Botschafter des Heils in Christo 1880
Wahre Unterwürfigkeit
Eine wahre Anbetung setzt voraus, dass der Wille gebrochen ist. Solange Abraham in Ägypten war, baute er keinen Altar; sobald er aber hinausgegangen war und Ägypten verlassen hatte, konnte er dem Herrn einen Altar bauen. David sah das geliebte Kind des Weibes Urias todkrank vor sich liegen; er fastete und betete, aber er rang mit Gott; sein Wille war nicht unterworfen. Sobald aber das Kind gestorben war, wechselte er seine Kleider, aß und trank und konnte vor den Herrn treten, um Ihn anzubeten. Der Kampf, der in seinem Herzen getobt hatte, war vorüber und sein Wille gebrochen (2. Sam 12,15–23).
Hiob zerriss nach jenen schweren Trübsalen, die uns in dem ersten Kapitel mitgeteilt werden – dem Verlust seines Vermögens und seiner Familie – allerdings sein Gewand (Kap 1,20), aber er sündigte in diesem allem nicht, wie uns das Wort sagt. Sein Schmerz war gerecht; es war ihm erlaubt, über den Verlust seiner Kinder zu trauern. Aber dann fiel er nieder und betete Gott an. Er konnte dies tun, weil sein Wille gebrochen war; er konnte sagen: „Jehova hat gegeben, und Jehova hat genommen; der Name Jehovas sei gelobt!“
Doch in dem vorliegenden Kapitel, 1. Mose 22, finden wir etwas weit Höheres als bei Hiob und David. Sie ergaben sich in den Willen Gottes; aber ihre Unterwerfung war passiv, sie erforderte von ihnen keine Tätigkeit. Hier ist es anders. Abraham hatte sich nicht nur dem Willen Gottes zu unterwerfen, nein, weit mehr als das – er mühte gegen sich selbst handeln. Er musste so zu sagen, sich selbst opfern, denn die Opferung seines Sohnes war nichts weniger als das. Gott sagte zu ihm: „Opfere mir deinen Sohn, deinen einigen, den du liebhast.“ „Deinen Sohn“ – diese beiden Worte erweckten in Abraham die zärtlichsten Gefühle – diesen Sohn sollte er opfern! Ja mehr als das. Der Name Isaaks erinnerte ihn an die Verheißungen Gottes, sie sollten in diesem Sohn erfüllt werden; denn Gott hatte ihm mit aller Bestimmtheit gesagt: „In Isaak soll dein Same genannt werden.“
Doch wenn mein Wille Gott unterworfen ist, so Werde ich mit diesen beiden Dingen befriedigt sein: Gott wird es versehen, und ich bin in Gemeinschaft mit Gott. Jeder Blick auf das Fleisch, um von ihm für die Erfüllung der Verheißungen etwas zu erwarten, muss wegfallen, und Gott allein muss bleiben als die Quelle des Lebens, der Segnungen und der Verheißung, als der Eine, dessen Hilfsquellen unerschöpflich sind, selbst wenn alle die Mittel, die Er selbst zur Erfüllung seiner Verheißungen bestimmt haben mag, sich als trüglich erweisen.
Gott prüft auf diese Weise das Herz, um alles Vertrauen auf das Fleisch zu vernichten; aber zu gleicher Zeit unterstützt Er es, da Er weiß, dass es in der Prüfung einer Unterstützung bedarf, durch eine neue Offenbarung, welche es fähig macht, zu triumphieren. In Hebräer 11,19 hören wir, dass Abraham, als jenes Opfer von ihm gefordert wurde, eine Offenbarung in Betreff der zu jener Zeit noch so wenig gekannten Auferstehung empfing. Gott leitet uns in seiner unendlichen Barmherzigkeit so, dass wir in Ihm das gewinnen, was wir in dem Fleisch verlieren.
Ferne von denen, die ihn begleiteten, allein (mit Isaak und mit Gott) empfing Abraham diese Offenbarung und konnte anstatt seines Sohnes den Widder auf dem Altar opfern, sowie er gesagt hatte: „Gott wird sich ersehen ein Schaf zum Brandopfer.“ So in dem Geheimnis der Gemeinschaft mit Gott, lernen wir viel von Ihm.
In Jesu, dem wahren Anbeter des Vaters, war der Wille stets gebrochen. Der Kelch war, wie wir wissen, voll von Bitterkeit; doch in seinem Wunsch, den Willen Gottes zu erfüllen, vergisst Er gleichsam diese Bitterkeit und ruft aus: „Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?“