Botschafter des Heils in Christo 1867
Ein auffallender Gegensatz
Das achte Kapitel der Apostelgeschichte zeigt uns einen bedeutenden und äußerst lehrreichen Gegensatz zwischen dem Zauberer von Samaria und dem Eunuchen von Äthiopien. Betrachten wir daher auf etliche Augenblicke die beiden Charaktere, und wir werden Gelegenheit finden, irgendeine nützliche Belehrung für uns daraus schöpfen zu können.
Das Kapitel beginnt mit einer Mitteilung betreffs der Wirksamkeit des Philippus. „Philippus aber ging hinab in eine Stadt von Samaria, und predigte ihnen den Christus“ (V 5). In der Tat ein gesegnetes Thema! Bei einem treuen Prediger ist Christus der Anfang, die Mitte und das Ende seiner Predigt. „Und die Volksmenge achtete einmütig auf das, was von den: Philippus geredet ward, indem sie die Zeichen hörten und sahen, die er tat. … Und eine große Freude entstand in jener Stadt“ (V 6–8). Also muss es stets sein. Wenn Christus gepredigt wird und die Zuhörer darauf achten und die frohe Botschaft aufnehmen, dann wird „große Freude“ die unausbleibliche Folge sein. Die Beschäftigung des Predigers ist, „Christus zu predigen“, und die Beschäftigung der Zuhörer ist, darauf zu „achten und zu glauben.“ Nichts kann einfacher sein.
Aber ach! dieser Himmelsglanz sollte bald überzogen werden mit jenen dunklen Wolken, welche stets hervorgerufen werden durch die Selbstsucht und Eigenliebe der Menschen. Alles war einfach und schön, heiter und frisch, solange Christus erhoben wurde und die Seelen in der Erkenntnis des Heils ihre Segnungen fanden. „Ein gewisser Mann aber, mit Namen Simon, trieb vorher Zauberei in der Stadt und brachte das samaritische Volk außer sich, indem er von sich selbst sagte, dass er etwas Großes sei“ (V 9). Zier zeigt uns der inspirierte Geschichtsschreiber etwas, wodurch die herrliche, feierliche Stille plötzlich unterbrochen wird. An den Platz jenes Herolds des Heils, welcher Christus erhob, tritt vor unser Auge ein armer Wurm, der Anstrengungen macht, sich selbst zu erheben, und anstatt jener auf die Worte der Wahrheit lauschenden Volksmenge, sehen wir ein durch Zauberei außer sich gebrachtes Volk.
Simon gab vor, dass er etwas Großes sei; und die öffentliche Meinung begünstigte seine Anmaßungen. „Welchem alle, vom Kleinen bis zum Großen, anhingen und sagten: Dieser ist die Macht Gottes, genannt die große“ (V 10). Es ist nicht selten der Fall, dass die, welche die hochmütigsten Ansprüche erheben, auch den höchsten Platz in den Gedanken der Menschen einnehmen. Was schadet es, ob auch das Fundament, worauf sich diese Ansprüche stützen, noch so schwach und gebrechlich ist? Die Menge kümmert sich weder um das Fundament, noch um das, was hinter der Szene ist. Ihre Gedanken schwimmen stets auf der Oberfläche und sind darum leicht zu täuschen. Der Großtuer und Prahler bahnt sich mit leichter Mühe einen Weg zu den Herzen der Menge, während der Demütige, der Anspruchslose, der Bescheidene, von Seiten der Menschen dieser Welt, der Vergessenheit und des Nichtbeachtens anheimgegeben ist. Darum wurde der hochgepriesene Herr, der sich selbst zu Nichts machte, der nicht seine eigene Ehre suchte, und nicht hatte, wohin Er sein Haupt legte, preisgegeben für einen Mörder und Räuber und zwischen zwei Missetäter an ein entehrendes Kreuz genagelt.
Aber Simon, der Zauberer, gab vor, dass er etwas Großes sei; und die pomphaften Anmaßungen dieser Selbstüberhebung fanden Eingang bei der ungläubigen Menge. Auf ihn richteten alle ihre Blicke. Warum? War es vielleicht, weil er ihnen zu nützen suchte durch die eifrigen Anstrengungen eines hochherzigen Wohlwollens? Keineswegs. Was war also die Ursache? „Weil er sie lange Zeit mit den Zaubereien außer sich gebracht hatte“ (V 12). So ist der Mensch – so ist die Welt. Ja, und so sind auch die Christen. Lasst uns nur lauschen auf die Worte: „Denn ihr ertragt gern die Toren, weil ihr weise seid. Denn ihr ertragt, wenn euch jemand zu Knechten macht, wenn euch jemand aufzehrt, wenn jemand von euch nimmt, wenn sich jemand überhebt, wenn euch jemand ins Angesicht schlägt“ (2. Kor 11,19–20). Diese Worte sind an Heilige gerichtet; und wir wissen, wie sie leider, auch in unseren Tagen eine Anwendung finden. Die heilige Schrift hat zum Voraus diese Dinge bezeichnet, und „es gibt nichts Neues unter der Sonne.“ Jene dünkelhaften, prahlerischen, übermütigen Apostel hatten dem wahren, sich selbst verleugnenden, geweihten Diener Christi die Zuneigung und Würdigung selbst der Heiligen Gottes fast gänzlich geraubt. Welch eine schreckliche Erläuterung der Worte: „Er kennt die Gedanken der Menschen, dass sie eitel sind.“ – Ja, in der Tat, es kann nichts Eitleres geben, als die Gedanken und Überlegungen der Menschen.
Indes hatte die Zeit sich in Samaria geändert und zwar durch die Einführung des Evangeliums. „Als sie aber dem Philippus glaubten, der die Dinge des Reiches Gottes und des Namens Jesu Christi verkündigte, wurden sie getauft, sowohl Männer als Weiber. Aber auch Simon selbst glaubte und wurde getauft, und hielt sich zu Philippus; und als er die Zeichen und großen Wunder sah, geriet er außer sich“ (V 12–13).
Es ist hier nicht am Ort, die Frage zu prüfen, ob Simon wirklich ein bekehrter Mann, oder nur ein heuchlerischer Bekenner war. Wir können, ohne diese Frage zu berühren, eine höchst lehrreiche Unterweisung und einen praktischen Nutzen aus dieser Geschichte ziehen. Simon war ein selbstsüchtiger Mensch von Anfang bis zu Ende. Die eigene Erhebung war für ihn Zweck und Ziel. Zuerst machte er Gebrauch von der Zauberei, um dieses Ziel zu erreichen; und als die Zeit des christlichen Bekenntnisses ihm das Fundament, worauf er sich erhob, unter den Füßen hinwegrückte, da umklammerte er ein neues Ding. Er stellte seinen Fuß auf den Boden des Bekenntnisses, nicht wie jemand, der für sein gebrochenes Herz und für sein verklagendes Gewissen Ruhe sucht, sondern wie jemand, der etwas zu sein trachtet. Aus der inspirierten Erzählung geht nur zu augenscheinlich hervor, dass Simon weit mehr beschäftigt war mit den Zeichen und Wundern, womit das Evangelium begleitet und wodurch es bestätigt wurde, als mit den Tröstungen, welche darzureichen das Evangelium bestimmt war. Hier zeigte sich in der Tat kein Herz, welches durch die Gnade des Evangeliums mit Frieden erfüllt war, sondern ein Gemüt, welches staunte über die Zeichen und Wunder, welche geschahen. Denn „als er die Zeichen und großen Wunder sah, geriet er außer sich.“ Nur darauf hin richteten sich seine staunenden Blicke. Jene Erscheinungen, welche bloß dazu bestimmt waren, die Aufmerksamkeit der Herzen auf Christus zu lenken, wurden von Simon als solche betrachtet, die zu seiner Selbsterhöhung dienen konnten. Er hoffte in dem Christentum für seinen Ruhm einen festeren Boden zu finden, als früher die Zauberei ihm zu gewähren im Stande gewesen war.
Alles dieses tritt klarer ins Licht, sobald der Heilige Geist auf den Schauplatz tritt. „Als aber die Apostel, die in Jerusalem waren, hörten, dass Samaria das Wort Gottes angenommen habe, sandten sie den Petrus und Johannes zu ihnen, welche, als sie hinab gekommen waren, für sie beteten, dass sie den Heiligen Geist empfangen möchten (Denn Er war noch nicht auf einen von ihnen gefallen, sondern sie waren allein getauft auf den Namen des Herrn Jesus). Da legten sie ihnen die Hände auf, und sie empfingen den Heiligen Geist. Als aber Simon sah, dass durch das Auflegen der Hände der Apostel der Heilige Geist gegeben wurde, bot er ihnen Geld an und sagte: Gebet auch mir diese Gemalt, dass wem irgend ich die Hände auflege, er den Heiligen Geist empfange. Petrus aber sprach zu ihm: Dein Geld fahre samt dir ins Verderben, weil du gemeint hast, dass die Gabe Gottes durch Geld zu empfangen sei! Du hast weder Teil noch Laos an dieser Sache; denn dein Herz ist nicht aufrichtig vor Gott. Tue denn Buße über diese deine Bosheit, und flehe zu Gott, ob dir etwa der Anschlag deines Herzens vergeben werde; denn ich sehe, dass du in Galle der Bitterkeit und in Banden der Ungerechtigkeit bist“ (V 14–25).
Welch ein feierlich ernstes Gemälde! Welch eine heilige Unterweisung! Selbstsucht führt stets zur Bitterkeit, mag sie uns bei einer bekehrten oder bei einer unbekehrten Person gezeigt werden. Jeder, welcher sich selbst zu erhöhen trachtet. Jeder, welcher etwas sein will. Jeder, welcher zu glänzen sucht vor dem Auge seines Mitmenschen, wird früher oder später Bitterkeit und Galle zur Reife bringen. Es kann nicht anders sein. Man kann es als einen bestimmten Grundsatz festsetzen, dass, in dem Maß unser Ich der Gegenstand und das Ziel ist, auch die Bitterkeit die Folge sein wird. Hätte Simon seinen Gegenstand in Christus, welchen Philippus predigte, gefunden, so würde er nimmer nötig gehabt haben, sein Ohr den erschreckenden Worten des Petrus leihen zu müssen. Sein Herz wäre dann „aufrichtig vor Gott“ gewesen. Nur wenn Christus der Gegenstand ist, dann ist das Herz aufrichtig vor Gott. Allein es stand so traurig um Simon, und sein Herz war so völlig entfernt von Gott, von Christus und von dem Heiligen Geist, dass, als Petrus ihn zum Flehen zu Gott auffordert, ob ihm vielleicht der Anschlag seines Herzens vergeben würde, er keine andere Antwort hat, als: „Fleht ihr für mich zu dem Herrn, damit nichts über mich komme von dem, wovon ihr geredet habt“ (V 24). Anstatt seine Sünden zu bekennen, fordert er andere auf, für ihn zu beten, damit die Folgen seiner Sünde ihn nicht treffen möchten.
Hier endet die Geschichte des Zauberers, und Simon ist unseren Blicken entzogen. Möge die in dieser Geschichte enthaltene Lehre sich tief in unsere Herzen einprägen! Möge der Herr in seiner Gnade uns eine völlige Befreiung von Selbstsucht geben und unsere Herzen erfüllen mit Liebe für seinen Heiligen Namen!
Wenden wir uns jetzt von diesem traurigen Ereignis ab und richten wir unsere Blicke auf ein gänzlich verschiedenes Gemälde.
„Ein Engel aber des Herrn sprach zu Philippus und sagte: Stehe auf und gehe gegen Mittag, auf den Weg, der von Jerusalem nach Gaza hinabführt; dieser ist öde. Und er stand auf und ging hin. Und siehe, ein äthiopischer Mann, ein Eunuch, ein Gewaltiger der Kandaze, der Königin der Äthiopier, der über ihren ganzen, Schatz war, welcher nach Jerusalem gekommen war, um anzubeten, war auf der Rückkehr, und saß auf seinem Wagen und las den Propheten Jesajas“ (V 26.28).
Welch ein Kontrast tritt uns hier vor Augen! Anstatt eines Zauberers, der durch Hilfe der Künste seiner Zaubereien etwas Großes zu sein vorgibt, erblicken wir hier einen Mann von wirklich hohem Ansehen und Rang, einen Mann von Gewicht und Würde, der ganz und gar sich selbst und seine Stellung aus dem Auge verloren hat und beschäftigt ist, den Gegenstand seines Gottesdienstes und seiner Anbetung zu finden. Er war einer von den Großen dieser Erde und hatte nicht nötig vorzugeben, dass er ein solcher sei; aber anstatt mit sich selbst oder mit seiner Größe beschäftigt zu sein, dürstete seine Seele nach etwas, was weit über seine Person und seine Umgebung hinausging. Er war von Äthiopien nach Jerusalem gegangen, um anzubeten und befand sich, augenscheinlich unbefriedigt, auf dem Rückweg.
Alles dieses ist von außerordentlicher Wichtigkeit. Wir sind erfreut, den sich selbst suchenden Simon verlassen zu können und einen den Christus suchenden Eunuch begleiten zu dürfen. Es ist in der Tat erfrischend, diesen ernsten, einsamen Mann in den Schriften des Propheten den Gegenstand seines Herzens suchen zu sehen. Wir werden sicher fühlen, dass dieses ein Anblick war, an dem der Himmel selbst seine Wonne hatte. Ein Engel ward gesandt nach Samaria, den Apostel von den dortigen blühenden Gefilden des Dienstes abzurufen und ihn hinzusenden in die Einsamkeit der Wüste Gaza, um sich hier mit einer einzelnen Person zu beschäftigen. Wie bemerkenswert ist es, dass der inspirierte Schreiber zwei solche Männer, wie Simon und den Eunuchen, nebeneinanderstellt! Sie bilden ganz und gar zwei Gegensätze. Philippus fand in jenem einen Mann, der das Volk durch Zauberei außer sich brachte und etwas Großes zu sein vorgab; und in diesem einen solchen, der sich mit ganzem Ernst in das Studium des Wortes Gottes vertiefte. Er fand den einen mitten in dem Geräusch und dem Gedränge der Stadt in rastloser Tätigkeit, um vor den Augen der Welt eine Rolle zu spielen, und für sich selbst aus allem Nutzen zu ziehen; er fand den anderen inmitten der Wüste, und zwar zurückkehrend von dem Ort seiner Anbetung, um sich wieder zu seinem Wirkungskreis in Äthiopien zu begeben. Sie bildeten in der Tat zwei entschiedene Gegensätze.
Verfolgen wir aber ein wenig die Geschichte dieses interessanten, höchst begünstigten Äthiopiers. Es mochte dem Evangelisten höchst seltsam erscheinen, den äußerst glänzenden Wirkungsplatz in Samaria, wo eine so große Menge auf ihn hörte, verlassen und eine Wüste betreten zu müssen, wo er kaum erwarten durfte. Jemanden zu finden. Wem sollte er hier predigen? Die Natur würde sicher eine solche Frage erhoben haben; aber wie uns hier mitgeteilt wird, blieb Philippus nicht lange in Unwissenheit in Betreff seiner Arbeit. „Der Geist aber sprach zu Philippus: Tritt hinzu und schließe dich an diesen Wagen an. Philippus aber lief hinzu“ (V 29). Wie einfach! Welch ein liebliches Bild von einem Diener! Für das Herz eines rechtschaffenen Dieners ist es dasselbe, ob er in eine Stadt, oder in eine Wüste, zu einer Menge, oder zu einer einzelnen Person gesandt wird. Der Wille seines Herrn gibt stets den Ausschlag. O möchten auch wir dieses mehr verwirklichen! Möchten auch wir mehr die wirkliche und tiefe Segnung genießen, unser angewiesenes Werk vor dem unmittelbaren Auge Jesu auszuführen, ohne uns zu kümmern über den Wirkungsplatz und den Charakter dieses Werkes! Wir mögen berufen sein, vor versammelten Tausenden stehen, oder im Verborgenen unsere Wege von Gasse zu Gasse, von Dachstübchen zu Dachstübchen machen zu müssen, – wir mögen das Evangelium in angefüllten großen Räumen verkündigen, oder es in dem Zimmer eines Krankenhauses dem Ohr eines Sterbenden nahebringen, – der treue Diener tut beides mit derselben Freude. Und gewiss so wird es auch bei uns sein, wenn nur die wahre Gesinnung eines Dieners unsere Herzen belebt. Der Herr wolle uns mehr davon gewähren!
„Philippus aber lief hinzu, und hörte ihn den Propheten Jesajas lesen, und sprach: Verstehst du wohl, was du liest? Er aber sprach: Wie könnte ich denn, wenn nicht jemand mich anleitet? Und er bat den Philippus, dass er aufsteige und bei ihm sitze“ (V 30). Der Herr weiß, wie und wo sich die Pfade des Predigers und des Zuhörers kreuzen sollen; und wenn sie sich einander begegnen, dann ist eine Kette gebildet, die nimmer gesprengt werden kann. In Jerusalem befanden sich jene, welche die frohe Botschaft dem Ohr des Eunuchen hätten nahebringen können; aber Gott hatte es angeordnet, dass Philippus das Vorrecht genießen sollte, diesen Fremdling zu den Füßen Jesu zu führen, und dass sie sich nach seiner gnadenreichen Vorsehung in der Wüste Gaza begegnen sollten.
Richten wir jetzt unsere Aufmerksamkeit auf die Schriftstelle, auf welcher das Auge des Eunuchen ruhte, als Philippus seinen Platz neben ihm einnahm. „Die Stelle aber der Schrift, die er las, war diese: Er wird geführt wie ein Schaf zur Schlachtung, und wie ein Lamm, stumm vor dem, der es schert, ebenso tut Er seinen Mund nicht auf. In seiner Erniedrigung ist sein Gericht weggenommen; wer aber wird sein Geschlecht beschreiben? denn sein Leben wird von der Erde weggenommen“ (Jes 53,7–8). „Der Eunuch aber antwortete dem Philippus und sprach: Ich bitte dich, von wem sagt dieses der Prophet? von sich selbst oder von einem anderen? Philippus aber tat seinen Mund auf, und, anfangend van dieser Schrift, verkündigte er ihm Jesus“ (V 32–35).
Es war die Frage bei dem Eunuchen geweckt: „Wer ist diese geheimnisvolle Person?“ – Gesegnete Frage! Er forderte den Philippus nicht auf, ihm irgendeinen Text zu erklären. Ach nein! er verlangte etwas, was viel bedeutender war. Er wünschte, etwas von dieser wunderbaren Person zu erfahren, welche gleich einem Schaf zur Schlachtung geführt worden war. Dieses war alles, wonach er fragte. Wer konnte diese Person sein? Es war Jesus! Glückseliger Eunuch! Er hatte endlich sein Ziel erreicht. Sein Auge hatte geruht auf dieser kostbaren Schriftstelle und hier die Erzählung von dem „Lamm Gottes“ gefunden, welches, geführt an das Fluchholz, unter der gerechten Hand eines die Sünde hassenden Gottes zermalmt worden war. Und für wen? Antwort: Für jeden Mühseligen und Beladenen, der dem Schutz seines versöhnenden Blutes vertraute. Das war der herrliche Gegenstand, welcher dem Auge und Herzen dieses ernsten und aufrichtigen Eunuchen dargestellt wurde. Die große Fundamentalwahrheit des Evangeliums – die Lehre von dem Blut eines die Sünde tragenden Christus machte sich mit göttlicher Kraft und Fülle in seiner Seele Bahn. Kein auffallendes Zeichen oder Wunder wurde hier der verkündigten Wahrheit beigefügt. Das war unnötig. Das Wort kam mit Macht. Der Boden war gut und für den köstlichen Samen herrlich zubereitet. Das ernste Suchen des Eunuchen war in ein glückseliges Finden umgewandelt. Der Sünder und Jesus waren zusammengetroffen – der Glaube vereinigte sie, und alles war in Ordnung gebracht.
„Als sie aber auf dem Weg fortzogen, kamen sie an ein gewisses Wasser. Und der Eunuch spricht: Siehe da, Wasser! Was hindert mich, getauft zu werden. Und er hieß den Wagen halten, und sie stiegen beide hinab in das Wasser, Philippus und der Eunuch; und er taufte ihn. Als sie aber aus dem Wasser heraufstiegen, entrückte der Geist des Herrn den Philippus, und der Eunuch sah ihn nicht mehr; denn er zog seinen Weg mit Freuden.“
Die schöne und bezeichnende Anordnung der Taufe stellt das Begräbnis des alten Menschen vor. In diesem Licht betrachtet ist die Frage des Eunuchen höchst bedeutungsvoll: „Was hindert mich, getauft zu werden?“ Sicher nichts. Er hatte Jesus gefunden und hatte Ursache, sein Ich zu begraben. Wie einfach! „Wenn jemand in Christus ist – eine neue Schöpfung“ (2. Kor 5,17). Der alte Mensch ist nicht besser gemacht, sondern hinweggetan; und Christus ist jetzt der eine große Gegenstand vor der Seele. Wenn diese Dinge verstanden sind, wenn das Ich aus dem Gesicht verloren ist und Christus die Seele erfüllt, dann können wir mit Freuden unseren Weg verfolgen. Also war es bei dem Eunuchen. Er stieg aus seinem Wassergrabe hervor, um seine Reise fortzusetzen, und zwar jenem heiligen, glückseligen Pfad entlang, welcher von dem Kreuz aus beginnt und in der Herrlichkeit endet. – Wir sehen also, wie von Anfang bis zu Ende der Eunuch von Äthiopien und der Zauberer von Samaria zwei entschiedene Gegensätze bilden. Und sicher repräsentierten diese beiden Männer zwei große Klassen, nämlich die, welche mit sich selbst, und die, welche mit Christus. beschäftigt sind. Simons Gegenstand war sein Ich, und sein Ende „Bitterkeit;“ des Eunuchen Gegenstand war Jesus, und sein Ende „Freude.“
Möge der Herr diese Unterweisungen tief in unsere Herzen prägen! Mögen wir befreit sein von dem Elend der Selbstsucht in allen ihren Erscheinungen und Graden, und mögen wir erfüllt sein mit Christus, um unseren Weg mit Freuden ziehen zu können!