Botschafter des Heils in Christo 1871
Der Sohn Gottes - Teil 4/4
Der Herr Jesus trat, als Er in Herrlichkeit aufgenommen ward, in das Licht der höchsten Himmel; aber wir sehen Ihn dort in dem Glänze, der Ihm eigen war; wir sehen Ihn mit einem herrlichen Leib, sowie auch wir dereinst einen herrlichen Leib haben werden. Jesus ist im Himmel mit demselben Leib, in welchem Er hier auf Erden wandelte. Es ist das „Heilige“, welches durch den Heiligen Geist im Schoß der Jungfrau gebildet ist; es ist der „Heilige“, der im Grab keine Verwesung gesehen; es ist der „Leib“, der für uns geopfert ist, und worin Er unsere Sünden auf dem Holz getragen hat. Dieselbe Natur, worin Er Schmach, Verachtung und Leiden erduldet hat, befindet sich jetzt verherrlicht im Himmel. Es ist der durchbohrte Leib, den jedes Auge sehen wird. Diese Hülle wird nimmer bei Seite gesetzt werden. Die Person Christi, welche auch seine menschliche Natur in sich schließt, wird ewiglich der Gegenstand göttlicher Verehrung und Anbetung sein.
Der gegenwärtige Zustand Jesu ist derjenige der höchsten Herrlichkeit, und zwar weit erhaben über die ganze Schöpfung Gottes, und über jeglichen Namen, der genannt werden kann.
Er wurde mit unaussprechlicher Liebe und mit unendlicher Wonne von Seiten Gottes des Vaters aufgenommen, nachdem Er den Vorsatz der Gnade Gottes bezüglich der Erlösung der Sünder vollkommen zur Ausführung gebracht hatte.
Er wurde im Triumph aufgenommen, nachdem Er die Gefangenschaft gefangen geführt und die Fürstentümer und Gewalten ausgezogen hatte; und bekleidet mit aller Macht, die Ihm im Himmel und auf Erden gegeben war, nahm Er dort Platz zur Rechten der Majestät in der Höhe.
Er wurde aufgenommen als das Haupt seines Leibes, der Versammlung, so dass diese aus der Fülle der Gottheit, die leibhaftig in Ihm wohnt, hervorwächst mit göttlichem Wachstum durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.
Er wurde aufgenommen wie in einem Tempel, um dort in der Gegenwart Gottes für uns zu erscheinen, um dort als der Diener des wahren Heiligtums und als unser Sachwalter seinen Platz zu nehmen, und in dieser oder jener Weise der Gnade uns vor dem Thron zu dienen.
Er wurde als unser Erlöser in dem Haus des Vaters aufgenommen, um den Kindern, die Gott Ihm gegeben hat, Wohnungen zu bereiten, auf dass auch sie seien, wo Er ist.
Fortan im Himmel sitzend, harrt Er dem Augenblick seiner Erscheinung entgegen, um seinen Heiligen in der Luft zu begegnen, damit sie für immer bei Ihm seien. Er wartet auf den Augenblick, wo Er aufs Neue gesandt werden wird, um der Erde durch seine Gegenwart Zeiten der Erquickung zu bringen; und Er wartet, bis seine Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt sind.
Unsere Liebe ist schwach, unsere Kraft ist klein; aber als Grundsatz kenne ich nichts, was auf eine würdigere Weise solche Blicke des Glaubens beantworten könnte, als den Geist der Widmung, welche uns mit Paulus sagen lässt: „Ich weiß niedrig zu sein, ich weiß auch Überfluss zu haben“, – und in diesem Geist rufen wir mit Sehnsucht: „Komm, Herr Jesu! Ja, komme bald!“
Geliebte! Auf diese Weise hat unser Gott und Heiland durch unauflösliche Bande seine Menschheit mit seiner Gottheit verknüpft. Sowohl seine Wonne und Herrlichkeit, als auch sein Ratschluss und seine Stärke bestätigen uns die Beständigkeit derselben. Gott – Mensch – wie unerklärbar diese Vereinigung auch sein mag, so hat Er sie doch in sich selbst dargestellt. Der Glaube erkennt sie an; und der verlorene Sünder ruht in Frieden und Sicherheit auf dem Felsen der Zeitalter. 5.: „Alles hast du seinen Füßen unterworfen“ (Heb 2,8).
Wenn wir auf das Evangelium des Lukas unseren Blick richten, so entdecken wir sofort die innige und enge Verbindung zwischen Himmel und Erde. Die Mängel und Gebrechen der Menschen öffnen die Tür des Himmels, die, einmal geöffnet, sich nicht wieder schließt.
Zacharias und Elisabeth waren beide vor Gott gerecht, indem sie in allen Geboten und Satzungen des Herrn untadelig wandelten. Sie waren aus priesterlichem Geschlecht, aus dem Samen Aarons. Doch nicht wegen ihrer Gerechtigkeit, sondern wegen ihrer Mängel und Gebrechen öffnete sich der Himmel. Elisabeth war unfruchtbar, und beide waren in ihren Tagen weit vorgerückt; aber gerade in ihrem Kummer und in ihrer Schwachheit lag ihr eigentlicher Segen. Denn zu dem unfruchtbaren Weibe und zu dem kinderlosen Mann kommt der Engel Gabriel mit einer Verheißung aus dem Himmel. Der Himmel ist geöffnet und sogleich zeigen sich die Engel in voller Tätigkeit und Freude. Ob es im Tempel, ob es in der Königsstadt, oder ob es in einem abgelegenen Dorf des verachteten Galiläas ist, macht keinen Unterschied. Gabriel besucht alle diese Platze mit derselben Bereitwilligkeit. Die Herrlichkeit Gottes erfüllt die Fluren Bethlehems eben sowohl, als die Heerscharen der Engel. Der Heilige Geist erfüllt mit göttlichem Licht und göttlicher Kraft seine auserwählten Gefäße; und der Sohn selbst nimmt Fleisch und Blut an. Himmel und Erde sind also einander sehr nahegebracht. Die Tätigkeit und Freude, die dort oben ihren Anfang genommen, werden auf Erden gefühlt und beantwortet. Die Hirten, die bevorzugten Weiber, der alte Priester und das noch nicht geborene Kind nehmen gemeinschaftlichen Anteil an der heiligen Entzückung des Augenblicks. Und wie innig ist die Gemeinschaft zwischen Himmel und Erde! Der Engel nennt den Zacharias und die Maria bei Namen und redet mit ihnen über Elisabeth. Das Herz versteht diese Sprache; und sicher würden wir dem Herrn für dieses alles danken, wenn wir einfältiger und in lebendigerem Glauben in dem Bewusstsein der Wirklichkeit und der Nähe des Himmels wandelten.
Jakob sah einst den geöffneten Himmel. Eine Leiter zeigte sich seinem Auge, deren Spitze in den Himmel reichte, während deren anderes Ende auf dem Platz stand, wo er am Boden lag. Es war ein elender, unheiliger Platz, der Zeuge seiner Sünde und seines Unglücks; aber die Leiter stand an diesem Platz, und die Stimme des Herrn, der dort oben in seiner Herrlichkeit stand, redete mit Jakob von Segnungen, von Sicherheit, von Führung und von dem Erbteil, das seiner wartete.
Ebenso sah Stephanus den Himmel geöffnet und die Herrlichkeit offenbart; jedoch sah er auch den Sohn des Menschen stehend zur Rechten Gottes. Was einst die Leiter dem Erzvater ankündigte, das ward dem Märtyrer durch diese Erscheinung gezeigt, nämlich, dass er und die Umstände, in denen er sich befand, in demselben Augenblicke erkannt und mit Teilnahme im Himmel betrachtet wurden. Und also ist es auch jetzt. Die Zeit macht keinen Unterschied. Der Glaube schaut jetzt denselben geöffneten Himmel an und erkennt, dass zwischen dem Himmel und unseren Umständen Gemeinschaft ist. Für das Glaubensauge gibt es eine Leiter, und der Himmel ist offen. Der „Mensch Christus Jesus“, der Mittler des neuen Bundes, der Hohepriester, der Sachwalter bei dem Vater, Er, der Mitleid hat und bis in die Räume der Herrlichkeit uns vorangegangen ist, wird auf ihrer Spitze geschaut.
Doch dieses ist noch nicht alles. Der Glaube beugt sich noch vor einem anderen Geheimnis im Himmel. Er weiß, dass der Herr, indem derselbe seinen Platz im Himmel in solch einem gnadenreichen Charakter eingenommen hat, dieses auch als der tut, welcher von den Menschen verachtet und verworfen wurde. Sicher starb der Herr Jesus unter der Hand Gottes; seine Seele ist zu einem Opfer für die Sünde gemacht. „Es gefiel Jehova, Ihn zu zerschlagen.“ Seine Auferstehung aber zeugte von der Annahme seines Opfers; und in diesem Charakter fuhr Er gen Himmel, um dort dem Vorsatz, der mit solch einem Sterben und Auferstehen verbundenen Gnade weiter dienstbar zu sein. – Doch starb der Herr auch unter der Hand der Menschen, das will sagen: die Bosheit der Menschen hat ebenso wohl Anteil an seinem Tod, als die Gnade Gottes. Er ist von den Ackerbauern hinweggeschickt, von der Welt gehasst und verworfen, gekreuzigt und getötet. Ebenso ist auch seine Auferstehung der Beweis von dem Gericht dieser Welt (Apg 17,31); und seine Himmelfahrt bringt Ihn zu der Erwartung des einen Tages, wo „seine Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt werden sollen“ (Heb 1,13). Der Glaube schaut daher den gen Himmel aufgefahrenen Jesus als den Hohepriester, der im Himmel in Gnaden unser Fürsprecher ist, und der zu gleicher Zeit auf das Gericht seiner Feinde wartet.
Bei der Predigt des Evangeliums tritt das erste dieser Geheimnisse in den Vordergrund. Obwohl zwar stets erwähnt wird, dass der Mensch den Herrn der Herrlichkeit getötet hat, so ist doch der Tod des Herrn als des Lammes Gottes der Grund der Gnade, welcher in der Predigt hervorgehoben wird, während das, was die Mörderhände des Menschen vollbracht haben, kaum berührt wird. So sehr wir indessen Ursache haben, uns der ersten Wahrheit zu rühmen, so ist es doch ein beklagenswerter Mangel in den Seelen der Heiligen und in dem Zeugnis der Versammlung, wenn die Tatsache, dass der Herr durch Menschenhände getötet ist, nicht in ihrer Tragweite erkannt und behandelt wird. Im Himmel wird sie nicht vergessen werden. Das, was dort gegenwärtig geschieht, ist allerdings die Folge des Todes Jesu als des Opfers für die Sünde, sowie die Folge seiner Fürbitte als des Priesters; doch bald wird der durch Menschenhände bewirkte Tod des göttlichen Märtyrers, des Sohnes Gottes, den Handlungen des Himmels einen neuen Charakter verleihen.
Dieser Unterschied wird in der Schrift stets festgehalten. Der in Offenbarung 4 geöffnete Himmel trägt ganz andere Grundsätze und Tätigkeiten zur Schau, als der Himmel, welchen wir im Hebräerbrief geöffnet sehen. Sie sind ebenso sehr voneinander unterschieden, wie die beiden Gesichtspunkte, unter denen wir den Tod beschauen müssen, nämlich entweder als geschehen durch Menschenhand, d. h. durch uns, oder durch Gottes Hand, d. h. für uns. Sowohl im Hebräerbrief, als auch in der Offenbarung sehen wir einen Thron und einen Tempel im Himmel. Doch der Unterschied ist in die Augen springend. Im Hebräerbrief ist es der Thron der Gnade, in welchem alle unsere gegenwärtigen Bedürfnisse ihre Befriedigung finden; in der Offenbarung aber ist es der Thron des Gerichts, und zwar umringt von den Werkzeugen und Vollstreckern des Zornes und Grimmes Gottes. Im Hebräerbrief ist das Heiligtum oder der Tempel durch den Hohepriester unseres Bekenntnisses in Besitz genommen, welcher dort als Mittler eines besseren Bundes in der Kraft seines eigenen kostbaren Blutes dient, während aus dem Tempel der Offenbarung schreckliche Stimmen zur Vorbereitung des Urteils hervorgehen, und Blitze, Donner und Erdbeben vernommen werden. Dieser Tempel ist gleich jenem, den Jesajas gesehen mit Rauch angefüllt, so dass die Türschwellen bebten zum Beweis, dass der Gott, dessen die Rache ist, sich dort in seiner Herrlichkeit offenbarte (Jes 6).
Das in der Offenbarung in Betreff des Himmels dargestellte Bild ist höchst feierlich. Der Himmel ist hier der Platz der Macht, welche sich zum Gericht bereitet. Die Siegel werden geöffnet, die Posaunen geblasen, die Schalen geleert; alles birgt eine schreckenerregende Heimsuchung der Erde in sich. Der dort stehende Altar ist nicht der Altar des Hebräerbriefes, wo das himmlische Priestertum von dem Brods des Lebens isst, sondern ein Altar, welcher Feuer für die Erde liefert. Auch wütet dort ein Krieg, bis schließlich sich der Himmel für Ihn öffnet, dessen Name das „Wort Gottes“, dessen Gewand in Blut getaucht ist, und der ein Schwert in seinem Mund trägt, um damit die Völker zu schlagen.
Wahrlich, das ist der Himmel in einem ganz neuen Charakter. Die Entgegenstellung ist sehr treffend. Es ist nicht der Himmel, der jetzt durch den Glauben angeschaut wird – ein Heiligtum des Friedens, versehen mit allen Zeugnissen und Mitteln der Gnade, sondern ein Himmel, welcher uns erklärt, dass das Gericht zu seiner Zeit von dem Herrn, der jetzt in Gnade handelt, ausgeführt werden wird. Der Himmel ist jetzt der Platz der Gnade; am Tag der Offenbarung 4 wird er der Platz des Gerichts sein, bis wir am Schluss der Handlungen des ganzen Buches, in den Kapiteln 21 und 22, in den Himmel der Herrlichkeit gebracht werden.
Die Seele muss sich mit der ersten Wahrheit vertraut machen, dass das Gericht der Herrlichkeit vorangeht. Ich rede hiervon unter Bezugnahme auf die Geschichte Gottes mit der Welt. Der Gläubige ist vom Tod zum Leben hinübergegangen. Für ihn gibt es kein Gericht. Aber er muss wissen, dass bezüglich der Regierung Gottes über die Erde oder die Welt das Gericht der Herrlichkeit vorangeht. Das Königreich wird kommen mit dem Schwert oder der „eisernen Rute“, bevor es mit dem Zepter erscheint. Wenn der Sohn die Nationen als Untertanen annimmt, wird Er sie zuerst als Töpfergefäß zerschmettern. Der Alte der Tage sitzt auf dem von Feuerflammen umringten Throne, und die Bücher sind vor ihm geöffnet, bevor der Sohn des Menschen sich zu Ihm naht in den Wolken des Himmels, um Macht und Ansehen zu empfangen (Ps 2; Dan 6).
Dieses alles wird uns in der Schrift deutlich vor Augen gestellt. In Offenbarung 4 beschäftigt sich der Himmel – wenn ich mich so ausdrücken darf – mit einem neuen Gedanken, mit einem neuen Gegenstand. Es ist Christus als verworfen durch die Menschen, und nicht Christus als durch Gott zur Erlösung der Sünder aufgenommen. Darum werden Vorbereitungen getroffen, um das Böse, welches Jesus auf Erden erduldet hat, zu rächen und seine Rechte auf Erden zu verteidigen; mit anderen Worten: Gott beginnt dort, jene Handlungen und Taten zur Ausführung zu bringen, die Jesus, nach dem Gericht über seine Feinde, in sein Königreich einführen werden.
Der Herr Jesus beeilt sich indessen nicht, in dieser zweiten Eigenschaft, als der durch die Welt Verachtete und Verworfene handelnd aufzutreten; Er hemmt, so zu sagen, seine Schritte, bevor Er in dem Charakter der Offenbarung erscheint. Und in diesem Aufschieben der Gerichte und in diesem Verweilen auf dem Platz der Gnade erblicken wir wieder einen lieblichen Zug des Jesus, den wir durch den Glauben kennen. Wie langsam bewegte Er seine Schritte, als Er hienieden sein Urteil über Jerusalem aussprechen sollte! Ehe über seine Lippen die Worte kamen: „Dein Haus wird wüste gelassen werden“, hörte man Ihn sagen: „Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küchlein versammelt unter ihre Flügel!“ Er verweilte in den Ebenen hienieden, indem Er jede Stadt oder jedes Dorf in der Gegend in dienender Gnade besuchte, bevor Er auf dem Ölberg Platz nahm und die Gerichte und Verwüstungen aussprach, die über Zion kommen sollten (Mt 24,1). Von Ihm nun, der auf diese Weise so zögernd zur Gerichtsstätte schritt, steht geschrieben: „Er ist langmütig gegen uns, weil Er nicht will, dass irgendwelche umkommen, sondern dass alle zur Buße kommen“ (2. Pet 3).
Er ist derselbe Jesus hier auf Erden und dort im Himmel, wiewohl die Zustände verändert sind. Die Gnade, die während seiner irdischen Laufbahn in Ihm war, ist dieselbe, die nun im Himmel in Ihm ist. Wie trostreich und herrlich! Welch ein Glück, wenn wir in Wahrheit sagen können: „Wir kennen Ihn“! Der Glaube erkennt in Jesu im Himmel denselben, den er hienieden gekannt hat. Er, der Diener und Zeuge der Gnade Gottes bezüglich der Menschen, ist der, welcher einst der Träger der Feindschaft der Menschen gegen Gott war, und der sich Zugleich als der Gott der Rache offenbaren wird.
Aber wir entdecken noch mehr in diesem Jesus und zwar in unmittelbarer Beziehung zu unserer gegenwärtigen Betrachtung. Als Er auf Erden war, sah Er sich nach seinem Königreich um. Er zeigte sich der Tochter Zion als ihr König, der Sohn Davids. Er erschien als der, welcher von alters her durch die Propheten verheißen war und trat „sanftmütig und auf einer Eselin reitend“ in die Stadt. Schon zu Anfang war sein Stern, der Stern des königlichen Bethlehemiten im Morgenland erschienen, um die Heiden zum Thron Davids zu rufen, der in der Stadt Davids geboren war. Doch was Er damals suchte, hat Er nicht gefunden; „die seinen nahmen Ihn nicht auf“. Nichtsdestoweniger hat Er im Himmel dasselbe Verlangen nach seinem Königreich. „Ein gewisser Edelmann ging hin in ein fernes Land, um ein Reich für sich zu empfangen“ (Lk 19). Obwohl auf dem Thron des Vaters, denkt Jesus an sein Reich, sowie Er hier auf Erden daran dachte. Auch in diesem Charakter sind wir mit demselben Jesus in Gemeinschaft. Auf Erden war Jesus der König Israels und hatte großes Verlangen nach seinem Reich; doch durch seine Mitbürger verworfen, hat Er sein Königreich im Himmel empfangen. Zu seiner Zeit wird Er wiederkehren, um in der Nonne seines Heizens da zu herrschen, wo Er zu Anfang vergeblich sein Reich zu gründen gesucht hat. „Ich sah in diesem Gesicht des Nachts, und siehe, es kam einer in des Himmels Wolken, wie eines Menschen Sohn, bis zu dem Alten der Tage, und ward vor denselben gebracht. Der gab Ihm Gewalt, Ehre und Reich, dass Ihm alle Völker, Nationen und Zungen dienen sollten. Seine Gewalt ist ewig, die nicht vergeht, und sein Königreich hat kein Ende“ (Dan 7,13–14).
Doch wir entdecken noch mehr. Hier auf Erden war es der Wunsch Jesu, von seinen Jüngern gekannt zu sein. Er verlangte, dass sie, die armen Sünder, den Schleier, der seine Herrlichkeit verhüllte, mit ihren Blicken durchdringen sollten. Auch war es seine Wonne, sich in seiner Gnade dem Glauben offenbaren zu können, Der Glaube, der, gestützt auf die Person Jesu, in seinen Erwartungen keine Grenzen kannte und Ihm mit Freimütigkeit nahte, war Ihm köstlich. Der Sünder, der sich inmitten der Verachtung der Welt an Ihn klammerte und sich Ihm, ohne Vermittlung eines anderen, allein anvertraute, war Ihm stets willkommen. Die Seele, die mit Freimütigkeit seine Gegenwart und Gemeinschaft suchte, konnte stets der Erhörung versichert sein.
Jesus verlangte mit seinen Auserwählten eins zu sein – Er verlangte ein vollkommenes, persönliches und bleibendes Einssein. Er wollte bei dem Vater mit ihnen sowohl seinen Namen und die Liebe, in welcher Er stand, teilen, als auch die Herrlichkeit, deren Erbe Er war. Er suchte völlige Übereinstimmung. Er hatte das Bedürfnis nach Gemeinschaft, sowohl bezüglich seiner Freude, als auch seiner Leiden; und unmöglich können wir es ermessen, wie schmerzlich die Enttäuschung für sein Herz war, als Er dieses Bedürfnis nicht befriedigen konnte; ja schmerzlicher noch, als jene Enttäuschung, wo Er kam, um ein Königreich zu fordern, und es nicht empfing. „Könnt ihr nicht eine Stunde mit mir wachen?“ – das war die Sprache eines allein gelassenen, getäuschten Herzens.
Jesus begehrte, als Er auf Erden war. Seinen Thron mit den Seinen zu teilen. Er wollte nicht allein bleiben. Er wünschte seine Ehre und Herrschaft mit seinen Auserwählten zu teilen, sowie Er verlangte, dass sie an seiner Freude und an seiner Traurigkeit Teil nehmen sollten.
Wohlan, dieses alles findet Er in der Versammlung. Die Versammlung ist berufen, den oben angedeuteten Wünschen zu entsprechen und alles für Ihn zu sein, sei es jetzt im Heiligen Geist, oder später im Königreich; sie ist berufen, jetzt durch den Geist in seine Gedanken, in seine Liebe, in seine Freude und in seine Leiden einzutreten, und hernach in seiner Herrlichkeit zu erscheinen und auf seinem Thron zu sitzen.
Welch ein Geheimnis! Dass die Versammlung jetzt mit dem innewohnenden Geist beschenkt, und dass sie bestimmt ist, verherrlicht das Erbe seiner Herrschaft mit Ihm zu teilen, das ist die Erfüllung des innigen Wunsches des Herzens Jesu, des Sohnes Gottes. Er kam hier auf die Eide, um ein Königreich zu empfangen, und Er suchte die Sympathie der Seinen; aber sein Volk war nicht bereit. Seine Herrschaft anzuerkennen, und seine Jünger waren nicht fähig, jene Gemeinschaft mit Ihm zu verwirklichen. Doch jetzt empfängt Jesus ein Königreich im Himmel, und später kommt Er auf die Erde, um die Herrschaft zu übernehmen. Jetzt hat Er bereits Gemeinschaft mit den Seinen durch den Heiligen Geist, der in ihnen wohnt; und am Tag ihrer Vollendung wird ihr Lob vollkommen sein. Das Königreich wird seine Herrlichkeit und Freude ausmachen. Dasselbe wird genannt „die Freude des Herrn“; denn zu ihnen, die es mit Ihm teilen, wird gesagt werden: „Geht ein in die Freude des Herrn!“ Doch die Einheit, in welcher die Versammlung sich mit Ihm befindet, wird noch köstlicher sein; sie war hier sein höchster Wunsch und wird später sein reichster Genuss sein. Eva war für Adam ein größerer Schatz, als alle seine anderen Besitzungen.
Jesus hat ein Anrecht auf sein Königreich, und zwar zunächst wegen des Bundes oder des vor Grundlegung der Welt gefassten Ratschlusses Gottes, und dann weil es Ihm persönlich von Rechtswegen gehört. Er ist der vollkommene Mensch und darum hat Er ein Anrecht auf die ganze Schöpfung. „Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen in unserem Bild, nach unserem Gleichnis; und dass sie herrschen über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels, und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das auf der Erde kriecht“ (1. Mo 1,36). – Ferner wird Er das Reich in Besitz nehmen, weil Er in allem gehorsam gewesen ist, sowie wir lesen: „Und in seiner Stellung wie ein Mensch erfunden, hat Er sich selbst erniedrigt und ward gehorsam bis zum Tod, ja zum Tod am Kreuz. Deswegen hat Ihn Gott auch hoch erhoben, und Ihm einen Namen gegeben, der über jeden Namen ist, auf dass vor dem Namen Jesu sich jedes Knie der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen beuge.“ Auch wird Er als Folge des Anrechts, den sein Tod Ihm verleiht, das Königreich übernehmen; denn wir lesen: „Und durch Ihn alle Dinge mit sich zu versöhnen – da Er durch das Blut seines Kreuzes Frieden gemacht hat – durch Ihn, es seien die Dinge auf der Erde, oder die Dinge in den Himmeln.“ Und oben am Kreuz, auf welchem Er seinen Tod vollbrachte, standen die in den meist bekannten Sprachen der Welt geschriebenen und von der starken Hand Gottes unauslöschbar gemachten Worte: „Dieses ist Jesus, der König der Juden!“
Die Herrschaft über alle Dinge gehört also von Rechtswegen dem Sohn des Menschen kraft des ewigen Bundes, kraft seines persönlichen Anrechts, kraft der Rechte, die sein Werk, sein Gehorsam und sein Tod Ihm verliehen und – möchte ich hinzufügen – kraft des Rechtes der Überwindung; denn die Gerichte, die seinen Weg bis zum Thron bahnen und die alle Ärgernisse aus dem Königreich entfernen müssen, werden durch seine eigene Hand in Ausführung gebracht. „Erhebt, ihr Tore, eure Häupter, und erhebt euch, ewige Pforten, dass einziehe der König der Herrlichkeit. Wer ist dieser König der Herrlichkeit? Jehova, der Starke und Mächtige! Jehova, mächtig im Kampf!“
Welch starke Grundlagen sind also für die Herrschaft des Sohnes des Menschen gelegt! Jeder Anspruch erhöht die Herrlichkeit seines Namens. Wir sehen dieses in der Offenbarung. Niemand im Himmel oder auf Erden kann das Buch öffnen außer dem Lamm, das geschlachtet ist – der Löwe aus Juda. Er, der auf dem Thron sitzt, überreicht es Ihm sofort. Und die Versammlung in Herrlichkeit, die Engel und alle Kreatur in allen Teilen des großen Gebietes des Lammes Gottes rühmen seine Rechte und seine Hoheit. Und da seine Rechte, erwiesen durch tausende von Zeugnissen und Wundern, so sicher sind, so wird dieses auch bezüglich der Macht und des Reiches, worauf sie sich gründen, der Fall sein. In Jesus Christus, dem Sohn Gottes, sind – mögen wir Ihn als den „Herrn des Himmels“, oder als den „Sohn des Menschen“ betrachten – alle Absichten Gottes betreffs der Herrschaft über alle Dinge wiederhergestellt und bestätigt. Wir können bezeugen, dass, sowie „alle Verheißungen Gottes in Ihm Ja und Amen sind“, dieses auch bezüglich der Bestimmung der Menschen unter der Regierung Gottes seine volle Anwendung findet.
Dem Adam war die Herrschaft, dem Noah die Regierung, dem Abraham die Vaterschaft über die Gläubigen geschenkt. David hatte Urteile zu vollstrecken; Salomo repräsentierte das Königtum. In Christus werden alle diese Herrlichkeiten sich verewigen und ausstrahlen. In und unter Ihm wird die „Wiederherstellung aller Dinge“ stattfinden. Viele Kronen und viele Namen wird Er tragen. Sein Name „Herr“ in Psalm 8 und sein Name „König“ in Psalm 72 sind in ihrer Bedeutung verschieden. Jeder derselben bezeichnet eine besondere Herrlichkeit. Die Kronen sind verschieden, doch Ihm gehören sie. In Jesaja 9 wird Jesus auch „Ewig–Vater“ genannt. Er ist König und Zugleich Vater – Er ist der Salomo und der Abraham Gottes. In Ihm werden alle gesegnet sein; und vor Ihm wird sich jedes Knie beugen. Sowohl das Schwert oder die „eiserne Rute“, als auch das „Zepter der Gerechtigkeit“ wird in seinen Händen sein. Er wird richten mit David und herrschen mit Salomo.
Als Sohn Davids übernimmt Jesus die Macht, um dieselbe in einem Ihm gegebenen Gebiete der Herrlichkeit auszuüben. Als Sohn des Menschen handhabt Er diese Macht in einem ausgedehnteren Kreis. Er kommt in seiner eigenen Herrlichkeit, in der Herrlichkeit des Vaters und in derjenigen der heiligen Engel. Auch als der auferstandene Mensch nimmt Er die Macht in seine Hand. Dieses wird uns in 1. Korinther 15,23–27 gezeigt, und in dieser Eigenschaft hat Jesus auch seine besondere Ehre. Er wirft den Tod als letzten Feind unter seine Füße. Der auferstandene Mensch muss auch den Tod vernichten.
Die Herrlichkeit wird Christus unter verschiedenen Formen umringen und Ihm unter verschiedenen Charakteren eigen sein. Das Königreich selbst wird in seinem ganzen Wesen voll der Herrlichkeiten Christi sein, die, wenn auch in ihrer Art verschieden, in vollkommener Harmonie zu einander sein werden. Bereits hat das Kreuz ein Beispiel dieses vollkommenen Werkes zur Schau gestellt. Gnade und Wahrheit haben sich dort einander die Hand gereicht. Gott war dort „gerecht“ und „rechtfertigte dennoch den Gottlosen“; und dieses wird sich in den kommenden Tagen in voller Kraft erweisen. Sowie Gnade und Wahrheit, Gerechtigkeit und Frieden einander begegnet sind, so wird auch dereinst Autorität und Gehorsam, Segen und dennoch Herrschaft, ein Name von Majestät und aller Kraft, und Zugleich ein Name, der wie „ein Regen auf das Gras“ niederfallen wird, zusammen erkannt und gewürdigt werden. Sowohl die allgemeine Herrschaft des Menschen über den ganzen ausgedehnten Kreis der Werke Gottes, und die Ehre des Königtums betreffs der Herrschaft über alle Nationen, als auch die Gegenwart des „Ewig–Vaters“, um Segnungen auszustreuen, wird dann vorhanden sein. „Er heißt Wunder–Rat, Gott Held, Ewig–Vater, Friedefürst.“
Alles findet in dieser herrlichen und gesegneten Herrschaft des Sohnes Gottes seinen Zielpunkt, wiewohl der Weg dorthin durch ein Meer voller Bedrängnisse und selbst durch die Gerichte über die gegenwärtige böse Welt gehen wird. Gott selbst wird alles in Ordnung bringen. Die Menschen werden es nicht verhindern können, auch wenn sie sich anzuerkennen weigern, dass die Erde mit ihren Bewohnern der Eitelkeit unterworfen ist und Christus allein ihre Grundfesten stützt. Mit sicheren Schritten nahen jene Tage heran, wo die Ereignisse es denen, die es nicht glauben wollen, ans Licht stellen werden, dass alles, was nicht in dem „Bündlein der Lebendigen“ (1. Sam 25,29) miteingeschlossen ist, erschüttert werden wird.
Das Schwert und das Zepter dieses kommenden Tages sind gänzlich eins in ihrer Herrlichkeit. Denn das Schwert ist „trunken geworden im Himmel“ (Jes 34,5). Welch ein Ausdruck? Die Sonne wird verwandelt werben in Finsternis, und der Mond in Blut; die Kräfte der Himmel werden erschüttert werden; Finsternis wird unter seinen Füßen sein, und dicke Wolken werden Ihn begleiten am Schlacht Tage. Und die Macht davon wird sich zeigen in dem Keltertreten des Grimmes Gottes. Alles, was hoch und erhaben ist, die Fürsten und Gewaltigen, die Beherrscher der Finsternis, das Tier und der falsche Prophet, sowohl die Könige und Reichen der Erde, als auch der Drache, die alte Schlange, welche ist der Teufel und Satan – alle befinden sich dann unter den Feinden, an denen sich die Kraft der Gerichte erweisen wird.
Zeigt dieses Schwert nicht seine Herrlichkeit? Würde das Schwert Josuas oder Davids solche Siege davongetragen haben? Würden sich die Fürsten der Finsternis damit haben besiegen lassen? Würden „Tod und Hölle“ sich unterworfen haben? „Werdet ihr den Leviathan mit der Angel ziehen?“ Und in wessen Hand muss das Schwert sein, welches solche Heere zu vernichten vermag? Das Werk in jenen Tagen der Rache zeigt deutlich, wer der Überwinder ist. In allem – sowohl in seinen Handlungen, als auch in seinen Leiden – strahlt seine Herrlichkeit uns entgegen. Die Überwindungen dieses Gottes der Heerscharen haben von alters her stets denselben erhabenen Charakter gezeigt. Seine Krieger stellten die Herrlichkeit seiner Person zur Schau; und dieses werden sie stets tun. Darum steht von Ihm geschrieben: „Jehova ist der rechte Kriegsmann; Jehova ist sein Name!“ Diese Ausdrucksweise zeigt uns, dass die Kriegsführung des Herrn seine Souveränität, seinen Namen, seine Herrlichkeit und seine Person offenbaren. In Ägypten erfuhren die Götzen seine mächtige Hand, sowie sie dieselbe später unter den Philistern und in Babel fühlten. Dagon fiel vor der Bundeslade: Bel und Nebo wurden durch dieselbe Macht zu Boden geworfen.
Und wie das Schwert des Herrn, so hat auch das Zepter seine volle Herrlichkeit. Salomo war nur ein Vorbild. Die Regierung Noahs und die Oberherrschaft Adams verschwinden gegenüber der Regierung und Herrschaft Jesu. Das ganze Weltall wird Ihm unterworfen sein, sowohl die Schöpfung, als alle Nationen. „Singt Jehova ein neues Lied, singt Jehova, o ganze Erde! Singt Jehova, preist seinen Namen; verkündet seine Rettung von Tag zu Tag! Erzählt unter den Nationen seine Herrlichkeit, und seine Wunderwerke unter allen Völkern!“ Die unterwürfigen und gerechtfertigten Nationen von dem einen Ende des Himmels bis zum anderen werden unter dem Schatten dieses Zepters und in dem Licht dieses Thrones der Majestät wandeln. Es wird ein Bund sein zwischen den Menschen und den Tieren des Feldes. Die Wüste wird sich erfreuen, die Lämmer werden hüpfen wie Hirsche; der Mund der Stummen wird sich zum Lob öffnen. Die Sonne wird in diesem Reich nicht untergehen, noch der Mond sich zurückziehen; denn der Herr wird dort ein ewig leuchtendes Licht sein. Nichts auf dem heiligen Berge wird geschädigt oder verdorben werden; denn die Erde wird voll sein von der Erkenntnis der Herrlichkeit des Herrn.
Israel wird wieder aufwachen; seine Totengebeine werden lebendig werden. Die beiden Stücke von Juda und Ephraim werden wieder mit einander vereinigt sein. Von der Stadt wird gesagt werden: „Der Herr ist dort!“ von dem Land wird man sagen: „Dieses Land, das verwüstet war, ist wie ein Garten Eden geworden“; und es wird begrüßt werden mit den Worten: „der Herr segne dich, du Wohnung der Gerechtigkeit, du Berg der Heiligkeit!“
Die Heiden weiden zu einem richtigen Verständnis gebracht werden. Die unverständige Welt hat Ihn, ihren Schöpfer, nicht erkannt. Die Fürsten und Könige der Erde haben sich wider den Gesalbten Gottes erhoben; sie haben das Band zerrissen und ihre Torheit zur Schau gestellt. Aber ihr Verstand wird erleuchtet werden. Die Geschichte Nebukadnezars ist hiervon ein Beispiel. Die Vernunft dieses goldenen Hauptes – des großen Hauptes heidnischer Macht – kehrte zu ihm zurück, nachdem er zum Gericht während eines Zeitraums derselben beraubt gewesen war. Und von da an erkannte und verstand er die Herrschaft Gottes des Himmels.
Also wird auch bald die Welt nicht länger sein Zepter verkennen, sondern im Gegenteil Ihn, den sie einst so schändlich verworfen hat, anbeten und bekennen. Denn „Könige werden ihren Mund über Ihn zuhalten“ (Jes 52,15). Das tierische Herz wird von ihnen genommen und ein Menschenherz ihnen geschenkt werden. Nicht länger sollen sie durch den Ochsen, der seinen Herrn kennt, sowie durch den Kranich, die Turteltaube und die Schwalbe, die ihre Zeit merken, beschämt werden, sondern sie werden dann wie „Tauben zu ihren Fenstern stiegen“. – Ja, die ganze Schöpfung wird sich, gleich den Juden und Heiden, unter diesem göttlichen Zepter ergötzen. „Die Wölfe werden bei den Lämmern wohnen, und der Pardel bei dem Böcklein ruhen.“ Selbst das Land wird wieder den Segen des Früh– und Spätregens und die Arbeit des göttlichen Landmannes erkennen. „Du besuchst die Erde, gewährst ihr Überfluss, du bereicherst sie viel; Gottes Bach ist voll Wassers; du bereitest ihr Getreide, wenn du sie also bereitest.“
Welch ein Zepter! Ist seine Herrlichkeit nicht gleich der Herrlichkeit des Schwertes? Kann jemand anders als Christus eine solche Macht in Händen haben? Das, was Adam durch seinen Fall einbüßte; das, was Israel im Land der Verheißung verloren hat; das, was Abraham in seiner empörerischen und verworfenen Nachkommenschaft einbüßte; das, wessen sich das Haus Davids bezüglich des Thrones beraubt sah; das, was die Schöpfung selbst durch den verloren, der sie der „Knechtschaft des Verderbnisses unterworfen hat“, – ja, alles wird wiederhergestellt, aufgerichtet und offenbar werden am Tag des Sohnes des Menschen.
Nur „der Sohn“ kann solch ein Reich in Besitz nehmen. Bereits in dem ersten Teil unserer Betrachtung haben wir gesehen, dass die Kraft des vollbrachten Opfers in der Person des Schlachtopfers ruht. Der freie Zugang zum Heiligtum, welches damals völlig geöffnet wurde, gründet sich allein auf die Person des Hohepriesters und Mittlers, der sich dort befindet. Also können die Herrlichkeiten und Kräfte des zukünftigen Königreichs auch nur durch dieselbe Person ausgeübt, bedient und zur Schau gestellt werden. Der Sohn Gottes dient sowohl in den höchsten, wie in den niedrigsten Umständen – in Reichtum wie in Armut, in Ehre wie in Unehre, als Nazaräer wie als Bethlehemiter, auf Erden wie im Himmel, in einer Welt irdischer wie himmlischer Herrlichkeiten. Doch von Anfang bis zu Ende verkünden uns die verschiedensten Seiten und Veränderungen dieses großen Geheimnisses, wer Er ist. Der Glaube kümmert sich nicht darum, wo er Ihn schaut, und wo er Ihm folgt, sondern hat nur diesen einen glänzenden und unaussprechlich herrlichen Gegenstand vor Augen und fühlt tief jedes Wort, welches, selbst aus Unverstand, einen Flecken auf Ihn werfen könnte.
Doch wir müssen noch bei anderen Herrlichkeiten des kommenden Königreichs Jesu einen Augenblick verweilen.
„Der Zweite Mensch ist der Herr vom Himmel;“ und seine Erscheinung wird von einer Majestät begleitet sein, vor welchem jeder Glanz des Thrones Salomo erbleichen muss. Ja wahrlich, in seiner Gegenwart wird jeder Glanz verschwinden. „Und der Mond wird schamrot und die Sonne beschämt werden, wenn Jehova der Heerscharen regieren wird auf dem Berg Zion, und in Jerusalem und vor seinen Ältesten – Herrlichkeit“ (Jes 24,23). Sowohl himmlische, als auch wieder hergestellte irdische Dinge werden in seinem Reich sein. Adam besah den Garten Eden samt der anziehenden Schönheit der Fruchtbarkeit desselben; doch – was mehr als alles war – Gott, der Herr, wandelte mit ihm in dem Garten. Noah, Abraham und andere besaßen eine große Menge von Vieh; und dem Noah gab Gott die Herrschaft über die Erde; doch – was mehr war – sie empfingen Besuche von Engeln, ja sogar Gesicht und Besuche von dem Herrn der Engel. Das Land Kanaan war ein vortreffliches Land – ein Land, wo Milch und Honig floss; doch – was mehr als dieses war – die Herrlichkeit befand sich dort, und das Zeugnis der göttlichen Gegenwart war zwischen den Cherubim.
Also wird es sein am Tag der Offenbarung der Macht des Sohnes Gottes. Der Himmel wird den Schauplatz irdischer Schönheit ebenso gewiss mit einer neuen und ganz besonderen Herrlichkeit umstrahlen, wie Gott, der Herr, im Garten Eden wandelte, und wie die Engel vor dem Auge der Erzväter auf und nieder stiegen und selbst die göttliche Gegenwart im Heiligtum zu Jerusalem, in dem Land der Verheißung, geschaut wurde. Und nicht nur werden dann himmlische Besuche stattfinden, und nicht nur wird die Herrlichkeit vom Himmel offenbart werden, sondern alles wird einen neuen und äußerst schönen Charakter tragen. Die Erde wird Zeuge jenes wunderbaren, alles übertreffenden Geheimnisses sein, dass sie selbst aus ihrem Staub und ihrer Sklaverei eine Familie für den Himmel bereitet hat, welche in Herrlichkeit zu ihr zurückkehren wird und berufen ist, die derselben zuerkannte Macht und Autorität zu ihrem Segen ausüben. „Denn nicht Engeln hat Er den zukünftigen Erdkreis, von welchem wir reden, unterworfen. Es hat aber irgendwo jemand bezeugt und gesagt: Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, oder des Menschen Sohn, dass du auf Ihn siehst?“ (Heb 2,56)
Welch ein Band zwischen den höchsten und niedrigsten Dingen! „Der zweite Mensch ist der Herr vom Himmel.“ Die heilige Stadt wird, tragend die himmlische Herrlichkeit, aus dem Himmel herniedersteigen, und vor ihren Blicken wird die Regierung des Königreichs der Macht über die Erde ausgeübt werden. Und sicher wird dieses die Souveränität Adams und die Herrlichkeit Salomos weit überstrahlen.
Bei der Szene auf dem heiligen Berge in Matthäus 17, sowie bei dem königlichen Einzug in Jerusalem (Mt 21) wird diese Zukunft des Sohnes Gottes und „die zukünftige Welt“, sowohl im Himmel als auch auf der Erde, sinnbildlich dargestellt. Die himmlische Herrlichkeit strahlt auf den Berg hinab. Die Gestalt Jesu ist verändert. Sein Antlitz leuchtet wie die Sonne; seine Kleider sind weiß, wie das Licht; und Moses und Elia erscheinen mit Ihm in Herrlichkeit. Ebenso nimmt der demütige Jesus bei Gelegenheit seines Einzuges in die heilige Stadt einen Charakter von Majestät an. Er zeigt sich als der Herr der Erde und ihrer Fülle, und Zugleich als der Sohn Davids im Triumph. Er wird während eines Augenblicks auf dem Weg gesehen, welcher von Jericho nach Jerusalem führt, und zwar bekleidet mit seinen irdischen Rechten und Würden, sowie Er in einem anderen Augenblicke auf einem hohen Berge nur in seiner persönlichen, himmlischen Herrlichkeit erschienen war. Obwohl die Herrlichkeit der Himmlischen von derjenigen der Irdischen getrennt ist, so ist doch Jesus bei beiden feierlichen Gelegenheiten verherrlicht, und ist für etliche Augenblicke von dem niedrigen Pfad als der verworfene, verachtete Jesus, abgetreten. Diese Szenen waren vorübergehend, aber dasjenige, wovon sie das Unterpfand waren und was sie repräsentierten, wird in Kraft und Glanz an dem kommenden Tage der Herrlichkeit bleibend sein. Denn an diesem Tag wird die Erde voll sein der Herrlichkeit des Sohnes Gottes. Ja, diese Fülle ist es, welche ihr den Glanz und die Größe verleihen wird. So wie Er die Sonne der himmlischen Herrlichkeit, so wird Er auch der Herr der Erde und ihrer Fülle sein; und Zugleich der König Israels und der Völker. In der wunderbarsten Weise werden dann alle Sphären der Herrlichkeit in einander schmelzen: die untersten Teile der Erde und das, was weit über allen Himmeln ist. „Gott offenbart im Fleisch – aufgenommen in Herrlichkeit.“ Der zweite Mensch ist niemand anders, als „der Herr vom Himmel“.
Welche Geheimnisse, welche Ratschlüsse Gottes! Es sind Ratschlüsse, die in den verborgenen Jahrtausenden vor Grundlegung der Welt von Gott gefasst sind. Möchten doch die Liebe und die Anbetung unserer Herzen den Betrachtungen unserer Seele folgen! Ja, der Sohn, der von Ewigkeit her im Schoß des Vaters war, nahm Fleisch und Blut an und war im Schoß der Jungfrau. Als Sohn des Menschen – Gott offenbart im Fleisch – wandelte Er inmitten der schwierigsten Pfade dieses Lebens – Pfade, die im Tod am Kreuz ihren Ausgang hatten. Er verließ das Grab für die Herrlichkeit, die untersten Örter der Erde für den höchsten Platz im Himmel. Aber als die Sonne der Gerechtigkeit wird Er über der Erde aufgehen, und zwar bekleidet mit Glanz und Herrlichkeit, mit Ehre und Hoheit, um die zukünftige Welt zu erleuchten.
Jedoch gibt es noch ein anderes Geheimnis, das erfüllt werden muss, bevor der Schauplatz der Herrlichkeit, „die zukünftige Welt“, vorhanden sein wird. Die Versammlung muss im Himmel sein, wie ihr Herr bereits dort ist.
Der Weg der Versammlung ist derjenige eines unbeachteten Fremdlings. „Darum kennt uns die Welt nicht, weil sie Ihn nicht erkannt hat.“ Und wie ihr Pfad inmitten dieser Welt, so wird auch der Weg unbekannt sein, auf welchem sie von hier hinweggeführt werden wird. Alles, was sich auf die Versammlung bezieht, trägt den Charakter der Fremdlingschaft hienieden. Die Welt wird die Aufnahme der Versammlung in der Luft nicht wahrnehmen, sowie diese selbst die Zeit ihrer Aufnahme nicht kennt. Doch wissen wir, dass das neue Band, welches uns mit dem Himmel verbindet, geknüpft werden soll, ehe das Königreich oder „die zukünftige Welt“ offenbart werden wird. Die Heiligen werden den König begleiten, wenn Er mit dem Schwert des Gerichts in seinem Reich erscheint, um die Erde zu reinigen, damit Er mit dem Zepter des Friedens und der Gerechtigkeit regieren könne, wie Er verheißen hat. „Wer überwindet und meine Werke hält bis ans Ende, dem werde ich Gewalt geben über die Nationen, und er wird sie weiden mit einer eisernen Rute“ (Off 2,26–27).
„Und ich werde ihnen geben den Morgenstern.“ Diese Worte schließen etwas ganz Besonderes in sich. Die Sonne ist das Licht am Himmel, welches am meisten mit der Erde, mit den Werken und den Interessen der Menschen in Verbindung steht. Die Sonne beherrscht den Tag; der Mond und die Sterne herrschen über Nacht; aber der Morgenstern hat keinen Platz in diesem System. „Er hat den Mond gemacht zur Bestimmung der Zeiten; die Sonne weiß ihren Untergang. Du machtest Finsternis, und es wird Nacht; in ihr regen sich alle Tiere des Waldes: die jungen Löwen, die da brüllen nach ihrer Beute, und um von Gott zu suchen ihre Speise. Die Sonne geht auf – sie heben sich davon und lagern sich in ihre Höhlen. Der Mensch geht aus an sein Werk und an seine Arbeit bis an den Abend“ (Ps 104,19–23). In allen diesen Bestimmungen wild des Morgensterns nicht mit einem einzigen Worte gedacht. Schön und glänzend ist er, doch leuchtet er nur in einer einsamen Stunde. Die Kinder der Menschen haben sich niedergelegt; der Schlaf ist ihnen durch Gottes Gnade noch süß, während der Morgenstern bereits in der Luft blinkt.
Die Zeit, in welcher die Sonne scheint, ist die unsrige, oder mit anderen Worten! die Sonne ist die Freundin und Gefährtin der Menschen. Aber der Morgenstern ruft nicht also den Menschen an seine Arbeit. Er scheint in seiner eigenen Zeit – es ist weder Tag, noch Nacht. Das Kind, welches vor dem Anbrechen der Morgenstunde erwacht; der Mann, welcher vor der Sonne sein Lager verlässt; der Wächter, der die Nacht durchwacht hat, – diesen leuchtet der Morgenstern, sonst niemandem.
In der Sprache der Schrift bezeichnet die Sonne das Königreich. Wir lesen: „Der Herrscher unter den Menschen, der Gerechte, der Herrscher in Gottesfurcht; und er wird sein wie das Licht des Morgens, wie der Aufgang der Sonne, ein Morgen ohne Wolken“ (2. Sam 23,3–4; Mt 13,43; 17,4–5).
Haben wir daher nicht ein Licht zu erwarten vor dem Licht des Königreichs? Sind diese Zeichen am Himmel nicht für die bestimmten Zeiten gestellt worden? Gibt es keine Stimmen in diesen Sphären? Liegt nicht eben sowohl ein Geheimnis in dem Morgenstern, in der Stunde ihres einsamen Schemens, als auch in der Sonne, wenn sie über der Erde in ihrer Kraft aufgeht? Ist dieser Morgenstern nicht das Zeichen am Himmel von Ihm, dessen erstes Erscheinen nicht für die Welt, sondern für ein Volk sein wird, welches wartet auf die Ankunft eines Herrn vom Himmel? Die Hoffnung Israels, des irdischen Volkes, begrüßt „den Aufgang aus der Höhe“ (Lk 1,78). Aber die Versammlung bewillkommt den Morgenstern. „Ich bin die Wurzel und das Geschlecht Davids, der glänzende Morgenstern.“ „Und der Geist und die Braut rufen: Komm!“ Alles ist unser; und unter dieses alles gehört auch der Morgenstern unserer Verwandlung, um Jesu gleichförmig zu sein, sowie die aufgehende Sonne für den Tag unserer Kraft in Verbindung mit Jesu.
Und nachdem der Morgenstern für einen kurzen Augenblick geschienen hat, wird die Sonne zu ihrer bestimmten Zeit ihren Platz einnehmen. „Dann werden die Gerechten glänzen wie die Sonne in dem Reich des Vaters.“ „Und er wird sein wie das Licht des Morgens, wie der Aufgang der Sonne, ein Morgen ohne Wolken, wie vom Glanz nach dem Regen Grünes sprosst aus der Erde.“ „Latz sich freuen die Himmel und frohlocken die Erde! es brause das Meer und seine Fülle! Es juble das Gefilde und alles, was darauf ist! Dann werden jauchzen alle Bäume des Waldes vor Jehova; denn Er kommt, denn Er kommt, zu richten die Erde“ (Ps 96,11–13).
Es hat jemand gesagt: „Der Glaube hat eine Welt für sich selbst.“ O möchten wir doch mehr in der Kraft dieses Glaubens wandeln! Und diese Kraft liegt in dem Ernst und der Wärme, welche auch die Einfalt und Wirklichkeit des Glaubens zur Schau tragen. David und Abigail wandelten, als sie sich einander in der Wüste Paran begegneten, in jener Welt, die der Glaube für sich hat. Nach dem Augenschein und nach aller menschlichen Verurteilung war David damals ein Spielzeug in der Hand der Bösen. Er musste sich in den Höhlen und Schlupfwinkeln der Erde verbergen; seine Speise verdankte er einem reichen Mann. Aber der Glaube erblickte etwas anderes in David. Der hilfsbedürftige, verfolgte Flüchtling war in seinen eigenen Augen und in den Augen Abigails der künftige Herr des Königreichs und der Gesalbte des Gottes von Israel. Abigail beugte sich vor ihm nieder, als vor ihrem König; und er nahm mit königlichem Wohlwollen „ihr Angesicht an“. Der Vorrat, den sie brachte, ihr Brot und Wein, ihre Trauben und Feigen waren nicht ein Beweis ihrer dem bedürftigen David erwiesenen Wohltätigkeit, sondern die dem König David dargebrachte Steuer eines willigen Untertanen. Sie fand sich glücklich und geehrt, wenn sie auch nur seine Knechte bedienen konnte. Also kam sie bei dieser schönen Gelegenheit in eine andere Welt – das Zeugnis ablegend, dass der Glaube wirklich eine ihm angehörende Welt hat. Und diese Welt war für das Herz Abigails wichtiger als alle Schätze des Hauses Nabals. Die Wüste hatte für sie einen größeren Wert als die Herden und Felder des Berges Karmel, denn dort genoss sie im Geiste jene herrlichen Dinge, die der Glaube vor ihr Auge brachte.
Glückselig ist es, geliebte Brüder, wenn auch wir, geleitet durch den Glauben, in unsere eigene Welt eintreten und darin wandeln! Besaß nicht Noah solch einen Glauben, als er das Schiff baute, welches mehr für das Land, wie für das Wasser berechnet zu sein schien? Hatte Abraham nicht solch eine Welt im Auge, als er sein Land, seine Familie, sein Vaterhaus verließ? Und ruhten nicht auch die Blicke des Paulus auf einer solchen Welt als er sagte: „Unser Wandel ist in den Himmeln, woher wir auch als Heiland den Herrn Jesus Christus erwarten, der den Leib unserer Niedrigkeit umgestalten wird, dass er dem Leib seiner Herrlichkeit gelichförmig sei“? Und besitzen nicht auch wir bereits diese Welt, wenn unsere Seele durch den Glauben Zugang haben „zu der Gnade, in welcher wir stehen“? Diese Gnade ist jetzt der gegenwärtige, erquickende Ruheplatz des gereinigten und mit Blut besprengten Gewissens, sowie die glänzende Wohnstätte der Hoffnung, von wo aus diese hinausschaut nach der „Herrlichkeit Gottes“ (Röm 5,1–2). Wenig wird dieser Glaube noch genossen; aber dennoch ist er der unsrige; und inmitten unserer Schwachheit hat der Glaube nur den Sohn Gottes zu verherrlichen; denn inniger von Ihm zu genießen, ist geistlicher Fortschritt.
Am Schluss dieser Betrachtung, worin wir die „zukünftige Welt“ vor unsere Augen führten, wünschen ich noch hinzuzufügen, dass uns in dieser Zeit wenige Dinge so sehr auf dem Herzen liegen sollten, wie die Verwerfung Christi. Es ist sicher am Platz dieses hier zu sagen; denn ist Christus, wie wir behaupten, in der „zukünftigen Welt“ herrlich, so ist Er der Verworfene in „dem gegenwärtigen bösen Zeitlauf“. Doch dieses wird so leicht vergessen; und das ist der Wunsch des Fürsten dieses Zeitlaufs. Die Menschen richten unaufhörlich ihr Streben dahin, alle gesellschaftlichen, sittlichen und religiösen Zustände zu verbessern; und dieses alles dient nur dazu, um einen Christen, der nicht von dieser Welt ist, aus dem Auge zu verlieren. Nur der Glaube schaut einen verworfenen Christus und eine verurteilte Welt. Der Glaube erkennt, dass, wenn das Haus auch mit dem Besen gekehrt und geschmückt worden, es doch nicht durch den Hausherrn oder Besitzer verändert ist.
Es ist ein höchst erschütternder Irrtum, geliebte Brüder, wenn man Hand ans Werk legt, um die Welt zu verbessern und sie für Christus zuzubereiten. War David einmal, als es sich um das Tragen der Bundeslade handelte, in Betreff der Gedanken Gottes leichtfertig, so zeigte er bezüglich dieser Gedanken bei einer anderen Gelegenheit große Unwissenheit, als das Bauen eines Zedernhauses für die Bundeslade in Frage kam. Er trachtete dem Herrn eine feste Wohnstätte in einem verunreinigten, unbeschnittenen Land zu geben. Er irrte daher zum größten Teil deshalb, weil er die Reinheit der Herrlichkeit Gottes nicht kannte. Ebenso verhält es sich mit denen, die den Namen des Herrn Jesus Christus, des Sohnes Gottes, mit der Erde, so wie sie jetzt ist, und mit ihren Königreichen verbinden wollen. Wie aufrichtig das Verlangen ihres Herzens in diesem Punkt auch sein mag, wie dieses auch bei David der Fall war, so irren sie doch größtenteils deshalb, weil sie die Heiligkeit der Herrlichkeit des Herrn nicht kennen. Dieses ist eine Unterweisung, derer wir stets bedürfen. Noch ist der Sohn Gottes ein Fremdling auf der Erde; Er sucht nicht die Welt, sondern ein von der Welt auserwähltes Volk, das noch eine Zeitlang mit Ihm die Fremdlingschaft hienieden teilen soll, und zwar inmitten all der Eitelkeit und Ehrsucht, wodurch jetzt die Geschichte der Welt gekennzeichnet wird.
„Ihr aber seid es, die in meinen Versuchungen mit mir ausgeharrt habt; und ich verordne euch ein Reich, gleichwie es mir mein Vater verordnet hat.“ Schaut Ihn! Der unter uns gewohnt,
Der Schmach und Hohn getragen.
Schaut Ihn! Der droben herrlich thront,
Wird Schwert und Zepter tragen!