Botschafter des Heils in Christo 1878
Beantwortung einiger Fragen
1. Stehen die sieben Posaunen der Offenbarung mit der „letzten Posaune“ in 1. Korinther 15,52 in Verbindung? Nein. Die sieben Posaunen werden erst einige Zeit nach „der letzten Posaune“ ertönen. Sie können daher offenbar nicht gleichbedeutend sein. Zudem kündigen die Posaunen der Offenbarung Gerichte über die Erde an, welche zu jener Zeit völlig von Gott abgefallen sein wird. „Die letzte Posaune“ dagegen ist der letzte Ruf, der an die Heiligen ergeht, mögen sie nun schon gestorben sein oder noch auf der Erde leben. Diese letzte Botschaft Gottes an sein Volk, zurzeit der zweiten Ankunft Christi, wird hier die letzte Posaune genannt. Die Wirkung derselben ist, dass die Toten auferweckt und die Lebenden verwandelt werden. Die Gerechten allein werden den Schall der Posaune hören. Für sie allein wird sie ertönen. Ich bringe daher diese Stelle in Verbindung mit 1. Thessalonicher 4,16, wo wir etwas Ähnliches finden.
2. Wer sind die Heiligen, „welche Teil haben an der ersten Auferstehung?“ „Glückselig und heilig, wer Teil hat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod keine Gewalt, sondern sie werden Priester Gottes und des Christus sein und mit Ihm herrschen tausend Jahre“ (Off 20,6). Diesen Vers müssen wir, obgleich er einem im Allgemeinen sinnbildlichen Buch entnommen ist, nach seinem einfachen und klaren Wortlaut verstehen. Die erste Auferstehung hat Christus als die Erstlingsfrucht der Auferstehungsernte, danach die, welche des Christus sind bei seiner Ankunft, und endlich die Märtyrer und andere Heilige, die in dem Zeitraum, welcher zwischen der Aufnahme der Kirche und der Einführung des irdischen Königreiches Christi liegt, sterben werden. Daher ist jeder Heilige Gottes, der schon gestorben ist oder noch sterben wird, in die erste Auferstehung eingeschlossen. „Die übrigen der Toten aber wurden nicht lebendig, bis die tausend Jahre vollendet sind.“ Diese Worte zeigen deutlich, dass während des tausendjährigen Reiches unter den Heiligen auf der Erde der Tod nicht herrschen wird, denn der Ausdruck „die übrigen der Toten“ bezeichnet in ganz bestimmter Weise die Bösen. Die erste Auferstehung umfasst die Heiligen und zwar ausschließlich die Heiligen, und ist beendigt beim Anfang des Königreichs Christi; denn alle, welche an ihr Teil haben, werden mit dem Christus herrschen 1000 Jahre. Die zweite Auferstehung umfasst alle die Bösen, und zwar diese ausschließlich, und findet am Schluss des Königreichs oder der 1000 Jahre statt. Wenn dieser Unterschied völlig verstanden wird, so zeigt er die gänzliche Unhaltbarkeit der gewöhnlichen Annahme einer allgemeinen Auferstehung. Es wird eine „Auferstehung des Lebens“ und eine „Auferstehung des Gerichts“ stattfinden (Joh 5,29); beide aber sind, wie wir aus Offenbarung 20,5 erfahren, durch einen Zeitraum von 1000 Jahren voneinander getrennt.
3. Was bedeutet die Stelle: „Alsdann werden zwei auf dem Feld sein; einer wird genommen und einer gelassen usw.?“ (Mt 24,40–41) Diese Worte beziehen sich auf die Scheidung von Bewohnern Judäas bei der Ankunft des Sohnes des Menschen. Der Eine wird „genommen“ werden fürs Gericht, der Andere „gelassen“ zur Segnung. Wenn nur daran denken, dass die jüdsche Hoffnung eine in den Psalmen und in den Propheten verheißene Segnung in dem Land ist, so schwindet jede Schwierigkeit in Betreff dieser Stelle. Bei dem Kommen des Herrn für die Kirche wird gerade das Entgegengesetzte der Fall sein; dann wird der Eine genommen für die himmlische Segnung, und der Andere gelassen für das Gericht (2. Thes 2,12). Die Wahrheit ist einfach, aber wichtig. Die christliche Segnung ist himmlischer, die jüdsche irdischer Natur.