Botschafter des Heils in Christo 1870
Vernunft und Offenbarung
In dem Bewusstsein des Ernstes der gegenwärtigen Zeit, sowie im Blick auf die Gefahr, die der Pfad des Christen auf allen Seiten zeigt, legen wir unseren Lesern die unendliche Wichtigkeit des Wortes Gottes ans Herz, und ermahnen sie, sich in allen Dingen der heiligen Autorität desselben zu unterwerfen. Durch allerlei Schriften ist Satan bemüht, die Grundlagen unseres Allerheiligsten Glaubens zu erschüttern und dem Unglauben, der augenscheinlich bald die ganze zivilisierte Welt verfinstern wird, die Wege zu bahnen; und es ist sicher ein entsetzlicher Gedanke, dass selbst Prediger und Lehrer in der Christenheit oft am meisten bemüht sind, gottlose Hände an die Pfeiler zu legen, auf welchen das Christentum ruht. Möge der Herr sich ihrer erbarmen und ihnen die Augen öffnen, um ihre Torheit und Sünde zu erkennen und ihre Zuflucht zu nehmen zu dem kostbaren Blut, welches von aller Sünde reinigt!
Man sät ein Unkraut, welches bald schrecklich hervorwuchern wird. Man ist unaufhörlich bemüht, alles Göttliche und Heilige auf die Waagschale der irrenden und blinden menschlichen Vernunft zu legen, die Vernunft zu erheben, die Offenbarung in den Staub herabzuziehen, und, mit einem Wort, Gott und sein Wort auszuschließen. Ja, geliebter Leser, die Anstrengung des Feindes geht dahin, Gott auszuschließen und die Offenbarung Gottes bei Seite zu setzen, und je mehr ihm dieses gelingt, desto mehr ist er im Stande, die Menschen nach seinem Willen zu leiten.
Wir bekennen es, dass wir vor diesen Erscheinungen zittern, und uns fragen, wie wird dieses alles enden? Soll man auf sein Wort nicht achten, weil es über das Verständnis der menschlichen Vernunft hinausgeht? Gott sei gepriesen, dass Er das, was den Klugen und Weisen verborgen ist, den Unmündigen offenbart hat, und dass das Kreuz Christi, zwar der Vernunft eine Torheit, aber uns, die wir glauben, eine Gotteskraft ist!
Möge der Herr die Seinen in diesen schrecklichen, gefährlichen Zeiten bewahren! Möge Er unsere Herzen den Ernst des gegenwärtigen Augenblicks fühlen und erkennen lassen, und uns eine völlige Unterwürfigkeit unter sein kostbares Wort schenken! Dann, und nur dann werden wir vor jedem Einfluss des Feindes bewahrt bleiben. Dann werden wir nicht auf die Spöttelei des Zweiflers und auf die Beweise des Ungläubigen achten. Dann werden wir wissen, woher solche Dinge kommen, und wohin sie führen. Christus wird unser gesegnetes Teil, sein Wort unseres Fußes Leuchte, sein Geist unser Führer, und sein Wiederkommen die Hoffnung unserer Herzen sein.
Es ist in der Tat einer der höchsten Beweise menschlicher Anmaßung, das Wort Gottes der Vernunft des Menschen unterbreiten zu wollen. Wer gab die Vernunft, und wer gab die Offenbarungen? Ist nicht Gott die Quelle von beiden? Die menschliche Vernunft hat die Bestimmung, sich in ihrer Tätigkeit durch die göttliche Offenbarung gefangen nehmen und leiten zu lassen. Hat sie es getan? Nein, die Sünde hat den Menschen nicht nur unglücklich gemacht, sondern ihn auch verblendet und des Lichtes beraubt, um „geistliche Dinge geistlich beurteilen“ zu können. Es bleibt eine unerschütterliche Wahrheit, dass „der natürliche Mensch nicht annimmt, was des Geistes Gottes ist; denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen.“ Ist es daher nicht ein Zeichen großer Anmaßung, die Vernunft, verdorben durch die Sünde und gänzlich beeinflusst durch Satan, als eine Richterin dessen anzuerkennen, was Gott in seinem Wort offenbart hat? Begreift die Vernunft die Schöpfung? Keineswegs. „Durch den Glauben verstehen wir, dass die Welten durch Gottes Wort bereitet sind, so dass das, was man sieht, nicht aus dem Erscheinenden geworden ist“ (Heb 21,3). Die menschliche Vernunft, geleitet durch Unglauben, kann nur sagen: „Das nehme ich nicht an!“ aber sie kann nicht sagen mit überzeugender Gewissheit: „Die Sache verhält sich so und so!“ Sie vermag nur die Wahrheit zu leugnen, aber nichts an ihre Stelle zu setzen, Begreift sie die Erlösung? Keineswegs. Nur der Glaube erkennt in Jesu, dem Gekreuzigten, das wahre Opferlamm. Die Vernunft kann nur dieses Werk leugnen, aber nichts an die Stelle setzen, was dem Herzen Ruhe und Frieden geben kann. Wie armselig ist die menschliche Vernunft, und wie töricht der Mensch, der mit Hintansetzung der göttlichen Offenbarung, ihren Aussprüchen in göttlichen Dingen vertraut!
Möge der Herr sich unserer erbarmen und uns fähig machen. Seine Offenbarung zu verstehen und seinem Wort in allen Umständen unterwürfig zu sein!