Botschafter des Heils in Christo 1866
DIe unmittelbare und vollkommene Erlösung
Welch eine liebliche Szene! Wer hätte sie auf Golgatha erwartet? Wer hätte gedacht, dass dieser Ort des Leidens und Schmerzes noch ein Schauplatz der Errettung eines Sünders werden könnte? Wer hätte beim Anheften der Missetäter an ihre Kreuzespfähle vermutet, dass einer von ihnen noch an demselben Tage in ungestörtem Genuss bei Jesu im Paradies sein werde? Wer hatte die Möglichkeit geahnt, dass einer dieser Räuber so plötzlich zu einem passenden Paradies Bewohner umgewandelt werden könnte? Nein, eine solch unmittelbare, vollkommene Erlösung, eine solch gründliche Liebe übertrifft alles, was Menschen, ja selbst Engel sich denken können. Wir finden hier die Gedanken Gottes, wir finden hier das Herz Jesu. Lasst uns diese Gedanken, dieses Herz näher betrachten und anbeten!
1. Die Geschichte des Missetäters liefert uns einen Beweis von der Liebe Jesu. Der Herr hing am Kreuz, beladen mit unseren Sünden und für uns zur Sünde gemacht. Er trug die ganze Schwere des Zornes Gottes und unterwarf sich dem Gericht, das uns treffen würde. Er, der Heilige und Gerechte litt und fühlte diese Leiden in ihrer ganzen Ausdehnung. Er fühlte sie, wie nie ein Mensch sie fühlen konnte. Er ward von Gott verlassen, und es erfüllte sich an Ihm, dass, während die in ihrer Angst zu Gott schreienden Väter Erhörung fanden, keine Antwort auf sein Schmerzensgestöhne erfolgte (Ps 22). Er ward von Gott gestraft um unserer Sünden willen. Ohne Zweifel gab es Ursache genug für Ihn, mit sich selbst beschäftigt zu sein; aber inmitten dieses Leidens vergaß Er sich so gänzlich, dass Er seine rettende Hand einem zu Ihm rufenden Sünder entgegenstrecken konnte. Wir finden hier mehr als in der vorhergegangenen Nacht, wo Er sein Leiden und seinen Kampf vergaß, um seinen Jüngern zuzurufen: „Euer Herz werde nicht bestürzt“ (Joh 14,1). Hier stand Er nicht mehr in der Erwartung der Leiden; ach nein, sie hatten bereits begonnen. Er fühlte sie in ihrer ganzen Schrecklichkeit. Aber kaum vernahm sein Ohr den Ruf eines Missetäters, kaum entdeckte Er in dessen Seele eine Erkenntnis der Sünde und ein aufrichtiges Verlangen nach Erlösung, so vergaß Er die eigenen Leiden, um der Not eines armen Sünders ein Ende zu machen. Er erhörte dessen vertrauensvolle Bitte und eine unmittelbare Erlösung war die Folge.
Siehe, das ist das Herz Jesu! Erkenne darin seine unerforschliche Liebe für Sünder! Diese Liebe gestattet Ihm nicht, einen schuldbewussten, bußfertigen Sünder einen Augenblick vergeblich harren zu lassen. Sein Verlangen, Sünder zu retten, ist zu mächtig, als dass Er gegen deren Seufzer sein Ohr verschließen und Ihn abweisen könnte. Sei es des Nachts oder in der Wüste, sei es auf dem See oder am Kreuz. – sein Herz ist stets willig, seine Hand stets mächtig. Seine Antwort stets bereit, um Unglücklichen mit seiner Hilfe entgegen zu kommen. „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinauswerfen“ (Joh 6,37).
„Aber“ – wird man mir vielleicht einwenden – „die Wegs Gottes sind doch sehr verschieden.“ – allerdings. Der eine wird durch ein Wort der heiligen Schrift, der andere durch äußere Umstände in seinem Gewissen getroffen; und sogar gebraucht Gott nicht selten die seltsamsten Mittel, um den Sünder zum Stillstehen zu bewegen. Aber wenn man in diesen verschiedenen Wegen Gottes die Zeit versteht, in der ein sich selbst erkennender Sünder zögert, um die dargebotene Hand der Rettung anzunehmen, so erkenne ich dieses entschieden nicht an. Gott berührt das Gewissen des Sünders, um in ihm ein Bedürfnis nach Gnade zu wecken und ihn zu Jesu zu führen; aber wenn der Sünder selbst wirken will und die dargebotene Gnade verschmäht, dann widersteht er der Liebe Gottes und wird dieses erkennen, sobald er im Glauben zu Jesu kommt. Alle im Neuen Testamente mitgeteilten Bekehrungen haben in kurzen Momenten stattgefunden; und das ist von großer Wichtigkeit, weil Gott dadurch jede Entschuldigung dem Menschen abschneidet. Der Missetäter war noch bis zur Hälfte ein Gotteslästerer; denn Matthäus erzählt uns, dass beide Jesus beschimpften; und ohne die geringste äußere Vorbereitung ward sein Herz plötzlich durch die Gnade getroffen und gab sich Jesu im Glauben hin.
In der Tat, das unmittelbare Entgegenkommen des Herrn liefert einen Beweis von seiner Liebe und lässt uns einen tiefen Blick in sein Herz tun. Dieser Mensch hätte sicher dann schon Ursache genug gehabt, die Liebe Jesu zu rühmen, wenn der Herr ihm einen Platz in seinem Reich einräumte; aber das genügt Jesu nicht. Er gibt ihm mehr, als er verlangt: Er begnadigt ihn, und zwar nicht nach dem Gedanken der Menschen, sondern nach den Gedanken Gottes. Ein Platz in seinem Reich war Ihm eine zu geringe Herrlichkeit für diesen Übeltäter; ihn erst dann in seiner Gegenwart zu haben, dauerte Ihm zu lange. Denn das Reich sollte erst nach Jahrhunderten aufgerichtet werden; und bis zu diesem Augenblick ist dieses noch nicht geschehen (Siehe Apg 1,6 und Off 20). Jesus wusste dieses; und Er wollte nicht, dass der Übeltäter noch so viele Jahre fern von Ihm zubringen sollte. Noch an demselben Tage wollte Er ihn in seiner Nähe haben; noch denselben Abend sollte er mit Ihm im Paradies zubringen. Eine längere Trennung gestattete die Liebe nicht. „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ –
Unerforschliche Liebe! Das übertraf alle Erwartungen und Wünsche des unglücklichen Mannes. Nach an demselben Tage sollte er nicht nur von seinen Qualen befreit, sondern auch mit Ihm, an dessen Seite er jetzt noch am Kreuz hing, die unaussprechliche Ruhe des Paradieses genießen. Das war ihm vollkommen sicher. Einem solchen Freund war er noch nicht begegnet. Und solch ein Freund ist Jesus für uns alle. Wie bedeutungsvoll klingt das Wort: „Mit mir!“ – Ja, mit Ihm, der sein Leben für uns hingab, der uns durch sein Blut erkaufte, der uns suchte und fand, der unseren Hilferuf erhörte, und der uns fortdauernd Gnade um Gnade verleiht; – mit Ihm sollen wir im Paradies sein. O unaussprechlich herrliches Glück!
Wenn wir in Jesu entschlafen, so werden wir, wie wir es hier deutlich sehen, in das Paradies eingeführt. Für die allgemeine herrschende Vorstellung, dass die im Herrn Entschlafenen sogleich in den Himmel eingehen, bietet uns die heilige Schrift keinen Grund. Erst wenn der Herr Jesus, wie Er selbst sagt, unsere Stätte in den vielen Wohnungen seines Vaters bereitet hat, wird Er wiederkehren und uns dorthin bringen, wo Er ist (Joh 14). Unser Eintritt ist also nicht durch unseren Tod, sondern durch seine Wiederkunft bedingt. Dann werden die Entschlafenen aus ihren Gräbern wieder hervorkommen, die Lebenden verwandelt und alle mit einem neuen, herrlichen Leib bekleidet werden (1. Thes 4; 1. Kor 15). Dann erst, wenn wir Jesus schauen, wie Er ist und Ihm gleich sein werden (1. Joh 3,2), wird die vollkommene Herrlichkeit erfüllt sein. Bis zu jenem Augenblick harren die Entschlafenen im Paradies seiner Ankunft entgegen und stehen darin den noch lebenden Heiligen gleich, die gleicherweise auf seine Erscheinung warten. Nichtsdestoweniger werden sie im Paradies glücklich sein. Allerdings lüftet die heilige Schrift den Schleier nur in geringem Maß, um einen Blick in diese Stätte der Ruhe tun zu können; aber das, was wir davon erfahren, reicht hin, um zu wissen, dass der Zustand der Entschlafenen an diesem Ort ein überaus glückseliger ist. Es war daher ein anbetungswürdiges Wort: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ – Stephanus bat den Herrn, als er Ihn zur Rechten Gottes sah, um Aufnahme seines Geistes (Apg 7,59–60). Paulus sagt in 2. Korinther 5,8– „Wir sind aber gutes Mutes, und möchten lieber ausheimisch von dem Leib und einheimisch bei dem Herrn sein.“ – Und in Philipper 1,23: „Beides aber liegt mir hart an, indem ich Lust habe, abzuscheiden und bei Christus zu sein; denn es ist weit besser.“ –
Aus diesen Stellen sehen mir also, dass unser Leben im Paradies ein Leben mit Jesu, ein wünschenswertes Leben, sein wird – ein Leben, welches besser ist, als das Leben, das Gewinn ist. Und kein Wunder! Wir werden dort keine Sünde kennen, keine Schwachheiten und Gebrechen wahrnehmen und, nicht mehr durch allerlei Umstände gestört werden, sondern es wird eine ununterbrochene Gemeinschaft mit Jesu stattfinden. Selbst ohne den Besitz jener vollkommenen Herrlichkeit werden wir in seiner Gegenwart glücklich sein und auch als Seelen ohne Leiber mit vollkommenem Bewusstsein in Jesu unseren Genuss haben und Ihn loben und anbeten können.
Wenn man mich aber fragt, wie das Verlangen, abzuscheiden und bei Christus zu sein, mit dem Wunsch, aufgenommen zu werden ohne zu sterben. Zu vereinigen sei, so antwortete ich, dass dieses ganz davon abhängt, wie man die Dinge mit einander vergleicht. Stellt man das Sterben dem Bleiben auf der Erde gegenüber, dann wähle ich zu sterben, weil ich dadurch von allem Irdischen erlöst und die Gemeinschaft mit Jesu ungestört genießen kann; vergleicht man aber das Sterben mit unserer Aufnahme durch Christus, so wähle ich das Letztere, indem ich dann auf einmal der ganzen Vollkommenheit teilhaftig werde. Die Erscheinung Christi ist die Hoffnung des Christen, da der Herr jeden Augenblick kommen kann und dieser seiner Ankunft kein Ereignis im Weg steht. Es ist das den Korinthern offenbarte Geheimnis – die herrlichste Epoche, die unserer erwartet. Nichts desto weniger aber ist der Zustand im Paradies ein glückseliger. Welch eine herrliche Aussicht war es für den armen Missetäter, dorthin zu gelangen. Hier das Kreuz, wo er seine gerechte Strafe erduldete, und dort das Paradies, hier der Schauplatz der Sünde, der Gotteslästerung und des Gräuels, und dort die Wohnung der Seligen in der seligen Gegenwart Jesu. Welch plötzlicher, vollkommener Wechsel! Und dieses führt uns zu unserem zweiten Punkte.
2. Die Geschichte des Missetäters ist ein Beweis der Vollkommenheit des Werkes Jesu. An treffenderer Beweis könnte nicht gefunden werden. Wir sehen hier, wie ein Mensch, der am Morgen, weil ihn die menschliche Gesellschaft nicht in ihrer Mitte dulden will, ans Kreuz geheftet wird, und der selbst trotz der Qualen den lästernden Mund nicht gleich zu schließen vermag, plötzlich zu einem Himmelsbürger umgewandelt wird! Seine Sünden sind mit einem Mal so gänzlich hinweggetan, dass die Gerechtigkeit Gottes nichts mehr an ihm finden kann. Jede Spur der Sünde, jeder Flecken ist völlig ausgetilgt; denn wäre dieses nicht der Fall gewesen, so hätte er kein passender Bewohner des Paradieses sein können. Wäre er nicht ganz gereinigt, nicht ganz gewaschen, nicht vollkommen gerechtfertigt gewesen, so hätte er unmöglich mit Jesu die Schwelle dieser heiligen Wohnung überschreiten können. Denn dort kann nichts Unreines eingehen – nichts, was dem Licht zuwider ist. Wie konnte eine solche Umwandlung ins Werk gesetzt werden. Bei Gott sind alle Dinge möglich. Seine Gnade; aber auch nur seine Gnade vermag alles. Sie kann den härtesten Sünder, den selbstgerechtesten Menschen in einem Augenblick zu einem Kind Gottes machen. Sie kann es tun, weil das Werk der Erlösung vollkommen vollbracht und die Schuld bezahlt ist. Aber, wie gesagt, sie nur allein vermag es, weil der Sünder zu nichts fähig ist. Er ist ganz von Gott getrennt, ein Feind Gottes, ein Kind des Zorns, ohne Lust zum Guten, ohne Fähigkeit, um zu Gott kommen zu können. –
Ja, das Werk der Erlösung ist vollbracht. Nachdem zur Genüge erwiesen war, dass keine Möglichkeit bestand, den Menschen zu verbessern, und nachdem sich das Fleisch in seiner ganzen Feindschaft offenbart hatte, sandte Gott seinen Sohn in Gleichheit des sündigen Fleisches (Röm 8,3) zur Versöhnung unserer Sünden (1. Joh 4,10) und machte Ihn, der Sünde nicht kannte, für uns zur Sünde, auf dass wir in Ihm die Gerechtigkeit Gottes würden (2. Kor 5,21). Nicht nur die Frucht des Baumes, sondern der Baum selbst ist in Ihm gerichtet morden. „Die Strafe lag auf Ihm, auf dass wir Frieden hätten“ (Jes 53). „Er ist um unserer Übertretungen wegen dahingegeben, und um unserer Rechtfertigung wegen auferweckt“ (Röm 4,25). alle Sünden und die ganze Macht der Sünde legte Gott auf Ihn. Obwohl an sich selbst rein, ward Er am Kreuz von Gott gestraft und gerichtet, ja sogar von Ihm verlassen. Der Arm des Richters traf Ihn in völliger Strenge; den Forderungen ward Genüge getan. Seine Gerechtigkeit befriedigt, das Werk vollendet. Er starb; der Tod, als der Lohn der Sünde, ward sein Teil; und die Sünde hat nichts mehr an uns zu fordern. Aber das Grab vermochte Ihn nicht zu halten; Er ist auferstanden als das Haupt der neuen Schöpfung, als der Zweite Adam. Die Sünde blieb im Grab; ihre Herrschaft war vernichtet und der Sünder selbst gerichtet und gestorben. Die neue Schöpfung begann; die alte war vergangen und alles neu geworden. Der alte Mensch war gerichtet, der neue geschaffen in wahrhaftiger Heiligkeit und Gerechtigkeit. Die Gnade herrschte durch die Gerechtigkeit; denn erst, nachdem das Gericht über die Sünde ganz vollzogen war, konnte die Gnade Gottes den Sünder durch die Teilhaftigkeit des Werkes Christi von aller Sünde befreien und in die neue Schöpfung einführen. Sobald man an Jesus glaubt, ist man durch sein Blut von aller Sünde gereinigt, durch seine Wunden geheilt, durch seinen Tod mit Gott versöhnt. Man ist dann der Gerechtigkeit Gottes teilhaftig; man ist geheiligt, gerechtfertigt, verherrlicht (Röm 8,30). Ja, was noch mehr ist, man ist dann mit Ihm gestorben und auferstanden (Röm 6,5; Eph 2,5–6). Der alte Mensch ist gekreuzigt; und man ist in Christus eine neue Kreatur geworden.
Und all dieses ist die Folge des vollendeten Werkes Christi. „Denn durch ein Opfer hat Er auf immerdar die, welche geheiligt werden, vollkommen gemacht“ (Heb 10,14). dieses eine Opfer hat uns von allem erlöst und ist der Weg geworden, uns in das Leben einzuführen. Alles hängt von diesem Werk ab; und sobald man zu Jesu kommt und sich Ihm übergibt, hat man Teil an seinem Werk; und in demselben Augenblicke ist der einstige Sünder in den Augen Gottes so rein, so heilig, so vollkommen, wie Er selber ist. Nur eine solche Reinheit, Heiligkeit und Vollkommenheit gestattet uns einen Eintritt in das Heiligtum. Aus diesem Grund konnte daher auch der Missetäter an demselben Tage noch in das Paradies kommen; deshalb war er in einem Augenblick fähig gemacht worden, um mit Jesu dort zu sein, wo keine Sünde zugelassen werden konnte.
Und so ist es auch jetzt noch. In demselben Augenblick, wo jemand an Jesus glaubt, ist er vollkommen für den Himmel zubereitet. Wir können nicht reiner werden, als das Blut Christi uns machen kann; wir können keine größere Vollkommenheit erlangen, als die uns sein Werk zu verschaffen vermag,– denn der Begriff von Vollkommenheit schließt jeden Gedanken einer Steigerung ans. Ob man daher seit 30 Jahren, oder erst seit einer Stunde bekehrt sein mag, so ist man vor Gott doch nicht mehr oder weniger rein und heilig. Wohl mag ein Vater in Christus mehr von der Liebe Gottes verstehen, wohl mag er durch seine Gemeinschaft mit Gott vieles gelernt und eine Menge göttlicher Tugenden geübt haben, wohl mag in dieser Beziehung zwischen ihm und einem Jüngling oder Kind ein großer Unterschied bestehen; aber in Betreff ihres Zustandes herrscht unter ihnen durchaus keine Verschiedenheit. Das Werk Christi hat alle vollkommen gereinigt, gerechtfertigt und verherrlicht. Und obwohl ein Wandel zur Verherrlichung Gottes die natürliche und notwendige Folge sein muss, wenn man die Gnade Gottes versteht und empfangen hat, so wird man dadurch dennoch nicht für den Himmel tauglicher. Der Missetäter kam ins Paradies, ohne ein einziges Werk verrichtet zu haben. Das Werk Christi hatte ihn – und hat uns – vollkommen fähig gemacht, um dort sein zu können. Und darum ist es stets ein Beweis von der Unkenntnis der Vollkommenheit des Werkes Christi und der Lieds Gottes, wenn man sein Glück und seinen Frieden von dem Wandel abhängig machen will. Ein guter Wandel, ich wiederhole es, ist notwendig und muss dein Verstehen der Gnade folgen; aber er ist keine Bedingung, um in den Himmel zu kommen. Dahin kann nur das Opfer Christi uns bringen. Dieses Werk muss daher unsere einzige Stütze sein; es ist der Fels, auf den unser Haus gebaut sein muss. Gegen ein solches Haus kann der Sturmwind wehen, es wird nicht erschüttert werden. Dann mag Satan uns unsere Sünden vorhalten, dann mag er auf die in uns wohnende Sünde, auf die Wirkungen des Fleisches, sowie auf unsere Unvollkommenheit hinweisen, und stets werden wir die Antwort hören lassen: „Wir sind durch ein Opfer auf immerdar vollkommen gemacht.“
Welch ein fester Ruhepunkt für die Seele! Wie auch alles schwinden und vergehen mag – dieses Werk bleibt! Wie auch alles dem Wechsel unterworfen sein mag – dieses Werk ist unveränderlich; denn es ist vollkommen. Unser Gefühl mag heute anders sein wie morgen, der Wandel heute besser, wie gestern, und die Umstände dieses Augenblicks mögen günstiger sein, als die des vorhergebenden; aber dieses Werk bleibt gestern, heute und in Ewigkeit dasselbe. Es hat unsere Herzen vom bösen Gewissen gereinigt (Heb 10,22) und alles hinweg getan, was zwischen Gott und uns war. Stützen wir uns also allein auf dieses Werk; hier ist vollkommene Ruhe und unwandelbarer Friede unser Teil. –
Warum sollten wir noch unruhig sein, nachdem Gott dieses Werk als genügend angenommen und seinen Sohn in der Auferstehung gebührend verherrlicht hat? Warum sollte unser Friede wanken, da Gott das Blut ansieht? Warum sollte uns seine Heiligkeit und Gerechtigkeit erschrecken, nachdem wir in Christus dieser Gerechtigkeit und Heiligkeit teilhaftig geworden sind? Vermag dieses alles keine Ruhe und keinen Frieden zu geben, dann gibt es dazu kein Mittel, da nur das Blut Christi auf immerdar vollkommen macht. Durch Unruhe, Wankelmut und Zweifel entehren wir Gott, weil wir dadurch das Werk Christi als ungenügend bezeichnen und nicht mit dem zufrieden sind, womit Gott zufrieden ist. Lasst uns daher Ihn vielmehr loben und preisen für die unmittelbare und vollkommene Erlösung, die Er uns bewirkt hat. Lasst uns Ihn anbeten, der uns so liebhatte, dass Er keinen Schatten von Zweifel bestehen ließ, alle Fragen beantwortete und jede Ursache zur Unruhe oder Furcht völlig aus dem Weg räumte.