Botschafter des Heils in Christo 1883
Auserwählt in Christus
Wenn wir zurückblicken in die Tiefen der Ewigkeit vor der Gründung der Welt, so sehen wir Gott mit den Gedanken und Ratschlüssen beschäftigt, welche der Heilige Geist uns im Anfang des Epheserbriefes mitteilt. Ja, wir werden hier zurückgeführt weit vor die Zeit unserer Bekehrung, vor den Tod des Herrn Jesus, vor seine Fleischwerdung, vor alle die Handlungen Gottes mit dem Menschen innerhalb des alttestamentlichen Zeitraums von viertausend Jahren, ja vor den Augenblick, da Satan in das Paradies eintrat und Eva sündigte. Wir waren auserwählt in Christus „vor Grundlegung der Welt.“ Was könnte die Ratschlüsse und Gnadenabsichten Gottes je verändern? Bevor die Zeiten begannen, bevor Gott Himmel und Erde ins Dasein rief, erwählte Er uns in Ihm, dem Geliebten, dass „wir heilig und tadellos seien vor Ihm in Liebe“ (V 4).
Ja, Er beschloss, uns in diesen wunderbaren Platz der Annehmlichkeit, „vor Ihm in Liebe“, zu versetzen. So groß war die Liebe des Vaters gegen uns von Ewigkeit her. „Zum Preis der Herrlichkeit seiner Gnade, worin Er uns begnadigt hat in dem Geliebten“ (V 6). Welch ein Gedanke, vor Ihn hingestellt zu sein nach der Liebe seines Herzens – „in Liebe“, „begnadigt indem Geliebten“, zugleich „heilig und tadellos!“ Und nichts vermag die ewigen Ratschlüsse Gottes umzustoßen oder auch nur anzutasten. Nein, sie sind jetzt schon erfüllt. „Er hat uns begnadigt in dem Geliebten.“ Er hat uns mit und in Christus gesegnet. So wahr es ist, dass Er uns in Christus vor Grundlegung der Welt auserwählt hat, ebenso wahr ist es auch, dass Er uns in Ihm begnadigt und vor sich hingestellt hat „heilig und tadellos in Liebe.“
Wenden wir jetzt unseren Blick auf das Verhältnis, in welches Gott uns gebracht hat, so sehen wir, dass Er. „uns zuvorbestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst.“ O, wie viel näher stehen wir Ihm, als selbst Adam im Paradies! Er war ein unschuldiges, reines Geschöpf, aber kein Kind Gottes. Weit näher auch, als Israel, als Volk betrachtet, näher als Abraham, der Freund Gottes; ja unser Platz ist weit näher, als derjenige, dessen die Engel, diese heiligen und reinen Wesen, die Täter seines Wohlgefallens, sich erfreuen. Sie stehen um seinen Thron; aber Jesus ist hingegangen, um eine Stätte für uns im Vaterhaus zu bereiten; wir sollen auf Thronen sitzen in dem wolkenlosen Licht der Herrlichkeit Gottes, so nahe, dass die Myriaden von Engeln um diesen Platz der Nähe geschart stehen. Ja, wir sind zuvor bestimmt, diesen bevorzugten Platz mit dem Sohn seiner Liebe, als Kinder, zu teilen – „zum Preis der Herrlichkeit seiner Gnade.“
Wie erfreut es das Herz und stimmt es zu anbetender Bewunderung, wenn wir lesen, dass Gott uns zur Sohnschaft „für sich selbst“ bestimmt hat! Es war das „Wohlgefallen seines Willens“, solch arme, elende Kreaturen, wie wir sind, in ihrem Elend zu besuchen, sie aus ihrem Verderben zu befreien, um sie für sich selbst, für sein eigenes Herz und für ewig als Söhne in seiner nächsten Nähe zu haben. Der Heilige Geist trägt Sorge, uns ausdrücklich dieses besonderen Wunsches Gottes und seines unbegreiflichen Interesses an uns zu versichern. Er liebte uns, als wir noch Sünder und Feinde waren; Er sandte Jesus, seinen Geliebten, und stellte Ihn an unseren Platz, um uns für alle Ewigkeit einen Platz an seinem Vaterherzen zu bereiten. Nichts anderes konnte seine Liebe zu uns befriedigen, nichts Geringeres seinen Gedanken über uns genügen. Er wollte Kinder haben, und Er erwählte sie aus der Mitte verlorener, verdammungswürdiger Sünder. Wer könnte eine solche Liebe ergründen? Die Engel begehren, in diese herrlichen Ratschlüsse und Wege der göttlichen Liebe hineinzuschauen, deren Gegenstände wir sind.
„Geliebte, jetzt sind wir Gottes Kinder, und es ist noch nicht offenbart worden, was wir sein werden; wir wissen, dass, wenn Er offenbart ist, wir Ihm gleich sein werden, denn wir werden Ihn sehen, wie Er ist“ (1. Joh 3,2). Hier sehen wir, dass die Gedanken Gottes noch weitergehen. Wir sollen dem Heiligen, Verherrlichten gleich sein, dessen baldiger Ankunft wir entgegensehen, Ihm selbst verherrlicht dargestellt, ohne Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen (Eph 5,27). Gott konnte kein Wohlgefallen haben an jenen Opfern, die niemals Sünden hinwegzunehmen vermochten. Jetzt aber sind seine ewigen Vorsätze, die teuersten Wünsche seines Herzens erfüllt in unserer vollkommenen Annahme in Christus und in unserer Gleichheit mit Ihm.
In Daniel 7,9 sehen wir den „Alten der Tage“, dessen Kleid „weiß ist wie Schnee, und das Haar seines Hauptes wie reine Wolle.“ Ebenso erscheint in Offenbarung 1 der Herr Jesus dem Propheten Johannes: „Sein Haupt aber und seine Haare waren weiß wie weiße Wolle, wie Schnee.“ Demselben Bilde fleckenloser Reinheit begegnen wir ferner auf dem Berg der Verklärung: „Und er ward umgestaltet vor ihnen. Und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, seine Kleider aber wurden weiß wie das Licht“ (Mt 17,2). Und nun möchte man fragen: Ist es möglich, dass wir, die wir solche Sünder gewesen sind, diesem Herrn gleich sein können, „so wie er ist?“ Ja, dieselben Bilder werden durch den Heiligen Geist gebraucht, wenn Er von der Reinigung unserer Sünden redet. „Kommt denn und lasst uns rechten mit einander, spricht Jehova. Wenn eure Sünden sind wie Scharlach, wie Schnee sollen sie weiß werden; wenn sie rot sind wie Karmesin, wie Wolle sollen sie werden“ (Jes 1,18).
Es ist gesegnet für unsere Herzen, in dem unumschränkten Gnaden Ratschluss Gottes zu ruhen. Nie Erlösung, die wir besitzen, ist das Resultat dieses Ratschlusses. „Das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde“ (1. Joh 1,7). „Hierin ist die Liebe mit uns vollendet worden, auf dass wir Freimütigkeit haben an dem Tag des Gerichts, dass, gleich wie Er ist, auch wir sind in dieser Welt“ (1. Joh 4,17). Lasst uns denn von der Höhe Gottes herabblicken und die Versammlung betrachten, so wie Er sie sieht, wie Er sie betrachtet, „tadellos“ und „begnadigt in dem Geliebten!“ Unsere Herzen können unmöglich den Gedanken fassen, dass wir Ihm gleich sind, wenn wir nicht verstehen, wie Gott uns betrachtet. Lasst uns nie vergessen, dass wir trotz aller Wut Satans, trotz aller gegenteiligen Meinungen der ungläubigen Menschen, in Christus auserwählt sind vor diesem allen, vor Grundlegung der Welt! Möchten wir jeden Tag erfunden werden in der Erwartung seiner Ankunft und des glückseligen Augenblicks, wo wir unseren geliebten Herrn sehen und Ihm auch hinsichtlich unseres Leibes gleich sein werden! Der Herr ist nahe! „Ermuntert einander mit diesen Worten!“