Botschafter des Heils in Christo 1875
Gedanken, gesammelt aus Vorträgen von George Vicesimus Wigram - Teil 5/18
„Und ich heilige mich selbst für sie, auf dass auch sie Geheiligte seien durch Wahrheit.“ Christus konnte sich heiligen, d. h. absondern; aber Er konnte sich nicht reinigen, weil Er die Reinheit selbst war. Der Aussatz floh vor Ihm. Seine Berührung reinigte andere. Es ist hier also nicht die Rede von Reinheit, sondern von Absonderung für Gott. Das Blut sondert das Volk Gottes ab, weil es nicht mehr sich selbst angehört, sondern um einen Preis erkauft ist. Es ist sehr gesegnet, die Besprengung des Blutes als die Absonderungsmacht zu erkennen. Aber der Gläubige ist durch das ein für alle Mal geschehene Opfer des Leibes Christi für immerdar vollkommen gemacht. Der ganze Wert des Blutes ist angewandt, um die, welche geheiligt sind, vollkommen zu machen. Was könnte ein armes, verlorenes Geschöpf zu den Worten berechtigen: „Ich bin für immerdar vollkommen gemacht“, wenn das Opfer Christi dieses nicht bewirkt und für immer festgestellt hätte? Wenn Christus sich zu einem Lösegeld gegeben und Annahme gefunden hat, so genügt das vollkommen. Nur als ein verlorener Sünder konnte ich Christus im Himmel finden; und jetzt durch Ihn erkauft, gilt Ihm meine Anbetung mit tiefster Rührung. Alles ist von dem Augenblick an verändert, wo die Herrlichkeit Christi in meine Seele hineinstrahlte.
Es ist in unseren Tagen von großer Wichtigkeit, Christus für uns als den Mittelpunkt von allem zu haben, so dass man sagen kann: „Das Leben ist für mich Christus“, sowie in dem Licht seiner unseren Pfad bestrahlenden Herrlichkeit zu wandeln, und nicht das Vorhandensein zweier Leben – das Leben des Fleisches und das Leben des Geistes – zu gestatten, sondern das Leben des Fleisches so in Unterwürfigkeit zu halten, dass das Leben Christi allein offenbar werde.
Eine der größten Segnungen, welche die Seele empfangen kann, ist, Teil zu haben an den Erfrischungen, die der Herr während seines Wandels hienieden genoss. Und gerade dieses macht die Szene zwischen Ihm und dem sterbenden Räuber auf dem Kreuz so köstlich: dieser Unglückliche fand nicht allein eine geöffnete Tür des Heils, sondern Er, welcher ihn rettete, sah auch in ihm eine Frucht der Arbeit seiner Seele. Wie köstlich war es für Jesus, diese Erstlinge sehen und von Segnung zu diesem armen Geschöpf sprechen zu können, ehe Er seinen Geist aufgab.
Es ist für alle, welche von Christus erkauft und eines Geistes mit Ihm sind, ein sehr ernster Gedanke, dass der Herr alles, was in ihnen ist, untersucht und jeden Gedanken und jede Überlegung ihres Herzens kennt. Wenn es anders wäre, wie würden wir die Sorgfalt dessen, der, um uns zu vertreten, bei dem Vater ist und immerdar lebt, genießen können? Entdeckt Christus in uns eine Sache, wegen welcher eine Vermittlung notwendig ist, so vertritt Er uns bei Gott. Aber nicht nur Er sieht sie, sondern Er lässt sie auch uns sehen. Er deckt uns alles auf; Er zeigt uns unsere Schwachheiten, jedes Symptom des Bösen, damit wir wissen, dass Er es ist, welcher uns heilt, und ebenso bringt Er unseren Zustand mit der Stellung, welche wir in Ihm haben, wieder in Einklang!
Die Art und Weise, wie der Herr sich uns als eine lebende Person offenbart, ist sehr bemerkenswert, und nirgendwo kennen wir Ihn in dieser Eigenschaft besser als in der Wüste. Wir erwarten alle mit Verlangen, Ihn im Himmel zu sehen, aber es würde nicht also sein, wenn wir Ihn hier in der Wüste nicht gesehen und gekannt hätten. Er ist der, in welchem Gott seinen eignen Charakter offenbarte. Was anders könnte uns im Wandel durch die stürmischen Szenen dieses Lebens Kraft geben und was könnte uns hienieden zur Stütze dienen, als die Tatsache, dass wir den lebenden Christus bei uns und für uns sehen? Wenn wir in dem Licht bemerken, dass alles Fleisch wie Gras ist, was erhält dann das Herz ruhig, wenn nicht der Gedanke, dass wir Ihn besitzen, der sich niemals verändert? Die Sünde befindet sich in uns, und obgleich Christus vollständig von ihr getrennt ist, so ist Er dennoch für uns (Fortsetzung folgt).