Botschafter des Heils in Christo 1871
Der Sohn Gottes - Teil 1/4
1 1.: „Der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist.“
Ich fühle die größte Abneigung, da wo uns die Liebe beseelen sollte, viele Worte zu machen und, fern von der Sphäre lebendiger Kraft, in den Kreis der Meinungen und Ansichten zu treten. Doch die Geheimnisse Gottes sind von höchst praktischem Wert, da sie uns zum Dienen Kraft darreichen, in den Prüfungen uns trösten und die Gemeinschaft der Seele befördern helfen.
Der Apostel spricht von sich und anderen als von „Dienern Christi“ und Zugleich als von „Verwaltern der Geheimnisse Gottes“ (1. Kor 4,1). Ebenso müssen auch wir. Jeder nach seinem Maß „Diener“ sein, d. h. Dienstknechts in aller praktischen, persönlichen Bereitwilligkeit und Unterwürfigkeit – geduldig, eifrig, dienstfertig in den Werken für andere. Jedoch müssen wir zu gleicher Zeit „Verwalter“ sein, und War Verwalter von „Geheimnissen“, indem wir die Einzelheiten der göttlichen Offenbarung unverfälscht und unverletzt bewahren. Die so genannten Männer der Wissenschaft nehmen diese Geheimnisse nicht an. Von jeher war das Kreuz ihnen eine Torheit; und die „Fürsten dieses Zeitlaufs“, die Männer der Philosophie, die sich selbst als Weise darstellten, kannten die „Weisheit Gottes in einem Geheimnis“ nicht. Aber dieses Geheimnis darf auf keinerlei Weise preisgegeben werden. Die Verwaltung ist unsere Aufgabe und „man sucht an den Verwaltern, dass einer treu erfunden werde.“
Das ununterbrochene und treue Zeugnis bezüglich der persönlichen Herrlichkeit des Sohnes Gottes ist der vornehmste Teil unseres hohen und heiligen Dienstes. Johannes wachte über diese Herrlichkeit mit einer ganz besonderen Eifersucht. Paulus gibt Vorschriften und ordnet Maßregeln an, wie ein zum Judentum sich neigendes, verderbliches Verlangen oder etwas dergleichen behandelt werden muss. Mit welchem Flehen behauptet und verteidigt er in dem Galaterbrief, wo die Einfachheit des Evangeliums ans Licht gestellt wird, diese Wahrheit, wie eindringlich und unumstößlich sind seine Beweise! In den Briefen Johannes hingegen ist alles in bestimmter Weise dargestellt. Hier wird alles abgewiesen und abgeschnitten, was nicht aus der „Salbung von dem Heiligen“ ist, welche sowohl den Sohn als den Vater lehrt, und welche, anstatt zuzugeben, dass „eine Lüge aus der Wahrheit ist“, vielmehr ausdrücklich sagt: „Ein jeder, der den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht.“ –
Dass die Verschiedenheit der Darstellungsweise welche die Weisheit des Heiligen Geistes zugelassen hat, ihren großen Wert hat, bedarf kaum der Erwähnung. Das Beobachten der Tage und Monate, sowie das Nichtessen des Fleisches sind Dinge, die geeignet sind, die volle Herrlichkeit und Freiheit des Evangeliums zu schmälern; aber sie müssen als Schwachheiten ertragen werden (Röm 14). Doch eine Geringschätzung der Person des Sohnes Gottes darf nimmer ertragen, ja selbst die geringste Nachgiebigkeit in dieser Beziehung nimmer geduldet werden. Eine Reise von Ägypten nach Kanaan würde an und für sich selbst noch keine wirkliche Pilgerfahrt gewesen sein. Mancher hatte denselben Weg zurückgelegt, ohne ein Fremdling und Pilger mit Gott zu sein. Und wäre die Reise auch von allen Schwierigkeiten und Mühsalen begleitet gewesen, die einer solch dürren, ungebahnten und unsicheren Wüste eigentümlich sind, so würde sie dennoch darum nicht eine göttliche oder himmlische Wanderung gewesen sein, und selbst dann nicht, wenn die Wanderer ein Leben voller Selbstverleugnung und Entbehrung mit jenem moralischen Mut ertragen hätten, der den Fremdlingen Gottes auf Erden geziemt. Um die Reise zu einer Pilgerfahrt des Israels Gottes zu machen, musste die Bundeslade in seiner Mitte sein, und zwar getragen von einem Volk, welches durch Blut aus Ägypten losgekauft war, und welches durch den Glauben seine Reise nach Kanaan unternahm.
Das war die Arbeit der Kinder Israel in der Wüste. Sie mussten die Bundeslade tragen, sie begleiten, sie schützen und heiligen. In mancher Hinsicht und bei vielen Gelegenheiten mochten sich ihre Schwachheiten offenbaren und eine Züchtigung nötig machen; jedoch sobald die bestimmte Arbeit – die Überwachung der Bundeslade – vernachlässigt wurde, war alles verloren. Und dieses hat stattgefunden. Sie nahmen auf die Hütte des Molochs und das Gestirn des Gottes Remphan. Das war eine Verachtung der Bundeslade Jehovas; und darum führte der Weg des Volkes Israel von Kanaan ab nach Babylon oder Damaskus (Amos 5 und Apg 7).
Und welche Bundeslade befindet sich jetzt in der Mitte der Heiligen, um sicher, heilig und ehrenvoll durch die Welt Wüste begleitet zu werden? Ist es nicht der Name des Sohnes Gottes? Dieses Geheimnis ist uns als den Verwaltern und Zeugen anvertraut. „Jeder, der übertritt und nicht bleibt in der Lehre des Christus, hat Gott nicht; wer in der Lehre des Christus bleibt, dieser hat beide, den Vater und den Sohn. Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht bringt, so nehmt ihn nicht ins Haus auf und sagt ihm keinen Gruß“ (2. Joh 1,9–10). Durch die Heiligen selbst muss die Scheidewand zwischen ihnen und denen, die den Namen Christi entehren, aufgerichtet werden.
Es ist die Absicht meines Herzens, den Herrn Jesus als den Sohn Gottes zu betrachten; und sicher wird unter seinem Beistand dieser Gegenstand uns zum Segen sein.
Wir sind getauft in dem Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Diese Worte schließen die ausdrückliche Erklärung des Geheimnisses der Gottheit in sich. Nach diesem Satz ist der Sohn eben sowohl eine göttliche Person, wie es der Vater und der Heilige Geist ist. Andere Stellen der heiligen Schrift offenbaren uns dasselbe Geheimnis – dass der Vater, der Sohn und der Heilige Geist drei Personen in einer göttlichen Herrlichkeit oder Gottheit sind; aber es geschieht dieses in einer verschiedenen Weise, und zwar auf einem mehr moralischem Gebiet. Sie stellen uns das Geheimnis in seiner Gnade und Kraft, sowie in seiner Anwendung auf unsere Bedürfnisse, auf unser Leben und auf unsere Auferbauung vor Augen. Vor allem ist dieses in dem Evangelium Johannes der Fall, indem uns in demselben das Geheimnis der Gottheit, wie es in den Worten der Taufe ausgedrückt ist, dargestellt und uns als den Heiligen für unser Verständnis, Herz und Gewissen gegeben wird, um es uns durch den Glauben und die Ausübung der Gemeinschaft zueignen zu können.
In Verbindung hiermit muss ich die Bemerkung machen, dass in Kapitel 1,14 die Heiligen als redend eingeführt werden gleichsam als unterbrachen sie die Mitteilung bezüglich der Herrlichkeit Jesu, um die große Wahrheit: „Das Wort wurde Fleisch“ durch ihr Zeugnis zu besiegeln. In dem sie beseelenden Feuer brechen sie in diesem Vers den Faden ihrer Betrachtung ab und verkündigen in einem Zwischensatz die persönliche Herrlichkeit Jesu, die sie angeschaut zu haben behaupten – „eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater.“ Und von diesem Eingebogen vom Vater wird kurz nachher (siehe V 18) gesagt, dass Er „in des Vaters Schoß“ sei, – Worte, die unser Herz hochschätzen sollte.
Ohne Zweifel wird der Herr in verschiedenen Beziehungen der „Sohn Gottes“ genannt. Er empfängt diesen Namen als geboren von der Jungfrau (Lk 1,35). Er ist es nach göttlichem Beschluss in der Auferstehung (Ps 2,7; Apg 13,33). dieses ist und bleibt wahr, wiewohl uns in Betreff seiner göttlichen Sohnschaft noch mehr offenbart wird. Er ist der Sohn, und dennoch hat Er den Namen des Sohnes empfangen (Heb 1,1–4). Matthäus und Markus erwähnen seiner als des Sohnes Gottes zuerst bei der Taufe. Lukas beginnt früher; er redet davon bei seiner Geburt. Doch Johannes geht noch weiter, selbst bis zur unermesslichen, unnennbaren Ferne der Ewigkeit zurück und verkündet seine Sohnschaft im Schoß des Vaters.
Jedenfalls stand die Einsicht in Bezug auf Jesus nicht überall auf derselben Höhe; und es gab verschiedene Maße des Glaubens hinsichtlich seiner Person bei denen, die zu Ihm kamen. So bezeugt z. B. Jesus selbst, dass der Glaube des Hauptmanns in der Auffassung der Herrlichkeit seiner Person weit erhaben über denjenigen war, den Er in Israel gefunden hatte. Doch dieses alles schwächt nicht die große Tatsache, dass Er, wie wir von Ihm lesen, der Sohn war in dem „Schoß des Vaters“ und „das ewige Leben, welches bei dem Vater war und uns offenbart ist.“
Geliebte! wir dürfen dieses vortreffliche Geheimnis nicht antasten. Wir sollten uns fürchten, das Licht jener Liebe zu dämpfen, wodurch unsere Herzen eingeladen werden, auf dem zum Himmel führenden Weg zu wandeln. Wir sollten – und dieses ist, wenn ich ihn aussprechen darf, ein noch tieferer und innigerer Gedanke – uns fürchten, irgendein Bekenntnis des Glaubens (oder besser gesagt des Unglaubens) zuzulassen, wodurch das Schoß des Vaters seines ewigen, unaussprechlichen Wohlgefallens beraubt werden würde, und worin gesagt würde, dass Gott die Wonne eines Vaters und dass unser Herr Jesus die Wonne eines Sohnes in jenem Schoß des Vaters nicht kenne, worin Er sich von Ewigkeit befand. Nein; hiermit kann ich mich nicht vereinigen? Wenn es, wie wir sicher wissen, Personen in der Gottheit gibt, müssen wir dann auch nicht wissen, dass Beziehungen zwischen ihnen bestehen? Können wir dieses Gedankens ermangeln? Wird dem Glauben nicht der Vater, der Sohn und der Heilige Geist offenbart: der Sohn als gezeugt, und der Geist als von dem Vater und dem Sohn gesandt? Jedenfalls. Die Personen in der Gottheit sind nicht voneinander unabhängig, sondern mit einander verwandt. Auch wird das Maß nicht überschritten, wenn wir behaupten, dass in dieser Verwandtschaft das große Urbild der Liebe, das gesegnete Vorbild aller gegenseitigen Liebe zu finden ist.
Würde ich mich mit der ungläubigen Vorstellung begnügen können, dass keine Personen in der Gottheit zu finden, und das Vater, Sohn und Geist nur verschiedene Lichtpunkte seien, in denen die eine Person dargestellt werde? Sicher würde dadurch der Grund des Evangeliums gänzlich unterwühlt werden. Oder würde ich mich mit dem ungläubigen Gedanken begnügen können, dass diese Personen in keiner gegenseitigen Beziehung zu einander ständen? Sicher würde dadurch die im Evangelium zur Schau gestellte Liebe gänzlich geknickt werden.
Es wurde einmal die Frage an mich gerichtet, ob Gott kein Vater gewesen sei, bevor das Kind Jesus in Bethlehem geboren wurde. Ja wahrlich. Er war es von aller Ewigkeit her. Von Ewigkeit her war der Schoß des Vaters ein Heiligtum, eingenommen durch den Sohn in der unbeschreiblichen Wonne des Vaters – der Zufluchtsort der Liebe, jener „unaussprechlichen Liebe, die – wie jemand einmal gesagt hat – die Herrlichkeit überstrahlt, indem die Herrlichkeit offenbart werden kann, nicht aber die Liebe.“
Viele Herzen mögen sich mit Gedanken dieser Art nimmer beschäftigt haben; aber dennoch dürfen die Gläubigen diese Wahrheit nicht antasten lassen. Sie dürfen nimmer ein solches Geheimnis der menschlichen Vorstellung preisgeben, sondern müssen es mit der Waffe des Glaubens gegen jeden Anfall der „Philosophie und des eitlen Betruges“ verteidigen. Als der Herr Jesus bezeugte, dass Er „Gottes Sohn“ sei, so fühlten es selbst die Juden sogleich, dass Er sich dadurch „Gott gleich machte“, so dass der Sohnes Name, anstatt eine untergeordnete und geringere Person darzustellen, in ihren Gedanken vielmehr eine Gleichheit behauptete. Ebenso behandelten sie Jesus bei einer anderen Gelegenheit als Gotteslästerer, weil Er in einem Gespräch, worin Er das Verhältnis des Sohnes zu seinem Vater Erklärte, sich selbst zu Gott machte (Joh 5 und 10). Sogar die Juden verurteilen also diesen durch die törichte Philosophie der Menschen eingeflößten, unheilvollen Gedanken des Unglaubens.
Die Worte: „Niemand kennt den Sohn denn nur der Vater“, sind ganz und gar geeignet, um jedes menschliche Urteil zum Schweigen zu bringen; und die Mitteilung, dass das ewige Leben uns offenbart ist, um Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn zu haben (1. Joh 1,1–2), zeigt unzweideutig das unschätzbare Geheimnis der Gottheit des Sohnes, der „das ewige Leben“ mit dem Vater hat. Auch wissen wir, dass geschrieben steht: „Der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat Ihn kundgemacht.“ Kann jemand, frage ich, Gott kundmachen, außer Gott selbst? in gewissem Sinn kann Gott beschrieben werden. Doch die Seele der Gläubigen kann nicht in solchen Beschreibungen Ruhe finden, wiewohl die Weisheit der Welt nichts anders kennt. Sie fordert keine Kundmachung oder Offenbarung in Betreff seiner, die Er selber nur geben kann. Ist nun, frage ich nochmals, der Sohn im Schoß des Vaters keine göttliche Person?
Das, was die Schriften uns über dieses Geheimnis mitteilen, kann nur verstanden werden durch den Glauben, dass der Vater und der Sohn in der Herrlichkeit der Gottheit sind, und dass sie, wiewohl einander gleich an Herrlichkeit, zu einander in Beziehung stehen. Er, der im Anfang bei Gott und selbst Gott war, war zugleich der „Sohn Gottes.“ „Gott erlaubt, dass – wie jemand einmal gesagt hat – viele Dinge Geheimnisse bleiben, vielleicht aus dem Grund, um auf diese Weise den Gehorsam des Verstandes auf die Probe zu stellen, denn Er fordert von uns eben sowohl einen Gehorsam des Verstandes, als einen Gehorsam des Lebens. Diese Unterwerfung des Verstandes unter Gott bildet einen Teil unserer Heiligung; und dieses ist etwas, das nur der Geist schenken kann. Er allem ist im Stande, die innere Empörung unseres Geistes, der die Dinge Gottes zu beurteilen sich anmaßt und die Annahme dessen, was er nicht begreift, verweigert – ein Ungehorsam und Hochmut, der nur in dem Hochmut und Ungehorsam Satans seines Gleichen findet – zur Ruhe zu bringen und in den Staub zu beugen.“ – das ist in der Tat eine heilige und passende Warnung für unsere Herzen! „Wer ist der Lügner“ – sagt der Apostel – „wenn nicht der, der da leugnet, dass Jesus der Christus ist?“ – Und unmittelbar darauf fügt er hinzu: „Dieser ist der Antichrist, der den Vater und den Sohn leugnet. Jeder, der den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht.“ – Das sind höchst ernste Ausdrücke des Heiligen Geistes. Und wie könnte eine Erkenntnis des Vaters gewirkt werden, als nur in dem Sohn und durch den Sohn? Wie anders könnte der Vater erkannt werden? Darum steht geschrieben: „Jeder, der den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht!“ ich kann durch den Geist der Kindschaft sagen: „Abba, Vater!“ – ein Dichter mag gesagt haben: „Denn mir sind auch sein Geschlecht!“ – aber Gott wird nicht als der Vater erkannt, wenn nicht der Sohn in der Herrlichkeit der Gottheit erkannt ist. Wir können, und zwar auf göttliche Autorität gestützt, völlig überzeugt sein, dass, wenn die Salbung, die wir von Ihm empfangen haben, in uns bleibt, wir auch in dem Sohn und in dem Vater bleiben werden.
Kann der Sohn gleich dem Vater geehrt werden, (Joh 5,23) wenn Er nicht in seiner Gottheit erkannt ist? Der Glaube an Ihn besteht nicht in dem Glauben, dass Er ein Sohn Gottes, dass Er der von der Jungfrau geborene, oder aus den Toten auferweckte Sohn Gottes ist, wiewohl dieses ohne Zweifel heilige Wahrheiten in Betreff seiner sind. Nein, der Glaube an Ihn besteht in dem Glauben an seine eigene Person. Ich weiß nicht, wie ich Jesus anders den „Sohn Gottes“ nennen könnte, wenn nicht durch den Glauben an seine göttliche Sohnschaft. Das uns gegebene Verständnis ist uns geschenkt, um „den Wahrhaftigen“ kennen zu können, indem wir „in dem Wahrhaftigen sind, nämlich in seinem Sohn Jesus Christus;“ – und diesen Worten wird hinzugefügt: „Dieses ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.“
Ist nicht die „Wahrheit“, wovon in dem zweiten Brief des Johannes die Rede ist, die „Lehre des Christus“, oder die Unterweisung, die wir bezüglich der Person des Christus durch den Heiligen Geist besitzen? Und ist in dieser Unterweisung nicht die Wahrheit in Betreff der Sohnschaft in dem göttlichen Wesen enthalten? Denn was wird uns dort gesagt? „Wer in der Lehre des Christus bleibt, dieser hat beide, den Vater und den Sohn.“ Vor dem aber, der diese Lehre nicht bringt, muss die Tür geschlossen werden. Derselbe Brief spricht auch von Ihm, als dem Sohn des Vaters – Worte, die nicht auf Jesus, als durch Überschattung des Heiligen Geistes von der Jungfrau geboren, angewendet werden können.
Doch ich gehe weiter und frage: Kann die Liebe Gottes gemäß der Schrift verstanden werden, wenn die Sohnschaft nicht erkannt wird? Verleiht nicht die Liebe ihren Charakter dieser Lehre? Wird auf diesem Grund keine Berufung an unser Herz gerichtet? „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gegeben, auf dass jeder, der an Ihn glaubt, nicht verloren sei, sondern ewiges Leben habe.“ Auch lesen wir: „Hierin ist die Liebe: nicht, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn gesandt hat als eine Versöhnung für unsere Sünden.“ – „Hierin ist die Liebe Gottes an uns offenbart worden, dass Gott seinen eingeborenen Sohn gesandt hat, in die Welt, auf dass wir durch Ihn leben.“ – „Und wir haben gesehen und zeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als Heiland der Welt.“
Verliert nun diese Liebe nicht gänzlich ihre unvergleichliche Herrlichkeit, wenn jene Wahrheit bezweifelt wird? Welche Antwort würden wir einem Menschen geben, der die Behauptung aufstellte, dass Er, den Gott nicht verschonte, sondern Ihn für uns alle dahingab, nicht sein eigener Sohn sei? Wie würden unsere Herzen zusammenschrumpfen, wenn wir hörten, dass unser Herr nur, weil von der Jungfrau Maria geboren, der Sohn Gottes sei, und dass die Worte: „Der auch seines eigenen Sohnes nicht geschont“, – in einem menschlichen und nicht in göttlichem Sinn aufgefasst werden müssten!
Wir müssen Sorge tragen, das teure Wort Gottes nicht nach menschlichen Vorurteilen abzuändern. Ging Abraham mit einem Knecht, mit einem Fremdling, oder mit jemandem, der nur in seinem Haus geboren war, zum Berg Moria? War es ein angenommener Sohn, mit welchem er diesen Weg antrat? War es nicht vielmehr sein eigener, sein einziger Sohn, den er so sehr liebte? – Wir wissen es alle. Und ich weiß nicht, wie ich von dem Sohn sprechen konnte, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat, (Gal 2,20) wenn ich Ihn nicht durch den Glauben als den Sohn, der in des Vaters Schoß war, als den Sohn in der Herrlichkeit der Gottheit empfangen darf. – Der Sohn ist der Christus. Gott hat in der Person des Sohnes das ganze Werk vollbracht, das für uns zu verrichten erforderlich war. Alles dieses hat Er getan in der Person Jesu. Darum sagen wir: „Jesus Christus, der Sohn Gottes.“ Der Eingeborene, der Christus, Jesus von Nazareth ist ein und derselbe. Unter diesen verschiedenen Benennungen nennen wir Ihn in der Herrlichkeit seiner, Person, in seinem Dienst und in seiner angenommenen Menschheit.
Wenn wir die Spuren des wundervollen Lebens Jesu von dem Schoß des Vaters an bis zu dem Augenblick verfolgen, wo wir in –Ihm den „Erben“ aller Hinge erblicken, welche Entdeckungen werden dann bezüglich seiner Person gemacht, Geliebte! Man lese in dieser Hinsicht Spr 8,22.31; Joh 1,1.3; Eph 1,10; Kol 1,13.20; Heb 1,1.3; 1. Joh 1,2; Off 3,14; – und man denke an Ihn, wie Er uns in diesen herrlichen Schriftstellen dargestellt wird. Man betrachte Ihn im Licht dieser verschiedenen Darstellungen, man schaue empor zu Ihm, auf den wir vertrauen, der alles Mi unsertwillen verlassen und solch einen Weg betreten hat und noch darauf vorwärtsschreitet, und dann frage man sich, ob man sich von Ihm oder von seinem Weg trennen könne? Er war in dem Schoß des Vaters – das ewige Leben mit dem Vater, Gott selbst und dennoch bei Gott. Im Ratschluss Gottes ward Er erhöht, noch bevor das geringste Teilchen des Erdenstaubes geschaffen war. Er war der Schöpfer aller Dinge in der ersten Ordnung und Schönheit, dann der Versöhner aller Dinge in ihrem Zustand der Sünde und des Verderbens, und wird schließlich der Erbe aller Dinge bei ihrer Wiederherstellung sein. Also schauen wir Ihn im Glauben an; also reden wir von Ihm. Wir sagen: Er war in dem Schoß des Vaters, in den Ratschlüssen Gottes von Ewigkeit her, in dem Mutterleib der Jungfrau, in dem Leiden in dieser Welt, in der Auferstehung aus den Toten, und Er ist in dem Himmel mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt, und mit Macht und Ehre bekleidet als der Erbe und das Haupt aller Dinge.
Man beraube Ihn des von Ewigkeit her eingenommenen Platzes im Schoß des Vaters, und man frage sich dann, ob man nichts bezüglich der Schätzung und Freude dieses teuren Geheimnisses, das von Ewigkeit zu Ewigkeit entfaltet wird, eingebüßt habe. Ich kann mir keinen Heiligen vorstellen, der solche Behauptungen aufstellen könnte. Auch kann ich mich mit keinem Glaubensbekenntnis vereinigen, das von meinem himmlischen Vater sagt, dass der, den Er für mich hingegeben, nicht sein eigener Sohn gewesen sei!
Wie lieblich ist es, den Herrn auf seinem ganzen Wege vom Schoß des Vaters an bis zum Thron der Herrlichkeit zu begleiten und anzuschauen! Und auf jeder Station dieser Laufbahn erblicken wir Ihn stets als den, der das ganze Wohlgefallen Gottes ausmacht. Er war das Wohlgefallen Gottes sowohl am Ende, wie im Anfang, jedoch mit dem Vorrecht und der Herrlichkeit, dass der in der gesegnetsten und wundervollsten Verschiedenheit die Wonne Gottes war.
Die Schrift setzt uns in den Stand, diesem allen zu folgen. Von der Freude, die Er genoss, als Er sich von Ewigkeit her im Schoß des Vaters befand, vermögen wir nicht zu reden. Der Schoß des Vaters war die „Zufluchtsstätte der Liebe“, und die Wonne, die diese Liebe begleitete, war ebenso unendlich, wie diese selbst. Aber als, Mittelpunkt aller göttlichen Tätigkeiten und als Grundlage aller Ratschlüsse Gottes war er eben sowohl die „Wonne Gottes“, als da, wo Er sich in dem ewigen Schoß des Vaters befand. In diesem Zustand und in diesem Charakter sehen wir Ihn in Sprüche 8,22–31. In dieser bewundernswürdigen Schriftstelle wird die Weisheit des Sohnes als der große Ursprung, Schöpfen und Erhalter aller Werke und Absichten Gottes dargestellt, sowie wir dieses auch in verschiedenen Schriftstellen des Neuen Testaments finden (Siehe Joh 1,2; Eph 1,9–10; Kol 1,15–17). In all diesen Stellen kann Er von sich selbst sagen: „Da war ich Schoßkind bei Ihm, und war Tag für Tag seine Wonne, spielend vor Ihm zu aller Zeit.“
Als die Fülle der Zeit gekommen war, hat der, Sohn Gottes, der von Ewigkeit her im Schoß des Vaters war, seinen Platz im Schoß der Jungfrau eingenommen. Wer kann dieses Geheimnis ermessen? Dennoch ist es also. Es war nur ein anderer Augenblick und eine neue Gelegenheit zur Wonne; – und die Engel kamen, um in ihrer schwachen Weise dieser Wonne Ausdruck zu geben und sie den Hirten auf Bethlehems Fluren mitzuteilen.
Ferner musste der Sohn seiner Liebe unter einer neuen Form eine andere Laufbahn betreten. Erniedrigt und unter dem Druck namenloser Leiden befand Er sich hier auf Erden; aber stets und ebenso ungeteilt, wie in den verborgenen Räumen der Ewigkeit, war Er der Gegenstand des unaussprechlichen Wohlgefallens Gottes. „Dieser ist mein geliebter Sohn, an welchem ich Wohlgefallen gefunden habe.“ – „Siehe meinen Knecht, den ich stütze, meinen Auserwählten, an dem, meine Seele Wohlgefallen hat.“ – das sind die Aussprüche des Vaters, die, während Er die Pfade hier auf Erden verfolgt. Seine unwandelbare Liebe verkündigen.
Und diese herrliche Stimme: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an welchem ich Wohlgefallen gefunden habe“, – wird sowohl auf dem heiligen Berge, als am Ufer des Jordans, sowohl am Tag der Verherrlichung, als bei der Taufe vernommen. Die Verherrlichung war das Unterpfand und das Sinnbild des Königreichs, sowie die Taufe der Eintritt in seinen Dienst und sein Zeugnis war. Ja dem Schoß des Vaters, wo Jesus sich befand, wurde – mochte das Auge Gottes den einsamen Pfad Jesu, des Knechtes auf der verdorbenen Erde verfolgen, oder mochte Er Ihn auf der Höhe des Königs der Ehren im tausendjährigen Reiche erblicken – immer dasselbe Wohlgefallen hervorgerufen. Gott findet während des ganzen Weges von Ewigkeit zu Ewigkeit sein vollkommenes Wohlgefallen in Ihm. Nirgends zeigt sich ein Stillstand in der Wonne Gottes, wiewohl diese Wonne verschieden war; stets zeigte sie sich, wie die Umstände auch wechseln mochten, in ihrer Fülle und ihrer Unveränderlichkeit. Jesus zeigte überall und von Ewigkeit zu Ewigkeit stets die vollkommenste Reinheit und Heiligkeit; Er war ebenso heilig unter dem Herzen der Jungfrau, wie in dem Schoß des Vaters, ebenso rein am Ende, wie beim Beginn seiner Laufbahn, ebenso vollkommen als Knecht, wie als König; eine unendliche Vollkommenheit kennzeichnete alles; und dasselbe Wohlgefallen ruhte auf allem.
Wäre die Seele nur tief von dem Gedanken durchdrungen, dass der hochgelobte Herr, wo und wie Er auch geschaut werden mag, stets derjenige ist, der von aller Ewigkeit her im Schoß des Vaters war, dann würden manche Einwürfe des Verstandes, die uns jetzt verunreinigen, verurteilt werden. Welch ein Gedanke! Er, der unter dem Herzen der Jungfrau lag, ist derselbe, welcher in dem Schoß des Vaters war. Jesajas hoher und erhabener Jehova auf seinem Thron – dieser Gott, den geflügelte Serafim anbeteten, war Jesus von Galiläa! Er war ebenso fleckenlos als Mensch, wie Er es war als Gott, ebenso unbefleckt, umhüllt von einem menschlichen Leib, wie Er es war im Schoß des Ewigen, ebenso rein inmitten der Befleckung der Welt, als damals, wo Er, noch ehe die Welt bestand, die Wonne des Vaters war! Sicher, wenn diese Herrlichkeit unseren Herzen offenbart ist, dann werden aufs Neue die Flügel das Antlitz bedecken und die Schuhe aufs Neue von den Füßen getan werden. Ich glaube, dass die göttliche Darstellung in dem ersten Briefe Johannes uns erkennen lässt, dass die praktische Gemeinschaft der Seele von der Art und Weise unserer Betrachtung des Sohnes Gottes abhängig ist. Denn in diesem Brief ist die Liebe in der Gabe des Sohnes offenbart; und wir erfreuen uns dieser Liebe. Wenn ich nun meine, dass der Vater, in der Gabe seines Sohnes nur den Samen des Weibes schenkte, dann ist die Sphäre, worin ich mich befinde, ohne Zweifel eine niedrige. Verstehe ich hingegen, dass der Vater den Sohn schenkte, der von Ewigkeit in seinem Schoß war, dann steigt meine Vorstellung von solch einer Liebe; und der Charakter der Gemeinschaft, worin ich mich befinde, ist erhöht.
Der Sohn, der eingeborene Sohn, der Sohn des Vaters hat „Sich selbst erniedrigt“, auf dass Er das Wohlgefallen Gottes im Dienst verlorener Sünder erfülle. Aber wird der Vater zulassen, dass Sünder, um derentwillen diese Erniedrigung erduldet wurde, darin eine Veranlassung finden, die Herrlichkeit des Sohnes zu vermindern? Das ist unmöglich, wie Johannes 5,23 uns sagt. Jesus hatte erklärt, dass Gott sein eigener Vater sei, „sich selbst Gott gleich machend.“ Wird Gott seine Worte bestätigen? Sicher, der Vater wird, wenn der Sohn nicht geehrt wird, keine Ehre für sich selber nehmen; denn wir lesen: „Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt auch den Vater nicht, der Ihn gesandt hat.“
Der Heilige Geist wurde durch den auferstandenen und verherrlichten Jesus den Seinen gegeben und ging von Ihm aus. Würde nun bei jemandem der Gedanke aufsteigen können, dass der Geist nicht früher der Geist in der göttlichen Dreieinigkeit war? Bei einem Gläubigen sicher nicht. Nun, ebenso verhält es sich mit dem Sohn. Er ward geboren durch die Überschattung des Heiligen Geistes und ward darum der Sohn Gottes geheißen; jedoch hat dieses nichts zu schaffen mit der unumstößlichen Tatsache, dass Er zuvor der Sohn in der Gottheit war.
Werfen wir nochmals einen Blick auf den ersten Brief Johannes. Er spricht dort zu „Vätern, Jünglingen und Kindern“ (Siehe Kap 2). Er unterscheidet sie in folgender Weise: Die „Väter“ sind solche, die „Ihn gekannt haben, der von Anfang ist.“ Sie bleiben in der „Lehre des Christus“ und haben „beide, den Vater und den Sohn.“ Die Salbung ist kräftig in ihnen, wenn ich mich also ausdrücken darf. Sie haben mit wahrer Andacht des Herzens auf die Offenbarung des Vaters durch den Sohn gelauscht (Joh 1,1–5). Da sie den Sohn gesehen haben, haben sie auch den Vater gesehen (Joh 14,7–11). Sie bewahren die Worte des Sohnes und des Vaters (Joh 14,21–33). Sie wissen, dass der Sohn in dem Vater ist, dass sie in dem Sohn sind, und der Sohn in ihnen ist. Sie sind keine Waisen (Joh 14,18–20). – Die „Jünglings“ sind solche, die „den Bösen überwunden haben“, – den Bösen, der die Welt antreibt, zu leugnen das Geheimnis des Christus (1. Joh 4,1–6). Jedoch befinden sie sich nicht in der festen, vollen Kraft dieses Geheimnisses, wie dieses bei den Vätern der Fall ist. Sie bedürfen der Ermahnung; darum warnt sie der Apostel vor allem, was in der Welt ist, wie sie bereits in der Überwindung über den Geist in der Welt stehen, der Christus leugnet. – Die „Kinder“ endlich sind solche, die „den Vater kennen.“ Jedoch sind sie noch junge Kinder und bedürfen der Warnung, der Belehrung und der Ermahnung. Ihre Erkenntnis des Vaters ist unvollkommen und nicht gepaart mit der Erkenntnis des Sohnes, der „von Anfang war“, wie dieses bei den Vätern der Fall ist. Darum warnt Johannes sie vor Antichristen und schildert diese als solche, die gegen die „Wahrheit“ oder gegen die „Lehre des Christus“ sind. Er belehrt sie, dass der, welcher den Sohn leugnet, auch den Vater nicht habe, dass, wenn die empfangene Salbung in ihnen bleibe, sie sicher, in dem Vater und dem Sohn bleiben würden, und dass das Haus Gottes von solcher Art sei, dass niemand, der nicht an jener Salbung Teil habe, darin bleiben könne. Zugleich erinnert er sie, dass die Verheißung, die der Sohn gegeben, das ewige Leben sei.
Diese Schriftstellen handeln also über die Person des Sohnes oder über die „Lehre des Christus;“ und die Unterscheidung als Väter, Jünglinge und Kinder hat nicht ihren Grund in dem christlichen Charakter, sondern in der Einsicht und Gemeinschaft derselben in Betreff dieser Wahrheit. Der Apostel hat in seinen Ansprachen nur den Sohn Gottes als das einzige Ziel vor Augen. Von Anfang bis zu Ende des Briefes finden wir nichts anders. Es ist das Blut des Sohnes, welches reinigt. Wir haben einen Sachwalter bei dem Vater, und dieser Sachwalter ist der Sohn. Es ist der Sohn, den die Salbung in uns bleiben lässt. Es ist der Sohn, der offenbart ist, um die Werke des Teufels zu zerstören. Es ist der Name des Sohnes, an den wir glauben müssen. Es ist der Sohn, der gesandt ist, um zu offenbaren, was Liebe ist. Es ist der Sohn, an welchen glauben der Sieg über die Welt ist. Es ist der Sohn, durch welchen Gott Zeugnis gibt. Es ist der Sohn, in welchem wir das Leben haben. Es ist der Sohn, der gekommen ist und uns das Verständnis gegeben hat. Es ist der Sohn, in welchem wir sind. Es ist der Sohn, der der wahrhaftige Gott und das ewige Leben ist. – dieses alles wird uns in diesem Brief über den Sohn Gottes verkündigt; es ist also der Sohn, der den großen Gegenstand dieses Briefes ausmacht; und die Väter, Jünglinge und Kinder werden durch den Apostel wegen ihrer Beziehung zu diesem Gegenstand unterschieden, und zwar, wie ich glaube, nach dem Maß, in welchem derselbe durch ihr Herz verstanden und begriffen wird. In dieser Weise ist alles in göttlicher und herrlicher Übereinstimmung. Hätten die erleuchteten Augen des Propheten Jesajas den Pfad Jesu, schreitend durch die Städte und Dörfer des jüdischen Landes, verfolgen können, so würde er sicher in fortdauernder Anbetung geblieben sein. Er hatte ein Gesicht von der Herrlichkeit Jesu empfangen. Er hatte den hohen und erhabenen Thron gesehen, während die Säume Jehovas den Tempel erfüllten und die geflügelten Serafim ihre Gesichter bedeckten, als sie in Jesu die Herrlichkeit Gottes erkannten. Er „sah seine Herrlichkeit und redete von Ihm“ (Jes 6 und Joh 12,41). Und eines solchen Anblicks bedürfen auch wir durch den Glauben an den Sohn Gottes, durch den Glauben an Jesus,–durch den Glauben an seinen Namen, durch das Anschauen seiner Person, durch die Vorstellung der Herrlichkeit, die hinter einem dichteren Vorhang, als dem eines Serafim–Flügels, verborgen war – nämlich hinter der Hülle des niedrigen und durch die Welt verworfenen Galiläers.
Zum Schluss möchte ich noch an das erinnern, was der Herr sagt in Bezug auf das „Speisen des Gesindes zur rechten Zeit“ (Mt 24,45–51, Lk 12). Wir müssen Sorge tragen, diese Speise nicht zu verderben. „So habt denn Acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher euch der Heilige Geist als Aufseher gesetzt hat, die Versammlung Gottes zu hüten, welche Er sich erworben hat durch das Blut seines eigenen“, sagt Paulus. „Hütet die Herde Gottes, die unter euch ist“, sagt Petrus. Die Versammlung oder die Herde Gottes muss aufwachsen mit „göttlichem Wachstum.“ Anbetungswürdige Worte!
Lasst uns denn, Geliebte, gegenüber den Anstrengungen des Feindes die Speise des Gesindes zu verderben, wachsam sein. Die Mitteilungen Johannes über den Sohn Gottes, sowie dieselben Mitteilungen des Paulus mit Bezug auf die Versammlung sind jetzt für uns die Speise zur rechten Zeit– und wir dürfen die durch Gott seinen Heiligen gegebene Nahrung nicht nach dem Geschmack menschlicher Beurteilungen zurichten. Das Manna muss gesammelt werden, sowie es aus dem Himmel kommt, und es muss nach Haus geschafft werden, um das pilgernde Heer mit der „Speise der Starken“ zu versehen.
„Und nun“ – sagt Paulus durch den Heiligen Geist – „befehle ich euch, Brüder, Gott und dem Wort seiner Gnade, welches vermag aufzuerbauen und euch ein Erbe zu geben unter allen Geheiligten“ (Apg 20,32). 2.: „Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns.“
In der uns in der Schrift gegebenen Geschichte des Fleisches und Blutes finden wir, dass durch die Sünde der Tod gekommen ist zu allen, deren Haupt und Repräsentant Adam war, ist gesagt worden: „Welches Tages du davon isst, wirft du des Todes sterben.“ In Bezug aber auf den verheißenen Samen des Weibes, der nicht durch Adam repräsentiert wurde, ist zur Schlange gesagt worden: „Du wirst Ihm die Ferse zermalmen.“ Der Tod dieses Samens sollte also ebenso außergewöhnlich sein, wie seine Geburt. Seiner Geburt nach musste Er der Same des Weibes sein; in seinem Tod musste Ihm die Ferse zermalmt werden. In der Fülle der Zeit ward Er, der Verheißene, „geboren von einem Weib.“ Der Sohn Gottes, der Heiligmacher, nahm Fleisch und Blut an; Er ward „das Heilige.“
Hatte der Tod ein Recht an Ihn? In keiner Weise. In Ihm, dem Gesegneten, war, wenn ich mich so ausdrücken darf, die Fähigkeit, dem göttlichen Beschlüsse, dass seine Ferse zermalmt werden sollte, zu entsprechen; dennoch aber war Er in keiner Weise dem Tod unterworfen. Dem Willen Gottes gemäß hat Er sich nach seinem eigenen Wohlgefallen mit den Worten übergeben: „Siehe, ich komme!“ Um Gott zu verherrlichen und dem Sünder Frieden zu bringen, hat Er „Knechtsgestalt angenommen“, und indem Er zu seiner Zeit „in Gleichheit der Menschen geworden ist, und in seiner Stellung wie ein Mensch erfunden“, hat Er den Weg der Selbsterniedrigung bis zum Tod fortgesetzt, „ja, bis zum Tod am Kreuz“ (Phil 2). 2
In diesem Weg sehen wir Jesus während seines ganzen Lebens. Er verbarg seine Herrlichkeit, die „Gestalt Gottes“ unter der „Gestalt eines Knechtes.“ Er suchte keine Ehre von Seiten der Menschen. Er ehrte den Vater, der Ihn gesandt hatte, und nicht sich selbst. Er wollte sich nicht der Welt offenbaren. Und dieses alles gehörte zu der Gestalt, die Er angenommen hatte und wird in vollkommener Weise in den Evangelien ans Licht gestellt.
Unter der Gestalt eines steuerpflichtigen Untertanen des Kaisers verhüllte Er die Gestalt des Herrn der ganzen Erde, der See und ihrer Fülle. Ihm, oder vielmehr dem Petrus, wurde die Steuer abgefordert, – zahlte Er sie nicht? Der Herr erklärte sich frei davon; jedoch um kein Ärgernis zu geben, entrichtete Er die Steuer für sich und seinen Jünger. Aber wer war dieser kaiserliche Untertan? Niemand anders denn Er, von welchem geschrieben steht: „Die Erde ist des Herrn samt ihrer Fülle.“ Denn Er gebietet einem Fisch im See, Ihm ein Geldstück zu bringen, um die kaiserlichen Einnehmer damit zufrieden zu stellen (Mt 17). Welch ein Beispiel jenes wunderbaren Geheimnisses, dass Er, der „in Gestalt Gottes war, es nicht für eine Beute hielt, Gott gleich zu sein, und Knechtsgestalt annahm!“ Welch eine Herrlichkeit bricht durch den Nebel angesichts dieses unscheinbaren, nur so im Vorbeigehen erwähnten Ereignisses! Es fand alles statt zwischen dem Herrn und seinem Jünger; aber es war eine Offenbarung der „Gestalt Gottes“, die durch die „Knechtsgestalt“ hindurch schimmerte. Die Fülle der Erde war Ihm in demselben Augenblick unterworfen, als Er den Römern zinsbar sein wollte. Bei einer anderen Gelegenheit erhöhte der unbeachtete Gast die Festfreude, nicht nur, als wäre Er selbst der Bräutigam, sondern als der Schöpfer von allem, was das Fest herrlich machte. Auch dort „offenbarte Er seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an Ihn“ (Joh 2).
Auch lesen wir von Ihm; „Er wird nicht streiten und nicht schreien; auch wird niemand seine Stimme auf den Straßen hören.“ Er wollte das zerstoßene Rohr nicht zerbrechen, sondern sich lieber entfernen. Und dieses alles geschah, weil Er „Knechtsgestalt angenommen hatte.“ Darum werden auch bei dieser Gelegenheit die Worte angeführt: „Siehe, mein Knecht, den ich erwählt habe“ (Mt 12).
Die Forderung der Pharisäer, Er möge ihnen ein Zeichen aus dem Himmel zeigen, war eine andere Versuchung, um sich selber zu erhöhen (Mt 16). Die Pharisäer versuchten Ihn, wie es der Teufel tat, als er Ihn aufforderte, sich von der Zinne des Tempels herabzustürzen, oder wie seine Brüder es taten, als sie sagten: „Zeige dich der Welt!“ Doch welche Antwort gab der vollkommene Knecht? „Es wird ihnen kein Zeichen gegeben werden, als nur das Zeichen Jona, des Propheten“ – ein Zeichen der Erniedrigung, ein Zeichen, dass der Fürst dieser Welt für den Augenblick die Oberhand über Ihn haben sollte, statt eines Zeichens der Unterwerfung der Welt unter Ihn.
Dasselbe sehen wir auf der Höhe und an dem Fuß des „heiligen Berges.“ Auf der Höhe war Er für das Auge seiner Auserwählten auf kurze Augenblicke der Herr der Herrlichkeit; am Fuß war es „Jesus allein“, ihnen gebietend: „Sagt niemandem das Gesicht, bis der Sohn des Menschen ans den Toten auferstanden ist“ (Mt 17).
Richten wir unseren Blick auf Jesus im Schiff während des Sturmes. Er lag dort gleich einem ermüdeten Arbeiter, in süßem Schlummer. Das war seine sichtbare Gestalt. Doch darunter war die „Gestalt Gottes“ verhüllt. Er erhebt sich, und als der Herr, der „den Wind in seine Hände fasst“ und „die Wasser in ein Kleid bindet“ (Spr 30,4), bestraft Er den See und stillt den Wind (Mk 4).
Zuweilen steht Er in den vollkommenen und mannigfaltigen Herrlichkeiten des Jehovas Israels vor unseren Augen. In früheren Tagen hatte der Gott. Israels den Geschöpfen des Meeres Befehl gegeben; und ein großer Fisch stand bereit, um Jona zu verschlingen und ihm für eine bestimmte Zeit zum Grab zu dienen. Ebenso erwies sich Jesus als der Herr der Fülle „dieses Meeres, das groß und ausgedehnt nach allen Seiten ist“ (Ps 104,25), als er eine „große Menge Fische“ in das Netz des Petrus rief (Lk 5). Sowohl „kleine als große Tiere“, die ihre Speise im Meer finden, erkannten also in früheren wie in späteren Tagen das Wort Jehovas – Jesus.
Der Gott Israels bediente sich, als der Herr der Fülle der Erde wie des Meeres, eines sprachlosen Tieres, eines Esels, um die Torheit des Propheten zu bestrafen. Doch mehr geschah noch, als die Bundeslade aus dem Land der Philister zurückgeführt wurde. Der Gott Israels zügelte die Natur der Tiere und ließ die Rinder, die vor den mit der Bundeslade beladenen Wagen gespannt waren, den richtigen und nächsten Weg nach Bethlehem einschlagen, wiewohl diese Fahrt mit ihrem Instinkt ganz im Widerspruch stand.
Der Herr Jesus handelte in der trefflichsten Offenbarung dieser Herrlichkeit und Macht. Auch Er, die wahre Bundeslade, musste heimwärts getragen werden. Am Ende seiner Geschichte brach der Tag an, dass Er, wie die Bundeslade in den Tagen Samuels, von dem Platz, wo Er sich befand, hinweg getragen werden musste. Er musste Jerusalem in Majestät besuchen. Es war eine Notwendigkeit, dass Er, der König Zions, in die königliche Stadt einzog; – und Er nimmt das Füllen einer lasttragenden Eselin und hält seinen Einzug in all der Würde und den Rechten des Herrn der ganzen Erde. Der Besitzer der Eselin muss der Forderung: „Der Herr bedarf ihrer!“ nachgeben; und – der Natur entgegen – „sogleich schickt er sie.“
Auf diese Weise ließ Jesus hier wieder die Herrlichkeit des Gottes Israels hervorschimmern. Wie dicht auch die Ihn überdeckende Wolke sein mochte, so war doch die darunter verborgen liegende Herrlichkeit unendlich. Es war die volle Herrlichkeit Jehovas. „Er hielt es für keine Beute, Gott gleich zu sein“, wiewohl „Er sich selbst zu Nichts machte.“ Der Glaube begreift diese verborgene Herrlichkeit; und die Liebe umringt sie wie eine feurige Mauer. „Wer fährt hinauf gen Himmel und herab? Wer fasst den Wind in sein? Hände? Wer bindet die Wasser in sein Kleid? Wer hat alle Enden der Welt gestellt? Wie ist sein Name und der Name seines Sohnes? Weißt du es?“ (Spr 30,4) – Wir wollen nicht versuchen, diesen Namen zu beschreiben; aber wie Moses, als Jehova an Ihm vorüberging, wollen auch wir lernen, unsere Häupter zur Erde zu neigen und anzubeten.
Es gibt der Beispiele viele, worin die Schrift uns zeigt, wie Jesus unter der „Gestalt eines Knechtes“ die „Gestalt Gottes“ verbirgt; und unter diese müssen auch jene Fälle zählen, wo Er sich vor Gefahren zu bewahren scheint oder sein Leben zu sicheren sucht.
Der Sohn Gottes kam in die Welt als der vollkommene Gegensatz dessen, der noch kommen wird, und von dem wir lesen, dass sich „die ganze Erde über ihn verwundert.“ Jesus sagte: „Ich bin gekommen im Namen meines Vaters, und ihr nehmt mich nicht an; wenn ein anderer kommt in seinem Namen, den werdet ihr annehmen.“ Und in Übereinstimmung mit diesen Worten tat Er sich wenn sein Leben bedroht wurde, nicht augenblicklich als ein Wunder für die Welt hervor, sondern im Gegenteil weigerte Er sich, ein solches Wunder in den Augen der Menschen zu sein. Er bildet also das große, hervorstrahlende Gegenbild von dem Kommenden, dessen tödliche Wunde heil werden soll, so dass die ganze Erde staunt und anbetet, und dessen Bild leben und sprechen wird, so dass alle, Große wie Geringe, sein Malzeichen an ihren Stirnen tragen werden. Der Sohn Gottes bildete mit diesem allen den vollkommensten Kontrast. Er kam in seines Vaters und nicht in seinem eigenen Namen. Er hatte das Leben in sich selber. Er war Ihm gleich, von dem geschrieben steht: „Der allein Unsterblichkeit hat.“ – Aber Er verbarg den Glanz göttlicher Majestät unter der Gestalt jemandes, der sein Leben durch die gewöhnlichsten Mittel zu schirmen trachtet. O wären unsere Herzen doch mehr mit Anbetung erfüllt! Der Antichrist, der nur in seinem eigenen Namen kommen wird, mag eine tödliche Wunde durch das Schwert empfangen und dennoch leben zum Erstaunen der Welt; – der Sohn Gottes flieht nach Ägypten, um dem Schwert zu entrinnen.
Unter dem Schleier der Erniedrigung lag eine Herrlichkeit verborgen, die gleich den Flammen des chaldäischen Ofens, umso mehr geeignet war, ihre Feinde in einem Augenblick vernichten zu können. Denn als die Stunde gekommen war, und die Macht der Finsternis „ihre Stunde“ haben sollte, „traten“ die Diener dieser Mächte in Gegenwart jener Majestät „zurück und fielen zu Boden;“ (Joh 18) – uns zeigend, dass Jesus eben sowohl ein freiwilliger Gefangener war, wie Er später ein freiwilliges Opfer wurde. 3 Richte in Verbindung hiermit deinen Blick auf Jesus bei der bereits erwähnten Gelegenheit in Matthäus 12. Fürchtete der Herr in diesem Augenblick die Bosheit der Pharisäer, und fühlte Er sich wie jemand, der für den Schutz seines Lebens Sorge tragen muss? Sicher nicht. Er setzte ohne Wanken und vollkommen seinen Weg als Dienstknecht fort. Er wollte nicht, wie ich bereits zu öfteren Malen angedeutet habe, sich einen Namen machen, der in der Welt geehrt war; sondern wollte durch seine Erniedrigung und seinen Tod einen Namen empfangen, der über alle Namen ist, – einen Namen, auf den die Nationen hoffen sollten (Phil 2; Röm 15).
Betrachten wir Ihn bei einer anderen Gelegenheit, wo das Schwert des Herodes zum zweiten Male drohte (Lk 13). Mit welcher Würde nimmt Er diese Drohung auf. Er verfolgt seinen Weg in dem Bewusstsein, dass, mochte der König auch die Schlauheit eines Fuchses mit der Macht eines Tyrannen vereinigen, nichts Ihn verhindern könne, seinen eigenen Pfad zu wandeln und das Werk zu vollenden, welches Ihm der Vater zu tun gegeben hatte. Und wir wissen, dass die Vollendung der Vollkommenheit, wovon Jesus hier spricht, nicht dadurch geschehen sollte, dass Herodes und die Juden einigermaßen die Oberhand über Ihn behielten, sondern durch die Übergabe seiner selbst, um der „durch Leiden zur Vollkommenheit gebrachte Anführer unserer Errettung“ zu sein. Bei derselben Gelegenheit erklärt Er, dass, wiewohl Er als Prophet in Jerusalem sterben werde, dieses geschehe, damit das Maß der Sünden Jerusalems gänzlich gefüllt werde. War Er doch zu aller Zeit der Gott Jerusalems gewesen, und hatte Er doch die geliebte Stadt seit Jahrhunderten in langmütiger Liebe getragen und in Schutz genommen, – was anders blieb ihr jetzt übrig, als Gericht und Verwüstung (Lk 13,31–35). Nochmals wiederhole ich: „Welche Herrlichkeit liegt hier verborgen unter der niedrigen Gestalt jemandes, der mit dem Zorn eines Königs bedroht wird, und Feindschaft und Schmach von Seiten seines Volkes ertragen muss!“
Doch will ich noch bei etlichen Fällen verweilen, die noch merkwürdiger sind. Betrachten wir Jesus in den ersten Tagen seines Dienstes in seiner eigenen Stadt. Hier wird wieder derselbe Grundsatz zur Schau gestellt; denn der Berg, auf dessen Spitze Nazareth erbaut war, ist in meinem Auge kein gefährlicherer Platz, als die Zinne des Tempels für Ihn gewesen war (Siehe Lk 4,9.29). Der Teufel dachte nicht, dass der Herr beim Herabstürzen sterben werde. Keineswegs. Er versuchte Ihn, wie er das Weib in Eden versucht hatte, damit er sich selbst verherrlichen und sich, wenn ich mich also ausdrücken darf, Gott gleichmachen sollte, wie er zu Eva gefasst hatte. Er trachtete die Grundsätze in Christus zu verderben, wie er sie in Adam verdorben hatte; er suchte den „Hochmut des Lebens“ als die Triebfeder seiner Handlungen in Ihm zu erwecken. Doch Jesus behauptete seine „Knechtsgestalt“. Er stürzte sich nicht hinab, sondern erwiderte in Unterwürfigkeit: „Du sollst Gott deinen Herrn nicht versuchen.“
Ebenso war es auf dem Berg von Nazareth. Der Hügel war nicht höher als die Zinne des Tempels. Jesus war auf dem einen Platze nicht mehr in Gefahr, als auf dem anderen. Er würde ebenso unbeschädigt geblieben sein am Fuß des Hügels, wie auf dem Boden des Tempels. Aber wie würde dann die Schrift erfüllt sein, die uns sagt, dass Er nicht gekommen, um sich selbst zu verherrlichen? Darum „durch ihre Mitte hindurchgehend, ging er hinweg.“
Es wäre sicher eine Vermessenheit, zu behaupten, dass Er dieses getan habe, um sein Leben in Sicherheit zu bringen. Dieser Gedanke würde im Widerspruch sein mit der Größe seiner Person– – „Gott offenbart im Fleisch.“ Zu öfteren Malen wurde Jesus in den Tagen seines Fleisches im Geist erquickt, wenn der Glaube seine hinter einem Schleier verborgene Herrlichkeit zu entdecken vermochte. Wenn der Sohn Davids, der Sohn Gottes, der Herr von Israel, oder der Schöpfer der Welt in dem erniedrigten Jesus von Nazareth durch den Glauben erkannt wurde, dann freute Er sich im Geist. Und also dürfen auch wir jetzt sagen, dass, wenn aufs Neue die Gestalt eines Dienstknechts unseren Gedanken vorgestellt wird, der Herr sich über die Heiligen freut, die seine hinter der Wolke verborgene Herrlichkeit entdecken.
Fußnoten
- 1 Dieser aus mehreren Teilen bestehende Aufsatz ist von dem Verfasser der „Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus in seiner Menschheit.“ Möge der Herr den köstlichen Inhalt an unseren Herzen segnen, damit wir unseren teuren Herrn und Heiland mehr und mehr kennen lernen, und unsere Gemeinschaft mit Ihm immer inniger werde.
- 2 Wäre Jesus nicht „Gott gleich gewesen“, dann hätte Er dieses nicht tun können. Denn jedes Geschöpf, jeder, der weniger als Gott ist, ist dadurch bereits ein Knecht seines Schöpfers. Ein Jude konnte freiwillig der Knecht eines anderen Juden werden – ein Knecht mit durchbohrtem Ohr (4. Mo 21). Doch sein Geschöpf kann freiwillig ein Knecht Gottes sein, da alle Geschöpfe Gottes bereits pflichtschuldig Knechte Gottes, Knechte ihres Schöpfers sind.
- 3 Wenn ich bedenke, wer er war; – der Same des Weibes, der Sohn Gottes, der Eingeborene, der von Ewigkeit her im Schoß des Vaters war, Gott offenbart im Fleisch; – wenn ich dabei bedenke, dass der Tod, unter welcher Form er sich auch zeigen mochte, keine Macht über Ihn hatte, dann kann ich keinem anderen Gedanken Raum geben. Auch auf das von Jesu angenommene Fleisch und Blut hatte der Tod kein Anrecht, weil keine Sünde darin war. Der Tod konnte Ihn nicht antasten, es sei denn, dass Er sich demselben freiwillig unterwarf. Unsere Seele sträubt sich mit aller Macht gegen die Vorstellung, dass Er sein Leben im gewöhnlichen Sinne des Wortes irgendwie zu retten getrachtet habe.