Botschafter des Heils in Christo 1876
Gedanken, gesammelt aus Vorträgen von George Vicesimus Wigram - Teil 18/18
Es ist nicht zu viel, wenn man sagt, dass das Ich aus dem Haus des Vaters ausgeschlossen sein wird. Christus wird dort alles ausfüllen. Wir werden so sehr von dem Licht seiner Gegenwart umstrahlt sein, dass unsere Gedanken nur für Ihn und nur in Ihm Raum finden.
Bei zwei Gelegenheiten wird uns eine Willensäußerung Christi mitgeteilt; und jedes Mal entspricht dieselbe der Vollkommenheit, die in Ihm war. Das eine Mal bat Jesus, als Er in der Voraussicht des Kreuzes in seiner Seele mit Bangigkeit den Augenblick durchlebte, wo Er, für uns zur Sünde gemacht, unter dem Zorn Gottes stehen werde – dass, wenn möglich, dieser Kelch an Ihm vorübergehen möge. Zugleich aber entsagte Er seinem Willen und unterwarf sich dem Willen des Vaters: ja, Er nahm den Kelch in dem Bewusstsein, dass derselbe aus der Hand des Vaters komme. Das zweite Mal sah Jesus die kommende Herrlichkeit vor sich (Joh 17), und wir hören Ihn zum Vater sagen: „Vater, ich will, dass die du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, auf dass sie meine Herrlichkeit schauen.“ Er vergaß seine Jünger nicht: und als der Augenblick herannahte, in welchem die Herrlichkeit auf die Leiden folgte, da wollte Er ihnen einen Platz in dieser Herrlichkeit sicheren. Es war dieses das Recht seiner Gnade, wie es auch die Absicht der Liebe des Vaters war. Wie ganz anders steht es bei uns. Wir haben einen Willen, der zum Schweigen gebracht werden muss, einen Willen, den uns unsere Selbstsucht einflößt, und der, wenn er nicht zurückgehalten wird, immer zu handeln bereit ist. Möchten doch unsere Herzen in das Bild dessen verwandelt werden, der, in die Welt kommend, sagte: „Siehe, ich komme, um deinen Willen, o Gott, zu tun!“
Was wird es sein, wenn Christus sich selbst die Versammlung darstellen und sie in seine Herrlichkeit einführen wird, damit sie dieselbe auf ewig mit Ihm teile!
Wenn wir Jesus auf Erden, von der Krippe bis zum Kreuz, mit unseren Blicken verfolgen und Ihn dann als den Auferstandenen, sitzend zur Rechten Gottes, betrachten, so sehen wir die Umstände zwar sehr verändert, aber Er ist derselbe; Er ist derselbe Jesus geblieben – „derselbe gestern und heute und in Ewigkeit!“
„Dieses tut zu meinem Gedächtnis!“ Von wem kommt diese Aufforderung? Wer ist es, der dieselbe an uns richtet? Darauf hat das Geschöpf keine Antwort: denn Er ist es, das ewige Leben, der eingeborene Sohn im Schoß des Vaters, ehe die Welt war: Er ist es, der hernieder gekommen und die reiche Quelle der unerschöpflichen Gnade und Liebe Gottes geworden ist; ja, Er, der Herr Jesus ist es, welcher, bevor Er in die Tiefe seiner Leiden hineinging, sich noch mit Sehnsucht sehnte, das Passah mit seinen Jüngern zu essen, und welcher, indem Er uns für die Zeit seiner Abwesenheit das Gedächtnis seines Todes und seiner Liebe zurückließ, die Worte sagte: „Dies tut zu meinem Gedächtnis!“ Seine Liebe setzt einen Wert auf unsere Liebe. Inmitten der Herrlichkeit, in der Er nun seit achtzehn Jahrhunderten thront, denkt Er an schwache Geschöpfe, wie wir sind; Er will, dass wir seiner gedenken, denn selbst in der Freude, die Er zur Rechten Gottes genießt, hört Er nicht auf, von uns Liebe zu erwarten.
Wenn wir auf das Werk Christi schauen, so erkennen wir, dass die Person dessen, der es vollbrachte, und in dem die Fülle der Gottheit leibhaftig wohnt, demselben seinen Wert verleiht. Jetzt sitzt Er zur Rechten Gottes und ist die Ruhe unserer Herzen. O möchten wir doch stets mit dem Apostel begehren, dass „Christus hoch erhoben werde an unserem Leib, sei es durch Leben oder durch Tod!“ (Phil 1,20) Möchte doch jeder Tag Zeugnis davon ablegen, dass es unser Wunsch ist, Ihm wohlzugefallen! Möge Er durch seinen Geist bewirken, dass wir, wie schwach das Licht unserer Erkenntnis auch sein mag, stets für Ihn sind und auf seiner Seite stehen!