Botschafter des Heils in Christo 1873
Zwei wichtige Tatsachen
In diesen Worten unseres Herrn werden zwei Klassen von Menschen bezeichnet und zwei wichtige Tatsachen vorgestellt. Im ersten Fall wird uns gesagt, dass „ein jeglicher mit Feuer gesalzen“, und im zweiten, dass „ein jegliches Schlachtopfer mit Salz gesalzen werden wird.“ Diese beiden mit einander in Verbindung gebrachten Bestimmungen öffnen vor unserem Auge ein ausgedehntes Feld von göttlicher Wahrheit. Möge der Heilige Geist uns in den Stand setzen, sie zu verstehen und auszuüben! Möge Er uns den tiefen Ernst und die bis in die Seele dringende Kraft derselben fühlen lassen!
1.: Im ersten Teile unseres Textes wird uns ausdrücklich gelehrt, dass das Geriet den Menschen erwartet. „Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, und danach das Gericht“ (Heb 9,27). Und wiederum: „Ich sage euch aber, dass von jeglichem unnützen Wort, das irgend die Menschen reden werden, sie von demselben Rechenschaft geben werden am Tag des Gerichts“ (Mt 12,36).
Hier sehen wir also, was der Mensch zu erwarten hat – Tod und Gericht. Man mag dagegen nach Belieben streiten, man mag jeden Gedanken daran von sich abweisen, man mag sich dagegen auflehnen, man mag sagen, dass man solche Dinge nicht glaube; – dadurch wird nichts an der Sache geändert; sie bleibt, wie sie ist, eine unumstößliche Wahrheit. Was würde es einem Verbrecher, über welchen das Todesurteil ausgesprochen ist, nützen, wenn er sich mit dem Spruch des Richters als nicht einverstanden erklärte? Würde dieses in irgendeiner Hinsicht seine Lage ändern? Keineswegs. Würde er auch versichern, dass er keinem Richter und keinem Urteil Glauben schenke, so bliebe er dennoch ein schuldiger und verurteilter Verbrecher, dessen Hinrichtung binnen wenigen Tagen vollzogen werden würde. Seine Meinung und seine Einsprüche können in keiner Weise die Tatsache seiner Verurteilung verändern. Meinungen und Tatsachen sind sehr verschiedene Dinge.
Ebenso mag der Mensch die Wahrheit der Worte des Herrn, dass nämlich „ein jeglicher mit Feuer gesalzen werden wird“, in Zweifel stellen. Er mag kurzweg erklären, dass er nicht an das zukünftige Gericht eines ewigen Feuers glaube; er mag solche Dinge als altweibische Fabeln betrachten, die zu glauben, eines vernünftigen, verständigen und gebildeten Menschen unwürdig sei. Aber was wird ihm dieses nützend Welches Wort wird Stand halten – das Wort Christi oder das deinige? Willst du es wagen, dein Wort über das von Christus zu stellen? Vielleicht würdest du es tun, wenn du es könntest. Wenn Jesus erklärt, dass ein jeder mit Feuer gesalzen werden würde, dann ist es unsere Weisheit und unsere Sicherheit, ja ich möchte sagen unsere Pflicht, seinen Worten zu glauben, ja uns vor dem Gewicht und der Autorität seines Wortes zu beugen und unsere unverständigen Einwendungen, unsere törichten Meinungen und hochmütigen Einbildungen Preis zu geben. Es ist die größte Anmaßung, bestimmen zu wollen, was Gott sagen oder tun könne. Wenn der Mensch sich berechtigt glaubt, Gott beurteilen zu können, dann verkennt er in Wirklichkeit das Dasein Gottes und stellt sich an seinen Platz; denn wenn es einen Gott gibt, dann muss dieser Gott auch der höchste und unfehlbare Richter sein, und dann muss der Mensch sich unter Ihn beugen. Das ist wahre Weisheit. Früh oder spät muss der Mensch sich Gott unterwerfen. Wie viel besser ist es, sich am Tag der Gnade vor Ihm zu beugen, als gezwungen zu werden, am Tag des Gerichts sich Ihm zu unterwerfen.
Unser Herr Jesus erklärt dreimal in Markus 9, dass das höllische Feuer ein ewiges ist. Er sagt: „Wenn deine Hand dich ärgert, so haue sie ab. Es ist dir besser als Krüppel in das Leben einzugehen, als zwei Hände zu haben und in die Hölle hinabzufahren, in das unauslöschliche Feuer, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlöscht.“ Diese ernste Erklärung wiederholt Er, wie gesagt, dreimal; und sollten daher auch alle Ungläubigen, Zweifler und Rationalisten, die je existierten, die jetzt vorhanden sind und die je in der Welt sein werden, die Behauptung aufzustellen wagen, dass die Strafe nicht ewig sei, so stellen wir diesen Vernunftschlüssen, Einwendungen und Einbildungen das unumstößliche Wort des Herrn gegenüber und verwerfen sie ein für alle Mal ganz und gar. Dieses betrachten wir als unsere wahre Weisheit, als unsere moralische Sicherheit und als unsere unerlässliche Pflicht.
Es ist nach unserer Meinung nichts als Zeitverschwendung, wenn man sich mit Menschen, die sich einbilden, Gott beurteilen zu können, in irgendeinen Wortstreit einlässt. Jemand, der ein Urteil über seinen Schöpfer auszusprechen wagt, kann unmöglich durch die Beweise eines Mitgeschöpfs überführt werden. Und in der Tat alle, die zu behaupten wagen, dass es Gottes unwürdig sei, eins seiner Geschöpfe einer ewigen Strafe zu unterwerfen, setzen sich selbst auf den Richterstuhl Gottes, um das Urteil zu fällen. Ach! früher oder später werden sie ihre Torheit beklagen. Jeder wahre Christ weiß und fühlt, „dass Gott den ganzen Erdkreis in Gerechtigkeit richten wird“, während die Ungläubigen sich selbst auf den Richterstuhl setzen. Wie töricht! Die Schrift ist ihnen entgegen, und die Schrift kann nicht gebrochen werden. „Ein jeglicher wird mit Feuer gesalzen werden;“ und das ewige Feuer wird nimmer erlöschen. Der Stempel der Ewigkeit ist auf jede Woge jenes Feuersees und auf jeden Biss jenes Wurmes gedrückt, welche das Teil aller sind, die in ihren Sünden sterben. Die Strafe ist eine ewige; sie kann nicht verringert werden. Der Zorn Gottes bleibt auf allen, welche nicht an Christus glauben.
Hast du, mein Leser, noch keinen Frieden mit Gott, so denke über diese Dinge nach. Ach! öffne doch nicht langer dein Ohr dem Dunkel menschlicher Vorstellungen, sondern öffne sie dem Licht des Wortes Gottes. Entrinne dem zukünftigen Zorn! Eile und errette deine Seele! Gott selbst zeigt dir einen Weg der Erbarmung. Er hat in seiner unendlichen Liebe ein Mittel geschenkt, wodurch du dem schrecklichen Feuer entrinnen kannst. Er gab seinen Eingeborenen Sohn; und Jesus, das schuldlose Lamm, übergab sich dem Feuer des göttlichen Gerichts, auf dass alle, die einfältig auf Ihn vertrauen und ihre Sache in seine Hände legen, nicht gerichtet würden, sondern Vergebung und ewiges Leben finden. Glaube an den Herrn Jesus, der als der Gerechte für die Ungerechten starb, und du wirst nicht mit Feuer gesalzen werden. Nimmer werden dann deine Augen die Pein und das Feuer sehen. Und warum nicht? Weil der teure Heiland an deiner statt das Gericht erduldet hat. Da kein Weg zum Entrinnen vorhanden war, kam Er in unendlicher Lieb! und stellte sich den Schlägen der ewigen Gerechtigkeit bloß; und nachdem Er sich dem Urteil unterworfen, das Lösegeld bezahlt hatte und ins Grab hinabgestiegen war, weckte Gott Ihn aus den Toten auf und setzte Ihn zu seiner Rechten in den höchsten Himmeln, gekrönt mit Ehre und Herrlichkeit. Und alle, die nun an seinen kostbaren Namen glauben, sind so völlig von Schuld und Gericht befreit, wie Er es selbst ist. Alle, die ihr Vertrauen auf Ihn stellen, sind vor Gott so angenehm, wie Er es selbst ist. Sie nehmen denselben Platz in dem Herzen Gottes ein; sie werden von Ihm mit derselben Liebe geliebt; sie werden einmal dieselbe Herrlichkeit wie Christus empfangen. Nichts Geringeres konnte das liebende Herz Gottes befriedigen. Nichts Geringeres konnte die würdige Frucht des vollkommenen Opfers Christi sein. Nichts Geringeres konnte die heilige Dreieinigkeit verherrlichen.
Geliebter Leser! Ist es nicht besser, sicherer und weiser, auf die warnende Stimme Gottes zu lauschen, als auf die alles bezweifelnde, alles leugnende Sprache der Ungläubigen? „Ein jeglicher wird mit Feuer gesalzen werden.“ Diese Erklärung kann nicht vernichtet werden. Was die Menschen auch tun und sagen mögen – dieses Wort bleibt in Kraft. Eher werden Himmel und Erde vergehen, als dass das Wort des Herrn nicht erfüllt werden sollte. Aber „Christus ward einmal geopfert, um die Sünden vieler zu tragen;“ und alle, die an Ihn glauben, sind für immer gereinigt, dem Gericht entrückt und von dem Zorn befreit. Er wurde an ihrer statt mit Feuer gesalzen, so dass jenes Wort nimmer auf sie angewandt werden kann. Die finsteren Wolken des Todes und des Gerichts sind über das schuldlose Haupt unseres Stellvertreters losgebrochen, damit der Gläubige nimmer in das Gericht kommen und der Tod als der Lohn der Sünde, ihn nimmer treffen sollte.
2.: Wir befinden uns jetzt in der Lage, um den Zweiten Teil unseres Textes zu verstehen, worin erklärt wird, dass „jegliches Opfer mit Salz gesalzen werden soll.“ Dieses findet eine Anwendung auf alle, welche aus Gnaden von dem kommenden Zorn, von dem Salzen mit Feuer, von der Furcht des Gerichts erlöst worden sind. An solche richtet der Apostel im Anfang des Zwölften Kapitels im Römerbrief die treffenden und kraftvollen Worte: „Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges Schlachtopfer, heilig, Gott wohlgefällig, welches ist euer vernünftiger Dienst.“ – Hier ist Salz erforderlich. „Und alle Opfernden deines Speisopfers sollst du mit Salz salzen und sollst das Salz des Bundes deines Gottes nicht fehlen lassen bei deinem Speisopfer; bei allen deinen Opfergaben sollst du Salz darbringen“ (3. Mo 2,13). „Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt“ (Kol 4,6).
Wir sehen hieraus, welch ein wichtiger Bestandteil des tagtäglichen Lebens der Christen das Salz ist. Es ist durchaus unentbehrlich, wenn wir uns selbst als ein lebendiges Opfer Gott übergeben wollen. „Bei all deinen Opfergaben sollst du Salz darbringen.“ „Alle Opfergaben deines Speisopfers sollst du mit Salz salzen?“ Neun wir durch die unendliche Gnade Gottes und durch das Versöhnungswerk Christi für immer dem göttlichen Gericht entronnen sind, was bleibt uns dann noch zu tun übrig? Wir müssen dann unsere Leiber Gott zu einem lebendigen, heiligen, wohlgefälligen Schlachtopfer darstellen. Der Zweck unserer Erlösung ist Gott zu dienen und seinen Namen zu verherrlichen. Im Himmel werden wir dieses vollkommen tun; aber hier müssen wir schon damit beginnen. Dieses ist unser herrlichstes Vorrecht. Der Herr Jesus kaufte uns durch sein Blut, damit wir Gott unser Leben widmen. Das muss vom Morgen bis zum Abend, allezeit und überall, unsere Beschäftigung sein; und dazu bedürfen wir des „Salzes.“ „Jedes Opfer wird mit Salz gesalzen werden.“ Der Herr sagt nicht: „Ein jeglicher wird mit Salz gesalzen werden.“ Nur sie, welche die Gnade Gottes kennen gelernt haben, die etwas von der Liebe Jesu verstehen, können ein Opfer sein; und daher auch nur sie können mit Salz gesalzen werden. „Das Salz ist gut.“ Es reinigt und schützt vor Verderbnis. „Neun aber das Salz unsalzig geworden ist, womit wollt ihr es würzen? Habt Salz in euch selbst und seid in Frieden unter einander“ (Mk 9,50).
Man beachte wohl diese Zusammenstellung: „Salz“ und „Frieden.“ Den Forderungen der Heiligkeit muss entsprochen worden sein, bevor der Friede vorhanden sein kann. Der Friede kann nicht vor dem Salz da sein. O nein, das würde nimmer sein können. „Die Weisheit von oben ist aufs erste rein, dann friedsam usw“ (Jak 3,17). das ist die göttliche Regel, welche nicht umgestoßen werden kann. Alle unsere Opfer – mögen wir sie als heilige Priester, oder als königliche Priester darbringen – unsere Opfer des Lobes und unsere Opfer des Wohltuns müssen mit Salz gesalzen sein. Es muss Reinheit, Heiligkeit und Selbstgericht vorhanden sein; denn „jegliches Schlachtopfer wird mit Salz gesalzen werden.“