Botschafter des Heils in Christo 1868
Einige Worte über die Dreieinheit
Obwohl es durchaus ungereimt ist, bezüglich des göttlichen oder irgendeines geistigen Wesens von einer Mehrheit reden zu wollen, so bestreite ich es dennoch, dass Gott jemals als einer sich völlig offenbart hat, oder völlig offenbart werden konnte. Freilich wurde Er, im Gegensatz zu einer Mehrzahl von Göttern, als ein Gott offenbart: aber in diesem Fall war seine Offenbarung keine vollständige. Wie wenig wir auch seine Tiefen zu ergründen vermögen, so wissen wir dennoch, dass seine Offenbarung erst dann eine vollständige war, als Er sich als der dreieinige Gott zu erkennen gab. Offenbart nur als einer, wohnte Er hinter dem Vorhang, so dass niemandem gestattet ward. Ihm zu nahen; und durch mancherlei Sinnbilder Zeigte Er, dass Er nicht erkannt wurde, dass das wahre Licht nicht schien, und dass der Weg in das Allerheiligste noch nicht offenbart war.
Aber die völlige Offenbarung seiner selbst beginnt mit dem Eintritt des Sohnes, der in des Vaters Schoß ist, in diese Welt. Der Sohn ist das Bild des unsichtbaren Gottes. Wer Ihn gesehen, hat den Vater gesehen. Das Licht Gottes war in der Welt; aber der Mensch sah und begriff es nicht. Der Geoffenbarte, der Vater, ward erkannt, oder konnte erkannt werden in Güte durch den Sohn; und nur Er, der Sohn, konnte den Vater vollständig offenbaren.
Doch ist dieses nicht alles. Die Finsternis hat das Licht nicht begriffen. Nachdem aber das erforderliche Werk vollbracht war, um uns, in Übereinstimmung mit der heiligen und gerechten Natur Gottes, in jene Stellung zu versetzen, ohne welche eine auf Wahrheit gegründete Erkenntnis Gottes unmöglich ist, ward der Heilige Geist die Kraft, um uns lebendig zu machen und zu befähigen, die Offenbarung Gottes zu verstehen.
Ohne die Dreieinigkeit würde die Lieds, die Gerechtigkeit und Heiligkeit – die wahre Natur Gottes – nimmer erkannt worden sein; denn niemals war Er offenbart worden, wie Er ist und wie Er stets war. Ohne die Dreieinigkeit blieb die wahre Natur Gottes verborgen. Der Sohn macht lebendig, welche Er will; aber alles, was Er tut, geschieht in völliger Übereinstimmung mit dem Vater. Der Heilige Geist teilt seine Gaben aus, welchem Er will; aber dieses geschieht nimmer getrennt von dem Willen des Vaters und des Sohnes. Sie haben nicht dieselben Ratschlüsse, sondern nur einen Ratschluss, eine Meinung, eine Absicht; jedoch unterscheiden sich ihre Tätigkeiten in der Handhabung dieses Ratschlusses. Der Vater sendet den Sohn und der Sohn sendet den Geist. Doch als der Sohn kam, war Er nicht getrennt vom Vater. „Der Vater, der in mir wohnt, der tut die Werke.“ Er trieb die Teufel aus durch den Geist Gottes; und doch trieb Er sie aus. Es existiert eine völlige Einheit in allem; nicht eine Einheit, welche zur Erreichung eines und desselben Zieles durch Vereinigung hervorgerufen ist, auch nicht eine Einheit, wie bei uns, die wir durch einen Geist, der in uns allen wohnt, vereinigt sind, sondern eine von Ewigkeit her bestehende Einheit, in welcher nur ein Wille und ein Ratschluss tätig sind und nur die Ausführung dieses Ratschlusses eine Unterscheidung zulässt.
Wer könnte sich anmaßen, dieses Geheimnis der Einheit in der Dreifaltigkeit ergründen zu wollen! Aber die Wahrheit ist, dass der Vater offenbart ist, dass der Sohn offenbart, und dass der Heilige Geist lebendig macht und das Verständnis gibt. Der Sohn, welcher offenbart, ist nicht verschieden vom Vater, den Er offenbart; denn sonst würde Er Ihn nicht offenbaren. Durch den Geist, welcher lebendig macht und die Erkenntnis bewirkt, sind wir aus Gott geboren und befähigt worden zu erkennen, dass Gott in uns wohnt. Er offenbart Ihn uns durch seine eigene Gegenwart und ist auf alle Weise die in dem Geschöpf wirkende Kraft Gottes.
Das Geschöpf vermag nimmer Gott zu erreichen; denn sonst würde Gott nicht Gott sein. Unmöglich kann das, was endlich ist, das Unendliche erreichen, oder es existiert weder Endliches noch Unendliches. Der unendliche Gott könnte sich nimmer als solcher der endlichen Kreatur offenbaren; jede Offenbarung eines gerechten und heiligen Gottes in Herrlichkeit würde dem gefallenen Menschen unerträglich gewesen sein. Aber in dem Sohn durch den Heiligen Geist, durch das Werk Christi und die Wirkung des Heiligen Geistes ist Gott offenbart, und in der Liebe des Vaters sind die Gerechtigkeit und Heiligkeit aufrechterhalten und verherrlicht worden, so dass wir befähigt sind zur Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn und zum Verständnis aller durch den Heiligen Geist mitgeteilten Werke.
Wenn nun Johannes sagt: „Also hat Gott die Welt geliebt“, so finden wir überall, wo er von der Macht der Gnade redet, welche den Menschen zur Erkenntnis und zum Besitz Gottes bringt, dass er stets –des Vaters und des Sohnes erwähnt, indem er nachher in den Worten Christi die Gegenwart und die Arbeit des Sachwalters hinzufügt. Wir sehen also, dass es keine völlige Offenbarung Gottes geben kann, als nur in Folge der Offenbarung des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Nur in dieser Dreieinigkeit offenbart sich vollkommen der einige wahre Gott. Unsere Gebete gründen sich auf diese Wahrheit. Durch Christus, den Sohn, haben wir den Zutritt durch einen Geist zum Vater.