Botschafter des Heils in Christo 1874
Die Grundwahrheiten der Versammlung Gottes - Teil 1/3
1. Ein Leib (Eph 4)
Es ist wichtig für jeden Christen, die Wahrheit des einen Leibes, „des Leibes Christi“, nicht nur als eine Lehre, die der Heilige Geist im Neuen Testament mit der größten Klarheit enthüllt hat, zu kennen, sondern auch die für jeden einzelnen Christen daraus erwachsenen praktischen Folgen zu verstehen. Um indes ein klares Verständnis über den wahren Charakter des Leibes Christi zu besitzen, muss man den Unterschied zwischen den Wegen Gottes in alttestamentlichen Zeiten – namentlich bezüglich des Volkes Israel – und denjenigen verstehen, welche Gott in der Jetztzeit zur Herrlichkeit seines viel geliebten Sohnes ausführt. Ohne dieses wird man nie einen richtigen Begriff über die Gedanken Gottes erlangen können.
Wir sehen gleich im Anfang des ersten Buches Mose den Fall des Menschen – einen Fall, der, wie tief und unabänderlich derselbe auch von menschlicher Seite sein mochte, nichtsdestoweniger zur Gelegenheit wurde, die Gnade Gottes in dem „Samen des Weibes“, in Christus, anzukündigen. Später gab Gott dem Abraham Verheißungen, zufolge derer derselbe, und mit ihm Israel als Volk, von anderen Nationen getrennt und für Gott bei Seite gestellt wurde. Diesem sich selbstvertrauenden Volk gab Gott, wie wir wissen, als einen Prüfstein das Gesetz auf Sinai. Das unausbleibliche Resultat zeigte sich nur zu bald; denn schon am Fuß desselben Berges, wo die Kinder Israel das Gesetz empfangen hatten, übertraten sie dasselbe in der gröbsten Weise, indem sie sich beugten vor den Werken ihrer Hände – vor einem goldenen Kalb. Und wie groß auch die Geduld und Langmut Gottes diesem Volk gegenüber sein mochte so zeigte sich umso mehr dessen gänzliche Unfähigkeit auf Grund dieses Gesetzes seinen Platz vor Gott behaupten, zu können. Aber wie der Fall des Menschen in Eden so wurde auch der Fall des Menschen unter dem Gesetz wiederum die Gelegenheit zu einer noch größeren Entfaltung der unermesslichen Gnade Gottes, die ihren Mittelpunkt in der Einführung des Samens des Weibes, in der Person Christi fand. Christus – der Gegenstand aller Offenbarungen und Verheißungen, aller Vorbilder und Weissagungen – kam in die Welt; und alles, was Gottes würdig und für den Menschen notwendig war wurde in Ihm gefunden.
Doch die Erscheinung Christi in der Welt offenbarte zugleich die traurige Wahrheit, dass der Mensch nicht nur ein Übertreter des Gesetzes, sondern auch ein Feind Gottes ist, und zwar des Gottes, der in der Person Christi in vollkommener Liebe und Herablassung herniedergekommen ist. Der Mensch hasste und kreuzigte den Herrn, und offenbarte auf diesem Weg seinen wahren Zustand. Und dennoch gab Gott gerade jetzt, wo die Feindschaft, des Menschen ihren höchsten Ausdruck gefunden, den höchsten. Beweis seiner Liebe, indem Er am Kreuz die Erlösung in Christus bewirkte und über das gänzliche Verderben des Menschen, sowie über alle Macht des Feindes triumphierte.
Doch dieses ist nicht alles. Gott hatte Israel durch Gebote und Satzungen von den übrigen Nationen in einer Weise abgesondert, dass die Gemeinschaft eines Juden mit einem Heiden eine Sünde gegen Gott gewesen Ware. Aber der Tod und die Auferstehung führten in dieser Hinsicht etwas ganz Neues ein. Viele, selbst aufrichtige Gläubige, beschränken die Tragweite des Kreuzes nur auf die Errettung der Seelen; allein Epheser 2,13 zeigt uns, welchen Platz das Kreuz nicht nur hinsichtlich dieser Errettung, sondern auch hinsichtlich der Wege Gottes einnimmt. „Nun aber in Christus Jesus seid ihr, die ihr einst ferne wärt, durch das Blut des Christus nahe geworden. Denn er ist unser Friede, der aus beiden eins gemacht und abgebrochen hat die Zwischenwand der Umzäunung, da er in seinem Fleisch die Feindschaft, das Gesetz der Gebote in Satzungen, hinweggetan Hat; auf dass er die zwei, Frieden stiftend, in sich selbst zu einem neuen Menschen schüfe, und versöhnte die beiden in einem Leib Gott durch das Kreuz, nachdem er durch dasselbe die Feindschaft getötet hatte.“ – Das Kreuz ist also nicht nur die Grundlage unseres Friedens, sondern auch das Fundament, auf welchem der „eine Leib“ ruht, den Gott jetzt aus Juden und Heiden bildet. Ebenso sehen wir, dass der Herr, als Er noch auf Erden wandelte, Seinen Jüngern verbot, zu den Nationen und in die Städte der Samariter zu gehen. Nur auf die verlorenen Schafe des Hauses Israel sollte sich ihre Wirksamkeit erstrecken, wie auch Er selbst nur zu diesen gesandt war. Das war die Aufrechthaltung der alttestamentlichen, heiligen Ordnung Gottes, ein Zustand, der von dem, was wir in Epheser 2 finden, sehr verschieden war. Was in dieser Hinsicht vor dem Tod des Herrn verboten war, war nach seinem Tod und seiner Auferstehung nicht nur Pflicht, sondern Gott gemäß. Es hatte also augenscheinlich ein mächtiger Wechsel in den Wegen Gottes stattgefunden, und zwar durch das Kreuz, welches einerseits den völligen Ruin, selbst des bevorzugtesten und religiösesten Menschen ins Licht stellte, und andererseits Raum ließ für die freie und unumschränkte Wirksamkeit Gottes.
Es ist daher nicht mehr die Frage, was der Mensch für Gott tun kann, sondern was Gott sowohl für den Menschen, als auch für seinen Sohn, den Gegenstand seiner Liebe tut – für den, der für die Herrlichkeit Gottes alles getan und erduldet hat. Welches ist nun die Frucht seines Kreuzestodes? Die Sünde ist getilgt, jeder Unterschied zwischen Juden und Nationen beseitigt; und Gott kann seine Ratschlüsse erfüllen, welche Er vor Grundlegung der Welt, ehe noch eine einzige Frage über Gesetz und Sünde erhoben war, gefasst hatte – Ratschlüsse, deren Gegenstand Christus und die Versammlung ist. Die Nationen, die ferne waren, sind nahegebracht; und beide – die Gläubigen aus den Juden und die aus den Nationen – sind eins gemacht und bilden zusammen einen Leib, den neuen Menschen, wovon der verherrlichte Christus das Haupt ist. Das ist die Versammlung, der Leib Christi – bis dahin ein Geheimnis, eine Sache, die vorher nicht existierte, außer in den Gedanken Gottes.
Dann finden wir in Epheser 4 die Ermahnung: „Seid fleißig, die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Bande des Friedens“, und zwar in Verbindung mit der Erklärung: „Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen worden in einer Hoffnung eurer Berufung. Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der da ist über alle, und durch alle, und in uns allen.“ – Sollte diese erhabene Wahrheit des „einen Leibes“ auf das Urteil, den Wandel und die Zuneigungen des Christen so ganz ohne Wirkung sein? Was muss ich denken, wenn ich andere Kinder Gottes sehe, die gleich mir denselben vortrefflichen Namen, denselben Jesus anrufen? Sicher muss der Gedanke mein Herz erfüllen: „Wir sind ein Leib.“ Gott hat ihn gebildet – gebildet für Christus; es ist sein Leib. „Wir sind Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und seinen Gebeinen.“ Wenn wir die natürlichen Bande unserer Verwandtschaft, als von Gott geknüpft, anerkennen, welchen Wert und welche Wichtigkeit sollen dann für uns die Bande haben, womit Gott die Christen in jener Versammlung verbunden hat, die Ihm so nahesteht, und die, als die Frucht seiner vollkommenen Liebe, für die ewige Herrlichkeit seines geliebten Sohnes bereitet ist! O wie beschämend für die Christen, dass diese von Gott für ewig geknüpften, innigen Bande ihrer Wertschätzung nach noch oft weit hinter den Banden der Natur zurückbleiben!
Wir haben also in der Schrift die einfache und klare Mitteilung gefunden, dass Gott auf Grund des Kreuzes alle Gläubigen aus den Juden und den Nationen zu einem Leib, dem Leib Christi, gebildet hat. Außer diesem Leib Christi kennt Er keine andere Körperschaft an. Woher kommt es nun, dass bei so vielen Seelen bezüglich dieser Wahrheit eine so große Unwissenheit herrscht und es den Anstrengungen des Feindes so erfolgreich gelungen ist, die Christen in diesem Punkt mehr als in irgendeiner anderen Wahrheit in Unwissenheit zu halten? Zunächst wohl daher, weil diese Wahrheit einen so hervorragenden Platz in den Ratschlüssen Gottes und der Herrlichkeit Christi einnimmt. Und nichts ist von jeher mehr der Gegenstand der Angriffe des Feindes gewesen, als die Ratschlüsse Gottes, deren Zweck die Verherrlichung Christi ist, zu durchkreuzen und zu verderben. Dann aber auch daher, weil man eine Lehre nicht liebt, die, weil sie himmlisch, einen so entschiedenen Einfluss auf unseren praktischen Wandel ausübt. Man liebt die Bequemlichkeit, eine Stellung in dieser Welt, etwas Ehre und Ansehen; und wenn nach diesen Dingen auch nicht in der offenbaren Welt getrachtet wird, so doch in der bekennenden Kirche. Man möchte etwas neben Christus und dem Kreuz für sich haben, irgendeinen hervorragenden Platz einnehmen. Und in dem Maß die Christen solchen Neigungen Raum geben, werden sie eine Beute der Wirksamkeit des Feindes. Wenn Gott nach Epheser 1,20–23 Christus aus den Toten auferweckt und zu seiner Rechten über alle Fürstentümer, Macht, Herrschaft und jeglichen Namen, der genannt wird, gesetzt, und Ihn als Haupt über alles der Versammlung, welche sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt, gegeben hat, so ist es klar, dass der Leib, gleich dem Haupt der Versammlung, ein himmlischer ist. Hier gibt es keinen Raum für die Entwürfe und Erfindungen der Literatur, der Wissenschaft und der Politik – für Dinge, welche den Gedanken, dem Geschmack und den Wünschen der Menschen entsprechen. Im Himmel findet man dergleichen nicht; nein, dort gibt es keinen Raum für den Stolz und die Anmaßung des Menschen.
Wir sind ermahnt, die „Einheit des Leibes zu bewahren in dem Band des Friedens.“ Diese Ermahnung könnte manchen Christen im Blick auf die Verwirrung und auf die vielen Spaltungen unter den Christen in Verlegenheit bringen. Und in der Tat wissen viele nicht, was sie unter diesen Verhältnissen tun sollen; ja sie finden es geradezu unmöglich, diese Ermahnung in unseren Tagen zu verwirklichen. Aber für einen dem Wort Gottes unterworfenen Gläubigen ist die Sache klar und einfach. Er ist nicht ermahnt, eine Einheit zu machen, sondern die Einheit, die Gott, der Heilige Geist, gemacht hat, zu bewahren. Das ist wahrlich eine große Erleichterung für einen demütigen und aufrichtigen Christen, welcher in der gegenwärtigen Zeit der Verwirrung nach dem wohlgefälligen Willen Gottes zu handeln wünscht. Er hat nichts zu machen, sondern nur das anzuerkennen und zu bewahren, was Gott gemacht hat.
Vielleicht fragt jemand: „Wo finde ich die Einheit des Geistes?“ Die Antwort ist: „Da, wo Christus der Mittelpunkt der Einheit ist.“ Er hat gesagt: „Wo zwei und drei in meinem Namen versammelt sind, bin ich in ihrer Mitte.“ Ohne Zweifel wird es mir nicht schwerfallen, überall unter irgendeiner Form Kinder Gottes versammelt zu finden, die, entweder einzelnstehend oder irgendeiner Körperschaft angehörend, nach menschlichen Regeln für gewisse Zwecke sich versammeln, oder den einen oder den anderen Namen, oder irgendeine Lehre als Mittelpunkt ihrer Einheit aufstellen. Aber ist das die Einheit des Geistes, wo nicht Christus der ausschließliche Gegenstand und Mittelpunkt der Einheit ist? Die Einheit des Geistes ist nur für die Herrlichkeit Christi. Indem die Gläubigen sich im Namen Jesu versammeln, in der Gegenwart dessen, der, obwohl unsichtbar und im Himmel, dennoch dem Wort seiner Verheißung stets treu bleibt, bewahren sie die Einheit des Geistes; denn selbstverständlich ist hier der Heilige Geist die allein leitende und alles ordnende Person. Und man wird eine offenbare Geringschätzung dessen, was der Zweck des Todes Christi ist (Joh 11,52), an den Tag legen, wenn man gegen ein solches Zusammenkommen gleichgültig ist oder sich davon zurückzieht; und anstatt die Einheit des Geistes zu bewahren, wird man vielmehr durch ein solches Verhalten zur Zerstörung derselben beitragen. Die Wertschätzung des Todes Christi, sowie die Bewahrung der Einheit finden nur dadurch ihren Ausdruck, dass man sich auf diesem und keinem anderen Grund versammelt. Nun sehe ich freilich viele Christen, die hier sein sollten, anderswo versammelt. Aber soll ich, der ich den Willen meines Herrn kenne, deshalb fernbleiben, weil andere diesen Willen nicht kennen, oder, obwohl sie ihn kennen, untreu sind und ihn nicht befolgen? Soll ich deshalb sagen: „Sein Wille kann nicht erfüllt werden“?
Hierin liegt der Verfall des Christentums. Doch lasst uns die Wahrheit festhalten, welche uns der gnadenreiche Gott im Blick auf die baldige Ankunft Christi aufs Neue, wie ich nicht Zweifel, vor Augen gestellt hat. Lasst uns das, was uns gegeben, festhalten; denn Er sagt: „Ich komme bald; halte fest, was du hast, auf dass niemand deine Krone nehme“ (Off 3,11). Ach, wie viele Brüder, welche diese Wahrheit erkannt haben, lassen sich oft in dieser Beziehung traurige Dinge zu Schulden kommen; und es ist dieses nicht allein eine tiefe Beschämung für uns, sondern auch ein Hindernis für die Wahrheit, sowie eine Schmähung der Gnade Gottes, die sie uns offenbart hat. Aber sollen wir deshalb die Wahrheit geringschätzen oder bezweifeln? Sollen wir wegen unserer Untreue das klare Wort Gottes bei Seite setzen und uns auf einen niedrigeren Boden stellen, der der Gesinnung des Fleisches entspricht? Sollen wir den Platz, welchen das Neue Testament den Gliedern des Leibes Christi angewiesen, verlassen und einen anderen Mittelpunkt als Christus, und eine andere Einheit als die des Geistes ergreifen? Gewiss nicht. Vielmehr wollen wir uns unter das Gericht des Wortes Gottes beugen, als solche, die Gott, seinen Geist und sein Wort in Demut gegen sich selbst rechtfertigen.
Ich wiederhole daher noch einmal, dass mein Platz da ist, wo man, und geschähe dieses auch nur in Gemeinschaft mit zweien oder dreien, die Einheit des Geistes in dem Band des Friedens zu bewahren trachtet. Ich habe für jeden Christen, in welchen Umständen und Irrtümern er sich auch befinden und welcher Partei er auch angehören wag. Fürbitte zu tun. Aber sollte ich deshalb aufhören, bis Einheit des Geistes mit allem Fleiß zu bewahren? Sollte ich solchen Christen folgen, eben weil sie Christen sind, trotzdem ich weiß, dass ihre Stellung nicht schriftgemäß ist? Sicher nicht. Es soll vielmehr unser Trachten sein, sie zu befreien, und zwar nicht dadurch, dass wir uns in denselben Schlamm des Irrtums versenken, worin sie sich befinden, sondern dadurch, dass wir entschieden Platz nehmen auf dem Felsen der Wahrheit und durch die Gnade Gottes sie an ihre Verantwortlichkeit als Glieder des Leibes Christi erinnern. Wenn sie Glieder des einen Leibes sind, warum wollen sie dieses nicht bekennen? Wenn sie zu der Einheit des Geistes gehören, warum wollen sie sich nicht befleißigen, dieselbe zu bewahren? Es ist in unseren Tagen für die Christen nicht die Frage: „Was ist der Protestantismus oder das Papsttum?“ Nein, für sie gilt nur die Frage: „Was ist der Leib Christi?“ – Lasst uns fernbleiben von allen menschlichen Erfindungen in göttlichen Dingen! Das Wort Gottes fordert die Christen zu allen Zeiten auf, sich Gott und seinem Willen zu unterwerfen. Tun wir dieses? Es steht geschrieben: „Wenn ihr dieses wisst, glückselig seid ihr, wenn ihr es tut;“ und wiederum: „Wer nun weiß Gutes zu tun und tut es nicht, dem ist es Sünde.“ 2. Ein Geist (1. Kor 12,1–13)
Es sollte das Bestreben eines jeden Christen sein, nicht allein in Worten, sondern auch in der Tat und Wahrheit den rechtmäßigen Anforderungen des vom Himmel herniedergesandten Heiligen Geistes Genüge zu leisten, oder, mit anderen Worten, sich der freien und unumschränkten persönlichen Wirksamkeit und Leitung desselben in der Versammlung Gottes zu unterwerfen. Auch über diesen Gegenstand herrscht bei vielen Kindern Gottes große Unwissenheit; und obwohl sie ohne Zweifel gesegnet sein mögen und der Geist Gottes viel durch sie zum Heil der Seelen gewirkt haben mag, so bleibt es nichtsdestoweniger ein großer Verlust für sie, wenn die Wahrheit der persönlichen Gegenwart des Heiligen Geistes, sowohl in der Versammlung als auch in den einzelnen Gläubigen, nicht anerkannt wird und als eine Gewissheit die Seele beherrscht.
Wenn wir indes von den Ansprüchen des Heiligen Geistes oder seiner unumschränkten Wirksamkeit in der Versammlung sprechen, so ist damit seine Wirksamkeit oder die Wichtigkeit derselben in vergangenen Zeiten keineswegs in Frage gestellt; und kein einsichtsvoller Christ wird im Entferntesten daran zweifeln. Er war von Anfang an immer der unmittelbare Agent in allen Handlungen Gottes. Er hatte seinen Teil bei der Schöpfung, gab Zeugnis den Alten, wirkte durch Mose, wie auch durch Bezalel, durch Simson, David und die Propheten; mit einem Wort, Gott tat nichts, worin der Heilige Geist nicht wirksam war.
Ein Blick in das Neue Testament wird indes genügen, um in dieser Hinsicht eine wesentliche Verschiedenheit zu gewähren. Der Heilige Geist ward hernieder gesandt in einer nie zuvorgekannten Weise. Während im Alten Testament seine Ausgießung in einer, der Gegenwart und der Regierung des Messias auf der Erde entsprechenden Weise angekündigt wurde, haben wir hier seine Ausgießung als die Folge der Verwerfung des Messias; und dieses war für die Juden etwas ganz Unerwartetes. Anstatt ihre Hoffnung durch die Gegenwart des Herrn nun bald erfüllt zu sehen, sahen sie sich in derselben durch das Kreuz und den Tod des Herrn mit einem Mal getauscht, indem Er als der Auferstandene die Welt in Finsternis zurückließ und gen Himmel fuhr, demzufolge der Heilige Geist hernieder gesandt wurde, um – während Jesus abwesend und im Himmel ist – auf Erden zu sein.
Nächst der Person Christi bildet die Sendung des Heiligen Geistes den Hauptgegensatz der neutestamentlichen Wahrheiten. Leider aber ist dieses nicht der Fall in den Herzen vieler Christen, in deren Gedanken die Person des Heiligen Geistes durch einen bloßen Einfluss ersetzt ist, welchen derselbe in allen Zeiten ausgeübt habe; während andere sogar behaupten, dass die Heiligen zu allen Zeiten ohne Unterschied den Heiligen Geist empfangen hätten. Die Folge solcher Anschauungen ist, dass man selbst bezüglich der klarsten Schriftstellen in allerlei traurige Abweichungen gerät. Ohne Zweifel waren sowohl die Gläubigen des Alten Testaments, als auch die Jünger des Herrn durch die Wirksamkeit des Heiligen Geistes lebendig gemacht und gläubig geworden, ohne Ihn jedoch als eine in ihnen wohnende Person empfangen zu haben. Dieses konnte nur erst stattfinden, nachdem der Herr Jesus das Werk der Erlösung vollbracht hatte und gen Himmel gefahren war, wie wir in Johannes 7,38–39 lesen: „Wer an mich glaubt, gleich wie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers stießen. Dieses aber sagte Er von dem Geist, welchen die an Ihn Glaubenden empfangen sollten; denn der Geist war noch nicht, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war.“ Den Heiligen Geist sollte nicht jemand empfangen, um gläubig zu werden, sondern die, welche bereits gläubig waren. Es gab zu allen Zeiten Gläubige; aber „der Heilige Geist war noch nicht, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war.“ Diese Stelle widerlegt also klar und bestimmt die Behauptung, dass der Heilige Geist zu allen Zeiten gegeben worden sei. Ebenso sprechen die letzten Kapitel dieses Evangeliums nicht von dem Heiligen Geist in dem. Sinne als eines bloßen Einflusses, oder einer geistlichen Macht, sondern von einer Person, welche gesandt wird und herniederkommt. Das Wort „Sachwalter“ in Kapitel 14 bedeutet sicher nicht bloß „Wunderkräfte, Sprachen usw.“, wie wohl der Geist dieses alles wirkte, sondern bezeichnet unstreitig eine Person. Ferner sagt der Herr in demselben Kapitel: „Er wird bei euch bleiben in Ewigkeit.“ Wunderkräfte, Sprachen usw. haben aufgehört, Prophezeiungen werden weggetan werden; aber hier haben wir eine göttliche Person, welche für immer bei den Gläubigen bleiben wird. Welch ein süßer Trost!
Das Kommen des Heiligen Geistes ist also bestimmt und feierlich durch den Herrn selbst angekündigt worden, und zwar das eine Mal als eine Person, welche der Vater im Namen Christi, und das andere Mal, als der, welchen Christus vom Vater sendet. In dem einen Fall sollte Er die Jünger an alles erinnern, was Christus zu ihnen gesagt hatte, und im anderen Zeugnis geben von dem Sohn. Dann lesen wir in Kapitel 14,28, dass der Herr zu seinen Jüngern sagt: „Wenn ihr mich liebtet, so würdet ihr euch freuen, dass ich zum Vater gehe usw.“ Ach! die armen Jünger dachten mehr an sich selbst, wie an Ihn; denn sonst würden sie sich gefreut haben, den Herrn eine Stätte der Schmach und der Leiden verlassen zu sehen, um dort hinzugehen, wo die Liebe und Herrlichkeit seines Vaters seiner harrte. Aber in Kapitel 16 stellte Er sie auf einen anderen Boden, indem Er sagt: „Es ist euch nützlich, dass ich hingehe.“ Es war nicht allein besser für Ihn, zum Vater zu gehen, sondern auch nützlich für sie. Wunderbar! Solche arme, schwache und zitternde Jünger, über welche Er mit steter Sorgfalt gewacht, welche Er unter seine Flügel gesammelt und beschützt, ja, über welche Er selbst in der letzten Stunde seiner Verwerfung schirmend seine Hände ausgebreitet hatte – solche Jünger zu verlassen, sollte nützlich für sie sein! Und dennoch war es also. Denn so überaus köstlich die Gegenwart des Herrn auch für sie sein mochte, so war diese Segnung doch augenscheinlich durch seine Erniedrigung als Mensch beschränkt, um überall auf der Erde sein zu können, während der Heilige Geist in seiner Person diese menschliche Natur nicht annahm, und darum nicht bloß immer und überall bei ihnen sein, sondern auch nach der vollbrachten Erlösung ihre Herzen auf die vertrauteste Weise bekannt machen konnte mit dem Wert des Opfers und der Person dessen, der zum Himmel erhöht und dort vom Vater verherrlicht worden war.
Nicht allein aber war der Hingang des Herrn und das Kommen des Heiligen Geistes nützlich für die Jünger, sondern auch zugleich der schreckliche Beweis für die Welt, dass sie hoffnungslos verloren ist. Denn „wenn Er der Heilige Geist kommt, so wird Er die Welt überführen von Sünde und von Gerechtigkeit und von Gericht. Von Sünde, weil sie nicht an mich glauben, von Gerechtigkeit, weil ich zu meinem Vater gehe und ihr mich nicht mehr seht, von Gericht, weil der Fürst dieser Welt gerichtet ist“ (Joh 16,8–11). Der Heilige Geist bezeugt, dass die Welt unter der Sünde ist, dass es hienieden keine Gerechtigkeit gibt als nur in Ihm, der von ihr verworfen und bei dem Vater ist, und dass mithin sie samt ihrem Fürsten sich unter dem Gericht befindet. Das Evangelium Johannes zeigt uns also das Kommen des Heiligen Geistes in seiner Beziehung zur Welt, als einem System, welches gerichtet ist, sowie in seiner Beziehung zu den Heiligen, um dieselben außerhalb dieses Systems in alle Wahrheit zu leiten und zu führen.
Dann wird uns in der Apostelgeschichte sein Kommen, sowie seine Wirksamkeit auf der Erde während der Abwesenheit des Herrn in verschiedener Weise offenbart. Er verleiht den Aposteln die Gabe, in verschiedenen Sprachen zu reden, wirkt Zeichen und Wunder durch sie, gibt ihnen, ihren Verfolgern gegenüber, Mut und Unerschrockenheit; kurz, wir haben durch die ganze Geschichte der Apostel hindurch nicht nur ein fortwährendes Zeugnis von seiner Wirksamkeit und deren Resultaten, sondern auch eine Bestätigung der herrlichen Wahrheit, dass Er selbst persönlich gegenwärtig war, so dass dieses Buch uns eigentlich mehr die Taten des Heiligen Geistes, als die der Apostel berichtet, wie wichtig diese Gefäße seiner Macht auch sein mochten. Wir sehen z. B. Hananias und Saphira durch seine Gegenwart gerichtet, weil sie seine Person belogen hatten. Ebenso lesen wir in Kapitel 8,29: „Der Geist aber sprach zu Philippus usw.“ sowie in Vers 39: „Als sie aber aus dem Wasser heraufstiegen, entrückte der Geist des Herrn den Philippus usw.“ in Kapitel 13 sehen wir, wie Er den Paulus und Barnabas aussendet, indem Er sagt: „Sondert mir nun Barnabas und Paulus aus zu dem Werk, wozu ich sie berufen habe.“ Und weiter: „Sie nun, ausgesandt von dem Heiligen Geist usw.“ Solche und viele andere Stellen nicht allein dieses Buches, sondern auch der Briefe, namentlich der beiden an die Korinther, liefern unzweideutige Beweise nicht allein von der Wirksamkeit und Macht des Heiligen Geistes, sondern auch von seiner persönlichen Gegenwart in der Versammlung Gottes als einer göttlichen Person. Ich will hier nicht reden von den Stellen, die uns seine Innewohnung in den einzelnen Gläubigen bezeugen; denn so wichtig dieser Gegenstand auch ist, so kann ich mich doch nicht damit einlassen, da es hauptsächlich mein Zweck ist, die Wichtigkeit seiner Gegenwart in der Versammlung hervor zu heben. So finden wir besonders in 1. Korinther 12,1–13 seine Tätigkeit in der Versammlung entwickelt. Er ist gegenwärtig als eine wirkliche Person, die in verschiedener Weise – sei es in Gaben der Heilungen und der Sprachen usw., oder in Gaben zur Auferbauung – wirksam ist. Immer wiedersehen wir klar und deutlich dieselbe Wahrheit hervorleuchten, dass Er selbst gegenwärtig und in den vielen Gliedern des Leibes wirksam war, wie verschieden auch die Form dieser Wirksamkeit sein mochte.
Nun aber entsteht die Frage: War alles dieses, was wir hier lesen, nur auf eine besondere örtliche Versammlung und auf eine besondere längst vergangene Epoche beschränkt, oder gilt es für die ganze Versammlung Gottes jetzt und zu allen Zeiten? Die Antwort ist nicht zweifelhaft, insofern wir dem Wort Gottes unterworfen sind. Der Herr selbst erklärt uns in Johannes 14, im Gegensatz zu seiner eigenen zeitlichen Abwesenheit, dass der Geist der Wahrheit für immer bei den Seinen bleiben solle. Ebenso sehen wir, dass der Geist Gottes dem ersten Korintherbrief gleich im Anfang die ausgedehnteste Anwendung gibt; denn wir lesen in Kapitel 1,2: „Der Versammlung Gottes, die in Korinth ist, den Geheiligten in Christus Jesus, den berufenen Heiligen, samt allen, die an allen Orten anrufen den Namen unseres Herrn Jesus Christus, beides ihres und unseres.“ Wir sehen hierin eine besondere Weisheit und Güte Gottes, welcher den Unglauben des Christentums voraussah und wusste, dass man die Anwendung dieses Briefes in einer Weise beschränken würde, als sei derselbe nicht für alle bestimmt, „die den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen, beides ihres und unseres.“ Sicher hat dieser Brief einen absichtlich ausgedehnten Gesichtskreis, so dass der Unglaube hinsichtlich der Fortdauer der Gegenwart des Heiligen Geistes in der Versammlung, solange dieselbe hienieden ist, als Sünde und als eine bestimmte Verwerfung des Wortes Gottes behandelt werden sollte.
Unstreitig wirkt der Geist Gottes nicht mehr in derselben Weise, und noch weniger in derselben Offenbarung der Macht, wie im Anfang. Aber wir können leicht begreifen, dass, nachdem die Wahrheit seiner Gegenwart durch Zeichen und Wunder bekräftigt worden war, und die neuen Mitteilungen Gottes allmählich aufgeschrieben und der Verantwortlichkeit des Menschen übergeben waren, in dieser Hinsicht es keiner neuen Zeugnisse mehr bedurfte. Überdies dürfen wir nicht erwarten, dass der Geist Gottes ein System, durch welches Er in so ausgedehntem Maß betrübt und der Name Jesu verunehrt wird, mit der äußeren Zierde mächtiger Zeichen und Wunder schmücken würde. Wie unpassend würde dieses auch für die Herrlichkeit Gottes sein! Und welch eine Verwirrung würde es zur Folge haben! Man würde Wunder sehen in Rom und in der griechischen Kirche, unter den Lutheranern und Reformierten, unter den Methodisten, Baptisten und Independenten, kurz, unter allen Sekten und Parteien. Oder vorausgesetzt, Gott würde jetzt sagen: „Da, wo die Meinigen meinem Wort unterworfen, wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da will ich Wunder tun“, – was würde das Resultat sein? Wir, die wir so schwach und so leicht von uns eingenommen sind, würden im Blick auf die Entfaltung einer solch göttlichen Macht nicht fähig sein, uns einen Zügel anzulegen und uns zu enthalten. Aber wiederholt bestehe ich auf der Wahrheit, dass der Heilige Geist nicht bloß als eine Entfaltung der Macht auf der Erde gegeben wurde, sondern – wenn ich mich so ausdrücken darf – als das Zeichen und Wesen von dem göttlichen Werte des Kreuzes. Gott der Vater sandte Ihn als das Siegel seiner Erlösung, welche immer und unveränderlich vollkommen und wirksam bleibt. Die Liebe des Vaters zu Christus und der unendliche Wert, den das Werk Christi in seinen Augen hat, bilden die sichere Bürgschaft für die unaufhörliche Fortdauer der Gegenwart des Heiligen Geistes in den Heiligen und in der Versammlung Gottes.
Hier möchte ich nun fragen: Ist die Tatsache, dass jetzt eine göttliche Person auf Erden ist, welche sowohl in jedem einzelnen Gläubigen, als auch in der Versammlung Gottes ist und bleibt, eine geringfügige Sache von untergeordneter Bedeutung? Ist sie eine Wahrheit, die man nach Belieben den Umständen unterwerfen darf? Was aber finden wir, wenn wir die Zustände, welche gegenwärtig in der Christenheit obwalten, nach dem Wort Gottes prüfen? Welcher geistliche Mensch würde zu behaupten wagen, dass der gegenwärtige Zustand der Kirche dem entspräche, was wir im Neuen Testamente lesen? Welcher aufrichtige und ernste Christ könnte auch wohl im Entferntesten daran zweifeln, dass hier alles in Unordnung ist? Sind ferner die Gebete um eine neue Ausgießung des Heiligen Geistes nicht ein trauriger Beweis von der großen Unwissenheit, welche noch bei so vielen Gläubigen über diese Wahrheit herrscht? Was würde man von einem Jünger gedacht haben, der in der Gegenwart des Herrn Jesus den Vater gebeten hätte, dass Er seinen Sohn senden möge, während derselbe schon anwesend war? Bezeugt dieses alles nicht eine schreckliche Verwirrung? Und muss ich dieses nicht fühlen und hinsichtlich meiner eigenen Schuld in dieser ernsten Sache mich vor Gott demütigen und da zu sein begehren, wo die Gegenwart des Heiligen Geistes anerkannt wird, und wo man auf Ihn rechnet? Welch ein Trost ist es für solch Schwache und Unwissende, wie wir sind, zu wissen, dass der in unserer Mitte ist, der alle Dinge kennt und die Quelle aller Macht ist! Ist Er nicht genug für uns? Können wir Ihm, angesichts der uns umringenden Verwirrungen, Gefahren und Schwierigkeiten, nicht völlig vertrauen? Es ist nicht zu verwundern, dass jetzt so viel Mangel an Kraft und Freude, Frieden und Trost unter den Kindern Gottes ist. Vielmehr müssen wir die Barmherzigkeit und überschwängliche Langmut Gottes bewundern, die nicht ermüdet, die seinigen trotz ihres Unglaubens zu segnen. Keineswegs aber dürfest wir es wagen, dem Gedanken Raum zu geben, als ob Gott in Betreff dieser Dinge gleichgültig sei und nicht vielmehr unsere rückhaltlose Unterwerfung unter seinen Willen, sowie die Anerkennung der Gegenwart und freien Wirksamkeit seines Geistes von uns erwarte. Im Gegenteil, Er erwartet, dass wir uns in dem Namen Jesu und nur aus dem allein wahren Beweggrund, Ihm wohl zu gefallen, versammeln. Wenn wir nicht den Namen Jesu und die Gegenwart des Heiligen Geistes als den Mittelpunkt unserer Versammlungen und unserer Tätigkeit in der Versammlung haben, so erfreuen wir uns nicht der Anerkennung Gottes und befinden uns unter der Herrschaft menschlicher Überlieferungen in der einen oder der anderen Form.
Wir wissen wohl, dass uns mancher der Gesetzlichkeit und der Schroffheit beschuldigen wird. Aber ich möchte fragen: „Ist es Gesetzlichkeit, wenn ich eine mir sonst so teure Gemeinschaft bloß aus dem Grund aufgebe, um den Willen Gottes zu tun und seinem Wort zu folgen? Oder ist das Schroffheit, wenn ich eine oder alle Parteien verlasse, um immer und allein da zu sein, wo ich mich auf Grund des Wortes Gottes und in der Abhängigkeit des Heiligen Geistes im Namen Jesu mit allen Heiligen Versammeln kann?“
Denken wir uns einmal den Fall, dass ein Gläubiger, der noch irgendeiner kirchlichen Partei angehört, an mich die Frage richten würde: „Wie kommt es doch, dass du nicht einmal mit mir in meine Kirche oder Versammlung gehst, während ich doch nichts darin sehen würde, mich mit dir und allen zu versammeln, die nur im Namen Jesu zusammenkommen?“ – Meine Antwort würde sein: „Du kannst nach deinen eigenen Grundsätzen als Protestant, als Baptist, oder was du sonst sein magst, mit gutem Gewissen dorthin gehen, wo man nur den Wunsch hat, dem Herrn und seinem Wort in der Einheit seines Leibes und in der Freiheit seines Geistes unterworfen zu sein; denn du wirst es sicher zugeben, dass es keine Sünde ist, wenn wir uns nach dem Wort Gottes versammeln; und darum kannst du daran teilnehmen. Mir hingegen ist es klar, dass es nicht schriftgemäß ist, diesen Standpunkt des Wortes Gottes zu verlassen und den eines Protestanten, oder Baptisten usw. einzunehmen. Es ist daher nicht Mangel an Liebe, dass ich nicht mit dir gehe, sondern vielmehr Furcht vor der Sünde.“ – Ja, in der Tat, es ist Sünde, wenn jemand seinem eigenen oder dem Willen eines anderen folgt, insofern derselbe nicht der Wille Gottes ist, während andererseits der Gehorsam gegen Gott und seine Gebote das Kennzeichen wahrer Liebe ist (Joh 14,23; 1. Joh 5,2–3).
Manche wollen eine falsche Stellung aus dem verwerflichen Grund nicht aufgeben, weil sie darin bekehrt worden, andere, weil sie vorgeben, dass die Sache überhaupt ihnen nicht klar sei. Solchen gegenüber erlaube ich mir die eine Frage: „Habt ihr jemals mit Aufrichtigkeit das Wort Gottes erforscht, um seine Gedanken und seinen Willen kennen zu lernen?“ Gott gibt sicher Einsicht allen, die Ihn fürchten; denn „die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang.“ Der Herr aber wolle geben, dass die bisherige Betrachtung der Wahrheit „ein Leib“ und „ein Geist“ zur Befestigung und Ermunterung aller diene, welche diese Wahrheit kennen, sowie es unser ernster Wunsch und unser ernstes Flehen ist, dass der Herr alle Unwissenden erleuchten möge! (Fortsetzung folgt)