Botschafter des Heils in Christo 1868
Der zweifache Weg Gottes
Sein Weg ist im „Heiligtum“ und sein Weg ist im „Meer“. Die Verschiedenheit dieser beiden Dinge ist augenscheinlich. Zunächst ist der Weg Gottes im Heiligtum, wo alles hell und klar ist. Dort zeigt sich nirgends ein Irrtum. Dort gibt es nicht das Geringste, welches dem Geist hindernd in den Weg treten könnte. Sobald eine noch so sehr beunruhigte Seele in das Heiligtum tritt, und die Dinge im Licht Gottes betrachtet, so sieht sie das Ende von allem, wodurch sie auf der Erde so oft getäuscht worden ist.
Wir finden dasselbe im Psalm 73. Dort lesen wir: „Da dachte ich nach, um dieses begreifen zu können, – ein Leid war es in meinen Augen; bis ich hineinging in die Heiligtümer Gottes; da gewahrte ich jener Ende“ (V 16–17). Im Heiligtum Gottes empfängt die Seele wahres Verständnis über alle Dinge; alle Versuchungen, alle Prüfungen, alle Schwierigkeiten und Leiden zeigen sich dort in ihrer wahren Gestalt. Sind wir einmal dort eingetreten, so befinden wir uns in der Stätte des Lichtes Gottes und der Liebe Gottes; und dann gibt es keine Schwierigkeit, über welche wir nicht ein klares Verständnis haben.
Allein nicht nur ist der Weg Gottes im Heiligtum, wo, wenn wir uns dort befinden, für uns alles hell und klar ist, sondern der Weg Gottes ist auch in den: Meere. Er wandelt da, wo wir nicht immer seine Fußstapfen verfolgen können. Gott wirkt oft, wie wir alle wissen, in geheimnisvoller Weise. Es gibt Wege Gottes, die den Zweck haben, uns zu erproben. Es wird sicher nicht nötig sein, zu sagen, dass Gott gewiss keine Freude findet an unseren Verlegenheiten und Befürchtungen. Auch ist stets das Heiligtum für uns zum Eintritt geöffnet, so dass wir jeden Augenblick nahen können. Aber es gibt vieles in den Wegen Gottes, welches man seinen eigenen Händen überlassen muss. Vieles ist vorhanden, worüber unserer Kurzsichtigkeit das richtige Verständnis fehlt; und nichts bleibt übrig, als sich still seinem Willen zu ergeben. Der Weg Gottes ist daher nicht nur im Heiligtum, wo alles für uns licht und klar ist, sondern auch im Meer, im Verborgenen.
Was aber hält unsere Verbindung mit seinen geheimnisvollen Wegen, mit seinen Fußstapfen im Meer aufrecht? Es ist das Wort: „Du leitest dein Volk wie eine Herde, durch die Hand Moses und Aaron“ (V 20). Der Weg dieses Volkes ging durchs Meer und nachher durch die Wüste. Die Wegs Gottes mit seinem Volk begannen im Meer, weil Gott von Anfang bis zu Ende die Stärke des Heiligen sein muss. Es mag eine frühe Probe für seine Seele sein; aber die Schwierigkeiten sind für ihn der passende Weg, um die Stärke Gottes erproben zu können.
Es ist sicher ein köstliches Ding zu wissen, dass das Heiligtum stets für uns offen ist; aber noch köstlicher ist zu wissen, dass Gott selbst noch näher ist; und zu Ihm sind wir jetzt geführt, wie wir in 1. Petrus 3 lesen: „Denn freilich hat Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, auf dass Er uns zu Gott führe.“ Das ist eine höchst kostbare Wahrheit; wir befinden uns im Heiligtum und sind zu Gott selbst geführt.
Sicher dürfen wir kühn sagen, dass der Himmel selbst für uns ein leerer Raum, eine geringfügige Sache sein würde, wenn wir nicht zu Gott selbst gebracht worden wären. Das ist weit besser, als jede Befreiung aus der Trübsal, besser als jede Segnung. Es gibt nichts Höheres, als geführt zu sein in die Gegenwart dessen, dem wir angehören, welcher selbst ist die Quelle aller Segnung und aller Freude. Gesegnete Wahrheit.
Mögen daher die Wege Gottes auch nicht nur im Heiligtum, sondern auch in dem Meer, außerhalb des Heiligtums, sein, – wir finden Gott überall. Leider sind wir nur zu oft mit dem Meer beschäftigt, um dort die Fußstapfen Gottes ausfindig zu machen. In diesem Fall sind wir nicht glücklich. Nur das Vertrauen auf Gott ist stets die Kraft des Glaubens. Möge der Herr uns daher die Gnade verleihen, stets auf Ihn zu schauen; Er ist im Heiligtum, Er ist im Meer, Er ist überall. Gepriesen sei sein Name!