Botschafter des Heils in Christo 1863
Die Leiden und die Lobgesänge Christi
Das Resultat der Wahrheit in diesem Psalm ist, dass diejenigen Gott loben sollen, die Ihn suchen. Es ist die Frucht der lauteren Gnade, die hier auf eine sehr bemerkenswerte Weise hervortritt, und ganz und gar von einer Hoffnung oder Verheißung unterschieden ist. Es ist sicherlich keine Verheißung, dass der Heilige von Gott verlassen sein sollte, und dennoch ist dies hier die Ursache des Lobes.
In Psalm 19 haben wir das Zeugnis der Schöpfung und des Gesetzes. Es ist ein feierlicher Gedanke, dass der Mensch alles, was irgendwie von ihm berührt worden ist, verdorben hat. Die Schöpfung seufzt, sobald ein Mensch dagewesen ist. Aber wenn ich das anschaue, was der Mensch nicht erreichen kann: den Mond, die Sterne usw. usw. – alles ist herrlich. „Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und die Beste verkündigt seiner Hände Werk.“ Dann (V. 7 usw.). „das Gesetz des HERRN ist vollkommen, wiederherstellend die Seele, das Zeugnis des HERRN ist wahrhaftig, belehrend den Unkundigen. Die Befehle des HERRN sind richtig, erfreuend das Herz; das Gebot des HERRN ist rein, erleuchtend die Augen.“ Hier handelt es sich nicht darum ob der Mensch das Gesetz halten kann oder nicht, sondern um dessen innere Vollkommenheit und dessen Wert für jene, welche durch die Gnade vom dem Licht desselben Nutzen ziehen. Auch können diese Zeugnisse nicht verändert werden. Der Mensch erfüllte frühzeitig die Erde mit Verderbtheit und Frevel. „Und Gott sah auf die Erde, und siehe, sie war verdorben, und Gott sagt: Das Ende alles Fleisches ist vor mich gekommen; denn die Erde ist voll Frevels von ihnen“ (1. Mo 6,12–13). Die Himmel, überall ausgebreitet, und die Sonne, die in unermüdlichem Kreislauf von einem Ende zum anderen läuft, sind die glänzenden, unveränderlichen Zeugnisse der göttlichen Herrlichkeit, die außer dem Bereich der schändenden Hand des Menschen liegen. Ebenso wenig ändert sich das Gesetz des HERRN ; aber wenn der Mensch das Gesetz des HERRN nicht ändern kann, so ist er ihm ungehorsam. Die Wirkung des Gesetzes ist, von einem sündhaften Menschen zu fordern, dass er nicht sündigen solle.
Beachte im Vorbeigehen die Ordnung der Handlungsweise Gottes. Als die Sünde in die Welt kam, da sagte Gott, dass der Samen der Frau den Kopf der Schlange zertreten sollte. Dies ist keine Verheißung für Adam, sondern das für den Satan angekündigte Gericht. Insofern es eine Verheißung ist, gehört sie dem zweiten Adam. Später kommt ein Wort von bestimmter Verheißung zu Abram, dem Vater der Gläubigen: „In dir sollen alle Geschlechter der Erde gesegnet werden.“ Nachher, als das Opfer auf Morija stattgefunden hatte, wurde, wie vorher, die Verheißung seinem Samen ohne Bedingung gemacht. Es musste aber die Frage der Gerechtigkeit erhoben werden, weil Gott der gerechte Gott ist. Die Segnung unter dem Gesetz war eben sowohl von des Menschen als auch von Gottes Treue abhängig. Auf Sinai wurde gesagt: „Werdet ihr nun meiner Stimme gehorchen und meinen Bund halten, so sollt ihr mein Eigentum sein vor allen Völkern“ (2. Mo 19,5). das Gesetz erhob die Frage der Gerechtigkeit und stellte den Menschen unter den Gehorsam, anstatt ihm seinen Platz als Sünder anzuweisen. Und alles Volk antwortete Zugleich und sagte: „Alles, was der Herr geredet hat, wollen wir tun.“ Dies war das Gesetz, und Israel war unter demselben; „so viele aber ans Gesetzes Werken sind, sind unter Fluch.“ Lange nachher erschien ein anderes Zeugnis. Es kam einer, der sowohl von der moralischen Natur Gottes, als auch von seiner Macht zeugte, – einer, der, anstatt eine bloße Forderung an den Menschen zu stellen, die Gerechtigkeit Gottes offenbarte, – einer, der, wenn Er wäre – aufgenommen worden, alle Verheißungen in sich selbst brachte.
Und wie wurde Christus aufgenommen? Er wurde völlig verworfen. In Psalm 20 ist der Messias in den Tagen der Trübsal betrachtet. Ebenso werden auch die Juden in ihren letzten Tagen Trübsal haben, wenn sie Jesus als ihren Heiland erkennen. Psalm 21 ist die Antwort ihres göttlichen Wunsches in Betreff des Gesalbten des HERRN und der Ausdruck ihrer Freude über seine Erhöhung als König. „Den Wunsch seines Herzens hast du Ihm gegeben und das Verlangen seiner Lippen nicht verweigert“ (V. 2).
In Psalm 22 aber haben wir eine ganz andere Sache. Christus ist von Gott verlassen. Nicht, als ob Er dort nicht auch von dem Volk verachtet worden sei. Viele Stiere umgaben Ihn, gewaltige Basans umringten Ihn, die Versammlung der Gottlosen umzingelte Ihn; aber dies alles, welches keiner fühlte, wie Christus allein es fühlen konnte, was war es in der Gegenwart, der Ehrfurcht erweckenden Wirklichkeit der Leiden Christi von der Hand Gottes – der Leiden Christi für die Sünde? Es ist ein trauriges, aber nützliches Gemälde von Seiten des Menschen; denn es ist bei allen dieselbe Natur, – solche waren wir; aber wende das Bild um, und was ist die andere Seite? Christus hat ans Licht gebracht, was Gott ist, und das ist Liebe, sogar wenn es sich um unsere Sünden handelt.
Was ist der Mensch? Was war Pilatus? Ein ungerechter Richter, der seine Hände wusch, während er den zum Tod verdammte welchen er dreimal schuldlos erklärt hatte; und dies auf Anreizung ja auf Verwendung der Hohepriester und der Leiter des Volkes Gottes. Und die Jünger – was und wo waren sie? „Sie alle verließen Ihn und flohen.“ Und Petrus folgte Ihm von ferne nach. Aber kaum ist er in den Palast eingetreten, so flucht und schwört er, und verleugnet Jesus drei Mal. Betrachte den Menschen von jeder Seite – und wenn Christus da ist, so ist alles auf die Probe gestellt – und nichts als Sünde kommt hervor. Sein Kreuz, sein Tod offenbart den wirklichen Charakter von allem; die moralische Geschichte des Menschen ist beendet. „Christus ist in der Vollendung der Zeitalter einmal offenbart zum Wegtun der Sünde durch das Schlachtopfer seiner selbst“ (Heb 9,26). Der Mensch ist gewogen und zu leicht gefunden worden. „Das Fleisch nützt auf alle Weise nichts.“ Es bricht das Gesetz und missbraucht die Gnade. Das Ende von allem, was ich als Mensch bin, lese ich in dem Kreuz. „Aber wo die Sünde überströmend geworden ist, da ist die Gnade überschwänglicher geworden.“ – Doch hier ist noch eine ganz andere Sache. Auf dem Kreuz hing der fleckenlose, gesegnete Mensch: aber verlassen von Gott. Welch eine Tat vor der Welt! Kein Wunder, dass die Sonne, das zentrale und glänzende Zeugnis von Gottes Herrlichkeit in der Natur verfinstert wurde, als der treue und wahrhaftige Zeuge zu seinem Gott schrie und nicht erhört wurde.
Verlassen von Gott! Was. will das sagen? Was hat der Mensch damit zu tun? Welches Teil habe ich an dem Kreuz? Ein einziges Teil: – meine Sünden. Hier ist einer, der von Gott verlassen ist, und es vor allen Menschen laut bekennt, und keiner ist da, der es sieht und mitfühlt, wie es in Psalm 30 geschieht. Die Frauen, welche von Galiläa nachgefolgt waren, weinten wohl; aber sie wussten nicht warum. Sie ist nicht zu ergründen, jene höchst feierliche, einsame Stunde, die von allen, früher oder später, völlig verschieden war. Wie glänzt darin die Vollkommenheit Christi! „Der Mann Mose war sehr geduldig über alle Menschen auf Erden“; dennoch erbitterten sie seinen Geist, „also dass er unbedacht redete mit seinen Lippen.“ – „Von der Geduld Hiobs habt ihr gehört;“ dennoch öffnete er seinen Mund, um seinen Tag zu verfluchen, und murrte, dass der Erhalter der Menschen ihn als ein Merkmal gesetzt hatte, so dass er sich selbst eine Last war. Bei Christus aber kam nichts hervor, als was vollkommen war.
Was ist das Erste von allem, was ich Christus zu sagen habe? Was bringe ich zum Kreuz? Was habe ich darin? Meine Sünden. Es gibt keine Eitelkeit, die wir Christus nicht vorgezogen haben. Welch ein demütigender Gedanke für uns, für mich! Der Gerechte leidet für die Sünde und rechtfertigt Gott, obschon Er Ihn in der tiefsten Seelenangst verließ, wo Er Ihn, so zu sagen, am meisten bedurfte. „Du aber bist heilig, der du wohnst unter den Lobgesängen Israels. Auf dich vertrauten unsere Väter; sie vertrauten, und du halfst ihnen aus. Zu dir schrien sie und wurden gerettet; sie vertrauten auf dich und wurden nicht zu Schanden. Aber ich, ich bin ein Wurm und kein Mann; der Menschen Hohn und der Verachtete des Volkes“ (V. 3–6). Es war ein Gehorsam – ein Leiden bis aufs Äußerste. Aber so verlassen Er auch war, so sagt Er dennoch, dass sein Gott heilig, ganz und gar derselbe sei. Wir wissen jetzt, warum es geschah. Es war für die Sünde, für unsere Sünden, nicht für die Gerechtigkeit. Unsere Sünden waren unsere alleinige Beisteuer zum Kreuz. Welch eine demütigende Mitteilung auf unserer Seite, aber auf seiner Seite – o, welch eine gesegnete Liebe!
Es ist eine wunderbare Wahrheit, dass der Sohn Gottes in die Welt kam, und Gott Ihn auf dem Kreuz zur Sünde gemacht hat – Ihn, der Sünde nicht kannte. Der fleckenlose Heiland hat den Kelch des Zorns getrunken. Es gefiel dem HERRN, Ihn zu zerschlagen – seine Seele zu einem Opfer für die Sünde zu machen. Er hat unsere Ungerechtigkeiten getragen. Was ist die Folge? Er starb unter der Last der Sünde, und was wurde aus ihr? Sie ist ganz und gar hinweggetan; nicht ist sie übertüncht worden, sondern durch das Opfer seiner selbst ist sie für immer beseitigt.
Also ist, vor dem Tag des Gerichts, die Sünde durch Gott auf dem Kreuz Christi vollständig gerichtet worden. Es wird ein Tag des Gerichts kommen, und die, welche nicht glauben, werden dort die ewige Verdammnis finden. Aber für die, welche glauben, ist hier das Gericht in Christus schon vollzogen. Gott muss die Sünde richten; aber wäre dieses alles, wo würde seine Liebe bleiben? Wenn Er die Sünde übersähe, wo bliebe seine Heiligkeit? Das würde nicht Hiebe, sondern Gleichgültigkeit gegen das Böse sein. Wenn ich das Kreuz ansehe, so sehe ich den vollkommenen Lohn der Sünde, und dies nicht in der Zerstörung des Sünders, sondern in der Person des Herrn Jesus Christus, welcher „einmal für Sünden gelitten hat, der Gerechte für die Ungerechten, damit Er uns zu Gott führe“, der in den Sünden, die auf diese Weise vollständig getilgt, verherrlicht wurde. Christus trug die Sünde an seinem eigenen Leib auf dein Holz; Er gab das Leben hin, in welchem Er sie trug, und stand ohne sie wieder auf. Jetzt ist also die Frage der Gerechtigkeit nicht allein erhoben, sondern auch völlig beantwortet. Auch ist es nicht länger eine Verheißung, sondern ein vollbrachtes Werk. Es geben Verheißungen für den Gläubigen, um Ihn zu seiner Zeit zu erfreuen; aber das Leiden auf dem Kreuz ist beendet und vorüber. Die Versöhnung ist weder eine Schöpfung, noch ein Gesetz, noch eine Verheißung, sondern ein göttliches Werk, gewirkt für die Sünde, und in Christus durch sein Blut schon vollendet, – in Christus, der jetzt von Gott angenommen, und zu seiner Rechten verherrlicht ist.
Wenn also die Sünde an Christus gerichtet ist, so folgt daraus nichts als Gnade für uns, in Ihm und durch Ihn. Denn wenn Gott am Tag des Gerichts an mir die Sünde richtet, so bin ich verloren. Doch ich sehe, dass Er sie in Christus geratet hat, „der um unserer Missetat willen verwundet, und um unserer Sünden willen zerschlagen ward;“, und jetzt stießt da ein Strom von ungetrübter Gnade. Denn es ist nicht nur der schonungslose Zorn Gottes auf Christus, den Gekreuzigten, gefallen, sondern Christus tritt auch in die ganze Wonne Gottes ein, nachdem die Sünde hinweggetan ist. Gott war jetzt nicht mehr ein Richter und ein Rächer, sondern ein Befreier vom Tod und von allen Folgen der Sünde, welche Christus auf sich genommen hatte. Seine Herrlichkeit als Gott und als Vater wurde offenbart, indem Er Christus von dem Tod auferweckte, Ihn als Mensch in die ganze Herrlichkeit, und als Sohn in unendliche Wonne vor sich setzte.
Welch ein Veränderung ist jetzt da! Christus ist erhört von den Hörnern der Einhörner. Die Auferweckung ist die Antwort seines Gottes und Vaters. Aber bemerke wohl: Christus hat ein Volk, welches Er seine Brüder nennt, und zu ihnen muss Er gehen, und ihnen alles erzählen. Gott hat auf eine gerechte Weise und in vollkommener Liebe Ihn aus dem Grab zurückgebracht, und jetzt sagt der Herr: „Ich will erzählen deinen Namen meinen Brüdern, inmitten der Versammlung will ich dir lobsingen“ (V. 22). Niemals ist das göttliche Wohlgefallen in Christus so vollkommen gewesen, als auf dem Kreuz; niemals war Gott so verherrlicht, als dort in Ihm; aber es war und konnte in jener schrecklichen Stunde, wo die Sünde gerichtet wurde, wie es niemals wieder geschehen wird, kein Genuss der Gemeinschaft sein. Sobald aber die Sünde getragen und Gott vollkommen gerechtfertigt und verherrlicht war, handelte es sich bei Christus darum, andere in den Platz der heiligen Freude und des göttlichen Friedens und seiner eignen Verwandtschaft mit seinem Gott und Vater einzuführen.
Maria Magdalena weinte am Grab; denn sie liebte den Herrn und kannte nicht die Errettung in seiner Auferstehung. „Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie Ihn hingelegt haben.“ Nach ihrer Meinung war alles verloren, sobald Er weggegangen war. Aber Jesus offenbarte sich ihr in der Auferstehung und sagte: „Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater. Gehe aber zu meinen Brüdern hin, und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott!“ – Für welche war das Werk getan, wenn nicht für sie? Aber noch mehr als das. Gott war sein Vater und der ihrige; sein Gott und der ihrige. Er bringt die Jünger in dieselbe Stellung, in welche Er selbst eingetreten ist.
Wenn du deine Kinder völlig liebst, so wünschest du sie in dieselbe Stellung, in welcher du selbst bist. So war es mit Christus. Er konnte allein leiden; als aber dies geschehen war, konnte Er auch allein loben? O nein: „Inmitten der Versammlung werde ich dich loben.“ Alle die Leiden und Schmerzen waren für Ihn; seine Freude aber wollte Er mit denen teilen, die Er liebte: Er selbst leitet ihr Lob. Er ist aus unergründlicher und unaussprechlicher Angst und Verachtung gekommen, – und schweigt Er still? Harmoniert nicht der Ton seines Lobes sehr wohl mit der Finsternis, in welcher Er war? Gibt nicht die Fülle der Freude Antwort auf sein Verlassensein von Gott für unsere Sünden? (V. 24–25). Er ist in der Tiefe für uns gewesen; aber jetzt ist Er herausgenommen und lobsingt; und wie sollten wir loben? Mit Ihm in der völligen Gewissheit über das, was Er getan hat. Gott wollte uns frei und glücklich vor sich haben, und zwar nach dem Wert dessen, was Christus getan hat. Er wollte jedes Böse an uns gerichtet haben; denn es ist ein heiliger Platz; aber der Platz, wo Er ist, ist das Ergebnis seines Werkes und Er gibt ihn völlig uns. Könnte ich mit meinen Sünden in die Gegenwart Gottes gehen? Ich würde vor Ihm fliehen, gleich Adam. Aber, indem ich an Christus glaube, bin ich in Gottes Gegenwart, weil Er mich dorthin gebracht hat.
Suchst du Gott? Hast du die Stimme Christi gehört? Sie ist nicht mehr der Schrei des tiefsten, nicht erhörten Kummers. Die Versöhnung ist vollbracht; Er selbst, der angenommene, verherrlichte Heiland, ist von dem Tod auferweckt. Und welch ein Unterschied ist zwischen der Betrübnis, womit Er betrübt war, und seiner Freude, sobald Er auferstanden war! Er sammelt Jens um sich, die Ihn annehmen, und in ihrer Mitte singt Er die Lobgesänge Gottes. Wenn du jetzt Gott suchst, so bist du durch sein Werk berechtigt, mit Ihm gemeinschaftlich seinen Lobgesang anzustimmen. Denn es ist nicht eine Verheißung, sondern eine vollendete Tatsache. Glaubst du an Christus? Wenn so, dann bist du vor dem Thron Gottes (der Stellung und nicht der Wirklichkeit nach), durch die Kraft des Kreuzes. Du bist innerhalb des Vorhangs, und deine Sünden sind für immer hinter dir zurückgeblieben.
Von Vers 22 an finden wir nichts als Gnade. Sagst du der du Gott suchst: „O, dass ich Ihn finden möchte?“ Siehe, Er hat dich gefunden; komm denn und lobe Ihn! Christus ist auf dem Kreuz gewesen, wo Er unsere Sünden trug. Du hast es als eine vollendete Tatsache zu lernen, und nicht zu sagen: „Ich hoffe, Er wird es tun.“ Das Werk ist vollbracht, die Sünde ist völlig hinweggetan, und Christus, der Leiter des Lobes gemäß seiner Würdigung der Sünde und des wohlverdienten Zornes, den Er in Gnade trug – Christus, der Bewirker der vollkommenen Befreiung, ist in seiner Auferstehung offenbart. Hinfort wird Lob und nichts als Lob gehört. Zuerst lobt Christus in der Mitte der Versammlung Gott und Zugleich werden die, welche den HERRN fürchten, aufgefordert, Ihn zu loben (V. 22–23). Sein Lob ist im Voraus angestimmt „in der großen Versammlung“; und „es werden den HERRN loben, die Ihn suchen und es werden eingedenk werden und zu Ihm umkehren alle Enden der Erde“ (V. 25–27). Im 1000-jährigen Reiche wird die Unterwerfung allgemein sein, „alle die Fetten der Erde“ – „die in den Staub hinabfahren, und der seine Seele nicht am Leben erhält; denn sie werden verkündigen seine Gerechtigkeit dem Volk, welches geboren werden wird, dass Er es getan hat“ (V. 30–32).
In dem Licht geben es Erfahrungen des Gewissens; aber wie gelange ich in jenes Licht? Dadurch, dass ich Christus, der die Sünden hinwegtrug, annehme. Wahrlich, wir müssen alle vor dem Richterstuhl des Christus offenbart werden; aber es ist der Richterstuhl dessen, der mich liebt und sich selbst für mich dahingegeben hat, der mich errettete, und in welchem ich angenommen bin. Wenn Christus es mit einem Pharisäer zu tun hatte, so nahm Er ihm bald die Maske weg; aber für den, der als Sünder zu Ihm kam, war Er immer Gnade, wie wir bei der Frau in Lukas 7 sehen. Niemals behandelte Er eine Seele hart, welche in der Aufrichtigkeit ihres Zustandes kam. Mit solchen redete Er, und wirkte Zugleich in der Wahrheit seiner Gnade. Jene sündige Frau wurde durch die göttliche Liebe in Christus angezogen, und hörte Ihn die Vergebung ihrer Sünden verkündigen. Sie kannte seine große Liebe und liebte viel. Und während Christus also beschäftigt war, störte Er sich nicht mehr an den Pharisäer, sondern sagte der Frau: „Dein Glaube hat dich errettet; gehe hin in Frieden!“ Und dieselbe Sache, die den Himmel mit Freude erfüllt, erfreute auch ihr Herz.
Ist auch deine Stimme erhoben, geliebter Leser, um mit Christus zu loben? Er ist von dem Zorn und der Finsternis des Kreuzes in das Licht und die Liebe von seines Vaters Gegenwart gegangen und lobsingt. Kannst du mit Ihm lobsingen? Alles Zittern hat dort ein Ende. Glaubst du, dass Er alles vollbracht hat? O wie weit bleiben jene, die Ihn suchen, und daran zweifeln, hinter seinem Herzen zurück. Was ist es, das du glaubst? Und an wen glaubst du? Weißt du nicht, dass Er den Kelch bis zur Hefe ausgetrunken hat? Und dennoch bist du in Ungewissheit? Wenn du daran denkst, was du bist, so sage ich dir, dass du weit, weit von dem entfernt bist, was du sein solltest. Wenn du aber an Ihn glaubst, so berechtigt dich sein Wort, auch mit Ihm zu loben. Er ist in der Gegenwart Gottes in Folge seines Werkes. Er hat sein Leben hingegeben, indem Er einmal für die Sünden litt, der Gerechte für die Ungerechten, damit Er uns zu Gott führe; – „Er hat alles vollbracht.“