Botschafter des Heils in Christo 1881

Gedanken

Das Bedürfnis nach Einheit ist unter den Gläubigen von Jahr zu Jahr mehr erwacht; aber nichts steht der Verwirklichung derselben so sehr im Weg, als die Anstrengung, eine solche hervorrufen und bewirken zu wollen. Jeder Versuch dieser Art ist eine Verleugnung der Einheit, die uns im Wort Gottes als bereits bestehend dargestellt wird. Ist es eine göttliche Wahrheit, dass wir alle in einem Geist zu einem Leib getauft und zu einem Geist getränkt sind (1. Kor 12,13), dann bleibt uns nichts zu tun übrig, als diese Einheit anzuerkennen und zu verwirklichen, und Zwar nach der bestimmten Ermahnung des Apostels: „Euch befleißigend, die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Band des Friedens. Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung“ (Eph 4,3–4). Wenn wir durch diese Welt hindurchgehen und die Liebe Christi erfüllt unser Herz, so wird alles, was uns umgibt, Schmerz und Betrübnis in uns erwecken. Christus tat stets das Werk der Liebe, aber mit welchen Gefühlen durchschritt Er diesen Schauplatz der Sünde und des Todes! Wir können sagen, dass Er stets Trauer und Schmerz fühlte, weil Er ganz Liebe war. „Er selbst nahm unsere Schwachheiten und trug unsere Krankheiten.“ Wir sind hienieden zurückgelassen, um zweierlei zu lernen: zunächst vieles von unserem eignen Ich – und das ist stets demütigend – und dann etwas von der unveränderlichen und unfehlbaren Geduld, Liebe und Güte Gottes in Christus. Aus Christus alles, aus sich selbst nichts zu machen, ist das Geheimnis wahren Glücks und wahren Fortschrittes. Wenn wir die volle Tragweite unseres Gestorben– und Auferstandenseins mit Christus nicht verstehen, so mögen unsere Gewissen Wohl in Frieden sein, aber unsere Herzen werden nie wahre Ruhe genießen, und zu gleicher Zeit werden wir ohne Schutz gegen die Versuchungen der Welt dastehen. Es ist eine glückselige Sache, so mit Gott zu wandeln, dass Er uns als seinen Mund gebrauchen kann, wenn Er zu armen Sündern reden will. Lied

Zage nicht! zage nicht! Kleine Herde, fürchte nicht

Deiner Feinde Macht und Toben!

Siehe, Gottes Angesicht

Ist voll Huld auf dich erhoben.

Zage nicht! zage nicht! Wanke nicht! wanke nicht!

Will dir bangen, zage nicht!

Ist's gleich um dich schwül und trübe,

Jesus, voller Trost und Licht,

Stützet dich mit Macht und Liebe.

Wanke nicht! wanke nicht!

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