Botschafter des Heils in Christo 1868
Das Band des lebendigen Glaubens
Christus selbst ist die einzige Quelle des Lebens und der Segnung für die Seele. „Wer den Sohn hat, hat das Leben.“ Außer Christus – getrennt von Ihm gibt es kein ewiges Leben für die Seele. „Und dies ist das Zeugnis, dass Gott uns das ewige Leben gegeben hat; und dieses Leben ist in seinem Sohn“ (1. Joh 5,11). Er ist die Quelle, und der Glaube kommt zu Ihm. Es muss, mittels des Glaubens, eine persönliche Berührung zwischen dem toten Sünder und dem lebendigen Erretter stattfinden. Ohne dies gibt es kein Leben. „Wer aber dem Herrn anhängt, ist ein Geist mit Ihm“ (1. Kor 6,17). Wenn es auch nur der Saum seines Kleides ist, der berührt wird; aber Er muss im Glauben berührt werden, und diese Berührung des Glaubens ist augenblickliches, ewiges Leben für die Seele (Siehe Mt 9; Mk 5; Lk 8).
Die Menge drückte und drängte Jesus; aber keine himmlische Kraft ging von Ihm auf sie aus. In dem neugierigen Haufen war keine Handlung des Glaubens. Es war weder der Glaube, noch ein gefühltes Bedürfnis welches sie zu Ihm führte. Aber in dem Augenblick, wo der Finger des Glaubens den Saum seines Kleides berührte, sagte Jesus: „Es hat mich jemand angerührt; denn ich fühle, dass eine Kraft von mir ausgegangen ist.“ „Das Weib aber, als sie sah, dass sie nicht verborgen blieb, kam zitternd; und sie fiel vor ihm nieder, und verkündigte ihm vor dem ganzen Volk, um welcher Ursache willen sie Ihn angerührt habe, und wie sie sogleich genesen sei. Er aber sprach zu ihr: ‚Sei gutes Mutes, Tochter! Dein Glaube hat dich geheilt; gehe hin in Frieden.‘“ – Dies ist der gnadenreiche und gütige Weg des Herrn mit jedem Sünder, welcher zu Ihm kommt. Er kommt augenblicklich und vollkommen all ihrem Bedürfnis entgegen. Jenes Weib kam, auf dem rechten Wege, auf dem Weg des Glaubens. Sie glaubte, dass ihre Krankheit unheilbar sei, ausgenommen in seiner Hand. Sie hatte viel erlitten von vielen Ärzten, und all ihre Habe verwendet, und keinen Nutzen davon gehabt, sondern war vielmehr schlimmer geworden. Welche ein treues Gemälde von der traurigen Lage eines Sünders! So kam sie zu Jesu in dem tiefen Gefühl ihrer Not, Armut, Hoffnungslosigkeit, und von der gänzlichen Wertlosigkeit aller menschlichen Hilfe. Alle menschlichen Heilmittel hatten bei ihr nicht gewirkt; jede Quelle war versiegt, außer der ewig fließenden Quelle der erlösenden Liebe. Und mit all ihrem ungelindertem Leid kam sie im Glauben zu Jesu. „Denn sie sagte zu sich selbst: Wenn ich auch nur seine Kleider anrühre, werde ich geheilt.“ Welch ein kostbarer Glaube! und sie wurde nicht getäuscht. Und wer ist wohl jemals getäuscht worden, wenn er im Glauben zu Jesu kam? Kein Einziger! „Wer zu mir kommt, werde ich nicht hinausstoßen“ (Joh 6,37).
Und nun betrachte einmal, teurer Leser, die wunderbare Gnade, welche in seinen zärtlichen Worten dem betrübten Weibe entgegentritt. Zuerst nennt er sie „Tochter“; Er will damit sagen: Wir sind jetzt innig verbunden – wir sind verwandt, sind von einer Familie, haben einen Vater, eine Hoffnung und eine Heimat. „Denn sowohl der, welcher heiligt, als auch die, welche geheiligt werden, sind alle aus einem, um welcher Ursache willen Er sich nicht schämt, sie Brüder zu nennen.“ „Wer wird uns scheiden von der Liebe des Christus?“ (Heb 2,11; Röm 8,35)
Dann sagt Er zu ihr: „Sei gutes Mutes!“ Empfange, genieße allen Trost, der daraus entspringt, am Körper geheilt und ein Kind Gottes zu sein durch den Glauben an Jesus Christus. O welch eine Fülle von Trost enthalten diese Worte, indem sie von den Lippen Jesu kommen! Welch eine tiefe Quelle von nie endender Seligkeit!
Er fügt dann hinzu: „Dein Glaube hat dich geheilt.“ Der Glaube bringt die Seele zu Christus, dem wahren Arzt. Er allein hat den Balsam von „Gilead“; Er allein kann die Gesundheit der Tochter seines Volkes erneuern (Jer 8,23). Aber welch eine Gnade von Seiten des Herrn, zu sagen: „Dein Glaube hat dich geheilt“, wenn Er selbst alles getan hat. Gewiss, aber es liegt darin eine tiefe praktische Wahrheit. Die heilende Kraft war in Ihm, aber der Glaube war der göttliche Weg, auf dem das Weib sich in den Besitz derselben setzte. Die unausforschlichen Reichtümer Christi sind dem Glauben geöffnet, jeder Quell der heilenden Kraft in dem Heiland erschließt sich seiner Berührung, er löst die Riegel der ganzen Schatzkammer Gottes. Christus hat wirklich das ganze Werk vollbracht. Das große Werk der Versöhnung und der Erlösung durch Blut, ist sicher auf dem Kreuz erfüllt und für immer beendigt. Der Mensch aber ist nicht eher gerettet, besitzt nicht eher das Heil als bis er an Christus glaubt. Daher ist die große Lehre der ganzen Schrift über diesen Punkt, dass wir „gerechtfertigt sind durch Glauben.“ „Diesem geben alle die Propheten Zeugnis, dass jeder, der an Ihn glaubt, Vergebung der Sünden empfangen wird durch seinen Namen“ (Apg 10,43). Der Glaube empfängt Christus und verbindet die Seele mit Ihm, der die Quelle aller Segnung ist. Aber keine Segnung wird uns zu Teil, bis wir Ihn empfangen haben durch Glauben, mittelst der belebenden Kraft des Heiligen Geistes, durch die Wahrheit des Evangeliums. Das arme Weib wurde nur „immer schlimmer“, bis sie zu Jesu kam. Und so geht es jedem Sohn und jeder Tochter Adams. Es gibt kein geistiges Leben, keine Gesundheit oder Segnung, ausgenommen in Ihm. Die Seele muss sterben, welche keine Verbindung mit Ihm hat. Jenes Weib war wirklich in der Lage des Todes, als sie die Hand des lebendigen Glaubens ausstreckte. Das verbindende Band zwischen dem Sünder und dem Heiland ist der Glaube an Ihn. Daher die unaussprechliche Wichtigkeit der Frage: „Glaubst du an den Sohn Gottes?“ Vergebung –Rechtfertigung – Errettung empfangen wir in dem Augenblick, in welchem wir in seiner Gegenwart antworten können: „Herr, ich glaube“ (Joh 9,35–38). „Denn es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle, in Ihm zu wohnen.“ „Und aus seiner Fülle haben wir alle empfangen Gnade um Gnade“ (Kol 1,19; Joh 1,16).
Er schließt mit den Worten: „Gehe hin in Frieden.“ Alles ist jetzt in Ordnung gebracht und für immer in Ordnung gebracht. „Gerechtfertigt aus Glauben haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.“
Die Quelle ihrer Krankheit war versiegt. Gott rottet die Sünde aus mit Wurzel und Stamm. Sie hatte einen festen Grund des Friedens in den kostbaren Worten Jesu. Nichts weiter war nötig, als seine eigenen Worte, Worte der süßesten Gnade: „Sei gutes Mutes, Tochter; dein Glaube hat dich geheilt; gehe hin in Frieden.“ O, welch eine Fülle, welch eine Tiefe, und welch eine Bestimmtheit liegt in diesen Worten! Nichts scheint ausgelassen zu sein, das nötig ist, um einer Seele wahre Freude, guten Trost, vollkommene Ruhe und festen Frieden zu geben. Und der Herr selbst ladet aufs freundlichste ein: „Kommt her zu mir, alle Mühselige und Beladene, und ich werde euch Ruhe geben!“