Das Kommen des Herrn, Israel und die Gemeinde
Das Kommen des HERRN mit seinen Heiligen
Die in den vorangegangenen Kapiteln zitierten Passagen sprechen entweder allgemein von der Rückkehr des Herrn, ohne zwischen dem ersten und dem zweiten Kommen zu unterscheiden, in den meisten Fällen jedoch wird nur der erste Teil, das Kommen des Herrn Jesus für die Seinen, beschrieben. Der zweite Teil, die Wiederkehr des Herrn mit den Seinen, wird häufiger als „Erscheinung“ oder „Offenbarung“ des Herrn beschrieben und ist keine speziell auf das Neue Testament beschränkte Lehre. Im Gegenteil, wir werden später noch sehen, dass das Kommen des Herrn auf die Erde in Macht und Herrlichkeit ein Thema ist, das in der Lehre des Alten Testaments einen absolut herausragenden Platz einnimmt. Der wesentliche Aspekt, der im Neuen Testament hinzukommt, ist, dass Er in Begleitung derer kommt, die zuvor entrückt wurden, Ihm entgegen in die Luft. Bis zur Enthüllung der neutestamentlichen Hoffnung, der Rückkehr des Herrn für die Seinen, war ihre Rückkehr mit Ihm in Herrlichkeit eine Besonderheit, die nicht bekannt gemacht werden konnte. In diesem Kapitel möchte ich nicht auf Einzelheiten oder Umstände dieser Offenbarung des Herrn in Herrlichkeit auf der Erde eingehen, sondern einfach zeigen, dass egal wann und wie dieses Ereignis stattfinden wird, die Heiligen mit Ihm offenbar werden, was ein Beweis dafür ist, dass sie zuvor weggenommen wurden.
Im zweiten Psalm wird die Wiederkehr des Herrn Jesus beschrieben. Die Nationen sind in Aufruhr, die Völkerschaften sinnen Eitles, die Könige und Herrscher der Erde verschwören sich gegen den Herrn und seinen Christus. Dann wird der Herr zu ihnen reden in seinem Zorn und sagen, dass Er seinen König auf Zion, seinem heiligen Berg, eingesetzt hat. Christus verkündet dann den Beschluss: „Der Herr hat zu mir gesprochen: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt. Fordere von mir, und ich will dir die Nationen zum Erbteil geben und die Enden der Erde zum Besitztum. Mit eisernem Zepter wirst du sie zerschmettern, wie ein Töpfergefäß sie zerschmeißen“ (Ps 2,7–9). Es gibt wohl keine andere Schriftstelle, die so offensichtlich ein Beweis für Gottes Absichten ist, die Autorität Christi auf der Erde durch Macht und Gericht einzuführen und zu befestigen. Man wird wohl kaum deutlichere Worte über die Verbreitung der christlichen Wahrheit und die machtvolle und gewaltsame Errichtung der Herrschaft finden können.
Was die Erfüllung der Vorhersagen dieses Psalms angeht, müssen wir uns jedoch nicht auf Mutmaßungen stützen. Im Gegenteil, denn darüber wird eindrücklich berichtet: „Und ich sah den Himmel geöffnet, und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß, genannt ‚Treu und Wahrhaftig´, und er richtet und führt Krieg in Gerechtigkeit. Seine Augen aber sind eine Feuerflamme, und auf seinem Haupt sind viele Diademe, und er trägt einen Namen geschrieben, den niemand kennt als nur er selbst; und er ist bekleidet mit einem in Blut getauchten Gewand, und sein Name heißt: das Wort Gottes. Und die Kriegsheere, die in dem Himmel sind, folgten ihm auf weißen Pferden, angetan mit feiner Leinwand, weiß und rein. Und aus seinem Mund geht hervor ein scharfes [zweischneidiges] Schwert, damit er die Nationen damit schlage; und er wird sie weiden mit eiserner Rute, und er tritt die Kelter des Weines des Grimmes des Zornes Gottes, des Allmächtigen“ (Off 19,11–15). Im weiteren Abschnitt finden wir dann wie sich das Heer des Tieres und des falschen Propheten versammeln, die Gefangennahme und das schreckliche Gericht der zwei Anführer und die Vernichtung ihrer Anhänger, das Binden und die Gefangennahme Satans und die tausendjährige Herrschaft Christi zusammen mit den Seinen. Es steht außer Frage, dass der Eine, von dem hier die Rede ist, Christus ist und dass das Werk, das Er hier vollbringt, das gleiche ist, wie das in Psalm 2 vorhergesagte. Die identische Ausdrucksweise ist ein eindeutiger Beweis dafür. Die gewaltsame Errichtung der Herrschaft Christi und das vernichtende Gericht seiner Feinde werden daher mindestens tausend Jahre vor dem Ende der Welt stattfinden. Dann wird Er auf die Erde kommen in Herrlichkeit und Macht, um die Gerichte Gottes auszuführen und die Welt in Gerechtigkeit zu regieren.
Bei der Beschreibung seiner Rückkehr finden wir jedoch ein Merkmal, das in dem entsprechenden Abschnitt aus den Psalmen nicht erwähnt wird. In der Offenbarung lesen wir, dass Er von himmlischen Kriegsheeren begleitet wird und es stellt sich die Frage: Aus welcher Zeit sind diese himmlischen Kriegsheere und wer sind sie? Wenn wir im gleichen Kapitel ein wenig zurückschauen, werden wir etwas entdecken, das Licht auf die Sache wirft. Wir finden dort großen Jubel im Himmel: „Und ich hörte etwas wie eine Stimme einer großen Volksmenge und wie ein Rauschen vieler Wasser und wie ein Rollen starker Donner, die sprachen: Halleluja! Denn der Herr, unser Gott, der Allmächtige, hat die Herrschaft angetreten“ (Off 19,6). Aber der Freudengesang und die Danksagungen enden hier nicht. Der wunderbare Chor fährt fort Gott zu loben, denn „die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Frau hat sich bereitet. Und es wurde ihr gegeben, dass sie sich kleide in feine Leinwand, glänzend und rein; denn die feine Leinwand sind die Gerechtigkeiten der Heiligen“ (Verse 7.8).
Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, dass es sich bei der Braut des Lammes um die Kirche handelt, die vor dem plötzlichen und schrecklichen Erscheinen Christi, um die Erde zu richten, im Himmel gesehen wird. Die Kirche ist aber nicht nur im Himmel, sondern sie ist auch mit feiner Leinwand gekleidet, das gleiche Kleidungsstück, das auch die himmlischen Kriegsheere tragen, die dem Herrn Jesus nachfolgen. Das ist kein bloßer Zufall. Die feine Leinwand hat eine besondere Bedeutung: sie sind die Gerechtigkeiten der Heiligen. Diese also, die mit dem Herrn Jesus aus dem Himmel kommen, tragen die Kleidung, von der kurz zuvor gesagt wird, dass sie ein Sinnbild für die Gerechtigkeiten der Heiligen ist und sicherlich wird kein anderer in solche Gewänder gekleidet sein als nur die Heiligen selbst. Die himmlischen Kriegsheere, die den Herrn Jesus begleiten, sind offensichtlich die Heiligen, die daher zuvor mit Ihm in den Himmel entrückt worden sein müssen.
Das finden wir auch in einem anderen Abschnitt. Nachdem die Mächte beschrieben werden, die sich mit dem Tier gegen Christus verbinden: „Die Könige der Erde treten auf, und die Fürsten beraten miteinander gegen den Herrn und gegen seinen Gesalbten“ fügt der Schreiber hinzu: „Diese werden mit dem Lamm Krieg führen, und das Lamm wird sie überwinden; denn er ist Herr der Herren und König der Könige, und die mit ihm sind Berufene und Auserwählte und Treue“ (Off 17,14). Engel sind treu und an einer Stelle heißt es auch, dass sie „Auserwählte“ sind, aber wir lesen nirgendwo, dass sie „Berufene“ sind. „Berufung“ charakterisiert speziell Gläubige. Sie sind berufene Heilige (Röm 1,7; 1. Kor 1,2). In Judas 1 heißt es „den in Gott, dem Vater, geliebten und in Jesus Christus bewahrten Berufenen“. Sie sind „nach Vorsatz berufen“, denn „welche er aber zuvor bestimmt hat, diese hat er auch berufen“ (Röm 8,28–30). Es gibt noch viele weitere bekannte Schriftstellen dazu. Die Begleiter Christi bei seinem Sieg über das Tier und den falschen Propheten sind daher nicht Engel, sondern Heilige, durch Gottes Gnade berufene Gläubige und vor diesen Ereignissen entrückt, um „allezeit bei dem Herrn zu sein“.
Es gibt noch ein weiteres Glied, das diese Beweiskette vervollständigt. Das, was die Heiligen in dem gerade betrachteten Kapitel tun, ist genau das, was ihnen am Anfang dieses prophetischen Buchs versprochen wurde. Wenn Christus sich an die Versammlung in Thyatira wendet, sagt Er: „Und wer überwindet und meine Werke bewahrt bis ans Ende, dem werde ich Gewalt über die Nationen geben; und er wird sie weiden mit eiserner Rute, wie Töpfergefäße zerschmettert werden, wie auch ich von meinem Vater empfangen habe“ (Off 2,26.27). So werden also die Überwinder, das heißt die wahren Gläubigen, im Gegensatz zu den falschen Lehrern mit Christus vereint sein bei dem in Psalm 2 vorhergesagten Gericht über die Nationen. Die himmlischen Kriegsheere, die symbolisch bekleidet sind mit den Gerechtigkeiten der Heiligen, sind also niemand anderes als diese Überwinder, d. h. die wahren Heiligen, die zuvor im Himmel gesehen wurden. Gläubige werden also in den Himmel aufgenommen, bevor Christus kommt, um zu regieren und wenn Er kommt, dann kommen sie mit Ihm und in seiner Herrlichkeit.
Wenn gesagt wird, dass das Buch der Offenbarung schwierig zu verstehen und die Sprache sehr symbolisch sei, dann entgegne ich, dass die intensive Beschäftigung damit besonderen Segen bereithält. Zugegebenermaßen enthält das Buch manche schwierige Stellen, einige jedoch sind so leicht zu begreifen wie andere Passagen der Schrift. Die oben zitierten Verse können auch vom einfachsten Leser verstanden werden. Um aber alle Zweifel auszuräumen, ist es vielleicht gut, die vollkommene Übereinstimmung dieser Lehre mit anderen Stellen der Schrift zu zeigen.
Der Judasbrief enthält eine sehr alte Prophezeiung des Patriarchen Henoch, der siebte nach Adam, in der er sagt: „Siehe, der Herr ist gekommen inmitten seiner heiligen Tausende, um Gericht auszuführen gegen alle“ (Jud Verse 14.15). In der Schrift gibt es zwei Ereignisse, auf die sich das beziehen kann. Bei dem einen Ereignis, dem Gericht am großen weißen Thron am Ende der Welt, finden wir nichts über die Anwesenheit von Heiligen. Bei der anderen Begebenheit, dem Kommen des Herrn zur Errichtung seines Reichs auf der Erde, haben wir die Heiligen bereits gesehen als die himmlischen Kriegsheere, die mit Ihm ausziehen werden, gekleidet nach seinem Bild. Sie sind seine Gefolgschaft bei der Ausübung des Gerichts über seine Feinde. Es kann deshalb kein Zweifel bestehen, auf welches Ereignis sich die Prophezeiung Henochs bezieht.
An die Thessalonicher schreibt Paulus: „... bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel her, mit den Engeln seiner Macht, in flammendem Feuer, wenn er Vergeltung gibt denen, die Gott nicht kennen, und denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus [Christus] nicht gehorchen; die Strafe erleiden werden, ewiges Verderben vom Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit seiner Stärke, wenn er kommt, um an jenem Tag verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und bewundert zu werden in allen denen, die geglaubt haben; denn unser Zeugnis bei euch ist geglaubt worden“ (2. Thes 1,7–10). Auch dieser Schauplatz ist nicht das Ende der Welt, denn dann wird der Herr als Richter auf dem Richterstuhl sitzen und nicht kommen, um Vergeltung zu üben. Und obwohl die „Engel seiner Macht“ hier als Begleiter in Ausübung des Gerichts genannt werden, werden die Heiligen auch mit Ihm offenbar werden, denn Er wird verherrlicht in den Seinen und bewundert in denen, die geglaubt haben. Die Thessalonicher werden somit für Leiden und Verfolgung entschädigt. In dem vorangegangenen Brief hatte Paulus von dem Kommen des Herrn Jesus „mit allen seinen Heiligen“ gesprochen (1. Thes 3,13). Er fügt nun hinzu, dass, wenn Er kommt, um Vergeltung an den Bösen zu nehmen, seine Heiligen mit Ihm offenbar werden. Auf diese Erscheinung wird als bekanntes Ereignis Bezug genommen und dabei kann es sich nur um das handeln, was er in seinem ersten Brief erwähnt hatte. Das Zeugnis des Briefes an die Thessalonicher stimmt somit genau mit dem Judasbrief und der Offenbarung überein.
Römer 8,18–23 zeigt uns, dass, während der Gläubige „die Sohnschaft: die Erlösung unseres Leibes“ erwartet, er eine andere Hoffnung hat. „Denn ich halte dafür“, so sagt der Apostel, „dass die Leiden der Jetztzeit nicht wert sind, verglichen zu werden mit der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.“ Und wann wird diese Herrlichkeit sichtbar? Das erfahren wir im nächsten Vers: „Denn das sehnliche Harren der Schöpfung wartet auf die Offenbarung der Söhne Gottes“, durch die sie „freigemacht werden wird von der Knechtschaft des Verderbens zu der Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes.“ Das ist genau das, was wir in der Offenbarung sehen. Dort sehen wir die Schöpfung seufzen bis der Herr und all die anderen Söhne Gottes in Herrlichkeit vom Himmel erscheinen werden, um sie zu erlösen, indem sie die verderben „die die Erde verderben“ und in Frieden und Freude tausend Jahre lang regieren werden. Im Römerbrief wie auch in der Offenbarung, werden die Söhne Gottes in Herrlichkeit erscheinen. Das heißt, dieses Ereignis findet nicht in der Zeit des Seufzens, sondern nach der Erlösung des Leibes statt. Das erste zu erwartende Ereignis ist daher das Kommen des Herrn Jesus für seine Heiligen, bei dem die Erlösung des Leibes stattfindet. Das nächste Erscheinen ist das Kommen mit seinen Heiligen, um seine Feinde zu vernichten, die Schöpfung von ihrem Joch zu befreien und sein Reich über die ganze Erde zu errichten.
In einem anderen Brief sagt Paulus: „Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott. Wenn der Christus, unser Leben, offenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbart werden in Herrlichkeit“ (Kol 3,3.4). Johannes schreibt: „Es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen, dass wir, wenn es offenbar werden wird, ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist“ (1. Joh 3,2). Das ist nicht im Himmel, denn wie könnte von dem Erscheinen Christi im Himmel als von einem zukünftigen Ereignis gesprochen werden? Ist es also am Ende der Welt? Es gibt keine Schriftstelle, die zeigt, dass der Gläubige zu diesem Zeitpunkt mit Christus erscheinen wird. Die Schrift sagt aber, dass Christus mindestens tausend Jahre vor dem Ende der Welt kommen wird, um die Schöpfung zu erlösen. Und es gibt auch Stellen, in denen wir finden, dass, wenn Er so erscheinen wird, die Gläubigen in der gleichen Herrlichkeit erscheinen werden. Warum sollten wir uns also nicht unter die Autorität des Wortes Gottes stellen und die Auslegung annehmen, die die Schrift selbst uns gibt und die in sich stimmig ist, anstatt zu versuchen, die biblischen Aussagen an eigene Überlegungen anpassen zu wollen? Nichts ist einfacher als der Wahrheit Gottes zu folgen, wenn man ihr ihren natürlichen Lauf lässt und nichts ist schwieriger als sie in die künstlichen Kanäle menschlicher Theologie und Tradition zu lenken.
Wir sehen also, dass der Herr Jesus vor dem Ende der Welt kommen wird, um zu regieren und wenn Er kommt, werden seine Heiligen, einschließlich der Kirche, mit Ihm kommen. Während also die unmittelbare Hoffnung der Gläubigen – was ihre ständige Erwartung sein sollte – das Kommen des Herrn für seine Heiligen ist, wird eine weitere Hoffnung erwähnt, und zwar das Kommen des Herrn mit den Seinen. Das erste Ereignis wird allgemein als das „Kommen“ des Herrn bezeichnet, das zweite als „Offenbarung“ oder „Erscheinung“. Diese Begriffe sind austauschbar. Christus „erscheint“ denen, die auf Ihn warten, wenn Er „kommt“, um sie zu sich zu nehmen, während Er „kommt“, wenn Er der Welt „erscheint“. In den meisten Fällen ist der Zweck seines Kommens oder Erscheinens auf einen Blick aus dem Kontext ersichtlich und es bedarf keiner genauen Auslegung des Wortgebrauchs.
Ich möchte nicht auf das Thema dieses letzten Teils des Kommens des Herrn eingehen, sondern lediglich zeigen, dass, da es lange vor dem Ende der Welt stattfinden wird, die Entrückung der Heiligen, die noch früher stattfinden wird, demzufolge auch vor dem Ende der Welt sein muss. Somit ist der unabhängige Beweis dafür erbracht, was wir bereits früher anhand anderer Stellen zusammengetragen haben. Es gibt keine beträchtliche Kluft unerfüllter Prophetie zwischen dem Gläubigen und der Erfüllung der Hoffnung, die er so oft gebeten wird zu nähren. Anstatt das Kommen des Herrn als entfernte Aussicht mit einer Vielzahl dazwischenliegender Ereignisse zu erwarten, ist es für uns eine gegenwärtige Hoffnung, deren Erfüllung wir jeden Moment entgegensehen.
Beide Aspekte, oder vielmehr Teile des Kommens des Herrn, werden als Hoffnung herausgestellt. Es gibt jedoch einen Unterschied in der Art und Weise, wie diese Hoffnung vorgestellt wird. Der zuerst stattfindende Teil wird so genannt, um seinen unmittelbaren Charakter zu zeigen. Von dem späteren Ereignis wird, obwohl es nie als in ferner Zukunft liegend betrachtet wird und eine gegenwärtige Wirkung haben soll, nicht als Ereignis gesprochen, nach dem wir gegenwärtig Ausschau halten sollen. Das Kommen des Herrn für seine Heiligen ist eine Hoffnung der Zuneigung und die auf ihr gegründeten Appelle sind eher auf das Herz als auf Interessen gerichtet, wie eine Ehefrau, die den Wunsch hat, während der Abwesenheit ihres Mannes Dinge so zu erledigen, dass seine Rückkehr eine Quelle ungetrübter Freude ist. Andererseits ist das Kommen des Herrn mit den Seinen der Moment, wo Treue im Leben und Dienst offenbar werden. Die auf diesem Ereignis basierenden Ermahnungen tragen einen dementsprechenden Stempel. Die Belohnung wird dem Herzen vorgestellt, ebenso wie die Freude an der Gegenwart des Herrn.
Der Apostel Paulus spricht oft von der Zeit, in der die Früchte treuen Dienstes geerntet werden. Im Hinblick auf das Ergebnis seiner Bemühungen unter den Korinthern schreibt er: „... die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus erwartet, der euch auch befestigen wird bis ans Ende, dass ihr untadelig seid an dem Tag unseres Herrn Jesus Christus“ (1. Kor 1,7.8) und freut sich darüber, dass sie ihn zum Teil anerkannt haben „... dass wir euer Ruhm sind, so wie auch ihr der unsere seid an dem Tag des Herrn Jesus“ (2. Kor 1,14). Im Brief an die Philipper ist er zuversichtlich „... dass der, der ein gutes Werk in euch angefangen hat, es vollenden wird bis auf den Tag Jesu Christi“ (Phil 1,6); er betet „damit ihr prüfen mögt, was das Vorzüglichere ist, damit ihr lauter und ohne Anstoß seid auf den Tag Christi“ (V. 10) und vertraut auf den „Ruhm auf den Tag Christi, dass ich nicht vergeblich gelaufen bin noch auch vergeblich gearbeitet habe“ (Phil 2,16). Timotheus soll die von dem Apostel erhaltenen Gebote bewahren „unbefleckt, unsträflich ... bis zur Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus“ (1. Tim 6,14). Im zweiten Brief sagt der Schreiber im Hinblick auf seinen Märtyrertod: „Fortan liegt mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, die der Herr, der gerechte Richter, mir zur Vergeltung geben wird an jenem Tag; nicht allein aber mir, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieben“ (2. Tim 4,8). Ähnliches schreibt der Apostel den Thessalonichern: „Denn wer ist unsere Hoffnung oder Freude oder Krone des Ruhmes? Nicht auch ihr vor unserem Herrn Jesus bei seiner Ankunft?“ (1. Thes 2,19). Hier wird allgemein von dem Kommen gesprochen, das herausragende Merkmal ist jedoch die Freude, die der Arbeiter an den sichtbaren Ergebnissen seiner Mühen feststellen kann.
Diese wird nicht nur als Belohnung für Treue im Dienst vorgestellt, sondern als Ansporn für ein heiliges und reines Leben. In dieser Hinsicht finden wir eine derart enge Analogie zu den praktischen Ermahnungen aufgrund der Erwartung des Kommens des Herrn für seine Heiligen, dass diese beiden manchmal miteinander verbunden werden. Die Kolosser waren mit Christus gestorben und ihr Leben war „verborgen mit dem Christus in Gott“. Sie wurden zu himmlischer Zuneigung ermahnt: „Wenn der Christus, unser Leben, offenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbart werden in Herrlichkeit“ (Kol 3,4) und der Apostel betet, dass die Thessalonicher „untadelig ... in Heiligkeit, vor unserem Gott und Vater, bei der Ankunft unseres Herrn Jesus mit allen seinen Heiligen“ seien (1. Thes 3,13). In diesen Fällen wird nur das Kommen des Herrn mit seinen Heiligen erwähnt, an anderen Stellen, wo der gleiche Gegenstand betrachtet wird, werden beide Teile des Kommens zusammen erwähnt. So wird dem Gläubigen in dem Brief an Titus (Tit 2,13) neben der „glückseligen Hoffnung“ die „Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus“ vorgestellt als Ansporn gegen Gottlosigkeit und weltliche Begierden und für ein besonnenes, gerechtes und gottseliges Leben. Auch in den Briefen eines anderen Apostels finden wir die Ermahnung: „Bleibt in ihm, damit wir, wenn er offenbart werden wird, Freimütigkeit haben und nicht vor ihm beschämt werden bei seiner Ankunft“ (1. Joh 2,28). Dies ist eng verbunden mit der Zusicherung, dass wir, „wenn es offenbar werden wird, ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist“, gefolgt von der praktischen moralischen Auswirkung, die diese Wahrheit auf unser Leben hat: „Und jeder, der diese Hoffnung zu ihm hat, reinigt sich selbst, wie er rein ist“ (1. Joh 3,2.3).
Dieser zweite Teil des Kommens des Herrn wird aber auch dafür gebraucht, den Gläubigen mitten in Leiden und Verfolgung zu ermutigen mit der Herrlichkeit, in der er dann offenbar werden wird. So schreibt Paulus den Römern „dass die Leiden der Jetztzeit nicht wert sind, verglichen zu werden mit der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll“ (Röm 8,18), und in einem anderen Brief sagt er „wenn wir ausharren, so werden wir auch mitherrschen“ (2. Tim 2,12). Auch Petrus ermutigt solche und schreibt: „Damit die Bewährung eures Glaubens, viel kostbarer als die des Goldes, das vergeht, aber durch Feuer erprobt wird, befunden werde zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi“. Er ermahnt sie: „Umgürtet die Lenden eurer Gesinnung, seid nüchtern und hofft völlig auf die Gnade, die euch gebracht wird bei der Offenbarung Jesu Christi“ (1. Pet 1,7.13).
In all diesen Fällen wird die Hoffnung, obwohl sie sich von der der unmittelbaren Rückkehr des Herrn für seine Heiligen unterscheidet, eng mit ihr verbunden und ist absolut von ihr abhängig, denn der Gläubige kann nicht mit Christus offenbar werden, wenn Er kommt, um sein Reich auf der Erde zu errichten, es sei denn, er ist zuvor entrückt worden, um bei Ihm in der Herrlichkeit zu sein. Wir halten diese Wahrheit hier nur fest, was den Inhalt und das Ergebnis für die Welt und Gottes Absichten diesbezüglich betrifft, so werden wir das zu einem späteren Zeitpunkt betrachten.