Botschafter des Heils in Christo 1864

Betrachtungen über die Opfer im dritten Buch Mose - Teil 1/6

1 In der Person und dem Werk unseres Herrn Jesus Christus liegt eine unendliche Fülle, die jedem Bedürfnis des Menschen, sowohl dem des Sünders, als auch dem des Anbeters, völlig begegnet. Die unaussprechliche Würde seiner Person gibt seinem Werk einen ewigen Wert.

In dem ersten Buch Mose haben wir „Gottes Heilmittel für das Verderben des Menschen“, in dem verheißenen Samen, in der Arche des Heils und in den reichen Entfaltungen der göttlichen Gnade gegenüber dem gefallenen und sündigen Menschen. Dort haben wir die Knospe, die in ihrem vollblühenden Glanz und Wohlgeruch einst Himmel und Erde mit Freude und Frohlocken erfüllen wird.

Im zweiten Buch Mose haben wir „Gottes Antwort auf des Menschen Frage“. Dort ist der Mensch nicht nur außerhalb Eden, sondern ist in die Hände eines grausamen und mächtigen Feindes gefallen. Er ist der Leibeigene der Welt. Wie soll er aus Pharaos Sklaverei, aus Ägyptens Glühofen befreit werden? Wie kann er erlöst, gerechtfertigt, und in das verheißene Land gebracht werden? Gott allein konnte solche Fragen beantworten, und Er hat es in dem Blut des geschlachteten Lammes getan. In der Erlösungskraft jenes Blutes ist jede Frage beantwortet. Es begegnet den höchsten Ansprüchen des Himmels und den tiefsten Bedürfnissen des Menschen. Durch seine wunderbare Kraft und Wirksamkeit ist Gott verherrlicht, und der Mensch erlöst, errettet, gerechtfertigt und zu der heiligen Wohnung Gottes gebracht, während der Feind vollständig besiegt und seine Macht zerstört ist.

Im dritten Buch Mose nun finden wir das am völligsten entfaltet, was wir „Gottes Vorsorge für des Menschen Bedürfnis“ nennen können, oder ein Opfer, einen Priester und einen Platz der Anbetung. Diese sind wesentlich nötig, um Gott zu nahen, wie dieses Buch zur Genüge beweist. Aber alles, was damit verbunden ist, war von Gott bestimmt und durch sein Gesetz festgestellt. Nichts wurde der fruchtbaren Einbildungskraft des Menschen oder seinen klügelnden Anordnungen überlassen. Aaron und seine Söhne taten alles, was der Herr geboten hatte durch Mose (Kap 8,36).

Ohne das Wort des Herrn konnten weder Priester, noch Volk einen einzigen Schritt in der rechten Richtung tun. Und so ist es auch jetzt noch. Es gibt keinen einzigen Lichtstrahl in dieser dunklen Welt, es sei denn, dass er sich aus der heiligen Schrift ergieße. „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte, und ein Licht auf meinem Weg“ (Ps 119,105). Es ist wahrhaft glücklich, wenn die Kinder Gottes sein Wort so ehren, dass sie sich in allem durch dasselbe leiten lassen. Wir brauchen aber jetzt, ebenso wie damals der Jude, die göttliche Führung und Leitung zur angenehmen und wohlgefälligen Anbetung. „Es kommt aber die Stunde und ist schon jetzt, wo die wahrhaftigen Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werben; denn der Vater sucht auch solche, die Ihn anbeten“ (Joh 4,23–24). In der Anbetung der Kinder wird mehr als Aufrichtigkeit und Inbrunst der Gefühle gefordert. Sie muss in der Salbung des Geistes und nach der Wahrheit Gottes sein. Doch haben wir alles – gepriesen sei sein Name! – in der Person und dem Werk unseres gesegneten Herrn Jesus. Er ist beides unser Opfer und unser Priester, und das Recht unseres Eintritts in das Allerheiligste. O, dass wir doch seiner verwundeten Seite recht nahe gehalten werden möchten, und in dem bleibenden Gefühl einhergehen, dass Er der Grund, das Wesen und der süße Geruch unserer ganzen Anbetung ist!

Lasst uns jetzt in aller Kürze diese drei schon erwähnten Punkte betrachten.

1. Zuerst möchten wir bemerken, dass das Opfer die Basis der Anbetung ist. Eine Gott angenehme Anbetung muss auf ein Ihm angenehmes Opfer gegründet sein. Da der Mensch in sich selbst schuldig und unrein ist, so bedarf er eines Opfers, um seine Schuld zu entfernen, ihn von seinen Befleckungen zu reinigen, und ihn für die heilige Gegenwart Gottes passend zu machen. „Ohne Blutvergießung ist keine Vergebung.“ Und ohne Vergebung, und die Erkenntnis derselben, kann keine glückliche Anbetung sein, – kein wahres, herzliches Lob, keine wahre und herzliche Anbetung und Danksagung. Dorthin zu gehen, was man die „Stätte der Anbetung“ nennt, oder Gott, den Herrn, in Geist und Wahrheit anzubeten, sind ganz verschiedene Dinge. Gott ist heilig und der Mensch muss sich Ihm nahen nach seinem Willen und gemäß dem, was Er ist. Sowie Moses zu Aaron, bei der feierlichen Gelegenheit der Sünde Nadabs und Abihus sagte: „Das ist es, was der Herr gesagt hat: Ich werde geheiligt werden an denen, die zu mir nahen, und vor allem Volk werde ich verherrlicht werden“ (Kap 10,3). Der Herr allein konnte Anweisungen geben, wie das Volk Ihm nahen sollte. Dies ist der große Gegenstand des dritten Buchs Mose. Die Betrachtungen über die ersten sieben und das sechszehnte Kapitel2, werben dem Leser einen sehr vollständigen und interessanten Anblick der Verordnung des Opfers und des Charakters der jüdischen Anbetung geben.

Auf dem Grund des dargebrachten und angenommenen Opfers wurden die Kinder Israel als das anbetende Volk Gottes eingesetzt. Auf demselben Grund – nämlich auf dem des dargebrachten und angenommenen Opfers – sind auch jetzt die an Jesus Glaubenden als das anbetende Volk Gottes eingesetzt (Man lese 3. Mo 16; Chr 9–10). – Sie haben Israels Platz eingenommen, aber nach einer viel höheren Ordnung, sowohl in Betreff des Opfers, als auch des Priesters und des Ortes der Anbetung. Der Kontrast zwischen beiden ist groß und in der heiligen Schrift stark hervorgehoben, besonders im Brief an die Hebräer. Die jüdischen Opfer erreichten nie das Gewissen des Opfernden, und der jüdische Priester konnte diesen nie „ganz rein“ erklären. Die Gaben und Opfer, welche unter dem Gesetz dargebracht wurden, konnten nie, wie der Apostel uns sagt, „dem Gewissen nach den vollkommen machen, der den Gottesdienst tat.“ Das Gewissen, welches stets der Widerschein des Opfers ist, konnte nicht vollkommen sein, weil das Opfer nicht vollkommen war. „Denn es ist unmöglich, dass Stier– und Bocksblut Sünden wegnehmen“ (Heb 10,4). Deshalb war der jüdische Gottesdienst mit unwirksamen Opfern, mit niederdrückenden Gebräuchen und einem ungereinigten Gewissen verbunden, wodurch in dem Anbeter ein Geist der Knechtschaft und der Furcht erzeugt wurde.

Betrachten wir aber jetzt den Gegensatz von diesem allen in dem einmal dargebrachten und angenommenen Opfer Jesu Christi. „Er ist in der Vollendung der Zeitalter einmal offenbart zum Wegtun der Sünde durch das Schlachtopfer seiner selbst“ (Heb 9,26). Alles ist getan. „Nachdem Er durch sich selbst die Reinigung unserer Sünden gemacht, hat Er sich zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt“ (Heb 1,3). Wenn der Anbeter auf Grund dieses Opfers vor Gott kommt, so findet er, dass er nichts zu tun hat, ausgenommen als Priester das Lob dessen zu verkündigen, „der ihn aus der Finsternis in sein wunderbares Licht berufen hat“ (1. Pet 2,9). Sogar hat Christus in Betreff unserer Rechtfertigung und unserer Annahme nichts mehr zu tun. „Denn durch ein Opfer hat Er auf immerdar die, welche geheiligt werden, vollkommen gemacht.“ Der Jude war durch sein Opfer nur zeremoniell rein, und das auch nur, so zu sagen, für einen Augenblick; aber der Christ ist es durch das Opfer Christi wirklich, und zwar für immer. O welch ein beruhigendes Wort: „Für immer!“ Es ist das allgemeine Vorrecht aller Gläubigen, als Anbeter vor Gott vollkommen zu sein, „durch das Opfer des Leibes Jesu Christi.“ Über diesen höchst wichtigen Punkt ist das Zeugnis der heiligen Schrift am völligsten und ausführlichsten. Denn die Anbeter, einmal gereinigt, sollen „kein Gewissen mehr haben von Sünden.“ „Das Blut Jesu Christi seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde.“ „Und ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten will ich nicht mehr gedenken“ (1. Joh 1,7; Heb 10,17). Durch das Werk Christi für uns wurden alle unsere Sünden hinweggetan. Und nun wissen wir durch den Glauben an Gottes– Wort, dass sie alle vergeben und vergessen sind. Daher können wir uns Ihm nahen, und in der seligen Gewissheit in seiner heiligen Gegenwart stehen, dass weder Sünde noch Flecken an uns ist. Unser großer Hohepriester hat uns „ganz rein“ (Joh 13) erklärt. Indem wir dieses glauben, ist das Bewusstsein der Schuld hinweggenommen; „wir haben kein Gewissen mehr von Sünden.“ –

Doch vergessen wir nicht, dass diese tiefe und köstliche Wahrheit nicht sagen will, dass da kein Bewusstsein von Sünden mehr ist. Weit davon entfernt. Oder dass wir durch Fehltritte nicht ein böses Gewissen bekommen können – oder dass wir uns nicht üben sollten „allezeit ein Gewissen ohne Anstoß vor Gott und Menschen zu haben.“ Durchaus nicht. Es ist einfach damit gemeint, dass Christus, durch das eine, vollkommene und vollendete Opfer seiner selbst, alle unsere Sünden, Wurzel und Zweig, für immer vor Gott hinweggetan hat. Und da wir nun, geleitet durch das Wort, dieses Wissen und Glauben, wie kann es da noch Sünden auf dem Gewissen geben? Christus hat sie alle hinweggetan. Das kostbare Blut des ein für alle Mal für uns dargebrachten und angenommenen Opfers hat uns von jeglicher Befleckung der Sünde gereinigt. Es mag das tiefste Gefühl der innewohnenden Sünde, der mannigfachen Sünden und Vergehungen im täglichen Leben, und das peinliche Bekenntnis derselben vor Gott vorhanden sein; aber dennoch ist da die völligste Versicherung, dass Christus für unsere Sünden starb, sie alle hinwegtat und dass nicht eine einzige derselben uns je zur Last gelegt werden kann. Dies ist gewiss eine höchst wunderbare Wahrheit; aber es ist die große, die notwendige Wahrheit für einen Anbeter. Wie könnten wir stehen in der Gegenwart Gottes, wo alles Vollkommenheit ist, wenn wir nicht so rein wären, wie Er uns zu haben verlangt? Wir müssen rein genug für das Auge der unendlichen Heiligkeit sein. Und gepriesen sei Gott! Alle, die an Jesus glauben und auf seinem vollendeten Werk ruhen, haben Vergebung und sind gerechtfertigt; sie haben das ewige Leben, Gerechtigkeit und Frieden. Der erste Schrei des schuldigen Sünders um Gnade wird durch das Blut des Opfers beantwortet. Es erfüllt die tiefsten Tiefen seines Bedürfnisses, – es erhebt ihn zu den höchsten Höhen des Himmels, und macht ihn fähig, dort zu sein, ein glücklicher Anbeter in der unmittelbaren Gegenwart des Thrones Gottes. „Denn freilich hat Christus einmal für Sünder gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, auf dass er uns zu Gott führe“ (1. Pet 3,18). „Denn wenn das Blut von Stieren und Böcken und die Asche einer jungen Kuh, auf die Unreinen gesprengt, zur Reinheit des Fleisches heiligt, wie vielmehr wird das Blut des Christus, der durch den ewigen Geist sich selbst ohne Flecken Gott geopfert hat, euer Gewissen von tobten Werken reinigen um dem lebendigen Gott zu dienen?“ (Heb 9,13–14)

2. Zweitens haben wir in der reichen Vorsorge der Gnade Gottes den Herrn Jesus Christus als unseren großen Hohepriester in der Gegenwart Gottes für uns. Er ist dort beschäftigt für uns. „Wir haben einen solchen Hohepriester, der zur Rechten des Thrones der Majestät in den Himmeln sitzt, ein Diener des Heiligtums und der wahrhaftigen Hütte, welche der Herr aufgerichtet hat und nicht der Mensch“ (Heb 8,1 2). – Nachdem das Werk seines Opfers ganz und gar vollendet war, hat Er sich niedergesetzt. Aaron wird uns immer in einer stehenden Stellung dargestellt. Sein Werk war nie vollendet. Er stand da, „täglich den Dienst verrichtend, und oftmals dieselben Schlachtopfer darbringend, welche niemals Sünden wegnehmen können. Er aber, nachdem Er ein Schlachtopfer für Sünden dargebracht, hat sich für immerdar zur Rechten Gottes gesetzt“ (Heb 10,11–12). Sobald das Gesetz des Herrn in Betreff des Opfers gegeben war, wurde das Priestertum eingesetzt. Die Heiligen haben beides in Christus. Er ist unser Opfer und unser Priester. Er erschien einmal auf dem Kreuz für uns. Er erscheint jetzt im Himmel für uns. In Kurzem Wird Er in der Herrlichkeit mit uns erscheinen. Die Erkenntnis dessen, was Er auf dem Kreuz vollbrachte und was Er jetzt im Heiligtum droben tut, wird in unseren Herzen die Hoffnung seiner Ankunft nähren und uns leiten, nach seiner Erscheinung in Herrlichkeit uns zu sehnen.

Im Neuen Testament lesen wir nur von zwei Ordnungen von Priestern – nämlich von Christus als dem großen Hohepriester im Himmel und von dem allgemeinen Priestertum aller Gläubigen auf Erden. „Zu welchem kommend, als zu einem lebendigen Stein, von Menschen zwar verworfen, vor Gott aber auserwählt, kostbar, seid auch ihr, als lebendige Steine auferbaut, ein geistliches Haus, ein heiliges Priestertum, um geistliche Schlachtopfer, Gott wohlannehmlich, durch Jesus Christus darzubringen“ (1. Pet 2,4–5). Und wiederum: „Der uns geliebt, und uns von unseren Sünden in seinem Blut gewaschen hat, und uns zu einem Königtum, zu Priestern seinem Gott und Vater gemacht hat“ (Off 1,5 6). – Diese Worte beweisen deutlich die allgemeine Stellung aller Gläubigen als Priester Gottes. Im ganzen Neuen Testament ist keine Erwähnung irgendeiner besonderen Klasse oder Ordnung von Christen, die, unterschieden von anderen Christen, den priesterlichen Dienst verwalten. Christus ist der Hohepriester über das Haus Gottes, und sein ganzes Volk sind, kraft ihrer Verbindung mit Ihm, Priester, und haben das Vorrecht als einmal gereinigte Anbeter in das Allerheiligste einzutreten. Selbst die Apostel nahmen nie, als unterschieden von dem geringsten Kind Gottes, oder als über demselben, die Stellung als Priester ein. Sie mochten wohl ihre Vorrechte besser kennen und sie mehr genießen als viele andere. Ihre Gaben und ihre Berufung in Betreff des Dienstes am Wort waren abgesondert und unterschieden; aber als Anbeter standen sie auf demselben Grund wie alle die Übrigen, und beteten vereint mit ihnen Gott an durch Jesus Christus, den großen Hohepriester seines ganzen Volkes.

In dem priesterlichen Dienst unseres hochgelobten Herrn gibt es viele Punkte von besonderem Interesse, wovon wir nur die zwei folgenden hervorheben wollen.

1. Als unser großer Hohepriester vertritt Er uns im Heiligtum droben. O, welch ein Vertreter! Gottes geliebter Sohn, – der verherrlichte Mensch – dessen Name über jeden Namen ist! „Denn der Christus ist nicht in das mit Händen gemachte Heiligtum, ein Gegenbild des wahrhaftigen, eingegangen, sondern in den Himmel selbst, um jetzt vor dem Angesicht Gottes für uns zu erscheinen“ (Heb 9,24). – O, welch eine Würde! Welch eine Nähe Gottes ist unser! Ach, dass unsere Herzen sie besser zu würdigen verständen! Als Aaron in seinen schönen und herrlichen Gewändern vor dem Herrn erschien, stellte er die Kinder Israel dar. Ihre Namen waren in köstliche Steine in das schöne Brustschild eingegraben. Gesegnetes Vorbild unseres wirklichen Platzes in dem Herzen Christi, welcher nicht jährlich, wie Aaron vor Alters, sondern fortwährend in der Gegenwart Gottes für uns erscheint. Der Name eines jeden Gläubigen ist beständig vor dem Auge Gottes, und zwar in all der Herrlichkeit und Schönheit Christi, seines geliebten Sohnes. Wir stehen in seiner Gerechtigkeit, besitzen sein Leben, genießen seinen Frieden, sind erfüllt mit seiner Freude und strahlen in seiner Herrlichkeit. Obgleich ohne Anspruch, Titel oder Vorrecht in uns selbst, so haben wir doch alles in Ihm. Er ist dort für uns und an unserer Stelle. Sein Name sei für immer gelobt!

„Er steht droben als ihr Hohepriester, Trägt ihre Namen all auf seiner Brust.“

Es ist durch seine fortwährende Vermittlung im Himmel, dass die Heiligen auf der Erde während ihrer Reise durch die Wüste unterstützt und versorgt sind, und zu gleicher Zeit als Anbeter innerhalb des Vorhangs aufrechterhalten werden, und zwar in all dem süßen Geruch seiner göttlichen Vortrefflichkeit. Und weder ihre Unwissenheit, noch ihr Mangel am Genuss dieser Dinge, ändert oder beeinträchtigt ihre gesegnete, herrliche, ewige Wirklichkeit, „indem Er immerdar lebt, um für sie zu bitten“ (Heb 7,25).

2. Als unser großer Hohepriester stellt Er Gott die Gaben und Opfer seines anbetenden Volkes dar. Unter dem Gesetz brachte der Anbeter sein Opfer dem Priester, und durch diesen wurde es dem Herrn auf seinem Altar dargebracht. Alles wurde von dem Priester, dem Wort des Herrn gemäß, angeordnet. Wie vollkommen geschieht dies nun alles für den Anbeter jetzt durch seinen Hohepriester im Himmel! Unsere Gebete, unser Lob, unsere Danksagung, kurz alles geht durch seine Hände, bevor es den Thron Gottes erreicht. Welch eine unaussprechliche Gnade ist dies, wann wir an unseren mangelhaften und vermengten Dienst denken! Sogar vieles, was von dem Fleisch ist, mischt sich in das, was von dem Geist ist. Aber der geliebte Herr weiß es zu trennen und zu unterscheiden. Das, was von dem Fleisch ist, muss verworfen, und als Holz, Heu und Stoppeln verbrannt werden, während das, was von dem Geist ist, als kostbar erhalten, und Gott dargebracht wird in dem süßen Geruch seines vollkommenen Opfers. „Durch Ihn lasst uns denn Gott stets das Opfer des Lobes, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen, darbringen“ (Heb 13,15). – Die Güte der Philipper gegen Paulus war „ein duftender Wohlgeruch, ein angenehmes Opfer, Gott wohlgefällig.“ Daher die Wichtigkeit der Ermahnung: „Alles, was ihr irgend tut, in Wort oder im Werk, alles tut im Namen des Herrn Jesus, danksagend dem Gott und Vater durch Ihn“ (Kol 3,17).

3. Drittens bemerken wir, dass des Christen einziger Ort der Anbetung im Inwendigen des Vorhanges ist, „wo der Vorläufer für uns eingegangen.“ Außerhalb des Lagers, ist sein Platz als Zeuge – im Inwendigen des Vorhangs aber sein Platz als Anbeter. In beiden Stellungen ist Christus gewiss bei ihm. „Darum lasst uns zu Ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers, seine Schmach tragend“ (Heb 13,13). „Da wir denn, Brüder, zum Eintritt in das Heiligtum Freimütigkeit haben, durch das Blut Jesu usw“ (Heb 10,19). – Diese beiden Stellungen, in Gemeinschaft mit Christus selbst, durch die Unterweisung des Geistes zu kennen, ist eine unaussprechliche Segnung. Die Kirche oder Versammlung hat keinen von Gott geweihten Platz der Anbetung auf der Erde. Unser Platz ist im Himmel, kraft des Opfers und des priesterlichen Dienstes droben für uns. Was auch der Charakter des Gebäudes sein mag, in welchem Christen in dem Namen des Herrn Jesus versammelt sind, ihre wahre und einzige Sphäre der Anbetung ist das himmlische Heiligtum. Durch den Glauben an Gottes Wort und durch die Kraft seines Heiligen Geistes beten sie Ihn an in „der wahrhaftigen Hütte, welche der Herr aufgerichtet hat, und kein Mensch.“

Israel hatte „ein weltliches Heiligtum“ und folglich war auch der Charakter ihrer Anbetung weltlich; „der Weg zum Heiligtum war noch nicht offenbart, solange die erste Hütte noch (ihre) Stellung hatte“ (Heb 9,8). Aber der Weg ist durch das Blut Jesu eröffnet worden. Derselbe Schlag, der das Lamm tötete, zerriss den Vorhang von oben bis unten. Der Weg in das Allerheiligste war alsdann geöffnet und Christus, mit allen seinen im Blut gewaschenen Heiligen trat ein in die unmittelbare Gegenwart Gottes, ohne einen Vorhang. Da ist jetzt nicht, wie ehemals unter dem Gesetz, ein Platz der Anbetung im äußeren Vorhof für das Volk, und ein anderer im Tempel für den Priester. Diese Unterschiebe sind in der Kirche des lebendigen Gottes unbekannt. Es ist jetzt alles priesterliche Anbetung, und Anbetung im Tempel. Alle sind gleich nahe – alle haben dieselbe Freiheit. – alle sind gleich angenehm durch die Gegenwart und die Vermittlung des großen Hohepriesters seines Volkes. Dasselbe kostbare Blut, welches uns von aller Sünde gereinigt, hat uns Gott nahegebracht als Kinder und als anbetende Priester. Und wenn wir in Wahrheit die wunderbare Wirkung und die Macht jenes Blutes in den himmlischen Örtern kennen, so werden wir uns dort zu Haus und glücklich fühlen in der ganzen Freiheit und Würde der Kindschaft und in der ganzen dienstlichen Nähe und Stellung einmal gereinigter Anbeter im Allerheiligsten. O, dass doch unsere Herzen in der süßen Erinnerung, Erkenntnis und Macht der reichen Vorsorge der Gnade Gottes für alle unsere Bedürfnisse möchten erhalten werden! O, dass wir das Blut auf dem Gnadenstuhl, den Diener des Heiligtums und unseren heiligen, himmlischen und ewigen Ort der Anbetung nie aus dem Auge verlieren möchten!

Wir bitten nun den geliebten Leser dringend, indem wir zu der Betrachtung unseres Gegenstandes selbst übergehen, derselben mit allem Fleiß und aller Aufmerksamkeit zu folgen. Das Licht, welches dieser Gegenstand auf die Person und das Werk Christi, den Grund und den Charakter unserer Gemeinschaft mit Gott verbreitet, ist für ein Herz, das im Genüsse jener ewigen Wirklichkeiten zu leben wünscht, in Wahrheit gesegnet. Diese Betrachtungen werden ihm zur Erklärung des Textes selbst sehr behilflich sein, und Zugleich eine interessante und praktische Anschauung vieler Zeremonien geben, die wir oft, als uninteressant und unbelehrend für uns, zu übergehen geneigt sind.

Möge der Herr sich zu dieser kleinen Schrift in Gnaden bekennen, und sie zur Ehre seines Namens, und zum Trost und Segen vieler teuren Seelen benutzen und segnen! (Fortsetzung folgt)

Fußnoten

  • 1 Übersetzt aus: Notes on leviticus von C. H. Mackintosh
  • 2 Wir werben hier nur den ersten sieben Kapiteln unsere Aufmerksamkeit widmen.
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