Vorträge über die Sendschreiben an die 7 Versammlungen
Botschafter des Heils in Christo 1882
Vorträge über die Sendschreiben an die sieben Versammlungen - Teil 9/14
Fünfter Vortrag
Philadelphia – Werfen wir jetzt einen Rückblick auf den allgemeinen Entwicklungsgang der ersten Versammlungen, so entdecken wir zunächst den Rückschritt, dann sehen wir, wie Satan sie vom Weg ablenkt, und endlich folgen Warnungen. Hier in Philadelphia wird ein Überrest ermuntert. Was die Getreuen hier kennzeichnet, ist, dass sie, obwohl im Besitz einer, nur kleinen Kraft, in inniger Verbindung mit dem Herrn Jesus Christus selbst stehen. Das Kennzeichen der Väter in Christus besteht, wie wir in der ersten Brief des Johannes lesen, darin, dass sie den kennen, der von Anfang ist. So ist auch hier in Philadelphia allerdings nur eine kleine Kraft vorhanden, aber der Name des Herrn wird nicht verleugnet. Das Sendschreiben an diese Versammlung, die Grundlage der ihr gemachten Eröffnungen, steht in Verbindung mit Christus. Es handelt sich um Ihn selbst, nicht um Macht. Aber wenn auch alles im Verfall ist wie in dem Brief des Johannes, wo es heißt, dass schon viele Antichristen geworden seien (Kap 2,18), so gibt es dennoch auch solche, welche die Fähigkeit besitzen, die Verführer zu unterscheiden; denn „der aus Gott Geborene bewahrt sich, und der Böse tastet ihn nicht an.“ In dem Gefühl der Hoffnungslosigkeit einer Wiederherstellung der Kirche hinsichtlich einer offenbaren Macht ist es die Bewahrung des Wortes des Ausharrens Christi, was die Versammlung in Philadelphia kennzeichnet; und der Name des „Heiligen“ und des „Wahrhaftigen“ ist ihr in ganz besonderer Weise aufgedrückt. In der Art und Weise, wie Christus sich hier darstellt, findet sich keine Macht, wie vorher in Sardes, wohl aber die unfehlbare Gewissheit dessen, was Er in seinem Charakter ist und dessen, was Er gesagt hat – Er, der „Heilige“ und der „Wahrhaftige.“ Durch diese beiden Dinge können wir alles beurteilen. Die Gläubigen sollten, da alles um sie her in einem schlechten Zustand war, an der Einfalt, die in Christus ist, festhalten, wie Johannes in seinem Brief sagt: „Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.“ Er und seine Mitapostel hatten das ewige Leben in ihren Seelen empfangen, sie hatten Ihn mit ihren Händen betastet und durch den Glauben angeschaut, so dass sie bezeugen konnten, wer dieser „Wahrhaftige“ war, und auch zu sagen vermochten: „Dies ist der Heilige“; denn Er ist nicht nur im Besitz der Macht, sondern Er ist auch der Heilige.
Beachten wir ferner, dass die Charakterzüge Christi, welche uns hier vor Augen gestellt werden, keinen Teil der Herrlichkeit Christi bilden, wie sie im ersten Kapitel der Offenbarung beschrieben wird, sondern dass sie sich auf seinen moralischen Charakter beziehen; und diesen Charakter weiß der im Glauben geübte Heilige zu der Zeit, auf welche das Sendschreiben sich bezieht, zu unterscheiden. Die Heiligen, von denen hier die Rede ist, hatten das „Wort des Ausharrens Christi“ bewahrt, und wenn das Wort Gottes als solches geschätzt wird, dann ist es der Charakter Christi selbst, der die Seele beherrscht. Seine Vorschriften erhalten Autorität für uns, und Er leitet persönlich die Neigungen unserer Herzen; das Auge ist einfältig und der Leib voll von Licht. So war es z. B. bei Maria, als der Augenblick des Hingangs des Herrn herannahte. Das Wort Gottes verbindet die Seele mit Christus, so wie Er war und wie Er ist; es gibt uns einen geschriebenen Christus. So lesen wir z. B. in Matthäus 5: „Glückselig die Armen im Geist!“ – und wer war so arm im Geist wie Christus? „Glückselig die Reinen im – Herzen!“ – wer war so rein wie Er? „Glückselig die Sanftmütigen!“ – wer war so sanftmütig wie Er? „Glückselig die Friedensstifter!“ – Er war der große Friedensstifter, ja, der Fürst des Friedens selbst.
Zunächst handelt es sich natürlich darum, Ihn als den lebendigen Christus zum Heil der Seele zu besitzen; hernach empfangen wir durch das geschriebene Wort das geistliche Verständnis dessen, was dieser Christus ist, indem das geschriebene Wort der einfache Ausdruck von Christus selbst ist, von dem, der das Bild Gottes war, der „Fleisch ward und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ Und wenn wir so das Zeugnis empfangen, welches der Heilige Geist von Christus ablegt, dann klammert sich das Herz an Ihn an, als den „Heiligen“ und „Wahrhaftigen.“ So beherrscht der Christus, wie wir Ihn im Wort finden, unser Herz; wir möchten nicht ohne diesen geschriebenen Christus sein, oder uns von Ihm entfernen. Diese lebendige Verbindung mit einem lebendigen Christus ist unser einziger Schutz gegen solche, die uns verführen wollen. Ein heiliger Christus, in welchem wir die Wahrheit besitzen, ist die gesegnete, starke, moralische Burg der Seele, während ein mit der Welt vermengtes und lebloses Christentum nichts gegen die Verführung vermag, und die bekennende Kirche aus diesem Grund unfähig ist, den einfachen Pfad zu unterscheiden. Wenn unter den Christen nicht Glauben genug vorhanden ist, um ohne die Welt voran zu gehen, und deshalb allenthalben Vermengung mit derselben stattfindet, dann ist für den Treuen ein heiliger und wahrhaftiger Christus der sichere Leiter und die Stütze der Seele.
Dem Timotheus sagt Paulus: „Du kennst von Kind auf die. Heiligen Schriften, die vermögend sind, dich weist zu machen zur Seligkeit durch den Glauben, der in Christus Jesus ist.“ Und gewiss kann es keine bessere Erkenntnis geben, als die Erkenntnis Christi. Um diese handelt es sich hauptsächlich in der Brief des Johannes; der Vater in Christus hat „Den erkannt, der von Anfang ist“; er kann sagen, was der wahre Christus ist, er kennt den Heiligen und Wahrhaftigen. Nicht Entwicklung tut Not, sondern die Rückkehr zu der Einfalt in Christus – Ihn wahrhaftig zu kennen, welcher im Anfang offenbart ward, Ihn, der von Anfang war. Wenn deshalb meine Seele mit dem Christus des geschriebenen Wortes vereinigt ist, so ist der Christus, den ich hienieden geliebt habe, derselbe, dessen Ankunft ich zu meiner Aufnahme erwarte.
Das schöne Bild, das hier von dem Herrn entworfen wird, ist ein anderes, als dasjenige des ersten Kapitels: „Seine Augen wie eine Feuerflamme, und seine Füße gleich glänzendem Kupfer, als glühten sie im Ofen“ – fest, unwandelbar, ein verzehrendes Feuer im Gericht, so ist Er dort offenbart. Das Bild aber, welches der Versammlung von Philadelphia von Ihm gegeben wird, steht in Verbindung mit seinem moralischen Charakter, wie wir ihn in dem geschriebenen Worte finden: Er ist „der Heilige und der Wahrhaftige.“
„Der den Schlüssel des David hat, der da öffnet, und niemand schließt, und schließt, und niemand öffnet.“ Christus forscht hier nicht nach Kraft in den Heiligen; Er zeigt sich uns vielmehr in seinem eignen, persönlichen und besonderen Dienst, Er hält selbst den „Schlüssel“ in seiner Hand, und dies gibt uns Vertrauen. Wenn sich auch schäumende Wogen um uns her auftürmen und die Predigt des Evangeliums untersagt zu werden droht, so wissen wir dennoch, dass alles in seiner Hand ist. Ich wünsche vielleicht, dass das Evangelium in dem einen oder anderen Land gepredigt werden möchte, allem die Hindernisse scheinen zu zahlreich und zu groß zu sein; da ist es denn mein Trost, dass Christus den Schlüssel hat, und dass die ganze Macht Gottes zu seiner Verfügung steht. Etwas Ähnliches finden wir in Johannes 10 in den Worten: „Diesem tut der Türhüter auf.“ Als Jesus selbst auf dieser Erde auftrat, wie uns dies in den Evangelien mitgeteilt wird, da war niemand im Stande, sein Zeugnis zu hindern. Alle Mächte der Erde – die Pharisäer, die Gesetzgelehrten, die Hohepriester, die Landpfleger, Pilatus und Herodes diese (Füchse) – konnten kein einziges armes Schaf hindern, die Stimme des guten Hirten in den Tagen seines Fleisches zu hören. So ist es auch heute noch, denn „Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit.“ Dies ist unsere Zuversicht bei der Predigt des Evangeliums; denn trotz aller Freiheit, die wir in unserem so hoch begünstigten Land genießen, könnten wir dennoch auf kein einziges Jahr länger rechnen, wenn wir nicht die einfache Verheißung besäßen: „Ich habe vor dir gegeben eine geöffnete Tür, die niemand zu schließen vermag.“ So kann ich auch ohne Furcht in irgendein anderes Land gehen, wie schwierig auch dessen äußere Verhältnisse liegen mögen, sobald ich sehe, dass Gott eine offene Tür vor mir gegeben hat. Selbstredend müssen wir warten, bis der Herr die Zeit für gekommen hält, die Tür zu öffnen. So sehen wir z. B. bei Paulus, dass es ihm zu einer gewissen Zeit nicht erlaubt wurde, das Wort in Asien zu reden, während wir ihn später drei Jahre lang dort tätig finden, und der Herr sich so zu seiner Arbeit bekannte, dass ganz Klein–Asien, in dessen Hauptstadt Ephesus er eine Versammlung gründete, das Wort Gottes hörte. Wir werden uns ohne Zweifel damit zufriedengeben müssen, im Glauben uns auf den Arm dessen zu stützen, der den Schlüssel hat, und unsere Seelen durch unser Ausharren zu gewinnen; denn stets werden Umstände vorhanden sein, die unseren Glauben üben, und Gott wird diese erlauben, um uns zu beweisen, dass wir nichts ohne Ihn tun können. Wir werden dann entdecken, dass wir keine Kraft haben, dass Gott aber nach seiner eigenen Kraft unserer Schwachheit zu Hilfe kommt, weil Er nicht anders kann, als dem Glauben, den Er gegeben, zu antworten: „Ich habe vor dir gegeben eine geöffnete Tür, die niemand zu schließen vermag.“ Dieses Wort: „die niemand zu schließen vermag“, hat mir oft große Zuversicht gegeben. Es ist eine köstliche Ermunterung, dass, wenn Christus eine Tür geöffnet hat, niemand sie schließen kann, weder Mensch, noch Teufel, noch böse Geister; und selbst wenn wir nicht genug Kraft haben, die geöffnete Tür aufzustoßen, so ist sie doch für uns geöffnet. Die ganze Versammlung ist schwach, so schwach wie möglich, und zwar in einem schlimmen Sinne; denn was für einen Glauben besitzen wir? Wenn wir hören von einem kleinen Glauben, so zeigt Gott uns seine Macht. Aber wo hört man unter uns von der Kraft und der Energie des Glaubens?
„Weil du das Wort meines Ausharrens bewahrt hast, so will auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung.“ Das besiegelt unsere Sicherheit und unsere Kraft. Es ist das Ausharren Christi, denn auch Er wartet auf das Reich: „fortan wartend, bis seine Feinde gelegt sind zum Schemel seiner Füße.“ Wir warten wie Er und mit Ihm; aber hier ist es das Wort des Ausharrens. Dieses Wort ist unser Gewährsmann und unsere Sicherheit; Er führt uns durch dasselbe in dieselbe Gesinnung und in denselben Geist ein, in welchem Er selbst wartet, getrennt von der Welt und mit Ihm eins in derselben Hoffnung, derselben Freude und denselben Glück, keine Ruhe findend, bis auch Er die seinige gefunden hat. – das Wort leitet unsere Gedanken, indem es uns die seinigen mitteilt und uns in dieselbe Erwartung einführt, welche Er hat. Möchten wir nur in diesen letzten gefährlichen Zeiten das Wort des Ausharrens Christi festhalten! Unsere Kraft gegen den Widersacher ist die Erkenntnis, die wir von Christus selbst haben, nicht in seiner kirchlichen Macht, sondern indem wir Ihn kennen als den Heiligen und Wahrhaftigen, indem wir warten wie Er, von der Welt getrennt, indem wir sein Wort bewahren und für Ihn leben, wissend, dass Er uns aus der Versuchung, welche über die Welt hereinzubrechen droht, herausnimmt. Mittlerweile ist trotz allem die geöffnete Tür des Dienstes unser Teil.
Indem wir so mit Ihm verbunden sind, haben wir dasselbe Teil, wie Er. Da wir im Geist nicht auf der Erde wohnen, sondern mit Ihm warten, lässt Er uns nicht durch die Stunde der Versuchung hindurchgehen, welche alle diejenigen sichten wird, die ihre Heimat hienieden haben. Die Menschen dieser Welt werden durch die Macht des Feindes und die Drangsal, die von Seiten Gottes über sie kommt, in Bestürzung geraten; für diejenigen unter den seinigen aber, welche an dieser Welt hängen, wird Er die letztere so zur Qual machen, dass sie nicht länger damit verbunden bleiben können. Diesem allen entrinnt der Heilige von Philadelphia; er kann seine Augen zum Himmel und zu dem himmlischen Christus erheben, dem er angehört, und das mit Ihm verbundene Herz weiß, dass Christus es nicht täuschen wird, sondern dass Er, sobald Er sich erhebt, um seinen Platz der Welt gegenüber einzunehmen und seine Macht gegen sie zu offenbaren, seine Geliebten zu sich nehmen wird, um bei Ihm zu sein, der Hoffnung gemäß, welche Er ihnen gegeben hat. Halten wir uns nur einfach an das geschriebene Wort Gottes, so können wir vor aller Macht unserer Gegner Stand halten; nicht als ob wir ihre Gegner wären – Gott wolle uns davor bewahren! Aber in unserem Herzen möge das Bewusstsein lebendig sein, dass der Herr uns anerkennt; mögen wir mit unseren Herzen so in der Nähe Gottes uns befinden, dass wir sein Wort, eben weil es sein Wort ist, zu unserem Führer nehmen! Dann wird die Macht Christi, diese seine Kraft, in unserer Schwachheit vollbracht werden. Was die wahren Heiligen in der gegenwärtigen Zeit charakterisiert, ist das geschriebene Wort Gottes, welches dem Herzen den Charakter und den Namen Christi als Wahrheit und Heiligkeit mitteilt. Indem sie so in Gemeinschaft mit dem wandeln, welcher „der Heilige und der Wahrhaftige“ ist, sind sie geborgen.
„Siehe, ich gebe aus der Synagoge des Satans von denen, die da sagen, dass sie Juden seien, und sind es nicht, sondern lügen; siehe, ich werde machen, dass sie kommen und huldigen vor deinen Füßen und erkennen, dass ich dich geliebt habe.“ Hier begegnen wir Personen, die einen entgegengesetzten Charakter tragen, und der Herr spricht sehr deutlich über sie. Er schont sie in keiner Weise: sie sind die Synagoge Satans. Worauf machten diese Juden Anspruch? Sie beriefen sich auf alles, was ihnen äußerlich ein religiöses Recht zum Regieren, zum Befehlen in Sachen der Wahrheit gab, nämlich auf das Altertum und die von Gott eingesetzten Satzungen, die ihnen wirklich anvertraut und der Beweis waren, dass sie das wahre und einzige Volk Gottes, das von Gott eingesetzte Priestertum bildeten. Sie machten Anspruch darauf, die einzigen berechtigten Verwalter der Segnungen Gottes und im Besitz seiner Aussprüche zu sein; sie behaupteten auch, Eifer für Gott zu haben. Außer ihnen besaß niemand diese Vorrechte. Wo sollte man also anders das ewige Leben finden? Doch wenn die Autorität Christi im Herzen anerkannt wird, dann gilt das Wort: „Dies habe ich euch geschrieben, auf dass ihr wisst, dass ihr das ewige Leben habt, die ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes.“ Wenn Gott uns das ewige Leben in Christus gegeben hat, so bedürfen wir derjenigen nicht, welche sich anmaßen, die ausschließlichen Verwalter desselben zu sein; wir können auch nicht gestatten, dass irgendetwas zwischen uns und Ihn trete und uns von Ihm trenne; wir können nicht von Christus weggehen – und den wahren Christus haben wir im Wort gefunden – noch von etwas anderem reden, als von demjenigen, was wir gesehen und gehört haben. Wer mich anderswo hinführen möchte, den kann ich mit Leichtigkeit als der Synagoge Satans angehörend erkennen. Es mag sein, dass solche Personen jetzt Erfolge haben; ich aber will mit Christus warten und das Wort bewahren, worin Er mich anweist, mit Ihm zu warten, bis Er kommt und die Segnung und die Herrlichkeit offenbart.
Wenn Gott uns nun das ewige Leben gegeben hat, so sollten wir uns in gar keine Erörterungen mit denen einlassen, welche der Synagoge Satans angehören, als ob sie irgendein Recht von Gott hätten – denn sie haben keins; vielmehr haben wir zu beurteilen, ob wir ihnen oder Gott Gehorsam schuldig sind. Wir haben den „Heiligen und den Wahrhaftigen“, und „das Geheimnis Jehovas ist für die, so Ihn fürchten.“ Die Heiligen in Philadelphia sollten nicht mit dieser Synagoge Satans streiten; und obwohl sie nur eine kleine Kraft und kein Ansehen hatten, so sollten sie dennoch ihre Seelen durch ihr Ausharren gewinnen, weil Christus seine Liebe zu ihnen angesichts ihrer Gegner offenbaren wollte. Die Synagoge Satans war eine Religion des Fleisches, welche sich auf äußere Dinge, auf alles, was die Natur als religiös für sich in Anspruch nehmen kann, auf Werke, Satzungen und dergleichen stützte, indem ihre Bekenner den Platz der Juden, wie sie zurzeit des Apostels Paulus auftraten, einnahmen und behaupteten. Heutzutage ist es in geistlicher Beziehung noch genauso. Aber: „Ich werde machen, dass sie erkennen, dass ich dich geliebt habe.“ Der griechische Text legt besonderen Nachdruck auf die Wörtchen „ich“ und „dich.“ Die Frage ist jetzt einfach die: Ist mir Christus genug? Ist die Anerkennung von Seiten Christi für mich ein genügender Beweggrund, mein Betragen zu leiten? Wenn diese Anerkennung nicht genügt, um eine Seele zu befriedigen, so kann diese Seele niemals richtig wandeln.
„Ich komme bald, halte fest, was du hast“, nämlich „das Wort meines Ausharrens.“ Der Herr sagt gleichsam: „Ich warte, und ihr müht warten.“ Er wartet, bis seine Feinde gelegt sind zum Schemel seiner Füße. Anstatt unsere Bequemlichkeit zu suchen, haben wir zu warten, bis Er auf den Schauplatz tritt, gleich wie Er stets wartete, bis sein Vater eingriff, und wie Er jetzt wartet, bis seine Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt werden. Ich möchte an dieser Stelle darauf aufmerksam machen, welchen hervorragenden Platz das Wort mein in diesem Sendschreiben hat. Wir sehen darin die praktische Einsmachung der Gläubigen mit dem „Heiligen und Wahrhaftigen“; wir, die wir mit Ihm warten, verworfen von denen, welche alle Satzungen und das Altertum für sich haben, werden Mitteilhaber seiner Herrlichkeit sein. Das Wort mein steht in besonderer Weise in Verbindung mit alledem, was in der Herrlichkeit ist. Ihr wärt schwach im Zeugnis hienieden, aber ihr habt „das Wort meines Ausharrens“ bewahrt, und ihr werdet eine „Säule“ der Kraft sein „in dem Tempel meines Gottes.“ Ich will auf euch schreiben den Namen meines Gottes, den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das aus dem Himmel herniederkommt von meinem Gott, und meinen neuen Namen. Diese Einsmachung mit Christus im Ausharren, ja in allem, ist voll des höchsten Interesses und der tiefsten Belehrung.
Der Herr gebe uns Gnade, in der Kraft des Geistes zu wandeln! Er gebe uns, dass unsere Herzen so auf Ihn gerichtet seien, wie Er als der Heilige und Wahrhaftige offenbart ist, indem wir das Wort seines Ausharrens bewahren, damit seine Anerkennung unsere ewige Belohnung sei! Möge Er uns getrennt erhalten von der Welt, über welche Er zum Gericht kommen wird! Wie ganz anders ist es, etwas zu erwarten, das gleich einem gezückten Schwert über dem Haupt hängt, oder aber Christus so zu kennen, Ihn so völlig als den Gegenstand unserer Wünsche und unserer Liebe zu besitzen, dass, wenn Er sagt: „Ja, ich komme bald!“ die unmittelbare Antwort unserer Herzen ist: „Amen! Komm, Herr Jesu!“ (Fortsetzung folgt)
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