Botschafter des Heils in Christo 1873
Unsere Stellung und Verantwortung
„Seht, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, dass wir sollen Gottes Kinder heißen! Deswegen erkennt uns die Welt nicht, weil sie Ihn nicht erkannt hat. Geliebte! Jetzt sind wir Gottes Kinder, und es ist noch nicht offenbart worden, was wir sein werden; wir wissen, dass, wenn er offenbart ist, wir Ihm gleich sein werden; denn wir worden Ihn sehen, wie er ist. Und ein jeglicher, der diese Hoffnung zu Ihm hat, reinigt sich selbst, gleich wie er rein ist“ (1. Joh 3,1–3).
Es ist vor allen Dingen durchaus notwendig, dass der Mensch weiß, was er von Natur ist und was Er getan hat. Was Gott nun tut in Liebe, das ist die Wirksamkeit seiner wunderbaren Gnade. Der Mensch vermag nicht zu Gott zu kommen; Gott aber kommt zu dem Menschen. Und wenn Gott uns in Christus Heil und Rettung gebracht hat, dann ist von Gericht durchaus keine Rede mehr. Aber sobald wir das, was wir in uns selbst sind, mit dem vermengen, was Gott für uns getan hat, dann entsteht Unklarheit und Verwirrung. Wenn man durch die Gnade erkannt hat, dass in uns, d. i. in unserem Fleisch nichts Gutes wohnt, dann bleibt uns nichts anderes übrig, als dass wir uns der Gnade Gottes übergeben.
Was unsere Taten anbetrifft, so hat Christus unsere Sünden in seinem Leib am Fluchholz getragen; und bezüglich unserer alten Natur sind wir mit Christus gestorben. Ich habe das Recht, zu meinem Fleisch zu sagen: „Ich kenne dich nicht mehr; ich bin nicht mehr dein Schuldner. Christus hat es mir versichert, dass Er mich für sich ganz und gar erworben hat.“
Es war der Plan und die Absicht Gottes, uns Christus gleichförmig zu machen. Wir sind Kinder Gottes in dem zweiten Adam. Durch den Glauben habe ich aufgehört, ein Kind Adams zu sein, sondern ich bin ein Kind Gottes geworden. Der Herr Jesus hat gesagt: „Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater.“ Wir sind in Christus, und Er ist in uns; und der in uns wohnende Heilige Geist „zeugt mit unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind.“
Jedoch gibt es noch eine zweite Sache. Der Herr Jesus wird offenbar werden, und wir werden Ihm gleich sein. Diese Wahrheit ist durch den Heiligen Geist uns zur Gewissheit geworden; und in Bezug auf diese Erwartung lesen wir: „Ein jeglicher, der diese Hoffnung zu Ihm hat, reinigt sich selbst, wie Er rein ist.“ Wir haben als Kinder Gottes eine neue Verantwortlichkeit. Jede Verantwortlichkeit entspringt aus der Stellung, die man eingenommen hat, oder aus dem Verhältnis, in welches man eingetreten ist. In jedem Verhältnis hat man eine diesem Verhältnis entsprechende bestimmte Verpflichtung. Ich bin ein Kind Gottes, mithin muss mein Betragen das eines Kindes Gottes sein. Das ist das Maß meiner Verantwortlichkeit. In Christus erblicke ich das Vorbild von jemand, der ein Kind Gottes ist. Sind wir in Christus, und ist Christus in uns, so müssen wir dieses auch durch unseren Wandel beweisen und Christus in unserem ganzen Leben offenbaren.
Jetzt besitzen wir durch das Zeugnis des Heiligen Geistes die Gewissheit unseres Verhältnisses; bei der Offenbarwerdung Christi werden wir den vollen Genuss davon erlangen. Jetzt genießen wir kraft des Glaubens, dann aber kraft des Schauens. Wir werden Christus gleich sein; darum müssen wir Ihm auch jetzt schon so viel als möglich gleichförmig sein. Bin ich mit Christus gestorben, so ist dadurch jede Verbindung mit der Welt abgebrochen. „Das Alte ist vergangen, siehe, alles ist neu geworden.“ Was habe ich mit der Welt zu tun, wenn ich gestorben bin? Mit Ihm auferweckt, gehöre ich einer neuen Schöpfung an, bin sein Eigentum mit allem, was ich bin und habe, und habe das Zeugnis, dass ich Ihm gleich sein und Ihn sehen werde, wie Er ist. Je mehr dieses Bewusstsein in mir lebt, desto mehr werde ich mich zu reinigen suchen, wie Er rein ist. Möge die kostbare Wahrheit immer mehr Raum gewinnen in unseren Herzen! Je lebendiger unsere künftigen Erwartungen vor unserer Seele stehen, desto reiner wird unser gegenwärtiger Wandel sein.