Botschafter des Heils in Christo 1883
Einige Bemerkungen über den Wert des Abendmahls - Teil 2/2
Wir kommen jetzt auf den Wert des Abendmahls zurück. Die Teilnahme an diesem Mahl ist die Gemeinschaft des Leibes und Blutes des Herrn, der für uns am Kreuz starb. Möchten wir am Tisch des Herrn, zur Freude unserer Seelen, den Gedanken Jesu bei Einsetzung dieses Festes recht erfassen! Der Feind sucht den Christen die Wirklichkeit dieser Segnung zu rauben. Der Katholizismus macht aus dem äußeren Zeichen einen Abgott, indem er lehrt, dass der Leib, das Blut, die Seele und die Gottheit Jesu Christi sich zusammen in dem Brot befinden; er macht aus dem Abendmahl ein Sakrament der Nicht–Versöhnung durch die Lehre, dass das Blut und das Fleisch zusammen in der Hostie enthalten seien. Die lutherische Lehre, obwohl sie Blut und Fleisch getrennt hält, sieht in den äußeren Zeichen den wirklichen Leib und das wirkliche Blut Christi und verliert dadurch die ganze moralische Tragweite der Einsetzung. Andere wieder verfallen in das entgegengesetzte Extrem, indem sie in diesem Mahl nur Brot und Wein, ohne die Gemeinschaft mit dem Opfer Christi, erblicken. Untersuchen wir darüber das Wort.
In Lukas 22,19–20 lesen wir: „Und Er nahm Brot und dankte und brach und gab es ihnen und sprach: Dies ist mein Leib, der für euch gegeben ist; dieses tut zu meinem Gedächtnis! Desgleichen auch den Kelch nach dem Mahl und sagte: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen ist.“
Die Teilnahme an dem Brot des Abendmahls drückt also die Gemeinschaft mit dem Leib des für unsere Sünden auf dem Kreuz leidenden und sterbenden Christus aus. Der Herr sagt von diesem Brot: „Dies ist mein Leib, der für euch gegeben ist.“ Damit will Er uns nicht veranlassen, in diesem Brot buchstäblich seinen Leib zu sehen, sondern Er will unseren Geist, unser Herz, unseren Glauben auf jenen erhabenen Augenblick hinlenken, wo Er sich in seiner anbetungswürdigen Person auf dem Kreuz mit unserer Schuld belud, als unser Stellvertreter im Gericht Gottes. Wenn ich meinen Freunden das Bild meines Vaters zeige, so sage ich: „Das ist mein Vater.“ Ich sage nicht: „Das ist ein Stück Leinwand, auf dem sich ein meinen Vater vorstellendes Gemälde befindet“; und doch ist es nichts anderes. Wenn aber jemand beleidigende Äußerungen über dieses Bild tun würde, so würde ich diese nur als eine Beleidigung meines Vaters betrachten können. Es würde mir niemals der Gedanke kommen, in diesem Bild den wirklichen Körper meines Vaters zu sehen, und doch ist es für mich tausendmal mehr wert, als ein bloßes Stück Leinwand.
In 1. Korinther 11 erinnert der Apostel an die Einsetzung des Abendmahls, wie sie ihm direkt durch den Herrn offenbart worden war. Paulus war das auserwählte Werkzeug zur Offenbarung des Geheimnisses von der Versammlung, dem Leib Christi. Da das Brotbrechen der Ausdruck der Einheit des Leibes auf der Erde ist, so sollte der Apostel, dem die Offenbarung dieser Einheit anvertraut war, vom Herrn selbst, und nicht von einem der bei jenem Abendessen anwesenden Apostel, die Worte empfangen, durch welche Jesus das Abendmahl einsetzte. Er sagt in Vers 23: „Denn ich habe von dem Herrn empfangen, was ich auch euch überliefert habe, dass der Herr Jesus in der Nacht, da Er überliefert ward, Brot nahm, und als Er gedankt hatte, es brach und sprach: Dies ist mein Leib, der für euch ist; dies tut zu meinem Gedächtnis.“ Ja, in Wahrheit, er ist für uns, dieser Leib, in welchem Er unsere Sünden getragen hat; er ist für uns, nicht für die Welt, welche ihn verachtet; wir sind in Gemeinschaft mit diesem Leib.
Im zehnten Kapitel desselben Briefes zeigt der Apostel den Korinthern, wie sehr sie sich erniedrigten, wenn sie teilnahmen an dem Essen der Götzenopfer, und beweist ihnen, dass sie sich dadurch eins machten mit den Götzen selbst und sich in die Gemeinschaft der Teufel begaben. Doch beachten wir, wie er zu dieser Schlussfolgerung kommt; er zieht sie aus der wunderbaren Tatsache, welche er in den Worten ausdrückt: „Der Kelch der Segnung, den wir segnen, ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes des Christus? Das Brot, das wir brechen, ist es nicht die Gemeinschaft des Leibes des Christus?“ Welch eine gesegnete Sache ist es doch, dieses Brot zu essen und diesen Kelch zu trinken! Wir sind so in Gemeinschaft mit dem kostbaren Opfer Christi auf dem Kreuz. Wenn wir um den Tisch des Herrn versammelt sind und nach seinem Beispiel danken, bevor wir das Brot brechen und den Kelch unter uns teilen, so geben wir dadurch Zeugnis, dass wir mit Dankbarkeit in die Gedanken des Herrn eingehen, der uns durch das Genießen des Brotes und des Kelchs mit seinem Opfer Gemeinschaft machen lässt. Lasst uns daher stets daran denken, welchen Wert dieses Opfer hat, das für uns am Kreuz dargebracht wurde!
Die Korinther machten sich des Leibes und Blutes des Herrn schuldig, indem sie auf unwürdige Weise bei ihren Mahlzeiten das Brot aßen und den Kelch des Herrn tranken (1. Kor 11,20–22), und als Züchtigung dafür waren viele unter ihnen schwach und krank und nicht wenige sogar entschlafen.
Im Gegensatz zu den Korinthern, welche den Tisch des Herrn mit Gleichgültigkeit behandelten, gibt es für Personen, die ein zartes Gewissen haben, aber wenig in der Gnade befestigt sind, eine andere Schwierigkeit. Es ist vielleicht etwas zwischen ihnen und dem Herrn vorgefallen, worüber sie sich vor Ihm haben demütigen müssen; aber obwohl sie sich völlig vor Ihm gerichtet haben, wagen sie es doch nicht, an seinem Tisch teil zu nehmen. Ja, gerade ihre völlige Zerknirschung erzeugt in ihnen den Gedanken, dass sie des Tisches des Herrn unwürdig seien, und sie halten sich deshalb, als eine Art von Buße, von demselben fern. Diese Seelen sind in dieser Beziehung in einem Irrtum befangen; denn der Apostel sagt in 1. Korinther 11,28: „Der Mensch aber prüfe sich selbst, und also esse er von dem Brot und trinke von dem Kelch.“ Indem wir uns selbst prüfen, erkennen wir an, dass der Tisch des Herrn Rechte hat an unsere Gewissen; wir verurteilen die Sünde, welche den Tod des Herrn notwendig gemacht, aber durch die Gnade in diesem Tod ihr Gericht gefunden hat. Sind so die Rechte Gottes und sein Gericht über die Sünde in dem Gewissen anerkannt, so soll man essen von dem Brot und trinken von dem Kelch.
Ich füge noch einige Worte hinzu über eine Stelle in Johannes 6, welche oft auf das Abendmahl angewandt wird, dadurch aber ihren eigentlichen Sinn verliert und leicht die Bedeutung des Abendmahls verfälschen kann. Es sind dies die Verse 53–56: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht esst das Fleisch des Sohnes des Menschen und trinkt sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch selbst. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben, und ich werde ihn auferwecken am letzten Tage; denn mein Fleisch ist wahrhaftig Speise, und mein Blut ist wahrhaftig Trank. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm.“ In dieser Stelle zeigt der Herr die unumgängliche Notwendigkeit seines Todes als Erlöser. Sollten wir das Leben haben, so war es nötig, dass sein Blut von seinem Körper getrennt, und dass sein Tod Speise und Trank für uns wurde, als die Befreiung und das Ende von unserem gefallenen Zustand und von unseren Sünden. Unser ganzer Zustand in Adam hat im Tod des Herrn sein Ende gefunden. Nur in einem gestorbenen Christus konnten wir aus dem Tod, in dem wir lagen, errettet werden, und indem wir mit einem gestorbenen und jetzt auferstandenen Christus in Verbindung gekommen sind und uns durch den Glauben von seinem Fleisch und von seinem Blut nähren, haben wir das Leben, das Leben nach dem Tod, das ewige Leben. Der Herr spricht hier von seinem zukünftigen Tod: „Und das Brot aber, das ich geben werde, ist mein Fleisch, welches ich geben werde für das Leben der Welt“ (V 51). Er betont die Notwendigkeit seines Todes, auf dass wir das Leben hatten, redet aber nicht von der Erinnerung und dem Gedächtnis an diesen Tod, durch welchen wir nun das Leben empfangen haben. Wenn an dieser Stelle von der Teilnahme am Abendmahl die Rede wäre, so würde zweierlei die Folge davon sein: Erstens, niemand würde das Leben haben, bevor er das Abendmahl genossen hatte: „Wenn ihr nicht esst das Fleisch des Sohnes des Menschen und trinkt sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch selbst.“ Der Übeltäter am Kreuz zum Beispiel hätte das Leben nicht gehabt. Zweitens, alle, welche das Abendmahl genommen hätten, wären errettet: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben.“ Dies ist sehr beachtenswert; denn dann hätten alle, die je das Abendmahl gefeiert haben, das ewige Leben. Deshalb sage ich, dass die direkte Anwendung dieser Stelle auf das Abendmahl den Sinn derselben verfälscht und das Abendmahl seiner wahren Natur beraubt. Nur diejenigen, welche das Fleisch des Sohnes des Menschen gegessen und sein Blut getrunken haben, haben Recht am Abendmahl, nicht aber, um dort das Leben zu empfangen, sondern weil sie es besitzen durch den Tod ihres Heilands.
Möchten wir mit Einsicht und wahrer Gottseligkeit den geistlichen Wert dieses Gedächtnisses des Todes unseres Erlösers genießen!
Was nun den Kelch betrifft, so wird es nützlich sein, zu untersuchen, was uns das Wort über das Blut sagt. Wenn wir daran denken, welch eine große Menge Blutes durch das Schlachten der Opfertiere vergossen worden ist, als Vorbild der Vergießung des kostbaren Blutes Christi, so können wir uns eine geringe Vorstellung machen von dem Wert, den Gott dem Blut seines Opferlammes beilegt.
Schon gleich nach dem Fall des Menschen machte Jehova Gott Adam und seinem Weib Röcke von Fellen, welche doch nur von geschlachteten Tieren herrühren konnten. Abel verstand denn auch, dass ein blutiges Opfer nötig war zwischen Gott und dem Sünder, und so opferte er von den Erstlingen seiner Herde. Später brachten Noah, Abraham und Jakob dem Herrn solche Opfer dar, und zwar bevor noch eine Verordnung bestand, welche dieselben vorschrieb. Dann richtete Gott in Israel den Opferdienst ein, durch welchen eine Menge Blut vergossen wurde, betreffs dessen in der Brief an die Hebräer gesagt wird: „Christus aber, gekommen als Hohepriester der zukünftigen Güter, in Verbindung mit der größeren und vollkommeneren Hütte, die nicht mit Händen gemacht (das ist nicht von dieser Schöpfung ist), auch nicht mit Blut von Böcken oder Kälbern, sondern mit seinem eignen Blut, ist ein für alle Mal in das Heiligtum eingegangen, als Er eine ewige Erlösung erfunden hatte. Denn wenn das Blut von Stieren und Böcken und die Asche einer jungen Kuh, auf die Unreinen gesprengt, zur Reinheit des Fleisches heiligt, wie viel mehr wird das Blut des Christus, der durch den ewigen Geist sich selbst ohne Flecken Gott geopfert hat, euer Gewissen reinigen von toten Werken, um dem lebendigen Gott zu dienen! ... Daher auch der erste Bund nicht ohne Blut eingeweiht worden ist. Denn als jegliches Gebot, nach dem Gesetz, von Moses zu dem ganzen Volk geredet war, nahm er das Blut der Kälber und Böcke mit Wasser und Purpurwolle und Ysop und besprengte sowohl das Buch selbst, als auch das ganze Volk, und sprach: Dies ist das Blut des Bundes, den Gott für euch geboten hat. Und auch die Hütte und alle die Gefäße des Dienstes besprengte er gleicherweise mit dem Blut; und fast alle Dinge werden mit Blut gereinigt nach dem Gesetz, und ohne Blutvergießung ist keine Vergebung“ (Heb 9,11–14.18–22).
Alles dieses zeigte vorbildlich die Notwendigkeit der Vergießung des Blutes Christi. Gott hat Christus dargestellt zu einem Gnadenstuhl durch den Glauben an sein Blut (Röm 3,25). Der Herr sagt, dass der, welcher sein Fleisch isst und sein Blut trinkt, ewiges Leben habe (Joh 6,54). Wir haben die Erlösung durch sein Blut (Eph 1,7). Wir haben Freimütigkeit zum Eintritt in das Heiligtum durch das Blut Jesu (Heb 10,19). Wir sind gekommen zu dem Blut der Besprengung (Heb 12,24). Wir sind erlöst worden von unserem eitlen, von den Vätern überlieferten Wandel, nicht mit verweslichen Dingen, Silber oder Gold, sondern mit dem kostbaren Blut Christi, als eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken; welcher zwar zuvorerkannt ist vor Grundlegung der Welt, aber offenbart worden am Ende der Zeiten um unsertwillen (1. Pet 1,18–20). Das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde (1. Joh 1,7). Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden gewaschen hat in seinem Blut ... Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht in die Zeitalter der Zeitalter! Amen (Off 1,5).
Dieses kostbare Blut ist aus seiner durchbohrten Seite hervorgeflossen, als Er schon gestorben war. „Als sie aber zu Jesu kamen und sahen, dass Er schon gestorben war, brachen sie Ihm die Beine nicht, sondern einer der Kriegsknechte durchbohrte mit einem Speer seine Seite, und sogleich kam Blut und Wasser hervor“ (Joh 19,33–34). Derselbe Apostel sagt im fünften Kapitel seines ersten Briefes: „Dieser ist es, der gekommen ist durch Wasser und Blut, Jesus der Christus; nicht durch das Wasser allein, sondern durch das Wasser und das Blut.“ Dieses Blut ist einer von den drei Zeugen, welche „einstimmig“ sind in ein und demselben Zeugnis, nämlich „dass Gott uns das ewige Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in seinem Sohn“ – nicht in dem ersten Adam.
Einen solchen Wert legt das Wort dem Blut Christi bei. Was aber macht dieses Blut so überaus kostbar? Es ist das Blut eines Lammes ohne Fehl und Flecken. Es ist das Blut dessen, der sich ohne Flecken durch den ewigen Geist Gott geopfert hat.
Der Tod unseres anbetungswürdigen Heilands war also nötig, damit die Vergießung dieses kostbaren Blutes stattfinden konnte, als Gegenbild des Blutes aller der Opfer, die seit dem Fall des Menschen geschlachtet worden waren. Es war nötig, dass sein Blut von seinem Fleisch getrennt wurde. Er hat uns diesen Kelch gegeben mit den Worten: „Trinkt alle daraus; denn dies ist mein Blut, das des neuen Bundes, welches für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden“ (Mt 26,27–28), und: „Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen ist“ (Lk 22,20). In 1. Korinther 11 wird noch hinzugefügt: „Dies tut, so oft ihr trinkt, zu meinem Gedächtnis.“ Die Teilnahme an diesem Kelch ist also ebenfalls die Gemeinschaft mit dem Opfer des Heilands auf dem Kreuz. „Der Kelch der Segnung, den wir segnen, ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes des Christus?“ (1. Kor 10,16)
Wunderbare Tatsache! Der Herr fordert uns auf, den Kelch zu trinken zu seinem Gedächtnis, und das ist nichts Geringeres, als die Gemeinschaft seines kostbaren Blutes. Indem wir daran teilnehmen, segnen wir diesen Kelch durch Danksagung und setzen mit Anbetung unser Siegel auf die Tatsache, dass wir, indem wir ihn trinken, Gemeinschaft haben mit dem vergossenen Blut unseres Heilands. Es gibt für die Christen, welche einigermaßen der Absicht des Herrn entsprechen, nichts Köstlicheres, als so in der Wüste ihres anbetungswürdigen Heilands zu gedenken und Ihm gemeinschaftlich ihre Loblieder zu singen.
Der Herr hat den Seinen sowohl das Brot als auch den Kelch, jedes für sich und nach einander, gegeben, und wir haben versucht, den Wert eines jeden einzelnen vorzustellen; jedoch dürfen wir nicht aus dem Auge verlieren, dass beide zusammen unserem Glauben die Wirklichkeit des Todes des Herrn verkündigen. „Denn so oft ihr dieses Brot esst und den Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis Er kommt“ (1. Kor 11,26).
Welch eine Fülle von Gedanken vereinigt sich in der Feier des Abendmahls! Der Herr wollte, dass wir uns seiner erinnerten, als des Gegenstandes der geistlichen Gefühle, aber auch zugleich als des Herrn, der verworfen, verraten und für uns gestorben ist, und der durch das Gericht, welches Er erduldet, unserem Zustand in dem ersten Adam ein Ende gemacht hat. Dann verkündigen wir in dem Abendmahl auch die Wiederkunft unseres Herrn. Ferner gibt es uns das köstliche Bewusstsein, dass wir mit allen Gliedern Christi auf der Erde in Ihm vereinigt sind, und wir verkündigen die große Tatsache der Einheit des Leibes. Endlich wirkt der Tod des Herrn auf unsere Gewissen, um bei uns die praktische Trennung von der Sünde, die einen solchen Tod nötig machte, hervorzubringen und aufrecht zu halten. Alles dieses und noch vieles andere vereinigt sich in unseren Gedanken an diesem Tisch. Wir lernen dadurch verstehen, wie das Abendmahl die Grundlage des Gottesdienstes bildet, und wie wir, gereinigt vom bösen Gewissen, einen freien Zugang haben zu der heiligen Gegenwart Gottes in seinem Heiligtum. Wir mussten vollkommen gemacht sein, um nahen zu können. Wir mussten gereinigt sein und kein Gewissen mehr haben von Sünden, um Anbetung darbringen zu können. Und das ist es gerade, was das Opfer Christi hervorgebracht hat. „Denn durch ein Opfer hat Er auf immerdar vollkommen gemacht, die geheiligt werden“ (Heb 10,14). „Da wir nun, Brüder, Freimütigkeit haben zum Eintritt in das Heiligtum durch das Blut Jesu, den neuen und lebendigen Weg, den Er uns eingeweiht hat durch den Vorhang, das ist sein Fleisch ... so lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen, in voller Gewissheit des Glaubens, die Herzen besprengt und also gereinigt vom bösen Gewissen und den Leib gewaschen mit reinem Wasser“ (Heb 10,19–21). Auf dieser Grundlage sind wir die wahren Anbeter, welche der Vater gesucht hat, und von denen Er die Anbetung empfangen wollte in Verbindung mit der Offenbarung seines Vaternamens, von denen das Lob Ihm dargebracht werden sollte, geleitet durch den Sohn in der Mitte der Versammlung (vgl. Ps 22,22; Heb 2,12). Wir beten Gott an, als Gott und als Vater, im Geist und in Wahrheit.
Schließlich geht noch etwas anderes aus dem bisher Gesagten hervor, nämlich, dass das wirkliche Verständnis der Feier des Abendmahls unsere Herzen dahin leitet, die Heiligkeit der Person Christi nach allen Seiten hin zu wahren und Ihm treu zu sein bis in die kleinsten Einzelheiten. Wie aber verträgt es sich hiermit, wenn man sich weigert, entschieden Zeugnis abzulegen gegen alles, was diese heilige Person herabwürdigt, wenn man ferner den Tisch des Herrn aufzurichten vorgibt und doch zugleich den Grundsatz der Einheit des Leibes beiseitesetzt, der im Brotbrechen seinen Ausdruck findet?
Möchten diejenigen, die der Herr so unaussprechlich liebt und die Er erkauft hat durch sein Blut, mehr Verständnis haben für den Wert seiner Person und seines Werkes! Möchten sie ihr Glück darin finden, in seinem Namen versammelt zu sein, um gemeinschaftlich seiner zu gedenken, bis Er kommt! Möchten wir zu denen gehören, welche der Herr als diejenigen anerkennen kann, die sein Wort bewahren und seinen Namen nicht verleugnen! Ja, lasst uns festhalten, was wir haben, auf dass niemand unsere Krone nehme!