Botschafter des Heils in Christo 1876
Die Entscheidung für Christus
Das erste Kapitel des Buches Rut stellt uns drei Charaktere als Beispiele von drei verschiedenen Seelenzuständen vor Augen. In Noomi haben wir das traurige Beispiel einer abtrünnigen Seele, in Orpa den Zustand von jemand, der die Welt hoher achtet als Christus, und in Rut das schöne Bild einer Seele, die Christus vor allem anderen den Vorzug gibt. Welcher von diesen drei Charakteren ist der deinige, mein teurer Leser? Bist du ein Abtrünniger? Bist du ein solcher, der die Welt höher achtet als Christus? Oder ein solcher, der Christus vor allem anderen den Vorzug gibt?
Noomi ist, wie bereits bemerkt, das Bild von jemand, der die Liebe Gottes gekostet, dann Ihm aber den Rücken gekehrt und die Welt wieder liebgewonnen hat. Vielleicht werden diese Zeilen von jemand gelesen, der eine Zeit lang mit dem Herrn gewandelt, seinen Namen bekannt hat, und der, genießend die Süßigkeit seiner Gemeinschaft, eine Zeit lang Ihm aufrichtig zugeneigt zu sein schien, der aber anfangs unmerkbar, und dann mehr und mehr offenbar, sich von dem Herrn abgewandt hat. Ach! In einer Seele, die Christus für die Welt hingegeben hat, ist alles bitter. „Nennt mich nicht Noomi (lieblich), nennt mich Mara (bitter)“, sagt sie. Darum, mein Leser, bist du ein solcher, so kehre um! Du fehlst dem Vater im Schoß seiner Familie, du fehlst dem Heiland an seiner Seite, du fehlst dem guten Hirten unter seiner Herde. Kehre um mit aufrichtigem Bekenntnis und Selbstgericht! Sehen Herz ist gegen dich unverändert geblieben; trotz all deiner Verirrungen liebt Er dich vollkommen; Er verlangt, dich wieder in seiner Nähe zu sehen.
Zehn Jahre hatte Noomi mit den Ihrigen außerhalb des jüdischen Landes zugebracht. Sie hätte das Land ihrer Väter, da wo Gott bekannt war, nie verlassen sollen. Man wird einwenden, dass die Hungersnot im Land sie zur Auswanderung gezwungen habe. Freilich waren die Umstände gegen die Natur; und die Natur wendet sich stets von Gott ab. Aber töricht ist eine solche Handlungsweise! Konnte Gott in Bethlehem nicht ihr Leben fristen? „Bethlehem“ heißt: „Brothaus.“ Konnte Gott sie dort nicht ernähren? Was erreichte sie durch ihre Auswanderung? War in Moab alles nach ihrem Wunsch? Nein, ein Herz, welches sich vom Herrn abwendet und die Welt liebgewinnt, findet nur Mühe und Unruhe, aber nicht eine Spur von Frieden.
Noomi verließ Judäa mit ihrem Mann und ihren zwei Söhnen. Nach kurzer Zeit wurde das Liebste, das sie in der Welt besaß, von ihrer Seite hinweg gerückt und ins Grab gelegt. Zuerst starb Elimelech, ihr Mann, und kurz darauf folgten ihre beiden Söhne Mahlon und Giljon und „das Weib blieb übrig von ihren beiden Söhnen und von ihrem Mann“ (V 5). Das sind die Wege des Herrn. Es war, als hätte Er zu ihr gesagt: „Ich habe dich zu lieb, um diese Stützen, auf welche du dich lehnst, an deiner Seite zu lassen; ich werde sie hinwegnehmen, auf dass du dich allein auf mich stützen kannst.“ O gepriesen sei sein Name! Er verließ sie nicht, wiewohl sie sich von Ihm abgewandt hatte. Wenn Er züchtigt, so geschieht es nur zu dem Zweck, um das abtrünnige Herz wieder zu sich zu ziehen.
In dieser Weise weiß die Gnade Gottes das Herz wieder zurück zu führen. Noomi trat den Rückweg an, nicht nur weil das Gefilde Moab eine Grabstätte für sie gewesen, sondern weil sie, nachdem sie in Moab alles eingebüßt, vernommen hatte, dass „Jehova sein Volk besucht habe, um ihnen Brot zu geben“ (V 6). Wie gern besucht der Herr die Seinen! Er mag sie züchtigen, wenn es nötig ist: aber es ist die Lust seines Herzens, sie mit überströmender Freude zu erfüllen. Es war des Herrn Gnade, die Noomi zurückführte.
Was brachte Petrus nach der Verleugnung seines Herrn zurück? Der liebevolle Blick Jesu. Kurz vorher hatte der arme Jünger mit einem Schwur versichert, dass er „diesen Menschen“ nicht kenne: und jetzt ruht das Auge Jesu auf ihm, als wollte Er ihn fragen: „Petrus kennst du mich nicht?“ Es war kein Blick der Verachtung oder des strengen Verweises. Petrus hätte es verdient gehabt. Aber nein; es war ein Blick jener unendlich zärtlichen und starken Liebe, die alle Erkenntnis weit übersteigt – ein Blick, dessen Ausdruck war: „Wenn du auch mich nicht kennst, so kenne ich doch dich, und meine Liebe ist nicht geschwächt.“ „Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich.“ Kein Wunder, die Gnade hatte sein Herz gebrochen. Später stellte der Herr den zerknirschten Jünger wieder her. Und auf welche Weise? Er bringt den Petrus zur Verurteilung dessen, was ihn zum Fall gebracht hat; und dann schenkt Er ihm sein volles Vertrauen wieder. Wir pflegen oft zu sagen: „Ich kann diesem Menschen, nachdem er also an mir gehandelt hat, mein Vertrauen nicht mehr schenken?“ Aber der Herr, nachdem Er den Jünger gelehrt hat, sich selber zu richten, schenkt ihm das vollste Vertrauen wieder.
Richten wir jetzt unsere Blicke auf die beiden Personen, welche sich bereit erklären, der Witwe zu folgen. Selbst auf ihrem Rückweg begeht Noomi eine Torheit, die nicht wieder gut zu machen war. Anstatt ihre Schwiegertöchter zu dieser Reise zu ermuntern, gelingt es vielmehr ihrer Überredung, wenigstens eine derselben zum Zurückbleiben zu bewegen. Die beiden jungen Weiber hatten gleichen Kummer erfahren; sie befanden sich in gleichen Umständen, unter gleichen Einflüssen und unter gleichem Zeugnis; denn aus den Worten Ruts geht deutlich hervor, dass Noomi mit ihnen über Gott und seine Verheißungen geredet hatte. Orpa genoss dieselben Vorrechte, wie Rut; und anfänglich kehren sie daher auch beide der Welt den Rücken. Beide hatten den ersten Schritt getan, die Welt preis zu geben und dem Herrn sich zuzuwenden. Aber dann schieden sich ihre Wege. Orpa blieb zurück.
Sollte nicht der eine oder der andere Leser in der armen Orpa sein eigenes Bild sehen? Wer du auch sein magst, mein Freund, so zweifle ich doch keinen Augenblick daran, dass du Stunden ernsten Nachsinnens durchlebt hast – Stunden, worin du völlig von der Notwendigkeit deiner Bekehrung überzeugt wärst. Oder hast du nie gezittert beim Anhören einer Predigt über Gerechtigkeit, Enthaltsamkeit und über das kommende Gericht? Ja, ich bin gewiss, dass du nicht immer ruhig geblieben bist. Aber hast du Christus erwählt? Ohne Zweifel hast du zugegeben, dass es besser sei, ein Christ, als ein Kind dieser Welt zu sein. Deine Sünden werden vor dein inneres Auge getreten sein; und sicher hast du dich beunruhigt bei dem Gedanken, dass du es einmal mit Gott zu tun haben wirst, und dass das kommende Gericht mit raschen Schritten herannaht.
Doch Vielleicht sagst du: „O nein, ich habe keine Überzeugung von Schuld, keine Angst vor der Zukunft, keine Besorgnisse in Bezug auf Gott und meine Seele gehabt.“ Ist das wirklich deine Sprache? O dann, mein armer Freund, hast du noch Tage fürchterlicher Überzeugung, Tage schrecklicher Angst, Tage unaussprechlicher Gewissensbisse zu erwarten, und Zwar an einem Ort, wohin kein Hoffnungsstrahl dringt, und wo Überzeugung, Angst und Gewissensqual zu spät kommen. O mein Freund! Möchtest du doch, so du noch nicht errettet bist, noch heute erwachen und zur Überzeugung kommen – heute, wo du noch Zeit hast, dich für Christus zu entscheiden! Hast du nie gesehen, dass bei irgendeinem deiner bekannten oder deiner Freunde der Tod anklopfte? Und hast du bei dieser Gelegenheit nie gefragt: „Wie würde es mit mir sein, wenn ich abgerufen worden wäre?“ O antworte mir: Wie würde es um dich stehen, wenn du heute sterben müsstest? Wo würde nach einem Leben ohne Gott, ohne Christus, mit allen deinen Sünden auf deinem Gewissen, während der Ewigkeit, der endlos langen Ewigkeit, dein Aufenthalt sein? Wohin würdest du gehen, wenn Gott, nachdem du bisher dich nur mit der Welt und ihren Vergnügungen beschäftigt und in der Sünde gelebt hast, beim Lesen dieser Zeilen den Faden deines Lebens plötzlich abschnitte? Ach! Es ist sicher die höchste Zeit zur Umkehr. Wende dich zu Jesu. Könntest du einen gelegeneren Augenblick, um zu Ihm zu gehen, abwarten, damit Er dich errette? Ist es heute nicht eine dringende Notwendigkeit, dich für Christus zu entscheiden? O gewiss. Er hat dich lieb und mochte dich so gern erretten. Sein Name „Jesus“ d. h. der Herr, welcher selig macht, ladet dich ein, dein Vertrauen auf Ihn zu stellen. Willst du dein Kommen etwa bis morgen verschieben? O Unglücklicher! Wer bürgt dir dafür, ob du morgen noch Gnade finden kannst?
Noch vor kurzer Zeit stand der Schreiber dieser Zeilen an dem Sterbelager eines Mannes, der am vorigen Tage noch gesund und wohl gewesen, aber binnen sechs Stunden eine Leiche geworden war; und mein teurer Leser, dieses kann morgen, ja wohl gar heute auch mit dir der Fall sein. Ach! Wenn du stürbest in deinen Sünden! Lass dich warnen, denke an deine arme Seele, entfliehe dem zukünftigen Zorn! Willst du nicht, dass der Herr dir deine Sünden vergebe? Willst du nicht gezählt werden zu der Schar der Erlösten des Herrn? Ach! Entscheide dich, entscheide dich noch heute, entscheide dich für Christus.
Was war das Gefilde Moab für Noomi gewesen? Eine Grabstätte. Und was ist diese Welt? Eine große Grabstätte. Der Leichenwagen, der dir auf dem Weg begegnet, erinnert dich an den Tod. Du gehst einige Schritte weiter, und dein Blick fällt auf ein Haus mit geschlossenen Fensterläden. Auch dort ist der Tod. Noch einige Schritte weiter begegnet dir ein alter Bekannter, dessen trüben Blicke und dessen Traueranzug es dir verkünden, dass der Tod auch in seinem Haus teure Bande der Natur durchschnitten hat. Du kehrst in dein Haus zurück und findest dort einen Brief mit schwarzem Rand, und der Inhalt sagt dir, dass der Tod dich wieder eines Freundes beraubt hat. Und noch einen Tag, oder eine Woche oder ein Jahr später findet dein Freund in der Zeitung unter der Zahl derer, die plötzlich gestorben sind, auch deinen Namen.
Welch ein Trost, den Blick von dieser düsteren Szene abwenden und zu dem lebendigen Gott erheben zu können! Und welch eine herrliche Erquickung, zu wissen, dass Er, der mich unendlich liebt, nimmer sterben kann! Je teurer mir hienieden jemand ist, desto bitterer ist mir sein Verlust, wenn der Tod ihn von meiner Seite reißt. Aber Er, der für mich zur Rechten Gottes ist, kann nimmer sterben. Einmal ist Er gestorben, und zwar für mich; und nun kann mein Herz sich fest an Ihn klammern, ohne dass dieses Band je zerreißen wird. O mein Freund, der du es erfahren hast, dass der Tod dir das Teuerste entriss, willst du Ihn nicht kennen lernen, der hie Auferstehung und das Leben ist? In Ihm ist Leben für die Toten, Trost für die Lebenden, Brot für die Hungernden; alles ist in Jesu, dem einzigen Gegenstand, der dir nimmer entrissen werden kann. Vielleicht wendest du ein, dass doch nicht alle Gläubigen glücklich seien. Das ist wahr, und die Ursache ist, dass sie, wie Noomi, abgeirrt sind. Sie wollen neben Christus auch die Welt ein wenig genießen. Sie haben zu viel von Christus, um noch Freude in der Welt zu finden, und sie haben zu viel von der Welt, um völlige Freude in Christus zu genießen. Ihre Doppelherzigkeit macht sie unglücklich. Doch welch traurige Folgen hat eine solche Unentschiedenheit! Ihr Betragen übt auf junge Seelen den verderblichsten Einfluss aus und ruft denselben zu: „Ihr braucht nicht so ganz der Welt zu entsagen und auf der Seite Christi zu stehen: denn das würde euch nur Schaden bringen.“ Sie gleichen der Witwe Noomi, welche sagte: „Kehrt um, meine Töchter!“ Welch eine traurige Sprache gegenüber solchen Seelen, welche auf dem Punkt stehen, sich für Christus zu entscheiden! Umkehren? Wohin? Umkehren nach der Holle, nach dem Feuersee? Umkehren zuerst nach Moab und seinen Abgöttern, und dann ins Verderben? Das also war der Rat einer Person, die den lebendigen Gott kannte, und dieser Rat lautete: „Genieße von der Welt, so viel du kannst, und gehe dann schließlich für ewig verloren.“ Selbst der Weltling verachtet einen Christen, der also spricht. Ach! Wenn wir der Wahrheit ein solch weites Bett machen, so verlieren wir alles und gewinnen nichts.
Wie annehmbar schien indessen der Rat Noomis zu sein. „Jehova erweise Güte an euch“ (V 8), und: „Jehova gebe euch, dass ihr Ruhe findet“ (V 9), sagte sie. Welch ein Widerspruch! „Wende dich vom Herrn ab und siehe zu, dass du Ruhe findest.“ Was hätten die beiden Frauen antworten können? „Wir besaßen alles; aber es ist uns durch den Tod entrissen, und wir stehen einsam und verlassen in der Welt.“ Gerade solche Seelen sind für Gott geeignet, um bei ihnen einzukehren und sie zu erfüllen, zu trösten und zu befriedigen. Sie scheinen es auch ernst zu meinen; denn wir hören sie sagen: „Wir wollen mit dir zurückkehren“ (V 10). Sie entscheiden sich für Christus. Aber Noomi sagt: „Kehrt um!“ Wie ist es möglich? „Kehrt um von Gott und wendet euch zur Welt!“ zur Welt, wo Noomi selbst keine Befriedigung gefunden hatte. Die Witwe ist ein Bild jener unbeständigen, wankelmütigen Christen, die nicht an die Errettung anderer glauben können, und die ihrer eigenen Errettung kaum gewiss sind. Sie sagt: „Wenn ihr mit mir geht, so verliert ihr alle Aussichten in dieser Welt (V 11–13); kehrt daher um; und der Herr gebe euch etwas in dieser Welt.“ Ach! Bei Orpa blieben diese Worte nicht ohne Wirkung: und bei wie vielen ist dieses der Fall? Wie mancher denkt an den Verlust seiner Freunde und an den Spott seiner Bekannten, und sagt: „Nein, dieser Berg ist nicht zu ersteigen!“ Freilich, der Pfad ist steil; aber auf der Höhe des Berges, am Ende des Pfades, zeigt sich der Glanz der Herrlichkeit, der Freude und des Segens bei Christus bis in alle Zeitalter.
Bis zu diesem Punkt waren die beiden Frauen denselben Weg gegangen. So können auch jetzt zwei Glieder von einer und derselben Familie durch das Evangelium bewegt worden sein, sich zu Jesu zu wenden; aber wenn die Stunde der Entscheidung kommt, dann sagt vielleicht der eine: „Ich bin nicht darauf vorbereitet; ich habe die Kosten nicht überschlagen.“ So war es mit Orpa. Sie kühle ihre Schwiegermutter (V 14), verabschiedete sich von ihr und wandte sich ab von Gott und seinen Segnungen. Von diesem Augenblick an trennen sich die Wege Ruts und Orpas. Die eine hat sich für Gott, die andere für die Welt entschieden. Sie scheiden voneinander für ewige Zeiten, indem jeder Schritt, den sie machen, die Kluft zwischen ihnen erweitert. Arme Orpa! Welch ein trauriges Ende nach einem so herrlichen Anfang!
Vielleicht denkt der eine oder der andere unserer Leser, dass dieses Gemälde zu trübe gezeichnet sei, indem er fragt: „Werde ich denn in der Tat so viel von der Welt einbüßen? Werden meine Aussichten in diesem Leben wirklich verloren sein? In diesem Fall möchte ich mich nicht für Christus entscheiden.“ – Und nach den ersten Schritten zu Gott hin kehrt er zurück, wählt die Welt und verwirft Christus. Unglücklicher Tor! Die Reize dieser Welt ziehen dich an; aber was wird das Ende sein? Noch eine kurze Zeit, und das Gras ist verdorrt, und morgen wird es in den Ofen geworfen. Wie entsetzlich ist das Ende einer unbekehrten Seele! Die Welt und ihre Freuden sind in der Tat verlockend; doch sie bieten kein wirkliches Glück für diese Zeit, wohl aber wirkliche Qual für die Ewigkeit. Du verwirfst Gott in seiner Gnade in Christus; du wählst eine von Gott verworfene und verurteilte Welt, um einer Ewigkeit entgegen zu gehen, wohin nimmer ein Strahl von Hoffnung, Licht und Liebe zu dringen vermag; und das sind die herrlichen Aussichten, die die Welt dir bietet. Es sind die Aussichten des reichen Mannes im Evangelium, der in einem Nu aus dem Schoß der Welt in den Feuerpfuhl geschleudert ward. Dein Weg endet im Tod und in ewigem Gericht.
Sicher, mein teurer Leser, du erblickst entweder in Orpa oder in Rut dein eigenes Bild. Entweder wählst du die Welt und verwirfst Christus, wie Orpa, oder du sagst, wie Rut: „Ich kann nicht zurückbleiben; der Weg mag rau und steil sein, aber ich richte mein Auge auf das Ende des Weges.“ – Rut ist das Bild einer Seele, welche sagt: „Ich will, was ich auch einbüßen mag, Jesus besitzen: denn in Ihm ist etwas, das mich anzieht: Ihn muss ich haben.“ Alle falschen Vorstellungen Noomis vermögen Rut nicht zurück zu halten. Sie sagt: „Wohin du gehst, will ich gehen, und wo du weilst, will ich weilen; dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott“ (V 16). Wie verachtet das Volk Gottes auch sein mochte, so erhob sich dennoch ihr Auge auf den Gott dieses Volkes.
Ich richte an jeden, der nach dem ewigen Leben trachtet, die Frage: „Wonach trachtest du?“ – Antwort: „Nach Gott selbst.“ Der Prophet Jesajas redet von Göttern, die nicht zu erlösen vermögen (Kap 45); und dann zeigt er, dass Gott ein „gerechter Gott und Heiland“ ist. Er ist ein gerechter Gott; Er hasst die Sünde. Er ist ein Heiland; Er hat seinen eigenen, viel geliebten Sohn hingegeben, um am Kreuz für Sünden zu sterben, „der Gerechte für die Ungerechten, auf dass Er uns zu Gott führe.“ Und jetzt ist Er bereit, alle, die durch Jesus zu Ihm kommen, selig zu machen. Er ist reich an Barmherzigkeit, denn Er hat seines eingeborenen Sohnes nicht verschont, um uns retten zu können. Wunderbare Gnade! Völlig befriedigt durch das Opfer Jesu ruft Er jedem beunruhigten Sünder zu: „Wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben.“ Er sagt nicht: „Wer an den Sohn glaubt, der hat das Gefühl, im Besitz des ewigen Lebens zu sein.“ O nein: denn dann würde Satan der Seele stets zuflüstern: „Du hast noch nicht das wahre Gefühl.“ – Wenn du an den Herrn Jesus glaubst, so hast du das ewige Leben. In dem Augenblick, wo dein Herz sagt: „Wohlan, Gott ist für mich; denn Er hat für mich seinen Sohn in den Tod gegeben, um mich von allen meinen Sünden zu erlösen“, – kannst du auch durch Gottes Gnade sagen: „Ich bin errettet; ich habe das ewige Leben.“
O wie glücklich ist die Seele, welche sich für Christus entschieden hat! „Als Noomi sah, dass Rut fest darauf bestand, mit ihr zu gehen, ließ sie ab, ihr zuzureden“ (V 18). „Und sie kamen nach Bethlehem zu Anfang der Gerstenernte“ (V 22). Im folgenden Kapitel lesen wir, dass Rut bis zum Schluss der Gersten– und Weizenernte Ähren las. Was bezeichnet dieses? Alles, was sie sammelte, war ihr Eigentum. Teurer Leser! Hat sich auch dein Herz einmal für Christus entschieden, dann ist alles dein, was Er besitzt. Jesus Christus, der die Toten, lebendig macht, reicht allen, welche an Ihn glauben, Leben, Frieden und Freude dar und wird bald kommen und sie zu sich nehmen in die ewige Herrlichkeit.
Nun, mein teurer Leser, nach welcher Seite hin willst du dich entscheiden? Für Christus oder für die Welt? Einen Mittelweg gibt es nicht. Lege diese Zeilen nicht nieder, ohne dich zu entscheiden. Denn wenn du noch heute abgerufen wirst, dann wirst du entweder zu den Feinden, den Widersachern des Herrn, oder zu den Seinen gezählt werden, die Ihm angehören, und die Ihn bis in alle Ewigkeit loben und preisen werden.