Botschafter des Heils in Christo 1876
Gedanken, gesammelt aus Vorträgen von George Vicesimus Wigram - Teil 12/18
„Ihr alle seid Söhne Gottes durch den Glauben an Christus Jesus.“ – „Weil ihr aber Söhne seid, so sandte Gott den Geist seines Sohnes aus in unsere Herzen, der da ruft: Abba, Vater!“ Die Ruhe der Seele in der Kindesannahme von Seiten des Vaters ist das Teil derer, welche an Jesus Christus glauben. Aus diesem den Juden unbekannten, aber den Christen offenbarten, wunderbaren und neuen Namen: „Abba, Vater“, stießt für uns der reichste Segen. Gott hat mich als Sohn in seine Gegenwart gestellt, um als solcher eine glückselige und heilige Freiheit zu genießen: ich kann die Augen erheben und das Wohlgefallen Gottes in dem Sohn anschauen und habe Teil an der Gemeinschaft des Vaters und des Sohnes; und dieses verleiht der Kirche oder der Versammlung der Kinder Gottes die erhabensten Vorrechte.
Es ist eine Wahrheit von unendlichem Wert, dass der Herr Jesus, der Sohn Gottes, Mensch geworden ist, und dass Er für immerdar Mensch bleibt, während wir, die erkauften Menschen, stets bei Ihm sein werden. Gott kann von dem gesalbten Menschen sagen: „Ich habe Ihn zu meiner Rechten erhöht.“ Also ist ein Mensch zur Rechten Gottes. Wir dringen mit dem Auge des Glaubens in den Himmel und finden dort Ihn, welcher gesagt hat: „Wenn ihr mich liebtet, so hättet ihr euch gefreut, dass ich zum Vater gehe“ (Joh 14,28). Unser Herz fügt das Amen hinzu, und wir gehen in seine Freude ein.
Die Kirche wird vor der Welt offenbart werden, so dass diese die Herrlichkeit, welche Christus ihr gegeben, sehen wird. Der Vater hat diese Herrlichkeit dem Sohn gegeben; aber der Sohn hat sie mit denen geteilt, welche Er liebt. Die Welt wird gezwungen sein, die Kirche in ihrer Herrlichkeit zu bewundern; und dieses muss geschehen, denn des Vaters Wohlgefallen ist in dem Sohn, welcher seine Braut, die Kirche oder Versammlung, mit seinem eigenen Blut gekauft hat. Also in Herrlichkeit dargestellt, wird das Bewusstsein, dass sie vom Vater in demselben Maße wie der Sohn geliebt wird, jede Vernunft übersteigen. Er, in welchem die Fülle der Gottheit leibhaftig wohnt, ist es, dem wir die Liebe des Vaters verdanken; und das Bewusstsein dieser Liebe wird unsere Herzen in der Herrlichkeit mit großer Freude erfüllen. Er fordert die ganze Herrlichkeit und gibt sie seiner Braut, aber dennoch ist dieses nicht meine größte Freude. Weit köstlicher als alles ist der Gedanke, dass ich das Lamm Gottes noch unter einem anderen Titel kenne. Seine gesegnete Person hat einen Platz in meinem Herzen. Ich kann sagen: „Ich kenne dich als den Sohn, welcher mir den Vater offenbart hat. Alles würde wertlos für mich sein, wenn ich dich nicht unter dem Namen des eingeborenen Sohnes vom Vater voller Gnade und Wahrheit kannte.“ – dieser Name hat mich in die Nähe des Vaters gebracht; diesen Namen hat Er hienieden getragen, und Er trägt Ihn dort oben. Wir sinken anbetend zu den Füßen des im Fleisch gekommenen Sohnes des Menschen, weil wir Ihn kennen als den eingeborenen Sohn Gottes, der vor aller Schöpfung – im Anfang – im Schoß des Vaters war.
Im Haus des Vaters, im Schoß des Vaters, dort ist der Ruheort der Kirche: nichts weniger als die Einführung seiner Kirche in jene Wohnung, in welcher der Sohn selbst ist, konnte sein Herz befriedigen. Schon jetzt ist uns diese Stätte gegeben, wiewohl wir uns, solange wir hienieden pilgern, ihrer nur in geistlicher Weise erfreuen. Wir sind Söhne Gottes; wir können keine nähere Verwandtschaft erreichen, als diejenige, in welche wir bereits heute eingetreten sind. Schon jetzt ist mir das beste Teil zugefallen; Er hat mich zu einem Sohn gemacht und hat mich eintreten lassen in die Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn, um tagtäglich meine Seele die Wonne des Vaters an seinem Sohn genießen zu lassen. Wenn ich mich hienieden in Trübsal befinde, so weiß ich, dass der Vater droben in vollkommener Ruhe ist; und meine Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn.
In der Heiligen Schrift wird wenig über das Haus des Vaters gesagt. Doch man versäume nicht, das zu lesen, was wir über diesen Gegenstand in Johannes 14 finden, – jene kostbaren Worte, welche uns die Liebe Jesu aufschließen, die Liebe dessen, der die Seinen dort haben will, wo Er ist. Welch eine wunderbare Entfaltung der Gnade Gottes wird uns hier gezeigt! Diese Gnade eröffnet die Aussicht auf die Reichtümer der Herrlichkeit des Hauses des Vaters vor den Blicken der Jünger, welche Jesus dort mit sich einführen will. Und dieses sind dieselben Jünger, welche in der Stunde der Prüfung alle ihren Herrn verließen. Welch ein Kontrast zwischen Ihm und uns! Und dennoch ruht das Auge Gottes stets mit Wohlgefallen auf uns. Warum? Weil dieses Auge stets denen begegnet, welche in Christus verborgen sind.
Nachdem der gute Hirte sein verlorenes Schaf erreicht hatte, mag es sich vielleicht gesträubt haben. So ist es wenigstens von Seiten des Menschen Gott gegenüber. Allein der Widerstand ist nutzlos; Gott trägt den Sieg davon. Hier ist, so zu sagen, die Liebe Gottes der angreifende Teil. Ich weiß sehr wohl, dass ich Gott nicht wollte; allein Er sagte: „Ich will und ich werde dich haben. Es gibt für dich einen Platz im Himmel, und dahin wirst du kommen und für immer bei mir in der Herrlichkeit sein.“
Gott erlangt das Herz. Alles was Er tun konnte, um das Herz des Sünders zu sich zu ziehen, das hat Er am Kreuz Christi getan. Seine Liebe wird jedoch nicht immer verstanden. Er öffnet seine Arme, um euch in die Freude und Glückseligkeit einzuführen! Die Tür ist weit geöffnet, um euch zu empfangen.
Wenn ich hienieden in der Wüste, inmitten aller Art von Prüfungen, noch länger zurückbleiben muss, kann mich dieses beunruhigen, da ich in allem die Liebe Jesu erkennen kann? Ausheimisch von dem Leib und einheimisch bei dem Herrn zu sein wäre allerdings weit lieblicher; aber wenn seine Liebe es will, dass ich bleibe, so genügt mir das glückselige Bewusstsein, diesen Willen zu erfüllen (Fortsetzung folgt).