Botschafter des Heils in Christo 1879
Betrachtungen über den Brief des Jakobus - Teil 6/6
Weiter ist Jakobus bemüht, die Seele von den Gewohnheiten der Welt zu befreien (V 13). Die Menschen suchen sich zu täuschen, indem sie sich die traurigen Gedanken, die Mühen und Sorgen, denen sie nicht entfliehen können, aus dem Sinn schlagen, in welchen Gott – Ihm sei Dank dafür! – in seiner Liebe und Sorge für uns dem Herzen eine Hilfe und einen Zufluchtsort darbietet. Er will nicht, dass wir für die Mühen dieses Lebens gefühllos sind. Er schickt sie zu unserem Besten. Es fällt ja kein Sperling zur Erde ohne unseren Vater – nicht nur ohne den Willen Gottes, sondern ohne den Gott, der uns wie ein zärtlicher Vater liebt, der uns wohl züchtigen kann, der aber immer an uns denkt. Er Züchtigt uns nur, um uns zu heiligen und unsere Herzen Ihm näher zu bringen. Wenn man sich Gott in den Trübsalen nähert, so ist der Wille unterworfen, und das Herz wird getröstet und ermuntert. Gott selbst offenbart sich der Seele und wirkt durch seine Gnade, und im Bewusstsein seiner Gegenwart sagt man: „Es ist gut für mich, dass ich gedemütigt ward“ (Ps 119,71). Dass wir nahe bei Gott sind, ist aber nicht alles, sondern wir öffnen Ihm auch unsere Herzen; weil Er voll von Gnade ist, so will Er, dass wir dieses tun. Er will, dass wir Ihm vertrauen, dass wir nicht nur seinem Willen unterworfen sind, sondern auch Ihm alle unsere Sorgen mitteilen: „Seid um nichts besorgt, sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden, und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Sinne bewahren in Christus Jesus“ (Phil 4,6–7). Hier handelt es sich um die Sorgen, aber auch in den Trübsalen finden wir in gleicher Weise Trost und Ruhe. „Der“, sagt der Apostel, „uns tröstet in all unserer Drangsal“; er ruft den Vater der Erbarmungen und den Gott alles Trostes an. Im Brief an die Philipper wird das Herz mit Frieden erfüllt durch die Tröstungen, die in dasselbe ausgegossen werden. Dies kann mittelst der Umstände geschehen, wie Paulus in 2. Korinther 7,6 sagt: „Der aber die Niedrigen tröstet, Gott, tröstete uns durch die Ankunft des Titus.“ Er war ganz niedergeschlagen, weil er Titus nicht angetroffen, den er zu den Korinthern, die sehr schlecht wandelten, gesandt hatte. Er hatte die fürs Evangelium in Troas geöffnete Tür verlassen, und sein Herz war so weit gekommen, dass er es bereute, seine erste inspirierte Brief geschrieben zu haben. Sein Glaube sank unter den Höhepunkt der Macht Gottes herab, die ihn angetrieben hatte, dieselbe zu schreiben. In Makedonien angekommen und noch auf dem Weg, um Titus zu begegnen, gibt er jedoch Zeugnis von Christus, wiewohl sein Fleisch keine Ruhe hatte; denn er sagt: „Wir waren allenthalben bedrängt: von außen Kampf, von innen Furcht.“ Gott lässt den Apostel seine Schwachheit fühlen; doch es lohnt sich der Mühe, betrübt zu sein, wenn Gott selbst unser Tröster wird. Titus kam und brachte gute Botschaft von der Wirkung des ersten Briefes, so dass der Apostel mit Freude erfüllt wurde. Es geschieht oft, dass Gott selbst die Trübsal abkürzt, das Herz mit Freude erfüllt und seinen Trost in dasselbe ausgießt. Bei aller Trübsal ist das Gebet unsere Zuflucht; wir erkennen unsere Abhängigkeit an und vertrauen auf die Güte Gottes. Das Herz naht sich Ihm. Es gibt Ihm sein Bedürfnis und seinen Kummer kund und legt sie an dem Thron der Gnade und an seinem Herzen nieder; und Gott antwortet entweder durch erfreuliche Umstände oder dadurch, dass Er uns seine Tröstungen zu Teil werden lässt. Dies letztere ist eine viel köstlichere Antwort als das äußere Glück. Gott macht es immer so, wie es am besten für uns ist; Er handelt nach seiner vollkommenen Liebe.
Wenn die gottesfürchtige Seele sich unter dem Einfluss der Gnade befindet, so überlässt sie sich Gott auch im Glück; wenn sie aber bei der Ursache der Freude stehen bleibt, so ist sie in Gefahr. Gleichwie Gott aber ein Zufluchtsort in der Trauer ist, so ist Er auch das Teil der Seele im Glück. Wenn ich etwas habe, das mich erfreut, so teile ich es meinem treuen Freunde mit, damit er sich mit mir freue, und so wird es zu einer doppelten Freude.
In der uns vorliegenden Stelle finden wir jedoch noch mehr (V 13), weil das Herz fühlt, dass Gott die Quelle der Segnung und die Ursache der Freude ist. Und wäre auch kein besonderer Anlass zur Freude vorhanden, so ist doch das Herz fröhlich, und die gottesfürchtige Seele, die in Gemeinschaft mit Gott lebt, will ihre Freude mit Ihm genießen. Wenn aber die Seele sich ausschließlich der Freude überlässt, so wird sie eitel und leichtfertig; das Herz entfernt sich von Gott, und die Torheit nähert sich ihm. In der Not fühlen wir die Abhängigkeit von Gott, während wir im Glück in Gefahr sind, dieselbe zu vergessen, und nicht selten endet die Freude mit einem Fall. Kommt es auch nicht immer so weit, so ist doch das Fleisch in Tätigkeit, und Gott wird vergessen. Jakobus dringt darauf – und dies ist überaus wichtig für den Christen – dass die Freude nicht ohne Frömmigkeit sei. Denkt man in der Freude an Gott, so drückt sich dieselbe durch Psalmen und Danksagung gegen Ihn aus; Gott ist in der Freude und im Glauben gegenwärtig; die Gemeinschaft und die geistliche Kraft werden durch das Gefühl seiner Güte vermehrt. Auf diese Weise ist man eifrig in seinem Tagwerk, man ist ermuntert und gestärkt für die Arbeit der Wüste und hat ein tieferes Bewusstsein davon, dass Gott für uns ist.
Die Trübsal und die Freude führen Jakobus zu einer anderen Sache, die unter den Christen vorkommt – zu der Krankheit, welche häufig, wiewohl nicht immer, eine Züchtigung vom Herrn ist. Krankheit und Tod sind durch die Sünde in die Welt gekommen, und man findet sie zu jeder Zeit in der menschlichen Geschichte. Und obwohl diese Übel jetzt einen Teil des natürlichen Zustandes des Menschen bilden, so gebraucht sie Gott doch, um seine Söhne zurecht zu weisen. In beiden Fällen – handle es sich nun um Übel, die der Menschheit angehören, oder um solche, die eine Züchtigung Gottes sind – bedient sich Gott jetzt derselben, wenn das Herz, anstatt alles, was ihm begegnet, gleichgültig zu betrachten, sich Gott naht, der an die Leiden der Seinen denkt und Acht hat auf die Unterwürfigkeit und auf das Schreien derer, die Er Züchtigt.
„Das Gebet des Glaubens wird den Kranken heilen, und der Herr wird ihn aufrichten, und wenn er Sünden getan, so wird es ihm vergeben werden“ (V 15). Der Kranke hat die Hand Gottes in seiner Krankheit erkannt, und Gott antwortet dem Glauben dessen, der zu Ihm betet. Es gibt in den Wegen Gottes zweierlei Arten von Vergebung; zunächst in Bezug auf die Rechtfertigung für die Ewigkeit (Siehe Röm 4 und Heb 10). Es ist die Segnung derer, welche an die Wirksamkeit des Blutes Christi glauben – ihre Sünden werden ihnen nicht mehr zugerechnet. „Die, welche Er berufen hat, diese hat Er auch gerechtfertigt; welche Er aber gerechtfertigt hat, diese hat Er auch verherrlicht“ (Röm 8,30). Gott hat sich auf dem Kreuz mit ihren Sünden beschäftigt; Er hat sie für immer ausgetilgt und will ihrer nie mehr gedenken. Außerdem hat Gott seine Regierung; es ist die Regierung eines Vaters, aber eines heiligen Vaters, der seine Kinder zu sehr liebt, um ihnen gestatten zu können, im Bösen zu wandeln. Wenn Elihu im Buch Hiob sagt, dass Gott seine Augen nicht abziehe von dem Gerechten, und hiermit die Segnung andeutet, welche selbstredend aus der Gunst Gottes hervorströmt und die Wirkung seiner Gnade ist, so spricht er gleich darauf von der Züchtigung – eine deutliche Erklärung dessen, was sich mit Hiob zutrug. Auch hier setzt der Geist Gottes die Möglichkeit voraus, dass ich mich in einem solchen Fall befinden kann, denn Er spricht von den Vergehungen; doch ist dies nicht immer so. In Hiob 33 lesen wir, dass Gott redet und der Menschen Unterweisung versiegelt, „um den Menschen von seinem Werk abzuwenden und Übermut vom Mann zu verbergen“ (V 16–17). Er kommt dem Bösen zuvor, wie bei Paulus (2. Kor 12). Er demütigt den Menschen, um ihn für die Segnung zuzubereiten. Jedenfalls lässt Er denen, die Ihn lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken (Röm 8,28).
Wenn der Wille nicht gebrochen ist, so weint und murrt man und erhebt sich wider Gott; wenn sich aber die Seele Ihm überlässt und seine Hand erkennt, sei es in dem Übel, welches das natürliche Erbteil des sündigen Menschen ist, (doch nie ohne die Hand und den Willen Gottes) sei es in einer unverkennbaren Züchtigung, sei es endlich in etwas, dessen Ursache und Zweck uns unbekannt ist, so wendet man sich zu Gott; man sieht in seinem Zustand die Wirkung seines Willens und sucht das Hilfsmittel in seiner Gnade als solche, die Ihm unterwürfig und von seiner Macht und seinem Willen abhängig sind. Der Glaube der wahren Christen allein kann die Antwort und die Segnung von oben herbeiführen.
Hier redet Jakobus nicht mehr von der Synagoge, sondern von der Versammlung. Für die Segnung ist der wahre Glaube erforderlich; nun hat aber Gott die Segnung in die Versammlung der wahren Gläubigen gesetzt; dort ist man, durch den Glauben, unter seiner Regierung und Zucht. Wenn die Sünde sich offen zeigt, so dass man von jemand, der sich Bruder nennt, sagen kann: „er ist ein Böser“, so ist es die Pflicht der Versammlung, ihn auszuschließen. Dann sind die Sünden auf den Ausgeschlossenen gebunden; wenn er sich demütigt und von Grund des Herzens seine Sünde bekennt, so soll die Versammlung ihn wieder aufnehme (2. Kor 2); Alsdann hat der Sünder Vergebung im Weg der Regierung (2. Kor 2,7–8); die Banden sind gelöst. Und dies hat seine Gültigkeit, wenn zwei oder drei im Namen Christi, in der Einheit und Macht des Heiligen Geistes versammelt sind (Mt 18); denn nur durch den Geist kann diese Zucht in Wahrheit ausgeübt werden. Auch ist es nötig, dass die Versammlung als solche es tue, nicht nur, weil die Verheißung ihr angehört, sondern auch damit sie selbst sich reinige. An sie ist die Ermahnung in 2. Korinther 2,7–8 gerichtet. Die Bestätigung dieser feierlichen Handlung geschieht durch die Gegenwart Jesu nach seiner Verheißung.
Hier in Jakobus handelt es sich nicht um Sünden, welche das Urteil der Versammlung bezüglich eines Einzelnen hervorrufen, sondern um die Wege Gottes selbst in den gewöhnlichen Umständen des Lebens, und zwar ganz besonders um die Züchtigung von Seiten Gottes. Indem der Einzelne die Hand Gottes anerkennt und das, was ihm begegnet, nicht als einen bloßen Zufall betrachtet, sucht er die Dazwischenkunft Gottes nach seiner Gnade. Die Versammlung nun ist der Ort, wohin Gott seinen Namen und seine Segnung gesetzt hat; sie ist die von Ihm bestimmte Verwalterin seiner Gnade. Christus ist dort; und als die Versammlung noch in Ordnung war, ließ der Kranke die Ältesten, welche über dieselbe wachten, rufen, um die Gnade und Segnung Gottes zu genießen. Gleichwohl war es der persönliche Glaube, welcher durch das Gebet die besondere Segnung des Himmels vermehrte – „das Gebet des Glaubens“, wie geschrieben steht. Die Neuesten waren nur ein Zeichen dieser besonderen Dazwischenkunft Gottes, wie man es in Markus 6,13 sieht. Dort geschah ein Wunder durch diejenigen, welche Christus zu diesem besonderen Zwecke ausgesandt und zu dem Ende mit Kraft ausgerüstet hatte; hier wird die Segnung Gottes inmitten der Versammlung durch die Häupter derselben mitgeteilt unter der Bedingung des Vorhandenseins des Glaubens. Jetzt besteht die Ordnung nicht mehr, aber Christus vergisst seine Versammlung nicht. Die Verheißung für zwei oder drei, welche in seinem Namen und auf Grund der Einheit der Seinigen versammelt sind, bleibt stets gesichert; und wenn die, welche jetzt wachen, Glauben haben, so wird auch die Antwort Gottes nicht ausbleiben. Man darf nicht erwarten, dass die Segnung ihren natürlichen Lauf habe, wenn die Kanäle verdorben und im Verfall sind. Die Sache bleibt jedoch stets dieselbe, und die Macht Gottes ist unveränderlich. Wie köstlich ist es, dieses zu wissen! Als der Herr die Jünger wegen ihres Unglaubens getadelt hatte, fügte Er unmittelbar hinzu: „Bringt ihn zu mir“; und der Knabe ward geheilt (Mk 9,19). Jakobus erwähnt daher den Elias, der ein Mensch von gleichen Gemütsbewegungen war wie wir; aber als Antwort auf sein Gebet regnete es drei Jahre und sechs Monate lang nicht. Die äußere Ordnung der Versammlung ist, wie schon gesagt, verloren gegangen, aber die Macht, die Liebe und die Treue des Herrn bleiben unveränderlich dieselben. Er kann uns fühlen lassen, dass es um der Sünde der Versammlung willen nicht mehr ist, wie es im Anfang war; aber nichtsdestoweniger bleibt es wahr, dass da, wo Gott den Glauben gibt, die Antwort von seiner Seite nie fehlen wird. Es ist keine Frömmigkeit, wenn man nicht fühlt, wie viel, die Versammlung durch ihre Untreue seit den Tagen der Apostel verloren hat; aber es ist ebenso wenig Frömmigkeit, an der Macht Christi zu zweifeln, wenn Gott den Glauben verleiht, um sich derselben zu bedienen.
Jakobus sagt: „Die Sünden werden vergeben werden.“ Wenn der kranke Binder in sich geht, indem er die Hand Gottes erkennt, so werden ihm die Sünden – wenn diese die Züchtigung Gottes herbeigeführt und die Heilung des Kranken verhindert haben, insofern es sich um die Zucht Gottes in seiner Regierung handelt – vergeben werden. Diese Zucht zeigte sich durch die Züchtigung, d. h. durch die Krankheit; sobald diese beseitigt ist, ist auch die Zucht zu Ende, und die Sünden sind vergeben.
Wir begegnen hier aber einer noch allgemeineren Unterweisung, die jedoch von dem Zustand der Versammlung abhängt. Wir haben gesehen, dass zurzeit, als alles noch in Ordnung war, der Kranke die Ältesten rufen sollte; dies kann auch heute noch geschehen, wenn man diejenigen ruft, welche zu Folge ihres Dienstes Älteste sind. Nur muss der von Gott gewirkte und also durch Ihn tätige Glaube in ihnen vorhanden sein. Welches aber auch der Zustand des Verfalls sein mag, in dem die Versammlung Gottes sich befindet, jedenfalls können die Einen den Anderen ihre Vergehungen bekennen, die Einen für die Anderen beten, auf dass sie geheilt werden. Dies bedarf keiner eingerichteten Ordnung, setzt aber die Demut, das Vertrauen und die Liebe unter den Brüdern voraus. Wir können unsere Vergehungen nicht bekennen, wenn das Vertrauen in die Liebe eines Bruders nicht vorhanden ist. Wir können einen weisen und verschwiegenen Bruder wählen, anstatt alles einem Unvorsichtigen anzuvertrauen; allein was die Gesinnung des Schuldigen betrifft, so ändert diese Wahl durchaus nichts. Wenn man das Böse nicht verbirgt, sondern sein Herz öffnet, so befreit man sein krankes Gewissen und vielleicht auch seinen Körper. Die Wahrheit bricht sich im Herzen Bahn, und der Schuldige sucht nicht einen guten Ruf, der nur trüglich sein kann, sondern ein wahres, ein vor Gott wahres Gewissen. Gott hat Freude daran, das Gewissen zu befreien und selbst den Körper von der Krankheit, wenn es nötig ist; das Herz wird glücklich im Bewusstsein seiner Gunst. Ein reines und wahrhaftiges Gewissen ist eine Quelle der Freude vor Gott.
Es ist sehr wichtig, immer daran zu denken, dass es eine Regierung Gottes bezüglich seiner Kinder gibt. Es handelt sich hierbei nicht um die Frage, ob sie gerechtfertigt sind und Vergebung haben. Diese Regierung setzt vielmehr voraus, dass wir, was das Heil betrifft, in den Augen Gottes gerecht sind (Hiob 36). Als solche hält uns der Herr unter seinem Auge, und wenn wir gut wandeln, so segnet Er uns, lasst uns seine Gunst empfinden, und wir genießen Ihn selbst. Wandeln wir hingegen nicht gut, so ermahnt Er uns, und wenn wir auf seine Stimme nicht achten, so züchtigt Er uns, um unsere Seele aufzuwecken, welche einschläft und Gott zu vergessen beginnt. Seine Güte, seine bewunderungswürdige Geduld, seine Liebe zu uns ermüden nie.
Zum Schluss fügt Jakobus eine Ermahnung hinzu, um unsere Seelen anzuspornen, die Segnung der Anderen zu suchen. Derjenige, welcher eine Seele – sei es ein Sünder, der in seinen Sünden vorangeht, oder ein Christ, der schlecht wandelt – von dem Irrtum ihres Weges zurückführt, ist nicht nur das Werkzeug zur Rettung dieser Seele, sondern er bedeckt auch eine Menge von Sünden. Dass die Seele, wenn es sich um einen Unbekehrten handelt, vom Tod errettet wird, ist leicht verständlich. Handelt es sich um einen Christen, der schlecht wandelt, so wird er auf dem Weg des Verderbens zurückgehalten. Der zweite Punkt: „er wird eine Menge von Sünden bedecken“, bedarf jedoch noch einiger Erläuterung und ist nicht unwichtig. Die Sünde ist in den Augen Gottes abscheulich; Er sieht alles. Wenn man an den Zustand der Welt denkt, so versteht man, wie anbetungswürdig seine Geduld ist. Bei der Bekehrung eines Sünders werden alle seine Sünden vor Gottes Augen hinweggenommen; Gott sieht sie ebenso wenig, als wären sie in der Tiefe des Meeres, wie geschrieben steht (Mi 7,19). Sie sind für immer getilgt, und in diesem Sinn hat man die Stelle zu verstehen: „Die Liebe bedeckt eine Menge Sünden“ (1. Pet 4,8). Sie sind nicht mehr vor den Augen Gottes als ein Ihn beleidigender Gegenstand. Wenn wir die Vergehungen eines Bruders nicht vergeben, so bleibt die Feindschaft wie eine unheilbare Wunde in dem Körper der Gläubigen vor Gott. Wird ihm vergeben, so tritt die Liebe vor Gott in den Vordergrund, und sie ist es, die seinem Herzen wohl gefällt. Also, wenn der Sünder bekehrt – zurückgeführt wird, so findet die Liebe Gottes ihre Freude daran, und der beleidigende Gegenstand ist aus seinen Augen verschwunden.
Wir finden also in der Brief des Jakobus wenig Lehre, sondern vielmehr den Gurt der Gerechtigkeit, die Kundgebung des Glaubens durch die Werke und durch den christlichen Charakter; ferner ist die Unterwürfigkeit unter die Hand Gottes und das Ausharren unter seiner Regierung auf eine für die Christen überaus nützliche Weise dargestellt. J. N. D.