Botschafter des Heils in Christo 1878
Welches ist die Zukunft der Nationen?
Die Heiden oder Nationen in ihrer Gesamtheit werden nicht durch die Anstrengungen der ausgesandten Missionare und Evangelisten bekehrt werden. Das ist nicht die gegenwärtige Absicht des Herrn; Er ist vielmehr beschäftigt „aus den Nationen ein Volk zu nehmen für seinen Namen“ (Apg 15,14). Nachdem dies geschehen, wird Er „die Nationen versammeln“ und „die Königreiche zusammenbringen“, um über sie auszuschütten seinen Grimm, die ganze Glut seines Zornes; denn das ganze Land wird verzehrt werden durch das Feuer seines Eifers (Zeph 3,8). Die Sammlung der Kirche in Gnade findet jetzt statt, die Sammlung der Nationen im Gericht ist zukünftig. Werden die mächtigen, christlichen Reiche Europas versammelt sein, um „den Herrn der Könige der Erde“ zu bewillkommnen? Nein, wir lesen in Offenbarung 19,19: „Und ich sah das Tier (das wieder hergestellte römische Reich) und die Könige der Erde und ihre Heere versammelt, Krieg zu führen mit dem, der auf dem Pferd saß, und mit seinem Heer.“ Welches ist das Resultat? Ein Engel steht in der Sonne und lädt die Vögel des Himmels zu dem großen Mahle Gottes ein. Ach, dass Christen mit der Bibel in ihren Händen und dem 19. Kapitel der Offenbarung vor ihren Augen träumen können von einer allgemeinen Bekehrungsperiode durch die Predigt der Gnade. Nein, ein Wort, ein einziger, kurzer Vers erweist alle diese Gedanken als irrig. „Wenn deine Gerichte auf Erden sind, so lernen Gerechtigkeit die Bewohner des Erdkreises“ (Jes 26,9). Was der Ankunft des Herrn vorhergeht, ist nicht eine bekehrte Welt, sondern eine schlafende Kirche oder Versammlung. Das mitternächtliche Geschrei erhebt sich nicht, um die Evangelisation der Welt zu bewirken, sondern um die Kirche aus ihrem Schlaf aufzuwecken (Mt 25,6–7). Sind die törichten Jungfrauen – die Bekenner aber nicht Besitzer des Lebens und des Geistes – bekehrt? Nein; wenn der Bräutigam kommt, so gehen die wahren Christen mit Ihm hinein zur Hochzeit, während die törichten Jungfrauen ausgeschlossen sind. Die Aufweckung der Kirche und nicht die Bekehrung der Welt ist das große Werk, das der zweiten Ankunft Christi vorhergeht. Anstatt bekehrt zu werden, wird die Welt sich wider Ihn erheben. Deutet nicht der Herr in bestimmter Weise auf den Mangel des Glaubens bei seinem Kommen hin, wenn Er sagt: „Doch wird wohl der Sohn des Menschen, wenn Er nun kommt, den Glauben finden auf der Erde?“ (Lk 18,8) Schreckliche Gerichte werden daher über die Nationen kommen, besonders über die so sehr bevorzugten, christlichen Völker, weil sie die Gnade und die ihnen verliehenen Vorrechte missbraucht haben. Schwere Gerichte werden die zweite Ankunft des Herrn Jesus Christus begleiten, wenn Er kommen wird, umgeben von allen seinen himmlischen Heiligen; darauf wird die gesegnete Zeit kommen, von der die Propheten, die Apostel und der Herr selbst vorher geredet haben. Die Bekehrung der Nationen, die durch den Herrn übriggelassen sind, und ihre Tätigkeit als Verkündiger seiner Herrlichkeit unter den entfernt wohnenden Heiden (Jes 66,19), ihre gesegnete Mission, den unter allen Nationen zerstreuten Überrest Israels zu sammeln und „zum Speisopfer für Jehova nach Jerusalem zu bringen“ (V 30), – diese und andere Segnungen der tausendjährigen Herrschaft über die Erde zeigen eine gesegnete Zukunft für die Nationen an. Christus wird „als König über die ganze Erde“ herrschen und die Segnungen seiner glorreichen Regierung bis zu den entfernten Inseln der Nationen (Jes 51,5) sowie zu den bis dahin unbekehrten Stämmen der großen arabischen Wüste ausdehnen (Ps 72,9). Auf Ihn werden daher die Nationen hoffen (Röm 15,12). „Und wiederum: Lobt den Herrn, alle Nationen, und preist Ihn, alle Völker!“ (Röm 15,10–11) Israel wird in den kommenden Tagender irdischen Herrlichkeit den Hauptplatz einnehmen (5. Mo 28,12–13); die Nationen sind ihm unterworfen (vgl. Mt 12,18; Jes 60; Ps 100; Mal 1,11 usw.). Jehova wird seinen Geist auf alles Fleisch ausgießen (Joel 2,28), und die Masse der dann lebenden Menschen wird den Herrn kennen, nachdem die Gerichte ihren Lauf genommen haben und die Bosheit auf der Erde bestraft worden ist.
Christus muss notwendiger Weise zuerst kommen und den Willen der Nationen mit einer eisernen Rute zerbrechen, um dann die von ihnen Übriggebliebenen und Verschonten in den vollen Genuss seiner herrlichen Regierung einzuführen. Das scheint mir die klare und deutliche Meinung dieser und anderer zahlreicher Erklärungen des Wortes Gottes bezüglich der Zukunft der Nationen zu sein.