Botschafter des Heils in Christo 1863
Eine gute und sichere Sache
„In meinem Herzen habe ich dein Wort verwahrt, damit ich nicht gegen dich sündige.“ (Ps 119,11).
Dieses ist wahrlich eine gute und sichere Sache. Lasst uns sie wohl erwägen und befolgen. Es gibt dabei drei Fragen zu beantworten: Was habe ich verborgen? Wo habe ich es verborgen? Warum habe ich es verborgen? Der Herr selbst möge die Beantwortung dieser einfachen Fragen recht tief in unsere Herzen einprägen!
1. Was habe ich verborgen? „Dein Wort.“ Es ist nicht eines Menschen Wort, sondern Gottes Wort, das ewiglich lebt und bleibt. Dies ist die Sache, die wir zu verbergen haben. Es ist ein Schatz, der des Verbergens wert ist. Kein Dieb kann ihn stehlen, keine Motte ihn verderben. Wenn wir ihn in Wahrheit erkennen, so werden wir ihn verbergen; und nie können wir dem Wort Gottes einen zu hohen Wert beilegen. So dachte der Psalmist, als er es verbarg. Dieser Ausdruck zeigt uns klar, wie hoch er dieses Wort schätzte. „Ich habe es verborgen.“ Er vergrub es in seinem Innern und stellte es außer den Bereich von allem, was es ihm hatte rauben können. Lasst uns darin seine Nachahmer sein!
2. Wo habe ich es verborgen? „In meinem Herzen.“ Es war weder in seinem Kopf, noch in seinem Verstand, sondern in seinem Herzen – dem Wohnsitz seiner Zuneigungen – dem Mittelpunkt seines moralischen Charakters – der Quelle aller Einflüsse, die seine ganze Laufbahn regierten. Dies ist der rechte Platz, um das Wort zu verbergen. Man soll es nicht unter einen Scheffel stellen, oder in die Erde vergraben, noch soll man es gebrauchen, um die Menschen in eine knechtische Furcht zu bringen, es sei denn, dass sie es verspotten, oder sich empören. Wir haben das Wort Gottes gerade da zu verbergen, wo es auch der Psalmist verbarg – in unserem Herzen. Dies lasst uns wohl beachten und befolgen!
3. Warum habe ich es verborgen? Um einer sehr wichtigen Ursache willen. „Auf dass ich nicht Wider dich sündige.“ Es ist nicht, um einen reichen Vorrat von neuen Gedanken zu haben, um darüber zu disputieren und damit zu glänzen, noch um fähig zu sein, seine Widersacher durch Beweisgründe zu verwirren, oder sie zum Schweigen zu bringen. Der Psalmist dachte an dies alles nicht. Er hatte einen Abscheu gegen die Sünde – einen heiligen Abscheu; auch wusste er, dass das Wort Gottes der Schutz gegen die Sünde war, und darum verbarg er es in seinem Herzen. Und um derselben Ursache willen haben auch wir es in unserem Herzen zu verbergen. Der Apostel ermahnt: „Das Wort des Christus wohne in euch reichlich in aller Weisheit; euch lehrend und ermahnend mit Psalmen und Lobliedern und geistlichen Liedern, Gott singend in eurem Herzen mit Gnade“ (Kol 3,16). sein Wort ist die rechte Waffe im Streit, gibt Kraft in der Schwachheit und Mut in den vielfachen Versuchungen. Möchten wir darum stets in Wahrheit mit dem Psalmisten ausrufen können: „In meinem Herzen habe ich verborgen dein Wort, damit ich nicht wider dich sündige.“