Botschafter des Heils in Christo 1866
Das Gewissen und die Offenbarung
Es besteht ein sehr großer Unterschied zwischen dem Gewissen des Menschen und der Offenbarung Gottes – ein Unterschied, der eine sorgfältige Betrachtung verdient. Die heilige Schrift stellt denselben in der deutlichsten Weise vor unsere Augen. Der Mensch empfing sein Gewissen in seinen: Fall und durch seinen Fall. Diese eine Tatsache genügt, um die wirkliche Natur des Gewissens zu zeigen. In Folge seines Ungehorsams wurde der Mensch in den Besitz dessen gesetzt, welches man Gewissen nennt, und welches einfach die „Erkenntnis des Guten und Bösen“ ist. Vor dem Fall kannte der Mensch nur das Gute. Er bewegte sich inmitten einer Szene, in welcher Gott gesagt hatte, dass alles „sehr gut“ sei. Das Böse fand keinen Raum in dieser herrlichen Schöpfung. Die Spuren der „ewigen Macht und Gottheit“ waren auf allen Seiten sichtbar. Jedes Blatt, jede Blume, jeder Baum, jeder Strauch, jeder Grashalm – alles stand auf seinem Platz und legte Zeugnis ab von der Güte Gottes. Jeder Vogel trillerte zum Preis seines Schöpfers. Nicht die geringste Spur eines bösen Elements war in jener Sphäre zu entdecken, über welche der Mensch als Herrscher ausersehen war; und darum kannte dieser auch nichts von dem Unterschied zwischen „Gutem und Bösem“, bis er auf die Stimme des Versuchers hörte. Kurz, er empfing sein Gewissen in seinem Fall und durch seinen Fall. –
Und was war die erste Wirkung des Gewissens? Es sagte dem Menschen, dass er „nackt“ sei. Er hatte vorher nichts davon gewusst. Das Gewissen deckte es ihm auf. Weiter vermochte es nichts. Es konnte ihn mit keiner Bedeckung versehen. Es brachte ihm nur die trostlose Kunde seiner Nacktheit. Es vermochte dem gefallenen Adam nichts anderes zu berichten; und es hat nimmer etwas anderes irgendeinem schuldigen Nachkommen Adams zu berichten vermocht. „Da wurden ihre beiden Augen aufgetan, und sie wurden gewahr, dass sie nackend waren“ (1. Mo 3,7). das war alles, was sie erlangten durch das Horchen auf die Stimme der Schlange. Sie hatten früher nimmer an ihre Nacktheit gedacht. Das Gewissen war in Tätigkeit. Die Unschuld war geflohen, um nimmer wieder zu kehren; und das Gewissen mit all seinen erschreckenden Kräften war eingetreten, um sie ihren Zustand fühlen zu lassen und ihre Herzen mit Furcht zu erfüllen. –
Und beachten wir es, dass das Gewissen es hier mit ihrem wirklichen, gegenwärtigen Zustand zu tun hatte. Es teilte ihnen nichts in Betreff dessen mit, was sich auf Gott bezog. Es redete nur von dem, was in ihnen war. Es brachte keine frohe Botschaft von außen – keine ermunternde Kunde von dem Dasein einer über und neben ihnen sprudelnden Quelle, aus welcher ihre armen, erschrockenen Herzen hätten Trost schöpfen können. Sie hatten ihr Gewissen erlangt, nachdem sie der Lüge Satans, der ihnen Gott zu verdächtigen suchte, ihr Ohr geliehen hatten; und daher war es unmöglich, dass dasselbe einen einzigen Lichtstrahl in ihre beunruhigten Seelen hätte bringen können. Will man sich von der Wirkung des Gewissens auf den Menschen überzeugen, so hat man nur zu untersuchen, in welcher Weise er in den Besitz desselben gekommen ist. Es gibt etliche, welche meinen, dass das Gewissen, falls es sich selbst überlassen sei, den Menschen sicher zu Gott hinführen werde. Wie aber wäre das möglich? Finden wir eine solche Wirkung bei Adam? In der Tat, wenn je die wahre Wirkung des Gewissens erkannt werden kann, so stellt sie sich uns in 1. Mose 3 in ganzer Deutlichkeit vor Augen. Führte das Gewissen den gefallenen Adam zu Gott hin? Gerade das Gegenteil. Wie wäre es möglich gewesen, dass das, was den Glauben an eine Lüge in Betreff Gottes seinen Ursprung zu verdanken hatte, je eine Seele in die Gegenwart Gottes hätte leiten können? Es redete mit ihnen über ihren eigenen Zustand; aber es war außer Stand etwas über den Charakter Gottes zu berichten. Die Erkenntnis meines eigenen Zustandes ist eine ganz andere Sache, als die Offenbarung des Charakters Gottes. –
„Sie wurden gewahr, dass sie nackend waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schürzen. Und sie hörten die Stimme Gottes des Herrn, der im Garten ging, da der Tag kühl geworden war. Und Adam versteckte sich mit seinem Weib vor dem Angesicht Gottes des Herrn, unter die Bäume im Garten“ (V 7–8). das Gewissen erschreckte sie und scheuchte sie von Gott hinweg. Satan hatte ihnen zugeflüstert, dass Gott nicht gütig sei, da Er ihnen die Frucht des Baumes der Erkenntnis des Guten und Bösen vorenthalte. Er verleumdete Gott; und der Mensch glaubte seiner Lüge. Hier ist die Wurzel der gefallenen Menschheit. Hier ist der alte Stamm, aus welchem die Zweige der verdorbenen Natur hervorgesprossen sind. Der nicht wiedergeborene Mensch ist geformt und gebildet aus der Lüge der Schlange. Nicht nur in seinen Handlungen und Worten beweist er sich als ein gefallenes Geschöpf. Seine geheimen Gedanken in Bezug auf Gott und seine innersten Gefühle gegen Ihn sind die bejammernswerten Beweise seines verlorenen Zustandes.
Nun, mein teurer Leser, erlaube mir, Dir einige Fragen vorzulegen. Welches sind deine verborgenen Gedanken in Bezug auf Gott? Hältst du Ihn für einen Gott des Zorns? Würdest du es schrecklich finden, allein in seiner Gegenwart zu sein? Betrachtest du Ihn als einen Zürnenden Richter, welcher, eine Ursache wider dich suchend, das Schwert des Gerichts über deinem Haupt gefasst hält und dem Augenblick entgegenharrt, um dich in den See des Feuers zu werfen? Wenn das die verborgenen Gedanken deines Herzens in Bezug auf Gott sind, so kann ich dir mitteilen, dass dieselben Gedanken es waren, welche Adam und Eva veranlassten, sich hinter den Bäumen des Gartens zu verbergen. Die Schlange hatte den wahren göttlichen Charakter in ihren Augen verfälscht; und die Folge davon war, dass sie sich vor Gott fürchteten und bei dem bloßen Schall der Stimme Gottes davon flohen, um sich zu verbergen. „Ich hörte deine Stimme im Garten, und fürchtete mich; denn ich bin nackend; darum versteckte ich mich“ (V 10). das ist die Quelle von all jenen finsteren, trüben und misstrauischen Gedanken, welche den menschlichen Geist erfüllen in Bezug auf den hoch gepriesenen Gott, auf den ewigen Brunnquell aller Güte, auf den Vater der Barmherzigkeit, auf den Gott alles Trostes, auf den, der den wunderbaren Plan der Erlösung erdachte, offenbarte und ausführte. –
Nichten wir jetzt für etliche Augenblicke unsere Aufmerksamkeit auf die Weise, in welcher Gott sich selbst offenbart. Kaum war die Lüge Satans in das Herz des Menschen gefallen, so stieg auch schon „Gott der Herr“ hernieder, um Widerspruch dagegen zu erheben. Es ist von hohem Wert, dieses sorgfältig zu erwägen. Treten wir nahe herzu und horchen wir mit der gespanntesten Aufmerksamkeit auf alles, was sich in dem Garten zutrug. Nehmen wir es tief in unseren Herzen auf. Vielleicht werden manche der Meinung Raum geben, dass Gott der Herr herabgestiegen sei, um den Menschen aus seinem Schlupfwinkel hervorzutreiben, damit derselbe sein Urteil empfange. Wo aber finden wir Solches in dieser göttlichen Mitteilung? Möge der Leser nur mit Aufmerksamkeit das uns vorliegende Kapitel durchlesen und uns dann mitteilen, ob er irgendeinen Grund für eine solche Behauptung aufzuweisen vermöge. Ach! es steht zu befürchten, dass dieser Gedanke derselben Quelle entspringt, aus welcher die Furcht Adams entsprang. Das menschliche Herz deutet mit Bestimmtheit alle Dinge in einer Weise, die Gott zuwider ist. Man veranlasse nur einen unwiedergeborenen Menschen, irgendeinen Text auszulegen, oder irgendeine Handlung der Vorsehung zu erklären, und man darf versichert sein, dass er das eine wie das andere in einer Weise ausführt, die dem göttlichen Charakter völlig fremd ist. Woher ist diese Neigung gekommen, um also zu handeln? Antwort: Von dem Feind Gottes und des Menschen. Möge sich niemand darüber täuschen. Das natürliche Herz ist mit Hass gegen Gott erfüllt. Es steht unter der Herrschaft der Lüge Satans. Gehe hin, wohin du willst; verweile bei jeder Form einer menschlichen Religion, die dir am besten zusagt, betrachte den Menschen in jedem Verhältnis, welches existieren mag, – und du wirst unter allen Umständen und ohne Ausnahme finden, dass das menschliche Herz schlechte Gedanken in Bezug auf Gott hat. „Herr, ich kannte dich, dass du ein harter Mann bist“, sagte der Mann im Evangelium; und das ist stets die Sprache des Menschen hinsichtlich Gottes.
Wenn wir jetzt mit Aufmerksamkeit die Szene in jenem Garten prüfen, so werden wir finden, dass Gott der Herr in der Tat herniederkam, um dem Feind zu widersprechen und ihn zu vernichten, aber auch, um sich des Menschen als eines beschädigten Wesens anzunehmen. Allerdings war der Mensch auch ein schuldiges, strafwürdiges Geschöpf; und Gott musste, in Ausübung seiner moralischen Regierung, ihn ernten lassen, was er gesät hatte; allein wir müssen einen Unterschied machen zwischen der Regierung Gottes über die Welt und seiner Gewalt dem Sünder gegenüber. Es ist deutlich ins Licht gestellt, dass derselbe Gott, der zuerst als der Schöpfer des Menschen erscheint, jetzt als der Freund des Menschen hervortritt. Er erscheint, um zu Gunsten des Sünders ins Mittel zu treten, und um ein ewiges Urteil über die Schlange zu fällen. Die Schlange war es, die das Unglück herbeigeführt hatte; und sie war es, deren Haupt zertreten werden musste. Sie hatte den Menschen befleckt, und der Mensch musste sie unter seinen Füßen zermalmen. Sie hatte es gewagt, sich in die Schöpfung Gottes einzumengen; und von dieser Schöpfung musste sie den Staub verschlingen. Sie hatte Gott beschuldigt, dass er dem Menschen einen Apfel vorenthalte, und Gott erklärt, dass Er seinen Sohn geben wolle. Mit einem Wort, „Gott der Herr“ war, als Er, „da der Tag kühl geworden“, durch den Garten schritt, nur als der Freund des Sünders erschienen. Er war gekommen, um völligen und unmittelbaren Widerspruch gegen die Lüge Satans zu erheben. Er war gekommen, um den Streit aufzunehmen und ihn zu einer Frage zwischen sich und der Schlange zu machen; und von jetzt an werden wir, wenn wir den Strom der Zeit verfolgen, und den Blick über die Blätter des Wortes Gottes gleiten lassen, stets eine ununterbrochene Reihe von Handlungen finden, die berechtigt sind, die schmutzige, gotteslästerliche Verdächtigung, die der Feind gegen den Charakter Gottes erhob, in das Gesicht Satans zurück zu schleudern, und die mit strahlenden Buchstaben die Inschrift tragen: „Gott ist die Liebe!“ – Also war es in der Vergangenheit; und wenn wir den Blick auf die Zukunft richten, wenn wir eine Ewigkeit voller Herrlichkeit gewähren, wo alles auf der einen Grundlage, nämlich auf dem „Blut des Kreuzes“ ruht – dann werden wir den Unterschied zwischen der Lüge Satans, dem Gewissen des Menschen und der Offenbarung Gottes einigermaßen verstehen.
Alles dieses lässt die große Frage bezüglich der Regierung Gottes über die Welt gänzlich unberührt. Wie wir wissen, musste das Ohr des Weibes lauschen auf die feierliche Erklärung: „Ich will dir viele Schmerzen schaffen, wenn du schwanger wirst; du sollst mit Schmerzen Kinder gebären; und dein Verlangen soll nach deinem Mann sein; und er soll über dich herrschen“ (V 16), während an Adam das ernste Wort gerichtet wurde: „Dieweil du hast gehorcht der Stimme deines Weibes, und gegessen von dem Baum, wovon ich dir gebot, und sprach: Du sollst nicht davon essen: Verflucht sei der Acker um deinetwillen; mit Kummer sollst du dich davon nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln soll er dir tragen, und sollst das Kraut auf dem Feld essen. Im Schweiß deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis dass du wieder zur Erde kehrst, davon du genommen bist. Denn du bist Staub, und zum Staub sollst du wiederkehren“ (V 17–19). – Hier haben wir also die alte Schöpfung, und in derselben den Zustand des Menschen. Arbeit und Schmerzen, der Tod und der Fluch – das ist das finstere Geleit der alten Schöpfung und des gefallenen Menschen.
Doch hiermit war die Szene nicht geschlossen. Gott offenbarte sich selbst. Mit heiliger Ehrfurcht auf die „schrecklichen“ Räder der moralischen Regierung Gottes den Blick zu richten, ist etwas ganz anderes, als zu lauschen auf die süßen Geheimnisse seines mit Liebe erfüllten, Herzens. Die Regierung Gottes mag öfters in eine finstere, geheimnisvolle Wolke, die der beschränkte Geist nimmer zu durchdringen vermag, eingehüllt sein; aber seine Liebe erleuchtet in lebhaften Strahlen alles ringsumher. Vor der Ersten beugt der Glaube das Haupt, während er sich sonnt im Licht der Letzten. Wir sind nicht berufen, die Geheimnisse der Regierung Gottes zu enthüllen; aber wir haben das Vorrecht, uns seiner Liebe zu erfreuen. Wir sind die Untertanen bezüglich der Ersteren, und wir sind die Gegenstände hinsichtlich der Letzteren. Jeder Leser sollte sich klar sein über den Unterschied zwischen Handlungen Gottes in der Regierung und den Handlungen Gottes im Evangelium. Diese Unterscheidung wird nicht genügend beachtet, und daher kämmt es, dass so viele Seelen verwirrt sind, und dass so viele Stellen der Schrift nicht verstanden und so viele Handlungen der Vorsehung fälschlich gedeutet werden. Wenn wir nur auf Gott, als handelnd in seiner Regierung, unseren Blick richten, so werden wir ihn nimmer kennen. Wenn wir Ihn am Kreuz sehen, so verstehen wir seine Liebe und erkennen Ihn als einen „gerechten Gott und Heiland.“ Welch eine köstliche, beseligende, belebende Erkenntnis! Wenn unsere Blicke nur auf einer Welt voll Sünde und Elend, voll Krankheit und Tod, voll Armut und Unglück ruhen dürften – auf einer Welt, in der wir gar oft den Gerechten leiden und den Gottlosen triumphieren sehen, – wie könnten wir dann Gott kennen lernen? Unmöglich. Nur im „Angesicht Jesu Christi“ hat Gott sich selbst dem Herzen des Sünders geoffenbart. Und ach! wer kann die Glückseligkeit beschreiben, die jemand, nachdem er unter der zermalmenden Bürde des anklagenden Gewissens lange geseufzt hat, in den vollen Strahlen der göttlichen Offenbarung findet! Ja sicher, für einen solchen, der die Schrecken und die Angst unter den Geißelungen jenes inneren Anklägers erfahren hat, und sich nun in den Armen der erlösenden Liebe geborgen findet, hat der Himmel auf Erden begonnen. Wie könnte es anders sein? Wenn ich finde, dass Gott meine Sache wider Satan, ja, wider mich selbst übernimmt; wenn ich sehe, wie Er, und zwar in einer Weise, die Ihn selbst verherrlicht, meiner strafbaren Seele sein liebevolles Herz öffnet, dann muss unausbleiblich sein Friede mich erfüllen und unaussprechliche Freude mein Teil sein.
Wir sehen also im Blick auf Adam, dass das Gewissen ihn erschreckte und ihn antrieb, sich zu verstecken, während die Offenbarung sein Herz mit Vertrauen erfüllte und ihn aus seinem Versteck hervorlockte. Und so ist es in jedem Fall. Das Gewissen kann nimmer einen Menschen mit Gott bekannt machen. Nur die Offenbarung ist dazu im Stande. Das Gewissen hat es mit dem eigenen Ich, aber die Offenbarung hat es mit Gott zu tun. Das Gewissen richtet das Augen nach Innen auf uns selbst, die Offenbarung richtet es nach Außen auf Gott. Das Gewissen erschreckt mich durch die Mitteilung dessen, dass ich nicht bin, was ich sein sollte, während die Offenbarung mich beruhigt durch die Versicherung dessen, was Gott ist. Ich bin ein Sünder, und Er ist ein Erlöser. Wir begegnen uns in Jesu, und alles ist für ewig in Ordnung gebracht. Als Adam und Eva den lieblichen Tönen der göttlichen Offenbarung das Ohr liehen, da verliehen sie sogleich ihren Schlupfwinkel und flogen, so zu sagen, in die Arme der göttlichen Liebe, um dort göttliches Leben zu empfangen und mit göttlicher Gerechtigkeit bekleidet zu werden. Nicht durch die Hand der Gerechtigkeit wurden sie aus ihrem Versteck getrieben, nein, ein Herz voll Liebe führte sie heraus. Gott der Herr selbst war der erste Prediger des Evangeliums; und Adam und Eva waren die ersten Zuhörer und wurden beide bekehrt. Welch ein Prediger! Welche Zuhörer! Welch gesegnete Früchte!
Und beachten wir es, dass die wahre Stellung, die ein Sünder in der Gegenwart Gottes einzunehmen hat, stets diejenige eines Hörers ist. „Hören will ich, was Gott, Jehova, wird reden“ (Ps 85,8). den Platz eines Arbeiters einnehmen zu wollen, bevor man den eines Hörers eingenommen hat, heißt die Ordnung Gottes umkehren und alles in Verwirrung bringen. Adam versuchte diesen Weg und ging irre; seine „Werke“ waren nur nutzlose „Feigenblätter.“ Er konnte weder sein Gewissen befriedigen, noch seine Furcht verscheuchen. Er musste lauschen auf die Stimme Gottes – horchen auf die göttliche Offenbarung. Und was lehrte ihn diese Offenbarung? Dass trotz allem Gott sein Freund war – dass gerade Er, den die Schlange als ungütig dargestellt hatte, im Begriff war, für ihn einen Erlöser und für den Kopf der Schlange einen Zertreter zu bestimmen. Kein Wunder, dass er dadurch aus seinem Versteck hervorgelockt wurde. Die Liebe Gottes gab ihm Vertrauen, so dass er sein Weib Eva, d. i. die „Mutter aller Lebendigen“, nennen konnte. Und das war nicht alles. „Und Gott der Herr machte Adam und seinem Weib Röcke von Fell und bekleidete sie“ (V 21). Adam war in den Besitz des Lebens und der Gerechtigkeit dadurch gelangt, dass er die Offenbarung Gottes einfach hörte und glaubte. Würde er wohl in Folge der Eingebungen seines Gewissens dazu gelangt sein? Unmöglich. Wie hätte ein Toter in den Vergehungen und in den Sünden für sich göttliches Leben und göttliche Gerechtigkeit hervorbringen können? Beides konnte nur von Gott kommen. Der Mensch konnte weder das eine noch das Anders erlangen; aber Gott offenbarte beides und der Glaube nahm die Offenbarung auf.
Möge der Herr den Leser befähigen, den Unterschied zwischen dem Gewissen des Menschen und der Offenbarung Gottes deutlich zu verstehen! Möge Er ihn die Glückseligkeit des kindlich einfältigen Ruhens auf dem ewigen Worte Gottes genießen lassen!