Botschafter des Heils in Christo 1871
Die Wiederherstellung
Eine sorgfältige Betrachtung dieser Verse wird uns in den Stand versetzen, in denselben drei verschiedene Wiederherstellungsarten zu entdecken, nämlich eine Wiederherstellung des Gewissens, eine Wiederherstellung des Herzens und eine Wiederherstellung der Stellung.
1. Die Wiederherstellung des Gewissens ist von höchster Wichtigkeit. Es ist durchaus unmöglich, den Wert eines guten, reinen, fleckenlosen Gewissens zu überschätzen. Ein Christ kann nicht weiterkommen, solange noch ein einziger Flecken auf seinem Gewissen haftet. Er muss vor Gott mit einem reinen Gewissen wandeln – mit einem Gewissen ohne Flecken und Runzel. Welch ein kostbarer Schatz! Möge der Leser sich stets dessen erfreuen!
Es ist völlig einleuchtend, dass Petrus in der rührenden Szene „am See Tibenas“ ein solch gutes Gewissen besaß. Und dennoch war er kurze Zeit vorher in eine schreckliche, schändliche Sünde gefallen. Er hatte seinen Herrn mit einem Eid verleugnet; aber er war wiederhergestellt. Ein Blick von Seiten Jesu hatte die tiefen Brunnen seines Herzens aufgebrochen und eine Flut von Tränen seinen Augen entlockt. Und dennoch waren es nicht die Tränen, – sondern die Liebe, die diese Tränen hervorlockte, war es, welche den Grund zur gänzlichen Wiederherstellung seines Gewissens bildete. Es war die unwandelbare, unendliche Liebe des Herzens Jesu, sowie die göttliche Kraft des Blutes Jesu und die alles vermögende Macht seiner Fürbitte, welche dem Gewissen des gefallenen Jüngers die Kühnheit und jene Freimütigkeit verlieh, die uns in der vorliegenden, höchst denkwürdigen Geschichte so schön vor Augen gestellt wird.
Wir sehen hier in dem letzten Kapitel des Evangeliums Johannes den auferstandenen Herrn, wie Er über seine armen, törichten, schwachen und irrenden Jünger wacht, wie Er gleichsam ihren Pfad umschwebt, wie Er sich ihnen in der mannigfachsten Weise darstellt, wie Er eine Gelegenheit sucht, um ihre Notdurft zu stillen und wie Er sich ihren Herzen in vollkommener Gnade zu erkennen gibt. Gab es dort eine Träne zu trocknen, eine Schwierigkeit zu beseitigen, eine Furcht zu stillen, ein beunruhigtes Herz zu besänftigen, ein durch Unglauben verzagtes Gemüt wiederherzustellen? Der Herr Jesus war gegenwärtig, um in der ganzen Fülle und Mannigfaltigkeit seiner Gnade all diesen Dingen zu begegnen. Auch in diesem Augenblick, als die Jünger unter der Führung des Petrus eine ganze Nacht in fruchtloser Arbeit zugebracht hatten, ruhte sein Auge auf ihnen. Er wusste alles in Betreff der Finsternis, der Arbeit und des leeren Netzes; und Er stand am Ufer, um ein Feuer für sie anzuzünden und für sie ein Mahl zuzubereiten. Ja, derselbe Jesus, der am Kreuz gestorben war, um ihre Sünden weg zu nehmen, stand jetzt am Ufer, um sie nach ihrer mühevollen Arbeit zu erfrischen, sie um sich zu versammeln und alle ihre Bedürfnisse zu stillen. „Kindlein, habt ihr etwas zu essen?“ Diese Frage enthüllte die ganze Fruchtlosigkeit ihrer nächtlichen Arbeit. „Kommt her, frühstückt!“ Das war der rührende Ausdruck der zärtlichen, für alles sorgenden Liebe des auferstandenen Heilands.
Aber verweilen wir einen Augenblick bei dem Anschauen eines gänzlich wiederhergestellten, gereinigten Gewissens, welches uns in Petrus vor Augen gestellt wird. „Da sagte jener Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr! Simon Petrus denn, als er hörte, dass es der Herr sei, umgürtete sich mit dem Oberkleid, (denn er war nackend) und warf sich in den See.“ – Unmöglich konnte er warten, bis das Schiff am Ufer war; ein brennendes Verlangen zog ihn zu den Füßen seines auferstandenen Herrn. Anstatt zu Johannes und den anderen Jüngern zu sagen: „Ihr wisst, wie schändlich ich gefallen bin; und obgleich ich seit jener Zeit den Herrn gesehen und aus seinem Mund die Worte: ‚Friede euch!‘ vernommen habe, so fühle ich doch, dass es für einen, der so tief gefallen ist, geziemend ist, sich zurückzuhalten und nachher zu folgen“, – stürzt er sich mutig in den See, als wollte er sagen: „Ich muss zuerst zu den Füßen meines auferstandenen Herrn liegen; denn niemand hat solch einen Anspruch auf Ihn, als ich armer, gestrauchelter und gefallener Petrus.“
Nicht wahr? Das war ein völlig wiederhergestelltes Gewissen – ein Gewissen ohne einen einzigen Flecken – ein Gewissen, das sich wärmte in den Sonnenstrahlen einer unveränderlichen Liebe. Das in Christus gesetzte Vertrauen war unbewölkt; und das war – wir dürfen es kühn behaupten – dem Herzen Jesu angenehm. Die Liebe liebt es, wenn man ihr vertraut. Mögen wir uns dessen stets erinnern. Man bilde sich nicht ein, dass man Jesus ehrt, wenn man fern auf dem Grund der Unwürdigkeit seinen Standpunkt einnimmt; und dennoch ist es so schwer für jemanden, der gefallen oder abtrünnig geworden ist, das Vertrauen zu der Liebe Christi wieder zu erlangen. Ein solcher kann deutlich erkennen, dass ein Sünder, wie groß und mannigfaltig dessen Sünden auch sein mögen, stets dem Herrn Jesus willkommen ist; aber er denkt, dass die Sache eines abtrünnigen oder strauchelnden Christen eine ganz andere sei. Sollten indessen diese Zeilen von jemandem gelesen werden, der abtrünnig geworden oder gefallen ist, so können wir ihm die unmittelbare Rückkehr zu Jesu nicht ernst genug aus Herz legen. „So kehrt nun wieder, ihr abtrünnigen Kinder, so will ich euch heilen von eurem Ungehorsam.“ – Und was ist die Antwort auf diesen feierlichen Zuruf? „Siehe, wir kommen zu dir; denn du bist der Herr, unser Gott.“ – „Willst du zurückkehren, Israel, spricht der Herr, so kehre zu mir zurück“ (Jer 3,22; 4,1). – Die Liebe des Herzens Jesu kennt keinen Wechsel. Wir verändern uns oft; aber Er ist „gestern und heute und in alle Zeitalter derselbe“. Wir ehren Ihn durch unser Vertrauen. Das Vertrauen des Herzens des Petrus war ein reicher Genuss für das Herz Jesu. Es ist sicher höchst traurig, zu fallen, zu irren und abtrünnig zu werden; aber noch trauriger ist es, wenn wir, nachdem wir gefallen sind. Seiner Liebe misstrauen nachdem wir gefallen sind, Seiner Liebe misstrauen und seine gnadenreiche Bereitwilligkeit leugnen, mit der Er uns wieder an seinen Busen ziehen will.
Geliebter Leser! Bist du gefallen? Bist du auf Irrwege geraten? Bist du abtrünnig geworden? Hast du verloren das süße Gefühl des göttlichen Wohlgefallens, das glückselige Bewusstsein der, Annahme von Seiten Gottes? Wenn dieses der Fall ist, was hast du dann zu tun? Was anders, als einfach zurückzukehren? Es ist das Wort Gottes, welches sich speziell an den Abtrünnigen richtet. Es fordert die Rückkehr zum Selbstgericht und zu dem glückseligen Vertrauen in die grenzenlose, unwandelbare Liebe des Herzens Christi. Lass dich nicht durch deinen eigenen Unglauben in der Ferne zurückhalten. Du darfst das Herz Jesu nicht nach deinem eigenen Herzen abmessen. Lass Ihn selbst es dir sagen, was in seinem Herzen gegen dich ist. Du hast gesündigt, du hast gefehlt, du hast dich abgewandt; du fühlst die Schande und wagst es kaum, deinen Blick zu Ihm empor zu heben, den du so sehr betrübt und verunehrt hast. Auch wird Satan dir die finstersten Gedanken eingeben; denn er möchte dich gern zurückhalten fern von dem gepriesenen Heiland, welcher dich mit einer ewigen Liebe liebt. Aber richte deinen Blick auf das Blut, auf die Fürbitte und auf das Herz Jesu, um eine triumphierende Antwort auf alle die schrecklichen Einflüsterungen des Feindes und auf alle die ungläubigen Bemerkungen deines eigenen Herzens zu erhalten. Lass daher nicht eine einzige Stunde vergehen, ohne jegliche Frage zwischen deiner Seele und Christus gänzlich in Ordnung gebracht zu haben. „Kehrt wieder, ihr abtrünnigen Kinder!“ – „Kehrt zu mir!“ spricht der Herr.
2. Jedoch muss das Herz eben sowohl wiederhergestellt werden, wie das Gewissen. Mögen wir dieses nie außer Acht lassen. Oft ist es in der Geschichte der Seelen der Fall, dass bezüglich gewisser Handlungen, deren wir uns schuldig gemacht haben, unser Gewissen vollkommen rein ist, dass aber die Wurzeln, aus welchen jene Handlungen hervorgingen, durchaus nicht erreicht sind. Die Handlungen erscheinen auf der Oberfläche des tagtäglichen Lebens; aber die Wurzeln sind in der Tiefe des Herzens, verborgen, vielleicht uns selbst und anderen unbekannt, aber gänzlich bloß vor dem Auge dessen, mit dem wir zu tun haben.
Diese Wurzeln aber müssen durchaus erreicht, bloßgestellt und gerichtet werden, bevor unser Herz in einem richtigen Zustand vor dem Angesicht Gottes ist. Blicken wir auf Abraham. Er setzte seinen Weg fort mit einer gewissen Wurzel im Herzen – einer Wurzel ungläubiger Sorge bezüglich seines Weibes Sara. Dieses Ding verleitete ihn bei seiner Wanderung nach Ägypten zu einer Lüge; und obwohl sein Gewissen wiederhergestellt war und er zu seinem Altar in Bethel zurückkehrte, so wurde die Wurzel doch erst nach Jahren bei Gelegenheit seines Zusammentreffens mit Abimelech, dem König von Gerar, erreicht.
Alles dieses ist sehr ernst und von praktischer Wichtigkeit und findet sowohl in Petrus, als auch in Abraham seine Erläuterung. Aber in welch einer außerordentlich zarten Weise sucht der Herr Jesus die Wurzeln in dem Herzen seines teuren und geehrten Dieners zu erreichen. Die Worte: „Als sie nun gefrühstückt hatten“, zeigen uns, dass der Herr bis zu diesem Augenblick in keiner Weise auf das Vergangene angespielt und nichts gesprochen hatte, was das Herz des Petrus hätte verwunden oder eine Wolke über dessen Geist bringen können, während derselbe mit einem wiederhergestellten Gewissen mit einer Liebe am Festmahl saß, die keinen Wechsel kennt. Das charakterisiert die Handlungen Gottes mit allen seinen Heiligen. Das Gewissen ist in der Gegenwart der unendlichen, ewigen Liebe in Ordnung gebracht, bevor die entfernteste Anspielung auf die Wurzeln der Dinge in dem Herzen gemacht wird. Als sich Petrus in dem völligen Vertrauen eines wiederhergestellten Gewissens zu den Füßen Jesu warf, war er berufen, auf die gnadenreiche Einladung zu lauschen: „Kommt her, frühstückt!“ Aber „als sie nun gefrühstückt hatten“, nahm Jesus, so zu sagen, den Petrus besonders zu sich, um das Licht der Wahrheit in seine Seele strömen zu lassen, damit er in demselben die Wurzel unterscheiden könne, aus welcher sein Fall entsprungen war. Diese Wurzel war Selbstvertrauen, welches ihn verleitet hatte, sich über seine Mitjünger zu überheben, indem er gesagt: „Und wenn sich auch alle an dir ärgern, ich werde mich niemals ärgern.“ –
Diese Wurzel musste ans Licht gestellt werden; und daher lesen wir: „Als sie nun gefrühstückt hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn Jona, liebst du mich mehr, als diese?“ – das war eine beißende und stechende Frage; sie drang geradezu in das Innere des Herzens des Petrus. Dreimal hatte Petrus seinen Herrn verleugnet; und dreimal zieht der Herr das Herz des Petrus zur Rechenschaft; denn die Wurzel seiner bösen Handlung muss erreicht werden. Es ist nicht genug, dass das Gewissen von den Wirkungen gereinigt sei, welche im praktischen Leben hervorgerufen sind; es muss auch ein inneres Gericht über das stattfinden, wodurch jene Wirkungen hervorgerufen sind. Dieses wird oft nicht genügend verstanden und beachtet; und die Folge davon ist, dass die Wurzel immer wieder hervorschießt, ihre Früchte erzeugt und ihren Samen tausendfältig um uns her zerstreut, und dass dadurch für uns die trostlosesten und bittersten Arbeiten bereitet werden, die sämtlich ferngeblieben wären, wenn die Wurzel in Wirklichkeit verurteilt und geknickt worden wäre.
Geliebter Leser! Der Zweck dieser Zeilen ist von höchst praktischer Wichtigkeit. Lassen wir daher die Mahnung an uns gerichtet sein, dass wir unsere bösen Wurzeln, von welcher Art sie auch sein mögen, mit Ernst verurteilen. Kennen wir unsere Wurzeln? Jedenfalls ist es sehr schwierig, sie zu erkennen. Sie liegen in der Tiefe und sind mannigfaltig. Stolz, persönliche Eitelkeit, Habsucht, Reizbarkeit, Ehrgeiz – das sind einige von den Wurzeln des Charakters von den Triebfedern unserer Handlungen, über welche ein strenges Urteil ausgeübt werden muss. Wir müssen –die Natur fühlen lassen, dass das Auge des Selbstgerichts beständig auf ihr ruht. Wir müssen diesen Kampf fortsetzen ohne Unterbrechung. Mögen wir auch diesen oder jenen Fehltritt zu beklagen haben, so müssen wir doch den Kampf aufrechterhalten; denn Kampf verrät Leben. Möge der Heilige Geist uns stärken in unserem unaufhörlichen Streite!
3. Wir schließen diese Zeilen mit einem kurzen Hinweis auf eine Wiederherstellung bezüglich der Stellung oder des Pfades der Seele. Nachdem das Gewissen durchaus gereinigt und das Herz mit seinen verschiedenen Wurzeln gerichtet ist, gibt es noch eine moralische Zubereitung für unseren eigenen Pfad. Die vollkommene Liebe Jesu hat alle Furcht aus dem Gewissen des Petrus ausgetrieben; seine dreifache Frage hat die Wurzeln in dem Herzen des Jüngers bloßgelegt; und jetzt sagt Er zu ihm: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: als du jünger warst, gürtetest du dich selbst, und wandeltest, wohin du wolltest; wenn du aber alt geworden bist, so wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und hinbringen, wo du nicht hin willst. Dieses aber sagte Er, andeutend, mit welchem, Tod er Gott Verherrlichen sollte. Und als Er dieses gesagt hatte, spricht Er zu ihm: Folge mir nach!“ –
Hier haben wir also in drei Worten den Pfad des Dieners Christi. „Folge mir nach!“ Der Herr hat dem Petrus soeben die kostbarsten Pfänder seiner Liebe und seines Vertrauens gegeben. Er hatte ihm trotz des vergangenen Fehltrittes die Pflege alles dessen anvertraut, was seinem liebenden Herzen in dieser Welt teuer war, ja sogar die Schafe und Lämmer seiner Herde. Er hatte zu ihm gesagt: „Wenn du mich liebhast, so hüte meine Schafe.“ Und jetzt in einem kurzen, aber kräftigen Ausdruck öffnet Er vor ihm seinen eigenen Pfad. „Folge mir nach!“ Das ist genug. Es fasst alles in sich. Wenn wir Jesus zu folgen wünschen, so müssen wir das Auge unverrückt auf Ihn richten; wir müssen auf seine Fußstapfen achten und hineintreten. Ja, wir müssen sie beachten und darin wandeln; und wenn wir, wie Petrus, versucht sind, „uns umzuwenden“, um zu sehen, was dieser oder jener zu tun hat, oder wie er es tut, dann möge unser Ohr die zurechtweisenden Worte hören: „Was geht es dich an? Du, folge mir nach!“ – dieses muss unter allen Umständen unsere einzige Tätigkeit sein. Jedenfalls werden sich tausend Dinge erheben, um uns zu zerstreuen und zu hindern. Der Teufel wird uns versuchen, hier hin und dort hin zu blicken, oder uns um den einen oder den anderen zu bekümmern, oder uns einzubilden, dass wir uns besser hier wie dort, oder dort wie hier beschäftigen könnten, oder beschäftigt zu sein mit dem Werk eines Mitjüngers. All diesem begegnen die bestimmten Worte: „Folge mir nach!“
Es zeigt sich in unseren Tagen große Gefahr, dass wir den Schritten anderer folgen, und dass wir gewisse Dinge verrichten, weil und wie andere sie verrichten. Alles dieses erfordert eine sorgfältige Wachsamkeit, sonst wird sicher nichts gelingen. Wir bedürfen eines gebrochenen Willens – der wahren Gesinnung eines Dieners, welcher auf seinen Herrn wartet, um dessen Willen zu erfahren. Der Dienst besteht nicht darin, dass man dieses oder jenes tut, oder hierhin und dorthin läuft, sondern einfach darin, dass man den Willen des Herrn tut, von welcher Art derselbe auch sein mag. Es ist leichter tätig als ruhig zu sein. Als Petrus noch „jünger“ war, ging er, wohin er wollte; nachdem er „alt“ geworden war, ging er, wohin er nicht wollte. Welch ein Kontrast zwischen dem jungen, ruhelosen, feurigen, energischen Petrus, welcher ging, wohin er wollte! und dem alten, gereiften, unterwürfigen, erfahrenen Petrus, welcher ging, wohin er nicht wollte! Welch ein Glück, einen gebrochenen Willen zu haben und im Stande zu sein, von Herzen sagen zu können: „Was du willst – wie du willst – wo du willst – wann du willst! – Herr, nicht mein Wille, sondern der deinige geschehe!“ –
„Folge mir nach!“ Kostbare Worte! O möchten sie doch tief in unsere Herzen eingegraben sein, geliebter Leser! Dann wird unser Schritt fest und unser Dienst gesegnet sein. Dann werden wir nicht zerstreut oder verhindert sein durch die Gedanken und Meinungen der Menschen. Vielleicht werden uns dann wenige verstehen und mit uns sympathisieren; vielleicht werden wenige unser Tun billigen und schätzen. Aber was schadet dieses? Der Herr sieht und kennt alles. Wenn wir nur seinen Willen kennen und danach tun. Wenn ein Herr einem seiner Diener gebietet auszugehen, oder irgendeine Sache zu verrichten, oder irgendeinen Auftrag zu besorgen, so ist es die Pflicht des Dieners, dem Befehl treu nachzukommen, ohne sich darum zu bekümmern, was seine Mitdiener darüber denken mögen. Sie mögen ihn auffordern, einen anderen Weg einzuschlagen, oder eine andere Sache zu verrichten, so wird er doch als ein treuer Diener nicht darauf achten, weil er den Willen seines Herrn kennt und dessen Aufträge auszuführen hat.
Möchte es doch also sein bei allen Dienern des Herrn! Möchte es mehr der Wunsch und das Verlangen aller sein. Seinen Willen zu erforschen und zu tun! Petrus hatte seinen Pfad, und Johannes hatte seinen Pfad. Ein jeder hat sein eigenes Werk zu verrichten; Keiner darf dem anderen im Weg stehen. Die Stiftshütte wurde von einem Ort zum anderen getragen und aufgerichtet; und jeder Arbeiter hatte seine bestimmte Arbeit dabei auszuführen. Ebenso ist es auch in unseren Tagen. Gott hat verschiedene Werkleute in seinem Haus und in seinem Weingarten. Er hat Steinbrecher, Steinhauer, Maurer und Verzierer. Sind alle Steinbrecher? Sicher nicht, sondern jeder hat sein Werk zu tun; und der Bau geht seiner Vollendung entgegen, indem ein jeglicher die ihm angewiesene Arbeit verrichtet. Darf der Steinbrecher den Verzierer verachten? Darf der Verzierer mit Geringschätzung herabblicken auf den Steinbrecher? Keinesfalls. Der Meister hat sie beide nötig; und wo irgendeiner dem anderen im Weg steht, wie leider dieses unter uns so oft geschieht, dann wird auch sicher das zurechtweisende Wort vernommen werden: „Was geht es dich an? Du, folge mir nach!“