Botschafter des Heils in Christo 1870
Die Vorsorge Gottes für die Bedürfnisse des Menschen
Das dritte Buch Mose zeigt uns deutlich, mit welcher Sorgfalt Gott an die Bedürfnisse des Menschen gedacht hat; wir finden dort ein Opfer, einen Priester und eine Stätte der Anbetung. Alles, dessen der Mensch, um Gott nahen zu können, bedarf, ist vorhanden, aber alles war von Gott angeordnet und durch das Gesetz festgestellt. Nichts fehlte, nichts blieb für die fruchtbare Einbildungskraft des Menschen übrig, was sie durch klägliche Einrichtungen hätte ergänzen müssen. „Und Aaron mit seinen Söhnen taten alles, was der Herr geboten hatte durch Mose“ (3. Mo 8,36; 9,7–8). Ohne das Wort des Herrn vermochten weder der Priester noch das Volk einen Schritt auf dem rechten Wege zu tun. So, ist es immer. In dieser finsteren Welt gibt es nicht einen einzigen Lichtstrahl, außer dem hellen Scheine, den das Wort Gottes hervorströmen lässt. „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte, und ein Licht auf meinem Weg“ (Ps 119,105). Es ist in der Tat ein wahres Glück, wenn die Kinder Gottes dieses Wort so sehr ehren, dass sie sich in allen Dingen durch dasselbe leiten lassen. Wir bedürfen in Betreff unserer Anbetung jetzt ebenso sehr der Leitung und Führung des Herrn, wie es damals bei den Juden der Fall war. „Es kommt die Stünde, und ist jetzt, wo die wahrhaftigen Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden; denn der Vater sucht auch solche, die Ihn anbeten“ (Joh 4,23). Die Anbetung muss in der Salbung des Geistes und nach der Wahrheit Gottes stattfinden. Aber, Gott sei gepriesen! wir besitzen alles in der Person und dem Werk unseres Herrn Jesus. In Ihm haben wir sowohl das Opfer und den Priester, als auch das Recht, um ins Heiligtum eintreten zu können. O möchte doch stets das Bewusstsein uns beleben, dass Er der Grund, das Wesen und der liebliche Weihrauch unserer Anbetung ist!
Lasst uns nun diese drei bereits erwähnten Punkte etwas näher beleuchten.
1. Zunächst müssen wir daran denken, dass das Opfer die Grundlage der Anbetung ist. Eine Gott wohlgefällige Anbetung muss ein Gott wohlgefälliges Opfer zur festen Grundlage haben. Der in sich selbst schuldige und unreine Mensch bedarf eines Opfers, um von seiner Schuld befreit, von seinen Befleckungen gereinigt und für die heilige Gegenwart Gottes fähig gemacht zu werden. „Ohne Blutvergießung ist keine Vergebung“ (Heb 9,23). Und ohne Vergebung und ohne ein Bewusstsein der Vergebung kann keine glückliche Anbetung, kein Lob des Herzens und keine Danksagung stattfinden. Der Gang zu einem so genannten „Anbetungsorte“, und die Anbetung Gottes selbst, sind zwei ganz verschiedene Dinge. Gott ist heilig; und der Mensch, der Ihm naht, muss für seine heilige Gegenwart passend gemacht sein. Bei jener ernsten Gelegenheit, wo die Söhne. Aarons, Nadab und Abihu, fremdes Feuer vor den Herrn gebracht hatten, hören wir die feierlichen Worte: „Da sprach Moses zu Aaron: Das ist es, das der Herr gesagt hat: Ich will geheiligt werden an denen, die zu mir nahen; und vor allem Volk will ich verherrlicht werden“ (3. Mo 10,3). Nur der Herr vermochte die Schritte dessen zu leiten, der sich Ihm nahte. Und dieses ist der erhabene Gegenstand, den das dritte Buch Mose ausführlich behandelt.
Nur auf dem Grund eines dargebrachten und angenehmen Opfers konnten die Kinder Israel als das anbetende Volk Gottes betrachtet werden; und ebenso sind jetzt die an Christus Glaubenden auf dem Grund eines dargebrachten und angenehmen Opfers zu Anbetern Gottes verordnet (Man lese mit Aufmerksamkeit 3. Mo 16 und Heb 9,10). Die Gläubigen der Jetztzeit haben in Betreff des Opfers, des Priesters und des Ortes der Anbetung den Platz Israels eingenommen; jedoch in einer weit höheren Ordnung. Der Kontrast zwischen beiden ist groß und in der heiligen Schrift, namentlich im Hebräerbrief klar ins Licht gestellt. Die jüdischen Opfer erreichten nie das Gewissen des Darbringers; und der jüdische Priester konnte nie zu ihm sagen: „Du bist ganz rein!“ Die Gaben und Schlachtopfer, die unter dem Gesetz dargebracht wurden, konnten, wie der Apostel sagt, „dem Gewissen nach den nicht vollkommen machen, der den Gottesdienst tat“ (Heb 9,19). das Gewissen ist, so zu sagen, der Widerschein des Opfers; es konnte nicht vollkommen sein, da das Opfer nicht vollkommen war. „Denn es ist unmöglich, dass Stier und Bocksblut Sünden wegnehme“ (Heb 10,4). Die jüdische Anbetung stand also in Verbindung mit ungenügenden Opfern, mit beschwerlichen Gebräuchen und mit einem ungereinigten Gewissen, also mit Dingen, die in dem Anbeter einen Geist der Knechtschaft und der Furcht erzeugten.
Aber welch einen Kontrast zu diesem allen bildet das ein für alle Mal geschehene und angenommene Opfer des Leibes Jesu Christi! „Er ist offenbart zum Wegtun der Sünde durch das Schlachtopfer seiner selbst“ (Heb 9,26). alles ist vollbracht. „Nachdem Er durch sich selbst die Reinigung unserer Sünden gemacht, hat Er sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe“ (Heb 1,3). Wenn der Anbeter auf dem Grund dieses Opfers vor Gott tritt, so findet er, dass es hier für ihn nichts anderes zu tun gibt, als dass er als Priester sein Lob erhebt zu Ihm, „welcher uns berufen hat aus der Finsternis in sein wunderbares Licht.“ Selbst Christus hat nichts mehr in Betreff unserer Rechtfertigung und unserer Annahme zu tun. „Denn durch ein Opfer hat Er auf immerdar vollkommen gemacht die, welche geheiligt werden“ (Heb 10,14). Der Jude war in Verbindung mit seinem Opfer nur der Form nach rein, und zwar gleichsam nur für den Augenblick; aber der Christ ist Kraft des Opfers Christi in Wirklichkeit rein, und zwar für immer und ewig. O wie süß ist das Wort: „Auf immerdar!“ Es ist das allgemeine Vorrecht aller Gläubigen, als Anbeter Gottes „durch das ein für alle Mal geschehene Opfer des Leibes Jesu Christi“ vollkommen gemacht zu sein. Diese höchst wichtige Tatsache ist in den Zeugnissen der heiligen Schrift in ihrer ganzen Fülle und in der klarsten Weise ans Licht gestellt. Denn die einmal gereinigten Anbeter sollen „kein Gewissen mehr von Sünden haben“ (Heb 10,2). „Das Blut Christi, des Sohnes Gottes, reinigt von allen Sünden“ (1. Joh 1,7). „Und ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten werde ich nicht mehr gedenken“ (Heb 10,17). Durch das für uns vollbrachte Werk Christi sind alle unsere Sünden hinweggetan. Und jetzt wissen mir durch den Glauben an das Wort Gottes, dass sie alle vergeben und vergessen sind. Aus diesem Grund können wir zu Gott nahen und in seine heilige Gegenwart treten mit der glückseligen Gewissheit, dass Gott weder eine Sünde noch einen Flecken auf uns sieht. Unser großer Hohepriester hat, nachdem Er uns durch das Blut seines Kreuzes von allen Sünden gereinigt hat, zu uns gesagt: „Ihr seid ganz rein!“ (Joh 13) Indem wir seinem Wort glauben, ist das Bewusstsein von Schuld hinweggetan; wir haben „kein Gewissen mehr von Sünden.“ Indes müssen wir es wohl verstehen, dass diese tiefe und kostbare Wahrheit nicht etwa die Bedeutung hat, als ob wir kein Bewusstsein mehr von Sünden hätten. Weit davon entfernt. Im Gegenteil wissen wir, dass wir durch Mangel an Wachsamkeit und durch einen nachlässigen Wandel ein schlechtes Gewissen erlangen können, und dass wir uns, gleich dem Apostel, üben sollen, „allezeit ein Gewissen ohne Anstoß vor Gott und vor den Menschen zu haben“ (Apg 24,16). jene Schriftstelle will nur sagen, dass Christus durch das eine vollkommene, vollbrachte Opfer seiner selbst alle unsere Sünden, samt Wurzel und Zweig hinweggenommen habe. Und wenn wir durch die Gnade geleitet worden sind, diese köstliche Wahrheit zu erkennen und zu glauben, wie können dann noch Sünden auf dem Gewissen sein? Christus hat sie alle getragen und hinweggenommen. Das kostbare Blut unseres einmal dargebrachten und angenommenen Opfers hat uns von jedem Makel und jedem Flecken der Sünde gereinigt. Es kann das tiefste Gefühl über die in uns wohnende Sünde und über die vielen Sünden und Vergehungen unseres tagtäglichen Lebens bei uns vorhanden sein, ein Gefühl, das uns stets zwingen sollte, mit einem reumütigen Bekenntnis vor Gott zu treten, so bleibt doch das lebendige Bewusstsein, dass Christus für unsere Sünden gestorben ist und sie alle so völlig hinweggenommen hat, dass keine derselben uns je zur Last gelegt werden kann. Das ist in der Tat eine höchst bewundernswürdige Wahrheit; aber eine Wahrheit, deren Fülle für das Verständnis des Anbeters unumgänglich nötig ist. Wie könnten wir in der Gegenwart Gottes stehen, wo alles rein und vollkommen ist, wenn wir nicht so rein wären, wie Er uns haben will? Wir müssen so rein sein, dass nicht wir und nicht andere Menschen, sondern dass der unendlich heilige Gott mit uns zufrieden ist und sein alles durchdringendes Auge nicht einen Flecken, nicht eine Spur von Sünde an uns entdeckt. Wir sagen nicht: „Wir haben keine Sünde!“ denn dann betrögen wir uns selbst und die Wahrheit wäre nicht in uns; (Joh 1,8) aber wir dürfen im Vertrauen auf das Wort Gottes sagen: „Gott hat vergeben, Gott hat zugedeckt, Gott hat gereinigt, Gott rechtfertigt, Gott sieht keine Sünde mehr, weil Er das Blut sieht, welches uns reinigt von aller Sünde.“ Und gepriesen sei Gott! Alle, welche an Jesus glauben und in seinem auf Golgatha vollbrachten Erlösungswerk einen Ruhepunkt gefunden haben, haben Vergebung der Sünden und sind gerechtfertigt. Sie besitzen ewiges Leben, Gerechtigkeit und Frieden, weil sie in Jesu sind. Der erste Notschrei um Erbarmen, der den Lippen des von seiner Schuld überzeugten Sünders entschlüpft, findet eine genügende Antwort in dem Blut des Opfers. Dieses Blut dringt ein in die tiefste Tiefe seiner Bedürfnisse; es erhebt ihn zu den höchsten Höhen der Himmel, und befähigt ihn, dort ein glückseliger Anbeter in der unmittelbarsten Gegenwart des Thrones Gottes zu sein. „Denn freilich hat Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, auf dass Er uns zu Gott führe“ (1. Pet 3,18). „Denn wenn das Blut von Stieren und Böcken, und die Asche einer jungen Kuh, auf die Unreinen gesprengt, zur Reinigung des Fleisches heiligt, wie vielmehr wird das Blut des Christus, der durch den ewigen Geist sich selbst ohne Flecken Gott geopfert hat, euer Gewissen reinigen von toten Werken, um zu dienen dem lebendigen Gott“ (Heb 9,13–14). Ja, das Opfer ist vollkommen, darum ist auch seine Wirkung auf die Gewissen vollkommen.
2. Weiter finden wir in der reichen Vorsorge der Gnade Gottes den Herrn Jesus Christus als unseren großen Hohepriester in der Gegenwart Gottes für uns. Dort steht Er für uns im Dienst. „Wir haben einen solchen Hohepriester, der zur Rechten des Thrones, der Majestät in den Himmeln sitzt, ein Diener des Heiligtums und der wahrhaftigen Hütte, welche der Herr und nicht der Mensch aufgerichtet hat“ (Heb 8,1–2). Nachdem Er das Erlösungswerk vollendet hat, hat Er sich für immerdar zur Rechten Gottes gesetzt. Aaron wird stets in einer stehenden Stellung dargestellt. Sein Werk war nie zu Ende. Er stand da, „täglich den Dienst verrichtend und oft dieselben Schlachtopfer darbringend, welche niemals Sünden wegnehmen können; Er aber, nachdem Er ein Opfer für Sünden dargebracht, hat sich für immerdar zur Rechten Gottes gesetzt“ (Heb 10,11–12). Sobald das Gesetz in Betreff des Opferns gegeben worden war, wurde das Priestertum eingesetzt. Die Heiligen finden jetzt beides in Christus. Er ist unser Opfer und unser Priester. Einmal erschien er am Kreuz für uns; jetzt erscheint er im Himmel für uns; und bald wird Er mit uns in Herrlichkeit erscheinen. Die Erkenntnis dessen, was Er am Kreuz vollbracht hat, und was Er jetzt tut im Heiligtum droben, nährt in unseren Herzen die Hoffnung seiner baldigen Wiederkehr und leitet uns, zu harren auf seine Erscheinung in Herrlichkeit.
Im Neuen Testament lesen wir nur von zwei Priester Ordnungen, nämlich von Christus, als dem großen Hohepriester im Himmel, und von dem allgemeinen Priestertum aller Gläubigen auf der Erde. „Auch ihr seid auferbaut als lebendige Steine, ein geistliches Haus, ein heiliges Priestertum, um geistliche Opfer, Gott wohl annehmlich durch Jesus Christus, darzubringen“ (1. Pet 2,5). Und wiederum: „Dem, der uns geliebt und uns von unseren Sünden in seinem Blut gewaschen, und uns zu einem Königtum und zu Priestern seinem Gott und Vater gemacht hat“ (Off 1,5–6). Diese Stellen zeigen klar die allgemeine Stellung aller Gläubigen als Priester vor Gott. Das Neue Testament spricht in keiner Stelle von einer besonderen Klasse oder von einzelnen dazu verordneten Personen, welche, sich von anderen Christen unterscheidend, den Dienst eines Priesters zu versehen haben. Christus ist der große Priester über das Haus Gottes; und kraft der Verbindung mit Ihm sind alle Gläubigen Priester und genießen das Vorrecht, als gereinigte Anbeter in das Allerheiligste eintreten zu dürfen. Selbst die Apostel nahmen nie den Platz von Priestern ein, als ob sie sich von dem geringsten Kind Gottes in irgendeiner Weise unterschieden. Sie mochten ihre Vorrechte viel besser als viele andere kennen und sich derselben weit mehr erfreuen; aber, obgleich in Betreff des Dienstes am Wort ihre Gaben und Berufungen von anderen unterschieden waren, so standen sie doch als Anbeter mit allen anderen auf demselben Boden und beteten mit ihnen gemeinschaftlich zu Gott durch Jesus Christus, den großen Priester seines ganzen Volkes.
In dem priesterlichen Dienst unseres hochgelobten Herrn gibt es viele Punkte von besonderem Interesse; jedoch wollen wir nur bei zweien derselben einen Augenblick verweilen.
Der erste Punkt ist, dass unser großer Hohepriester uns im Heiligtum droben vertritt. Und welch ein erhabener Repräsentant ist Er! Er ist der geliebte Sohn Gottes, der verherrlichte Mensch, dessen Name über alle Namen ist. „Denn der Christus ist nicht in das mit Händen gemachte Heiligtum, ein Gegenbild des wahrhaftigen, eingegangen, sondern in den Himmel selbst, um jetzt vor dem Angesicht Gottes für uns zu erscheinen“ (Heb 9,24). Welch ein würdiger Platz! In welch naher Verbindung stehen wir mit Gott! O möchten unsere Herzen es doch höher schätzen! Wenn Aaron vor dem Herrn erschien in seinen herrlichen und schönen Gewändern, so repräsentierte oder vertrat er die Kinder Israel. Ihre Namen waren auf seinem schönen Brustschild in kostbare Steine eingegraben. Welch ein gesegnetes Vorbild unseres wirklichen und ewigen Platzes in dem Herzen Christi, welcher nicht wie Aaron nur jährlich, sondern beständig für uns in der Gegenwart Gottes erscheint! Der Name jedes Gläubigen ist beständig vor dem Auge Gottes und zwar in der ganzen Herrlichkeit und Schönheit Christi, seines viel geliebten Sohnes. Wir stehen dort in seiner Gerechtigkeit, besitzen sein Leben, genießen seinen Frieden, sind erfüllt mit seiner Freude und bestrahlt von seiner Herrlichkeit. Obwohl in uns selbst ohne Anrecht, ohne Titel, ohne Vorrecht, so besitzen wir doch alles in Ihm. Er nimmt dort unsere Stelle ein. Gepriesen sei sein Name! Nur seiner beständigen Fürbitte im Himmel verdanken es die Heiligen auf der Erde, dass sie auf ihrer Wüstenpilgerfahrt Hilfe und Unterstützung finden und zu gleicher Zeit als Anbeter innerhalb des Vorhangs in all dem lieblichen Wohlgeruch seiner eigenen göttlichen Vortrefflichkeit aufrechterhalten werden. Und weder ihre Unwissenheit, noch ihr Mangel an Genuss dieser Dinge verändert oder entkräftet diese ihre gesegnete, herrliche und ewige Stellung, „indem Er immerdar lebt, um für sie zu bitten“ (Heb 7,25).
Der zweite Punkt ist, dass Er als unser großer Hohepriester die Gaben und Opfer seines anbetenden Volkes vor Gott darbringt. Unter dem Gesetz brachte der Anbeter dem Priester seine Opfergabe; und durch den Priester wurde das Opfer zu Gott auf seinem eigenen Altar dargebracht. Alles wurde dem Wort des Herrn gemäß durch den Priester angeordnet. Wie vollkommen ist dieses jetzt alles für den Anbeter durch den großen Priester im Himmel geschehen! Unsere Gebete, unsere Danksagung, unser Lobgesang. Alles geht durch seine Hände, bevor es den Thron Gottes erreicht. Welch eine wunderbare Gnade ist dieses, wenn wir daran denken, dass so vieles, was vom Fleisch ist, sich vermengt mit dem, was vom Geist ist! Aber der Herr Jesus weiß mit göttlicher Weisheit alles Böse auszuscheiden, und vom Guten zu trennen. Das, was vom Fleisch ist, muss als Holz, Stroh und Stoppel verworfen und vernichtet werden, während das, was vom Geist ist, aufbewahrt und in dem Wert und lieblichen Duftes seines vollkommenen Opfers vor Gott gebracht wird. „Durch Ihn lasst uns denn Gott stets das Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die Seinen Namen bekennen“ (Heb 13,15). Die dem Paulus erwiesene Güte der Philipper war „ein duftender Wohlgeruch, ein angenehmes Opfer, Gott wohlgefällig“ (Phil 4,18). Daher die Nichtigkeit der Ermahnung: „Und alles, was ihr irgend tut, im Wort oder im Werk, alles tut in dem Namen des Herrn Jesus, danksagend dem Gott und Vater durch Ihn“ (Kol 3,17).
3. Schließlich finden wir, dass die einzige Anbetungsstätte des Christen innerhalb des Vorhangs ist. Außerhalb des Lagers hat er seinen Platz als Zeuge, innerhalb des Vorhangs seinen Platz als Anbeter. In beiden Stellungen ist sicher Christus mit ihm. „Darum lasst uns zu Ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers, seine Schmach tragend“ (Heb 13,13). „Da wir denn, Brüder, Freimütigkeit haben zum Eintritt in das Heiligtum durch das Blut Jesu usw“ (Heb 10,19). Es ist sehr segensreich, diese beiden Stellungen in Gemeinschaft mit Christus selbst zu kennen. Die Kirche hat keinen göttlich geweihten Anbetungsplatz auf der Erde. Unser Platz ist im Himmel kraft des Opfers und des dort für uns fortgesetzten priesterlichen Dienstes. Was immer der Charakter des Gebäudes sein mag, in welchem sich die Christen im Namen des Herrn Jesus versammeln, so ist doch stets ihre wahre und einzige Anbetungsstätte in dem himmlischen Heiligtum. Durch den Glauben an das Wort Gottes und durch die Kraft des Heiligen Geistes beten sie Ihn an „in der wahrhaftigen Hütte, welche der Herr, und nicht der Mensch aufgerichtet hat.“
Israel hatte ein „weltliches Heiligtum“; und folglich war auch der Charakter ihrer Anbetung weltlich und lieferte den Beweis, „dass der Weg zum Heiligtum noch nicht offenbart war, solange die erste Hütte noch ihre Stellung hatte“ (Heb 9,8). Aber der Weg ist geöffnet worden durch das Blut Jesu. Derselbe Schlag, der das Haupt des Lammes traf, zerriss auch den Vorhang von oben an bis unten aus. Der Weg ins Allerheiligste ist offengelegt, und Christus ist mit den durch Blut gewaschenen seinen ohne Vorhang in die unmittelbarste Gegenwart Gottes eingetreten. Dort gibt es nicht, wie unter dem Gesetz, einen Vorhof für die Anbetung des Volkes, und einen Tempel für die Anbetung der Priester. Diese Unterschiede sind in der Kirche des lebendigen Gottes unbekannt. Überall ist jetzt eine priesterliche Anbetung im Tempel. Alle stehen gleich nahe. Alle haben gleiche Freiheit, alle sind gleich angenehm um der Gegenwart und Fürbitte des großen Hohepriesters seines Volkes willen. Dasselbe kostbare Blut, welches uns reinigt von aller Sünde, hat uns als Kinder und als anbetende Priester in die Nähe Gottes gebracht. Und wenn wir wirklich kennen die wunderbare Wirkung und Kraft dieses Blutes in den himmlischen Örtern, so werden wir uns dort zu Haus fühlen und glücklich sein in der Freiheit und Würde der Sohnschaft und in der innigen Vertraulichkeit eines ein für alle Mal gereinigten Anbeters im Allerheiligsten.
O möchten unsere Herzen sich stets der reichen Vorsorge der Gnade Gottes für alle unsere Bedürfnisse erinnern! Möchten sie nie das Blut am Gnadenthron, den Diener im Heiligtum und unseren heiligen, himmlischen und ewigen Anbetungsplatz aus dem Auge verlieren!