Botschafter des Heils in Christo 1865
Elia, der Tisbiter - Teil 4/7
Im Anfang des 18. Kapitels wird unserem Propheten ein neuer Befehl erteilt. „Und über eine lange Zeit geschah das Wort des Herrn zu Elia, im dritten Jahr, und sprach: Gehe hin und zeige dich Ahab, dass ich Regen gebe auf Erden“ (V 1). Hier wird Elias aus seiner Zurückgezogenheit in Zarpat zurückberufen, um im Öffentlichen zu erscheinen, und wiederum vor dem König Ahab zu stehen. Und Elias folgte dieser Aufforderung ohne Widerrede. Mochte es heißen: „Gehe hin und verbirg dich“, oder: „Gehe hin und zeige dich“, – er war durch die Gnade bereitgemacht, zu gehorchen. Er war ebenso bereit, dem gottlosen Ahab und all den Propheten Baals gegenüber zu stehen, als er es gewesen war, sich drei Jahre und sechs Monate zu verbergen. Wahrlich, wir mögen wohl ernstlich trachten nach dem Geist eines Knechtes – eines demütigen, gehorsamen Knechtes. Ein solcher Geist wird uns durch manche Schwierigkeit hindurchleiten, wird uns vor vielen Kämpfen bewahren und uns auf dem Pfad des Dienstes vorangehen lassen, während andere darüber disputieren. Wenn wir nur willig sind, zu gehorchen, so werden wir im Betreff des Pfades, den wir zu verfolgen haben, nie in Verlegenheit sein; 1 auch wird es uns weder an Mut noch an Kraft fehlen. Sicher war es für Elias nichts Geringes, seine süße Einsamkeit zu verlassen, um vor einem zornigen Tyrannen zu erscheinen, der mit seinem gottlosen Weibe an der Spitze einer Schar götzendienerischer Propheten stand. Es erforderte kein geringes Maß von Selbstverleugnung; dennoch war Elias durch die Gnade bereit, zu folgen. Er fühlte, dass er nicht seiner selbst war. Er war ein Knecht, und als solcher stand er immer mit umgürteten Lenden und geöffneten Ohren, um auf seines Herrn Befehle zu achten, welche sie auch sein mochten. Gesegnete Stellung! Möchten viele darin gefunden werden! Elias ging also, um dem König zu begegnen, und wir sind berufen, ihm jetzt in eine der wichtigsten Szenen seines Lebens zu folgen.
Bevor aber Elias mit Ahab in Berührung kommt, durchkreuzt er den Pfad des Obadja; und sein Zusammentreffen mit diesem ist sehr bezeichnend. Obadja kam sicher dem Propheten nicht entgegen mit jener innigen Herzlichkeit, womit ein Bruder dem anderen begegnen soll, sondern vielmehr in der kalten Förmlichkeit eines Mannes, der sich viel in der vornehmen Welt bewegt hat. „Bist du nicht mein Herr Elia?“ Wenn man ein solches Verhalten auch gern durch die unerwartete und plötzliche Erscheinung des Propheten entschuldigen möchte, so lässt doch das Zusammentreffen zweier Knechte Gottes weit mehr herzliche Vertraulichkeit erwarten. Auch Elias scheint eine gewisse Zurückhaltung zu beobachten. „Er sprach zu ihm: Ja; gehe hin, sage deinem Herrn: Siehe, Elia ist hier“ (V 8). Elias fühlte sich als Bewahrer der Geheimnisse des Herrn, wovon Obadja nichts wusste. Und wie konnte er diese auch wissen? Ahabs Haus war nicht der Platz, um Zugang zu den göttlichen Ratschlüssen zu haben. Obadja befand sich in einer Mission, die völlig mit dem Platz übereinstimmte, von woher er gekommen war, und mit der Person, die ihn gesandt hatte, und so war es mit Elias. Der eine hatte als seinen ersten Gegenstand das Gras – ob er es etwa finden möchte – und als seinen letzten Gegenstand die Erhaltung der Pferde und Maultiere Ahabs. Der andere hatte als seinen ersten Gegenstand die Ankündigung von Jehovas unzweifelhaftem Vorsatz in Bezug auf den Regen, und als seinen letzten, die Zurückbringung der Nation zu ihrem früheren Glauben und ihrer früheren Unterwürfigkeit. Nun waren beide Männer Gottes; und es könnte gesagt werden, dass Obadja in seiner Stellung so viel war, wie Elias; indem er seinem Herrn diente. Ohne Zweifel diente er seinem Herrn; aber sollte Ahab sein Herr sein? Ich denke nicht. Sein Dienst bei Ahab war sicher nicht das Resultat der Gemeinschaft mit Gott. Wohl brachte dieser Dienst ihn nicht um seinen Namen und Charakter, als einen, der Jehova sehr fürchtete; denn der Heilige Geist hat nicht vergessen, dieses in Bezug auf ihn mitzuteilen; aber es war eine elende Sache für jemand, der Jehova sehr fürchtete, den schlechtesten unter den abgefallenen Königen Israels zu seinem Herrn zu haben. Dies würde für Elias nicht möglich gewesen sein. Wir können nicht denken, dass er in einer Mission vorangegangen wäre, wie jene war, welche die Kräfte seines mehr weltlichen Bruders in Anspruch nahm. Elias würde den Ahab nicht als seinen Herrn anerkannt haben, obgleich er verpflichtet war, ihn als seinen König anzuerkennen. Es ist ein großer Unterschied, ein Untertan oder ein Mitarbeiter der Gewalten zu sein. Bei einer solchen Mitwirkung können wir nicht auf die Leitung des Geistes rechnen, und sie wird auch immer ein trauriges Hindernis auf dem Pfad des Knechtes Gottes sein. Wir wollen kein Urteil fällen über jene, die ihre Kräfte im Dienst dieser Welt verwenden zu dürfen meinen; aber dieses möchten wir doch hervorheben, dass sie sich in einer höchst niedrigen Stellung in Bezug auf den Dienst für ihren himmlischen Herrn befinden. Die Grundsätze dieser Welt sind den Grundsätzen Gottes schnurstracks entgegen, und darum ist es schwer zu begreifen, wie jemand beide zu gleicher Zeit erfüllen kann. Obadja ist ein bemerkenswertes Beispiel davon. Würde er mehr im Öffentlichen auf der Seite des Herrn gewesen sein, so würde er nicht nötig gehabt haben zu sagen: „Ist es meinem Herrn nicht angesagt, was ich getan habe?“ (V 13) sein Verbergen der Propheten scheint nach seinem Dafürhalten eine so bemerkenswerte Sache gewesen zu sein, dass es ihn Wunder nahm, wenn nicht alle sollten es gehört haben. Elias hatte nicht nötig, also zu fragen; es war ganz bekannt, was er tat. Seine Handlungen des Dienstes für Gott waren keine besondere Erscheinungen in seiner Geschichte. Und warum nicht? Er war nicht verhindert durch die Anordnungen des Hauses Ahab. Er war frei, und konnte darum für Gott handeln, ohne Beziehung zu den Gedanken Ahabs oder Isebels. Indem er aber also handelte, musste er wie immer, die Schuld an der Last des verstörten Israels tragen. „Bist du, der Israel verstört?“ (V 17) Je treuer jemand gegen Gott und seine Wahrheit ist, desto mehr Schuld wird ihm zur Last gelebt. Wenn alle in völliger Sorglosigkeit schlafen, so wird der Gott dieser Welt ganz befriedigt sein und seine Herrschaft ungestört, aber lasst nur einen Getreuen zum Vorschein kommen, so wird er sogleich betrachtet werden als ein Unruhestifter, als einer, der den Frieden und die gute Ordnung zerstört. Und wohl ist es wahr, dass der Friede und die Ordnung zerstört werden, die mit der offenbaren Verleugnung der Wahrheit und des Namens des Herrn verbunden sind. Die Herzen der Irdisch gesinnten beschäftigen sich meist nur mit der Frage: „Ist es Frieden?“ und sind unbekümmert darum, ob jener Friede durch den Verlust der Wahrheit und Heiligkeit Gottes zu Wege gebracht wird. Die Natur liebt die Ruhe, und diese wird oft, selbst unter Christen, auf Kosten der Wahrheit verteidigt. Die Dinge, welche der Welt und dem Fleisch angehören, stehen in den Gedanken dieses Geschlechts viel zu hoch, um ihnen durch Fragen von ewiger Wichtigkeit Abbruch zu tun. Elias aber dachte nicht also. Er scheint gefühlt zu haben, dass der friedliche Sündenschlaf um jeden Preis unterbrochen werden müsse. Er erblickte die Ration in tiefen Schlaf des Götzendienstes eingehüllt, und er hielt es für gut, das Werkzeug zu sein, einen Sturm um sie her zu erregen. So war es und so ist es noch. Der Sturm des Widerstandes ist immer der Ruhe und der Weltlichkeit vorzuziehen. Es ist wahrhaft glücklich, wenn keine Notwendigkeit vorliegt, einen solchen Sturm zu erregen; aber wenn es nötig ist, wenn der Feind über das Volk Gottes das „bleierne Zepter“ der unheiligen Ruhe ausdehnen will, so ist es eine dankenswerte Sache, zu finden, dass Leben genug vorhanden ist, eine solche Ruhe zu unterbrechen. Hätte es in den Tagen Ahabs und der Isebel keinen Elias gegeben – wären alle wie Obadja oder die sieben Tausend gewesen, so würden Baal und seine Propheten eine unbestreitbare Macht über die Herzen des Volkes behalten haben. Aber Gott erweckte einen Mann, der nicht für seine eigene Ruhe besorgt war, noch für die der Nation, wenn jene Ruhe durch den Verlust der Ehre Gottes und Israels früheren Grundsätzen erkauft werden musste. In der Kraft des Herrn fürchtete er nicht einem schrecklichen Heer von achthundert und fünfzig Propheten gegenüber zu stehen, deren Unterhalt von dem Betrug der Nation abhängig war, und an deren Spitze ein rasendes Weib stand, die ihren schwachen Gemahl leiten konnte, wie sie wollte. Dies alles forderte in der Tat kein geringes Maß geistlicher Kraft und Energie; es bedurfte eine tiefe und mächtige Überzeugung von der Wirklichkeit der göttlichen Wahrheit – eine sehr klare Einsicht in Israels niedrigen und herabgekommenen Zustand, um einen Menschen zu befähigen, seinen ruhigen Zufluchtsort zu Zarpat zu verlassen und sich in die Mitte der Verehrer Baals zu stürzen, und also einen wütenden Sturm des Widerstandes von jeder Seite her auf sich herab zu beschwören. Elias hätte, menschlich gesprochen, es weit vorziehen können, in gänzlicher Zurückgezogenheit – in ungehinderter Ruhe zu bleiben, und den Baal ungestört und das starke Bollwerk des Götzendienstes unberührt zu lassen. Allein dies war ihm unmöglich, und darum kommt er hervor und tritt dem zornigen Ahab mit jenen feierlichen und erforschenden Worten entgegen: „Ich verstöre Israel nicht, sondern du und deines Vaters Haus, damit, dass ihr des Herrn Gebote verlassen habt, und du wandelst dem Baalim nach“ (V 18). das hieß in der Tat die wahre Quelle des Bösen aufdecken. Die Trennung von Gott und seinen heiligen Geboten war es, die das ganze Elend auf sie gebracht hatte. Die Menschen aber sind immer geneigt, die Sünde zu vergessen, welche die traurigen Folgen bewirkt hat, und sich nur mit diesen Folgen zu beschäftigen; doch die wahre Weisheit wird uns immer zu der Ursache solcher Folgen zurückführen. Der Knecht des Herrn aber, wenn er für die Wahrheit in die Schranken tritt, hat stets über sich selbst zu wachen, damit er nicht durch die Art und Weise, womit er dem Irrtum begegnet, sein Zeugnis schwächt; denn der Feind ist immer bereit, die Menschen von dem wichtigen Gegenstand seines Zeugnisses abzulenken, und auf sein Verhalten dabei hinzuweisen; darum ist es nötig, stets nüchtern und wachsam zu sein.
Unser Prophet betrat den Kampfplatz wohl gerüstet; er kam aus dem „Verborgenen des Allerheiligsten.“ Er hatte in der Einsamkeit gelernt, sich selbst zu verleugnen und zu beherrschen, und nur dadurch war er für jene wichtige Szene befähigt, in welche er eben jetzt einzutreten hatte. Elias war kein unbesonnener, stürmischer Streiter; dazu war er zu viel in dem Verborgenen der göttlichen Gegenwart gewesen. Er war mit einem feierlichen Ernst erfüllt, bevor er berufen wurde, dem Heer der Propheten Baals entgegen zu treten. Er stand vor ihm mit der ganzen ruhigen Erhebung und heiligen Würde, die stets sein Auftreten kennzeichnen. Wir sehen bei ihm keine Hast, keine Bestürzung, keine Unschlüssigkeit. Er war vor Gott, und darum war er völlig ruhig. In solchen Umständen wird der Geist des Menschen auf die Probe gestellt. Nichts als die mächtige Kraft Gottes konnte den Elias in seiner außerordentlichen Stellung am Berg Karmel aufrecht halten. „Er war ein Mensch von gleicher Beschaffenheit wie wir“, und indem er der Einzige zu seiner Zeit war, der genug geistliche Kraft besaß, um öffentlich für Gott gegen die Macht des Götzendienstes Stand zu halten, so mochte wohl der Feind seinem armen Herzen genug zuflüstern: Welch ein Mann bist du, also hervorzutreten, als der alleinige Streiter des alten Glaubens Israels! Gott aber hielt seinen teuren Knecht aufrecht. Er führte ihn durch diese versuchungsvolle Szene hindurch, weil er sein Zeuge und sein Knecht war. Und so wird es immer sein. Der Herr wird immer bei denen bleiben, die bei Ihm bleiben. Würde Obadja nur Stand gehalten haben gegen Ahab und Isebel, so würde der Herr sich zu ihm bekannt und ihn durchgebracht haben, so dass er, anstatt Ahabs Knecht zu sein, der Gefährte des Elias in dessen großen Reformation gewesen wäre. Aber dies war nicht der Fall, und darum quälte er, wie einst Lot, „seine gerechte Seele“ mit den Verirrungen und Übeltaten eines götzendienerischen Hauses. O, mein lieber christlicher Leser, lass uns ihm nicht darin gleichen! Lass uns nicht durch derartige Verbindungen mit den Systemen und Plänen dieser Welt an die Erde gekettet werden! Der Himmel ist unsere Heimat, und dort ist auch unsere Hoffnung. Wir sind nicht von der Welt; Jesus hat uns erkauft und von ihr befreit, damit wir als Lichter erscheinend und als himmlische Menschen wandeln möchten, während wir zu unserer himmlischen Ruhe vorwärts eilen.
Elias erwies sich aber nicht nur in seinem Betragen und in seiner Handlungsweise, als Knecht Gottes, sondern auch als einer, der in jenen Grundsätzen, worauf die so nötige Reformation gegründet werden musste, von Gott unterwiesen war. Sein persönliches Betragen würde wenig genützt haben, wenn die Gesundheit im Glauben gemangelt hätte. Es würde eine leichte Sache gewesen sein, einen ledernen Gürtel anzulegen, und ein ernstes Und würdiges Betragen zu zeigen; aber ein geistliches Ergreifen der göttlichen Grundsätze ist nötig, um jemand zu befähigen, einen wiederherstellenden Einfluss auf die Menschen seiner Zeit auszuüben. Doch Elias besaß alle jene nötigen Eigenschaften. Beides, sein Auftreten und sein Glaube, zeigte ihn in einem hohen Gerade als einen ganzen Reformator. Im Bewusstsein also, dass er im Besitz eines Geheimnisses war, welches seine Brüder von der unheiligen Sklaverei Baals befreien würde, sagte er zu Ahab: „Wohlan, so sende nun hin, und versammle zu mir das ganze Israel auf den Berg Karmel, und die vierhundert und fünfzig Propheten Baals, auch die vierhundert Propheten der Astarte, die vom Tisch Isebels essen“ (V 19). Er ist entschlossen, den Baal und den Gott Israels im Angesicht der Nation einander gegenüber zu stellen. Er fühlte, dass er die Sache zu einer Probe bringen musste. Seine Brüder durften nicht länger „auf beide Seiten hinken.“ Welch eine Kraft liegt in den Worten des Propheten, als er vor den versammelten Tausenden Israels stand. „Wie lange hinkt ihre auf beide Seiten? Ist der Herr Gott, so wandelt ihm nach; ist es aber Baal, so wandelt ihm nach“ (V 21). das war ganz einfach. Die Propheten Baals konnten weder widersprechen, noch dagegen sein. Der Prophet forderte nur eine Festigkeit des Charakters. Auf keiner Seite konnte etwas gewonnen sein durch wankelmütige Wege. „Ach! wenn du kalt wärst oder warm.“ Wir wissen aus den eigenen Worten des Herrn an Elias, im nächsten Kapitel, dass da sieben tausend in Israel waren, die ihre Knie nicht gebeugt hatten vor Baal, und welche, wie wir voraussetzen dürfen, nur auf eine kräftige Hand warteten, um die Standarte der Wahrheit aufzupflanzen, damit sie sich wieder um dieselbe scharen könnten. Keiner unter ihnen würde zu einem solchen kühnen Schritte Mut und Kraft genug gehabt haben; aber ohne Zweifel werden sie sich gefreut haben an des Elias Kühnheit und Fähigkeit, es zu tun. Dies ist oft der Fall gewesen in der Geschichte des Volkes Gottes. In den Zeiten der traurigsten Finsternis hat es immer solche gegeben, die über den weitverbreiteten Verfall im Stillen tief seufzten, die sich nach dem Anbruch des geistlichen Lichtes sehnten und die seine ersten Strahlen mit Freuden begrüßten. Gott hat immer ein Zeugnis gegeben, und wenn auch nur hie und da ein Stern zu bemerken war, groß und glänzend genug, um die Wolken der Nacht zu durchdringen, und die mit Unwissenheit und Irrtum umhüllte Kirche in der Wüste zu erleuchten, so wissen wir doch, gepriesen sei Gott! dass zu jeder Zeit, mochten auch die Wolken noch so dick und finster sein, Sterne vorhanden waren, wenn auch ihr Funkeln nur wenig gesehen wurde. Also war es in den Tagen des Elias; es waren sehen tausend solcher Sterne, deren Licht durch die dicken Wolken des Götzendienstes verdunkelt war – die sich selbst nicht der Finsternis unterwarfen, obgleich es ihnen an Kraft gebrach, anderen zu leuchten. Da war nur ein Stern, der hinreichende Kraft und Glanz besaß, um die Nebel zu zerteilen und dem Schein der übrigen Raum zu machen. Es war Elias, der Tischbiter, den wir jetzt in himmlischer Kraft und himmlischem Licht hereinbrechen sehen in die Festung Baals, der den Tisch der Isebel umstürzte, 2 dem ganzen System der Anbetung Baals den Stempel der Torheit aufdrückte, und durch Gottes Gnade einen mächtigen moralischen Umschwung in der Nation bewirkte, indem er die vielen Tausenden Israels in wirklicher Selbsterniedrigung in den Staub brachte und das Blut der Propheten Baals mit den Wassern des Kison vermischte. Welch eine Gnade von dem Herrn, für sein betrogenes Volk einen solchen Befreier zu erwecken! Und welch ein Todesstreich für die Propheten Baals! Wir können sicher behaupten, dass sie nie ihrem Götzen ein unwilligeres Opfer dargebracht haben, als dieses, welches unser Prophet vorschlug. Es war der sichere Vorbote seines Sturzes und auch des ihrigen. Welch einen widrigen Anblick boten sie dar! „Und sie riefen laut, und sie ritzten sich mit Messern und Pfriemen nach ihrer Weise, bis dass ihr Blut danach ging;“ (V 28) und sie riefen mit unaufhaltsamer Heftigkeit: „O Baal erhöre uns!“ Ach! Baal konnte nicht hören, noch ihnen antworten. Der wahre Prophet, der völlig von der sündhaften Torheit des ganzen Schauspiels überzeugt war, spottete ihrer. Sie schrien ernster, sie hinkten um den Altar; aber alles war vergeblich. Sie sollten jetzt in den Augen der Nation entlarvt werden – ihr Handwerk war in augenscheinlicher Gefahr – jene Hände, die sich durch ihren Einfluss so oft zur teuflischen Anbetung einer sündhaften Albernheit erhoben hatten, waren jetzt schnell bereit, um sie zu ergreifen und zu ihrer verdienten Zerstörung zu schleppen. Deshalb mochten sie wohl rufen: „O, Baal erhöre uns!“ Ach! wie feierlich – wie wahr sind jene Worte des Jeremias: „Verflucht ist der Mann, der mit seinem Herzen vom Herrn weicht!“ Es tut nichts zur Sache, auf wen oder auf was wir unser Vertrauen setzen, sei es auf ein religiöses System, oder auf religiöse Gebräuche, oder auf sonst etwas, – es ist eine Trennung des Herzens von Gott, und ein Fluch wird darauffolgen. Wenn der letzte Kampf kommt, so wird es vergeblich sein, den Baal anzurufen; „da wird keine Stimme, noch Antwort sein.“ Wie schrecklich ist der Gedanke der Trennung von dem lebendigen Gott! Wie traurig ist es, am Ende zu finden, dass wir uns auf ein zerbrochenes Rohr gestützt haben! O, mein lieber Leser, wenn du in dem vergossenen Blut Jesu noch keinen festen und bleibenden Frieden für dein schuldbeladenes Gewissen gefunden hast, wenn du bei dem Gedanken, Gott zu begegnen, eine einzige Regung von Furcht in deinem Herzen fühlst, so lass mich die ernste Frage des Propheten vor dich bringen: „Wie lange hinkst du auf beide Seiten?“ Warum bleibst du von ferne stehen, wenn Jesus dich einladet, zu Ihm zu kommen, und sein Joch auf dich zu nehmen? Glaube mir, es kommt die Stunde, dass, wenn du nicht deine Zuflucht zu Jesu genommen hast, ein Größerer, wie Elias, über dich spotten wird. Horche auf jene feierlichen Worte: „Weil ich denn rufe, und ihr weigert euch; ich recke meine Hand aus, und niemand achtet darauf; und lasst fahren allen meinen Rat, und wollt meine Strafe nicht; so will ich auch lachen in eurem Unfall, und spotten, wenn da kommt, das ihr fürchtet; wenn über euch kommt, wie ein Sturm, das ihr fürchtet, und euer Unfall als ein Wetter vorhanden ist; wenn über euch Angst und Not kommt“ (Spr 1,24–27). Furchtbare Worte! Und noch wie viel furchtbarer die Wirklichkeit! Darum fliehe zu Jesu; eile zu der offenen Quelle, und finde dort Ruhe und Zuflucht bevor der Sturm des göttlichen Zorns und Gerichts über deinem Haupt losbricht. „Wenn einmal der Hausherr aufgestanden ist und die Tür verschlossen hat“, so bist du verloren, verloren auf ewig. Denke darüber nach, mein lieber Leser, und lass nicht Satan deine kostbare Seele in das ewige Verderben mit sich fortreißen.
Wir wenden uns zu einer anderen Seite des Bildes. Die Propheten Baals hatten eine gänzliche Niederlage erlitten; sie hatten umsonst gehinkt, sich geritzt und gerufen; ihr ganzes System hatte sich als ein großer Betrug erwiesen. Das Gebäude des Irrtums war zu Boden geworfen, und jetzt fehlte nichts weiter, als das prachtvolle Gebäude der Wahrheit angesichts derer, die solange durch Täuschung und Lüge gefangen gewesen waren, aufzurichten. „Da sprach Elias zu allem Volk: Kommt her zu mir! Und da alles Volk zu ihm trat, heilte er den Altar des Herrn, der umgerissen war. Und Elia nahm zwölf Steine, nach der Zahl der Stämme der Kinder Jakob, zu welchem das Wort des Herrn erging und sprach: Du sollst Israel heißen. Und baute von den Steinen einen Altar im Namen des Herrn“ (V 30–35). Es ist immer gut, geduldig zu warten. Der Augenblick wird kommen, wo die Wahrheit ans Licht gebracht wird. Wenn auch der Irrtum sich noch so sehr in das ehrwürdige Kleid des Altertums zu hüllen sucht, so wird doch der Augenblick kommen, wo dieses Kleid weggenommen, und er in seiner ganzen Nacktheit und Hässlichkeit gezeigt werden wird. Dieses fühlte Elias; und darum konnte er ruhig dastehen und den geeigneten Zeitpunkt abwarten, bevor er anfing, einen „vortrefflicheren Weg“ zu zeigen. Es bedarf einer sehr tiefen und wahren Einsicht in die göttlichen Grundsätze, jemand zu befähigen, diesen ausharrenden Pfad einzuschlagen. Wenn unser Prophet in jenen Grundsätzen oberflächlich oder schlecht unterrichtet gewesen wäre, so würde er mit weit größerer Eile die Wahrheit ans Licht gebracht und gegen seine Gegner einen Sturm von Opposition hervorgerufen haben. Doch ein Geist, der mit wahrer Erhabenheit begabt ist, handelt nie in Hast – nie in Unruhe. Er hat einen Mittelpunkt gefunden, um den er sich bewegt; und dadurch ist er vor allem anderen Einfluss gesichert. Ein solcher war Elias – ein wahrhaft erhabener, unabhängiger, heiliger Mann – ein Mann, der in jeder Szene seiner außergewöhnlichen Laufbahn eine himmlische Würde zeigte, die durch alle Diener des Herrn mit Ernst gesucht werden sollte. Als er auf dem Berg Karmel stand, und die fruchtlosen, körperlichen Übungen der Propheten Baals anschaute, da erschien er als einer, der sich seiner himmlischen Sendung vollkommen bewusst ist; er zeigte sich in seinem ganzen Verhalten als ein Prophet des Herrn. Und was waren die Grundsätze, wonach Elias handelte? Es waren mit einem Wort, jene Grundsätze, wonach die Einheit der Nation völlig anerkannt wurde. Das Erste, was er tat, war, den „umgerissenen Altar des Herrn wiederherzustellen.“ Dieser war Israels Mittelpunkt, und auf diesen richtete jeder wahre Reformator seine Aufmerksamkeit. Solche, die eine einseitige Reformation zu bewirken suchen, sind befriedigt, nieder zu reißen, was falsch ist, ohne weiter voranzugehen und eine geeignete Grundlage zu legen, worauf das neue Gebäude aufgerichtet werden kann. Solch eine Reformation aber wird nie Stich halten; sie wird, zu viel von dem alten Sauerteig beibehalten, um ein Zeugnis zu sein. Der Altar Baals musste nicht allein niedergerissen, sondern auch der Altar des Herrn aufgerichtet werden. Es gibt solche, die dem Herrn auf dem Altar Baals opfern wollen; mit anderen Worten, die ein schlechtes System beizubehalten wünschen und völlig befriedigt sind, diesem den rechten Namen zu geben. Allein der einzige Mittelpunkt der Einheit, den Gott anerkennen kann, ist der Name Jesus. Das Volk Gottes muss nicht als Glieder eines Systems, sondern als Glieder Christi betrachtet werden. Gott betrachtet sie als solche; und es ist unsere Pflicht, uns dafür zu halten, wofür Gott uns hält, und diesen gesegneten Platz auch öffentlich einzunehmen.
Wir müssen weiter beachten, dass Elias sich in seiner Handlung auf dem Berg Karmel nicht verrechnete in Bezug auf seine Anerkennung der unzertrennten Einheit Israels. Er „nahm zwölf Steine, nach der Zahl der Söhne Jakobs, zu welchen das Wort des Herrn erging, und sprach: Du sollst Israel heißen.“ Er stellte sich auf den wahren Grund. Salomo hätte es nicht besser tun können. Es erforderte eine erhabene Gemeinschaft mit Gott in Betreff seines Volkes, um die zwölf Stämme Israels anzuerkennen in einer Zeit, wo sie zerteilt, geschwächt und herabgewürdigt waren. Dies ist es aber, was der Geist immer hervorbringen will. Die zwölf Stämme müssen nie aufgegeben werden. Zwar mögen sie durch ihre eigene Schwachheit und Torheit zerstreut und zerteilt sein; der Gott Israels aber kann nur an sie denken in dieser unzertrennten Einheit, die sie einst offenbarten und später wieder offenbaren werden, wenn sie durch den wahren David vereinigt, in heiliger Gemeinschaft die Vorhöfe des Herrn ewiglich betreten werden. Der Prophet Elias nun sah dies alles durch den Geist. Mit dem Auge des Glaubens durchdrang er die lange traurige Zeit von Israels erniedrigender Sklaverei und betrachtete sie in ihrer sichtbarer Einheit – nicht mehr als Juda und Israel, sondern als Israel: – „Du sollst Israel heißen.“ Sein Herz war nicht beschäftigt mit Israel, wie es war, sondern mit dem, was Gott gesagt hatte; und das war Glauben. Der Unglaube möchte sagen: Du nimmst eine zu hohe Stellung ein; es ist nur Einbildung, von zwölf Stämmen zu reden, wenn nur zehn da sind; es ist Torheit, von einer unzertrennten Einheit zu sprechen, wenn nichts als Trennung vorhanden ist. Das wird immer die Sprache des Unglaubens sein, der die Gedanken Gottes nicht umfassen und die Dinge nicht ansehen kann, wie Er sie ansieht. Es ist aber das glückliche Vorrecht des Mannes des Glaubens, seinen Geist auf dem unerschütterlichen Zeugnis Gottes ruhen zu lassen, welches durch die sündhafte Torheit des Menschen nicht vernichtet werden kann. „Du sollst Israel heißen.“ Köstliche Verheißung! Nichts konnte sie, selbst nicht für einen Augenblick, verändern. Weder Rehabeams kindisches Betragen, noch Jerobeams gewandte Politik, noch Ahabs Nichtswürdigkeit konnte Elias verhindern, die erhabenste Stellung eines Israeliten einzunehmen – die Stellung eines Anbeters vor einem Altar, der gebaut war „von zwölf Steinen, nach dem Namen der zwölf Stämme Israels.“
Wir sehen dieselbe Weitherzigkeit und den alles umfassenden Blick bei Hiskias, dem König von Juda, als er befahl, dass das Brand– und Sündopfer für ganz Israel geschlachtet werden sollte. Der Glaube wird nie durch die menschlichen Umstände begrenzt; er gründet sich in heiliger Abhängigkeit auf das Wort Gottes und wird mit keinem niedrigeren Grund, als den das Wort gibt, befriedigt sein. Dasselbe gilt jetzt für uns Christen. Wenn wir auf die Einflüsterungen der ungläubigen Natur horchen, so werden wir unsere Gedanken auf die Kirche in ihrem gegenwärtigen, elenden Zustand in dieser Welt beschränken; wenn aber der Glaube unser Leitsmann ist, so wird er uns emporheben, und die Kirche in ihrer unzertrennten Einheit und göttlicher Vollkommenheit, als Leib Christi, im Himmel zeigen. Nicht jene groben, fleischlichen, weltlichen Systeme, die von Jahrhundert zu Jahrhundert unter den Menschen errichtet worden sind, noch jene zahllosen Sekten, die sich in der ganzen religiösen Welt ausgebreitet haben, sind die Kirche; – gewiss nicht. Um einen wahren Begriff von ihr zu haben, müssen wir uns über die Dünste der Erde erheben; denn wie von ihrem verherrlichten Haupt, so kann auch von ihr selbst gesagt werden: „Sie ist nicht hier; sie ist auferweckt.“ Gott sei Dank, dass es also ist! An sogenanntem Gottesdienst ist kein Mangel, an äußerem Bekenntnis fehlt es nicht; aber der heilige Charakter der Kirche ist nirgends zu finden. Diesen suchen wir vergeblich unter der Weltlichkeit, der Heuchelei und dem kalten Formwesen der vielen Parteien. Wahrlich, das jetzige Christentum ist fast ganz und gar verdorben; die gröbsten Sünden findet man dort vereinigt, und das schrecklichste ist, dass man alles in das Gewand eines heiligen Bekenntnisses und heiliger Worte zu hüllen sucht. Freilich gibt es einige glückliche Ausnahmen; es gibt etliche Namen, die durch die Gnade Gottes „ihre Kleider nicht besudelt haben.“ Es gibt, Gott sei Dank solche, die dem Herrn mit reinem Herzen zu dienen begehren. Der Herr möge ihre Zahl vermehren und sie leiten, zusammen in heiliger und liebevoller Harmonie zu wandeln, auf dass der Feind nicht alles in seinem Weg mit fortreiße und inmitten der offenbaren und geheimen Feinde des Herrn ein Zeugnis für Ihn vorhanden bleibe!
Es ist aber eine unaussprechlich gesegnete Sache, dass der Gläubige, ungeachtet des niedrigen Zustandes der bekennenden Kirche, in der glücklichen Erinnerung, was die Kirche droben ist, ruhen kann. Dies ist wahrhaft tröstlich; der Gedanke daran ermuntert und erhält den Geist aufrecht inmitten der drückendsten Umstände. Wir haben in der praktischen Aufrechthaltung unserer himmlischen Stellung gefehlt; Gott aber hat sie für uns bewahrt, sowie Er uns selbst bewahrt hat.
In Elias, dem Tischbiter, nun haben wir ein Beispiel von der Kraft des Glaubens an die Verheißung Gottes, in einer Zeit, wo alles um ihn her sich dagegen auflehnte. Sie befähigte ihn, sich über alles Böse und allen Kummer um ihn her zu erheben und einen Altar von zwölf Steinen in dem heiligsten Vertrauen und der ungetrübtesten Sicherheit aufzurichten, wie auch Josua tat, als er angesichts der Feinde Israels seine Denkzeichen im Jordan errichtete.
Wir haben also den Grundsatz gesehen, wonach unser Prophet seine Reformation zu bewerkstelligen suchte. Es war ein richtiger Grundsatz, und Gott ehrte denselben. Das Feuer vom Himmel verwirrte auf einmal die Propheten Baals, befestigte den Glauben des Elias und befreite das Volk von seinem traurigen Zustand auf beide Seiten zu hinken. Der Glaube des Elias hatte Gott Raum gemacht, zu handeln; er hatte einen Graben ausgeworfen und ihn mit Wasser gefüllt; mit anderen Worten, er hatte die Schwierigkeit so groß wie möglich gemacht, auf dass der göttliche Triumph vollkommen sein möchte; und so war es wirklich. Gott antwortet immer dem Ruf des einfachen Glaubens. „Erhöre mich“, sagte der Prophet, „erhöre mich, dass dies Volk wisse, dass du, Herr, Gott bist, und dass du ihr Herz wiederum zurückwendest!“ (V 37) das ist ein einsichtsvolles Gebet. Der Prophet ist allein mit Gott und seinem Volk beschäftigt. Er sagt nicht: Erhöre mich, damit dieses Volk erkenne, dass ich ein wahrer Prophet bin. New, sein einziger Wunsch war, das Volk zu dem Gott seiner Väter zurück zu führen, und in seinem Gewissen die Aussprüche Gottes, im Gegensatz zu den Aussprüchen Baals, wieder zur Geltung zu bringen. Und Gott erhörte ihn. Sobald er sein Gebet beendigt hatte, „fiel das Feuer des Herrn herab, und fraß Brandopfer, Holz, Steine und Erde und leckte das Wasser auf im Graben. Da das alles Volk sah, fielen sie auf ihr Angesicht und sprachen: Der Herr ist Gott! der Herr ist Gott!“ (V 38–39) Die Wahrheit siegt! Die Propheten sind verwirrt. Elias, in heiliger Entrüstung mischt ihr Blut mit den Wassern des Baches Kison; und nachdem das Böse gerichtet war, blieb kein Hindernis übrig für die Mitteilung des göttlichen Segens, welche Elias dem Ahab in diesen Worten machte: „Gehe hinauf, iss und trink, denn es rauscht, als wollte es sehr regnen“ (V 41). Wie angemessen sind diese Worte dem wahren Charakter des Ahab! „Iss und trink!“ Das war alles, was er wusste, und was er nötig hatte, zu wissen. Er war gekommen, um Gras zu suchen, und weiter nichts. Der Prophet sagte ihm, was er zu wissen verlangte. Er konnte ihn nicht auffordern, sich mit ihm zu vereinigen, Gott für diesen herrlichen Sieg über das Böse zu danken; denn er wusste wohl, dass er einer solchen Aufforderung nicht entsprechen konnte. Und dennoch waren sie beide Israeliten. Der eine aber war in Gemeinschaft mit Gott und der andere ein Sklave der Sünde; und darum, während Ahab seinen Genuss fand, hinauf zu ziehen, um zu essen und zu trinken, suchte Elias seinen Genuss in der Zurückgezogenheit bei Gott. Gesegneter, heiliger, himmlischer Genuss! Wer möchte nicht lieber in dieser heiligen Gemeinschaft sein, als die groben Genüsse des Fleisches zu haben!
Beachten wir aber den Unterschied zwischen dem Betragen des Elias in der Gegenwart des Menschen und in der Gegenwart Gottes. Er war dem Obadja, einem Heiligen in schlechten Umständen, mit Wurde und Erhabenheit entgegengekommen; er war dem Ahab mit gerechter Strenge in den Weg getreten; er hatte inmitten von Tausenden seiner irrenden Brüder mit der Festigkeit und der Gnade eines wahren Reformators gestanden, und war endlich den gottlosen Propheten Baals mit Spott und dann mit dem Racheschwert begegnet. So hatte er sich in der Gegenwart der Menschen betragen; aber wie begegnete er Gott? „Er bückte sich zur Erde, und tat sein Angesicht zwischen seine Knie“ (V 42). So verhielt er sich vor Gott. Dies. Alles ist lieblich. Unser Prophet kannte seinen Platz vor Gott und vor Menschen. In der Gegenwart des Menschen handelte er, wie die Umstände es erforderten, in der Weisheit des Geistes, und in der Gegenwart Gottes warf er sich in ungeheuchelter und wahrer Demut nieder. O möchten alle Diener des Herrn in derselben Weise erkennen, wie sie in all ihren mannigfachen Beziehungen hienieden zu wandeln haben!
Fußnoten
- 1 Der unterwürfige Charakter – der Charakter eines Knechtes wird durch den Heiligen Geist stets als ein solcher bezeichnet, der von besonderem Wert ist. Er allein wird in den Zeiten des allgemeinen Verfalls Stand halten. Davon haben wir zahlreiche Beispiele in der Schrift. Als der Fall des Hauses Eli durch das göttliche Gericht nahe war, da nahm Samuel die Stellung eines Knechtes ein, dessen Ohr zum Hören geöffnet war. Sein Wort war: „Rede, Herr, denn dein Knecht hört.“ Als ganz Israel vordem Philister Goliat zurückwich, da trat wiederum der Knechtscharakter in die Schranken: „Dein Knecht will gehen und streiten ...“ Dem Herrn Jesus selbst wurde durch Jehova der Titel eines Knechtes beigelegt in den Worten des Propheten: „Siehe, mein Knecht.“ Ferner, sobald die Kirche gefehlt, sobald sie aufgehört hatte, „das Haus Gottes“ zu sein, und „das große Haus“ geworden war, wurde „dem Knecht des Herrn“ gesagt, wie er sich verhalten sollte (2. Tim 2,24). Und endlich wird als ein, besonderer Zug des himmlischen Jerusalems hervorgehoben, dass „Seine Knechte Ihm dienen.“ Wenn nun in der gegenwärtigen Zeit ein fleischlicher und weltlicher Geist so viele zu versenken droht, was ist da das Heilmittel? Vor allem tut uns Not, den Geist eines Knechtes zu haben – jenen Geist, der uns leitet, zu sagen: „Rede, Herr, denn dein Knecht hört.“ O möchte der Herr diesen Geist völliger und wahrer in uns hervorbringen!
- 2 Die falsche Religion hat immer die Gunst dieser Welt gesucht und genossen; wogegen die Wahrheit immer dann am meisten rein und unvermischt war, wenn die Welt ihr entgegentrat. „Die Propheten der Astarte aßen von Isebels Tische.“ Hätte Isebel keinen Tisch gehabt, so hätte sie mich keine Propheten gehabt. Es war ihr Tisch, und nicht ihre Seele, die jene suchten.