Betrachtung über 2.Thessalonicher (Synopsis)
Kapitel 3
Paulus bittet auch die Thessalonicher, dass sie für ihn beten möchten, damit er in seiner Arbeit bewahrt bleibe, da er nichts anderes erwarten konnte, als böse und feindselige Menschen zu finden; „denn der Glaube ist nicht aller Teil“. Es war nur eine Gelegenheit für die schützende Hand Gottes. Hinsichtlich der Thessalonicher verließ sich der Apostel in dieser Beziehung auf die Treue des Herrn. Er rechnet auch auf ihren Gehorsam und bittet Gott, ihre Herzen auf jene beiden Punkte zu richten, von denen wir bei der Betrachtung des ersten Briefes gesprochen haben: auf die Liebe Gottes und das ausharrende Warten, mit dem Christus wartet. Es sind dies die zwei Punkte, in denen das ganze christliche Leben hinsichtlich seiner Gegenstände, seiner inneren Quellen, zusammengefasst ist. Christus selbst wartete – köstlicher Gedanke! Sie sollten mit Ihm warten bis zu dem Augenblick, da sein Herz und die Herzen der Seinigen bei ihrem Zusammentreffen miteinander sich freuen würden.
Das war es, was sie bedurften. Einerseits hatten sie gemeint, dass die entschlafenen Heiligen nicht zur Hand sein würden, um dem Herrn entgegenzugehen; andererseits hatten sie gedacht, dass der Tag des Herrn bereits gekommen sei. Der Genuss der Liebe Gottes und der Friede des Herzens im Warten auf Christus waren notwendig für sie. Die Unruhe, in die sie durch die falschen Lehrer gebracht worden waren, hatte auch einige unter ihnen dahin geführt, ihre gewöhnlichen Arbeiten zu vernachlässigen, „nichts zu arbeiten, sondern fremde Dinge zu treiben“, sich in fremde Sachen zu mischen. Der Apostel hatte ihnen ein ganz anderes Vorbild gegeben. Er ermahnt sie, fest zu sein und keinen Umgang mit denen zu haben, die nicht auf seine Ermahnungen achten, sondern in einem unordentlichen und trägen Wandel beharren würden; jedoch sollten sie solche nicht als Feinde behandeln, sondern sie als Brüder zurecht weisen.
Man wird bemerken, dass wir in diesem zweiten Brief nicht mehr denselben Ausdruck der Kraft der Gemeinschaft und des Lebens finden wie in dem ersten (vgl. 2. Thes 3,16 mit 1. Thes 5,23). Nichtsdestoweniger war der Herr noch der Herr des Friedens; allein die Schönheit jener gänzlichen Widmung für Gott, die an dem Tag Christi hervorstrahlen würde, bietet sich dem Gemüt und Herzen des Apostels nicht so dar wie in dem ersten Brief. Er betet jedoch für sie, dass sie immerdar und auf allerlei Weise den Frieden haben möchten.
Der Apostel weist zum Schluss auf die Weise hin, in der er die Gläubigen der Echtheit seiner Briefe versicherte. Mit Ausnahme des Briefes an die Galater hat Paulus andere Personen zum Schreiben seiner Briefe benutzt; er bezeugte aber der Kirche die Echtheit ihres Inhalts durch seine eigene Unterschrift, indem er selbst den Segenswunsch hinzufügte.