Betrachtungen über den Propheten Daniel
Botschafter des Heils in Christo 1880

Betrachtungen über den Propheten Daniel - Teil 8/16

Kapitel 8.

Mit dem Anfang dieses Kapitels tritt in dem Buch Daniels ein bemerkenswerter Wechsel ein. Der Heilige Geist bedient sich hier wieder derselben Sprache, mit der das Buch beginnt und in welcher das Alte Testament überhaupt geschrieben ist – der hebräischen. Ungefähr von Anfang des zweiten Kapitels bis zum Schluss des siebenten, hat Er die Sprache der babylonischen Monarchie – die chaldäische – gebraucht. Die Ursache dieser Verschiedenheit ist leicht zu entdecken. Mit dem 8. Kapitel beginnen Gesicht und Offenbarungen, die sich speziell aufs das Volk Israel beziehen und das Land der Juden, ihr Heiligtum, ihre Feste und Opfer zum Gegenstand haben. Die sechs vorhergehenden Kapitel aber standen, wie wir gesehen, in engster Verbindung mit der heidnischen Macht und beschäftigten sich fast ausschließlich mit der Geschichte derselben, obwohl das Land und Volk der Juden nie aus dem Auge verloren wurde. Das Haupt der Nationen, der König Nebukadnezar, war es sogar, dem das erste Gesicht, jenes große Bild, gezeigt wurde.

So wie in dem vorhergehenden Kapitel, wird auch hier das Gesicht dem Propheten unter der Regierung des letzten babylonischen Königs, Belsazar, zu teil. Die Gesichte der folgenden Kapitel gehören der Zeit an, welche dem Sturz des babylonischen Reiches folgte. Jedoch scheint der Ort des Gesichts bereits eine gewisse Veränderung anzudeuten. Daniel sieht sich im Osten, in der Burg Susan, in der Landschaft Elam. Susan war die Hauptstadt Persiens. Elam ist der hebräische Name für Persien. „Und ich sah im Gesicht, und es geschah, als ich sah, da war ich in der Burg Susan, die in der Landschaft Elam ist; und ich sah im Gesicht und ich war am Fluss Ulai. Und ich hob meine Augen auf und sah, und siehe, ein Widder stand vor dem Fluss, der hatte zwei Hörner, und die zwei Hörner waren hoch, und das Eine war höher denn das Andere, und das höhere stieg zuletzt empor“ (V 2–3). Der Widder ist ein wohlbekanntes Symbol, das sich auf persischen Monumenten und Gebäuden häufig wiederfindet. Er repräsentiert die medischpersische Macht, und in seinen beiden Hörnern die beiden Völker der Meder und Perser und ihre Könige (V 20). Er entspricht dem Bären des vorigen Kapitels, und wie dieser sich auf der einen Seite erhob, so wächst hier das eine Horn über das Andere empor. „Das Eine war höher denn das Andere, und das höhere stieg zuletzt empor.“ Wie schon wiederholt bemerkt, hatte zuerst das medische Element die Oberhand – Darms, der Meder, setzte sich auf den Thron Belsazars. Doch bald musste es dem kühnen und tatkräftigen Volk der Perser unter Kyrus weichen, und von jener Zeit an ruhte die oberste Leitung des Staates bis zu seinem Untergang stets in den Händen eines Persers.

„Ich sah den Widder mit den Hörnern stoßen nach Westen und nach Norden und nach Süden, und keine Tiere bestanden vor ihm, und es war niemand, der aus seiner Hand errettete; und er tat nach seinem Wohlgefallen, und er ward groß“ (V 4). Mit unwiderstehlicher Gewalt brachte Kyrus die benachbarten Völkerschaften unter seine Botmäßigkeit. Nach Norden und Süden, besonders aber nach Westen hin dehnte er unaufhaltsam die Grenzen seines Reiches aus. Ganz Kleinasien unterlag der Gewalt seiner Waffen. Die Geschichte weiß viel zu erzählen von den kühnen Eroberungszügen, durch welche er ein Volk nach dem anderen Zwang, seine Oberhoheit anzuerkennen. Doch wir brauchen uns nicht zu der Geschichte zu wenden; das Wort Gottes teilt uns alles mit, was für uns zu wissen nötig ist. Wir dürfen nur die beiden Bücher Esra und Nehemia lesen, um zu finden, wie ausgedehnt und unbestritten die Herrschaft des persischen Reiches zu der Zeit jener Männer war. Jehova selbst verlieh dem Kyrus seine große Gewalt und Macht und warf Könige und Völker vor ihm nieder. „So spricht Jehova zu seinem Gesalbten, zu Kores, dessen Rechte ich ergreife, uni die Nationen vor ihm niederzuwerfen; und ich will entgürten die Lenden der Könige, und die Tore sollen nicht verschlossen werden. Ich will hergehen vor deinem Angesicht und will das Höckerige gerademachen; eherne Türen will ich Zerbrechen und eiserne Riegel zerschlagen. Und ich will dir geben die Schätze der Finsternis und die Reichtümer der Verborgenheit“ (Jes 45,1–3). „Keine Tiere (die übrigen Völker, oder ihre Könige) bestanden vor ihm, und es war niemand, der aus seiner Hand errettete; und er tat nach seinem Wohlgefallen, und er ward groß“ (V 4).

„Und ich betrachtete dieses, und es kam ein Ziegenbock von Westen über den ganzen Erdboden, und er rührte die Erde nicht an; und der Bock hatte ein ansehnliches Horn zwischen seinen Augen“ (V 5). Zum ersten Male erscheint jetzt eine westliche Macht und übt Einfluss auf die östliche Welt aus, welche bis dahin der Schauplatz der Wege Gottes gewesen war. Im Osten schuf Gott den ersten Menschen und bereitete den Garten Eden für ihn. Im Osten begann dieser nach der Sintflut seine Zweite Geschichte in der Welt. Von dort aus verbreitete sich das menschliche Geschlecht über die ganze Erde, nachdem Gott zu Babel die Sprachen verwirrt hatte. Die östlichen Völker standen schon auf einer hohen Stufe der Zivilisation, während im Westen noch die roheste Barbarei herrschte. Vor allem aber war der Osten der Boden, auf dem sich die Geschichte Israels, des irdischen Volkes Jehovas, abgewickelt hatte. Plötzlich greift nun eine westliche Macht in die Geschicke der östlichen Länder ein, und zwar zu einer Zeit, wo das persische Reich in der höchsten Blüte stand, obwohl es durch die Verweichlichung seiner Bewohner viel von seiner ursprünglichen Kraft eingebüßt haben mochte. Dieser westliche Gegner wird uns vorgestellt unter dem Bild eines Ziegenbockes, der mit einer solchen Schnelligkeit vorwärts eilt, dass seine Füße die Erde nicht berühren. Auch ohne die Erklärung des Engels würde ein jeder, der nur ein wenig mit der Art und Weise der göttlichen Sprache vertraut ist, erkennen, dass unter dem Ziegenbock nichts anders als das griechische Reich, und unter dem ansehnlichen Horn zwischen 1 seinen Augen nur der erste König jenes Reiches, Alexander der Große, gemeint sein kann.

„Und er kam bis zu dem Widder, der die zwei Hörner hatte, den ich vor dem Fluss hatte stehen sehen, und er lief auf ihn zu im Grimm seiner Macht. Und ich sah ihn ankommen bei dem Widder, und er erbitterte sich wider ihn, und er schlug den Widder und zerbrach seine beiden Hörner; und in dem Widder war keine Macht, um vor ihm zu bestehen. Und er warf ihn zur Erde und zertrat ihn, und es war niemand, der den Widder aus seiner Hand errettete“ (V 6–7). Die Sprache des Heiligen Geistes ist hier so einfach und deutlich, dass sie dem Verständnis durchaus keine Schwierigkeiten darbietet. Wir finden in den beiden angeführten Versen in kurzen Worten eine lebendige Schilderung der Geschichte der Zerstörung des medischpersischen Reiches durch die Mazedonier. Da uns dieselbe jedoch schon im vorigen Kapitel in ausführlicher Weise beschäftigt hat, so brauchen wir hier nicht noch einmal darauf zurückzukommen. Nur auf eins möchte ich aufmerksam machen. Es wird von dem Ziegenbock gesagt, dass er sich wider den Widder mit den zwei Hörnern „erbitterte.“ Dieses ist charakteristisch. Wir finden bei keinem der anderen Reiche etwas Ähnliches. Obwohl der Streit zwischen Babylon und Persien und späterhin Zwischen den Griechen und Römern heftig genug gewesen sein mag, so hören wir doch nichts von einer solchen Erbitterung. Ich glaube, dass der Heilige Geist hierdurch die besondere Feindschaft andeuten will, welche zwischen der persischen und griechischen Nation bestand. Dieselbe war hauptsächlich durch die verheerenden Einfälle hervorgerufen worden, welche die Perser ungefähr (150 Jahre vor dem Untergang ihres Reiches) unter ihren Königen Darms und Xerxes in Griechenland gemacht hatten. Von jener Zeit an nährten die Griechen einen unauslöschlichen Hass gegen ihre übermächtigen Feinde, einen Hass, der sich von Vater auf Sohn vererbte und endlich in dem verwegenen Zuge Alexanders seinen Ausdruck fand. Das ganze unermessliche Reich fiel in die Hände der tapferen Eroberer. Persien musste schwer für das den Griechen angetane Unrecht büßen. „Und er erbitterte sich Wider ihn, und er schlug den Widder und Zerbrach seine beiden Hörner. ... Und er warf ihn zur Erde und zertrat ihn.“

Es ist bewundernswürdig, mit welcher Kürze und doch zugleich mit welcher Schärfe und Genauigkeit der Heilige Geist jene Ereignisse, ungefähr 300 Jahre vor ihrem Eintreffen, schildert. Seine Sprache ist unvergleichlich schön und erhaben, ja wahrhaft göttlich. Die vollkommene Weisheit Gottes strahlt in herrlichem Glänze daraus hervor. Allein obwohl der Heilige Geist vor dem staunenden Auge des Propheten das Gemälde jenes Abschnittes aus der Geschichte der Völker entrollt, so ist dies doch nicht sein eigentlicher Gegenstand. Er blickt immer auf das Ende dieses Zeitalters hin. Gott hat ein Volk, mit dem alle Gefühle und Zuneigungen seines Herzens verbunden sind, und dieses Volk ist es, um das sich seine Ratschlüsse, seine Wege und Offenbarungen drehen. Wohl erzählt Er die mit den Interessen desselben in Verbindung stehenden Ereignisse, allein das Volk selbst, seine Wege, seine Leiden, sein Gericht und seine endlichen Segnungen sind immer der Hauptgegenstand. Beachten wir dies, so haben wir den Schlüssel zu den jetzt folgenden Versen.

„Und der Ziegenbock ward groß über die Maßen, da er aber stark geworden, brach das große Horn“ (V 8). Mitten in seiner Siegeslaufbahn ereilte Alexander den Großen der Tod. In der Fülle seiner Kraft starb er, kaum 33 Jahre alt, zu Babylon. „Und es erstiegen an seiner Statt vier ansehnliche (Hörner), nach den vier Winden des Himmels.“ Blutige Kämpfe entspannen sich nach dem Tod des großen Königs. Da er ohne männliche Erben starb, (erst nach seinem Tod gebar seine Gemahlin einen Sohn) so stritten sich seine Feldherren um den Thron und die Herrschaft. Das Ende des Streites war, dass vier getrennte Königreiche gebildet wurden, in deren Herrschaft sich die höchsten Würdenträger Alexanders teilten. Vier ansehnliche Hörner stiegen an der Stelle des großen Hornes empor. Die Bedeutung des Verses ist einfach und klar.

„Und aus einem von ihnen kam ein kleines Horn hervor, und es ward ausnehmend groß gegen Süden und gegen Osten und gegen die Zierde“ (der Erde, d. h. gegen Jerusalem oder Zion hin) dieses kleine Horn, eine Macht, die sich aus dem Einen der vier Königreiche erhebt, bildet den Hauptgegenstand unserer Prophezeiung. Wie wir uns erinnern werden, spielte im vorigen Kapitel auch ein kleines Horn die Hauptrolle. Dort aber wuchs es aus dem Haupt des vierten Tieres empor, während es hier aus einem der vier Hörner des Ziegenbockes, des Repräsentanten des dritten Reiches, hervorkommt. Die Verschiedenheit ist offenbar. Aus den Richtungen, nach welchen das kleine Horn des 8. Kapitels seine Eroberungen macht, können wir entnehmen, dass es das Haupt eines im Norden gelegenen Reiches vorbilden muss, und ich zweifle nicht, dass es mit dem an anderen Stellen des Wortes häufig genannten „König des Nordens“, oder „dem Assyrer“ gleichbedeutend ist.

In der Auslegung finden wir die bestimmte Erklärung, dass sich die hier erzählten Ereignisse am „Ende des Zornes“ Zutragen werden (V 19). Dieser Zorn ist der Zorn gegen Israel (vgl. Kap 11,36), derselbe, von welchem auch in Jesaja 10,25 gesprochen wird. Die Zeit des Zornes ist bestimmt begrenzt und findet ihre Beendigung in der Vernichtung „des Assyrers“, der in der Hand Gottes das besondere Werkzeug zur Ausführung seines Grimmes ist. Untersuchen wir die genannten Stellen im Zusammenhang, so werden wir entdecken, dass die in ihnen enthaltenen Prophezeiungen erst in den letzten Tagen ihre völlige Erfüllung finden werden. Jedoch glaube ich, dass sich in dem vorliegenden Kapitel die Prophezeiung selbst nicht so ausschließlich auf die Zeit des Endes bezieht, wie es die Erklärung tut. Es handelt sich zunächst um die Tatsache, dass sich ein kleines Horn ans einem der vier Königreiche, welche demjenigen Alexanders folgten, erhebt, sich gegen den Fürsten des Heeres empört und das Volk der Juden unterdrückt. Nichtsdestoweniger ist es der große Zweck des Heiligen Geistes, das zu offenbaren, was am Ende geschehen wird.

„Und es (das Horn) ward groß bis zum Heer des Himmels, und es warf zur Erde nieder etliche von dem Heer und von den Sternen und zertrat sie“ (V 10). Um diese Stelle richtig verstehen zu können, dürfen wir nicht aus dem Auge verlieren, dass die Prophezeiung sich hier mit dem jüdischen System beschäftigt. Das Horn machte sich groß gegen das Land der Zierde. Unter „dem Heer des Himmels“ sind, wie ich glaube, die Juden zu verstehen, die den Thron Gottes umgeben, und unter „den Sternen“ solche, die unter ihnen eine hervorragende Stelle einnehmen oder irgendeine Autorität ausüben. Es handelt sich hier nicht um Gläubige, die zu dem Gott des Himmels emporblicken, wie im vorigen Kapitel. Diese Stelle nimmt an, dass die Juden sich in Verbindung mit Gott befinden, als ein Volk, für was Er sich interessiert und auf welches Er blickt; daher der Ausdruck: „Heer des Himmels.“ Damit ist aber nicht gesagt, dass sie auch in einem guten Zustand sein müssen. Im Gegenteil sehen wir nachher, dass wegen ihrer Übertretungen das Gericht über sie kommt. Allein Gott beurteilt und richtet sie als verantwortlich für ihre frühere Verbindung mit Ihm und für ihre Stellung, die sie einst einnahmen. Wenn wir gefehlt und den Platz, der uns gebührt, mit einem niedrigeren vertauscht haben, so betrachtet und beurteilt uns Gott nicht nach diesem, sondern nach der Stellung, die wir einzunehmen berufen sind. Ebenso sind wir, wenn wir uns auf einen Platz stellen, der uns nicht zukommt, für diesen verantwortlich. Blicken wir z. B. auf die Christenheit unserer Tage. Alle, die den Namen Christi tragen, sei es mit Recht oder mit Unrecht, alle, die getauft sind und sich äußerlich zu dem Namen Christi bekennen, gehören dem Haus Gottes an. Gott selbst betrachtet sie so und wird sie richten nach der Verantwortlichkeit, die diese Stellung mit sich bringt.

Es mag vielleicht manchem, der diese Zeilen liest, auffallen, den Ausdruck „Heer des Himmels“ auf die Juden angewandt zu finden. Man ist so daran gewöhnt, auf dieses Volk in seinem jetzigen traurigen Zustand zu blicken, dass man ganz vergisst, wie Gott dasselbe betrachtet. Obwohl es im gegenwärtigen Augenblick in Folge des göttlichen Gerichts unter alle Völker der Erde zerstreut ist und den Anblick einer gänzlich zersplitterten, heruntergekommenen Nation gewährt, so war es doch einst das Volk Gottes, das Volk, welches Er sich aus allen Nationen der Erde als sein Eigentum auserwählt hatte, und welches in seinen Gedanken den ersten Platz auf der Erde einnahm. Die Juden waren das Haupt, die Nationen der Schwanz. Und, vergessen wir es nicht, dieses Verhältnis wird am Ende der Tage wiederhergestellt werden, und zwar herrlicher und vollkommener als je zuvor. „Ich sage nun, hat Gott sein Volk verstoßen? Das sei ferne ... Gott hat sein Volk nicht verstoßen, das Er zuvor gekannt hat“ (Röm 11,1–2). Wohl lastet jetzt wegen seiner schrecklichen Sünden die züchtigende Hand Gottes schwer auf dem Volk, allein „die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unbereubar“ (Röm 11,29). Er hat Israel berufen, den ersten Platz auf der Erde einzunehmen, und Er wird diesen Gedanken nie aufgeben. Israel wird zurückkehren in sein Land; die Nationen selbst werden es von allen Enden der Erde nach Palästina zurückführen. „Und sie werden alle eure Brüder aus allen Nationen bringen zum Speisopfer für Jehova, auf Rossen und auf Wagen und auf Sänften und auf Mauleseln und auf schnellen Kamelen nach meinem heiligen Berge nach Jerusalem, spricht Jehova“ (Jes 66,20). Und nicht allein das. In Jesaja 60 lesen wir: „Mache dich auf, leuchte, denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit Jehovas ist über dir aufgegangen! denn siehe, Finsternis wird bedecken die Erde und Dunkel die Völkerschaften, aber über dir wird Jehova aufgehen, und seine Herrlichkeit wird über dir gesehen werden. Und die Nationen werden zu deinem Licht wandeln, und Könige zu dem Glänze deines Aufgangs. ... Und die Söhne der Fremde werden deine Mauern bauen, und ihre Könige werden dir dienen, denn in meinem Grimm habe ich dich geschlagen, aber in meinem Wohlgefallen habe ich mich über dich erbarmt. ... Die Nation und das Königreich, die dir nicht dienen wollen, werden untergehen, und selbige Nationen werden verwüstet werden. ... Und sich bückend werden zu dir kommen die Kinder deiner Unterdrücker, und alle, die dich gelästert haben, werden niederfallen zu den Sohlen deiner Füße und werden dich nennen: Stadt Jehovas, Zion des Heiligen Israels. Statt dass du verlassen wärst und gehasst, so dass niemand hindurch wandelte, will ich dich zu ewiger Hoheit setzen, zur Wonne von Geschlecht zu Geschlecht. Und du wirst saugen die Milch der Nationen und saugen die Brüste der Könige, und du wirst wissen, dass ich Jehova bin, dein Heiland und dein Erlöser, der Mächtige Jakobs“ (V 1–3.10.12.14–16). Das ist die herrliche Zukunft Israels. Gerade die Nationen, welche jetzt das unglückliche Volk verachten, verspotten und lästern, werden einst gezwungen werden, sich unter die Herrschaft und Oberhoheit desselben zu beugen, ihm zu dienen und die Mauern ihrer Städte zu bauen. Die Kinder seiner Unterdrücker werden sich vor ihm bücken und zu den Sohlen seiner Füße niederfallen müssen. „So spricht der Herr Jehova: Siehe, ich will aufheben meine Hand zu den Nationen und zu den Völkern aufrichten mein Panier; und sie werden deine Söhne auf den Armen bringen, und deine Töchter werden auf der Schulter getragen werden. Und Könige werden deine Wärter sein, und ihre Fürstinnen deine Säugammen; sie werden sich vor dir bücken mit dem Angesicht zur Erde und den Staub deiner Füße lecken; und du wirst wissen, dass ich Jehova bin, dass nicht beschämt werden, die auf mich harren“ (Jes 49,22–23). Dies sind die Ratschlüsse Gottes, und dieselben sind unbereubar und unveränderlich. Mag der Mensch in seinem Stolz und Eigendünkel sie hinwegleugnen wollen, mag er mitleidig lächeln über diejenigen, welche sich in einfältigem Glauben unter das Wort Gottes beugender Gott des Himmels wird seine Verheißungen wahrmachen und seine Ratschlüsse erfüllen. Bevor jedoch jene herrliche Zeit über Israel hereinbricht, wird es noch durch schreckliche Gerichte gehen müssen. Der ganze Zorn Gottes wird über dieses Volk wegen seiner Abtrünnigkeit und Herzenshärtigkeit ausgeschüttet werden. So schwer auch die Hand des Herrn seit Jahrhunderten auf ihm liegt – die Zukunft, birgt noch schrecklichere Dinge in ihrem Schoß. Bon dieser Zeit des Gerichts ist hier in unserem Kapitel und auch späterhin die Rede (Fortsetzung folgt).

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