Botschafter des Heils in Christo 1869
Jonathan
„Und es geschah, da er ausgeredet hatte mit Saul, dass das Herz Jonathans sich verband mit dem Herzen Davids; und Jonatan liebte ihn, wie sein eigenes Herz ... Und Jonatan und David machten einen Bund, weil er ihn liebte, wie sein eigenes Herz. Und Jonatan zog aus seinen Mantel, den er anhatte, und gab ihn David, dazu seine anderen Kleider, auch sein Schwert, seinen Bogen und seinen Gürtel.“
Welch ein herrliches Bild der hingebenden Liebe – einer Liebe, die sich selbst entblößt, um ihren Gegenstand zu bekleiden! Es ist in dieser Szene ein großer Unterschied zwischen Saul und Jonatan. Saul hielt David um seine Person und in seinem Haus, um sich selbst zu verherrlichen; aber Jonatan entblößte sich selbst, um David zu bekleiden. Dies war die Liebe in einer ihrer schönsten Tätigkeiten. Jonatan hatte in Gemeinschaft mit den vielen Tausenden von Israel mit atemlosem Interesse die Szene im Tal Elahs bewacht. Er hatte David ohne Waffen hingehen sehen, um mit jenem schrecklichen Feinde zu streiten, dessen Größe, Benehmen und Worte Angst und Schrecken unter das Volk gebracht hatten. Er hatte diesen großen Riesen durch die Hand des Glaubens niedergestreckt gesehen. Er nahm an allem Teil in diesem herrlichen Sieg.
Hier ist aber noch mehr als dieses. Es war nicht so sehr der Sieg als der Sieger, der das Herz Jonathans erfüllte – nicht so sehr das Werk als der, welcher es vollbracht hatte. Jonatan begnügte sich nicht zu sagen: „Gott sei Dank, der Riese ist tot und wir sind befreit und können zurückkehren zu unseren Häusern und uns freuen.“ O nein; er fühlte sein Herz angezogen und verbunden mit der Person des Sieges. Er fühlte den Wert des Sieges nicht weniger; aber er schätzte den Sieger höher und daher fand er seine Freude daran, seine Kleider und seine Waffen auszuziehen, um sie dem Gegenstand seiner Zuneigung zu geben.
Christlicher Leser, dies ist eine schöne Lektion für uns. Wir sind oft so geneigt, mehr mit der Erlösung beschäftigt zu sein, als mit dem Erlöser – mehr mit dem Heil, als mit dem Heiland! Ohne Zweifel sollen wir uns unserer Errettung freuen; aber sollten wir dabei stehen bleiben? Sollten wir nicht, wie Jonatan, suchen, uns selbst zu entblößen, um die Person dessen zu verherrlichen, der für uns in den Staub des Todes hinabstieg.
Jonatan vergaß sich selbst und dachte nur an David; wie viel mehr sollte es also mit uns und dem wahren David sein! Die Liebe hat ihre Freude daran, sich selbst für ihren Gegenstand zu entblößen. „Was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Verlust gehalten; ja wahrlich, ich halte auch alles für Verlust wegen der Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi Jesu meines Herrn, um welches willen ich alles eingebüßt habe, und es für Dreck halte, auf dass ich Christus gewinne“ (Phil 3,7–8). – O, besäßen wir mehr von diesem Geist!