Samuel - der Mann Gottes
Hanna, ihr Gebet und ihr Lobpreis
In keinem einzigen Fall hat der Geist Gottes eine Frau zum Schreiben der Heiligen Schrift benutzt. Auch hat der Herr Jesus keine Frau in den Kreis der Apostel eingefügt, obgleich Er von Frauen umgeben war, die in der Liebe und Ergebenheit nicht im Geringsten hinter den Aposteln zurückstanden. Aber ebenso wahr ist es, dass einige der edelsten Dichtungen im Wort Gottes aus dem Mund von Frauen kamen. Zu diesen kostbaren geistlichen Schätzen gehören die Aussprüche Mirjams, Deboras, Hannas und Marias von Nazareth.
Hanna war eine Frau des Gebets und wurde die Mutter des betenden Samuels und die Stammmutter Hemans, des Sängers im Tempel (Ps 99,6; 1. Chr 6,33). Zuerst betete Hanna um einen Sohn. In ihrer Not und Bedrängnis weinte sie im Gebet (1. Sam 1,10). Der Mann, der vor allem Volk in enger Verbindung mit Gott stehen sollte, war von Gott so weit entfernt, dass er den Unterschied zwischen einer tief betrübten Frau und einer Betrunkenen nicht erkennen konnte. Gottes Priester sollte sowohl teilnehmend als auch mitfühlend sein, da auch er selbst „mit Schwachheit behaftet“ war (Heb 5,2). Der auferstandene Herr war das alles und noch mehr, aber der Hohepriester Eli war leider nur eine schwache Andeutung eines Vorbildes von Ihm. Nachdem Eli seinen Irrtum erkannt hatte, konnte er nur unklar sagen: „Geh hin in Frieden; und der Gott Israels gewähre deine Bitte, die du von ihm erbeten hast!“ (1. Sam 1,17).
Der Herr erhörte gnädig das Rufen seiner Magd und zu gegebener Zeit wurde ihr Sohn geboren. Sie nannte ihn Samuel, was „von Gott erhört“ bedeutet. Die Mutter weihte ihren Sohn sogleich dem HERRN entsprechend dem Gelübde, das sie während ihres Gebets abgelegt hatte: Samuel sollte ein Nasir für Gott werden. Was für ein wunderbares Beispiel für gläubige Mütter! Denken wir doch ein wenig darüber nach und fragen wir uns, die wir Eltern sind, ob wir für unsere Kinder vor allem wünschen, dass sie abgesondert für Gott leben, oder ob wir wünschen, dass sie sich in dieser Welt, wo Christus nicht ist, auszeichnen und erfolgreich sind!
Wie oft lesen wir in den Aufzeichnungen über die Könige Israels die Bemerkung: „Der Name seiner Mutter war ...“ Hiermit wird sicher angedeutet, dass die Mütter den größten Anteil daran haben, wie sich der Charakter der Kinder, die Gott ihnen anvertraut hat, entwickelt. Auch Timotheus verdankte seiner Großmutter Lois und seiner Mutter Eunike viel (2. Tim 1,5).
Nachdem Hanna ihren Sohn entwöhnt hatte, brachte sie ihn mit einigen Opfern nach Silo in das Haus des HERRN. Der geschlachtete Stier als Brandopfer ist ein Bild von Christus in seiner vollkommenen Ergebenheit bis zum Tod. Das Epha Mehl weist auf seine Erniedrigung als Mensch hin, so wie Gott Ihn sah, und der Schlauch Wein redet von der Freude, die Gott in seinem Sohn fand. In diesen Vortrefflichkeiten, die Christus vor Gott hatte, wurde der Knabe Samuel dem HERRN geweiht. „Und er betete dort den HERRN an“ (1. Sam 1,28).
Hanna bricht nun in einen prophetischen Lobpreis aus. Wenn wir ihr Gebet aufmerksam lesen, stellen wir fest, dass es dem Lobpreis der Maria auffallend ähnelt (Lk 1,46–55). Sowohl Hanna als auch Maria sind treffende Beispiele des treuen Überrests ihrer Zeit. Beide waren von den Zuständen im Volk Gottes tief berührt; beide fühlten, dass von Menschen keine Hoffnung zu erwarten war; beide vertrauten auf Gottes reiche Gnade gegen die, die auf Ihn rechneten; beide vertrauten darauf, dass am Ende Gott über alle Widersacher siegen würde. Lesen wir daher Hannas Lobgesang einmal aufmerksam durch (1. Sam 2,1–10)! Wir erkennen darin einen wunderbaren Ausdruck des Glaubens, der weit über die Umstände jener Zeit hinausgeht. Das Geschenk eines Sohnes allein konnte wohl kaum diesen Lobpreis hervorgerufen haben. Aber vor Gottes Augen stand immer Christus, und Gott benutzte das demütige Werkzeug, die Mutter Samuels, um von Christus als dem letzten Heil für Israel und für diese Erde zu sprechen.
Gottes Absichten standen in Verbindung mit einem König. Die gefallene Priesterschaft war nicht mehr länger Bindeglied zwischen Gott und dem Menschen; eine Änderung stand bevor. Durch die letzten Verse des Buches Ruth wurden wir hierauf schon vorbereitet. Dieses reizende Buch ist zugleich ein Anhang zum Buch der Richter und eine Einführung zu den Büchern Samuel und Könige. Der passende Abschluss ist der Stammbaum Davids (Ruth 4,18–22).
Die Geburt Samuels war zwar der Anlass für Hannas prophetischen Ausspruch bezüglich eines Königs, doch Samuel selbst war nicht für das königliche Amt bestimmt. Der Mann nach der Wahl Gottes erschien als König erst, nachdem der Mann nach der Wahl des Volkes die Nation ins Unheil gestürzt hatte. Und doch ist auch nicht David, sondern Christus der wahre Gesalbte Gottes. Wenn Gottes Zeit gekommen sein wird, wird Christus erscheinen und alle seine Feinde vernichten. Auf diesen Augenblick warten auch wir, denn wir wissen, dass erst dann Gerechtigkeit herrschen wird, wenn der Herr das eiserne Zepter in seiner festen Hand hat. „Der HERR wird hoch erhaben sein, er allein, an jenem Tag“ (Jes 2,11).