Botschafter des Heils in Christo 1881
Christus, der Mittelpunkt - Warum haben wir uns allein in dem Namen Jesu zu versammeln? - Teil 1/2
Diese und ähnliche Fragen werden oft an diejenigen gerichtet, welche sich allem in dem Namen des Herrn Jesus versammeln. Die folgenden Betrachtungen sind geschrieben, um unter der Gnade Gottes über diesen Gegenstand Licht zu verbreiten und dem Einen oder Anderen seiner geliebten Kinder zur richtigen Beurteilung desselben behilflich zu sein.
Zunächst ist es die Würdigkeit Christi, welche uns um seine Person vereinigt. Es ist Gott, der „Ihn hoch erhoben und Ihm einen Namen gegeben hat, der über jeglichen Namen ist, auf dass in dem Namen Jesu jegliches Knie sich beuge ... und jegliche Zunge bekenne, dass 1 Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters“ (Phil 2,9.11). Es hat unserem Gott und Vater wohlgefallen, Ihn so zu ehren, Ihn, „der das Haupt des Leibes, der Versammlung, ist, der Anfang, der Erstgeborene aus den Toten, auf dass er in allen Dingen den Vorrang habe“ (Kol 1,18). In diesem Namen, der für einen jeden Gläubigen so kostbar ist, versammelten sich alle Christen in – den – Tagen der Apostel; und was erblickte Johannes, der Knecht Jesu Christi, als vor seinen Augen der Schleier der Zukunft gelüftet wurde? Er sah Jesus und sagt: „Sem Angesicht war, wie die Sonne leuchtet – in ihrer Kraft. Und als ich Ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie tot. Und Er legte seine Rechte auf mich und sprach: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte“ (Off 1,16–17).
„Eine Tür wurde aufgetan in dem Himmel.“ Welch ein Anblick! Johannes sah vor sich die zukünftige Herrlichkeit des Lammes inmitten der Millionen und abermals Millionen der Erlösten. Er erblickt ein Lamm, wie geschlachtet. Und die es umgeben, „singen ein neues Lied.“ Was wird es sein, dort zu weilen, diesen Ausbruch einer unaussprechlichen Freude zu hören und jenes neue Lied mitzusingen? Keiner der durch sein Blut für Gott Erkauften wird sich weigern, zu singen: „Du bist würdig!“ Die himmlischen Heerscharen rufen mit starker Stimme: „Würdig ist das Lamm, das geschlachtet ist, zu empfangen Macht und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Herrlichkeit und Segnung.“ Ja alle Kreatur, die Am Himmel und auf der Erde und unter der Erde ist, und die auf dem Meer sind, und alles, was in ihnen ist, wird man sagen hören: „Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm die Segnung und die Ehre und die Herrlichkeit und die Macht in die Zeitalter der Zeitalter!“ (Off 5,6–14)
So wird unser anbetungswürdiger Herr angebetet und in dem Himmel und in der ganzen Schöpfung anerkannt werden. So würdigt Gott den auferstandenen Christus, der einmal für unsere Sünden starb – der Gerechte für die Ungerechten, auf dass Er uns zu Gott führe. Und so wird einst der Wille Gottes im Himmel geschehen. Sollte eine beunruhigte, ängstlich forschende Seele diese Zeilen lesen, so möge sie beachten, dass dies gerade die Erlösungs–Herrlichkeit Christi ist. Und wer sind jene anbetenden, durch sein Blut erlösten Millionen? Sterbende Räuber, Maria Magdalenen, Zöllner und Sünder. Und ist Jesus würdig, solche Geschöpfe in die Herrlichkeit einzuführen? Ja, der dreimal heilige Gott sagt: Er ist würdig, und alle Kreatur ruft: Amen. Willst du diesem Gott nicht dein Vertrauen schenken, mein lieber Leser? Die Würdigkeit des auferstandenen Christus ist so groß, dass Gott dir sagen lässt: „So sei es euch nun kund, dass durch diesen euch die Vergebung der Sünden verkündigt wird; und von allem, wovon ihr in dem Gesetz Moses nicht gerechtfertigt werden konntet, ist in diesem jeglicher Glaubende gerechtfertigt“ (Apg 13,38–39). Die Errettung geschieht also gänzlich durch Christus. Glückselig alle, welche sagen können: „Wir haben die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen.“
Ich maße mir nicht an, im Stande zu sein, durch Wort oder Schrift die glorreiche Herrlichkeit und Erhabenheit Christi vorzustellen. Ich kann nichts anders tun, als auf die Schriften hinweisen, welche so deutlich die Würdigkeit Christi aussprechen. Doch möchte mancher der Leser dieser Zeilen fragen: Welcher wahre Gläubige bezweifelt denn nur für einen Augenblick die Würdigkeit Christi oder die Größe seines erhabenen Namens? Es ist wahr, in dem Herzen eines jeden Christen gibt es eine Saite, welche nachklingt, wenn der Name Jesu genannt wird. Doch die Frage ist: Wie hoch oder wie groß ist die Schätzung dieser Würdigkeit? Vielleicht gibt es in einer Stadt tausend oder noch mehr Christen – ich meine solche, die wirklich Erlösung haben durch das Blut Christi, deren Sünden vergeben sind. Aber wenn nun Jesus würdig ist des vereinigten Lobes und der vereinigten Anbetung aller Schöpfung, wenn alle die Erlösten in dem Himmel sich um seine anbetungswürdige Person scharen, ist Er dann nicht auch der vereinigten Anbetung von tausend oder zehntausend Christen in einer Stadt auf dieser Erde würdig? Sicherlich muss im Himmel jeder Name und jede Sekte wegfallen. Warum nun nicht hienieden? Es ist ein großer Irrtum, wenn man denen, die sich einfach im Namen Jesu versammeln, vorwirft, sie trennten sich von jeder Benennung und jeder Partei, weil sie sich für besser hielten, als die teuren Kinder Gottes innerhalb dieser Parteien. Nein, sie tun es, weil Jesus würdig ist – würdig des Opfers, ein für alle Mal jede Benennung und jede Partei aufzugeben und sich in diesem gesegneten Namen und um diese herrliche Person allein zu versammeln. Ja, mein lieber Mitgläubiger, Er ist würdig, dass du, wer du auch sein und zu welcher Partei du gehören magst, keinen anderen Namen anerkennst, als den seinigen. Was müssen die Engel, die den erhabenen Namen Jesu kennen und sich in Ihm erfreuen, denken, wenn sie unsere Wege hienieden sehen? Die unzähligen Spaltungen auf der Erde müssen ein finsteres Gegenstück zu der Einigkeit in dem Himmel bilden. In vielen Orten sieht man alle die Erlösten Gottes mancherlei Namen tragen, während nicht zwei oder drei in der ganzen Stadt sich allein in dem Namen Jesu versammeln. Und dennoch ist Jesus unstreitig würdig, dass alle die Gläubigen an einem solchen Ort ohne Ausnahme in seinem Namen zusammenkämen. Wie kann ich, wenn ich so offenbar sehe, dass der Wille Gottes im Himmel dadurch geschieht, dass sich alle um die Person des Lammes scharen, beten: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf der Erde“, wenn ich nicht bereit bin, jeden Namen und jede Partei aufzugeben, wie dies im Himmel der Fall ist? Würde es nicht richtiger sein, zu sagen: Ich befinde mich in dieser oder jener Partei, und alle meine Freunde sind auch da; vergib mir deshalb, dass ich deinen Willen hienieden nicht so tue, wie ich ihn einst im Himmel tun werde? Ist es Engherzigkeit, wie viele es nennen, den Willen Gottes auf Erden zu tun, wie er im Himmel geschieht? Ist es zu viel, Jesus Christus und Ihn allem als Herrn anzuerkennen, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters? Gott setzt auf den Namen Jesu den höchsten Wert. Die Menschen sagen: „Es macht nichts aus, welchen Namen du trägst.“ Einen jeden Christen, der Jesus als Herrn anerkennt, muss es tief schmerzen, wenn er sieht, wie in der römischen Kirche dem Namen der Jungfrau Maria so hohe Ehrfurcht erwiesen wird. Der Name Jesu wird dadurch auf die traurigste Weise verunehrt. Aber ist dasselbe nicht der Fall, wo irgendein Name als das Haupt einer Partei anerkannt wird? Je mehr man einen solchen Namen hochhält, desto weniger ehrt und anerkennt man den Namen Jesu, bis es schließlich zu einer unwichtigen Sache wird, ein Christ zu sein, während man den höchsten Wert daraufsetzt, zu dieser oder jener Partei zu gehören. Das ist sicherlich Holz, Heu, Stroh und Stoppeln und wird an dem kommenden Tage nicht bestehen. In den Tagen der Apostel war der Name Jesu über jeden anderen Namen erhaben. Wollte jemand einen anderen Namen aufstellen, und mochte es selbst derjenige eines Paulus oder eines Kephas sein, so wurde er durch den Heiligen Geist für fleischlich erklärt. Schon das zulassen eines solchen Namens war gleichbedeutend mit der Erniedrigung der Person Jesu Christi zu dem Standpunkt eines bloßen Menschen.
Ist es nicht heute auch noch so? Jesus ist würdig der Anbetung aller der Millionen von Erlösten in dem Himmel, und deshalb ist Er auch würdig, dass alle Christen, die jetzt auf der Erde sind. Ihn vereint anbeten und erheben. Was andere auch tun mögen, ob sie den Namen Jesu allein anerkennen oder nicht, ob sie es tun vor der Welt oder im Geheimen – mein lieber christlicher Leser, wenn du wünschest, den Willen Gottes zu tun, so ist dein Pfad dir klar vorgezeichnet: gib jede Benennung und jede Partei auf und versammle dich allein in dem Namen Jesu, des erhabenen Herrn des Himmels.
Doch es möchte jetzt die Frage entstehen: Welche Art von kirchlicher Regierung ist den Gedanken Gottes entsprechend? Dieses führt uns zu dem zweiten Gegenstand unserer Betrachtung, zu der Souveränität des Geistes Gottes, als dem zweiten Grund, weshalb wir uns allein in dem Namen des Herrn Jesus versammeln sollen. Bevor Jesus diese Erde verließ, sagte Er inmitten seiner trauernden Jünger: „Ich werde den Vater bitten, und Er wird euch einen anderen Sachwalter geben, dass Er bei euch sei in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht kann empfangen, weil sie Ihn nicht sieht, noch Ihn kennt; ihr aber kennt Ihn, denn Er bleibt bei euch und wird in euch sein“ (Joh 14,16–17).
Der Herr Jesus verhieß feierlich, dass dieser Sachwalter uns alles lehren würde. „Der Sachwalter aber, der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, jener wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe“ (Joh 14,26). Und weiterhin: „Wenn aber der Sachwalter gekommen ist ... so wird Er von mir zeugen“ (Joh 15,26). Beachten wir, dass Jesus nicht einen Einfluss verheißt, sondern die wirkliche, göttliche Person des Heiligen Geistes, eine so wirkliche Person wie Christus selbst. Und sowie Jesus von dem Vater gezeugt hatte, so sollte der Geist von Jesu zeugen. Er, der Geist der Wahrheit, – sollte uns in die ganze Wahrheit leiten. „Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird Er euch in die ganze Wahrheit leiten.“ „Derselbe wird mich verherrlichen“ (Joh 16,13–14). Diese Verheißung hat Gott erfüllt. Nachdem Jesus in der Höhe verherrlicht worden war, hat Gott den Heiligen Geist hernieder gesandt (Apg 2,1–38). Von jenem Augenblick an suchen Wir in dem Neuen Testament vergeblich nach einer kirchlichen Regierung, ausgenommen der unumschränkten Leitung des Heiligen Geistes. So wirklich der gepriesene Herr in den Evangelien bei den Jüngern gegenwärtig gewesen war, ebenso ist der Heilige Geist in der Apostelgeschichte in der Kirche gegenwärtig. Das Pfingstfest bot eine wunderbare Entfaltung der Gegenwart und Macht des Heiligen Geistes. Auch später hören wir: „Und als sie gebetet hatten, bewegte sich die Stätte, wo sie versammelt waren, und sie wurden alle mit dem Heiligen Geist erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimütigkeit“ (Apg 4,31). Die Gegenwart des Heiligen Geistes war eine so wirkliche, dass Petrus zu Hananias sagen konnte: „Warum hat der Satan dein Herz erfüllt, – dass du den Heiligen Geist belogen hast?“ (Apg 5,3) Und als das Evangelium den Heiden verkündigt wurde, fiel der Heilige Geist auf sie, wie auch auf die Christen aus den Juden (Kap 11,15). Dasselbe war der Fall in Antiochien (Kap 13,52). Wie bestimmt tritt ferner die Leitung des Heiligen – Geistes ans Licht, wenn wir in Bezug auf Paulus und seine Gefährten lesen: „Als sie aber Phrygien und die Landschaft von Galatien durchzogen hatten und von dem Heiligen Geist verhindert wurden, das Wort in Asien zu reden, kamen sie nach Mysien und versuchten nach Bithymen zu reisen, und der Geist Jesu erlaubte es ihnen nicht“ (Kap 16,6–7). Vergleiche auch Kapitel 19,2. Wenden wir uns jetzt zu 1. Korinther 12, so finden wir die Regierung des Geistes in der Kirche mit der größten Klarheit festgestellt: „Es sind aber Verschiedenheiten von Gnadengaben, aber derselbe Geist“ (V 4). „Einem jeden aber wird die Offenbarung des Geistes zum Nutzen gegeben“ (V 7). Diese Stelle wird oft auf die Welt angewandt, in direktem Widerspruch mit dem Wort des Herrn: „Die Welt kann Ihn nicht empfangen, weil sie Ihn nicht steht, noch Ihn kennt“ (Joh 14,17). Doch so groß die Verschiedenheit der Gnadengaben in der Kirche oder Versammlung auch sein mag, „alles dieses wirkt ein und derselbe Geist, jeglichem insbesondere austeilend, wie Er will“ (1. Kor 12,11). (Schluss folgt)