Botschafter des Heils in Christo 1864
Josua 1
Im Buch Josua lesen wir die Geschichte der Besitznahme des Landes Kanaan, soweit als diese ausgeführt wurde; während wir im 4. Buch Mose demselben Volk auf seiner mühsamen Reise durch die Wüste folgen – auf einer Reise, mühsamer noch durch seinen eigenen Unglauben, auf welcher es aber von einem getreuen und barmherzigen Gott während des ganzen Weges geleitet wurde; und Er leitete es durch einen Pfad der Züchtigung, falls es nicht auf dem Pfad des Glaubens verharrte. „Seine Kleider waren nicht veraltet an ihm, und seine Füße nicht geschwollen an ihm, diese vierzig Jahre.“
Beide dieser Teile seiner Geschichte – das beachte man – ereigneten sich nach seiner Errettung aus Ägypten. – Ich möchte nun kurz die Grundsätze verfolgen, auf welchen der Pfad und der Dienst des Glaubens, wie er durch die Geschichte Josuas dargestellt ist, mit Sicherheit und Erfolg betreten werden kann.
Möge mein Leser bemerken – was er vielleicht niemals beachtet hat – dass die Kämpfe, welche in dem Buch Josua berichtet werden, nicht nur nach der Erlösung aus Ägypten, sondern auch nach dem Durchgang durch den Jordan stattfanden. Nun wird der Jordan gemeiniglich als ein Bild des Todes und Kanaan als das des Himmels angenommen, und, wie ich nicht zweifle, mit Recht. Wie kommt es aber, dass alles danach Kampf ist, und dass der Mann, welcher dem Josua erscheint, als „Fürst des Heeres des Herrn“ kommt? (Kap 5,13–15) Krieg charakterisiert den Zustand Israels nach seinem Einzug in Kanaan; die Reife seine Stellung in der Wüste. Dieser bemerkenswerte Zug in der Geschichte derjenigen Ereignisse, welche „Jenen als Vorbilder widerfahren, aber zu unserer Ermahnung geschrieben sind, auf welche die Vollendung der Zeitalter gekommen ist“, fordert uns auf, zu untersuchen, welches die Verbindung dieser Ereignisse ist, und wie der Durchgang durch den Tod und der Eingang in den Himmel zu einem Zustand des Kampfes und Krieges führte.
Das Neue Testament erleichtert uns sehr die Auflösung dieser scheinbaren Schwierigkeit. Es lehrt nicht allein, das Christus für uns gestorben und auferstanden ist, sondern auch, dass wir in Gottes Augen durch den Geist mit Ihm vereinigt – doch wir mit Ihm gestorben und auferweckt sind. „Ihr seid gestorben und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott“ (Kol 3,2). „Er hat uns mit dem Christus lebendig gemacht und hat uns mit auferweckt“ (Eph 2). Der Christ wird also betrachtet, als selbst durch den Tod gegangen und wieder auferweckt, weil Christus es ist, welcher sein Leben geworden; deshalb sagt Paulus: „Wenn ihr denn mit dem Christus gestorben seid“ (Kol 2). „Wenn ihr denn mit dem Christus auferweckt seid“ (Kol 3). In diesem Sinn werden wir betrachtet, als durch den Jordan hindurchgegangen. Wir sind gestorben, wir sind auferweckt und sind in die himmlischen Orte versetzt. Deshalb haben wir unsere Kämpfe dort; denn die Kanaaniter und Peresiter sind noch im Land. Ebenso sagt Paulus: „Unser Kampf ist nicht wider Fleisch und Blut, sondern wider die Fürstentümer, wider die Gewalten … wider die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern.“ Er gedenkt hier Josuas und Israels, welche mit Fleisch und Blut zu streiten hatten – wir hingegen mit geistlichen Feinden. Der Christ wird also als gestorben und wieder auferweckt mit Christus betrachtet, und ist berufen, das Land zu besitzen, d. i. die durch die Macht des Heiligen Geistes gegebenen Segnungen zu verwirklichen, indem er sich entweder der unausforschlichen Reichtümer Christi erfreut oder diejenigen von der Macht Satans befreit, die durch ihn gefangen gehalten werden.
Ehe ich nun zu den bereits angeführten, praktischen Grundsätzen zurückkehre, möchte ich einen Augenblick die Aufmerksamkeit auf die Wirkung richten, die der Durchgang durch den Jordan hervorgebracht hat.
Zuerst ist es der Tod des Fleisches – gänzlicher Tod der Welt. Israel war in der Wüste nicht beschnitten; aber es war jetzt beschnitten und somit war aller Anspruch Ägyptens verschwunden. Zu dieser Stätte des Selbstgerichts kehrte Israel nach allen seinen Siegen zurück. Doch gab es noch einen anderen Punkt. Israel aß von dem alten Korn des Landes, während das Manna aufgehört hatte. Das Manna ist Christus, herniedergekommen und erniedrigt – Christus für das Bedürfnis der Wüste. Das alte Korn des Landes aber gehört zu dem himmlischen Land – Christus in der himmlischen Herrlichkeit. Dieses alles ist unser Teil vor irgendeinem Kampf, ehe eine Mauer gefallen oder ein Feind besiegt worden ist. Wir besitzen alle himmlischen Segnungen durch ein göttliches Anrecht. Dann kommt „der Mann mit dem gezogenen Schwert“ – Christus im Geist – um uns anzuführen im Streit; und Er führt uns sicher zum Sieg, wenn wir unter seiner Leitung wandeln.
Dies führt uns zu den Grundsätzen, nach welchen der Sieg in dem Kampf, worin wir gestellt sind, erlangt wird. „Alles Land vom Euphrat bis an das große Meer“ ist verheißen (V 4). Es handelt sich jetzt um die Frage der Besitzergreifung. Wir müssen tätig Besitz davon ergreifen, um uns dessen zu erfreuen. „Jegliche Stätte, darauf eure Fußsohle treten wird, habe ich euch gegeben“ (V 3). Nichts kann einfacher sein. Ihr habt es nur in Besitz zu nehmen; aber das müsst ihr tun. Ebenso ist es mit uns. Große Besitztümer liegen vor uns. Alle die unausforschlichen Reichtümer Christi sind unser Teil. Aber es bedarf der fleißigen Beschäftigung des Herzens mit diesen Dingen, um sie zu besitzen. Möge der Leser versichert sein, dass ein großes und reiches Feld vor ihm ausgebreitet liegt – alles, was Gott ihm gegeben hat, sich dessen zu erfreuen; und er ist der göttlichen Natur teilhaftig geworden (denn ich rede von Gläubigen), so dass er sich dieser Dinge wirklich erfreuen kann. Da uns nun die geistlichen Feinde in der Verwirklichung hindern möchten, so tritt der Kampf ein – der Kampf in einem reinen und gesammelten Herzen in Bezug auf das, was der Herr Jesus das „Unsrige“ nennt, während Er die Dinge dieser Welt das „Fremde“ nennt (Lk 16). allein diese Kämpfe, zu unserer Übung und zur Erfahrung der Treue Gottes nützlich, sind kein Hindernis in Betreff unserer Besitzergreifung, sondern zeigen nur, dass Gott mit uns ist, während sie uns Zugleich unseren eigenen Zustand offenbaren. Waren der Einsturz der Mauern Jerichos und die Siege Josuas ein Hindernis? Nein.
Heiligkeit und Aufschauen auf Gott – mit einem Wort, Absonderung des Herzens für Gott, sind erforderlich, wenn der „Fürst des Heeres des Herrn“ kommt und Josua begegnet. Er musste seine Schuhe eben sowohl ausziehen, wie Moses vor Gott in „dem Dornbusch“ (Kap 5,13). Der Herr in unserer Mitte beim Kampf ist ebenso heilig in seiner Natur, als der Herr in der Erlösung. Daher, wie bekannt ist, wollte Gott, als ein Achan im Lager war, nicht mit ihnen ausziehen. Wenn aber Aufrichtigkeit des Herzens vorhanden ist, so haben wir dieses Wort der Verheißung: „Es soll niemand vor dir stehen mögen dein Lebenslang“ (V 5). Welch einen Trost und welche Sicherheit gibt dies! „Wenn Gott für uns ist, wer mag wider uns sein?“ Keine Schwierigkeit, weder in mir, noch außer mir, vermag meinen Lauf zu hemmen. Ich habe für Nichts zu sorgen, und indem ich inmitten des Kampfes meine Anliegen vor Gott kundwerden lasse, wird der Friede Gottes mein Herz bewahren. Und dies lässt uns nimmer zu Schanden werden. „Ich will dich nicht verlassen, noch versäumen.“ Nicht nur, dass Gott uns nicht verlässt, sondern Er versäumt uns auch nicht in Darreichung der Kraft, Gnade und Weisheit, deren wir zur Befestigung so sehr bedürfen. Er versäumt uns in keinem Stück und in keinerlei Weise. Er ist allewege mit uns, mit uns für den Streit und in dem Streit. „Der Herr wird streiten mit Amalek.“ Gleichwohl ist es ein Streit in Israel, aber ein Streit des Herrn. Also ist die Kraft und Macht Gottes, die in Güte und Treue mit uns ist, die erste und gesegnete Grundlage für unsere Herzen in dem Streit.
Dies gibt Vertrauen und Mut. „Sei stark und gutes Mutes!“ (V 6) Gott selbst ruft uns Vertrauen zu und stärkt das Herz in seiner Kraft; denn wir sollen siegen in dem aufgetragenen Werk. Dies ist auch ein Segen. Habe Mut, denn du wirft das Werk vollbringen! Und warum nicht, wenn es sein Werk und Er mit uns ist? – Aber dies erfordert ein besonderes Verhalten, was aller Beachtung wert ist, „Du sollst diesem Volk das Land austeilen ... sei stark und sehr mutig;“ (V 6–7) weiche nicht zurück; erschrecke nicht, fürchte dich nicht vor der Macht des Feindes! „Lasst euch in nichts von den Widersachern erschrecken, was für sie ein Beweis des Verderbens, für euch aber des Heils ist, und dieses von Gott“ (Phil 3,28). Satan ist zwar da; aber ob er auch da ist, Gott ist auch da, und das ist ein Beweis des Verderbens der Werkzeuge Satans und der gewissen Errettung derer, mit welchen Gott ist. Wenn Gott mit uns ist, so handelt es sich nicht darum, ob wir Heuschrecken sind und unsere Feinde Riesen, und ob die Mauern bis gen Himmel reichen. Was ist die Höhe einer Mauer, wenn sie bei dem Schall einer Posaune zusammenstürzt? Was schadet es, dass die See hoch ist, wenn Christus da ist und uns darauf wandeln heißt? Was nützt es, dass sie ruhig geht, wenn Er nicht da ist? Nun aber merke, worin der Mut zu zeigen ist. „Sei nur stark und sehr mutig, dass du hältst und tust aller Dinge nach dem Gesetz, das dir Mose, mein Knecht, geboten hat!“ (V 7) Wir bedürfen Mut, zu gehorchen. Es scheint oft kein Sinn in den Vorschriften des Wortes Gottes zu sein. Unsere fleischliche Bequemlichkeit liebt es nicht, so abgesondert einherzugehen und die ganze Welt gegen sich zu haben. Der Pfad des Christen ist von dem aller Welt verschieden. Er setzt einen lebendigen Gott voraus, welcher alles sieht und in allen Dingen wirksam ist, dessen Eigentum wir sind und dessen Wille unser ein und alles ist. Hiervon kennt die Welt nichts. Den Willen Gottes zu tun und seinem Wort einfältig zu gehorchen, erfordert Mut angesichts der Welt, Mut in unseren eignen Herzen; und hierzu sind wir berufen. „Nur sei stark und sehr mutig, dass du mögest beobachten zu tun alles, was uns der Herr geboten hat.“ Es ist der Mut des Glaubens, welcher allein auf Gott schaut und dies ist der Weg des Sieges im Kampf. Die Macht Gottes ist tätig, uns auf dem Pfad des Willens Gottes beizustehen, und nicht außerhalb desselben. Dann aber ist es gleichgültig, wo wir gehen, und welches die Schwierigkeiten sind. Wie lang die Reise auch zu sein scheint – Er führt unseren Weg zum Sieg: „Wo immer du gehst.“
Dies führt zu einer anderen und natürlichen Folgerung, die aber von Wichtigkeit ist, weil es uns nicht allein über den Willen Gottes unterrichtet, sondern uns in seiner Gegenwart hält, und uns mit den Gedanken, Ratschlüssen, Wegen, Hoffnungen, ja, mit der ganzen Weise unseres Gottes vertraut macht. – „Dies Buch des Gesetzes lass nicht von deinem Mund kommen, sondern sinne darüber Tag und Nacht, auf dass du hältst und tust aller Dinge nach dem, das darinnen geschrieben steht. Alsdann wird dir es gelingen auf deinem Weg, und dann wirst du glücklich sein“ (V 8 vgl. Ps 1). Diese Betrachtung des Wortes Gottes macht uns mit dem Willen Gottes bekannt; und ein gut Teil mehr als das. Sie gibt uns eine beständige Freude des Herzens an dem, was Gott offenbart, ein Wohlgefallen an dem, woran Er sein Wohlgefallen hat. Wir verlangen seine (das ist die wahre göttliche) Anschauung und Beurteilung der Dinge, und nicht die der Eitelkeit und Oberflächlichkeit dieser Welt. Unsere Herzen werden durch diese göttliche und gesegnete Beurteilungsweise aller Dinge und in derselben gebildet und geübt. O welch ein Licht ist dieses, und wie erscheint darin die Eitelkeit dieser Welt als das, was sie ist! „Heilige sie durch deine Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit.“ „Denn ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie Geheiligte seien durch die Wahrheit.“ Außerdem wird die Seele im Sinnen über sein Wort in der Unterwürfigkeit Gottes gehalten – ein unermesslicher Punkt in moralischer Beziehung. Doch ist dies nicht alles. Es sichert die Mitteilungen seiner Gnade. „Ich habe euch Freunde genannt, weil ich alles, was ich von meinem Vater gehört, euch kundgemacht habe.“ Das Wort Gottes aufnehmen, heißt Gott selbst aufnehmen in dieser Welt, wie Er gesagt hat. Doch ich muss weitergehen.
Der nächste Grund, den der Herr angibt, ist dieser: „Habe ich dir nicht geboten?“ (V 9) Nichts gibt größeres Vertrauen, als dieses. „Wir sind schuldig, Gott zu gehorchen“, sagt Petrus. Selbst wenn ich den rechten Weg gehe, aber nicht sicher weiß, ob ich den Willen Gottes tue, so wird die geringste Schwierigkeit alles in Ungewissheit bringen und meinen ganzen Mut zerstören. Wenn ich aber weiß, dass ich seinen Willen tue, so sind die Schwierigkeiten nichts; ich komme ihnen entgegen auf dem Weg. Nur für den Gehorsam in dem Willen Gottes ist die Macht Gottes da, und das Herz, indem es weiß, dass es den Willen Gottes tut, hat kein Misstrauen. Die Aufrichtigkeit würde fürchten, falls es der eigene Weg wäre; aber sie fürchtet nichts, ist in nichts unsicher, wenn sie weiß, dass es der Wille Gottes ist. „Habe ich dir nicht geboten, dass du stark und gutes Mutes seist?“ Und dann haben wir Zugleich die bestimmte Versicherung: „Der Herr, dein Gott, ist mit dir, wo immer du gehst“ (V 7).
Ein weiterer Grundsatz wird in Bezug auf die Rubeniter, Gaditer und den halben Stamm Manasse hervorgebracht. Es ist uns in diesen göttlichen Kriegen gegeben, für andere zu kämpfen. Dies ist ein gesegnetes Vorrecht. Ich habe zu kämpfen, um immer mehr von den unermesslichen Reichtümern Christi zu besitzen um völliger seine Liebe und die Erkenntnis von Ihm zu verwirklichen, um sowohl die Weingärten als auch die Ölgärten Kanaans und das alte Korn des Landes zu haben; mit einem Wort, um das zu besitzen, was mir von Christus geschenkt ist. Allein es ist uns gegeben, auf jede Weise auch für das Volk Gottes zu kämpfen. Paulus war in Betreff der Gaben, durch welche er seinen wirksamen Kriegsdienst auf dem Feld des Herrn fortsetzte, von den armen, betenden Heiligen abhängig (2. Kor 1,14), vielleicht von irgendeiner armen, bettlägerigen Witwe. Er selbst war fortwährend tätig, sowohl im Gebet als auch im Dienst des Wortes, um das Volk Gottes in den Besitz seiner Vorrechte zu bringen. Ja, dies ist ein überaus köstliches Vorrecht. Nicht nur sind wir errettet, gesegnet, Teilhaber der Herrlichkeit und der Freude in Gott, sondern es hat Gott auch Wohlgefallen, uns zu Mitgenossen und Mitarbeitern unter Ihm in seinem göttlichen Vorrecht der Liebe und des Segens zu machen. Das ist wirklich Gnade. Sicher müssen wir, als ihre Gegenstände, sie kennen, um von ihr Zeugnis zu geben; aber die Liebe Gottes in uns fließt in Liebe hervor, um sie anderen bekannt zu machen.
Beachte noch etwas. Wenn wir den Willen Gottes tun und wirken, so können wir auf Ihn rechnen, und zwar in Bezug auf alles, was uns teuer ist und woran wir Interesse haben. Wir könnten dasselbe nicht bewahren, ohne dass Gott gegenwärtig wäre; Er aber kann es ohne uns bewahren, wenn wir seinen Willen tun und in Liebe dienen. Die zwei und ein halb Stämme konnten ihre Kleinen zurücklassen, und alles, was sie hinter sich hatten, und gerüstet in den Krieg ziehen und ihren Brüdern helfen. Da ist kein Zweifel, keine Furcht, keine Unsicherheit. Es ist der Weg des Glaubens, der auf dem Pfad des Gehorsams in Betreff seines erkannten Willens auf Gott rechnet. Er hat für jeden Schritt göttliche Weisheit und göttliche Kraft. Beides ist in Christus. Wir mögen diese Weisheit nicht vollkommen kennen, noch das Ende oder die Tragweite vieler Dinge sehen; aber Er kann es, der uns das Wort gab; und wir werden in dem Wort nach jener vollkommenen Erkenntnis geleitet.