdend ist es, dass christliche Eltern für einen Augenblick vergessen können, dass ihre Kinder einen Teil von ihnen selbst bilden! Gottes schöpferische Hand hat sie dazu gemacht, und sicher, was der Schöpfer zusammengefügt hat, wird der Erlöser nicht aus einander reißen. Deshalb finden wir immer wieder in der Schrift, dass Gott einen Menschen mit seinem Haus verbindet. „Du und dein Haus“, ist ein Wort von tiefer, praktischer Bedeutung. Es Wicht die wichtigsten Folgen ein und enthält reichen Trost für jedes christliche Elternherz; und wir dürfen wohl hinzufügen, dass die Vernachlässigung dieser Wahrheit in taufenden von Familien die traurigsten Folgen herbeigeführt hat.
Ach, wie viele christliche Eltern haben, infolge einer durchaus falschen Anwendung der Lehre von der Gnade, ihren Kindern erlaubt, in Eigenwillen und Weltlichkeit aufzuwachsen! Und indem sie dies taten, haben sie sich mit dem Gedanken getröstet, dass sie nichts tun könnten, und dass Gott zu seiner Zeit ihre Kinder, wenn sie anders in den ewigen Ratschluss eingeschlossen seien, erretten würde. Sie haben tatsächlich die große praktische Wahrheit aus dem Auge verloren, dass der Gott, welcher das Ende bestimmt hat, auch die Mittel anweist, um das Ende zu erreichen, und dass es die höchste Torheit ist, das Ende erreichen zu wollen, ohne jene Mittel zu benutzen.
Soll das nun heißen, dass alle die Kinder christlicher Eltern notwendig zu der Zahl der Auserwählten Gottes gehören, dass sie unfehlbar errettet werden müssen, und dass die Schuld nur an den Eltern liegt, wenn sie verloren gehen? Nichts von alledem. Wir wissen in dieser Beziehung nichts von den ewigen Vorsätzen und Ratschlüssen Gottes. Ihm allein sind alle seine Werke von Anbeginn der Welt bekannt. Kein sterbliches Auge hat jemals einen Blick in das Buch der geheimen Ratschlüsse Gottes geworfen. Soweit erstreckt sich die Tragweite jenes Ausdrucks: „Du und dein Haus“, nicht. Dennoch lehrt er uns zwei überaus wichtige Dinge. Zunächst macht er uns mit einem köstlichen Vorrecht, dann aber auch mit einer heiligen Verantwortlichkeit bekannt. Es ist ohne alle Frage das Vorrecht aller christlichen Eltern, für ihre Kinder auf Gott zu rechnen; zugleich aber ist es ihre bestimmte Pflicht, sie für Gott zu erziehen.
Das sind die beiden Seiten dieser so wichtigen Frage. Das Wort Gottes trennt nie den Hausvater von seinem Haus. „Heute ist diesem Haus Heil widerfahren.“ „Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst errettet werden, du und dein Haus“ (Lk 19; Apg 16). Nach diesem wichtigen Grundsätze handelnd, haben wir ohne Zögern den Boden Gottes für unsere Kinder einzunehmen und sie sorgfältig für Ihn zu erziehen, indem wir für das Resultat auf Ihn rechnen. Wir haben gleichsam von ihrem ersten Atemzuge an zu beginnen und von Woche zu Woche, von Monat zu Monat, von Jahr zu Jahr ihre Erziehung nach diesem Grundsatz fortzusetzen. Gerade so wie ein geschickter und sorgsamer Gärtner seine Fruchtbäumchen, wenn sie noch jung und biegsam sind, an der Mauer hinausleitet, damit sie der erwärmenden und belebenden Sonnenstrahlen teilhaftig werden, so sollten auch wir unsere Kinder, solange sie noch jung und empfänglich sind, für Gott zu bilden suchen. Wäre es nicht höchst töricht, wenn jener Gärtner warten wollte, bis die Zweige alt und knorrig geworden sind? Sie dann noch biegen und leiten zu wollen, wäre ganz vergebliche Mühe. Und ebenso würde es den höchsten Grad von Torheit verraten, wenn wir unsere Kinder jahrelang unter der bildenden Hand Satans, der Welt und der Sünde belassen wollten, um dann mit ihrer Erziehung für den Herrn zu beginnen.
Doch man möge uns nicht missverstehen! Wir denken durchaus nicht daran, dass die Gnade erblich sei, oder dass man durch irgendeine Handlung oder durch die Erziehung Kinder zu Christen machen könne. Nichts liegt uns ferner! Die Kinder christlicher Eltern müssen ebenso gut, wie alle andere, durch Wasser und Geist geboren werden, anders können sie das Reich Gottes nicht sehen, noch in dasselbe eingehen. Alles dieses ist so klar, wie die Schrift es machen kann; aber ebenso klar und bestimmt spricht die Schrift andererseits von der Pflicht der Eltern, ihre Kinder „aufzuziehen in der Zucht und Ermahnung des Herrn.“
Was bedeuten diese Worte? Worin besteht diese Erziehung? Das sind in der Tat wichtige Fragen für die Herzen und Gewissen aller christlichen Eltern. Es ist zu befürchten, dass wenige von uns wirklich verstehen, was christliche Erziehung ist und wie sie ausgeübt werden muss. Sie besteht nicht darin, dass wir unsere Kinder eine Menge von Bibelstellen und geistlichen Liedern auswendig lernen lassen und die Bibel gleichsam zu einem Aufgabenbuch für sie machen. Obwohl es sehr gut ist, dem Gedächtnis des Kindes Bibelverse und gute Lieder einzuprägen, so müssen wir uns doch wohl davor hüten, das Christentum dem Kind zu einer lästigen, beschwerlichen Sache zu machen. Was uns Not tut, ist, unsere Kinder mit einer durchaus christlichen Atmosphäre zu umgeben. Stets sollten sie die reine Luft der neuen Schöpfung einatmen und in ihren Eltern die herrlichen Früchte eines geistlichen Lebens erblicken – Liebe, Friede, Reinheit, Zartheit, Freundlichkeit, Selbstlosigkeit, Geduld und eine liebende Sorge für andere. Diese Dinge üben einen mächtigen moralischen Einfluss auf das empfängliche Gemüt des Kindes aus, und der Geist Gottes wird sie sicherlich benutzen, um dadurch sein Herz zu Christus zu ziehen, zu dem Mittel– und Ausgangspunkt aller dieser lieblichen Eigenschaften.
Wer könnte auf der anderen Seite die verderbliche Wirkung beschreiben, die es auf unsere Kinder haben muss, wenn sie an uns Eigenliebe, Zorn, Weltlichkeit oder ein Trachten nach irdischen Gütern entdecken? Könnten wir wohl unsere Kinder aus Ägypten herausführen, wenn die Grundsätze und Gewohnheiten Ägyptens in unserem ganzen Verhalten zu Tage treten? Vielleicht sagen wir ihnen, dass wir nicht zu der Welt gehören, dass sie eine Wüste für uns ist und wir uns auf der Reise zu dem himmlischen Kanaan befinden; aber was nützt dies, wenn unsere Wege, unser Tun und Lassen in völligem Widerspruch stehen mit unserem Bekenntnis? Unsere Kinder werden nur zu bald diesen großen Widerspruch entdecken; sie haben dafür ein sehr scharfes Auge. Und wie verhängnisvoll und verderblich die Folgen sind, können wir jeden Tag beobachten.
Vielleicht wird man uns erwidern, die Kinder seien doch verantwortlich, auch wenn ihre Eltern ihre Berufung nicht erfüllten. Das ist wahr; aber kann dies solche Eltern auch nur für einen Augenblick entschuldigen, oder ihre Verantwortlichkeit verringern? Es steht uns schlecht an, die Verantwortlichkeit unserer Kinder angesichts der Tatsache hervorzuheben, dass wir unserer eigenen nicht entsprochen haben. Sie sind ohne Zweifel verantwortlich; aber auch wir sind es. Und wenn wir es unterlassen, unseren Kindern die lebendigen und unwidersprechlichen Beweise zu liefern, dass wir Ägypten für immer verlassen haben, brauchen wir uns dann zu wundern, wenn sie darin zurückbleiben? Was kann es nützen, von der Wüste oder von Kanaan zu reden, während unser ganzes Leben den Geist der Welt verrat? Unser Leben redet eine weit eindringlichere Sprache, als unsere Worte, und das erstere straft die letzteren Lügen. Unsere Kinder urteilen aber naturgemäß nach unserem Verhalten, nicht nach der Sprache unserer Lippen. Wenn nun die beiden nicht in Übereinstimmung sind, was kann es anders in unseren Kindern hervorrufen, als Abneigung gegen alle Religion und den Gedanken, dass das Christentum ein bloßer Schein ist?
Wie überaus ernst ist alles dieses! Wie sollten sich alle christliche Eltern mit Aufrichtigkeit in der Gegenwart Gottes prüfen, ob sie wirklich ihre Kinder in Abhängigkeit von Gott erziehen und ihnen in allen Dingen ein treues Vorbild sind! Die Frage der Erziehung unserer Kinder ist eine weit wichtigere, als manche von uns zu denken scheinen. Nur die Macht des Heiligen Geistes kann uns zu dem wichtigen und heiligen Werk passend machen in diesen letzten schweren Tagen. Doch die Gnade Gottes genügt auch hierfür. Wir dürfen das völlige Vertrauen hegen, dass Gott die schwächste Bemühung unserseits segnen wird, wenn wir anders aufrichtig wünschen, unsere Kinder aus Ägypten herauszuführen. Doch diese Bemühungen müssen geschehen, und zwar mit dem wirklichen, ernsten Vorsatz unserer Herzen. Und hier möchten wir in brüderlicher Liebe allen christlichen Eltern es ins Gedächtnis rufen, wie wichtig es ist, unsere Kinder von ihrer frühesten Jugend an, an einen unbedingten Gehorsam zu gewöhnen. Wir glauben, dass in dieser Beziehung auch unter uns viel gefehlt wird, und wir haben uns dafür vor Gott zu richten und zu demütigen. Infolge einer falschen Zärtlichkeit, oder auch aus Nachlässigkeit lassen wir unsere Kinder oft ihrem eigenen Willen und Vergnügen folgen; und haben wir ihnen einmal erlaubt, diese Bahn zu betreten, so schreiten sie mit Riesenschritten auf derselben voran. Und was ist das Ende dieses Weges? Ein überaus trauriges! Wie mancher Sohn ist auf diesem Weg dahingelangt, die Ermahnungen seiner Eltern zu verachten, ihre Autorität völlig von sich abzuschütteln, die heilige Ordnung Gottes mit Füßen zu treten und den Familienkreis zu einem Schauplatz der beklagenswertesten Auftritte zu machen!
Wir brauchen nicht zu sagen, wie schrecklich dieses ist und wie sehr es mit den Gedanken Gottes, wie Er sie uns in seinem Wort offenbart hat, im Widerspruch steht. Doch haben die Eltern solcher Kinder sich nicht selbst dafür zu tadeln? Gott hat die Zügel der Regierung und die Rute der Autorität in die Hände der Eltern gelegt; wenn sie nun diese Zügel aus Nachlässigkeit ihren Händen entgleiten lassen, oder aus falscher Zärtlichkeit und Schwäche die Rute nicht anwenden, brauchen wir uns dann über die Resultate zu wundern? Eine gute Erziehung übt einen unermesslichen Einfluss auf Charakter und Gemüt des Kindes aus. Wir können es als eine Regel aufstellen – obwohl es hie und da Ausnahmen geben mag – dass mehr oder weniger das aus unseren Kindern wird, was wir aus ihnen machen. Halten wir sie zum Gehorsam an, so werden sie gehorsam sein; erlauben wir ihnen, ihrem eigenen Willen zu folgen, so wird das Gegenteil der Fall sein.
Sollen wir denn stets die Zügel straff anziehen und unaufhörlich die Rute gebrauchen? Durchaus nicht. Eine allzu strenge Behandlung ist ebenso verkehrt, wie eine zu zarte. Ein Kind sollte von frühester Jugend an belehrt werden, dass seine Eltern nur sein Bestes wollen, dass aber auch ihr Wille unter allen Umständen ausgeführt werden muss. Nichts ist einfacher als das. Für ein wohlerzogenes Kind genügt schon ein Blick oder ein Wort, um es von verkehrten Dingen zurückzuhalten. Das wahre Geheimnis einer erfolgreichen Erziehung liegt unseres Erachtens in der richtigen Anwendung der Strenge und der Zärtlichkeit. Wenn Eltern von Anfang an ihre Autorität aufrecht halten, so mögen sie so viel Liebe und Zärtlichkeit beweisen, als ihre Herzen es nur wünschen mögen. Empfängt das Kind wirklich das Gefühl und Bewusstsein, dass die Zügel und die Rute unter der Leitung eines gesunden Urteils und einer wahren Liebe stehen, so wird es sich verhältnismäßig leicht erziehen lassen.
Mit einem Wort, Festigkeit und zärtliche Liebe sind die beiden wesentlichen Grundsätze einer gesunden Erziehung – eine Festigkeit, welche sich nie durch den Eigenwillen des Kindes, noch auch durch die Gefühle falscher Zärtlichkeit erschüttern lässt, und eine Liebe, welche jedes wahren Bedürfnisses und jedes rechtmäßigen Wunsches des Kindes Rechnung trägt. So handelt unser himmlischer Vater auch mit uns, und Er ist hierin, wie in allem anderen, unser vollkommenes Vorbild. Wie geschrieben steht: „Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern in allem!“ so steht auch geschrieben: „Ihr Väter, ärgert eure Kinder nicht, auf dass sie nicht mutlos werden“ (Kol 3,20–21). Und wenn an einer anderen Stelle gesagt wird: „Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern im Herrn, denn das ist gerecht“; so wird auch sogleich hinzugefügt: „Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn“ (Eph 6,1.4). Kurz, das Kind muss gehorchen lernen, zugleich aber muss das gehorsame Kind das Vorrecht genießen, in dem Sonnenschein elterlicher Zuneigung zu wandeln. Das ist unsere Ansicht von christlicher Erziehung. 1 Und wir hoffen zum Herrn, dass die obigen Betrachtungen für die Herzen und Gewissen vieler christlicher Eltern zum Segen sein mögen, um in ihnen ein tiefes Bewusstsein von der hohen und heiligen Verantwortlichkeit zu erwecken, welche im Blick auf ihre geliebten Kinder auf ihnen ruht. Indem wir jetzt diesen Gegenstand verlassen, kommen wir zu dem Vierten und letzten der Einwürfe Satans gegenüber dem Gebot Jehovas.
4. „Und Pharao rief Mose und sprach: Zieht hin und dient Jehova, nur eure Schafe und eure Rinder sollen zurückbleiben; auch eure Kindlein mögen mit euch ziehen“ (2. Mo 10,24). Welch eine Hartnäckigkeit! Pharao gibt jetzt zu, dass die Kindlein mit ihren Eltern ziehen sollen; er kann sie nicht länger zurückhalten. Gottes Hand liegt zu schwer auf ihm und auf seinem ganzen Land. Aber der Feind hat noch einen letzten Einwurf. Kann er von dem Volk kein einziges Glied zurückhalten, so sollen doch wenigstens ihre Schafe und Rinder zurückbleiben. Er will sie auf diese Weise der Möglichkeit und der Mittel berauben, dem Herrn zu dienen; er will sie leer entlassen.
Doch beachten wir die edle Antwort Moses, des treuen Knechtes Jehovas. Sie ist von hoher, moralischer Schönheit. „Und Mose sprach: Auch Schlachtopfer und Brandopfer musst du in unsere Hände geben, dass wir Jehova, unserem Gott, opfern; so muss auch unser Vieh mit uns ziehen, nicht eine Klaue darf dahinten bleiben, denn davon werden wir nehmen, Jehova, unserem Gott, zu dienen; und“ – erwägen wir Wohl diese inhaltsvollen Worte! – „wir wissen nicht, womit wir Jehova dienen sollen, bis dass wir daselbst hinkommen“ (V 25–26).
Wir müssen völlig und mit klarem Bewusstsein auf göttlichem Boden stehen, ehe wir uns irgendein wahres Urteil über die Natur und die Ausdehnung seiner Ansprüche bilden können. Solange wir uns in einer weltlichen Atmosphäre bewegen und uns leiten lassen durch einen weltlichen Geist, durch weltliche Grundsätze und Gegenstände, ist es völlig unmöglich, ein richtiges Bewusstsein von dem zu haben, was für Gott angenehm und passend ist. Wir müssen stehen auf dem Boden einer vollbrachten Erlösung, in dem vollen Licht der neuen Schöpfung, getrennt von diesem gegenwärtigen, bösen Zeitlauf, ehe wir dem Herrn in der rechten Weise dienen können. Nur dann, wenn wir durch die mächtige Wirksamkeit des in uns wohnenden Geistes zu erkennen vermögen, wohin wir durch den Tod und die Auferstehung Jesu Christi gebracht sind, wenn wir die Bedeutung der „drei Tagereisen“ verstehen, sind wir fähig, zu unterscheiden, worin ein wahrer christlicher Dienst besteht. Aber dann werden wir auch völlig verstehen und erkennen, dass alles, was wir sind und haben, Ihm angehört. „Wir wissen nicht, womit wir Jehova dienen sollen, bis dass wir daselbst hinkommen.“ Kostbare, gesegnete Worte! Möchten wir ihre Kraft und ihre praktische Anwendung besser verstehen! Mose, der Mann Gottes, begegnet allen Einwürfen Satans einfach damit, dass er mit aller Entschiedenheit an dem Gebot Jehovas festhält: „Lass mein Volk ziehen, dass sie mir ein Fest halten in der Wüste!“
Das ist zu allen Zeiten und unter allen Umständen der einzig wahre Grundsatz. Anders ist es unmöglich, Gott zu dienen. Wir müssen völlig getrennt sein von Ägypten und von seinen verderblichen Einflüssen. Das Gebot und der Maßstab Gottes müssen aufrecht gehalten werden trotz aller Einwürfe und Widersprüche des Feindes. Sobald wir diesen Maßstab auch nur um eines Haares Breite verlassen, hat Satan gewonnenes Spiel, und wahrer christlicher Dienst und wahres Zeugnis für Gott sind unmöglich gemacht. Möchten wir uns deshalb „unbefleckt erhalten von der Welt“, um unserem Herrn in würdiger Weise zu dienen, bis Er kommt!
Schwere Ketten einst mich banden,
Doch der Herr zerbrach sie all'!
Herr behüte, Herr bewahre
Deinen Knecht vor jedem Fall!
Fußnoten
- 1 Näheres über diesen Gegenstand findet der Leser in einem (im Verlag des Botschafters) erschienenen Schriftchen: „Du und dein Haus, oder der Christ in seinem Haus.“