Botschafter des Heils in Christo 1882

Gedanken

Wie oft meinen wir, durch den Glauben zu leben und Gott allein zu vertrauen, und wenn wir nur einen Blick in die Tiefen unserer Herzen werfen wollten, so würden wir entdecken, wie sehr wir von den Umständen abhängig sind und auf diese vertrauen. Oft wünschen wir etwas zu tun, wozu Gott uns keinen Auftrag gegeben hat, oder begehren, irgendwohin zu gehen, wohin Er uns nicht gesandt hat. Wir verkehren mit Ihm im Gebet darüber, erhalten aber keine Antwort. Wir beten wieder und wieder, aber keine Erwiderung wird uns zu Teil. Woher kommt das? Aus dem einfachen Grund, weil Gott uns gerne ganz ruhig haben will, weil Er wünscht, dass wir stille stehen und dableiben sollen, wo wir sind. Anstatt daher unseren Kopf anzustrengen, und unsere Seelen zu beruhigen mit der Frage: „Was sollen wir tun?“ lasst uns vielmehr nichts tun und einfach auf Gott warten. Unser allezeit gnädiger Gott kann in allem Klarheit und Entschiedenheit geben. Wenn Er es nicht tut, so kann es niemand. Wenn Er es aber tut – und Er wird es sicher tun, wenn wir anders mit aufrichtigem Herzen auf Ihn warten – so bedürfen wir keiner menschlichen Unterweisung mehr.

Aber ach! Wie oft gehen wir ruhig und getrost unseren Weg voran, weil wir wissen, dass irgendein armer Sterblicher, den wir hochachten, ihn gutheißt und uns seine Unterstützung zu Teil werden lässt. Sobald wir aber aufgefordert werden, im einfachen nackten Glauben voranzugehen, beginnen wir zu zögern und zaghaft zu werden. Der Unglaube fragt: „Wie kann dies oder jenes sein?“ Er ist stets voll von „Wies“. Der Glaube aber hat eine große Antwort auf alle diese Fragen, und diese Antwort lautet: „Gott“ Er bringt Gott auf den Schauplatz, und deshalb kennt er durchaus keine Schwierigkeiten. Das wahre Geheimnis alles Dienstes ist geistliche Kraft, verbunden mit dem Bewusstsein, dass man von Gott selbst in den Dienst, den man übt, gestellt ist. Menschliche Weisheit und menschliche Kraft vermögen nichts. Ein Dienst, der in steter Abhängigkeit von Gott und im Vertrauen auf die Leitung des Heiligen Geistes ausgeübt wird, kann nie dürr und kraftlos werden. Wenn aber jemand aus seinen eignen Hilfsquellen schöpfen will, so wird er bald völlig ausgetrocknet sein. Er mag ein noch so großer Redner, noch so belesen und mit der Wahrheit bekannt sein – wenn der Heilige Geist nicht die Quelle und die Kraft seines Dienstes ist, so muss derselbe, früher oder später, seine Frische und seine Wirksamkeit verlieren. Alle, welche dienen, sei es im Evangelium oder in der Versammlung Gottes, sollten daher stets und ausschließlich Kraft des Heiligen Geistes ihre Stütze finden! Er kennt die Bedürfnisse der Seelen, und Er kann dieselben stillen.

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