Botschafter des Heils in Christo 1872
So spricht der Herr!
Das Wort Gottes ist ein Richter der Überlegungen und Gesinnungen des Herzens (Heb 4,12); es ist fähig, den Menschen Gottes vollkommen und zu jedem guten Werk völlig geschickt zu machen (2. Tim 3,17); und darum kann es uns auch nicht über die Art und Weise des Versammelns der Kinder Gottes in Ungewissheit lassen. Das Wort Gottes muss in allem den Ausschlag geben (Jes 8,20; Mt 4,4; Joh 17,17; 1. Pet 2,2). Es muss mit Ernst untersucht (Joh 5,39; Apg 17,11), verstanden (Mt 13,23; Lk 24,45; Apg 8,30; Kol 3,16) und befolgt werden (Esra 9,4; Jes 66,2.5; 1. Thes 2,13; Jak 1,21.25); denn sonst gehen wir Wege des Irrtums (Mt 15,9; 22,29; Mk 7,7.9; Off 22,18–19).
1. Als der Herr Jesus hier auf Erden unter seinen Jüngern wandelte, die der Vater Ihm gegeben hatte (Joh 6,37), und welche zu Ihm gezogen waren (Joh 6,44.65) durch die Wirksamkeit seines Geistes (Joh 3,5.8) und seines Wortes (Joh 4,41; 8,47; Jak, 1,18), um ewiges Leben von Ihm zu empfangen (Joh 5,24; 17,2), versammelten sich dieselben um seine Person (Mt 10,38; 19,27) und merkten auf seine Gebote (Lk 10,1; Joh 10,4), als auch auf seine Lehren (Mt 5,1–2; Lk 11,1). Und als Er von ihnen ging, verhieß Er ihnen seine ununterbrochene Gemeinschaft (Mt 28,20; Joh 14,18); und dieses sollte in einer ganz besonderen Weise der Fall sein, wenn zwei oder mehrere Gläubige in seinem Namen versammelt waren (Mt 18,20).
2. Nachdem Er durch sich selbst die Reinigung unserer Sünden gemacht (Heb 1,3; 1. Pet 2,24), hat Er sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe (Röm 8,34; Heb 10,12–13; 12,2) über alle Fürstentümer und Gewalt und Macht und Herrschaft und jeglichen Namen (Eph 1,20–21; 1. Pet 3,22), und zwar als das auferstandene Haupt seines Leibes, der Versammlung (Kirche) (Kol 1,18), welche mit Ihm der Sünde und der Welt gestorben (Röm 6,2.11; Kol 2,20), mit Ihm auferweckt aus den Toten (Kol 3,1–3) und in Ihm mitversetzt ist in? die himmlischen Örter (Eph 2,5–6), wo Er, unser Lebe,: (Kol 3,4) und unser Friede (Eph 2,14), sich befindet; während wir in Ihm, dem Geliebten, begnadigt (Eph 1,6), vollendet (Kol 2,10) und mit aller geistlichen Segnung in himmlischen Örtern gesegnet sind, (Eph 1,3) als Erben Gottes, seine Miterben sein Leib – die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt (Eph 1,23).
3. Bevor Er gen Himmel fuhr (Lk 24,51), verhieß Er seinen Jüngern, sie nicht als Waisen zurücklassen zu wollen (Joh 14,18), sondern den Vater zu bitten, ihnen nach seiner Himmelfahrt (Joh 16,7) und seinem Eingang in die Herrlichkeit (Lk 24,26; Joh 7,37–39; Apg 2,33) an seiner Statt einen anderen Sachwalter zu senden, der für immer bei ihnen bleibe – den Heiligen Geist (Joh 14,16.26), den Geist der Verheißung (Lk 24,49; Apg 2,33), welcher Ihn unter seinen Jüngern verherrlichen (Joh 16,13–14; 1. Kor 12,3) und sie in den fortdauernden Genuss seiner und des Vaters Gegenwart setzen sollte (Joh 15,26; 16,14–15; Eph 2,18; 3,16–17; 1. Joh 1,3; 2,24.27; 4,13).
4. Die Welt kann den Heiligen Geist nicht empfangen, sondern nur die, welche durch Ihn geleitet worden sind, zu glauben an den Herrn Jesus (Joh 6,37.39; 2. Kor 1,22; Gal 3,2–5.14; 4,6; Eph 1,13).
5. Solches war die Verheißung unseres gnädigen Herrn; und an die Seinen erging die Aufforderung, auf die herrliche Erfüllung derselben nach seiner Himmelfahrt zu warten (Lk 24,49), welches auch geschah (Apg 1,13); und wir finden die Gabe des Heiligen Geistes zuerst den Gläubigen aus den Juden (Apg 2,1–4.33.37–38), und später den Gläubigen aus den Nationen zu Teil werden (Apg 10,44–46).
6. In dem vom Himmel herniedergesandten Heiligen Geist wurden die gläubigen Juden und Heiden zu einem Leib getauft (1. Kor 12,13; Kol 1,18–23; 3,15). Dieses ist der Leib Christi (Röm 12,5; 1. Kor 12,27), oder die Versammlung, die da ist von seinem Fleisch und von seinem Gebein (Eph 5,29–32) – der Tempel Gottes (2. Kor 6,16; Eph 2,20–22); indem alle Gläubige, ein Geist mit dem Herrn (1. Kor 6,17), Christus, die Hoffnung der Herrlichkeit (Kol 1,27), in sich haben und Teilhaber der göttlichen Natur sind (2. Pet 1,4). Dieser Leib Christi, dieser aus Juden und Nationen zusammengefügte Tempel des Geistes Gottes war das große Geheimnis, welches von den Zeitaltern und von den Geschlechtern her verborgen gewesen (Kol 1,24–28), jetzt aber offenbart ist seinen Heiligen durch den Geist (Eph 3,1–11; 5,29–32).
7. Wir finden ferner, dass der Heilige Geist den Gläubigen nicht nur von ihrer Kindschaft in Beziehung zu Gott Zeugnis gibt (Röm 8,15–17, Gal 4,6), sondern auch ein dauerndes Vertrauen verleiht (2. Kor 5,5–6). Er ist das Pfand ihres Erbes (Eph 1,13–14), wirkt in ihnen die Frucht des Geistes: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit (Gal 5,22), teilt ihnen den Sinn Christi mit und macht sie fähig, selbst die Tiefen der Gottheit erforschen (Joh 16,13–15; 1. Kor 2,9–16) und alle Dinge wissen zu können (1. Joh 2,20). Nachdem Er sie zu Gliedern eines Leibes in Christus gemacht hat (Röm 12,5), verleiht Er Gaben (Röm 12,3–8; Eph 4,7; 1. Pet 4,10), und zwar einem jeglichen insbesondere, wie Er will (1. Kor 12,11; Heb 2,4); und diese Gaben sind bestimmt, um zur Auferbauung des Leibes zu dienen, bis wir alle hingelangen zu der Einheit des Glaubens, zu der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zu dem erwachsenen Mann usw (Eph 4,11–16)., weshalb mir ermahnt sind, nach denselben zu streben (1. Kor 12,31), sie zu üben und Gebrauch von ihnen zu machen (Röm 12,5–8; 1. Kor 12,14; 1. Tim 4,13–16; 3.Tim 1,7; 1. Pet 4,10–11).
8. Doch nicht nur ist die ganze Kirche Christi durch den Glauben an seinen Namen ins Dasein gerufen und durch den Geist bewohnt und auferbaut, sondern wir finden auch die Gläubigen an verschiedenen Orten ermahnt, das Zusammenkommen nicht zu versäumen (Heb 10,25), und zwar ein zusammenkommen in seinem Namen (Mt 18,20; 1. Kor 5,4). Sein Name, oder der Glaube an seinen Namen war die allein bezeichnete Tür zum Eingänge; die Gläubigen waren sowohl ermahnt, die Schwachen im Glauben aufzunehmen (Röm 14,1), als auch beauftragt, die Geister zu prüfen (1. Joh 4,1; Off 2,2; Apg 9,26–27); und ebenso war ihnen auch verboten, Gemeinschaft mit Ungläubigen zu haben (2. Kor 6,14–18). Und ob auch falsche Brüder sich heimlich einschleichen mochten (Gal 2,4), so waren sie doch ermahnt, die Unordentlichen zu warnen (1. Thes 5,14), sowie keinen Umgang mit denen zu haben, die unordentlich und dem Wort Gottes zuwider wandelten (Röm 16,17–18; 2. Thes 3,6–14), und sowohl den Bösen aus ihrer Mitte zu tun (1. Kor 5,9–13), als auch die Kleinmütigen zu trösten (1. Thes 5,14), die Irrenden im Geist der Sanftmut zurück zu bringen (Gal 6,1) und den Bußfertigen zu vergeben (2. Kor 2,2–7). Die Gläubigen dürfen nie vergessen, dass sie, obgleich viele seiend, ein Leib sind (1. Kor 10,16–17), und dass ein wenig Sauerteig die ganze Masse durchsäuert (1. Kor 5,6–8; Gal 5,9; Heb 12,15–16); und darum sind sie ermahnt, sowohl ihre Missbilligung gegen alles Böse zu erkennen zu geben, als auch dasselbe zu bestrafen und göttliche Traurigkeit darüber zu haben (2. Kor 7,11–12). Auf solche Weise versammelt, hatten sie sich einander zu ermahnen (Heb 10,25), im Geist und unter Gebet sich unter einander zu erbauen und zu trösten (Röm 15,14; Jud 20–21; 1. Thes 5,11), sowie dem Geist des Herrn den größten Spielraum zu lassen und volle Freiheit zu gestatten (2. Kor 3,17); um solche Gaben, welche Er passend findet, in Ausübung zu bringen und dieselben unter ihnen zu entwickeln nach seinem Wohlgefallen (1. Kor 14,30–31; 1. Thes 5,19–20). Gleicherweise finden wir die Gläubigen versammelt, um gemeinschaftlich das Brot zu brechen zum Gedächtnis und zur Feier des Todes des Herrn, und in der Erwartung seiner Wiederkehr (1. Kor 11,25–26); und dieses – pflegten sie am ersten Tage der Woche zu tun (Apg 20,7).
9. Die, welche sich irgendeinen Namen beilegten, also eine Sekte bildeten, und nicht an dem einfachen Namen „Christen“ (Apg 11,26; 1. Pet 4,16), (auch wohl als die „Sekte der Nazaräer“ beschimpft (Apg 24,5)) festhielten, werden getadelt (1. Kor 1,12–13; 3,3–9); wie auch solche getadelt worden wären, welche – anstatt die Einheit des Geistes im Band des Friedens zu bewahren, (Eph 4,3) um zur Einheit des Glaubens zu gelangen (Eph 4,13) – sich absondern zur Errichtung von Gemeinschaften, die nicht mit dem Heiligen Geist in Übereinstimmung und Ihm nicht unterwürfig sind.
10. Im Übrigen finden wir, dass da, wo die Gegenwart des Herrn Jesus durch den Heiligen Geist in einer aus Gliedern Christi bestehenden Versammlung praktisch und vollständig, und zwar nicht bloß als eine Lehre, sondern als eine lebendige Wahrheit anerkannt und gewürdigt wird, auch die Kraft Gottes verheißen (Mt 18,15–19) und entfaltet ist, um zu leiten, zu richten, zu führen, zu segnen, zu lehren und zu ermahnen (Apg 5,1–14; 13,1–4; 1. Kor 5,4–13; 11,20–32; 14,24–25; 2. Kor 2,6–7).
11. Aber wo sind denn die auf Universitäten ausgebildeten und nach menschlichen Vorschriften ordinierten und besoldeten Prediger und andere kirchlichen Würdenträger? Freilich spricht das Wort Gottes von Unterweisung und Beredsamkeit (Mt 11,25–27; 13,10–16.51–52; Lk 24,25.27.44–48; Apg 4,13–20; 18,24–28; 1. Kor 1,17; 2,16; 2. Kor 10,10; Gal 1,21.23), von Besoldung (Apg 18,3; 20,33–35; 1. Kor 4,11–12; 9,7–18; 2. Kor 12,7–9; 12,13–18; Phil 4,10–18; 1. Thes 2,9; 2. Thes 3,7–8; 1. Pet 5,1–3), und ebenso von ordinierten (eingesetzten) Nettesten (auch Bischöfe und Vorsteher genannt) (Apg 20,17.28) und Diakonen (Dienern) in etlichen der Versammlungen des Neuen Testaments; aber nur die Apostel (Apg 14,23) oder solche, die wie Timotheus und Titus mit einer besonderen Gabe des Heiligen Geistes (2. Tim 1,6), oder mit besonderer Autorität von einem der Apostel (Tit 1,5) ausgerüstet waren, durften Älteste erwählen (1. Tim 3,1–13; 5,17–22; Tit 1,5–9; Apg 6,3.6). Ebenso lesen wir, dass in jenen Tagen der Geist und dessen Gabe durch Auflegung der Hände mitgeteilt wurde (Apg 8,15–19; 9,17; 19,6; 1. Tim 4,14; 2. Tim 1,6), eine Tatsache, deren Anwendung heutzutage, weil die sie begleitende Kraft mangelt, eben–sowohl zu einer bloßen Form geworden ist, wie es das Salben eines Kranken mit Öl (Jak 5,14) sein würde. Doch nirgends lesen wir, dass die verschiedenen Versammlungen sich selbst ihre Vorsteher erwählen oder Gaben mitteilen konnten, und noch weniger, dass Gaben und Ämter durch Geld oder durch staatliche Gewalten erlangt wurden. Nur der Herr der Ernte, der Erzhirte (Mt 9,37–38; Eph 4,7–8), oder jemand, der von Ihm – und nicht von der Herde oder gar von der Welt – mit wirklicher Autorität und Kraft bekleidet war, konnte Gaben mitteilen und Ämter errichten. Könnte jemand den Beweis liefern, dass er die Autorität habe, um Vorsteher zu ernennen, und die Kraft, um geistliche Gaben mitzuteilen, so würde er auch jetzt noch diesen Dienst den Versammlungen zu erweisen haben; wenn aber niemand in genügender Weise eine solche Autorität und Kraft nachweisen kann, so würde ein jeder, der sich dergleichen anmaßt, in die jetzt einzig und allein dem Heiligen Geist angehörenden Rechte eingreifen.
12. Obwohl indessen die Apostel in einzelnen Versammlungen Aufseher usw. anstellten und geistliche Gaben mitteilten, so verhinderte doch dieses den Heiligen Geist nicht, selbst in jener Zeit, ohne irgendwelche Vermittlung seitens der Apostel, Gaben zu erwecken und Seelen zum Dienst zu befähigen (vgl. Apg 18,24–28 mit 1. Kor 3,6; 1. Kor 16,15), denen unterwürfig in der Furcht Christi (Eph 5,21) und im Licht seines Wortes (Apg 17,11) zu sein, die Gläubigen ermahnt wurden (1. Kor 16,16; 1. Thes 5,12; Heb 13,19). Sollte es jetzt, wo alle apostolische Kraft augenscheinlich zu existieren aufgehört hat, anders sein? Nein; bei dem gegenwärtigen Verfall der Kirche bleibt uns nichts anders übrig, als hinzuschauen auf den gesegneten Sachwalter, welcher bei uns bleibt in Ewigkeit (Joh 14,16; 1. Joh 2,27), und dessen Gegenwart in der Kirche nimmer aufhören wird. Wir müssen dankbar anerkennen und annehmen solche Gaben, die zu erwecken Ihm wohlgefällig ist, indem „Er einem jeglichen insbesondere austeilt, wie Er will;“ (1. Kor 12,11) und da wir wissen, dass in den letzten Zeiten eitle Schwätzer, falsche Lehrer (2. Kor 11,13–15), ungöttliche Menschen kommen werden, welche der Wahrheit widerstehen und verkehrte Wege, Lehren, Zänkereien und altweibische Fabeln einführen (Apg 20,29–30; 1. Tim 3,1–9; 4,3–4; Tit 1,12–16; 2. Pet 2; 3,3–7; 1. Joh 2,18–19; 4,1; Jud 23), so müssen wir Ihm gehorchen, indem wir uns von allem diesem absondern und reinigen (Mt 7,15–20; 18,17; Joh 10,5; Eph 5,11; 1. Tim 4,7.12.16; 6,3–11; 2. Tim 2,14; 3,15; Tit 2,7–8; 3,9–11; Heb 13,13; 2. Joh 8–11; Off 2,14–15.20; 18,4), und nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe und Frieden streben mit denen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen (2. Tim 2,22; Jud 20–21).
Und nun – Gott sagt: „Hört und gehorcht!“ (1. Sam 15,22) „Gott aber sei wahrhaftig, jeder Mensch aber Lügner“ (Röm 3,4). „Prüft aber alles, haltet fest das Gute;“ (1. Thes 5,21) denn „wer nun weiß Gutes zu tun, und tut es nicht, dem ist es Sünde“ (Jak 4,17). „Ein jeglicher, der den Namen des Herrn anruft, stehe ab von der Ungerechtigkeit“ (2. Tim 2,19). „Hasst das Böse, haltet fest am Guten“ (Röm 12,9). „Wenn ihr dieses wisst, glückselig seid ihr, wenn ihr es tut“ (Joh 13,17). „Betrübt nicht den Heiligen Geist“ (Eph 4,30). „Löschet den Geist nicht aus“ (1. Thes 5,19).
So spricht der Herr. Und wenn ich auf andere Weise Gottesdienst halte, so beweise ich dadurch entweder meine Unwissenheit, oder meinen Eigenwillen und Ungehorsam und bilde oder sanktioniere durch meine Gegenwart irgendeine Sekte, Gemeinschaft oder Lehre, die mit den Grundsätzen Gottes im Widerspruch steht; und diese Grundsätze sind: die Einheit des Glaubens und die Einheit des Geistes. – „Ich rede als zu Verständigen; beurteilt ihr, was ich sage“ (1. Kor 10,15); „denn es ist uns unmöglich, was wir gesehen und gehört haben, nicht zu reden“ (Apg 4,20).