Botschafter des Heils in Christo 1865
Betrachtung über die zweite Ankunft des Herrn - Teil 2/4
In der vorigen Betrachtung habe ich bereits angedeutet, dass die Briefe an die Galater und Epheser die einzigen sind, worin der zweiten Ankunft des Herrn keine Erwähnung geschieht. Es muss daher auffallend erscheinen, dass ich dennoch gerade das 1. Kapitel des Epheserbriefes dieser zweiten Betrachtung zu Grund lege. Ich finde mich indessen dazu veranlasst, weil dieses Kapitel in allgemeinen Zügen den ganzen Ratschluss Gottes, der bei der zweiten Ankunft unseres Herrn seine Erfüllung finden wird, vor unsere Augen stellt; und indem ich heute hierauf vornehmlich unsere Aufmerksamkeit lenken möchte, werde ich – geleitet durch den Wunsch, meine Behauptungen durch Beweise aus der heiligen Schrift zu stützen – Zugleich noch mehrere andere Stellen anführen.
Das erwähnte Kapitel redet also nicht, wie bereits gesagt, von der Ankunft des Herrn, sondern vielmehr von dem Ratschluss Gottes, der sich bei jenem glorreichen Ereignis erfüllen wird. Zugleich aber wird darin auch die Art und Weise, in welcher die Kirche Gottes oder die durch den vom Himmel gesandten Heiligen Geist zu Christus gebrachten, wahren Christen, bei der Ankunft des Herrn beteiligt sind, sowie deren Platz in dem großen Heilsplan Gottes bezeichnet, der notwendiger Weise die Verherrlichung des Sohnes, „des Abglanzes der Herrlichkeit Gottes“, zum Mittelpunkt hat. Er ist erniedrigt worden, um erhöht zu werden; und, anerkennend den ganzen Wert des Werkes Christi, hat Gott uns bei sich selbst eingeführt, hat uns, kraft dieses Werkes, denselben Platz mit Christus geschenkt und uns Ihm gleichgemacht, und enthüllt uns nun in dieser gesegneten Nähe seine Ratschlüsse. Wir haben daher nicht nur unsere Errettung gefunden, sondern sind auch Söhne Gottes geworden. „Alles ist euer; ihr aber seid Christi, Christus aber Gottes“ (1. Kor 3,23).
Auf diese Weise bei Gott eingeführt, behandelt Er uns als reunde. Wie Gott den Abraham, so betrachtete Christus seine Jünger unter diesem Charakter. „Wie kann ich Abraham verbergen, was ich tue!“ – Gott gab Abraham nicht nur die Versicherung, dass er Gnade bei Ihm gefunden habe. Er machte ihn nicht nur mit den Verheißungen bekannt, die ihm und seinem Samen gehörten, sondern Er eröffnete ihm auch Dinge, welche nur auf die Welt Bezug hatten. Welch ein deutlicher Beweis von Freundschaft! Wenn ich mit jemandem, der mir mehr oder weniger gleichgültig ist, irgendeine Sache abzumachen habe, so rede ich mit ihm in geziemender Weist über diese uns betreffende Angelegenheit; einem Freund aber öffne ich mein Herz. Und also handelt Gott mit seinen Kindern. Der Herr sagte zu seinen Jüngern: „Nicht mehr nenne ich euch Knechte; denn der Knecht weih nicht, was sein Herr tut, sondern ich habe euch Freunde genannt, weil ich alles, was ich von meinem Vater gehört, euch kundgemacht habe“ (Joh 15,15).
Sobald die Ankunft Christi nicht mehr der Gegenstand der Erwartung für die Kirche war, zeigte sie deutlich und klar, wie sehr sie ihre Einheit mit Ihm aus dem Bewusstsein verloren hatte, eine Erscheinung, die nur darin ihren Grund hat, dass die Herzen so vieler Christen nicht mehr von dem Gedanken erfüllt sind, dass Gott uns in seine unmittelbare Nähe geführt hat und uns darum als seine eigene Familie betrachtet. Wir sind nach dem biblischen Ausdruck „Söhne und Töchter“ und als solche nicht mehr unmündig und unter Gesetz gestellt; denn „solange der Erbe unmündig ist, unterscheidet er sich in nichts von einem Knecht, wiewohl er Herr ist von allem. ... Als aber die Fülle der Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau, geboren unter Gesetz, auf dass er die, welche unter Gesetz waren, loskaufte, damit wir die Kindschaft empfingen. Weil ihr aber Söhne seid, so sandte Gott den Geist seines Sohnes aus in unsere Herzen, der da ruft: Abba, Vater“ (Gal 4,6). Und da wir den Geist, „die Salbung van dem Heiligen“ haben, so wissen wir alles (1. Joh 3,20) und haben das Bewusstsein, dass wir Kinder Gottes, und zwar erwachsene Kinder sind, die das Vertrauen ihres Vaters besitzen.
Dieser Geist, als der Geist der Kindschaft, offenbart uns alle die uns von Gott gegebenen Dinge, wie geschrieben steht: „Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott denen bereitet hat, die Ihn lieben“ (Jes 64,4). Gewöhnlich macht man bei diesen Worten des Propheten Jesaja Halt, während der Apostel, um uns den Unterschied zwischen jener Stellung und der unsrigen zu zeigen, hinzufügt: „Uns aber hat Gott es offenbart durch seinen Geist; denn der Geist erforscht alle Dinge, selbst die Tiefen Gottes. ... Und wir haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, auf dass wir die Dinge wissen, die uns von Gott aus Gnaden gegeben sind“ (1. Kor 2,10.12). Ist es nicht seltsam, dass man die Stelle aus. Jesaja anführt, welche beweist, dass des Menschen Herz die Dinge, welche Gott denen, die Ihn lieben, bereitet hat, nicht erfasste, und dass man die unmittelbar darauffolgende Erklärung unbeachtet lässt, welche den großen Unterschied zwischen der Stellung des Christen und der des Juden bezeichnet und uns mitteilt, dass Gott diese Dinge uns durch seinen Geist offenbart und zu unserem Verständnis gebracht hat? Und hat der Herr uns sich selbst so nahegebracht, dass Er uns, indem Er uns alle seine Gedanken betreffs Christi mitteilt, gewissermaßen in die Herrlichkeit Christi einweiht, ist es dann nicht höchst beklagenswert, wenn wir behaupten, dass wir keinen Anspruch darauf machen, diese Dinge zu wissen? Ein solches Verhalten ist nicht nur Undankbarkeit, sondern Zugleich eine unverzeihliche Geringschätzung der uns von Gott erwiesenen Liebe. Würde ein Kind sagen: „Ich mache keinen Anspruch auf das Vertrauen meines Vaters; ich bedarf dessen nicht und wünsche nur. Ihm zu gehorchen“, – so müsste ich ihm antworten: „Unglückliches Kind! Du verkennst ganz und gar die Stellung eines Kindes.“
Von dem soeben Gesagten spricht der Apostel im Anfang unseres Kapitels. Er spricht von dem Platz, den wir vor Gott einnehmen, dass wir „heilig und tadellos vor Ihm seien in Liebe“ und dass Er uns „zuvor verordnet habe zur Kindschaft durch Jesus Christus für sich selbst nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Lob der Herrlichkeit seiner Gnade, in welcher Er uns begnadigt hat in dem Geliebten, in welchem wir haben die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen nach dem Reichtum seiner Gnade“ (V 4–7).
Wir stehen vor Gott in Gerechtigkeit und Heiligkeit: „Heilig und tadellos vor Ihm in Liebe.“ Im Besitz der Kindschaft, sind wir in die Kindesstellung eingeführt; wir haben die Vergebung unserer Vergehungen und sind angenommen in dem Geliebten. Dieses ist von nun an unser Platz; für den Christen gibt es keinen anderen. Und jetzt sagt der Herr: „Da ich euch diesen Platz gegeben, so will ich euch auch mit meiner Absicht bezüglich der Herrlichkeit Christi und eurer Herrlichkeit mit ihm vertraut machen.“ Der Apostel fährt daher fort: „Welche (Gnade) er gegen uns hat überströmen lassen in aller Weisheit und Einsicht, indem Er uns kund getan hat das Geheimnis seines Willens nach seinem Wohlgefallen, welches Er sich vorgesetzt hat in sich selbst für die Verwaltung der Fülle der Zeiten“ (V 8–9). Gott hat uns nicht nur unser Verhältnis zu Ihm erkennen lassen, sondern uns auch, da wir in dieses Verhältnis eingeführt sind. Seine Absicht, alle Dinge, die in den Himmeln und die auf der Erde sind, unter ein Haupt in dem Christus zusammenbringen zu wollen (V 10). Und wie klar bezeichnen die Worte: „in Ihm, in welchem wir auch zu Erben gemacht sind“, unsere Beziehung zu diesem Plan Gottes. Wir sind Erben und zwar – wie der Apostel zu den Römern sagt – „Erben Gottes und Miterben Christi.“ Es ist, als horten wir Gott sagen: „Ich will alle Dinge Christus geben; ich will alle Dinge, die in den Himmeln und die auf der Erde sind, in einem, und zwar in Ihm, zusammenbringen; und ihr seid seine Miterben.“ In dieser Art und Weise werden uns in diesem Kapitel die Gedanken und Ratschlüsse Gottes mitgeteilt.
Betrachten wir indes verschiedene andere Stellen, um zu sehen, wie Gott seine Ratschlüsse erfüllen und uns – denn gerade dieses erwarten wir – in den Besitz des Erbes einführen wird. Wir erwarten nicht, zu Erben gemacht zu werden, sondern wir erwarten das Erbe. Wir erwarten nicht, Kinder zu werden, sondern wir erwarten, weil wir Kinder Gottes durch den Glauben an Christus sind, den Besitz dessen, was uns als Kindern angehört. Ja, das ist die Erwartung solch armer Gefäße von Erde, solch armer Pilger der Wüste. „Er hat uns versiegelt mit dem Heiligen Geist der Verheißung, welcher das Pfand unseres Erbes ist, bis zur Erlösung des erworbenen Besitzes, zum Lob seiner Herrlichkeit.“ – Die Herrlichkeit seiner Gnade, die Erlösung, besitzen wir; die Herrlichkeit, die wir noch nicht besitzen, ist die, welche wir erwarten.
In dem Gebet des Apostels, womit das Kapitel schließt, finden wir folgende allgemeine Ordnung: Er erinnert an unsere Berufung, an unsere Verwandtschaft mit Gott, an unser Erbe, welches alles umfasst, was wir mit Christus erben werden, und endlich an die Macht, die uns an diesem Erbe Teil nehmen lässt. Dieselbe Macht, die Christus aus den Toten auferweckte, hat auch jeden Gläubigen aus seinem Zustand des Todes und der Sünde ins Leben gerufen, um ihn mit Christus in dieselbe Stellung zu versetzen (V 15–19). Nachdem nun aber diese Macht sie alle in eins vereint hat, zeigt uns der Apostel schließlich den Platz, auf den Christus erhoben ist, und dieser Platz ist „zu seiner Rechten in den himmlischen Örtern, über alle Fürstentümer und Gewalt und Macht und Herrschaft und jeglichen Namen, der genannt wird, nicht allein in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen, und alles unter seine Füße unterworfen und Ihn als Haupt der Versammlung gegeben hat, welche Sei,: Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt“ (V 20–23).
Dieses zeigt uns in etwa die Weise, in welcher Gott seinen Ratschluss für „die Verwaltung der Fülle der Zeiten“, nämlich alle himmlischen und irdischen Dinge unter ein Haupt in dem Christus zusammen zu bringen, in Ausführung bringt. Und wenn Christus diesen Platz als Mensch 1 einnehmen wird, so werden wir mit Ihm, „in welchem wir auch zu Erben gemacht sind“, in den Besitz des Erbes treten. Im Römerbrief lesen wir: „Wenn aber Kinder, so auch Erben – Erben Gottes und Miterben Christi.“ Leider haben viele Christen diese Wahrheit aus dem Auge verloren, weil sie die Art und Weise nicht kennen, in welcher sie mit Christus in dieselbe Stellung versetzt sind. Er ward Mensch, um uns mit sich in diese Stellung zu bringen; Er sagt: „Die Herrlichkeit, die du mir gegeben, habe ich ihnen gegeben“ (Joh 17,22). Ist Er Sohn, so sind auch wir Söhne. Er ist unser Leben, unsere Gerechtigkeit; und wir teilen mit Ihm seine Herrlichkeit, als die Frucht der Gerechtigkeit. Auf dem Berg der Verklärung erschienen Moses und Elias in derselben Herrlichkeit und unterredeten sich mit Ihm in der vertrautesten Weise. Vergessen wir nicht, dass der Herr in Niedrigkeit und Armut zu uns herabgekommen ist, damit unsere Herzen Ihm nahe genug sein möchten, um dieses alles verstehen zu können.
Wir wollen nun, da wir den Ratschluss Gottes kennen, unsere Aufmerksamkeit auf etliche andere Stellen richten, die uns über die Ausführung desselben Klarheit verschaffen werden. In Psalm 2 sehen wir, wie der Herr, um zur irdischen Herrschaft zu gelangen, zuerst auf der Erde dargestellt und verworfen worden ist. Wir lesen dort: „Warum toben die Nationen, und sinnen Eitles die Völkerschaften! Es treten auf die Könige der Erde, und die Fürsten ratschlagen miteinander wider Jehova und wider seinen Gesalbten“ (V 1,2). (Wie wir wissen, führt Petrus im Blick auf Herodes und Pilatus dieselbe Stelle an) – „Der im Himmel sitzt, lacht; der Herr spottet ihrer. Dann redet Er zu ihnen in seinem Grimm; und in seiner Zornglut schreckt Er sie“ (V 4–5). – (Noch ist dieses Letztere nicht geschehen) „Habe doch ich meinen König gesalbt auf Zion, dem Berg meiner Heiligkeit;“ (V 6) (trotz der Verwerfung von Seiten der Menschen) – „Vom Beschluss will ich erzählen: Jehova sprach zu mir: Du bist mein Sohn; heute habe ich dich gezeugt. Fordere von mir und ich will dir zum Erbteil geben die Nationen, und zum Besitztum die Enden der Erde. Mit eisernem Zepter wirft du sie zerschmettern“ (V 7–9). (Dass diese Gerichte noch nicht stattgefunden haben, versteht sich von selbst)
Wenden wir uns jetzt zur Bestätigung des Gesagten zu der Offenbarung Johannes, wo uns am Ende des 2. Kapitels unsere Vereinigung mit Christus angedeutet wird. Dort lesen wir: „Wer überwindet und meine Werke bewahrt bis ans Ende, dem werde ich Gewalt geben über die Nationen; und er wird sie weiden mit einer eisernen Rute wie Töpfer Gefäße zerschmettert werden, wie auch ich von meinem Vater empfangen habe“ (V 26–27). Ich führe diese Stelle als Beweis an, dass die Heiligen selbst in diesen Dingen, obwohl es weit gesegnetere für sie gibt, mit Christus vereinigt sein werden. Ferner lesen wir: „Und ich werde ihm geben den Morgenstern“ – d. h. Christus selbst, als die kostbarste Gabe. Und erst nachdem die Heiligen mit seiner ganzen Herrlichkeit in Verbindung gebracht sind, empfängt Er die Nationen zum Erbteil und zerschmettert sie wie Töpfer Gefäße.
Es ist höchst traurig zu sehen, wie sehr die Kirche das Bewusstsein in Betreff dessen, was ihr Teil ist, verloren hat. Wie die oben angeführte Stelle den Beweis liefert, dass die Heiligen mit Christus selbst hinsichtlich der Gerichte vereinigt sind, so schreibt auch Paulus an die Korinther: „Wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden?“ – und fügt dann auf die Frage, ob sie nicht fähig seien, die geringsten Rechtssachen des täglichen Lebens unter sich zu schlichten, die Worte hinzu: „Wisst ihr nicht, dass ihr die Engel richten werdet?“ Die Korinther bedurften eines solchen Zeugnisses, weil sie die Tragweite ihrer Vereinigung mit Christus nicht verstanden und sich darum von der Stellung, in welche Christus die Heiligen eingeführt hatte, falsche Begriffe bildeten. Was ich daher über unsere Vereinigung mit Christus im Allgemeinen gesagt habe, findet in unserer Vereinigung mit Ihm betreffs der Gerichts seine volle Bestätigung.
Wir dürfen indessen nicht vergessen, dass dar 2. Psalm von dem Kommen und der Verwerfung Christi spricht. Und wie Petrus denselben in diesem Sinn zitiert, so sagt auch Paulus: „Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.“ – Der verworfene Christus spottet über das Toben der Nationen; und es wird die Zeit kommen, wo Er ihnen zum Trotz in Zion siegen und die Enden der Erde zum Erbteil empfangen wird. Doch dieses alles zeigt uns Ihn nicht auf jenem Platz, den Er im Neuen Testamente einnimmt. In unserem Psalm befindet Er sich einfach in Verbindung mit dem Schicksal der Juden und mit dem Gericht der Nationen am Ende der Zeit. Bei seiner ersten Ankunft wurde Er als Christus, als Messias, als Gesalbter, verworfen; und wir lesen, dass Er seinen Jüngern ausdrücklich gebot, nicht zu sagen, dass Er der Christus sei, weil Er verworfen werden musste. Die Worte: „Der Sohn des Menschen muss viel leiden“, lauten, als hätte Er sagen wollen: „Jetzt ist noch nicht die Zeit, dass ich meinen Platz als König in Zion einnehme, sondern ich bin vielmehr gekommen, um als Sohn des Menschen zu leiden damit ich später zur Herrlichkeit erhoben werde.“
In Psalm 8 lesen wir: „Jehova, unser Herr, wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde, der du deine Majestät gestellt hast über die Himmel! Aus dem Mund der jungen Kinder und Säuglinge hast du Lob gegründet um deiner Bedränger willen, zu beschwichtigen den Feind und den Rachgierigen“ (V 1–2). (dieses fand, wie wir wissen, seine Erfüllung, als Jesus, sitzend auf einer Eselin in Jerusalem einzog) „Was ist der Sterbliche, dass du sein gedenkst, und der Sohn des Menschen, dass du ihn besuchst? Denn ein wenig hast du ihn unter die Engel erniedrigt, und mit Herrlichkeit und Majestät hast du ihn gekrönt. Über die Werke deiner Hände lasst du ihn regieren; alles hast du unter seine Füße gestellt“ (V 4–6). – Diese Stelle zeigt uns, dass der Herr, verworfen als der Christus, die Stellung des Menschensohnes einnimmt, eine Stellung, in welcher alle Dinge unter seine Füße gestellt werden. Im Neuen Testamente werden wir die Erklärung dieser Stelle finden. Sowohl im zweiten, als auch im achten Psalm sehen wir, wie Christus in die Mitte der Juden tritt und, von ihnen verworfen, am Ende trotz ihrer Empörung seinen Platz über seinen Feinden einnimmt. Nichtsdestoweniger bekleidet Er, als die unmittelbare Folge seiner Verwerfung, die Stellung des Menschensohnes, welchen Namen Er sich in den Evangelien beständig beilegt. Auch im 1. Kapitel des Epheserbriefes finden wir aus Psalm 8 die Stelle angeführt: „Gott hat alles unter seine Füße unterworfen“, mit der Beifügung: „und hat Ihn als Haupt über alles der Versammlung gegeben, welche sein Leib ist.“ – Die Kirche ist sein Leib, die Vervollständigung des Hauptes; weshalb sie auch genannt wird „die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt“ (Eph 1,23). Christus, obwohl Mensch, ist eine göttliche Person und erfüllt alle Dings; aber die Kirche vervollständigt Ihn als den Sohn des Menschen und vollendet also den geheimnisvollen Christus, dessen Haupt Er selbst ist, und dessen Leib aus allen Gliedern der Kirche gebildet ist. Aus diesem Grund ist auch die Kirche so innig mit Christus vereinigt, wie der Leib eines Menschen mit dem Haupt desselben vereinigt ist – ein Vergleich, die wir in Epheser 5 angewandt finden. „Denn niemand hat je sein eigenes Fleisch gehasst, sondern er nährt und pflegt es, gleich wie auch der Christus die Versammlung; denn wir sind seines Leibes Glieder, von seinem Fleisch und von seinem Bein“ (V 29–30). Und weil es in diesem Leib nur einen Geist gibt, so ist die Kirche mit Christus, als dem Haupt über alles, vereinigt. Wir sehen Christus, als den Sohn des Menschen, in den Ratschlüssen Gottes „über alle Dinge gesetzt, die in den Himmeln und die auf der Erde sind“; und wir, vereinigt mit Ihm und errettet durch Ihn – wir, seine Brüder, seine Miterben und seines Leibes Glieder – sind Ihm völlig einverleibt. Das sind die Beziehungen, die zwischen der Kirche und der Herrlichkeit Christi bei seiner zweiten Ankunft bestehen.
Dasselbe finden wir in Hebräer 2, wo der Apostel bei Anführung des 8. Psalms Zugleich andeutet, in wie weit derselbe seine Erfüllung gefunden hat. „Es hat aber irgendwo jemand bezeugt und gesagt: ‚Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, oder des Menschen Sohn, dass du auf ihn stehst? Du hast ihn ein wenig unter die Engel erniedrigt; mit Herrlichkeit und Ehre hast du ihn gekrönt; alles hast du seinen Füßen unterworfen. Denn indem Er ihm alles unterworfen hat, hat Er nichts gelassen, das ihn: nicht unterworfen ist. Jetzt aber sehen wir ihm noch nicht alles unterworfen. Wir sehen aber den, ein wenig unter die Engel wegen des Leidens des Todes erniedrigten Jesus mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt.‘“ (V 6–9) Bemerken wir hier wohl, dass gesagt wird: Gott hat sich vorgesetzt, alle Dinge Christus zu unterwerfen, ohne irgendetwas zurück zu lassen. In der Tat ist Christus der Schöpfer aller Dinge und, folglich auch der Erbe; und hier liegt der Kernpunkt. Die Dinge, die Er als Gott geschaffen hat, erbt Er als Mensch, damit wir sie mit Ihm erben möchten. Freilich ist dieser Zeitpunkt noch nicht gekommen; denn wir sehen Ihm noch nicht alles unterworfen; aber wir sehen den ein wenig unter die Engel erniedrigten Jesus mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt. Die eine Hälfte dieser Stelle ist erfüllt, die andere noch nicht; denn wir sehen Christus noch nicht alles unterworfen. Die Erklärung davon finden nur im NO. Psalm, den ebenfalls der Apostel im Hebräerbrief und selbst der Herr in Matthäus 22,44 anführt, als Er sich mit den Pharisäern über diesen Gegenstand besprach. Wir lesen dort: „Jehova sprach zu meinem Herrn: Sitze zu meiner Rechten, bis ich lege deine Feinde zum Schemel deiner Füße“ (Ps 110,1). Und darum sagt der Apostel: „Er aber, nachdem Er ein Opfer für Sünden dargebracht (d. h. ein Opfer, durch welches Er auf immerdar vollkommen gemacht hat, die geheiligt werden), hat Er sich für immerdar zur Rechten Gottes gesetzt, fortan wartend, bis seine Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt sind“ (Heb 10,12–13). Ich hoffe später auf diesen Gegenstand zurückzukommen. Aber welch ein kostbares Bewusstsein für die Heiligen, dass Christus „zur Rechten Gottes sitzt, bis seine Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt sind.“ Noch ist allerdings dieses nicht geschehen, denn sonst würde der Herr dem Treiben der Welt Halt gebieten. Bis jetzt beschäftigt sich Gott damit, die Miterben Christi zu sammeln, während Er an Ihn das Wort richtet: „Sitze zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde lege zum Schemel deiner Füße.“ Und wann findet dieses statt? „Den Tag und die Stunde weiß niemand, selbst nicht der Sohn“, sondern zu diesem ist gesagt: „Sitze zu meiner Rechten bis zum Tag der Ausführung dieses Ereignisses.“ Die Absicht Gottes ist also völlig ins Licht gestellt. Wir sehen Jesus, nachdem Er unsere Sünden versöhnt hat, sitzend zur Rechten der Majestät in der Hohe und sammelnd seine Miterben durch das Evangelium. Wir aber sind, während Er zur Rechten Gottes sitzt, mit Ihm vereinigt, indem wir eins mit Ihn: sind durch denselben Geist.
Nun finden wir in 1. Korinther 15,22–23 wie wir zu diesem Platz der Herrlichkeit gelangen werden. „Denn gleich wie in dem Adam alle sterben, also werden auch in dem Christus alle lebendig gemacht. Jeglicher aber in seiner eigenen Ordnung; der Erstling: Christus; danach die, welche des Christus sind bei seiner Ankunft.“ – (Und wer sind diese Letzteren anders, als seine Miterben?) – „Dann das Ende, wenn Er das Reich dem Gott und Vater überliefert, wenn Er alles Fürstentum und alle Gemalt und Macht weggetan haben wird. Denn Er muss herrschen, bis Er alle seine Feinde gelegt hat unter seine Füße. Der letzte Feind, der weggetan wird, ist der Tod. Denn Er hat alles seinen Füßen untergeordnet. Wenn Er aber sagt, dass alles untergeordnet ist, so ist es klar, dass es mit Ausnahme dessen ist, der Ihm alles untergeordnet hat“ (V 21–27). Es wird also gesagt, dass Gott, der Vater, Ihn: nicht untergeordnet werde; aber gerade diese Ausnahme beweist, dass alles Übrige Christus untergeordnet sein wird. Noch ist diese gänzliche Unterordnung unter Christus nicht erfüllt; denn sonst würden, wie gesagt, die Gräuel in dieser Welt ihr Ende gefunden haben. Noch ist Satan und nicht Christus der Fürst und Gott dieser Welt; und doch ist sonderbar, dass viele der Meinung sind, dass das Kreuz diesem allem ein Ende gemacht habe, während gerade das Kreuz auf eine schreckliche Weise gezeigt hat, dass Satan der Fürst und Gott dieses Zeitlaufs ist. Sagte doch der Herr: „Der Fürst der Welt kommt und hat nichts in mir.“ Vor der Verwerfung Christi ist Satan niemals als Fürst dieser Welt genannt worden. Jehova war auf der Erde; im Tempel befand sich die Scheschina der Herrlichkeit; aber nachdem Gott in der Person Christi in diese Welt eingetreten und verworfen worden ist, erblickt man in Satan den Fürsten dieser Welt; und in diesem Sinn sagt der Apostel: „In welchen der Gott dieses Zeitlaufs die Sinne der Ungläubigen verblendet hat.“ Wenn der Herr kommt, so wird Er der Fürst dieser Welt sein; bis dahin aber hat Satan diese Herrschaft.
In Lukas 19 spricht der Herr vom Hingehen in ein fernes Land, um ein Reich einzunehmen, und von einem Wiederkommen, um das Gericht zu vollziehen. „Als sie aber dieses horten, fügte Er hinzu und sagte ein Gleichnis, weil Er nahe bei Jerusalem war, und weil sie meinten, dass das Reich Gottes sogleich erscheinen sollte“ (V 11). Man erwartete dieses Reich in der Meinung, dass Christus, anstatt verworfen zu werden, dasselbe unverzüglich ans der Erde empfangen und man sich mit Ihm des Besitzes erfreuen werde. Deshalb sagt Er: „Ein gewisser Edelmann ging hin in ein fernes Land, um ein Reich für sich zu empfangen und wieder zu kommen. Er berief aber zehn seiner Knechte und gab ihnen zehn Pfunde und sprach zu ihnen: „Handelt damit bis ich komme“ (V 12–13). – Hier haben wir den Dienst der Christen während der Abwesenheit ihres Herrn, welcher hingegangen, um das Reich in Empfang zu nehmen, und noch nicht zurückgekehrt ist. Wenn Er kommt, wird Er seine Diener richten. „Und es geschah, als er zurückkam, nachdem er das Reich empfangen hatte, dass er sagte, dass diese Knechte, denen er das Geld gegeben, zu ihm gerufen werden sollten, damit er wüsste, was jeder erhandelt hätte“ (V 15). Dann nach einer sorgfältigen Prüfung hören wir den Edelmann sagen: „Doch jene, meine Feinde, die nicht wollten, dass ich über sie herrschen sollte, bringt her und erwürgt sie vor mir“ (V 27). – Dieses wird stattfinden, wenn der Herr nach Empfang des Reiches zurückgekehrt sein wird; denn während seiner Abwesenheit richtet Er nicht. In Johannes 5,22 lesen wir: „Das ganze Gericht hat der Vater dem Sohn übergeben, auf dass alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren.“ – Wollte Er aber jetzt das Gericht beginnen, so müsste Er der Zeit der Gnade und dein Sammeln der Kirche ein Ziel setzen. Jetzt richtet der Vater die Heiligen durch Züchtigung; denn wir lesen: „Indem ihr als Vater den anruft, der ohne Ansehen der Person richtet nach eines jeglichen Werk“ (1. Pet 1,17). In Betreff des Endgerichts aber lesen wir im Evangelium Johannes, dass der Vater niemanden richte, sondern das ganze Gericht dem Sohn übergeben habe. Nach seiner Rückkehr wird sich der Sohn mit seinen Feinden in richterlicher Weise beschäftigen und der Bosheit, die wir in der Welt erblicken, ein Ziel setzen. Bis dahin bedürfen wir des Wachens und des treuen Handelns mit den uns verliehenen Talenten, d. h. mit den uns anvertrauten geistlichen Gaben.
Dieses alles finden wir in Kolosser 1 klar dargestellt; und ich möchte gern ein wenig dabei verweilen, um uns eine möglichst vollständige Anschauung über die Gedanken und Ratschlüsse zu verschaffen. Ich beginne mit Vers 12, wo der Apostel sagt: „Danksagend dem Vater, der uns fähig gemacht hat.“ Es ist also eine vollendete Tatsache, dass wir fähig gemacht sind; und nirgends sagt uns eine Schriftstelle, dass dieses noch geschehen müsse. Wohl wird gesagt, dass wir in allem Christus gleich werden sollen; aber etwas ganz anders ist es, wenn der Apostel an die Danksagung gegenüber einem Vater erinnert, „der uns fähig gemacht hat zu dem Anteil des Erbes der Heiligen in dem Licht, der uns errettet hat aus der Gewalt der Finsternis und versetzt hat in das Reich des Sohnes seiner Liebe, in welchem wir die Erlösung haben, die Vergebung der Sünden, welcher ist das Bild des unsichtbaren Gottes, Erstgeborener aller Schöpfung. Denn durch Ihn“ – (und dies ist der Grund, warum Er über alle Dinge gesetzt ist) – „sind alle Dinge geschaffen, die in den Himmeln und die auf der Erde sind, die sichtbaren und die unsichtbaren; es seien Throns oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten; alle Dinge sind durch Ihn und für Ihn geschaffen“ (V 12–16). alle Dinge werden Ihm unterworfen sein; jedoch nicht in ihrem gegenwärtigen Zustand der Verderbtheit. Und in welcher Eigenschaft werden Sie seiner Gewalt unterworfen sein? Er wird sie als Mensch besitzen, „den Er zum Erben aller Dinge gesetzt hat;“ (Heb 1,2) und wir besitzen sie mit Ihm als seine Miterben. Wegen seiner Gottheit ist Er „vor allen, und alle Dinge bestehen durch ihn. Und er ist das Haupt des Leibes, der Versammlung, welcher ist der Anfang, der Erstgeborene ans den Toten, auf dass er unter allen Dingen den Vorgang habe“ (V 17–18). Christus ist das Haupt aller Dinge und Zugleich das Haupt der Kirche, der Versammlung, wie wir dieses auch in Epheser 1 gesehen haben. „Denn es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle, in Ihm zu wohnen und durch Ihn alle Dinge mit sich zu versöhnen, da Er durch das Blut seines Kreuzes Frieden gemacht hat, – durch Ihn, es seien die Dinge auf der Erde oder die Dinge in den Himmeln. Auch euch, die ihr einst entfremdet und Feinde wärt nach der Gesinnung in den bösen Werken, hat Er aber nun versöhnt in dem Leib seines Fleisches durch den Tod“ (V 19–31). In Bezug auf die Heiligen wird nimmer gesagt: „Er wird versöhnen“, sondern: „Er hat versöhnt.“ Die Versöhnung aller himmlischen und irdischen Dinge hingegen ist ein Gegenstand der Erwartung, weil Satan noch nicht gebunden ist. In der Stelle Vers 20: „Und durch Ihn alle Dinge mit sich zu versöhnen, es seien die Dinge auf der Erde oder die Dinge in den Himmeln“, sowie in der Stelle Epheser 1,10: „Alle Dinge unter ein Haupt in dem Christus zusammen zu bringen“, sagt der Apostel nicht, dass diese Versöhnung schon geschehen sei, noch spricht er von den Dingen, die unter der Erde sind. In Betreff der Unterwerfung aber sagt er: „Auf das; in dem Namen Jesu sich beuge jedes Knie der himmlischen und Irdischen und Unterirdischen“ (Phil 2,10). Bezüglich der Letzteren ist von keinem „Versöhnen“, sondern von einem „Zeugen“ die Rede; aber in Bezug auf uns sagt er: „Er hat uns versöhnt.“ Sowie Christus sowohl das Haupt der Kirche, als auch das Haupt aller Dinge ist, so ist auch die Versöhnung eine zweifache, nämlich die gegenwärtige Versöhnung und Erlösung der Kirche, und die zukünftige Versöhnung aller himmlischen und irdischen Dinge. Noch sind nicht, wie wir gehört haben, alle Dinge seinen Füßen unterworfen; aber durch den Glauben sehen wir Christus sitzend zur Rechten Gottes, bis seine Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt sind. Mit Anbruch dieser Zeit wird Christus in den Besitz des Erbes eintreten, und Zwar in dem Charakter, welcher Gott durch Melchisedek beigelegt wurde, als dieser, um Abraham zu segnen, erschien und sagte: „Gott, der Höchste, Besitzer des Himmels und der Erde.“ Und wenn Christus, in der ganzen Ausdehnung des Wortes, als König und Hohepriester auf seinem Thron erscheinen wird, dann wird Gott diesen Titel haben.
Während wir nun einerseits gesehen haben, dass Christus alle Dinge, die in den Himmeln und die auf der Erde sind, versöhnen wird, und dass alle diese Dinge in Ihm unter ein Haupt gebracht werden sollen, so ist uns andererseits in mehreren Stellen gezeigt worden, dass die Kirche seine Miterbin sein wird. Wir haben gesehen, dass die Kirche Gottes oder alle durch die Gnade Gottes herzugerufenen Heiligen, mit Christus, dem Mittelpunkt der Segnungen, vereinigt sind, um mit Ihm zu demselben Platze über alle irdischen und himmlischen Dinge erhoben zu werden. Die Schrift lehrt uns, dass dieses erst in der Verwaltung der Fülle der Zeiten, wenn Christus das Reich empfangen hat und zurückkehrt, stattfinden wird. Erst in dieser Periode werden alle Dinge unter die Autorität Christi in den Zustand der Ordnung und der Segnung gelangen. Wenn Gott, der Vater, alle Dinge seinen Füßen unterworfen hat, so wird Christus die Ordnung darin wiederherstellen und schließlich das Reich seinem Vater zurückgeben, während die Kirche in der Verwaltung der Fülle der Zeiten den Mittelpunkt in den himmlischen Örtern, und Israel den Mittelpunkt auf dieser Erde bilden wird. –
In dieser Weise erkennen wir zwei Tatsachen, die, nächst unserer persönlichen Erlösung, in der Schrift den höchsten Platz einnehmen: In der Kirche entfaltet Gott, indem Er die Glieder derselben an der Herrlichkeit Christi Teil nehmen lässt. Seine unumschränkte Gnade, und inmitten der Juden, als dem Mittelpunkt seines Wirkens, gibt Er zu erkennen, wie Er diese Welt regiert. Die Schrift betrachtet die Kirche als die mit Christus vereinigte Erbin seiner Herrlichkeit. Welch kostbare Wahrheit! Wir elenden Kreaturen sollen an derselben Herrlichkeit teilnehmen, wie Christus, und denselben Platz einnehmen, wie Er.
Das Werk der Versöhnung wird alle Dinge im Himmel und auf Erden umfassen. Diese Welt wird nicht immer der Schauplatz der Wirksamkeit Satans bleiben. Sobald der Sohn Davids seinen Platz in Herrlichkeit eingenommen und seine Herrschaft angetreten hat, wird die Welt eine Veränderung erfahren. „Man wird nicht verderben, noch irgendwelchen Schaden tun auf dem ganzen Berge meiner Heiligkeit.“ Es kommt die Zeit, wo Christus der Fürst des Friedens sein wird; aber noch ist, wie Er uns deutlich erklärt hat, diese Zeit nicht vorhanden. „Denkt ihr, dass ich gekommen bin, Frieden auf der Erde zu geben? Nein, sage ich euch, sondern Trennung; denn es werden von jetzt an Fünf in einem Haus entzweit sein; Drei gegen zwei, und zwei gegen drei. Es wird der Vater entzweit sein wider den Sohn und der Sohn wider den Vater, die Mutter wider die Tochter und die Tochter wider die Mutter, die Schwiegermutter wider ihre Schwiegertochter, und die Schwiegertochter wider ihre Schwiegermutter“ (Lk 12,51–53). Wir sind jetzt in der Zeit, wo die Erscheinung des Lichts die Leidenschaften der Menschen erregt, und sie fahren fort, sich gegen dasselbe zu empören, bis die zweite Ankunft Christi sie unterwirft und zerstört. Deshalb müssen die Christen ihr Kreuz auf sich nehmen und Jesu nachfolgen. Wenn Christus jetzt schon die Herrschaft angetreten hätte, würde dann nur ein Kreuz das Teil seiner Jünger sein? O nein, – eine Krone würde ihr Haupt schmücken. Christus wird kommen, um verherrlicht zu werden in meinen Heiligen. Ach, wie glorreich wird ihre Herrlichkeit sein, wenn Er das Reich besitzen wird! Dann wird, wie bereits gesagt, die Kirche Gottes der Mittelpunkt aller Dinge in den himmlischen Örtern sein, während die Juden den Mittelpunkt aller Dinge auf Erden bilden werden und Christus das Haupt ist. Deutlich finden wir dieses ausgedrückt in den Worten: „Damit ihr wisst, welche da sei die überschwängliche Größe seiner Macht an uns, den Glaubenden, nach der Wirkung der Kraft seiner Stärke, die Er gewirkt hat in dem Christus, da Er Ihn aus den Toten auferweckt und Ihn gesetzt hat zu seiner Rechten in den himmlischen Örtern über alle Fürstentümer und Gewalt und Macht und Herrschaft und jeglichem Namen, der genannt wird, nicht allein in diesen: Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen, und alles unter seine Füße unterworfen, und Ihn als Haupt über alles der Versammlung gegeben hat, welche sein Leib ist“ (Eph 1,19–22). Dieselbe Macht, welche Christus aus den Toten auferweckte, ruft auch die Heiligen ins Leben. Auch ist in Epheser 2 davon die Rede, wo wir die Auferweckung als eine geistlich vollendete Tatsache behandelt sehen. „Und hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus, damit Er in den kommenden Zeitaltern den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade in Gute an uns in Christus Jesus erwiese“ (V 6–7).
So stellt also die Schrift die Wahrheit ins Licht, dass Gott uns über Engel, Fürstentümer und Gewalten des zukünftigen Zeitalters gesetzt hat, nur uns in der Stellung, die Er uns in seiner Güte gegen uns angewiesen hat, die unermesslichen Reichtümer seiner Gnade zu erweisen. Die Engel werden durch unsere Teilnahme an der Herrlichkeit Christi die unermesslichen Reichtümer der Gnade Gottes kennen lernen, es wird sicher ihre Bewunderung erregen, wenn sie die Maria Magdalena, den Räuber am Kreuz, die große Sünderin und einen jeglichen von uns in derselben Herrlichkeit mit Christus sehen. Wenn wir, unterwiesen durch den Heiligen Geist, uns jetzt schon diese Dinge durch den Glauben vergegenwärtigen, so werden wir uns in der jetzigen Stellung, hinsichtlich der Zucht, der Übung und der geistlichen Erziehung, sehr bevorzugt sehen; aber wir werden uns erst bei seiner Ankunft, wenn den Engeln die Güte Gottes gegen uns offenbart wird, des völligen Genusses erfreuen.
Jetzt möchte ich gerne zu zeigen versuchen, in welcher Weise der Herr uns mit sich vereinigt. Lesen wir mit Aufmerksamkeit Johannes 17, wo der Herr ausdrücklich erklärt, dass die Heiligen seine Herrlichkeit und die Liebe des Vaters mit Ihm teilen werden. Welch eine bewundernswürdige Stellung! Wie gar reich entfaltet sich die alle Erkenntnis; übersteigende Liebe Christi! – „Aber nicht für Diese allein bitte ich, sondern auch für die durch ihr Wort an mich Glaubenden, auf dass sie alle eins seien, gleich wie du, Vater, in mir, und ich in dir, auf dass auch sie in uns eins seien, auf dass die Welt glaube, dass du mich gesandt hast“ (V 20–21). Diese Worte beziehen sich auf die Jetztzeit, oder wenigstens auf das, was jetzt sein sollte, während der Zukunft die Worte gehören: „Und ich habe ihnen gegeben die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, auf dass sie eins seien, gleich wie wir eins sind. Ich in ihnen, und du in mir, auf dass auch sie in eins vollendet seien und auf dass die Welt erkenne, dass du mich gesandt und sie geliebt hast“ (V 23). Hier spricht der Herr von der Herrlichkeit, die Gott Ihm als Mensch gegeben hat; denn seine Herrlichkeit als göttliches Wesen ist ewig. – Wenn Er von der Jetztzeit spricht, so sagt Er: „Auf dass die Welt glaube;“ eine Aufforderung, dass die Heiligen eins sein und dadurch bezeugen sollen, dass der Geist Gottes eine Macht ist, die trotz aller irdischen Unterschiede zu vereinigen vermag. In Betreff der Zukunft aber sagt Er: „Auf dass die Welt erkenne.“ Und in der Tat wird einst die Welt zu ihrer eigenen Verdammnis erkennen, dass Gott es ist, der Jesus sandte; ja, alle widerspenstigen Menschen werden es erkennen, wenn sie in Herrlichkeit diejenigen mit Christus kommen sehen, die hienieden zur Zielscheibe ihres Spottes dienen mussten. Unsere Herzen sollten diese, wenn auch unergründliche Liebe Gottes kennen, schätzen und durch ein völliges Vertrauen ehren. Die Zeit rückt heran, wo auch die Welt diese Liebe erkennen wird. „Gerechter Vater! und die Welt hat dich nicht erkannt; ich aber habe dich erkannt, und Diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde kundtun, auf dass die Liebe, womit du mich geliebt hast, sei in ihnen und ich in ihnen“ (V 25–26). Unser jetziger Genuss ist das Wohnen der Liebe in uns, womit Christus geliebt ist. Ja, diese unergründliche Liebe – Christus in uns – sollen wir besitzen und erkennen. Der Vater liebt uns jetzt schon, wie Er Christus geliebt hat; und wir erkennen darum schon jetzt diese Liebe, während die Welt erst dann, wenn sie uns in der Herrlichkeit mit Christus erblickt, erkennt, dass wir geliebt sind wie Er geliebt worden ist.
Ich möchte nun zwei wichtige Punkte der Schrift tief in unsere Herzen einprägen, nämlich, dass wir, mit Ausnahme seiner Gottheit, Christus völlig gleich sein werden, und dass dieses bei unserer Auferstehung oder Verwandlung stattfinden wird und wir alsdann mit Ihm offenbar werden. Schon jetzt sind wir nicht von dieser Welt; aber, wie gesagt, die Welt erkennt nicht jetzt, sondern erst später bei unserem Erscheinen in Herrlichkeit, dass wir Gegenstand der völligen Liebe Gottes sind. Wenn Er offenbart sein wird, werden wir mit Ihm offenbart werden in Herrlichkeit. Diese Wahrheit steht in 1. Korinther 15 mit der Auferstehung in Verbindung. Dort lesen wir in Vers 47: „Der erste Mensch ist von der Erde, von Staub; der zweite Mensch – der Herr von: Himmel. Wie der von Staub ist, so sind auch die, welche von Staub sind; und wie der Himmlische ist, so sind auch die Himmlischen.“ – Wir werden also nicht bloß im Himmel uns befinden, sondern wir werden dort, mit Ausnahme seiner Gottheit, Christus gleich sein. Dieses ist völlig klar; und der Apostel fügt in Betreff der zukünftigen Herrlichkeit hinzu: „Und wie wir das Bild dessen von Staub getragen haben, so werden wir auch das Bild des Himmlischen tragen. Dieses aber sage ich, Brüder, dass Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben können, auch die Verwesung die Unverweslichkeit nicht erbt“ (V 49–50). „Es wird gesät in Verwesung; es wird auferweckt in Unverweslichkeit“ (V 42).
Untersuchen wir jetzt etliche Stellen über die Art und Weise unserer Aufnahme bei Christus; denn ich wünsche, dass wir, um sichere Schritte tun zu können, uns in allem, was Christus uns mitteilt, auf den Boden des Wortes Gottes stellen. Er sagt: „Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn es aber nicht so wäre, so würde ich es euch gesagt haben. Ich gehe hin, für euch eine Stätte zu bereiten; und wenn ich hingegangen bin und euch eine Stätte bereitet habe, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, auf dass, wo ich bin, auch ihr seid“ (Joh 14,2–3). Christus ist also in das Haus des Vaters gegangen; aber Er wird wiederkommen und uns zu sich nehmen. Er ist hinauf gestiegen mit einem verherrlichten Leib, und, obwohl noch nicht alle Dinge seinen Füßen unterworfen sind, so ist Er doch mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt. Er hat seinen Jüngern geboten, dass sie bis zu seiner Rückkunft warten und wirken möchten. Doch schon jetzt, bevor Er zurückgekehrt ist, wissen wir, wie Er mit uns, die wir dieselbe Herrlichkeit mit Ihm teilen werden, handeln wird. „Ich werde wiederkommen und euch zu mir nehmen.“ In Johannes 13 sagt Er: „Werde ich dich nicht waschen, so hast du keinen Teil mit mir;“ – als ob Er hatte sagen wollen: „Ich kann nicht als König oder Messias bei euch bleiben; aber durch dieses Waschen will ich euch befähigen, mit mir, wenn ich wiederkomme, zu regieren. Ich bin, indem ich mich für euch verwende, euer Diener; und durch meine allmächtige Fürsprache wasche ich euch täglich; denn ihr müsst mir gleich sein, um mit mir in meinem Reich Teil zu haben.“ – Dieselbe Wahrheit wird laut Verkündigt in 1. Thessalonicher 4: „Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, also wird auch Gott die Entschlafenen durch Jesus mit Ihm bringen. Denn dieses sagen wir euch im Wort des Herrn, dass wir, die Lebenden, die übrigbleiben bis zur Ankunft des Herrn, den Entschlafenen nicht zuvorkommen werden“ (V 14–15). Der Apostel erwartete beständig die Ankunft des Herrn. Man hat zu sagen gewagt, dass er sich getäuscht habe in dem Glauben, den Herrn noch während seines Lebens kommen zu sehen. Aber gerade das Gegenteil. Die Stunde dieses Ereignisses war nie von Christus offenbart worden; und nie hat Paulus behauptet, dieselbe zu wissen; aber er erkannte, dass die Zeit herbei gerückt war, wo die Gläubigen zu jeder Stunde den Herrn erwarten sollten, anstatt zu sagen: „Mein Herr verzieht zu kommen, und anzufangen, die Knechte und Mägde zu schlagen, und zu essen und zu trinken und sich zu berauschen“ (Lk 12,45). Deshalb stellte sich Paulus in die Reihe der Lebenden, die bis zur Ankunft des Herrn übrigbleiben sollten. Und dieser Erwartung entsprach sein ganzes Leben, so dass er ohne Zweifel seinen Lohn empfangen wird, während jene, die in ihrem Geist die Ankunft Christi verwerfen und, anstatt auf Ihn zu warten, ihren Lüsten folgen, jedenfalls auch die Früchte ihrer Werke ernten werden. Später erkannte durch Offenbarung der Apostel, dass er bald sterben würde, wie auch Petrus von dem Ablegen seiner Hütte unterrichtet war; aber die Stunde der Ankunft des Herrn war weder dem einen noch dem anderen offenbart. Weiter sagt auch Paulus: „Wir werden nicht alle entschlafen; wir werden aber alle verwandelt werden.“ – Christus hat den Tod besiegt. Wir mögen alle vor der Ankunft des Herrn sterben, und können dennoch sagen: „Wir, die Lebenden, die bis zur Ankunft des Herrn übrigbleiben.“ Jener, welcher sagte: „Mein Herr verzieht zu kommen“, schlug seine Mitknechte und berauschte sich; die klugen und törichten Jungfrauen waren, als der Bräutigam verzog. Alle eingeschlummert; und ebenso hat auch die Kirche das Gefühl des täglichen Wartens auf den Herrn verloren, so dass selbst die klugen Knechte des Aufrüttelns bedürfen. Zwar zeigt uns das Aufwachen der Jungfrauen zur rechten Stunde, wie treu Christus stets gegen sein Volk ist; aber das Warten auf den Herrn charakterisiert den treuen Knecht. Die Versammlung zu Philadelphia erwartete die Ankunft des Herrn, und von ihr heißt es: „Weil du das Wort meines Ausharrens gehalten hast, werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird“ (Off 3,10).
Doch kehren wir wieder zu 1.Thessalonich 4 zurück. „Denn dieses sagen wir euch im Wort des Herrn, dass wir, die Lebenden, die bis zur Ankunft des Herrn übrigbleiben, den Entschlafenen nicht zuvorkommen werden. Denn der Herr selbst wird mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme des Erzengels und mit der Posaune Gottes herniederkommen vom Himmels und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen“ (V 15–16). Es handelt sich hier nur um die Heiligen. Weder der gebietende Zuruf, noch die Stimme des Erzengels, noch die Posaune Gottes richtet sich an alle, um Gerechte und Böse aufzuwecken, sondern nur an die Gerechten. Die Posaune Gottes ruft die ausgeschwärmten Krieger gleichsam in ihre Reihen zurück; und nur die Toten in Christus werden diesen Ton vernehmen; denn „die Toten in Christus werden zuerst auferstehen; danach werden wir, die übrig gebliebenen Lebenden, Zugleich mit ihnen in Wolken dem Herrn entgegen gerückt werden in die Luft und also allezeit bei dem Herrn sein. So ermuntert nun einander mit diesen Worten“ (V 17–18). Der Herr hatte gesagt, dass Er kommen und uns zu sich nehmen werde; der Apostel belehrt uns durch eine Offenbarung, wie dieses geschehen wird. Die in 1. Korinther 15 soeben angeführte Stelle teilt uns dasselbe Ereignis mit. „Jeglicher aber in seiner eigenen Ordnung: der Erstling – Christus; danach die, welche des Christus sind bei seiner Ankunft.“ – Wir haben wohl zu beachten, dass hier nicht von einer Auferstehung sämtlicher Toten, sondern von einer Auferstehung aus den Toten die Rede ist, sowie auch die Auferstehung Christi keine Auferstehung der Toten, sondern aus den Toten war. Er ist aus den Toten genommen, weil der Vater seine Wonne an Ihm hatte; und auch uns hat Er gleicherweise aus den Toten genommen, weil auch wir Gegenstände seiner Wonne geworden sind. Darum wird der Herr kommen (es heißt nicht: Er wird erscheinen) und uns rufen, um immer bei Ihm zu sein und seine Herrlichkeit zu teilen, worauf die Worte hindeuten: „Und wie wir das Bild dessen von Staub getragen haben, so werden wir auch das Bild des Himmlischen tragen.“ Es ist also nicht der Tod, den wir zu erwarten haben, obwohl derselbe eintreten kann und für uns ein Segen ist; denn in 2. Korinther 5 lesen wir: „Wiewohl wir nicht entkleidet, sondern überkleidet sein wollen, damit das Sterbliche verschlungen werde vom Leben.“ – Um völlig seine Macht zu offenbaren, nimmt Christus den sterblichen Menschen zu sich. Sind sie gestorben, so weckt Er sie auf; leben sie bei seiner Ankunft, so verwandelt Er sie in Herrlichkeit. Zuerst weckt Er die Toten auf, und dann verwandelt Er die Lebenden; und alle gehen Zugleich dem Herrn entgegen in die Luft. „Er hat uns zuvor bestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit Er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.“
In Johannes 17,22 lesen wir: „Die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben.“ Das ist unser Anteil an den himmlischen Dingen; und in Kolosser 3 sehen wir, dass, wenn Er offenbart sein wird, wir mit Ihm offenbart sein werden in Herrlichkeit. Wenn Er gekommen ist und uns zu sich genommen hat, wird Er sich der Welt offenbaren, und wir werden mit Ihm erscheinen. Der Apostel stellt uns als vollkommen eins mit Christus dar; denn in Kolosser 3,1 heißt es: „Wenn ihr denn mit dem Christus gestorben seid, so sucht, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Sinnt auf das, was droben ist, und nicht auf das, was auf der Erde ist; denn ihr seid gestorben und euer Leben ist mit dem Christus verborgen in Gott.“ Christus ist in Gott verborgen; und weil Christus unser Leben ist, so ist folglich auch „unser Leben in Gott verborgen.“ – „Wenn aber Christus, unser Leben, offenbart sein wird, dann werdet auch ihr mit Ihm offenbart werden in Herrlichkeit.“ – Wir wissen, dass wir in keiner Weise von Christus getrennt sind; wir sind mit Ihm in Gott verborgen, werden mit Ihm offenbart und mit Ihm verherrlicht, sind Erben Gottes und Miterben Christi. In etwas anderer Gestalt ist dieselbe Wahrheit in 1. Johannes 3 dargestellt. „Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater gegeben, dass wir sollen Gottes Kinder heißen.“ Wir tragen denselben Namen wie Christus; und „darum kennt uns die Welt nicht, weil sie Ihn nicht erkannt hat.“ – Nach seiner Auferstehung sagte der Herr: „Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, und zu meinem Gott und eurem Gott.“ – das will sagen: „Ich habe das Werk eurer Erlösung vollbracht; und die Folge davon ist, dass ich euch denselben Platz gegeben, den ich selbst innehabe.“ – Darum lesen wir in Psalm 22,22: „Ich will deinen Namen meinen Brüdern verkündigen; ich werde dich loben inmitten der Versammlung.“ Im Blick auf die Gegenwart heißt es: „Geliebte, jetzt sind wir Gottes Kinder, und es ist noch nicht offenbart worden, was wir sein werden; wir wissen aber, dass, wenn Er offenbart ist, wir Ihm gleich sein werden; denn wir werden Ihn sehen, wie Er ist“ (1. Joh 3,2).
Jetzt noch etwas in Betreff unserer Erscheinung mit Christus. In Sacharja lesen wir, dass der Herr kommen wird und alle seine Heiligen mit Ihm, und dass an demselben Tage seine Füße auf dem Ölberg stehen werden. Dies ist es, worauf der Engel bei Gelegenheit der Himmelfahrt hindeutet, wenn er sagt: „Was steht ihr und schaut hinauf gen Himmel? Dieser Jesus, der von euch in den Himmel aufgenommen ist, wird also kommen, wie ihr ihn gen Himmel habt auffahren sehen“ (Apg 1,11). Der Apostel Judas sagt in Vers 14: „Es hat aber auch von diesen Dingen, der Siebente von Adam, Henoch, geweissagt, da er sagt: ‚Siehe, der Herr ist gekommen inmitten seiner heiligen Tausenden, Gericht auszuführen wider alle.‘“ – Hier sehen wir also die Heiligen mit Christus zur Ausübung des Gerichts vereinigt.
Wie erhaben ist unsere Stellung! Die Schrift spricht über diesen Gegenstand so ausführlich, dass es unmöglich ist, sich zu täuschen. Unter dem Druck schwerer Verfolgungen hören die Thessalonicher den Apostel sagen: „Wir selbst rühmen uns eurer in den Versammlungen Gottes, wegen eures Ausharrens und eures Glaubens in allen euren Verfolgungen und Trübsalen, die ihr erduldet; ein Beweis des gerechten Gerichts Gottes, dass ihr würdig geachtet werdet des Reiches Gottes, für welches ihr auch leidet; sintemal es bei Gott gerecht ist, Drangsal zu vergelten denen, die euch bedrängen, und euch, die ihr bedrängt werdet, Ruhe mit uns in der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel, mit den Engeln seiner Macht, in einer Feuerflamme, um Vergeltung zu geben denen, die Gott nicht kennen, und denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht gehorchen; welche Strafe leiden werden, ewiges Verderben von dem Angesicht des Herrn und von der Herrlichkeit seiner Stärke, wenn Er kommen wird, verherrlicht zu werden in seinen Heiligen, und bewundert zu werden in allen denen, die geglaubt haben“ (2. Thes 1,4–10). das sind die heiligen Tausenden, von denen Judas gesprochen, und die uns auch in Offenbarung 17 vorgeführt werden. Alle Könige der Erde werden, anstatt Christus zu loben und sich Ihm anzuschließen, hervortreten, um in Verbindung mit dem wilden Tiere Krieg mit Ihm zu fuhren. „Diese werden mit dem Lamm Krieg führen; und das Lamm wird sie überwinden; denn Er ist Herr der Herren, und König der Könige, und die mit Ihm sind – Berufene und Auserwählte und Treue“ (V 14). andere Stellen teilen uns mit, dass Christus die Engel in seinem Gefolge haben wird; aber hier ist nicht davon die Rede. Die Engel können wohl Auserwählte und Treue genannt werden, da die Schrift von auserwählten Engeln spricht; aber die, welche wir hier bei Christus sehen, sind Berufene; und nur die Heiligen sind Berufene durch die Gnade Gottes.
Lasst uns jetzt einen Blick auf Offenbarung 19 werfen. „Und ich sah den Himmel geöffnet, und siehe, ein weißes Pferd, und der auf demselben saß, genannt Treu und Wahrhaftig; und Er richtet und führt Krieg in Gerechtigkeit“ (V 11). Wir haben überall gesehen, dass Christus kommen wird, um die Bösen der Erde zu richten, und dass sowohl ein Gericht der Toten, als der Lebendigen stattfinden wird. „Denn gleich wie sie in den Tagen vor der Sintflut waren: sie aßen und tranken, sie heirateten und wurden verheiratet, bis an den Tag, da Noah in die Arche einging, und sie es nicht erkannten, bis die Sintflut kam und sie alle hinwegnahm, so wird auch sein die Ankunft des Sohnes des Menschen“ (Mt 24,38–39). – „Seine Augen aber sind wie eine Feuerflamme, und auf seinem Haupt viele Diademe; und Er hat einen Namen geschrieben, den niemand kennt, als Er selbst. Und Er ist angetan mit einem in Blut eingetauchten Gewände, und sein Name heißt: das Wort Gottes. Und die Kriegsheere, die im Himmel sind, folgten Ihm nach auf weißen Pferden, angetan mit weißer, reiner Leinwand;“ (Off 19–14) „denn die Leinwand“ – so lesen wir in Vers 8 – „sind die Gerechtigkeiten der Heiligen.“
Hiermit schließe ich meine Anführungen. Wir haben in der vorigen Betrachtung gesehen, dass in der heiligen Schrift die Ankunft des Herrn der Kirche stets als Gegenstand ihrer Erwartung dargestellt ist. O möchte diese seine Ankunft alle Gedanken und Gefühle der Heiligen erfüllen, weil es ja ein Zweck ihrer Bekehrung ist, den Sohn Gottes aus den Himmeln zu erwarten, und alle übrigen Lehren der heiligen Schrift mit seiner Ankunft in Verbindung stehen, und weil der Gedanke: „Mein Herr verzieht zu kommen“, das ausdrückliche Zeichen einer verfallenen Kirche ist, und nur der Ruf: „Siehe, der Bräutigam kommt“, sie wieder aufweckt.
Wir haben also in den verschiedenen Schriftabschnitten gesehen, dass der Herr uns in aller Weisheit und Einsicht seinen Ratschluss kundgetan hat, nämlich alle Dinge, die in den Himmeln und die auf der Erde sind, in dem Christus zusammen zu bringen, und sie alle – nicht allein zu ihrem eigenen Wohl, sondern zur Verherrlichung Christi – in Ihm zu versöhnen. Zu diesem Zweck hat uns Gott mit Christus, dem Haupt aller Dinge, vereinigt, so dass wir das Erbe mit Ihm teilen, weil wir als Erben Gottes mit Ihm vereinigt sind. Nimmt Christus Besitz vom Erbe, so nehmen wir Besitz mit Ihm; wird Er erscheinen, so werden wir mit Ihm erscheinen.
Nachdem Er, der Verheißung Gottes gemäß, inmitten der Juden der Welt vorgestellt und von derselben verworfen worden war, nahm Er seinen Platz ein als Sohn des Menschen; Er nahm ihn ein in der Auferstehung und wird ihn auch in der Herrlichkeit einnehmen. Uns aber wird Er auferwecken, um zur bestimmten Zeit diesen Platz mit Ihm einzunehmen. Noch sehen wir freilich Ihm nicht alle Dinge unterworfen; aber wir sehen Ihn mit Ehre und Herrlichkeit gekrönt; und wir warten mit Ihm, bis alle seine Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt sind. Diesen Augenblick kennt niemand; denn Gott hat ihn nicht offenbart; aber Christus ist damit beschäftigt, einen Leib zu sammeln. Er wird uns rufen, um Ihm in der Luft zu begegnen; die Entschlafenen wird Er auferwecken, die Lebenden verwandeln und uns zusammen in das Haus seines Vaters bringen, wo unser Platz ist; und alles wird Er bereitet haben, um uns dort zu empfangen. Er kann sich nicht in den Besitz des Erbes setzen, bevor seine Miterben, sein Leib, seine Braut, bei Ihm sind.
In Offenbarung 19 haben wir zuerst die Hochzeit des Lammes; dann sehen wir Ihn mit seinem Heer kommen. In diesen: Heere erkennen wir seine Braut; denn das Lamm muss eine Gefährtin haben, die das Erbe mit Ihm teilt. Bis jetzt hat Er noch nicht die Macht und die Herrschaft in seine Hand genommen; aber wenn wir zu Ihm erhoben sind, wird Er erscheinen und wir mit Ihm. Wir werden Ihn zur Ausführung seiner Gerichte in dieser Welt begleiten, wenn Er sie wie Töpfer Gefäße zerschmettert. Jedoch das gesegnetste Teil unseres Erbes wird sein, dass wir bei Ihm sind. Wenn Er erscheinen wird, dann wird die Welt uns bei Ihm schauen, und wir werden das Bild des Himmlischen tragen, „wie wir auch das Bild dessen von Staub getragen haben.“ Jetzt während Christus zur Rechten Gottes sitzt, hat Er seinen Heiligen Geist gesandt, um seine Erben zu sammeln; und nur durch die Macht des Geistes sind wir fähig. Ihm hienieden nachzufolgen. Heute muss sein Volk das Kreuz tragen; morgen wird es das Reich und die Herrlichkeit besitzen. Christus wird nicht zu unserem Gericht kommen; denn „gleich wie es dem Menschen gesetzt ist. Einmal zu sterben, danach aber das Gericht, also wird auch der Christus, Einmal geopfert, um vieler Sünden zu tragen. Zum Zweiten Male ohne Sünden erscheinen denen, die Ihn erwarten zur Seligkeit“ (Heb 9,27–28).
Zum Schluss möchte ich mir noch einige ernste Fragen erlauben. Mit wem bist du vereinigt? Bist du durch den Heiligen Geist mit Christus, der, von der Welt verworfen, jetzt zur Rechten Gottes sitzt, im Geist vereinigt, oder gehörst du noch der Welt an, die Er, wenn Er mit allen seinen Heiligen kommt, richten wird? Mit wem bist du vereinigt während der Abwesenheit Christi, welcher hingegangen ist, um ein Reich und eine Herrlichkeit zu empfangen, die höher ist, als alles auf der Erde, die Ihn verwarf, und der uns befohlen hat, bis zu seiner Rückkehr mit den uns verliehenen Talenten zu handeln? Bist du, der du eine Welt durchschreitest, die Christus verwarf, wirklich überzeugt, dass Satan der Gott und der Fürst dieser Welt ist, und lebst du dieser Überzeugung gemäß? Glaubst du, dass Christus zur Rechten Gottes sitzt und dass Er wiederkommen und dich mit allen Heiligen zu sich nehmen wird, um in dein Haus des Vaters Teil zu haben an den Segnungen, womit Er gesegnet ist, und um Zeuge der Herrlichkeit seines Vaters zu sein und dessen Liebe mit Ihm zu teilen? Gibt es wirklich etwas in unseren Herzen, welches dem Vertrauen eines Kindes zu seinem Vater gleicht, und welches bezeugt, dass wir als Kinder angenommen sind? Gibt es etwas in uns, welches uns vereinigt mit denen, die Erben dieser Segnungen und dieser Herrlichkeit sind? Können wir sagen, dass die Welt uns nicht kennt, gleich wie sie Ihn nicht erkannt hat? Gleichen wir in unserer Stellung hienieden Ihm, an dem, als er auf dieser Erde wandelte, keine Schönheit war, die Ihn der Welt anziehend machte? Sind es die sichtbaren, oder die unsichtbaren Dinge, welche ihre Macht auf unsere Herzen ausüben? Wohnt Christus, den man nicht sieht, durch den Glauben in unseren Herzen, so dass Er unser Teil ist? – Wenn es also ist, dann werden wir mit Ihm in Herrlichkeit erscheinen, wenn Er kommen wird, und – was noch mehr ist – wir werden stets bei Ihm sein.
Möge der Herr es uns schenken, dass wir stets auf Ihn warten und rufen: „Komm, Herr Jesu!“ – damit Er allein unser Teil, unser Platz, unser Schatz, unser alles sei. „Denn noch um ein gar Kleines, und der Kommende wird kommen und nicht verziehen“ (Heb 10,37).
Fußnoten
- 1 Es versteht sich von selbst, dass Er als Gott über alle Dinge ist.