Botschafter des Heils in Christo 1879
Die Rotte Korahs
Das Wort Gottes ist reich an ernsten Unterweisungen. Es zeigt uns die mannigfachen Gefahren und Versuchungen, denen das Volk Gottes auf seinem Weg durch diese Wüste ausgesetzt ist, und ermahnt zu beständiger Wachsamkeit und – Nüchternheit. Der Feind schlummert nicht; er benutzt alles, um Unzufriedenheit, Misstrauen, Unglauben und Murren gegen Gott in uns wachzurufen.
Hierfür liefert uns unter anderem die Geschichte der Rotte Korah ein schlagendes Beispiel. Es wird uns darin der ganze Ernst Gottes in einer Sache gezeigt, die wir oft nicht so hoch anzuschlagen geneigt sind. Handelt es sich um das Werk Gottes auf Erden, so dürfen wir überzeugt sein, dass der Herr ein großes Interesse an demselben nimmt. Es ist sein Werk; Er selbst ist es, der alles tut, alles anordnet, jede Gabe verleiht und diejenigen, welche er zu seinen Mitarbeitern beruft, für den Dienst ausrüstet. Wie gesegnet ist es, dieses Werk Gottes anzuerkennen, Ihn für alles zu preisen, was Er für die Versammlung tut, und es mit dankbarem Herzen zu benutzen. Doch ebenso wie in Korah und den 250 Männern in jenen Tagen keine Gottesfurcht war, trotzdem der Herr so große Dinge unter Israel getan und so ernste Gerichte ausgeführt hatte, so finden wir auch in unseren Tagen in vielen Versammlungen Geister des Widerspruchs – Unzufriedene, die alles betrachten nach ihren Gedanken und alles beurteilen nach menschlichen Begriffen, die völlig vergessen, dass wir es mit Gott zu tun haben, und sich nicht fürchten zu tadeln, die gerade so handeln und sprechen, als ob Gott nichts bei der Sache zu sagen hätte. Auch gibt es solche, die zwar nicht den Mut haben, etwas zu sagen oder die Fahne zu entfalten, die aber bereit sind, wenn es irgendwie Widerspruch gibt, sich den Unzufriedenen anzuschließen.
Satan erwählt sich gewöhnlich ein fähiges Werkzeug, um die Leidenschaften des Volkes zu erregen. So war es der Fall bei Korah, welcher den Grundsatz aufstellte, dass alle gleich seien, und Moses beschuldigte, herrschen zu wollen, trotzdem dieser sich kurz vorher geweigert hatte, die Last des ganzen Volkes fernerhin auf seinen Schultern allein zu tragen, weshalb der Herr ihm siebzig Männer aus den Ältesten Israels beigesellte (4. Mo 11).
Korah, erfüllt mit seinen eigenen Gedanken, vermaß sich sogar, davon zu reden, dass Jehova in ihrer Mitte sei. Hätte er auf dem zurückgelegten Wege nur ein wenig gelernt, was Jehova war, so würde ihn der Gedanke an die Gegenwart dieses Jehova sicherlich erschreckt haben. Die ernsten Folgen des Verhaltens Korahs belehren uns, zu welch einem verderblichen Ausgang die eigenen Gedanken und Meinungen führen, und wie weit oft unsere Meinungen von den Gedanken Gottes entfernt, ja diesen vielleicht völlig entgegengesetzt sind. Die Meinung Korahs wurde sogar unterstützt von 250 Männern, Fürsten der Gemeinde, und doch war sie ganz und gar verwerflich vor Gott, ja so verwerflich, dass Gott nicht zögerte, selbst in der Wolke zu erscheinen, um Gericht zu halten. Korah tadelte Moses; wenn aber Gott jemanden mit einem Dienst beauftragt hat, wie darf man einen solchen dieser halb tadeln? Man würde Gott tadeln, der die Gabe verlieh. Im Grund wollte Korah sich selbst nur erheben; er trachtete nach einer Stellung, die Gott ihm nicht gegeben hatte. Ein jeder hat sein besonderes Werk; keiner sollte sich in das des Anderen drängen (1. Kor 12,14–18). Es ist Gott, der dieses anordnet, und nicht ein Mensch.
Als Moses diese Worte Korahs hörte (V 4), fiel er auf sein Angesicht. Sich bösen Menschen gegenüber zu verantworten, ist nutzlos; man kann nichts Besseres tun, als alles in die Hände Gottes legen. Es ist nichts Seltenes, wenn uns Gott mit einem Dienst betraut hat, von Zeit zu Zeit von neidischen Menschen angegriffen zu werden. Moses brachte alles vor den großen Richterstuhl Gottes (V 5), und er tat es nicht vergebens. Es war die Sache Gottes.
Es genügte diesen Empörern nicht (V 8–11), dass Gott Levi einen gesegneten Dienst übertragen hatte. Korah hatte zu dienen, aber er wollte mehr – er wollte Hoher? Priester sein. Er gab sich den Anschein, als handle er im Interesse der ganzen Gemeinde; im Grund aber suchte er nur seine eigene Ehre. Und so ist es mit allen in der Versammlung Gottes, die durch den Geist Korahs geleitet werden. Sie sind nicht zufrieden mit dem Platz, den ihnen Gott angewiesen hat, und begehren den Platz eines anderen; das ist der Widerspruch Korahs (V 10). Man sieht nicht, dass Korah und seine Rotte sich zu Jehova wenden. Das menschliche Herz denkt in solchen Fällen der Erhebung nicht an Gott. Es kommt nicht in das Licht seiner Gegenwart – es ist auch nicht fähig dazu. Voll von seinen eigenen Gedanken, hat es mit sich und seinen Plänen genug. Wie ganz anders war es mit Mose! Er konnte zu Jehova sagen: „Nicht einen Esel habe ich von ihnen genommen, und nicht einem unter ihnen ein Leid getan!“ (V 15) Moses konnte alle seine Gefühle vor Gott bringen, alles in seine Hände legen, und ohne Zweifel war dieses ein Bedürfnis für ihn. So sehen wir diese Ankläger auf der einen Seite ohne Verbindung mit Gott, und Moses auf der Anderen mit Gott in Gemeinschaft und alles in seine Hand legend.
Wir leben jetzt in einer Zeit der Erhebung des Menschen, und es gibt in dieser Hinsicht viele Gefahren für uns. Es ist daher nötig, wachsam zu sein und auf das Wort Gottes zu achten. In allem kommt es stets darauf an, wie Gott urteilt. Wir können vielleicht lange Zeit unsere Meinungen festgehalten und nach ihnen gehandelt haben, aber – am Ende kommt das Urteil Gottes; und wie schmerzlich muss es dann für uns sein, zu sehen, dass unsere Gedanken nicht mit den Gedanken Gottes im Einklang waren! Möchten wir uns stets hüten, unseren eignen Meinungen zu folgen!
Wenn wir in der letzten Hälfte unseres Kapitels den großen Ernst Gottes im Gericht Korahs sehen, so fühlen wir, welchen Wert die Sache in den Augen Gottes hatte. Einen solchen Ausgang hatte Korah und sein Anhang gewiss nicht erwartet; allem diese Erfahrung kam zu spät. Es gab keine Umkehr mehr, sondern nur Gericht. Wie manche, die in ihrem Widerspruchsgeist und in ihrem Urteilen über diejenigen, welche Gott zu einem Dienst berufen hat, vorangehen, vergessen, wie ernst eine solche Sache in den Augen Gottes ist, und welch traurige Folgen sie nach sich zieht. Möchte der Herr uns alle zur Förderung seines Werkes bereiten und durch seinen Geist uns leiten, mit Gebet und Fürbitte anstatt mit Tadel aller derer zu gedenken, die Er in seinem Werk berufen hat!