Botschafter des Heils in Christo 1878

"Kommet"

Welche Kraft und Süßigkeit liegt in diesem kleinen Worte: „Kommt!“ Es leitet uns in das wahre Geheimnis des Innern Gottes und erzählt uns von dem liebenden Wunsch seines Herzens. Ach, wenn doch ein jeder arme Sünder der Einladung folgen und kommen möchte! „Wohlan, ihr Durstigen, kommt zu den Wassern, und die ihr kein Geld habt, kommt, kauft und esst; ja kommt, kauft ohne Geld und ohne Kaufpreis Wein und Milch!“ (Jes 55,1)

Hier wird jeder Durstige, Bedürftige und Arme eingeladen, zu kommen. Es ist der Wunsch des liebenden Herzens Gottes, dass er kommen möchte in diesem Augenblick, gerade so wie er ist, um seinen Durst zu stillen an der lebendigen Quelle des Wassers, die von der Hand der erlösenden Liebe so reichlich geöffnet ist. Da gibt es kein Hindernis mehr. Die Gnade hat jede Schwierigkeit aus dem Weg geräumt. Gerade die Tatsache, dass Gott den Sünder einlädt, zukommen, beweist, dass Er jede Schranke beseitigt hat. Er würde und könnte nicht sagen: „Kommt!“ wenn der Weg nicht vollkommen offen und frei wäre. Und nicht nur das; wir können auch völlig versichert sein, dass, wenn Er sagt: „Kommt!“ Er dann meint, was Er sagt. Es ist die Sprache seines Herzens. Gott wünscht aufs sehnlichste, dass eine jede durstige, bedürftige und hilflose Seele jetzt kommt und trinkt von dem Wasser des Lebens, das einer jeden Kreatur unter dem Himmel umsonst dargeboten wird.

Wir finden in dem Propheten Jesajas noch eine andere tröstliche Stelle: „Kommt denn und lasst uns rechten mit einander, spricht Jehova. Wenn eure Sünden sind wie Scharlach, wie Schnee sollen sie weiß werden; wenn sie rot sind wie Karmesin, wie Wolle sollen sie werden“ (Kap 1,18). Hier handelt es sich nicht um Durst und Armut, sondern um Sünden, die wie Scharlach und rot wie Karmesin sind. Selbst diese brauchen kein Hindernis zu sein. Gott hat in seiner unendlichen Gnade in dem geschlachteten Lamm ein Mittel gefunden, wodurch Er gerechter Weise die Schuld tilgen, die Sünden auslöschen und die Seele des armen, schuldbeladenen Sünders so weiß wie Schnee waschen kann.

Auch im Neuen Testamente begegnen wir mehrmals dem Wörtchen: „Kommt!“ Wie erquickend ist es für den Sünder, der unter der Last seiner unzähligen Sünden zusammenbricht, aus dem Mund des Herrn selbst die köstlichen Worte zu vernehmen: „Kommt her zu mir, alle Mühselige und Beladene, und ich werde euch Ruhe geben!“ (Mt 11,28) Ja, jedes traurige, bedrückte Herz, jeder gebrochene und zerschlagene Geist ist eingeladen, zu Jesu zu kommen, der allein im Stande ist, ihm Ruhe zu geben. Und wie köstlich ist die Ruhe, die Jesus gibt! Sie erquickt die Seele, wie der Regen, der nach anhaltender Dürre auf das ausgetrocknete Erdreich herniederfällt. Bist du beunruhigt über die große Menge deiner Sünden, mein lieber Leser, bist du niedergedrückt über den schrecklichen Zustand, in dem du dich befindest, komme zu Jesu! Er lädt dich ein. „Kommt her zu mir alle Mühselige und Beladene“, und „wen da bürstet, der komme; wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst“ (Off 22,17).

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